1. Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Nr. 225.
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Lokales.
Sonntag, den 24. September 1893.
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10. Jahrg.
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ebenso entscheiden wird, darf um so mehr interessiren, als der wohner des Hauses Jahnstraße 10 durch schrille Hilferufe auf felbe Senat zu entscheiden hat, der ein Denkmal u. a. durch die geschreckt, sahen einen Mann in großen Säßen die Treppe hinabDer Kommers zu Ehren von Friedrich Engels , welchen Diätenprozeß Urtheile sich gesetzt hat und dem statt des eilen und nahmen sofort die Verfolgung auf. Man war dem die Parteigenossen Berlins am Freitag Abend in den Konkordia- jüdischen Mannes", welcher dem König Wilhelm IV. eine Flüchtigen hart auf den Fersen und glaubte ihn jeden Augenblick die Parteigenossen Berlins am Freitag Abend in den Konkordia: fälen, Andreasstr. 64, abhielten, gestaltete sich zu einer groß- Kaiserkrone anbot, seit 2 Jahren Erzellenz von Dehlschläger fassen zu können, als er plöglich über den mindestens 1/2 Meter artigen Demonstration. Bereits am Tage vorher waren sämmt vorsitzt, dessen Verdienst, dem deutschen Bolt mit zum vieldeutigen hohen Stafetenzaun, der den alten Jahn'schen Turnplatz um liche 3000 Billets vergriffen und Hunderte, die da noch hofften Militär- Strafgesetzbuch verholfen zu haben, durch die bekannten friedigt, mit einem Sage hinweg sprang. Verblüfft blieben die Kriegsgerichtsurtheile in helle Beleuchtung gesetzt ist. Einlaß zu finden, mußten ohne Erfüllung ihres Wunsches den Allt- Landsberg ist schon mand,' einer unberechtigt verhaftet, und mußten zusehen, wie der Unbekannte ihren Blicken in dem Kriegsgerichtsurtheile in helle Beleuchtung gesetzt ist. Auch in weniger förpergewandten Verfolger vrr dem Hinderniß stehen Heimweg antreten. Eine Stunde vor Beginn des Festes waren Saal und Gallerien vollständig besetzt. Der ohnedies prächtige so wurde z. B. aus Anlaß der Reichstagswahl 1890 ein Sozial- Gebüsch entschwand. Die Veranlassung zu dem Vorgange war Saal war, wie das bei unseren Festen üblich, mit rothen Fahnen, demokrat wegen„ Hausfriedensbruchs" verhaftet und längere Zeit folgende: Der Pächter der Kegelbahnen der Unions Brauerei, Emblemen und Inschriften geschmackvoll dekorirt. Ueber dem in Hast behalten, wiewohl er nach späterer Ansicht des Gerichts Martin Kölzow, hatte gestern ein Preiskegeln veranstaltet, das Eingang hing ein etwa 5 Meter hohes Banner mit der In- nicht das geringste Strafbare gethan hatte, wenn nicht die Aus- auch Ehefrau und Dienstmädchen in Anspruch nahm. Die im schrift: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", und diesem ent- übung des durch das Wahlgesetz garantirten Rechts ein Frevel vierten Stock des Hauses Jahnstraße 10 belegene Wohnung blieb gegengesetzt auf der Bühne ein noch größeres, welches in goldenen noch Niemand einer in Deutschland Schadensersatz erhalten. Kleeblatt zu Nuge machen; zwei Rerle blieben auf der ist: aber für Entziehung der Freiheit hat daher unbeaufsichtigt. Diesen Umstand wollte sich ein diebisches Buchstaben unsere Devise:" Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit" und darunter den Ausspruch unseres Vorkämpfers Karl Marx , Ja wenn es sich um Schädigung des Geldbeutels handelt- Straße als Aufpasser stehen, während der Dritte den Proletarier aller Länder vereinigt Euch" enthielt. Außerdem dann Bauer ist es ganz was anderes. Allerdings auch nur, Einbruch vollführen wollte. Die Kölzow'schen Räume hatten die lebensgroßen Büsten von Mary und Lassalle wenn man noch das nöthige Kleingeld besitzt. Von jenem In- liegen in der Mitte zwischen zwei anderen Wohnungen und ein vom Genossen Fritz Hansen gefertigtes Friz Hansen gefertigtes sehr