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GewcrkfcbaftUcbea. Berlin und QmAezend. Protcft der Straßenbahner, Wie lvir am Donnerstag mitteilten, hat die Direktion der Lrojjen Berliner SiraßenSahn zum Weihnachtsfest sieben Angestellte. die dem Transportarbciteroerbande angehören und viele Jahre im Dienst der Strabenbahn standen, ohne Angabe von Gründen ent- lassen. Den Umständen nach müssen diese Entlassungen als Mass- regelungen angesehen werden. Gegen diesen Akt terroristischer Unternchmerwillkür protestierte eine sehr stark besuchte Versammlung der Strastenbabner, die der Transportarbeiterverband am Donners- tag nach der Brauerei Friedrichsyain einberufen hatte. Eingeleitet wurde die Versammlung durch ein wirkungsvolles Referat des Genossen Dr. Moses über die Bedeutung der Reichs- tagswahlen. Der lebhafte Beifall, den der Vortrag fand, ließ er- kennen, daß das Borgehen der Direktion einen für die Aufnahme der Ideen des proletarischen Klassenkampfes sehr geeigneten Boden in den Reihen der Angestellten geschaffen hat.-- Nach dem Vortrage forderte der Verbandsvertreter Riedel die Straßenbahner auf, am 12. Jannar den Kandidaten der Sozialdemokratie ihre Stimme zu geben. Die Aufforderung fand begeisterte Zustimmung und wird von den organisierten Straßenbahnern befolgt werden. 'Orthmann besprach hierauf die Maßregelung. Er erinnerte daran, daß es nicht das erstemal ist, wo die Direktion in dieser Weise gegen Mitglieder des Transportarbeiterverbandes vorgeht. Schon IDOL und 1907 erfolgten Maßregelungen in größerer Zahl und jetzt, nachdem sich die Direktion durch die Agitationsarbeit des Verbandes genötigt gesehen Hm, Gehaltsaufbesserungen zu be­willigen, sind ausgerechnet zumFest der Liebe" wieder einige Ver- bandsmitglieder rücksichtslos auf die Straße gesetzt worden. Die Direktion glaubt wohl, durch die Maßregelungen ihre Angestellten einzuschüchtern und so zu verhindern, daß in naher Zukunft weitere Forderungen auf Verbesserung der Arbeitsverhältnisse gestellt werden. Der Verband hat festen Fuß gefaßt unter den Angestellten der Großen Berliner . Sie sind nicht, wie in früheren Jahren, nach der Lohnbewegung dem Verbände untreu geworden, sondern es ist ein fester Stamm geblieben. DaS veranlaßte den gelben Verein, in seinem Organ eine Hetze gegen den Verband ins Werk zu setzen und die Direktion geradezu anzuflehen, daß sie gegen die Verbandsmitglieder vorgehe. Die Gelben forderten unverblümt eine Matzregelung ihrer dem Verbände angehörenden Arbeitsbrüder. Diesem schändlichen Verlangen ist die Direktion nun gefolgt. Die betreffenden Bahnhofs- Verwalter erklärten, sie hätten keine Schuld an den Maßregelungen. Ueber ihre Köpfe hinweg sind die Entlassungen vom Direktions- bureau aus erfolgt. Doch das Vorgehen der Direktion wird den beabsichtigten Zweck nicht erreichen. Die Angestellten werden sich ihre Rechte nicht nehmen lassen. Trotz Bespitzelung durch die Gelben hallen sie fest an ihrer Organisation und sie ver- langen, daß den Entlassenen ihr Recht wird, daß die Angelegenheit untersucht und die Gemaßregelten wieder eingestellt werden. Nachdem noch einige Redner in demselben Sinne gesprochen hatten, wurde die nachstehende Resolution einstimmig angenommen: Die Versammlung erblickt in der Entlassung einer Anzahl Mitglieder des Verbandes eine Maßregelung. Die Versammelten betonen, daß die Maßnahmen der Direktion ein Schlag gegen das Koalitionsrccht der Angestellten sind. Sie sind der Meinung, daß die Maßregelungen nur erfolgt sind auf Grund von Denunziationen seitens der Mitglieder des gelben Vereins, und bedauern, daß sich Arbeitnehmer gefunden haben, die zur