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' TM ktTMbMM? mTMm W mtinm fTetftffi MmS- Täschchen einen blauen Schein, woraufhin ich in Gnaden ent- lassen wurde.«, Auf dem Heimweg sann ich angestrengt darüber nach, welcher Staat seine Kinder besser bewacht, Rußland   oder Deutschland  ? Zu einem Resultat bin ich noch nicht gekommen. Viel- leicht hilft der Leser._ Die Ergebnisse des Weihnachts-PakctvrrkehrS. Der Weih- nachts-Paketverlehr hat in diesem Jahre fast überall wieder eine erhebliche Zunahme erfabren. In der Stadt Berlin   selbst zeigt der Gesamtverkehr ein erhebliches Wachstum. Dagegen ist seit Jahren zum ersten Mal die Zahl der eingegangenen Pakete etwas zurückgegangen, während die der aufgegebenen wieder beträchtlich gestiegen ist. Es rührt dies ohne Zweifel daher, daß Berlin   sich immer mehr zum Geschäftsviertel von Groß-Berlin entwickelt. Die Zahl der Sendungen mit Geschenken, die bei den eingehenden Paketen die Hauptmasse zu bilden pflegen, geht damit zurück. Die Zahl der Geschäftspakete schwillt aber immer mehr an. Zu den Orten mit SO 000 Einwohnern sind nach dem Ergebnis der letzten Volkszählung im Berliner   Bezirk Steglitz   und Boxhagen-Rummelsburg   hinzu- gekommen. In der Zeit vom 12. bis 25. Dezember, die die Post als Weihnachtszeit rechnet, find nun in Verlin 1911 insgesamt 2 915 975 Pakete aufgegeben worden und eingegangen. Gegen das Vorjahr bedeutet dies eine Zunahme von 37 937. Die Zahl der auf- gegebenen Pakete betrug 1 914 39», die der eingegangenen 1 901 577. Bei der Aufgabe ergibt dies eine Zunahme von 42 223, beim Ein- gang eine Abnahme von 4286 gegen das Vorjahr. Der Gesamt« verkehr betrug in Charlottenburg   179 310, in Rixdorf 62 123, in Schöneberg   90 845, in Wilmersdorf   58 467, in Lichtenberg   13 795, in Steglitz   43 654, in Boxhagen-Rummelsburg   10 727. Die Zu­nahme betrug in Charlottenburg   12 880, in Rixdorf 4315, in Schöne« berg 8410, in Wilmersdorf   6494, in Lichtenberg   1409, in Steglitz   3261. Eine Ausnahme bildet-Boxhagen-Rummelsburg  , wo der Berkehr um 496 Pakete zurückgegangen ist. In Charlottenburg  wurden 81 475 Pakete aufgegeben, während 97 835 eingingen, in Rixdorf 23 892 und 33 231, in Schöneberg   23 067 und 62 778, in Wilmersdorf   13 733 und 39 734, in Lichtenberg   6923 und 6872, in Steglitz   18 969 und 24 685, in Boxhagen-Rummelsburg   3363 und 7364. Ein Autemobil durch Feuer vernichtet. Ein Auto in Flammen rief gestern in der Mühlenstratze Aufsehen hervor. AIS   das Droschken- automobil Nr. 9395 mit zwei Insassen die Straße entlang fuhr, er« folgte im Benzinbehälter plötzlich unter lauter Detonation eine Ex» plosion. Im nächsten Augenblick schoß eine Stichflamme hervor und setzte den Kraftwagen in Brand. Nur mit knapper Not konnten sich die Fahrgäste sowie der Chauffeur in Sicherheit bringen. Das wert- volle Automobil brannte bis auf das Eisengestell vollständig nieder. Die alarmierte Feuerwehr vermochte nichts mehr auszurichten. Blusen im Werte von 29 009 Mark gestohlen. Das BlusenhauS Elite" in der Leipziger Str. 77 wurde in der vergangenen Nacht von Einbrechern heimgesucht. Die Diebe, die wahrscheinlich mit Nachschlüsseln durch die Ladentür in das GestbäftSIokal eingedrungen sind, haben unter den vorhandenen Warenvorräten mit großer Sach- kenntnis ihre Auswahl getroffen. Sie haben für etwa 15 000 bis 20 000 M. Blusen mitgehen heißen. Die gestohlenen Blusen find in erster Linie Pariser Modelle von seidenen, Tüll- und Samtblusen. Auch die Kasse haben die Diebe erbrochen, sie enthielt jedoch nur 34 M. Wechselgeld. Die Diebe müssen dann bei der Arbeit gestört worden sein, man fand in dem Laden die Diebeswerkzeuge, mehrere Stemm- und Brecheisen. Von den Dieben fehlt bisher jede Spur. