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t Dritter Wahlkreis. I« zwei öffentlich«» Wählerversammluirgen wurde am Freitag. vbend wieder die Frage der bevorstehenden Reichstagswahl er. vrtert. Im Lokalr? ü r st e n h o f", Köpenicker   Strafe, wurde die Bersammlung, mit einer Änsprache des Kandidaten des Kreises. Wilhelm Pfannkuch.   eingeleitet. Unter dem Beifall der Acri  'ammelten kritisierte der Redner die Zaghaftigkeit und Halbheit und Schwäche in der Politik der Freisinniger� die weder das Per- trauen der Arbeiter, noch der Leute des Kleingewerbes, der kleinen Handwerker und kleinen Kaufleutc verdienen. Alle diese Leute sollten die Bestrebungen der Sozialdemokratie unterstützen und in ihrem eigenen Interesse dazu beitragen, daß sozialdemokratische Vertreter in den Reichstag   gesandt werden. Der Referent Richard Barth   zeigte im Anschluß an diese Ausführungen, daß die Freisinnigen gar nicht in der Lage sind, wirkliche Bolksintereffcn zu vertreten; er wies auf die Rolle, die sie im BülowÄlock spielten, hin und auf ihre Mitschuld an der Neichsfinanzreform. Der Referent beleuchtete dann die Politik des liberal-konservativem wie des schwarzblaueni Blocks, er deutete in einigen scharfen Strichen an, was man vom kommenden Reichstag erwartet, und wie not- wendig es sei, die entschiedene Opposition gegen neue Forderungen des Militarismus und eine neue Knebelung der Arbeiterklasse zu siärken. Nachdem der Referent ein Bild von den Bestrebungen der Sozialdemokratie entworfen hatte, schloß er mit einem begeistert aufgenommenen Appell, am 12. Januar alle Kräfte anzuspannen und unserm Kandidaten zum Siege zu verhelfen. Eine Dis­kussion fand nicht statt. Der Vorsitzende richtete an die Bersammel- ker noch die Mahnung, in der Agitation in den letzten Togen nicht zu erlahmen. In zahlreich besuchter Wählerversammlung sprach am Freitag Redakteur Däumig imMärkischen Ho f". Admiralstraße. Der Redner schilderte in seinem interessanten Vortrage die Sünden des verflossenen, unter dem Seufzer und Fluch des Volkes auS dem Leben geschiedenen Reichstags, und hob namentlich hervor, welche erbärmliche Rolle die Freisinnigen spielte», als sie im Bülow-Block Einfluß auf die Regierung zu gewinnen suchten. Allein fchon aus ihrem damaligen Verhalten ist die ernste Lehre zu ziehen, daß man nur das größte Mißtrauen gegen die Liberalen hegen darf und niemals von ihnen erwarten kann, daß sie die Reaktion nieder- schlagen werden, sagte der Redner. Allerdings sieht es in der fetzigen Wahlbcwegung wieder einmal so aus, als ob die Liberalen sich auf ihren Mannesmrit besinnen. Sie rufen zum Kampf auf gegen den schwarzblauen Block, aber ihre Taten haben? längst be- wiesen» daß dergleichen Stimmungen bei ihnen nicht standhalten, nicht ernst zu nehmen sind. Darum muß unsere Parole sein: Krieg bis aufs Messer dem Junkertum, aber auch Kampf gegen die nationalliberalen Scharfmacher und Kampf gegen die frei- sinnigen Worthelden und Arbeiterfeinde! Der Redner wies an unbestreitbaren Tatsachen nach, daß diese Auffassung von den Frei- sinnigen daö notwendige Ergebnis ihres ganzen Verhaltens ist. Ihre Stellung zur Rüstungspolitik, zur Kolonialpolitik, zu der das deutsche Volk aushungernden Zollpolitik, zu den Fragen, die vor allem die Arbeiterklasse angehen, beweist, daß die Liberalen in allem, was da» Wohl der großen Volksmassen angeht, höchst unzu- verlässig sind.