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Celtow- Beeskow .

Mariendorf . Eine gewaltige Sundgebung, toie fie Mariendorf wohl noch nicht gesehen, war die letzte Versammlung, in der Genosse 8ubeil zu den Wählern sprach. Schon vor 8 Uhr war der größte Gaal am Ort bei Graßl gefüllt, so daß die später Erscheinenden dicht gedrängt stehen mußten. Mindestens 1000 Personen lauschten mit großem Interesse den inhaltsreichen Ausführungen unseres Genossen Zubeil. Trotz der herben Kritik der Parteien, insbesondere der Demokratischen Vereinigung , meldete sich kein Gegner zum Wort. Eine im Sinne des Referats gehaltene Resolution fand ein­stimmige Annahme,

Niederbarnim.

Ein verkappter Wahlhelfer.

Der Berl. Bolts- 8tg." entnehmen wir folgende Eptfode aus dem Wahlkampf:

Beifiber- Stellvertreter, beren 8abl event. auch auf 4 erhöht werben soll, wird auf nächste Sizung verschoben. Die ordentlichen Sizungen der Versammlung werden auch im Jahre 1912 an den Donnerstagen von 5 Uhr ab abgehalten werden. Für die Vorbereitung der Neuwahl der ständigen An. schüsse usw. wird ein Ausschuß von 15 Mitgliedern eingefeßt. Das Massensterben im Städtischen Obdach ist Gegenstand eines dringlichen Antrages aller bürger­lichen Fraktionen, mit Ausnahme der Freien Fraktion, und gleich­lautend auch von den Sozialdemokraten eingebrachi:

Den Magistrat um Auskunft zu ersuchen über die Ursachen der zahlreichen Erkrankungen und Sterbefälle von Besuchern des Städtischen Obdachs in der Fröbelstraße, sowie über die hierbei von der städtischen Verwaltung getroffenen Maßnahmen." Die Dringlichkeit wird anerkannt und der Gegenstand vorweg beraten.