haftirten wurden noch 1 M. 50 Pf. zu Unrecht erfordert. Der und sind unmittelbar vom Treppenflur aus zugänglich. Als nun roblgelungenes Bild Friedrich Engels ' auf der mit rothem Prozeß, um 1 M. 50 Pf. von einem königlich preußischen Be- der Einbrecher an dem Eingang arbeitete, hörte die rechtsseitige Stoff und Guirlanden drapirten Bühne ihren Ehrenplatz inne. amten als Solchem zurückzuerhalten, kann drei Instanzen durch Nachbarin, Frau Bahlke, das Geräusch, sah durch das Guckloch Bunft 8 Uhr begann die Konzertmusik, ausgeführt von Mit- lausen, in deren keiner der dumme Unterthanenverstand ohne der Thür und bemerkte einen großgewachsenen Mann. Obgleich gliedern der Freien Vereinigung der Zivil- Berussmusiker Berlins Hilfe eines Anwalts sich Gehör verschaffen kann. Das führt für sie allein anwesend war, hatte sie den Muth, auf den Treppenund Umgegend" unter Leitung des Herrn Schonert. Um 83/4 Uhr den unterliegenden Theil zu der Verpflichtung, nur etwa 40 bis flur zu eilen und durch gellende Hilferufe das Haus zu alarmiren. erschien Engels und wurde mit stürmischen Hochrufen und den 50 M. Kosten zu erstatten. Dem Diebe, der die Eingangsthür mittels Dietrichs bereits geöffnet hatte, kam die Störung so unerwartet, daß er das Werk zeug im Schlüsselloch stecken ließ, Mühe und Zigarre verlor und Davoneilte. Als die Aufpasser ihren Genossen aus dem Hause stürmen sahen, gaben sie gleichfalls Fersengeld und entkamen nach einer anderen Richtung.
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Es ergeht daher an alle Personen, die in der vorbezeichneten Weise mit unsern Sicherheitsorganen" in Berührung gekommen fino, die dringende Aufforderung, ihr Material, sorgfältig und wahrheitsgemäß aufgestellt, bei mir abzuliefern.
Insbesondere fordere ich alle Personen, die Zeugen der am 9. September, Abends 8, Uhr, auf dem Rixdorfer Bahnhof passirten Thürschlußaffäre waren, zur genauen und wahrheitsgemäßen Berichterstattung auf. Sämmtlichen schriftlichen Mittheilungen muß die genaue Adresse des Absenders beigefügt sein. Die Vertrauens person
der Sozialdemokratischen Partei in Rixdorf. Robert Köppen, giethenstr. 37.
Eine Kindesleiche, anscheinend neugeboren, ist bei der Oranienbrücke im Kanal 3 Uhr aufgefischt worden. Die Leiche schwamm gegen das Engel am Sonnabend Nachmittag um ufer zu. Mittels eines von zwei Schiffern losgemachten Rahns wurde die Leiche herausgeholt und der Polizei übergeben, die alsdann für die Unterbringung im Leichenschauhause sorgte. Nähere Details fehlen noch. Spuren am Halse weisen darauf hin, daß das Kind vorher erwürgt wurde.
Blutüberströmt zusammen brach Freitag Abend kurz nach 8 Uhr vor dem Hause Sophienstr. 20 ein junger Mann, der, wie sich später ergab, eine Schußwunde in der linken Seite, eine andere im linken Oberarm davongetragen hatte. Auf der Wache des 13. Polizeireviers, wohin er gebracht wurde, erivies er sich als der 28 Jahre alte Barbier Wilhelm Schaller aus der Auguststraße 88. Ueber die Ursache seiner Verwundungen machte er die eigenartige Aussage, daß er auf dem Abort eines Wirths
daran fich anschließenden Klängen der Marseillaise empfangen. Achtung, Nixdorf! Die fortgesetzten Klagen und BeNach einigen Konzertpiecen und dem von Mitgliedern des Ar- schwerden über das Benehmen der öffentlichen Organe bei beiter- Sängerbundes unter Leitung des Herrn Kurz vorgetragenen Siftirungen 2c. veranlassen mich, das vorhandene Material zu Arbeiter Vaterlandsliedes betrat Wilhelm Liebknecht die sammeln und zu bearbeiten, um durch Veröffentlichung desselben Bühne, um Engels im Namen der Berliner Genossen und der die Aufmerksamkeit der höheren zuständigen Behörden auf die Gesammtpartei, die durch die Vertrauensmänner und den Vor- bestehenden Zustände zu richten. stand vertreten waren, zu begrüßen. Er zeichnete