- und eS zeigt sich, daß die Sozialdemokratie die beste Vertretung«nd der einzige treue und zuverlässige Freund des Volkes ist. Ein Schlaraffenland kann allerdings auch sie nicht Versprecher» und unmöglich ist es» das Unrecht und die Unfreiheit, die seit Jahrhunderten bestanden haben, mit einem Male zu be- seitigen. Aber eS gilt, den Weg zu bahnen, der daraus hinaus-- führt. Wer vor einigen zwanzig Jahren wie der Redner �Gelegenheit hatte, das chinesische Volk zu beobachten» glaubte kaum, daß es aus dem tiefsten Schlaf der Reaktion, der dort herrschte, ein Erwachen geben könnte. Jetzt aber sieht man» daß sogar in China  das Volk sich aus der Knechtschaft erhebt. Das sollte für das deutsche Volk auch ein Ansporn sein, endlich alle Kräfte einzusetzen, um aus Elend und Unterdrückung herauszukommen. Darum mutz jeder seine Schuldigkeit tun, um am 12. Januar der Sozialdemo- krotie neue Massen von Wählern zuzuführen und ihrem Kandi- baten den Sieg zu sichern. Da Gegner sich nicht zum Wort meldeten, hielt hierauf der Kandidat, Genosse Wilhelm Pfannkuch  , eine Ansprache, in der er, anknüpfend an die Ausführungen DäumigS, noch weiterhin die Worte und Taten der Freisinnigen.beleuchtete und besonders auch an ihrem Tun und Treiben ,n der Gemeindepolitik, dem Schulwesen und anderen wichtigen Fragen des allgemeinen Wohles zeigte, wie wenig sie das Recht haben, sich als alleinige Kultur- Partei aufzuspielen und gar der Sozialdemokratie Kulturfeindlich- keit nachzusagen. Was die Sozialdemokratie Schritt um Schritt er- kämpft, das suchen sie schließlich als ihr eigenes Werk hinzustellen. Ter Redner erwähnte auch ein Flugblatt, das die Freisinnigen jetzt verbreiten wollen und das den Titel trägt:Für die Arbeiter gegen die Sozialdemokraten!" Die Herren scheinen wirklich noch der törichten Meinung zu sein, sie könnten in Berlin   die Arbeiter gegeneinander aufhetzen. Sie suchen das dadurch möglich zu machen, daß sie an den seinerzeit gepflogenen Auseinandersetzungen zwischen Partei und Gewerkschaften beweisen wollen, daß die Sozialdemo- kratie die freie Meinungsäußerung unterdrücke und somit eine Gefahr für die Freiheit sei. Es scheint, sagte der Redner, daß der Freisinn die ganze Zeit über geschlafen hat, sonst könnte er den Arbeitern nicht dergleichen auftischen wollen. Der Freisinn müßte doch wissen, daß jene mit Gründlichkeit gepflogenen Auseinander- Setzungen der verflossenen Jahre dazu geführt haben, daß die Arbeiterschaft in Partei und Gewerkschaften einiger als je zuvor ist, was sich auch darin zeigt, daß die ganze GcwerkschaftSpresse mit einer Klarheit und Bündigkeit für die Wahl Per sozialdemokratischen Kandidaten eintritt, wie man sie von der politischen Arbeiterpresse nicht besser verlangen kann. Im übrigen kann der Redner, der als ParteivorstandSmntglied selbst an jenen nun Jahre zurückliegenden Auseinandersetzungen teilgenommen hat, versichern, daß von einer Unterdrückung der freien Meinung auch dabei durchaus nicht die Rede sein konnte. Von den vielen Torheiten, die über die Sozial- demokratie verbreitet werden» erwähnte der Redner unter anderen auch die, daß die Sozialdemokratie derTotengräber" des Mittel- siandeS sein soll. Tatsächlich liegt die Sache ja so, daß der Kapi- italiSmuS die Existenz der kleinen Kaufleute und Gewerbetreibenden vernichtet, und daß ihre Existenz nur noch durch eine kaufkräftige Arbeiterschaft aufrecht