Knebelung der eigenen Kollegen und zur Vernichtung des Koalitionsrechrs der Direktion die Hand geboten haben. Ferner erhebt die Ver- sammlung Prolest dagegen, daß die VereinSzeitungDie Straßenbahn" durch ihre verhetzenden Artikel erneut den Weg der Denunziation beschritten und dafür gesorgt hat, Angestellte brotlos zu machen. Gegen alle diese Maßnahmen, die eine Gefährdung der per- sönlichen Freiheit der Straßenbahnangestellten darstellen, protestiert die Versammlung auf das entschiedenste und verpflichtet sich, dahin zu wirken, daß die durch Gesetz festgelegten Rechte aller Arbeitnehmer in jeder Beziehung gewahrt bleiben." Die Versammelten er» warten, daß die Direktion bezüglich der Entlassungen eine Nach- Prüfung anordnet und sämtliche gekündigte Kollegen wieder ein- stellt. Geschieht dies wider Erwarten nicht, so werden die Versammelten dahin zu wirken suchen, daß durch den Ausbau der Organisation die Beseitigung des Ueberwachungskomitecs und die Gewährung voller Koalitionsfreiheit für alle Angestellten ermöglicht und dadurch eine Vermeidung weilerer Maßregelungen geschaffen werde. Zur Lage in der Damenkonfektion. Der Verband der Damen- und Mädchenmäntelfabrikanten ist setzt eifrig bemüht, den Schneidermeister» etwas von dem auf» zuzwingen, was die Fabrikanrenverlreter während des Streiks für eineabsolute Unmöglichkeit" erklärten. Die Konfektionäre oder Fabrikanten, wie sie sich nennen, haben nämlich in letzter Zeit den einzelnen Meistern einen Vertrag znr Unterschrift vorgelegt, der, wie behauptet wird, nach langwierigen Verhandlungen mit den Vertretern der Meister vereinbart worden ist. Es sind natürlich die Leute vom gelben Meisterverband, mit denen die Konfektionäre das Ding geschoben haben. In diesem Vertrage sind auch einige Minimalpreise samt Prozenrzuschlägen festgesetzt, jedoch nur für die Meister, nicht für die Heimarbeiterinnen. Als Miiiimalprcis soll z. B. gelten: für einen Paletot 1,25 M. und 20 Proz., für einen Stock 50 Pf., für einen Lodenkragen 1,20 M., beides ebenfalls mit 20 Proz. Zuschlag, für ein Kinderjackctt 1 M. samt 10 Proz. Auf alle bisher gezahlten Preise bis zu 2 M. sollen 20 Proz., bis zu 25 M. 10 Proz., nur alle Kindersachcn durchweg ebenfalls 10 Proz. Zuschlag gezahlt werden. Den Heim- arbeireriniten soll bei Stücken bis 1,10 M. 20 Proz., bis 12,50 M. 10 Proz. Ausschlag gewährt werden. Zur lseberwachung der Vertrags- bestimmuugcn soll eine Kommission von drei Fabrikanten und drei Meislern mit einem unparteiischen Obmann eingesetzt werden und, soweit die Verhältnisse der Heimarbeiterinnen in Frage kommen, eine andere Kommission aus einem Fabrikanten, zwei Meistern und drei Heimarbeilerinnen. Gelten soll der Vertrag bis zum Sl. Dezember 1910. also auf fünf Jahre. Er soll jedoch nur unter der Bedingung in Kraft treten, daß bis zum 10. Januar 1912 mindestens 1000 Metster ihn unterschriftlich anerkannt haben. In die erwähnten Komnnssionen können nur Meister gewählt werden, die den Vertrag unterzeichnet haben, oder Hern:- arbeiterinnen, die bei solchen Meistern arbeiten. Im übrigen enthält der Vertrag noch die Bestimmung. daß daö Kopieren der Muster nur dann zulässig sein soll, wenn der Meister, der das Muster gemacht hat, erklärt, daß er nicht in der Lage ist. in gegebener Zeit das Stück in genügender Quantität herzustellen, und daß be« Massenaufträ/«!», welche billiaer gemacht werden .nüssen. erst mit dem Meisier, der da? Muster gemach: hat, Rücksprache genommen werden Muß. Außerdem will der Fabrikanten- verband seine Mitglieder verpflichten, die Preise nicht zu drücken. Wenn die Konfektionäre nun diesen Vertrag durchzuführen suchen, so ist