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Auf dem Kutschbock vom Schlage gerührt wurde gestern vor« mittag der 51 Jahre alte Kutscher Friedrich König   aus der Werneuchener Str. 3, der seit Jahren einen Aktenwagen des Magistrats führt. Gegen 9 Uhr sank er am Brandenburger Tor  vom Bock, schlug mit dem Kopf am das Pflaster auf und zog fich eine schwere Schädelverletzung zu. Bewußtlos wurde er von einem Schutzmann nach der Charitö gebracht. Dort konnten die Aerzte nur noch feststellen, daß er schon gestorben war. Ein schwerer Straßenbahnnnfall ereignete fich in der Nacht zum Freitag in der Skalitzerstraße. Dort versuchte gegen iIA Uhr nachts die 41 jährige Ehefrau des Kottbüser Damm 101 wohnhaften Lcder- arbeiters Wauke vor einem in der Richtung nach dem Görlitzer Bahnhof herannahenden Ranaierwagen der Großen Berliner   Straßen« bahn das Gleis zu überschreiten. Obwohl der Führer des Wagens sofort die Gefahrbremse anwandte, konnte er doch nrcht verhindern, daß die Frau umgestoßen wurde und unter den Vorderperron geriet. Die Verunglückte erlitt einen Schädelbruch und Bruch des rechten Fußknöchels und wurde in bedenklichem Zustande dem Krankenhause Bethanien zugeführt. Niederbarnims neuer Landrat. Nachdem der Niederbarnimer Kreistag auf sein Vorschlagsrecht bei der Neubesetzung des LandratS  - Postens an Stelle des zur Potsdamer Regierung berufenen Grasen v. Roedern verzichtet hat. ist jetzt die Berufung des kommissarischen Verwalters, Finanzrat Dr. Busch zum Landrat deS Kreises durch den Kaiser erfolgt. Gleichzeitig ist Dr. Busch zum Geh. Ober- regierungsrat ernannt worden. Feuer in einer Metallwarenfabrik. In der letzten Nacht kam in der Fehrbelliner Straße 47/48 im Norden Berlins   in der Metall« warenfabrik von F. F. A. Schulz ein gefährlicher Fabrilbrand aus, der die Feuerwehr über vier Stunden beschäftigte. Die Fabrik der Firma befindet sich in einem besonderen viereckigen Fabrikgebäude auf dem Hofe. DaS Feuer entstand vermutlich im ersten Stock in einem Lagerraum und wurde erst bemerkt, al« au» den Fenstern schon die hellen Flammen herausschlugen. Bei Ankunft der Feuer- wehr, die mit den beiden Zügen 13 und 19 anrückte, war der Brand vom ersten Stock auch bereits auf die zweite Etage übergesprungen. Der Brandmeister eröffnete den Löschangriff daher sofort mit drei Rohren. Trotzdem dauerte es über eine Stunde, ehe das Feuer eingedämmt war. Durch eine eigenartige Ofenanlage halten die Flammen auch einen Weg nach dem Dachgeschoß gefunden, doch wurde hier nur wenig Schaden angerichtet. Der in den beiden unteren Etagen angerichtete Feuer- und Wasserschaden ist dagegen erheblich, aber durch Versicherung gedeckt. Bei den Löscharbeiten er- eignete sich leider ein schwerer Unfall, da der Feuermann Deutsch  - mann vom 19. Zuge durch einen Axthieb am linken Fuß