erhalten werden kann. Früher hieß eS: Wenn der Bauer Geld hat, hat'S die ganze Welt; jetzt aber hängt «S vielmehr davon ab, daß der Arbeiter einen angemessenen Lohn Sfir sein« Arbeit erhält, den kleinen Leuten Verdienst zu verschaffen. Zun hat man ja auch die Entdeckung von demneuen Mittelstand" der technischen und industriellen Beamten» der besser besoldeten Handelsongestellten usw. gemacht, aber die Unterdrückung, unter der sie zu leiden haben, zeigt nur zu deutlich, daß auch sie genötigt sind, Schulter an Schulter mit der Sozialdemokratie zu kämpfen, wenn sie für eine zuverlässig« Vertretung ihrer Interessen sorgen wollen. Nachdem der Vorsitzende noch zu eifrigster Beteiligung an der Wahlagitation aufgefordert hatte, schloß die Versammlung ptit Hochrufen auf die Sozialdemokratie. s Sin« Wählerversammkung für lwn ' fünften KreiS füllte den Sophiensaal am Freitag bis auf den letzten Platz. Mit regem Interesse folgten die Zuhörer dem Vortrage des Rechts­anwalts Dr. Heinentann, der das Thema:Der Reichstag   und das Koalitionsrecht" behandelte. Der Redner begann mit einem Hinweise auf die in letzter Zeit wieder mit besonderem Nachdruck an verschiedenen Stellen laut gewordenen Rufe nach Einschränkung des Koalitionsrechts der Arbeiter und führte dann aus, daß es kein iZufall, sondern vom Standpunkt der herrschenden Klassen eine Not- wendigkeit ist, wenn sie eine stärkere Knebelung der Arbeiter- dewegung verlangen. Heer, Flotte, Kolonialpolitik erfordern un- «cheure Ausgaben, die durch indirekte Steuern, also aus den Taschen der breiten Masse des Volkes bezahlt werden sollen. Die Zollpolitik des Reiches hat eine entsetzliche Lebensmittelteurung Er Folge gehabt. Die weitere Folge ist natürlich» daß die organi- rt»n Arbeiter Were Löhne fortzern� dazziis ihre Lehenshaltung nicht in unerträglicher Weise hcrabgedrückt werde. Die Unter- nehmcr, Ivelche durch das berechtigte Vorgehen der Ärbeiterorgani- sation ein« Schmälerung ihres Profits, eine Beschränkung ihrer Ausbeutung fürchten» schreien deshalb nach Gesetzen, welche das Koalitiousrecht der Arbeiter in weitestem Maße einschränken» So sollen die Arbeiter gezwungen werden, die ihnen durch die Politik der herrschenden Klaffe auigcbürdeten Lasten die sie nicht tragen können» zu tragen. Mit Gewalt soll der Widerstand der Arbeiter- klaffe gegen diese unerträglichen Zustände unterdrückt werden. Ein Versuch dieser Art liegt der«its vor in dem Strasgcsetzentwurf, den nicht nur die Regierung, sondern auch die bürgerlichen Parteien einschließlich der Liberalen als eine brauchbare Grundloge zur Reform des StraftechtS bezeichnet haben. Und doch ist dieser Entwurf das frechste, ungeheuerlichste Attentat auf die Volks- freiheit. Das bestehende Strafrecht schützt alle Rechtsgüter. Nur e' n Rechtsgut, und zwar das der überwiegenden Mehrzahl des Volkes: die menschliche Arbeitskraft, ist durch kein Gesetz wirksam geschützt. Unser Strafrecht ist durchaus unsozial. Leib und Leben der Angehörigen der Arbeiterklaffe gelten ihm viel weniger als der Kapitalprosit. An diesem Zustande wird durch de» Entwurf zu einem neuen Strafgesetzbuch nicht nur nichts geändert, sondern die Rechte des Volkes, die Rechte der Arbeiterklasse sollen sogar noch weiter beschränkt werden. Der Redner ging einige der wesent- lichsrcn Bestimmungen des Entwurfes durch und zeigte an der Hand derselben, daß die Tendenz des Entwurfes dahin geht, nicht nur Handlungen zu bestrafen, sondern politische Gesinnungen zu ver- folgen, die den herrschenden Klassen unbequem sind. Und einen solchen Entwurf hat die liberale Presse als brauchbare Grundlage eines neuen Strafrechts bezeichnet.