in furzen Worten, was Engels zusammen mit Marr geleistet, gab einen Umriß der sozialistischen Bewegung, die Engels und Mary so viel verdankt, um schloß mit den Worten: wenn Engels der wissenschaftliche Testamentsvollstrecker von Mary sei, werde die Sozialdemokratie die politische Teftamentsvollstreckerin des Vermächtnisses von Mary sein. Die lebhaften Beifallsrufe der Theilnehmer legten Zeugniß davon ab, wie sehr Liebknecht Allen aus der Seele gesprochen hatte. Nach einem prächtigen Gesang des herrlichen Liedes„ Ein Sohn des Volkes" nahm Engels, von lebhaften zurufen begrüßt, das Wort zu einer kurzen Ansprache. ( Auf Den Inhalt seiner Rede wie der Liebknechts tommen wir noch ausführlich zurück.) Begeistert stimmten die Genossen in das Der Verein aller Juteressenten der Zigarren und Engels ausgebrachte Hoch auf die internationale Sozialdemokratie ein. Die Musit Tabakbranche von Berlin und Umgegend von 1892" tagte am intonirte die Marseillaise , in welche die Versamm 19. d. zum Zwecke der Berathung derjenigen Schritte, welche zu Lung mit Begeisterung einstimmte. Vom Genossen Massini thun sind, um die von der Regierung geplanten Zabakssteuer- hauses in der Großen Hamburgerstraße zu Falle gekommen sei; wurde hierauf ein Gedicht von Geibel:" Mythus vom Dampf", Projekte( Fabrikatssteuer) abzuwenden. In der Versammlung, Dabei habe sich der in seiner Tasche befindlich gewesene Revolver vorgetragen und ebenfalls wie die vortrefflichen Gesänge und welche von etwa 200 Mitgliedern besucht war, traten die namentladen und ihn in der angegebenen Weise verlegt. Mujitausführungen lebhaft applaudirt. In den Pausen gelangten haftesten Vertreter der Branche als Redner auf. E3 zwei lebende Bilder: Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!" wurde mit Stimmeneinheit folgende Resolution gefaßt wie gemeldet, durch die Strompolizei am Schiffbauerdamm geund„ Die Marseillaise " durch den Verein für volksthümlichen anbetracht. daß durch die projektirte Mehr Kunst" zur Darstellung. Außerdem sorgte die vielen Genossen besteuerung des Tabaks, welcher Art sie auch sein möge, der funden wurde, scheint gestern aufgefischt zu sein. vom Kommers des Parteitages her bekannte Gesellschaft Konsum zweifellos zurückgehen muß, daß dadurch die mittleren im Humboldthafen unweit der Alsenbrücke einen weiblichen LeichStrzelewicz" mit ihren fatirisch- politischen Vorträgen für Humor, und kleineren Betriebe, welche infolge der Einführung der nam, der außer der das Zeichen B. B. tragenden Wäsche nur der den Theilnehmern des gelungenen Festes, welches gegen 2 Uhr Sonntagsruhe ohnehin schon auf das ärgste geschädigt sind, mit Schnürleib und Mieder bekleidet war. Wer die Betreffende seinen Schluß fand, noch lange erhalten bleiben möge. einem sicheren Ruin entgegengehen müffen, daß dadurch endlich ist, hat sich bis jetzt nicht ermitteln lassen. zum mindesten 50 000 Arbeiter. welche vielfach aus Siechen und Polizeibericht. Am 22. d. M. Morgens wurde auf dem Krüppeln bestehen, vollständig brotlos werden und dann der Sose des Grundstücks Rosenstr. 29 die Leiche eines neugeborenen Armenpflege anheim fallen müssen, protestirt die heutige Ver- Kindes aufgefunden, das anscheinend durch einen Schlag auf den sammlung des Vereins aller Interessenten der Bigarren- und Kopf getödtet worden ist. Auf dem Mäcker'schen Steinplage, Tabatbranche von Berlin und Umgegend von 1892 energisch Schleusen- Ufer 3, wurde ein Schuhmacher mit Stichwunden im gegen jede weitere Belastung der Tabaksbranche." Kopfe aufgefunden und nach dem Krankenhause Am Urban ge
von
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Die Leiche der Dame, deren Kleidung am Montag früh,
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Man landete
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In der