das zunächst ein Beweis dafür, daß der als ergebnislos abgebrochene Streik seine Wirkung getan hat. Die Herren haben eben Angst, daß der Kampf zu einer ihnen sehr ungelegenen Zeit von neuem ausbrechen wird. Sie haben wohl eingesehen, daß sie eine große Dummheit machten, als sie alle Verhandlungen über die Berantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Inseratenteil verantw.: Festsetzung irgendwelcher Mimimalpreise mit ihrem Gerede von der Unmöglichkeit einer tariflichen Regelung in der Dameukonfektion ablehnten. Nun geben sie sich der Hoffnung hin, durch den mit den gelben Meistern gemachten Tarif den Gefahren ihrer törichten Haltung aus dem Wege gehen zu können. Ob ihnen das gelingen wird, ist jedoch mindestens sehr fraglich. Die ehrlich organisierten Meister werden sich jedenfalls keinen Tarif aufzwingen lassen, der weit hinter dem zurückbleibt, was sie ver- langten, der auf falschem Wege zustande gekommen ist und somit keine Garantien für die Durchführung der Bestimmungen bietet und ja auch keinerlei Regelung der Heimarbeiterinnen- löhne enthält. Besonders dieser Umstand ist es, der allein schon jeden verständigen Meister abhalten müßte, den Vertrag zu unter- zeichnen, denn mit der Unterzeichnung wäre er in jeder Saison der Gefahr ausaesetzt, daß seine Arbeitoehmer mit allem Nachdruck Forderungen an ihn Hillen, für dte er sich dann in keiner Weise durch Erhöhung seiner Preise schadlos halten könnte. Diese Auffassung von der Wertlosigkeit und Gefährlichkeit jenes gelben Vertrages kam denn auch einmütig in einer Mitglieder- Versammlung zum AuSoruck, die der Arbeitgeberverband für das Damenschueidergewerbe am DonuerSlag inAlt-Berlin" in der Blumenstraße abhielt. Der große Saal war überfüllt und zwar von Meistern. Ihnen allein sollte in diesem Falle die Entscheidung über Anerkennung oder Ablehnung des Tarifs überlassen bleiben, und von Arbeitnehmerseite nahmen nur als geladene Gäste der Schneiderverbandsvertreter Knoop und die Vertreterin des Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen Frl. Behm an der Versammlung teil. Herr D r e w s, der Vorsitzende der Meister, referierte und legte aus den im wesentlichen oben s-bon angeführten Gründen dar, daß es töricht wäre, wenn die Meister sich durch Unterschrift an jenen Vertrag binden wollten. Hätten die Konfektionäre damals, als sie mit der ordnungsgemäß eingesetzten Kommission verhandelten, Vorschläge über Minimalpreise gemacht, so wäre es wohl möglich gewesen, auf Grund dessen weiter zu verhandeln und vielleicht zu einem annehmbaren, den Frieden sichernden Ergebnis zu kommen. Aber nun, wo sie den Meistern gleichsam mit Gewalt das geben wollen, was die Herren für gut befinden, müssen die Meister es ablehnen, sich darauf einzulassen. Sollten die Kon- fektionäre es wirklich fertig bringen, 1000 Unterschristen zu sammeln, so würde damit keineswegs gesagt sein, daß 1000 Meister das Ding unterschrieben haben, denn eS werden sich natürlich manche finden, die bei verschiedenen Konfektionären und so- mit doppelt und dreifach ihre Unterschrift geben. Jeder, der es ehrlich niit den Interessen des Berufes meint, kann diesen Ver- trog nicht unterschreiben, und wer schon so töricht war, es zu tun, sollte seine Unterschrift zurückziehen. Zu rechter Zeit werden die Meister und Arbeiwehmer der Damenkonfektion der Kaufmannschaft schon zeigen, daß sie nicht mit fich spielen lassen. Im selben Sinne äußerten sich sämtliche Diskussionsredner, und schließlich wurde fol- gende Resolution einstimmig angenommen: Die Versammlung erkennt in dem vorgelegten Bertrag des Verbandes der Damenmäntelfabrikanten eine schwere Schädi- gung