verletzt wurde. Der Verunglückte wurde nach seiner Wohnung gebracht. Die vollständige Ablöschung und die Auftäumungsarbeiten nahmen dann noch über drei Stunden in Anspruch. Die Brandursache ist noch nicht ermittelt. Außerdem wurde die Wehr in der letzten Nacht noch nach dem Jndusttiegebäude in der Kommandanten- straße 77/79 gerufen, wo in den Jndustriefestsälen ein Weihnachtsbaum in Brand geraten war. Die Gefahr konnte schnell beseitigt werden. Im großen Hörsaal der Treptow  -Steruwarte spricht Direktor Dr. F. S. Archenhold am Sonntag, den 31. Dezember, nachmittags 5 Uhr überUnser Wissen von den Sternenwelten" und am Neu- jahrSiage nachmittags 5 Uhr überBoten aus den fernsten Himmels- räumen". Beide Vorträge sind gemeinverständlich und mit zahl- reichen Lichtbildern ausgestattet. Mit dem großen Femrohr wird der Mond, dessen Gebirge und Krater gerade jetzt in günstiger Beleuchtung zu sehen sind, abwechselnd mit dem Saturn und Mars schon von 4'/, Uhr nachmittags an_ beobachtet. Für den 9. und 12. Januar sind zwei Sondervorträge angesetzt. die Herr Dr. W. Schultz aus Wien   überDie Anschauung vom Monde und seinen Phasen im Mythos und in der Kunst der Völker" halten wird. Derselbe bat die Sagen und Mythen der Völker, diese ältesten Gedanken der Menschheit, nach Spuren un- mittelbarer Anschauung vom Monde und seinen Phasen, durchforscht und wird diese interessanten prähistorischen Denkmäler in 150 Licht- bildem bringen. Diese Vorwöge dürften das Interesse der weitesten Kreise erregen; es werden daher schon jetzt Billett? hierzu vom Bureau der Treptow  -Sternwarte ausgegeben. Vorort- �acdricbten« Lichtenberg  . Die Ablehnung der TenrrnngSznlage durch die Stadtverordnete»- Mehrheit lautete daZ Thema einer großen Protestversammlung, die von dem Verbände der Gemeinde- und Staatsarbeiter am Donnerstag für die Arbeiter. Handwerker und Unterbeamten aller städtischen Betriebe Lichtenbergs nach dem.Kronprinzengarten" einbemfen war. Wie groß das Interesse der betreffenden Arbeiterkategorien in dieser Frage ist. zeigte der auffallend gute Besuch, wobei auch in größerer Anzahl die Frauen beteiligt waren. Das Referat hatte Stadtverordneter Spieckermann über- nomlnen, der eine erschöpfende Darstellung von den Debatten im Stadtparlament gab und an der Hand der gegenwärtigen TeuerungS- Verhältnisse die Notwendigkeit einer entsprechenden Lohnzulage nach- wies. Um so nachhaltiger wirkte die Schilderung deS Redners von den Kämpfen unserer Genossen im Lichtenberger Stadtparlement auf die Anwesenden, ganz besonders aber der Umstand, daß die bürgerliche Mehrheit es fertig brachte, angesichts der jetzigen Zu- stände die beantragte Teuerungszulage abzulehnen.(Der Parlaments- bericht ist imVorwärts" erschienen.) Die große Erbitterung der Anwesenden machte fich denn auch während der Rede SpieckermannS durch treffende Zwischenrufe Luft. In der anschließenden Diskussion ergänzte der Stadtverordnete Genosse E i s e n st ä d t noch die Ausführungen des Referenten. Gleichzeitig aber stellte er, ebenso wie die nachfolgenden Redner, die Frage, wie es geschehen konnte, daß vier Genossen im Parlament bei dieser Abstimmung fehlten. Stadtverordneter H e ck er t erklärte hierauf, eS fei daS erste Mal, daß er in einer Sitzung gefehlt habe, außerdem habe