(Lebhafte Psui-Rufe.) Wenn der Entwurf Gesetz werden sollte, dann würde es leicht möglich sein, Teilnehmer an unseren Wahlrechtsdemonstrationen mit lebens- länglichem Zuchthaus zu bestrafen»(Pfui!) Der Z 153 der Gewerbe­ordnung ist ein durch nichts zu rechtfertigendes Ausnahmegesetz gegen die Arbeiterklasse. Der Strafgesetzentwurf aber geht noch weit hinaus über die Ausnahmebestimmungen deS§ 153. Die bloße Ausübung des Slreikrechts soll bestraft werden.(Entrüstete Pfui-Rufe.) So weit gingen nicht einmal die Vorlagen des Zucht- haus- und Umsturzgesetzes. Selbst die liberale Forderung der formalen Gleichheit vor dem Gesetz kommt in dem Entwurf nicht zur Geltung. Sie wird ja schon in dem unter Mitwirkung der Liberalen zustande gekommenen Vereinsgesetz durch Ausnahme- bestiniimungen gegen Jugendliche und durch den Sprachenparagraph mit Füßen getreten. Außer der Sozialdemokratie wird sich keine Partei gegen die Knebelung der Arbeiter im Strafgesctzentwurf wenden. Also bleibt den Gegnern des Entwurfes nichts anderes übrig, als bei der Wahl für die Sozialdemokratie zu stimmen. damit dieser Entwurf dahin wandert, wohin er gehört: in deck Abgrund!(Lebhafter Beifall.) Der Kandidat des Kreises, Robert Schmidt, durch lebhaften Applaus begrüßt, nahm hierauf das Wort. Im Anschluß an die Darlegungen des Referenten führte er aus. daß die Arbeiterklasse alle Versuche, ihre Bewegung zu unterdrücken» siegreich zurück- schlagen wird. Was auch auf politischem Gebiet geschehen mag. die Arbeiterbewegung, die die schwerste Bedrückung des Sozialisten- gesetzes siegreich uberstanden hat, kann man nicht mehr vernichten, ihre starken Organisationen können nicht mehr zerstört werden. Wir können und werden den Kampf mit den Feinden der Arbeiter- klaffe aufnehmen. Aber darüber müssen wir uns klar sein: im bürgerlichen Lager haben wir keine Freunde, die mit ganzem Herzen auf unserer Seite stehen. Wenn e» galt, Arbetterrechte zu verteidigen, haben wir die Freisinnige Volkspartei   nie an unserer Seit« gesehen. Waren es doch Mugdan und seine Freunde, die für die Beschränkung des Selbftverwaltnngsrechts der Arbeiter in der Reichsversicherungsordnung eingetreten sind. Der Redner ging auf ein von den Freisinnigen verbreitetes Flugblatt ein und zeigte, daß deren inhaltlose Versicherungen im Widerspruch mit der Wirk- lichkeit stehen. Haben doch die Freisinnigen die größte Angst vor einer Stärkung der äußersten Linken, weil sie meinen, die Reaktion könnte dadurch gereizt werden. Zu diesen unsicheren Kantonisten kann kein Freund des Volkes Vertrauen haben» Nur die Sozial- demokratie bietet Garantie, daß sie den Kampf gegen die Reaktion auf allen Gebieten mit gewohnter Entschlossenheit führen wird. Nur die Sozialdemokratie ist eS, die ihre ganze Kraft für die Jnter- essen des Volkes einsetzt. Wer es mit den Rechten und Jnter- essen des Volkes ehrlich meint, der hat keine andere Möglichkeit, als für die Sozialdemokratie zu stimmen.