ungefähr 20 Kilometer südlich von der Stadt Tripolis gelegenen Punkt Ainzara besetzen konnten. Dieser kleine Erfolg wurde von den Italienern als großer, entscheidender Sieg in die Welt hinausposaunt, in Wirklichkeit war diese kleine Position in der Front der italienischen Stellung mit großen Opfern erkaust, bedurste zu ihrer Sicherung starker Truppen- abteilungen und wird jetzt noch täglich von türkischen und arabischen Streifkorps beunruhigt. Weit ungünstiger ist die Lage der Italiener in der Kyrenaika . Hier sind sie tatsächlich in die am Anfang besetzten Hafenplätze fest- gebannt und noch keinen Schritt weiter gekommen. In Derna, Benghast und T o b r o u k wurden sie in den letzten Tagen von den Türken, die zum Teil bis in die Be- festigungen eindrangen, hart angegriffen und konnten sich der gutgeführten und tapfer kämpfenden Gegner nur mit Hilfe der Schiffsgeschütze erwehren. Ein Vordringen in das Innere liegt hier noch in weitem Felde, damit ist aber auch ein Vor- gehen im Hinterlande von Tripolis erschwert, da die türkischen Streitkräfte in der Kyrenaika ständig die linke Flanke der italienischen Expeditionskolonne bedrohen würden. Von den Absichten der Italiener, eine Flottrnaktion im Aegäffchen Meere zu unternehmen und die Dardanellen zu blockieren, hört man in der letzten Zeit nicht mehr viel. Die Gefahr internationaler Verwickelungen wäre auch zu groß. Leider hört man auch nichts mehr von Friedensabsichten. Der kostspielige, blutige Kolonialkrieg mit all' seinen Grau- samkeiten auf beiden Seiten wird also auch noch im Jahre 1912 andauern, ja eS werden vielleicht noch Jahre vergehen, ehe die italienische Säbelherrschaft über ganz Tripolitanien ausgedehnt ist._ Sie Revolution in China . Der Republik entgegen. London , SO. Dezember. Uebei die Wahl D r. Sunhatf ens zum Präsidenten der Republik China , die mit 17 gegen 1 Stimme erfolgte, schreibt der Korrespondent de»„Daily Telegraph " au» Schanghai , daß die Aussichten für eine B«r- ständigund gut sind. Die Wahl Sunhatsen» ist vorläufig nur sine provisorische und muß erst durch die noch einzu» berufende Nationalversammlung bestätigt werden. Schwierigkeit macht hier nur die Wahl des OrteS. Während die Kaiserlichen Schanghai bevorzugen, schlagen die Rebellen Nanking vor. Dr. Sunhatsen hat sich mit zahlreichen Offizieren nach Nan- king begeben. Sunhatsen erklärte, er werde die Präsidentschaft annehmen, wenn die Nationalversammlung sich für ihn ausspreche. Truppen der Rebellen stimmen sämtlich für Sunhatsen. Das Ein- treff» Sunhatsen» in Schanghai hatte die Lage kritischer gestaltet. Die«�tnesischen Intellektuellen verlangten die sofortige Errichtung der Kqmblik, während die Gemäßigten die Abdankung der Dynastie abwarten wollten. Schanghai , 2S. Dezember. sMeldung de? Reuterschen BureauS.) Die Friedenskonferenz hat sich heute darüber geeinigt, daß während der Tagung der Nationalversammlung, die über die zukünftige Regierungsform für China bestimmen soll und deren Entscheidung für die kaiserliche Regierung verbindlich sein wird, keine Anleihe im Auslände aufgenommen werden dürfe. Die kaiserlichen Truppen sollen sich auf eine Entfernung von siebzehn Meilen von den Stellungen zurückziehen, die sie jetzt in bestimmten Zentral-Provinzen einnehmen, während die re- publikanischen Truppen weder vorrücken noch neue Stellungen ein- nehmen dürfen. Die Stimmung im Auslände. New