,, Unverantwortliche" Verhaftung. Kurz nach vier Uhr Morgens wurde der Stuckateur Otto Ludwig von der Polizei aus dem Bett geholt und nach der Polizei zur Abbüßung einer angeblich eintägigen Haftstrafe sistirt. Weugleich eine Haftstrafe jeden anständigen Bürger in unserem modernen Rechts staat" leicht treffen kann, war Ludwig doch nicht wenig darob Zur Cholera. Nach den aus den drei städtischen Kranken- bracht. Seiner Angabe nach ist er am Abend vorher im Schleerstaunt, daß er als Hauptbetheiligter von der Festsetzung einer häusern im Rathhause eingegangenen Meldungen haben neue fischen Busch von mehreren Personen überfallen und durch solchen nichts wußte. Die um gefällige Auskunft über Anlaß der Einlieferungen von cholerafranken oder choleraverdächtigen Per- Messerstiche verletzt worden.-Jun Humboldthafen wurde Verhaftung ersuchten Beam.en gaben ihm Aufschluß: Gegen Ludwig fonen in feiner der genannten Anstalten stattgefunden. Der Zu- Vormittags die Leiche einer etwa 24 Jahre alten Frauens war wegen bahnpolizeilicher geringfügiger Uebertretung irgend stand der im Krankenhause Moabit befindlichen drei cholera- person angeschwemmt. Nachmittags wurde ein Maler auf eines durch das Gitter des Bahnpolizeireglements eingegatterten franten Personen hat sich gebessert.- Unser Zeitalter wird von dem Boden eines Hauses in der Solmsstraße erhängt vorgeGeheges eine Strafe von 3 M. festgesetzt; diese sollte nach polizei der Bakteriologie beherrscht. Bei dieser herrschenden Zeitrichtung gefunden. Vor dem Hause Prinzen- Allee 57 stürzte Abends ein behördlicher Ansicht nicht bezahlt- also abzubrummen sein. Ludwig wird sehr leicht übersehen, daß nicht die Kleinsten Lebewesen den 10jähriger Knabe mit der aufrechtstehenden, unbefestigten Schrothatte zwar seine eigenen Ansichten über den Umfang und die Angriffspunkt unserer Schuhmaßregeln bilden, sondern die leiter eines dort haltenden Rollwagens, an der er emporgeklettert Tiefe bureaukratischer Einsicht aber unerschütterlich stand bei mangelhaften Lebensbedingungen der Menschen, war, zur Erde und erlitt so bedeutende Verletzungen am Kopfe ihm bis dahin fest, daß eine Behörde, die sogar Steckbriefe hinter welche die Ansiedelungen der Mikroorganismen begünstigen. und am Fuße, daß seine Ueberführung in ein Krankenhaus er politische Verbrecher im Ausland" pünktlich erneuern läßt, doch Neben dem Kampfe gegen diese kleinsten Lebewesen durch Rein- forderlich wurde. In der Schankwirthschaft Große Hamburger den Empfang der drei Mark, die er zur Sühne feines frevent- halten der Luft, des Bodens nnd Wassers dürfen wir daher nicht straße 1 versuchte ein Barbier sich zu erschießen. Er verletzte sich lichen Bahnpolizeifrevels eigenhändig von dem sauer im Schweiße vergessen, sondern müssen vor allem darauf bedacht sein, unseren bedeutend an der Brust und am linken Oberarm. seines Angesichts verdienten Lohn am 1. September gezahlt hatte, eigenen Körper rein zu halten und so zu stärken, daß er un- Nacht zum 23. d. M. brachte sich ein Stallknecht in dem Pferdenicht leicht vergeffen kann. Sollte er vielleicht die Zahlung ge- angreifbar ist, daß er die zur Erhaltung der normalen Körper- stalle auf dem Grundstücke Alexander- Ufer 8 einen Schuß in den träumt haben? Doch halt, dann müßte es ja auch ein Traum thätigkeit nöthigen Stoffe so zu verarbeiten vermag, daß sie ihm Mund bei. Im Laufe des Tages fanden vier Brände statt. gewesen sein, daß ein töniglich preußischer Beamter ihm eine andere Lebewesen nicht entziehen können. Körperreinheit, gute, Quittung ausgestellt und er diese wie es solchem fräftige Ernährung schädigenden Tofument gebührt und Vermeidung von in der Nähe ſeines Herzens Einflüssen, wie Erkältung, Furcht u. s. w. sind die ersten verwahrt hatte! Ein Ruck in die Brusttasche da und