gefährtin, was ihm von der Versammlung Burch lebhaften Beifall der einen Beute liegt, die Sozialdemokratie gum Siege zu führen, gedankt wurde. Gegner hatten sich nicht zum Worte gemeldet. die Partei, die ihren eigenen Beg geht, um alle die politischen Mit einem dreifachen Hoch endete die Versammlung. Freiheiten zu erringen, die die Freifinnigen zu erkämpfen auf­Für die Wähler der Friedrichstadt hatten die Parteigenossen gegeben haben, und darüber hinaus auch die wirtschaftliche Gleich des zweiten Wahlkreises am Mittwoch eine Versammlung in berechtigung erstrebt. Die Bersammlung schloß mit Hochrufen Meyers Saal in der Oranienstraße veranstaltet. Unser Kandidat auf die Partei. Richard Fischer beleuchtete in einem mit lebhaftem Beifall auf­genommenen Vortrage das Verhalten der bürgerlichen Barteien im verflossenen Reichstage. Insbesondere nahm er die Freifinnigen unter die kritische Lupe. An der Hand ihrer Stellung zu den wichtigsten politischen Fragen zeigte der Redner, daß die Frei­sinnigen, wenn sie auch jetzt den Kampf gegen die Reaktion pro­flamieren, durchaus teine verläßlichen Kämpfer gegen die Reaktion sind, denn sie haben ja bei den vorigen Reichstagswahlen zur Stärkung der Reaktion beigetragen und die Mandate ber einzigen entschiedenen Bekämpferin der Reaktion, der Sozialdemokratie, bei den Stichwahlen vermindern helfen. Wenn sich auch jeht wieder die Freifinnigen um das Mandat des zweiten Wahlkreises be­Stadtv. Caffel: Das Beileid des Magistrats und der Stadtver werben, so werden sich die Wähler fragen müssen, ob sie dem Kandi­ordneten für die entsetzlichen Vorgänge im Städtischen Obdach ist daten einer Partei, die geholfen, die Rechte des Volkes zu be­heute hier bereits bekundet worden. Die rätselhaften Erkrankungen schneiden und des Volkes Lasten zu vermehren, ihre Stimme geben und die vielen Todesfälle haben die Bevölkerung um so mehr er­wollen. Wer es nach alledem, was der Freifinn auf sein Schuld­schüttert, als eine sichere Feststellung der Ursache nicht so leicht fonto gehäuft hat, noch fertig bringt, einen Vertreter dieser Bariei möglich war, und das Entsehen wuchs, weil sich die Erkrankungen in den Reichstag zu wählen, dem fehlt es an jeder politischen In den Versammlungen, die von den Konservativen, der und Todesfälle Tag für Tag wiederholten. Wir haben unseren Einsicht. Wer sich nicht nach den Worten und den Versprechungen Reichspartei und dem Bund der Landwirte in jedem Dorfe im Streife Antrag nicht in dem Sinne gestellt, als wenn die Ursache in der der Kandiaten richtet, sondern sich fragt, was hat die Bartei getan, Niederbarnim veranstaltet werden, tritt feit der Wahlbewegung städtischen Verwaltung und den städtischen Einrichtungen läge, als welcher der Kandidat angehört, dem kann die Entscheidung durch die Wahl nicht schwer fallen. Was die Sozialdemokratie getan fast jeden Abend ein Redner auf, der sich, stolz wie ein Spanier, wenn diesen irgend eine Mißbilligung ausgesprochen werden sollte. hat, liegt offen vor den Augen des Boffes. Sie ist nicht nur die Schriftsteller Fedor" nennt und nun überall sein Sprüchlein gegen Recht hat, sobald als möglich von offizieller Stelle Auskunft über einzige zuverlässige Partei im Kampfe gegen die Reaktion, sondern Liberale und Sozialdemokraten herfagt. Als Agitator jener Bar- die Ursache der schrecklichen Vorfälle zu bekommen, und welche Hoff­fie ist auch die rücksichtslose Verfechterin der Interessen der breiten teien agitiert er für die Wahl des Bürgermeisters Biethen- Sichten- nung besteht, daß das Unheil sein Ende erreicht hat. Wir wissen Masse des Volkes. Wer diese Interessen gewahrt sehen, wer zum berg. Wiederholt war aufgefallen, daß der Schriftsteller genau zu würdigen, mit welchem Eifer fich die ärztliche Wissen­Sturz der Junker- und Pfaffenherrschaft beitragen will, der kann Fedor.Berlin" stets die Versammlungen so legte, daß er mit schaft der Erkenntnis der Ursachen gewidmet hat. Wir müssen aber nicht anders als für die Sozialdemokratie stimmen. den Bügen möglichst frühzeitig abreifen fonnte. Es war dies in barauf halten, daß uns das, was wir bisher nur durch die Presse Groß- Schönebeck , Heinersdorf , Malz, Liebenwalde der Fall. Da erfahren haben, von autoritativer Seite hier flargelegt wird. Stadtv. Dr. Ritter( Fr. Fr.): Wir haben einen bestimmten der letzte Bug von Liebenwalde um 9 Uhr nach Berlin fährt, der Antrag nicht stellen wollen, weil die Untersuchungen noch nicht ab Parteiredner aber künstlich hingezogen worden war, so wurde schnell geschlossen sind. Wir können bezeugen, daß im Obdach alles getan ein Automobil aus Oranienburg bestellt. Nach der Versammlung ist, was getan werden konnte. sprach ein Handwerker den Schriftsteller Fedor Berlin" mit: Herr Weigel" an. Er antwortete: Sie irren! Ich bin nicht Weigel." Darauf der Handwerker:" Dann müssen wir Sie durch zwei Frauen, die mit Ihnen aus einem Orte find, legitimieren laffen, das Sie der Gemeindeschullehrer Weigel aus Ober- Schöneweide. Bismardstraße 25, sind." Herr Lehrer Weigel mußte nun notgedrungen die Wahrheit eingestehen, machte aber, daß er forttam, um früh wieder in der Schule zu sein."