er fich lange vorher bei der Fraktion für die be« treffende Sitzung entschuldigt. PolenSke vom Gemeinde- und StaatSarbeiterderband be- dauerte auch das Fehlen der vier Genoffen an jenem Tage im Parlament, aber infolge der überaus starken Inanspruchnahme aller tättgen Genoffen durch die ReichstagSwahlen fei es zu entschuldigen. Aber, erklärte der Redner, nicht diese vier Genoffen seien die Schuldigen, sondern die bürgerliche Mehrheit, die eS wotz der zwingenden Gründe nicht über fich brachte, den städtischen Arbeitern eine kleine Teuerungszulage zu gewähren. Besonders ging Redner, der lebhaste Zustimmung fand, mit dem Freisinn ins Gericht, deffen Verhalten den Arbeitern gegenüber bei jeder Gelegenheit von Feind- scligkeit zeuge. Die richtige Antwort sollten die Arbeiter am 12. Januar geben.(Großer Beifall.) Nachstehende Resolutton wurde einstimmig angenommen: Die am 23. Dezember 1911 im.Kronprinzengarten" voll- zählig versammelten Arbeiter, Handwerker und Unterbeamten der Stadt Lichtenberg   erheben schärfsten Protest gegen die Ablehnung ihres Anwages und der Magistratsvorlage auf Gewährung einer Teuerungszulage. Die Versammelten bedauern diese Ablehnung um so mehr, als in einer Reihe von Gemeinden Groß-BerlinS, entsprechend dem Antrage des Magiswats, Teuerungszulagen, in einzelnen Gemeindon Lohnerhöhungen, gewährt wurden. Die Versammelten richten da? dringende Ersuchen an den Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung, erneut zur Frage einer Teuerungszulage Stellung zu nehmen, und erwarten von einer nochmaligen eingehenden Prüfung die Gewährung ihres Antrages. Die Versammelten beauftragen das Bureau der Versammlung, diese Resolution dem Magistrat und dem Stadtverordnetenkollegium zu überreichen." Der zweite Punkt der Tagesordnung bildete die Errichtung einer Bettiebskrankenkaffe. Auch in dieser Frage hielt S piecker- mann daS einleitende Referat und kennzeichnete die Motive, die die Borlage zur Errichtung einer BetriebSkrankenkaffe zeitigten. Mit aller Schärfe müffe sich die Gesamtheit der städttschen Arbeiterschaft gegen diesen Plan wenden.(Lebhaste Zusttnnnung.) Sie müffe dafür sorgen, daß die Vorlage im OrkuS verschwinde.(Bravo 1) In der nachfolgenden Debatte, in die auch PolenSke noch eingriff und an kraffen Beispielen zeigte, wie kranke Arbeiter rück- fichtSlos ausgemerzt würden, wandten sich sämtliche Redner gegen die beabsichtigte Errichtung einer Betriebskasse. Auch hier wurde nachstehende Resolution einstimmig an« genommen: Die am 23. Dezember 1911 im.Kronprinzengarten" ver» sammelten Arbeiter, Handwerker und Unterangestellten aller städti« schen Bettiebe Lichtenbergs haben im Hinblick auf die Magistrats« Vorlage, betreffend Errichtung einer BetriebSkrankenkaffe, erneut zu dieser Frage Stellung genommen. Die Versammelten erklären sich auch heute, wie schon vor einem halben Jahre, gegen diese Errichtung. Die dadurch hervor« gerufene Zersplitterung des KrankenkaffenwesenS bedeutet in sozialpolitischer Hinsicht eine schwere Schädigung der Gesamt- arbeiterschaft. Die Versammelten richten daher an die städttschen Kollegien einstimmig die dringende Bitte, von der Errichtung einer Betriebs- krankenkasie Abstand nehmen zu wollen. Sie beauftragen den ArbeiterauSschutz für die städtischen Werle. diese Resolution den städttschen Kollegien zu übermitteln, wie überhaupt alle Schritte zu unternehmen, die geeignet sind, die Errichtung einer Betriebs- krankenkasie zu verhindern."