insofern, als der Vertrag eine Knebelung für die Meister bildet. Es ist in dem Vertrage auch nicht angeführt, was die rechtliche Lage der Meister wie der Arbeiter und Arbeiterinnen sicherstellt. Die, welche einen derartigen Vertrag unterschreiben, haben allem Anschein nach das Bestreben, die alten Zustände von vor 1890 wiederherzustellen. Die Versammlung lehnt alle derartige Zumutungen ab und macht eS allen Verbandsimtgliedcrn zur Pflicht, diesen Vertrag nicht zu unterschreiben, sowie alle an fie herantretenden Angebote der Kaufmannschaft der Verbandsleitung zur Regelung zu überweisen. Ferner beauftragt die Versammlung die Leiter der Organisation, nach wie vor mit dem Fabrikantenvcrbande wegen einer gesunden Lohnregelung werter zu verhandeln." An der Versammlung nahm auch ein Vertreter der Damen- konfektionSmcister aus Breslau teil und berichtete unter onderm über die dort an die Konfektionäre gestellte Forderung auf freie Lieferung der Leinwand. Die Konfektionäre haben die Forderung abgelehnt und behaupten, daß in Berlin , obwohl die Leinwand ge- liefert wird, immer noch weit billiger gearbeitet werde als in Breslau . Deutsches Reich . Zur Tabakarbcitev-Aussperrung. Noch immer sinb die vom Landrat v. BorrieS in Herford und Oberbürgermeister H ö h l a n d in Lemgo geleiteten, aber wegen des geringen Entgegenkommens der ursprünglich bestreikten Firmen stockenden Vermittelungsverhandlungcn nicht vorwärts ge- bracht, so daß der Kampf auch ins neue Jahr hinein noch anhalten wird. Immer wieder behaupten die Fabrikanten, die Lage der Zigarrenindustrie lasse keine Lohnerhöhungen in nennenswertem Matze zu; sie wollen allerdings damit nur ihre Unnachgiebigkeit verdecken. Die Behauptung der Unternehmer stimmt aber nicht. Ein großer Teil Fabrikanten zahlt höhere Löhne für Zigarren in derselben-Preislage und derselben Art, als sie von den West- fälisch-lippischen verkauft werden. Selbst im Aussperrungsgebiet haben im letzten Jahre eine Anzahl Firmen nennenswerte Zulagen gemacht und sind deshalb mit den Arbeitern sehr gut ausgekommen. Das Florieren ihres Geschäftes zeigt, daß es ihnen nicht zum Schaden gewesen ist. Wenn die Fabrikanten die Summen, um die sie durch die AuS- sperrung geschädigt werden, zu Lohnaufbesserungen benutzt hätten, so hätte es schon ein Weilchen gereicht; sie hätten jedenfalls in ihrem eigenen Interesse vernünftiger gehandelt. Ein Teil der Fabrikanten z. B. besitzt ungeheure Vorräte an Zigarren, die aber nicht an die Kundschaft gebracht werden können, weil sie nicht ver- kaufsfertig gemacht werden können; es fehlt an Sortier- und Ver- sandpersonal. Große Kapitalwerte gehen datzurch verloren. Andernteils mangelt eS bei einer großen Zahl Fabrikanten wieder an Zigarren; denn der Produktionsausfall ist durch den langen Kampf und die große Zahl der Beteiligten natürlich ein ganz enormer. Auch hier entsteht den Fabrikanten, da das investierte Kapital brach liegt, ein ungeheurer Schaden; namentlich trifft es die kleineren, weniger kapitalkräftigen Unternehmer sehr schwer, was freilich eine beabsichtigte Nebenwirkung der im Fabrikanten- verband dominierenden Großfabrikanten zu sein scheint. Die Situation, auch von diesen Gesichtspunkten aus betrachtet, zeigt aber, daß die Fabrikanten sich vorgenommen haben, die Organi- sation zu vernichten, trotz der Möglichkeit befriedigender Lohnzu- lagen und trotz des ungeheuren Schadens, den die Aussperrung ihnen bringt. Aber die Tabakarbeiter harren aus. Huslsnä. Eine Lohnstatistik wird von der Union der Textilarbeiter Oesterreichs unter ihren Mitgliedern veranstaltet. Jedes Mitglied erhält vorgedruckte Lohnstatistikkarten