Nork, 30. Dezember. Hier ist man hinsichtlich der neuen Republik China mit Sunhatsen al» Präsident sehr pessimistisch gesinnt, vor allem, weil es dem neuen Regime an Geldmitteln fehlt, die auch Sunhatsen kaum herbeizuschaffen in der Lage sein dürfte. Amerika erklärt, daß es da? neue Regime nicht früher anerkennen werde, als bis es den Beweis der Stabilität geliefert habe. Man befürchtet, daß sich die Gegensätze zwischen den feindlichen Parteien in China nur noch weiter verschärfen und neue schwere Kämpfe herbeiführen werden. Die amerikanischen Konsuln und Vertreter in China haben Neu- anweisungen hinsichtlich des Schutzes der amerikanischen Staats- ungehörigen erhalten. Aus Tokio wird gemeldet, daß auch die japanische iffent- liche Meinung hinsichtlich der Zukunft der Republik China mit Pessimismus angefüllt ist. Man glaubt, daß es außerordentlich schwer sein werde, die Ordnung wieder herzustellen. Dem„Daily Telegraph " wird au» Schanghai gemeldet, daß man hier den Ausbruch bedeutend größerer Schwierigkeiten als bisher befürchte durch die Auftollong der mongolischen Frage, die durch da» Vorgehen Rußland» in der Mongolei herbeigeführt worden. Di« Russen haben die mongolische Grenze bereits an zwei Punkten überschritten. In New York ist man über das Vorgehen der Russen in der Mongolei und in Persien sehr unzufrieden und erklärt, daß das Gebahren Rußlands mit den amerikanischen Interessen nicht zu vereinbaren sei. Man glaubt hier, daß zwischen Rußland und Japan ein Abkommen bestehe über die Abgrenzung der Einfluß- sphären dieser Heiden Nationen in der Mongolei . Hua der Partei. Ein Protest gegen die Henkerjusti, be» Zaren. Man schreibt un» vom Lv. Dezember aus Pari»: Vor einigen Tagen hat daS Internationale Sozialistisch« Bureau einen Protest gegen die Einkerkerung der sozialistischen Fraktion der zweiten Duma veröffentlicht. Gestern abend fand in Pari» das erste öffentliche Protestmeeting statt. Die zahlreichen Gruppen der in Paris lebenden russischen Revolutionäre gingen gemeinsam bei der Organisierung des Meetings vor: alle„inneren" Fehden, durch die die russischen Revolutionäre heute leider in so viele Gruppen und Grüppchen gespalten werden, wurden für einen Augenblick eingestellt. Und da ein großer Teil der hervorragendsten Führer der russischen revolutionären Bewegung in Pari» wohnt. so könnt, man gestern abend die Berufensten gegen die zaristische Ichmach protestieren hören. Etwa LOOV Russen und Russinnen ivaren anwesend. Den Vorsitz führten der frühere sozialdemo- kratische Dumaabgeordneter B e l j u s s o w, der Vorsitzende der sozialrevolutionären Partei Roubanowitsch und Genosse Grumbach. Zuerst ehrte man das Andenken jener Abgeordneten, die infolge der Behandlung w den russischen Gefängnissen ge- storben find. AI » erster Redner gab Genosse Dan einen kurzen Ueberblick über den Prozeß gegen die Dumaabgeordneten. Alexe. jin»ki, der zur Gruppe gehörte, wie» an der Hand von Doku- menten nach, daß der ganze Streich von der Ochrana vorbereitet >var. Es sprachen für die Russen u. a. noch zwei frühere Duma- abgeordnete, ferner Lounotchermh, Roubanowitsch, Rappoport, der einen Brief von Plechanow vorlaS, und mehrere Vertreter der pol- Verantwortlicher Redakteur: Albert Wachs. Berlin . Für den nischen Parteien, be» jüdischen Bunde». Im Auftrag der sozia- listischen Seineföderation Frankreich » ergriff der Deputiert« La» vaud