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Cin Diskussionsredner fennzeichnete an der Hans eines frei finnigen Flugblattes die jesuitische, auf Täuschung der Wähler be­rechnete Agitationsmethode dieser Partei. Darauf schloß der Vorsitzende Schwahn die gut besuchte Versammlung mit einem Appell zur regen Beteiligung an den Wahlarbeiten und zur Agita­tion für unsere Partei.

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Im dritten Wahlkreis fanden am Mittwochabens zwei öffent­Tiche Wählerversammlungen statt. Der Kandidat des Kreises, Wilhelm Pfannkuch , hielt zuerst eine sehr beifällig auf­genommene Ansprache in der Versammlung bei Gliefing, Waffer­torstraße, wo dann der Stadtverordnete Ritter über die bevor­stehende Reichstagswahl referierte. Pfannkuch rechnete mit einer Reihe von Vorwürfen ab, wie sie von den Freifinnigen gegen die Sozialdemokraten erhoben werden. Er kennzeichnete die Halb­heiten des Freisinns, seine Baghaftigkeit und Schwäche, die bei jedem Vorgehen der Sozialdemokraten zittert, weil die Gefahr einer größeren Reaktion" heraufbeschwört würde. Mit dieser Angst zeige der Freifinn aber zugleich seinen Bankerott an. Die Arbeiter­flasse lasse sich aber nicht irre machen und werde am 12. Januar wieder beweisen, daß sie entschloffen ist, vorwärts zu bringen. Der Referent Ritter beleuchtete die Politik des alten liberal­fonservativen wie des folgenden schwarz- blauen Blocks und ber­weilte besonders bei den Versicherungsgesehen; er besprach die Boll­und Steuerpolitik, das Reichsvereinsgefeß, die Strafgefeßnovelle und illustrierte durch manche Beispiele, wie die herrschende Klasse durch ihre Macht im Reichstage die Interessen des arbeitenden Wolfes schädigte und ihre eigenen Interessen stets zu fördern ver­stand. Der Referent gab zum Schluß seiner Rede der Hoffnung Ausdruck, daß am 12. Januar ein neuer Reichstag gewählt werde, durch den die Arbeiter lauter denn je ihre Stimmen erheben fönnen.( Beifall.) Eine Diskussion fand nicht statt. Der Vor­sitzende schloß die Versammlung mit der Aufforderung zur Agita­tion und mit Hochrufen auf unsere Partei.

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Pankow . Am Mittwoch stellte sich in gut befuchter Bersama­lung der Scandidat der Sozialdemokratie, Genosse A. Stabt­hagen, im Surfürsten" seinen Wählern vor. Die Versammlung wurde durch einen Gesangsvortrag der Bankower Sänger: Empor zum Licht!" eröffnet. Der verflossene Reichstag wurde vom Refe­renten der ihm gebührenden Kritik unterzogen; die Steuerraub­politik, die den Wohlstand der arbeitenden Bevölkerung unter­graben, die Kauftraft vermindert and zu Arbeitslosigkeit geführt hat. Von gewissenlosen Produzenten werden die notwendigsten Lebens- und Genußmittel verfälscht und Tod und Verderben unter die Aermsten gebracht. Die Klassenjustiz, die Reichsversicherungs­ordnung, die keine Reformen, den Arbeitern aber eine neue Be­Steuerung bringt, wurden treffend beleuchtet. Es geht diesmal aufs Ganze!" Dieser Ausspruch des Herrn v." Heydebrand zeigt, die Politik der kommenden Zeit. Neue Rüstungsvorlagen, Beseiti­gung des Koalitionsrechtes und neue Steuern! Der 12. Januar foll die erste Etappe des Vorwärtsschreitens sein zu einer wirklichen Sozialpolitik, zur Befreiung der Unterdrückten von den Peinigern. Doch nicht die Erringung des Mandats sei nur das Ziel, das Er­gebnis einer gewaltigen Stimmenzahl soll den herrschenden Klassen zeigen, wie der Wind weht. Die anwesenden Gegner meldeten fich nicht zum Wort. Der Versammlungsleiter ermahnte speziell die Frauen, in ihrer Wohnung nur die Arbeiterpresse zu dulden. Der Schlußgesang Ein Volk ein Herz ein Vaterland" er­höhte die Kampfstimmung, und mit einem Hoch auf die inter­nationale Sozialdemokratie wurde die Versammlung geschlossen.