und wird aufgefordert, fort- dauernd Eintragungen zu machen. Es wäre der Arbeitersache gewiß sehr" nützlich, wenn die Statistik gelänge. Wied»?einstellung der franzöfischc» Eisenbahn « abgelehnt. Paris , 29. Dezember. lW. T. B.) Die Deputiertenkammcr lchuie den von dem Sozialisten C o l l y eingebrachten Beschluß- antrag zugunsten der Wiedereinstellung der entlassenen Eisenbahner mit 312 gegen 140 Stimmen ab. Augagneur legte dar, was die Regierung alles für die Eisenbahner getan habe und führte aus, daß ein Streik in Staatsbetrieben nicht geduldet werden könne. tl>. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. ir Verlagsanstalt LctzU Kädtfi'edrteti« Die Massenvergiftungen der Obdachlose». Die Erkrankungen unter den Asylisten wollen kein Ende nehmen, immer noch gehen Meldungen über Neuerkran- kungen ein, und die Zahl der Todesfälle steigt in er- schreckendem Maße. Wie aus dem Nachrichtenamt des Magi- strats noch mitgeteilt wird, wurden gestern in der Zeit von 2 Uhr mittags bis 8 Uhr abends weitere acht unter den be- kannten Vergiftungserscheinungen Erkrankte in das Kran- kenhaus Friedrichshain eingeliefert. Die Gesamtz isser der Erkrankten beträgt einhundertelf. Gestorben sind im Laufe des gestrigen nachmittags fünf Personen bGesamt- zahl der Toten: iio). Unter den neuen Fällen sind einige sehr schwer. Auch ist bei einigen Erkrankten festgestellt worden, daß sie Bück- l i n g e und auch P f e r d e f l e i s ch b u l e t t e n, die sie in einem Geschäft in der Danziger Straße gekauft haben wollen, vor der Erkrankung genossen haben. Eine Veröffentlichung der türkischen Botschaft. Gegenüber den- italienischen Ableugnunsen der Meldungen über einen türkischen Sieg in Tobruk teilt die hiesige kaiserlich otioma- nische Botschaft folgendes offizielle Telegramm des Kommandanten in Tobruk mit: In der Nacht vom 22. Dezember griffen wir die befestigten Stellungen des Feindes an. Trotz des Feuers der Kriegs- schiffe und der Batterien des Forts drangen wir in das Fort ein, dessen Besatzung vernichtet wurde. Munition, Lebensmittel, Kriegs- Material und ein Maschinen-gewehr wurden in unser Lager gebracht. Im Verlaufe des Angriffs schnitt einer unserer Flügel die Rück- zugslinie des Feindes ab, der sich nach der Küste hin zerstreute. Während des Rückzugs verlor der Feind die Hälfte seiner Streit- lräfte. Der Kampf dauert« den ganzen Tag und die Nacht. Unter den Gefallenen auf gegnerischer Seite befanden sich drei Offiziere. Unsere Verluste betrugen sieben Tote und einige Verwundete. Der Scheik Meri, der mit seinen fünf Söhnen an der Spitze seine? Stammes gekommen war, fand ebenfalls den Tod. Der Mut unserer Offiziere und Mannschaften war musterhaft. Leutnant Nedjib Beh betrat als erster das Fort, zerstörte die Maschinengewehre und nahm das eine, das in unser Lager gebracht wurde. Eine italienische Meldung. Rom , 29. Dezember. (Meldung der Agenzia Stefan!.) Wie vom 20. Dezember aus Derna gemeldet wird, marschierten am Vor» mittag dieses Tages vier und ein halbes Bataillon Infanterie mit sechs Feldgeschützen und vier Maschinengewehr-Abteilungen den Dernafluß aufwärts, um die Ausbesserungsarbciten an der Wasser» leitung zur Stadt zu schützen. Die Truppen stießen bald auf den Feind, der über bedeutende Streitkräfte mit 75-Millimeter-Gee schützen verfügt« und sich in einen lebhaften Kampf einließ, während­dessen die italienischen Pioniere die AuLbesserungsn vornehmen konnten. Da sich alsbald auf der rechten Seite der italienischen Truppen ein feindlicher Angriff entwickelte, machten die seit Beginn des Kampfes bereitgehaltenen Reservetruppen einen Gegenangriff, um den Feind zum