da» Wort. Emil Fort sprach im Namen der sranzö- fischen Kammerfraktion. Jean Longuet schloß fich t« Namen der„Humanttö" dem Protest am Fadra Riba»von der spa- nischen Sozialdemokratie zog einen Vergleich zwischen den Ver- Hältnissen in Rußland und Spanien . Grumbach erinnerte an die Sozialistenverfolgungen in Deutschland und an die tausend Jahre Gefängnis, die in den letzten zwanzig Jahren in Deutschland über die Führer der Gewerkschaften und der Partei verhängt wurden. Die deutsch « Partei Hab« alle Hindernisse überwinden können, weil fie eine einige Partei bilde: da» müßte auch in Ruh- land kommen. Zum Schluß sprach Genosse T r o tz k h. Alle Redner fanden begeisterten Beifall. In der einstimmig angenommenen Resolution wird die Forderung aufgestellt, daß die Revision des Prozesse» mit allen Mitteln betrieben werden soll. Die Polizei benahm sich beim Ausgang der Versammlung so auffällig brutal, daß man die Empfindung haben mußte, fie wolle einen Zwischenfall provozieren. Ihr Benehmen war um so auffälliger, al» fie sich in der letzten Zeit bei ähnlichen Demon- strationen in einer begrüßenswerten Weife znrückhielt. Roch ein ungeheuerNcheS Urteil der Zarrnjustiz gegen polnische Sozialisten. Au» Warschau wird gemeldet: Soeben ist hier unter großer Spannung ein Monstre» prozeß gegen 67 Mitglieder der Polnischen Sozialisten. Partei zu End« geführt worden. Was hinter den Türen des verschlossenen Gerichtshofes fich äbsprelte, erfuhr nur ein ganz beschränkter Kreis, während die große Oeffentlichkeit einige ganz äußerliche Nachrichten zu hören bekam: daß z. B. der Staats- anwalt ein« siebenstündige Anklagerede gehalten,»aß die Plädoyer» der Verteidiger zwei Tage gedauert haben usw. Auch hinter ver- schlossenen Türen nahmen die Verhandlungen zehn Tage in An- spruch; wären sie aber offen gewesen, so hätten sie sich sicherlich über viele Wochen ausgedehnt. Handelte eZ sich doch zum großen Teil um lange zurückliegende Handlungen, die teilweise noch aus der fieberhaften Revolutionszeit datieren, aus jener Zeit, zu der die polnische Sozialistenpartei in Russisch-Polen eine machtvolle Rolle gespielt hat. Die Richter haben sich chre Arbeit nicht sonder- lich erschwert und zuletzt ein unheimliche» Urteil gefällt: Zehn Angeklagt« wurden freigesprochen, von den übrigen V7 aber erhielten 25„einfache Deportation" zudiktiert, während zwei» unddreißig Personen zur K a t o r g a verurteilt wurden. Die Strafen verteilten sich folgendermaßen: vier Angeklagte erhielten 20, bezw. 17, bezw. 15, bezw. 11 Jahre, 8 bekamen je 12 Jahre, 4 je 10, 3 je 8, 8 je 6, 2 je 5, 5 je 4 und 8 je 2% Jahre. Insgesamt wurden also in einem einzigen Prozeh außer den Deportationsstrafen zweihundertneununosiebzig Jahr« Katorga zu- gesprochen._ „Der Eiagemanerte." Pari», 29. Dezember. (®ig. 99er.) Diesen Beinamen de» un- bezwingbaren Revolunonär» B l a n q u i darf Guüave H e r v ö als ehrenvoller Erbe in Anspruch nehmen. Seit 6 Jahren hat er kaum für ein paar Monate die Kerker der Republik verlassen, volle 13 Monate ist e» jetzt her, daß er freien Fuße» die Straßen durch- schritt, an denen Kasernen-, Gerichts- und Kerkertore die drei Wahl- worte des Bürgerstaat» dreifach verbürgen, und man kann sicher sein, daß der Staatsanwalt eine neue Anklage fertig haben wird, lange bevor die noch nicht abgewickelte Kette der Gesängnismonate zu Ende sein wild. Freilich ist eZ kein