_ Unftinünigkeiten bei der hiefigen Polizelverwalhing scheinen die Ursache verschiedener Personalvcränderungen zu sein. Bei aller Schneidigkeit deS Polizeipräsidiums ist manoben" doch nicht sehr zufrieden. Die allergrößte Unzufriedenheit und zwar sehr be- rechttgte Unzufriedenheit ist aberunten", das heißt bei den Wachtmeistern und Polizeisergeanten anzutteffen. Etwas. daS bei den Vorgesetzten als Schneid bettachtet, von den anderen Organen aber metst als Schikane empfunden wird, läßt auf die Beamten massenhaft Sttafen regnen. Die Verhänaung von Arrest soll ein vielbeliebtes Zuchtmittel unserer Polizei sein. Kein Wunder daher, daß der Beamtenwechsel groß ist. Manche gehen allerdings per Schub! So kürzlich eine Anzahl Wachtmeister. Von der modernen Krankbeit der Solidarität und Organisation angesteckt, hatten sie daS Verbrechen begangen, eineVersammlung" abzuhalten, zwecks Aussprache über ihre Arbeitsverhältnisse und Beratung über den einzuschlagenden gemeinsamen Weg. um zu einer Besserung zu ge- langen. Ein Bote soll die Sache verraten haben. Jedenfalls kam sie zur Kenntnis des Polizeiprästdenten und die Sünder waren bald verschwunden. Daß unter solchen Umständen zwischen Vorgesetzten und Untergebenen ein sehrherzliches" Einvernehmen besteht, das läßt sich denken. Köpenick  . Ein schweres Brandunglück, dem ein KindeSleben zum Opfer fiel, hat sich, wie erst jetzt berichtet wird, am zweiten WeihnachtS« feiertage hier zugetragen. Die am Friedrich-Wilhelm-Platz wohn- haste Witwe Knoll hatte am Nachmittag deS genannten Tages auf kurze Zeit die Wohnung verlassen müssen, in welcher sie ihr fünf- jäbriges Töchterchen Meto allein zurückließ. Während der Abwesen« heil der Mutter machte sich die Kleine an dem offenen Ofen der Wohnstube zu schaffen. Hierbei fingen die Kleider deS Mädchen» Feuer und in wenigen Augenblicken glich das Kind einer lebenden Feuersäule. Auf das Hilfegeschrei deS Mädchens eilten NachbarSleute hinzu, denen es durch Aufwerfen von Kleidungsstücken und-Betten gelang, daS Feuer zu ersticken. Die kleine Meta hatte aber bereits so schwere Brandwunden am ganzen Körper davongettagen, daß ein hinzugerufener Arzt die sofortige Uebersührung der Verunglückten nach dem städtischen Krankenhause anordnete. Hier ist daS bedauernS- werte Mädchen in der gestrigen Nacht unter entsetzlichen Schmvrze» verstorben. Adlershof  . Eine Reise nach Island   lautet das Thema eines Lichtbilde» Vortrages, den der bekannte Bremer Lehrer Kurt Sonnrmann (Jürgen Brand) heute abend bei Beyer. AdlerShof  , BiSmarckstt. 10, abhält. Beginn 8 Uhr. Eintritt für Erwachsene 20 Pf. Jugend- liche unter 18 Jahren frei. An den Vortrag schließt fich ein Tanz an. Tanz 25 Pf. Wir bitten um recht regen Besuch. Der BildungSausschuß. Alt-Schadow.