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Stadtverordneten - Verfammlung.

nachmittage 5 Uhr.

Die heutige erfte Sibung im neuen Jahre ist zunächst der Ein­führung der wieder- bzw. neugewählten Mitglieder und sodann der Neutonstituierung der Versammlung gewidmet.

Stadtv. Zucht( Soz.): Ich schließe mich durchaus den warmen Worten des Herrn Oberbürgermeisters an, daß die Misere draußen bald beseitigt sein möge. Es ist durchaus zu begrüßen, wenn alle Mittel in Bewegung gesetzt werden, um dem Uebel nachzuforschen und auf den Grund zu gehen. Aber bei der ganzen Geschichte hat bisher die Wissenschaft versagt.( Heiterkeit.) Sollte es nicht möglich gewesen sein, schärfere Maßnahmen zu treffen, die Verstorbenen und Erkrankten alle gründlich zu untersuchen? In der Presse ist behauptet worden, daß ein großer Teil der Verstorbenen

shne Untersuchung

beerdigt worden ist. Ich halte das für gänzlich unzulässig. Dies mußte alles, auch das letzte, in Anspruch genommen werden. Die Beitungen aller Parteirichtungen haben in vielen Punkten über­trieben. In der Gegend des Halleschen Tores wurden Flugblätter berbreitet, wonach die Cholera ausgebrochen sei. War da das Städtische Gesundheitsamt nicht verpflichtet, öffentliche Erklärungen abzugeben? Aber nichts von alledem ist geschehen. Man suchte und suchte, und glücklich ist schließlich die Kriminal­polizei auf das Richtige gekommen, während die Aerzte immerfort fuchten, aber nichts fanden. Die Kriminalpolizei hat hier einmal dankbare Arbeit geleistet. Das Hauptübel ist immer noch die Neberfüllung des Asyls.

( Buruf: Der Schnaps!) Die Sozialdemokratie hat auf Threm Parteitage für die

Bekämpfung und Beseitigung des Schnapsgenusfes resolviert; Sie müssen doch da mit uns Hand in Hand geben. Welche Ueberfüllung würde heute im Obdach eintreten, wenn mir 10 oder 15 Grad Kälte hätten! Nicht der Obdachverwaltung, sondern den städtischen Behörden, dem Magistrat und uns muß der Vorwurf gemacht werden, wenn diese Ueberfüllung noch immer nicht beseitigt ist. Könnten nicht die Unsummen, die bei Fürstenempfängen, für die Anstreichung des Brandenburger Tores oder für Kaisergeburtstagsessen und ähnliches, viel besser für einen Erweiterungsbau des Obdachs verwendet werden?( Wachsende Unruhe bei der Mehrheit.) Sie wissen nicht, Herr Bamberg , wie diesen Unglücklichen zumute ist.( Stadtv. Bamberg : Sie auch nicht!) Ich weiß es; danken Sie Gott , Herr Bamberg , daß Sie Millionär sind. Wir werden in der nächsten Sizung den Antrag auf den