hauptsächlichsten Schutzmaßregeln gegen solche Infektionsist die Quittung, für private und beamtete Augen deutlich frankheiten. Die Schutzmaßregeln gegen die Cholera lassen sich und klar von der Polizeibehörde ausgestellt. Nach kurzer also in die Forderung einer vernünftigen Lebensweise zusammen Prüfung wurde Ludwig der Freiheit wiedergegeben. Wer Ungerecht verhaftet. Vor einiger Zeit wurde der 15jährige tassen, indem die Erfahrung bestätigt, daß die Gefahr, an der Sohn Josef des Arbeiters Wetzlar zu Woltersdorf bei entschädigt ihn aber dafür, daß er mitten in der Nacht wie Cholera zu erkranten, um so größer, und die Aussicht, von Neuenhagen wegen Landstreichens und Bettelns auf Befehl des ein Verbrecher, der einer Strafe sich entziehen will, aus dem der Krankheit wieder zu genesen, um so geringer ist, je weniger dortigen Amtsvorstehers verhaftet. Schlafe geweckt und verhaftet wurde? Wer für die Entziehung die Lebensweise den ges..ndheitlichen Anforderungen entspricht Schöffengericht zu drei Tagen Haft und zweijähriger UeberJosef W. wurde vom der Freiheit? Wer ist verantwortlich, wer ist ihm haftbar wegen und je schlechter die Ernährung des Menschen. Also die un- weisung an das Arbeitshaus zu Alt- Landsberg verurtheilt. Freiheitsberaubung? Seine nächtlichen Besucher? Die handeln gestörte Thätigkeit des Verdauungsapparats, speziell des Magens, Hiergegen legte W. Berufung ein. In der Verhandlung vor der unverantwortlich" nach Ansicht des Reichsgerichts, weil sie mit bietet den wirksamsten und selbstthätigen Schuß gegen die Cholera. Ferien- Strafkammer des Landgerichts II ergab sich nun folgendes: blindem Gehorsam den amtlichen Befehlen ihrer Vorgesetzten zu In einen folchen Magen tönnen, wie Pettentofer und andere ge- Der Vater des Verurtheilten hatte auf dem dortigen Dominium gehorchen haben. Der Vorgesette? Der haftet nur, wenn zeigt haben, die Cholerabazillen wohl gelangen und dann durch gearbeitet, war aber entlassen worden und begab sich nun auf vorfäßlich, absichtlich, in vollem Bewußtsein ſeines den ganzen Verdauungsapparat hindurchgehen, aber sie fönnen die Arbeitssuche nach Stettin . Während seiner Abwesenheit sollte Unrechts einem Bürger die Freiheit raubt, vielleicht sich nicht darin ansiedeln und vegetiren. Es ist aber ein großer der Sohn seiner Mutter zur Seite stehen, um demnächst, wenn fein Familienleben und seine Gesundheit dadurch untergräbt. Frrthum, wenn man glaubt, die Verdauung durch bittere Schnäpse der Vater Arbeit gefunden habe, nachzukommen. Josef W. be= Für fahrlässige Handlungen oder Unterlassungen in Ausübung und dergleichen Spirituosen fördern und sich so schüßen zu können, stritt entschieden, gebettelt zu haben, und der Amtsdiener ihres Berufs haften allerdings z. B. Kutscher selbst strafrechtlich; auch wenn dieselben schöne Namen, wie Cholerabitter, Aro- Müller gab zu, den W. beim Wetteln nicht getroffen, sondern aber ein Beamter, der zum Schutz der Geseze vermeintlich berufen, darf sie versehentlich in Ausübung seines Amtes ver- matique 2c. haben. Der häufige Genuß solcher Schnäpse kann nur auf Befehl des Amtsvorstehers den w. aus der scha den und die Verdauung stören. Nächst der guten Ernährung Wohnung verhaftet zu haben. Auf grund dieser Auslegen, ohne dafür strafrechtlich verantwortlich zu sein. Unserer und Verdauung ist eine geregelte Hautthätigkeit, durch Vermeidung fage wurde W. freigesprochen. Weder Amtsvorsteher noch AmtsForderung auf Einführung voller Verantwortlichkeit für jede von Erkältung, und Furchtlosigkeit und Besonnenheit ein wesent diener sind auf grund der bestehenden Gesetzgebung anzuflagen. Handlung oder Unterlassung auf dem Gebiete der Beeinträchliches Moment, um von der Krankheit verschont zu bleiben
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Gerichts- Beitung.