(Kr. Teltow-BeeZkow.) Auf einem Spaziergang angeschossen wurde, wie uns nachträglich berichtet wird, am 24. Dezember, vormittags 10 Uhr, der Vorarbeitet Hermann Sprewitz. Sp. hatte sich in Begleitung seines Bruders nach seinem Felde begeben; als beide auf dem Heimweg begriffen waren, kamen ihnen plötzlich zwei Männer au» dem Wald mit dem Rufe Halt l' entgegen. Im nächsten Augenblick krachte auch schon ein Schuß, der dem Hermann Sprewitz in den rechten Lungenflügel drang. Blutüberströmt brach der Getroffene zusammen. Der Schütze soll ein Steuersekretär Schönfeld aus Charloticnburg sein, der sich in Begleitung des Jagdaufsehers Mitttng aus Alt-Schadow befand. Der Schwerverletzte wurde nach dem Beeskower Krankenhaus ge» bracht, wo er in bedenklichem Zustand daniederliegt. Hat fich de» Vorfall so abgespielt, wie er uns hier mitgeteilt wird, muß man eS als sträflichen Leichtsinn bezeichnen, von der Schußwaffe in einem solchen Atigenblick Gebrauch zu machen. Selbst wenn der Sonntags- jäger geglaubt hat, daß es sich bei den beiden um Wilderer handelte, lag keine Veranlassung vor, auf dieselben zu schießen. Wie wir hören, befindet sich der leichtsinnige Schütze noch auf freiem Fuße. ©ericbtö- Zeitung» Ein Bohkottprozeß in der Beleuchtung durch das Hanseaiischtz. Oberlandcsgericht Hamburg  . Der in Hamburg   wohnende Schlächtermeister Kotsch, der seine» zeit sich hartnäckig weigerte, die geringen und berechtigten For» derungen der organisierten Gesellen, namentlich Logis außer dem Hause, zu bewilligen, hatte wegen des über sein Geschäft ver- hängten Boykotts einen Zivilprozeß angestrengt, und zwar 1. gegen den Vorsitzenden der Ortsverwaltung Hamburg   des Deutschen Fleischerverbandes, Max Fiedler, 2. gegen die Ortsverwaltung selbst, 3. gegen die Hamburger   Buchdruckerei Auer u. Co. Dev Kläger verlangte die Unterlassung der den Boykott seines Geschäfts betreffenden Veröffentlichungen, sei es im.Hamburger Echo", fei eS in Flugblättern, und beanspruchte von den Beklagten zu 1 und 2 einen Schadensersatz in Höhe von 5680 M. für den durch den Boykott entstandenen Geschäftsverluft. Das Landgericht Hamburg  gab der Klage, insoweit sie sich gegen die Veröffentlichung von Bekanntmachungen in Zeitungen und die Verbreitung von Flug- blättern richtete, in vollem Umfange statt, falls durch Anwendung allgemeiner, auf das SolidarttätSgefühl der Arbeiter berechnetem aufteizender und verhetzender Schlagwörter das Publikum aufge, fordert werde, den geschäftlichen Verlehr mit dem Kläger einzu- stellen. Der Anspruch de? Klägers gegen die Beklagten zu 1 und 2 wurde dem Grunde nach für berechtigt erklärt. Dieses Urteil wurde von den Betroffenen durch Berufung beim Hanseatischen Oberlandesgericht angefochten. Die BerufungS- instanz hob. wie wir berettS seinerzeit berichten konnten, das Urteil der Vorinstanz in vollem Umfange auf, wies den Kläger ab und verurteilte ihn in die sämtlichen Kosten. Außerdem wurde daS Urteil für vorläufig vollstteckbar erklärt. Jetzt ist nun die Urteilsausfertigung erschienen. Aus den UrtetlSgründen de« achten Zivilsenats, die durchweg von wohltuender, freiheitlicher Auffassung der sozialen Verhältnisse zeugen, interessieren besonder« folgende bemerkenswerte Ausführungen des recht umfangreichen Erkenn» nisses:... OB ein Gewerbebetrieb als ein RechtSgut im Sinne Z 823 Abf. 1 B.G.B, angesehen werden kann, darf hier dahin- gestellt bleiben, weil der rechtswidrige Eingriff in denselben im vorliegenden Falle nur in den nämlichen Umständen würde gefunden werden können, in denen zugleich ein sittenwidriges Handeln im Sinne Z 826 B.G.B, erblickt werden kann. Auf 8 S23 Abf. 2 läßt sich die Klage jedenfalls in Ansehung-des 8 lb3 der Gew.