Erweiterungsbau

In der öffentlichen Wählerversammlung, die Wilfes großen Saal in der Sebastianstraße füllte, sprach Genosse Ströbel. Einleitend wies er darauf hin, daß die Regierung nun doch noch dazu gekommen ist, in offigiöser Rundgebung so etwas wie eine Wahlparole auszugeben. Die Sozialdemokratie soll diesmal nieder­geworfen werden. Man erinnert sich an das Niederreiten" von 1907, bei dem die Sozialdemokratie immer noch eine Viertelmillion neuer Stimmen gewonnen hatte. Jezt ist die Wahlkonstellation so, daß ein Block gegen die Sozialdemokratie nicht zustande kommen Tann. Aber auch abgesehen davon, ist darauf zu rechnen, daß die Partei mindestens in der Stärke wieder in den Reichstag zurüd­tehrt wie vor 1907. Nottvendig ist es jedoch, daß alle, die ihrer Slassenlage nach zum Proletariat gehören, ihre Schuldigkeit tun. 1. Gibung vom Donnerstag, den 4. Januar 1912, Wenn nun auch der Liberalismus zum Teil eine entschiedene Sprache gegen die Junkerherrschaft führt, so muß doch daran er­innert werden, daß er ein gerüttelt Maß von Schuld an den heutigen Zuständen trägt. Bei der Reichsfinanzreform hat es auch der Freifinn abgelehnt, die erforderlichen Steuern den Besitzenden aufzuerlegen. Der Redner erinnerte daran, wie Wiemer 1908 erflärte, daß die arbeitenden Klassen und kleinen Leute schon so fehr mit Steuern überlastet seien, daß man ihnen unmöglich noch mehr auferlegen könne, wie aber derselbe Freisinnsmann dann im Jahre 1909 es plöblich für ganz unmöglich erklärte, die Ar­beiterschaft und kleinen Leute bei der Aufbringung der erforder­Itchen 500 Millionen zu schonen. Der Redner lieferte im weiteren Verlauf seines Vortrags den Nachweis, daß es ohne große Echwierigkeiten sehr leicht gewesen wäre, diese Gelder durch eine im Verhältnis zu Vermögen und Einkommen immer noch sehr mäßige Besteuerung der wohlhabenden Leute aufzubringen, und zeigte ferner auf Grund geschichtlicher Tatsachen, wie die Frei­finnigen allmählich dazu gekommen sind, alle Militär- und Marine­forderungen zu bewilligen und für die Kolonialpolitik einzutreten, und wie sie auch in dieser Hinsicht wiederum die Mitschuldigen daran sind, daß dem Volte so ungeheure Lasten auferlegt werden. Man muß sich die Taten des Freisinns ansehen und darf nichts auf seine Worte geben. Darum kann für alle ehrlich arbeitenden Schichten der Bevölkerung bei der bevorstehenden Wahl nur die Sozialdemokratie in Frage kommen. Jeder, der das erkannt hat, muß aber auch dafür sorgen, daß der sozialdemokratische Kandidat, Genosse Pfannkuch, der seit 45 Jahren mit allem Eifer für die Interessen der Besitlosen und kleinen Leute eintritt, nicht nur gewählt, sondern auch mit starker Majorität in den Reichstag ge fchickt wird. Der inhaltreiche Vortrag fand lebhaften Beifall. Nach vergeblicher Aufforderung an die Gegner, fich zum Wort zu melden, und nach einigen zum Wahlkampf anfeuernden Aus­führungen des Vorsitzenden, hielt der Kandidat des Kreises, Ge­Sauptsache gegen den Freifinn richtete. Die Freisinnigen hoben, noise Pfannkuch, eine Ansprache, die sich ebenfalls in der foiveit bekannt, bis jetzt nur ein Flugblatt im Kreise verbreitet. Gie empfehlen ihren Kandidaten, Rechtsanwalt Rosbach , unter anderem damit, daß sie erklären, im Gegensatz zum schwarz- blauen Block eine Reform des preußischen Landtagswahlrechts anzustreben. Wie diese Reform aussehen soll, wird nicht verraten. Wer aber Beim Namensaufruf werden 122 Bettel abgegeben; davon find die Taten des Freisinns fennt, wird von ihm nicht erwarten, daß 9 unbeschrieben, also ungültig. Sämtliche 113 abgegebenen gültigen cr das allgemeine gleiche Wahlrecht erkämpft oder auch nur die Stimmen fallen auf den Stadtv. Michelet ; dieser ist einstimmig Uebertragung des Reichstagswahlrechts auf das Landesparlament. wiedergewählt.( Beifall.) Die Sozialdemokratie gibt sich bekanntlich hiermit nicht zufrieden, Zum Vorsteher- Stellvertreter schlägt Stadtv., Bruns( S03.) fondern fordert, daß das Wahlrecht auch auf das weibliche Ge- den Kollegen Heimann vor: Wir machen den Vorschlag, weil Nachdem um 4 Uhr das Obdach geöffnet worden war, meldeten schlecht, sowie auf die jungen Leute vom zwanzigsten Lebensjahre wir der Meinung sind, daß die einzelnen Gruppen der Versamm- sich um 6 Uhr zwei Kranke, die sofort unter den Händen des ab ausgedehnt werde. Dazu ist eine im früheren Lebensalter lung ihrer Stärke entsprechend auch an den Arbeiten des Vor- Arztes starben; dann kamen Erkrankungen in größerer Zahl in beginnende staatsbürgerliche Erziehung nötig; aber es war der standes teilnehmen sollen. Ich darf dabei sagen, daß dieser Vor- der Nacht bor . Soweit eine Vernehmung noch möglich war, er­Freijinn, der sich bei Beratung des Reichsvereinsgefehes herbei- schlag weder gegen die Person noch gegen die bisherige Amts- klärten einzelne, sie hätten Büdlinge gegessen, andere, sie hätten lich, zu stimmen dafür, daß die Jugend bis zum 18. Lebensjahre führung des Herrn Cassel ein Mißtrauen bedeutet. vom politischen Leben ausgeschlossen sein soll. Nun aber ist es Stadto. Mommsen( Fr. Fr.) macht der. Gegenvorschlag, den nichts gegessen; alle oder der größere Teil gaben zu, Schnaps ge­trunken zu haben. Im ganzen haben wir draußen derselbe Freisinn, der uns vorwirft, wir förderten die Kulturauf- bisherigen Vorsteher- Stellvertreter Gaffel wiederzuwählen. gaben nicht. Wie töricht diese Behauptung ist und wie sie vielmehr 111 Kranfmeldungen auf den Freisinn selbst zutrifft, wies der Redner auf Grundlage cines großen Tatsachenmaterials nach. Nachdem er noch weiter das ganze Verhalten der Freisinnigen in der Reichs, Staats- und Die isherigen 4 Beisitzer Geride( Fr. Fr.), Frick( N. L.), Gemeindepolitif den Anwesenden vor Augen geführt hatte, fam Lieb ow( A. L.) und Bruns( Soz.) werden auf Vorschlag der Redner zu dem Schluß, daß es im Interesse der Arbeiter wie Mon sen durch Zuruf einstimmig wiedergewählt, die Wahl der