tigung der persönlichen Freiheit widersetzt sich die gesammte Sehen wir doch, daß die Aerzte und Krankenpfleger, von denen Brivatbeleidigungsflage der Kellnerin Lori B. gegen deren Es war eine aufgeregte Verhandlung, welche die Bourgeoisie aus gutem Grunde. Meinte doch Munckel im Reichs- diese Vorsichtsmaßregeln innegehalten wurden, von der Er- Privatbeleidigungsklage der Kellnerin Lori B. gegen deren tage mit Recht: wer weiß, ob jemand sich zur Uebernahme des frankung fast immer verschont blieben, obgleich sie der Gefahr Bräutigam a. D., dem Kommissionär Franz K. vor dem SchöffenAmtes eines Staatsanwalts bereit finden ließe, wenn er in solchem der Ansteckung doch im höchsten Maße ausgesetzt waren. Selbst- gericht zeitigte. In dem Wortgefecht, welches die beiden im Ge Maße verantwortlich wäre. Höher als der Schuh der verständlich wird man vernünftiger Weise infizirtes Waffer nicht richtssaale ausführten, klang alles so weanerisch", daß man sich Freiheit steht dem echten Bourgeois der Schuß unabgekocht trinken, solches Wasser überhaupt nicht mit Nahrungs - an die Ufer der schönen blauen Donau versezt glaubte. Wie petuniärer Interessen. Das sollte zu seinem Schaden mitteln und Geschirr in Berührung bringen. Was nußt aber aus der Verhandlung hervorging, unterhält Frl. Lori, welche ein Richter erfahren, der in Alt- Landsberg das Schwert der alle Verhütung des Genusses von infizirtem Wasser, wenn, wie schon längst aus dem Schneider" ist, schon seit Jahren ein zärtGerechtigkeit blind walten zu laffen hatte. Der Sachverhalt war es vorgekommen ist, der Hunger die Menschen zwingt, die Müll- liches Verhältniß mit dem Verklagten, welches durch keine Macht folgender: Ein Bauer war beim Kuhhandel übervortheilt. Er haufen nach verdorbenen Resten von Nahrungsmitteln zu durchder Erde getrennt werden kann. Sie haben sich gar wacker ließ eine Klage gegen den Verkäufer einreichen die Verjäh- juchen, und dieselben zu genießen? Ist es nicht eine schwere gezantt und gestritten, sie lagen sich oft in den Haaren und rungsfrist lief ab, weil die Klage statt sofort mit rungsfrist lief ab, weil die Klage- statt sofort mit Termins- Pflichtversäumniß, wenn die Behörde in der Bekämpfung der doch bestand zwischen beiden ein Etwas, von welchem Franzl vermert versehen zu werden auf grund irriger Anschauung Cholera sich darauf beschränkt, Boden, Aborte 2c. zu desinfiziren, not sieh, so fehlt mer halt wos;' s nußt nig, sie hat was an ihr, sagt:" waß nöt, i mag's Mensch gur nöt, und docht wann is des Amtsrichters auf dem Gericht zurückgehalten wurde. und den Genuß verseuchten Wassers zu verbieten, nicht aber auch nöt sieh, so fehlt mer halt wos;' s mußt nig, sie hat was an ihr, Die frante Ruh fonnte dem Bauer nichts nüßen. diejenigen Staats- reip. Gemeinde- Angehörigen mit gesunder was ta Andere halt nöt hat." Auch Fräulein Lori fann Er strengte eine Schadensersatz- Klage gegen den Amtsrichter an. und ausreichender Nahrung und Kleidung versorgt, denen es nicht von ihm lassen. Sie sagt:„ Er ist ja a paderlump a verIn erster Instanz abgewiesen, hatte er beim Rammergericht mehr soffener, aber' 3 nuht nig, ma muß ihm gut sein! I hab' zwar Glück: der Amtsrichter wurde zu vollem Schadensersatz ver- unmöglich ist, sich dieselben selbst zu verschaffen? auf mein' ganzen Körper fa Fleckel, was er mir nöt blau geurtheilt, da auch nach Landrecht in Geldsachen die Gemüthlich- Eine erfolglose Jagd auf einen Einbrecher fand gestern schlagen hätt', aber wegen dem halt i doch zu ihm!" So ist es teit, selbst des Gesetzgebers, aufhört. Ob das Reichsgericht Abend in der Hafenhaide statt. Um 7/ a Uhr wurden die Be- denn gekommen, daß, als er endlich einmal einen Strich
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