(Großer Beifall.) Ter Vorsitzende Friedländer schloß die Versammlung mit einem Hinweis auf die große Gefahr, welche ein« reaktionäre Reichstags- mehrheit bringen würde, und forderte zu reger Tätigkeit im Sinne der Sozialdemokratie auf. Die Blinden   und die Reichstagswahl! So lautete das Thema einer von zahlreichen blinden Männern und Frauen besuchten Versammlung, die bei Meyer in der Oranien- straße stattfand. Der Referent Genosse Jensen- Dresden führte in beredten Worten folgendes au«: Da sich alle Parteien mit den Wahlen beschäftigen, so ist eS Pflicht der sozialdemokratischen Blinden  , fich auch damit zu beschäftigen. In großen Zügen entwarf er ein Bild von der politischen Lage vor und nach den Wablen von 1007, dann übergehend auf diepositive Arbeit" deS verflossenen Reichs­tages geißelte er im besonderen die Unzuverlässigkeit aller bürger- lichen Parteien, namentlich in bezug aus Kolonialpolitik. Sozial- reform und inneres Finanzwesen. Bei all diesen Fragen haben die bürgerlichen Parteien, vom Freisinn bis zu denKonservativen, schmählich versagt. An der Hand von Beispielen zeigte er, wie und warum man in Sozialreform mache. Früher, als die Arbeiterklasse in den An- sängen ihrer Organisation stand, versuchte man sie durch Sozial« gesetze zu ködern, heut« aber wird die Sozialpolitik zu einer Unter- drückungspolitik des emporstrebenden Proletariats. Desgleichen sei da» wahnsinnige Wettrüsten zu Wasser und zu Lande dazu angetan, dem deutschen Michel   auch sein Letztes auszupressen. Auf die näheren Ursachen der kapitalistischen   Gesellschaftsordnung eingehend, kam er zu einer vernichtenden Kritik über sie und ihre Auswüchse. Insbesondere zerpflückte er die Argumente unserer Hoch- und Schutz- zollpolitiker und wies nach, daß wir die jetzt herrschende Teuerung, die ja zum weitaus größten Teil eben nur das Proletariat spürt. und fünf Sechstel aller Blinden   find proletarischen Herkommens, ihnen zu verdanken haben. Da nur die Sozialdemokratie für ein freies Wahlrecht, für großzügige Sozialpolitik, für moderne Schulreformen, die ja den Blinden   ganz besonders not tun. da nur die Sozialdemokratie gegen das wahnsinnige Wettrüsten, und mit den damit verbundenen sich immer mehr häufenden Steuerlasten ist, sei eS Pflicht, auch nur einen sozialdemokratischen Kandidaten zu wählen. ES gilt, am 12. Januar den Junkern und Pfaffen eine vernichtende Niederlage durch Abgabe sozialdemokratischer Stimmen zu bereiten und so den Sozialismus eine Etappe weiter zu bringen. Das Referat wurde oft von Beifall unterbrochen und fand jubelnde Zustimmung. In der folgenden Diskussion sprachen die Redner im Sinne des Referenten. Besonders wurde betont, daß die Blinde» nicht ihres Wahlrecht« verlustig gehe», wenn sie Unterstützungen zum Zwecke der Erziehung oder zur Ausbildung eines Berufe« erhalten. Ein interessanter Brief der tanbstummblindea Amerikanerin Helen Keller  folgenden Inhalts kam zur Verlesung und erntete stümiischen Beifall. Lieber Herr Wendt! Ich schicke Ihnen den Abonnementsbetrag für..Die Neue Zeit" zum nächsten Jahr. Ich kann Ihnen für Ihre edle Arbeit nicht dankbar genug sein. ES ist eine Sache, die meine tiefste Sympathie gewonnen hat. Wo eS möglich ist, empfehle ich de» Sozialismus meine» Freunden. Schon bin ich entschlossen, alles was ich kann zu tun. um die gesellschaftliche Gerechtigkeit zu fördern. Ich strebe an, den Blinden zu helfen; ich weiß aber, daß ich nicht weit gehen kann, so lange die Bedingungen des menschlichen Lebens gründlich mangelhaft sind. Ich muß diese Bedingungen angreifen, wenn ich meinen Mitmenschen etwas von wirk- licher Hilfe bereiten will. Ich wünsche, daß jemand auf- treten möchte, der fähig ist, eine Zeitung, derNeuen Zeit" ähnlich, für die amerikanischen Bliudeit zu schaffen. In herzlichster Weise grüße ich Sie und Ihre Mit- arbeiter wie Kameraden. Ihre ergebene Helen K e l l er. Drentham, Massachusetts  . den 3. September. Nach dem Schlußwort des Referenten fand nachstehende Rcso- lution einstimmige Annahins: Die am 5. Januar bei Meyer, Oranienstr. 