einbringen. Warum hat das städtische Gesundheitsamt die An gelegenheit nicht viel energischer in Angriff genommen, warum haben die ärztlichen Kapazitäten so durchaus bersagt? Mit Bei leid und Bedauern geht die Sache nicht zu machen. Auch wenn Der bisherige Vorsteher Michel et eröffnet die Sigung nach wir die Jugendlichen herausnehmen, gewinnen wir eine ganze 5% Uhr mit einem Neujahrsgruß an die Kollegen und veranlaßt Menge Blaz; irgend etwas Durchgreifendes muß geschehen. Ich zunächst die Einführung der erwähnten Mitglieder. Unter den- bin mehrmals längere Zeit und noch gestern draußen gewesen und selben befinden sich auch die neu gewählten Mitglieder der habe gesehen, daß Beamte und Aerzte in vollstem Maße ihre sozialdemokratischen Fraktion, Kaufmann Robert Drescher, Schuldigkeit getan haben; ich muß bestätigen, daß bei den Re­Restaurateur Julius Meyer, Kaufmann Alexander Fröhlich, visionen, wo ich zugegen war, steis alles aufs peinlich- sauberste Arbeitersekretär Eugen Brüdner. Wiedergewählt find vorgefunden worden ist.( hört! hört!).... Ja, das haben wir Sassenbach, Tolksdorf, Dr. Zadek, Waldeck Ma- auch in unseren Revisionsberichten gesagt, aber das nasse, Wilte, Heimann, Hoffmann, Koblenzer, Mars, Dr. Arons, Hinze. ärztliche Personal reicht nicht aus,