am Leib zermürbter, am Geist ermatteter Dulder, den die Bourgeoisjustiz in ihren Krallen festhält. Es ist, al» ob der prachtvolle Schwung seines Fuhlens, das sprühende Feuer seines Esprit« auch den Körper vor den Folgen des trüben GefangnislebenS schützte. Woche für Woche fliegen die Manuskripte des„sans patrie" durch die vergitterten Fenster nach der Redaktion der„Guerre Sociale", voll leidenschaftlichen Anklagen gegen die Ausbeuter und ihren Staat, mit feurigen Kampfrufen und— bitter wahren Mahnungen an die revolutionären Mitkämpfer. Sicherlich, nicht immer mag der in der wissenschaftlichen Kritik de» Sozialismus Geschulte dem idealistischen Draufgänger folgen, wenngleich die Distanz seiner Zelle vom verwirrenden Milieu der Tageskämpfe und-Leidenschaften seinen Blick für die entscheidenden Mächte der gesellschaftlichen Entwickelnng merkwürdig geschärft bat, aber die Begeisterung, die unzähmbare steudige Entschlossenheit, fich mit seiner ganzen Perlon für seine Ideen einzusetzen, die makellose Redlichkeit seines Charakters, die dem Gegner gegenüber trotz aller Unnach- giebigkeit und trotz allem aufrechten Haß sich al» Ritterlichkeit kund- gibt, müssen auch jedem ehrenhaften Widersacher Sympathie ab- nötigen. ES war darum ein glücklicher Gedanke der Redakteure der „Guerre Soziale", zum Neujahr ohne Wissen Hervös einen öffent- lichen Appell der freien Geister Frankreichs z» feinen Gunsten vorzubereiten. Die letzte Nummer des BlatteS verewigt auf fünf Seiten Kundgebungen von Schriftstellern, Künstlern, Juristen. Politikern und Gewerkschaftlern. Nicht alle sprechen die gleiche Sprache: bald klingt die politische, bald die ethische Seite stärker an und die Künstler sprechen zumeist nur durch da« gezeichnete Symbol, aber alle vereinigen fich zu einem mächtigen Prolest gegen die Schmach, daß ein zivilisierter Staat einen Mann einzig darum, weil er seine Ideen ausspricht, dauernd im Gefängnis festhält. An der Spitze der langen Reihe der Zuschriften steht die von A n a t o l e France:„Hervö ist eingekerkert, weil er seine Gedanken ausgesprochen hat, und wir halten uns für ein freies Volk! Aber kann die legale Verfolgung, die an ihm ausgeübt wird, etwas anderes bewirken als die Größe feines Charakters zu zeigen? Ihr bewilligt seinen Ideen ein unvergleichliche» Privileg: er duldet für sie. Wir haben niemal» für d« unseren geduldet, und da» ist unsere Inferiorität.— Da wir weise und gerecht worden find, lernen wir doch selbst da» anzuhören, wa» un» mißfällt und strafen wir niemand dafür, daß er gewagt hat, zu sprechen, wie sein Gewissen ihm befahl." Ja uro» nennt die Gefangen- schaft Hervös„eine der traurigsten Gewalttaten unserer Epoche", Octave M i r b e a u drückt seine Bewunderung für HervöS Charakter au» und seinen„täglich wachsenden tiefen Ekel vor der ungeheuerlichen Ungerechtigkeit, deren Opfer er geworden ist". Im Zuge der Manifestanten finden wir politische Gegner wie Henri R o ch e f o r t und den bürgerlichen Pazifisten Fröderic P a r s y. Diese gehören freilich der alten Generation an. für die die Politik noch nicht ein Betrieb für große und kleine Profile war. Werden die radikalen Tagesherrscher dem Rufe zum Anstand gegen den politischen Gegner und zum Respekt vor der Freiheit des Gedankens folgeleisten? Die Frage, die die„Guerre Sociale" der Bourgeoisrepublik vorlegt, ist ein Prüfftein für ihre politische Moral und für