103, zahlreich erschienenen blinden Männer und Frauen erklären ihre Zustimmung zu den Ausfübrungen des Referenten. Sie vcrpfltchren fich, mit allen Kräften für die Wahl der sozialdemokratischen Kandidaten Groß-Berlins einzutreten. Sie erkennen in dem Emanzipalions- kämpf der Arbeiterklasse das wirksamste Mittel zur Hebung der sozialen Lage der Nichtsehendcn. Politische Organiiation und Abonnement auf dieNeue Zeit", Organ zur Pflege sozialistischer Weltanschauung unter den Blinden deutscher Zunge, ist daher Pflicht jede« Blinden  , der ernstlich bestrebt ist, die Jmeressen seiner Schicksalsgenossen energisch zu vertreten." Ccltow-Bcesliow. Treptow  -Banmschulenweg. Eine sehr stark besiWe öffentliche Vcrsamrnlung» in der die Fraue  » zahlreich vertreten waren, tagte am letzten Donnerstag imSport-Restaurant" Treptow  . Die Referentin, Genossin Anna D i e tz, kennzeichnete eingehend die Taten des Heimgegangenen Reichstags. In wirkungsvoller Weise türmten sich die tief ins Volksleben einschneidenden Hinterlassen- schaiten auf. Des öfteren von zustiininendeii. Rufetv bekräftigt, wies die Rcdnerin darauf hin. daß nicht durch Zufall dieser Reichs» tag zustande gekommen ist. sondern das deutsche Volk hat ihn ge- wählt. Im Hinweis auf die bevorstehenden Knebelungsgelüstc der reaktionären Parteien fordert die Vortragende alle Anwesenden auf, ain 12. Januar die VolkSentrechter und Volksknebler für immer hinwegzufegen. Mit einem Hoch auf die internationale Sozialdemokratie schloß die imposante Versammlung. Tempellwf. Am Donnerstag tagte im WilhelmSgarten ein« außerordentlich stark besuchte Wählerversammtung, in der Genosse Kluß über Llberalis««us und Sozialdemokratie sprach. Redner ging scharf mit den Liberalen, denen er das ganze Sünden-register vorhielt, in« Gericht. Aus dem gegnerischen Lager wurde Genosse Kluß oft durch blöde Zwischenrufe unterbrochen. In der Diskussion jedoch hatten diese Helden nicht den Mut, sich zum Wort zu melden. Der Vorsitzende beleuchtete dies«?mutige Betragen" und schloß die Versammlung nv* einem Appell an die Erschienenen, die Orgaui- sationen zu stärken und die Arbeiterpresse zu abonnieren. Steglitz  . Ein« konservative Versammlung ift z» morgen. Montag abend nach demAlbrechtshof" einberufen. Wenn die Anhänger der Sozialdemokratie die bisher im Wahlkampfe von den Demokraten und den Nationalliberalen nach demAlbrechts- hos" einberufenen Versammlungen besuchten, um gegen die Ver- Weigerung de-Albrcchtshofcs" zu sozialdemokratischen Vcrsamm- lungen zu protestieren» so fordert jetzt das soziialdemokratische Wahlkomitee alle Anhänger der Sozialdemokratie auf. die kon- scrvative Versammlung nicht zu besuchen. Schon die Ankündigung der Versammlung an den Anschlagsäulen läßt deutlich die Absicht erkennen, daß es nur auf eine Provokation der sozialdemokratischen Wähler abgesehen ist. Diese Absicht heißt eS zu vereiteln. Bleibt deshalb der Versammlung fern. Am