Die 48 Gingeführten werden bom Oberbürgermeister es müßte ganz bedeutend verstärkt werden. In diesem Falle hätte Kirschner begrüßt und dann auf die Städteordnung verpflichtet. man durch öffentlichen Aufruf alle erreichbaren Aerzte heranholene In seiner Ansprache kommt der Oberbürgermeister sofort auf die müssen! Wir sind verpflichtet, für die Interessen der Gesamthei Katastrophe, welche einen Teil der Besucher des städtischen Obdachs einzutreten; da ist es auch unsere Pflicht, hier gründlich Remedur betroffen hat, zu sprechen. Es sei ihm Herzensbedürfnis, dem zu schaffen. Wenn dieser Krankheitsherd dort nicht noch erweitert. Gefühl der Trauer und der Teilnahme Ausdruck zu geben; diese werden soll, muß unbedingt der Erweiterungsbau eiligst in An Teilnahme sei in allen Teilen der Bevölkerung, selbst vom Aus- griff genommen werden. lande, aufs lebhafteste bekundet worden, und das sei ein Trost; er halte es für seine Pflicht, auch an dieser Stelle den herzlichsten Dank dafür auszusprechen. Dank gebühre den Beamten des Ob­dachs, die während der Feiertage unablässig, Tag und Nacht, be­müht gewesen seien, ihre Pflicht voll zu erfüllen, Dank den Aerzten, Schwestern und Pflegern sowie den staatlichen Behörden, die eifrig bemüht gewesen seien und mit Erfolg, wie man jetzt wohl sagen fönne, die Ursachen der Erscheinung zu erkennen.

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Vorsteher Michelet begrüßt darauf auch seinerseits die Ein­geführten. Mit dem Ergebnis des von der Bürgerschaft im Novem ber über die Tätigkeit ihrer Bertretung gehaltenen Gerichts könne man im großen und ganzen wohl zufrieden sein. Für die Be­find, spricht auch der Vorsteher seine tiefe Teilnahme aus. bauernswerten. die von dem Unglüd im städtischen Ashl betroffen

stituierung, und zwar zunächst zur Die Versammlung schreitet hierauf zu ihrer Ron

Wahl des Vorstehers.

Auf Cassel entfallen 78, auf Heimann 38 Stimmen; Cassel ist somit wiedergewählt und nimmt die Wahl mit Dantesworten an. 5 Bettel sind weiß.

Stadtrat Jacoby: Die Frequenz des Obdache ist in den letzten Jahren so gewachsen, daß die Deputation mehrfach sich mit der Frage bereits beschäftigt hat, wie Wandel geschaffen werden kann, auch ist von der Notwendigkeit der Erweiterung gesprochen worden. Diese ist aber sehr schwierig, wenn ein Teil der Anstalt während des Umbaues außer Betrieb gesetzt werden muß; daraus ist der Antrag entstanden, für die Zwischenzeit Baraden zu errichten. Diese sind erbaut, für mindestens 600 Personen, und werden in den allernächsten Tagen in Benutzung genommen werden. Wenn gestern Leute auf dem Fußboden gelegen haben sollen, so muß das sehr spät gewesen sein; um 10 lihr war ich noch da, und da war jeder von den Obdachlosen untergebracht. Allerdings fommen nach der Suppenverteilung von 8-11 Uhr noch eine ganze Menge, die aufgenommen werden, aber keine Speise bekommen. Unsere Frequenz heute nacht war 4096; in den Tagen vorher waren es 4100-4200, und nur in der Silvesternacht haben wir 700 Personen weniger gehabt als vorher und nachher.( Seiterkeit.) Aus dem chronologischen Hergange werden sich die beiden gestellten Fragen am besten beantworten lassen. Am Weihnachtsheiligabend wurde ein Mann aus dem Obdach als tranf gemeldet; als der Arzt herzufam, war der Mann schon verstorben. Am zweiten Feiertag morgens fand man einen Mann, der in der Nacht verstorben war, und ein anderer, der sich frant meldete, verstarb gleich darauf.

gehabt, wieviele von den Kranken aus dem Obdach, wieviel von der Straße stammten, fonnte nicht genau festgestellt werden. Bei dem größeren Teil hat sich herausgestellt, daß sie alle in den lekten Nächten draußen beherbergt wurden. Am dritten Feiertag morgens ist von seiten des Oberinspektors das Obdach gesperrt worden, bis