ihre Kultur überhaupt. Buq der Frauenbewegung. NenjahrSbetrachtunge«. Mit Erbitterung und Empörung schauen die Frauen auf das zu Ende gehende Jahr zurück. Mit Erbitterung wegen der enttäuschten Hoffnungen und Erwartungen, mit Em- pörung, weil reaftionärer Konservatismus und Arbeiterhaß die Ursache der Enttäuschungen ist. Die ganze Entwicklung macht die Frauen immer mehr zu einem Träger aller gesell- schaftlichen Verpflichtungen. Ja. der arbeitenden Frau legt der Staat mit seinen gesetzgeberischen Artionen und der Kapitalismus mit seiner ausbeutenden Tendenz teilweise mehr Pflichten und Lasten auf, als den: Manne. Riesenhast schwillt die Zahl der in Fabriken und ähnlichen Anlagen be- Lnseraienteilvergntw.: Th. Glocke. Berlin . Drucku-Berlag. Vorwärt» schLfttgtm grauen und Mädchen an. Immer«ehr muß die Proletarierin für den Unterhalt der Familie niiit erwerben. Doppelt und dreifach leiden die Proletarierinmm unter der Wucht der Lebensmittelverteuerung, unter der prbeiterfeind- lichen und antisozialen Gesetzgebung. Grauenerregend, er- schreckend hoch sind die Lasten, die man dem Volke aufgebürdet hat. Und obgleich die weibliche Arbeitskraft schlechter entlohnt wird als die männliche, muß sie doch die volle Last der in- direkten Steuern tragen. Das ist ganz offenbar eine be- sondere Benachteiligung der erwerbstätigen Krau. Wie aber steht es mit den Rechten der Frauen? Poli- tisch ist sie rechtlos. Und das Jahr 1911 war wiederholt Zeuge, wie die durchaus berechtigten Forderuagen der Frauen auf Zubilligung des Wahlrechts von den bürgerlichen Parteien mit Hohn und Spott zurückgewiesen wurden. Außer der Sozialdemokratie trat keine Partei für die volle Gleichberechtigung des Weibes ein. Es soll nach wie vor das doppelt mißhandelte Objekt der.Gesetzgebung sein. Und wie steht es mit den sozialpolitischen Forderungen der Frauen? Hat man der wachsenden industriellen Ausbeutung der weiblichen Arbeitskraft Rechnung getrogen? Nein! Nicht einmal eine obligatorische Hebammenhilfe, keine ausreichende Schwangerschaftsunterstützung, die Spottgeburt einer Witwen-, Invaliden- und Waisenversicherung I Das ist alles. Das aktive und passive Wahlrecht zu den Verwaltungsorganen der Arbeiterversicherung verweigerte man den Frauen, die ja auch in der Gemeinde an allem Mitraten— aber nicht vom Steuerzahlen— ausgeschlossen sind. Kurzum: die Frauen werden auf allen Gebieten als unmündige Personen behandelt, soweit Rechte in Betracht kommen. DaS ist eine unerbittliche, nackte, aufreizende Tatsache. DaS ist die Bilanz. die die Frauen und besonders die Proletarierinnen am Schlüsse des Jahres 1911 ziehen können. Aber die, die sich als unbeschränkte Herren der Schöpfung behaupten, die Verächter der Frauenrechte, rufen im Wahl- kämpfe die Hilfe der von ihnen sonst als unmündig behcut- delten Frauen an, wenn es sich um Erlangung von Mandaten handelt. Den Frauen, die diesen politischen Rattenfängern folgen, wird das neue Jahr wieder bittere Enttäuschungen bringen. Im eigenen Interesse der Frauen liegt e». energffche Arbeit zu leisten, um eine große Zahl von Mandaten für die sozialdemokratische Partei zu erlangen, die Gleichberechtigung für Mann und Weib fordert. Von nicht zu unter- schätzender Bedeutung ist auch die Zahl der Stimmen, die für die Sozialdemokratie abgegeben werden als Gradmesser der Empörung, die die Massen beseelt. AuS der Empörung wächst der