Donnerstag, den 11. Januar, finden drei vom sozialdemo- kratischen Wahlkomitee einberufene Wählerversammlunaen statt, und zwar imBirkemväldchen", bei Schcllhase und bei Bredereck. Sorgt für einen Massenbesuch dieser Vcrsaminlungen» Groß-Lichterfelde  . Vor mehr als 700 Personen im überfüllten Saale von Richter, Chausseestraße 104. sprach in beiirahe drei» stündiger Rede der Kandidat des Kreises, Genosse Zubeil. Ter außerordentliche Beifall, der dem Referenten gezollt wurde, läßt hoffen, daß die Lichterfelder   Wählerschaft gewillt ist, am Wahltage mit den Neaktionären» die ihnen ungeheure Lasten aufgebürdet, ab- zurechnen. Gegner waren wohl erschienen� meldeten sich aber»W zum Wort. ftfederbanritn. Franz. Buchhelz. In einer öffentlichen WähkersserffaMAckuTlg referierte am Mittwoch Genosse Aysche. Redner verstand«9, die Zuhörer durch seinen Vortrag, der mit stürmischem Beifall auf» genommen wurde, zu fesseln. An der Diskusston beteiligte sich außer einem jungen Manne, der in der letzten Versammlung durch seine verworrenen und unreifen Ansichten bekannt geworden war und auch diesmal die nötige Belehrung bekam, noch ein Herr Sielaff, der für die Handlungsgehilfen und die Privatbeamten ein- trat. Von unserer Seite sprachen noch die Genossen Alb. Neu» mann und Paul Ziegelsdorf., Gen. Risch ermahnte die Anwesenben, die kurze Zeit bis zum Wahltage noch eifrig zux Agi­tation unier Verwandten und Bekannten zu benu�e» Hus der Partei. Die kubanische» Genoffen klage» an! vom Internationalen sozialistischen Bureau in Brüssel   geht uns zur Veröffentlichung in der Parteipresse zu folgender Aufruf au alle sozialistischen Parteien und an die Arbeiter aller Länder! Die sozialistische Partei von Kuba   hat beschlossen, der ganzeu Welt die schändlichen Verfolgungen durch die Regierung bekannt zu geben, deren Opfer die Arbeiter dieses Landes find. Hierdurch denlt die sozialistische Partei eine von der internationalen Solidarität ein- gegebene Handlung auszuführen. Die Partei brandmarkt zu allererst die Handlungsweise der Re» gierung gelegentlich deS Streiks im vergangenen Juli, an welchem die Kanalarbeiter mit 1800 Mann beteiligt waren. Da« sozialistische Vereinslokal, wo sich die streilenden Arbeiter versammelten, wurde von uniformierten und von geheimen Polizisten bewacht und die Freiheit des Worte« wurde mit Füßen getreten. Die Polizisten be» gaben fich in die Wohnungen der Streilenden und führten sie zur Wache, wobei sie ihnen Rippenstöße versetzten, weil sie nicht arbeiten wollten. Mehrere Streikende, die während der üblichen Arbeitszeit spazieren gingen, wurden vor Gericht geschleppt, wo man ihnen Geld- und andere Strafen auferlegte. Trotzdem hatten die Streikenden angesichts der Bescheidenheit ihrer Forderung sie verlangten eine Zulage von 2550 Centavo» pro Tag die Sympathien der Bevölkerung und eine» Teiles der Presse gewonnen. Der Staatssekretär, ein Mann, der ohne Ueberlegung den Ein« gebungen des Augenblicks nachgibt und der während seiner Lauf- bahn in der Regierung fich bei der Bevölkerung und bei der ganzen Presse mit Ausnahme der regierungsfrommen verhaßt gemacht hat, hat eine Art von geheimem Ausschuß gebildet aus einer Anzahl von verworfenen Menschen de« ArbeiterstandeS, die sich wie Prostituiert  « verkaufen. Dieses»Komitee" hat eine Schwindelorganisation von kiil'qnischen Arbeitem gebildet, die den alleinigen Zweck hat, dt»