-O. nicht stützen; denn selbst wenn der Kläger als ein.Anderer" im Sinne dieser Bestimmung aufgefaßt und von einem versuche, den Kläger an einer Verabredung zum Behufe der Erlangung günstigerrv Lohn, und Arbeitsbedingungen zu beteiligen, geredet werden könnte, so würde doch die im 8 1�3 verbotene Drohung nicht darin zu finden sein, daß dem Kläger   ein Uebel in Aussicht gestellt wird, dessen sich die Beklagten als eines erlaubten Kampfmittel» bedienen durften. Eine gegen die eigenen Verbandsgenossen oder das Publikum begangene Drohung liegt nicht vor; ebensowenig sind Ehrverletzungen begangen worden. Als nur gegen die guten Sitten verstoßende Handlung kann das Vorgehen der Beklagten gegen den Kläger weder im einzelnen noch nach dem Gesamtbilde angesehen werden. Dafür, daß der Boykott aus Rachsucht oder Schikane ver- hängt sei, liegt nichts vor. Im Gegenteil ergibt sich aus feinen Anlassen ein sittlich nicht zu beanstandender Zweck. Zwei Anlässe lassen sich feststellen. Das Bestreben nach günstigeren Arbeits� Bedingungen, insbesondere nach Abschaffung des Kost- und Logi»» zwanges und der damit im Zusammenhang stehenden Regelung der Arbeitszeit spielen im Schlächtergewerbe seit langer Zeit eine wichtige Rolle. Hier setzt auch im vorliegenden Falle der Streit ein. ES läßt sich auch nicht etwa die Auffassung halten, daß dieser Streit hier gegenstandslos geworden fei.... In zweiter Linie hat der Verband, wie der dem Kläger   vorgelegte Tarifvertrags- entwittf ergibt, von vornherein die Forderung aufgestellt, daß der Kläger   bei Neueinstellungen feine Gesellen vom Arbeitsnachweis des Verbandes beziehen solle. Auch diese Forderung kann dem Verbände von seinem Standpunkte auS nicht verargt werden, da ein solcher Arbeitsnachweis offensichtlich geeignet ist. die Macht des Verbandes, die er im Interesse feiner Mitglieder geltend zu machen behauptet, erheblich zu stärken. Diese Forderung bildet neben der parallel gehenden Forderung de» Verbandes, als Vertreter der Organisierten anerkannt zu werden, im Sinne deS Verbandes sogar den Hauptgegenstand des Streits, ungeachtet des Umstandes, daß die Arbeitgeber von ihrem Standpunkte aus berechtigtermaßen um» gekehrt JnnungSnachweis und direkten Verkehr mit den Gesellen und dem Gesellenausschuß wünschen- Die Jntercssen, die zur Ver» hängung deö Boykotts führten, mußten hiernach, und zwar selbst» wenn man von dem alsbald mehr in den Hintergrund getretenen Interessen der Regelung der Arbeitsverhältnisse ganz absieht und nur die Jntercssen der Anerkennung der Organisation und ihre? Arbeitsnachweises im Auge behält, als schwerwiegend genug er« achtct werden, um die Bcrhängung und Aufrechterhaltuag des Boykotts zu rechtfertigen. Wenn die Durchführung des Boykotts energisch betrieben wurde und vermöge der sttaffen Organisation des Verbandes wie der sozialdemokratischen Partei, der die Vcr- bandsmitglieder und die in Frage stehenden Konsumentenkrci-sc durchweg angehören, die Schädigung des Klägers zu einer sehr empfindlichen gestalteten, wie dies aus der Tatsache, daß sein Umsatz in den Monaten April bis Juli 1910 gegen die gleiche Zeit des Vorjahres um ca. 20 000 M. zurückging, erhellt, so kann auch