Stehen zu bringen und den mit der Deckung der AuSbesserungSarbeiten betrauten Truppen Luft zu schaffen. Dieser Gegenangriff brachte die türkischen und arabischen Truppen zum Weichen und gestattete eS den Italienern, nachdem die Pio« niere ihre Arbeiten ausgeführt hatten, sich in ihre Verschanzungen zurückzuziehen gemäß den Instruktionen, die sie erhalten hatten. Auf italienischer Seite sind drei Tote und 77 Verwundete zu ver- zeichnen._ Die ungarische Delegation über die auswärtige Politik. Wie», 29. Dezember. (W. T. B.) In der ungarischen Dele- gation führte Delegierter Nagy auS: Was die Erklärung de» KriegSministerS betrefft, so hätten er und gewiß auch die ganze Delegation gewünscht, der neue Kriegsminister hätte in dem schweren Kämpft, den der ungarische Reichstag führe, die Majorität mit seiner Erklärung unterstützt. Der Kriegsminister möge einen Weg finden, feine nicht ganz glücklichen Ausführungen durch Taten auszugleichen. Delegierter Gras Batthyanhi erklärte, in Ungarn wolle keine Partei einen Krieg, er verlange von Deutschland . daß eS den nationalen Bestrebungen Ungarns sympathisch gegen- überstehe und die Interessen Ungarns auf dem Gebiete des auS- wärtigen Handels nicht kreuze. Er bedauere, daß der Minister de» Aeußeren Deutschland als Dank für sein« Haltung in der AmrexionSkrise nicht wirksamer in der Marokkofrage unterstützt habe. Mimsterpräsident Graf Khuen Hedervarh Pellte mit Be- friedigung die volle Uebereinstimmung des Graftn Apponyi mit der Mehrheit der Delegation hinsichtlich der auswärtigen Politik fest und betont«, der KriegLminister habe selbstverständlich auch die Wehr» Vorlage seines Vorgängers akzeptiert. Der Ministerpräsident er- klärte entschieden, daß die Kosten der Wehrreform nicht überschritten würden. Tie ungarische Delegation nahm schließlich daS Budget- Provisorium mit dem Vertrauensvotum für den Minister de» Aeußeren an._ England nimmt seinen Teil der persischen Beute. Kalkutta , 29. Dezember. (Meldung des Reuterschen BureauS .) Die Regierung zieht die Entsendung von Truppen nach dem persischen Golf in Erwägung. Ein englrsch-portugiesisches Abkommen. Lissabon , 29. Dezember. (W. T. B.) Zwischen Portugal und England ist über die noch zu verteilenden Inseln auf den Flüssen Ruo und Schire ein Abkommen getroffen worden. Danach ge- hören die Inseln fortab enitwcder zur Kolonie Mozambique oder zu Britisch-Zentralafrika. Makedonische Revolutionäre. Sofia , 29 Dezember.(Meldung der P.-C.) Die Tätigkeit der macedonischen Revolutionäre ist wieder sehr rege. Tie Agitatoren sind lebhaft bei der Arbeit und verteilen Handschriften, um die Bevölkerung für sich zu gewinnen. Eine Reihe von Dynamit- attentaten ist von den Revolutionären geplant. In Sofia kam man gestern einem großen Komplott, das sich gegen die Regierung richtete, auf die Spur. 29 Mann wurden verhaftet. Das rcvolu- tionäre Komitee sucht durch Gewalttaten die Aufmerksamkeit der Mächte auf Macedonien zu lenken, damit diese eine Klärung der Lage vornehmen.__ Amerika und die chinesische Republik. Washington , 29. Dezember. (W. T. B.) Beamte i>-z Staats­departements erklären, oaß die Vereinigten Staaten die chinesische Republik nicht anerkennten, und daß dies auch nicht geschehen werde, solange die Kaiserlichen imstande sein würden, sich in d-'r Macht zu behaupten. Es wird jedoch angedeutet, daß diese Haltung die Ver» treter der Vereinigten Staaten nicht daran hindern werde, in Berhandlung mit der provisorischen Republik einzutreten zur Wah» rung der amerikanischen Interessen und zur Wiederherstellung de» Friedens. _,__ Paul Singer t Co., Berlin L1V. Hierzu 3 Beilagen u. Unterhaltungi-bl.