Wille und die Kraft zum Sturze der hartnäckigen Feinde der Gleichberechttgung der Fram Drum auf in den Wahlkampf Ihr Frauen! Durch Kampf zum Sieg im neuen Jahr! Gewerkschaftliches siehe 2. Beilage. letzte ffocbrichtcm Das Massensterben der Obdachlosen. Sonnabend abend wurden sämtliche Obdachlosen bei der Aufnahme auf ihren Gesundheitszustand von den Aerzten untersucht und dabei mehr als 20 zurückgestellt, die Symptome von Krankheit zeigten. Da die Serum-Therapie fast in allen Fällen versagt hat, wurde den meisten der zurückbehaltenen Personen der Magen aus- gepumpt und dann wurden sie mit Morphium behandelt. Infolge dieser Maßnahmen ist die Zahl der Erkrankten, oft nur Verdächtigen, wiederum gestiegen. Sie be- trägt nun über 160, davon sind 65 gestorben und einige als geheilt entlassen. DaS geheimnisvolle Dun- kel über die Ursache der Erkrankungen ist noch nicht g e l ö st. An Fisch- und Fleischvergiftung glauben die beteiligten Aerztr nicht mehr; besonder? settdem die Erkrankten den Ge- nuß von Alkohol zugeben und den von Fischen usw. b e- st r e i t e n. Bei einer der am Sonnabend im Obdach erkrankten Per- sonen haben die Aerzte mit anscheinend bestem Erfolg den Magen sofort ausgepumpt. Der Mageninhalt soll untersucht werden. Vielleicht kommt auf oiese Weise schneller Licht in die Sache. Unter den Obdachlosen ist eine förmliche Panik ausgebrochen. Viele meiden jetzt d i e„P a l m e" in der Fröbelstraße und suchen die„Wiesenburg" in der Wiesenstraße auf, andere verlassen Berlin , um in den Vororten ein Unter- kommen zu suchen Wieder andere glauben durck» Alkohol der Erkrankung vorzubeugen und trinken noch mehr als sonst, dadurch vielleicht erst recht der Erkrankung Vorschub leistend. Wie amtlich gemeldet wird, waren bi» Sonnabend 11 Uhr der Polizei insgesamt 141 unter VergiftnngSerscheinungen Erkrankte gemeldet, davon sind 70 gestorben. Man glaubt, daß»« fich wobl in den ersten Fällen um Vergiftung durch verdorben« Fische, doch in zahlreichen anderen Fällen um andere Ursachen handelt. Daraui- hin wurde allen Asylisten dringend empfohlen, Schnap» au» einer bestimmten Destille wegzugießen. Demission deS türkischen Kabinett». Konstantinopel , 30. Dezember. (W. T. B.) DaS Kabinett gab seine Demission, weil die Deputiertenkammer beschlußunfähig war, nachdem sich die Mitglieder der Opposition aus dem Saal entfernt hatten, nm eine Debatte über Artikel 3S der Verfassung ,«»er- hindern. Die vergbaukonzefsionen in der französische» Kammer. Pari», 80. Dezember. (58. T B.) Bei der Debatte über da? Finanzgesetz richtete Baillant an den Minister die Anfrage, ob er die Bcrgbaukanzess.onen vor der Annabme deS Gesetzes, welche« das Bergbaugesetz von 1810 abändert, bewilligen werde. Der Minister antwortete: es liegen zahlreiche Gesuche um Konzessionen vor; ich werde sie aber nur dann bewilligen, wenn ich mich davon habe über- zeugen lassen, daß der Staat an dem Gewin» teilhabe» wird. Fünfhundert Arbeiter durch Fabrikbrand arbeitslo». Pari», 30. Dezember. (Meldung der„P.-C.") In einer Fabrik für mechanische Werkzeuge in Lille brach heute morgen ein großer Brand aus. der die ganzen Gebäude bis auf die Grundmauern ver- nichtete. Durch dieses Brandunglück sind 500 Arbeiter brotlos ge- worden. Der Schaden beträgt 1 600 000 Frank. Luch Or uck e t ei u. lkiTogionitaiF Paul Singer u. 0eTliFsw7
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