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um den wahren Willen des Volkes zum Ausdruck zu bringen... Norddeutsche Allgemeine"- Poesie. Als letztes Mittel, wenn kein anderes mehr verfangen will, ist der ,Nordd." Allg.* die Poesie gegeben. Aber ihr Pathos bringt uns zum Lachen, wie ihre Prosa zum Einschlafen. Da heißt es aber auch: Die höchste Sorge vor allem Sei jedem deutschen Mann, Was unsere Volkskraft heben Und wehrhaft machen kann. Die Stunde der Wahl ist kommen-» Hoch über Partei und Stand Ihr deutschen Männer mitsammen »Fürs deutsche Vaterland!" Alles sehr wahr! Und darum für deutsche BolkSkraft und gegen kapitalistische Aushungerung. Eine Schwindelmär aus Dresden . In der bürgerlichen Presse, speziell im.Berliner Tageblatt", wird ein Bericht auS Dresden über angebliche Wahlkrawalle, die von sozialdemokratischen Versammlungsbesuchern in und nach einer nationalliberalen Versammlung hervorgerufen sein sollen, veröffent- licht. Demgegenüber ist festzustellen, daß diese Berichte über Krawalle total unwahr sind. Der beste Beweis, daß nichts vorgefallen ist, ist der Bericht rechtsstehender Dresdener Zeitungen, der in objektiver Weise abgefaßt ist und nichts von Krawallen zu berichten weiß. Lediglich die.unparteiischen"»Dresdener Neuesten Nachrichten' haben einen ganz entstellten Bericht gebracht, der von dort wohl auch in die übrige Presie übergegangen ist. In der nationalliberalen Versammlung, die auch von Sozial- demokratcn besucht war, ging es allerdings etwas lebhast her. Aber der nationalliberale Kandidat Dr. Heinze ist nicht im Reden gehindert worden, es ist auch nichts vorgefallen, das ü'er den Rahmen einer lebhaften Versammlung hinmuging. Auf der Straße war ein kleines Polizeiaufgebot aufgestellt, es ist aber auch dort nicht das gering st e vorgefallen. Bc- fonders ist Dr. Heinze nicht angegriffen worden, es ist auch keine Verhaftung vorgekommen. Die ganze Nachricht kennzeichnet sich deutlich als bürgerlicher Wahlschwindel über eine an sich ganz harmlose, etwas lebhafte Wahlversammlung. poUtifcbc Ocbcrficbt. Berlin , den 11. Januar 1912. Der 12. Januar tpiz. Reut ist ein großer, berrltcber Cag; öebweige, du Senfe, du Rammerfcblag, Rube, du Kraft der Srdel Jeder, der trägt ein hartes Gefcbich, Kämpfe beute mit Rirn und ßUcfe, Daß der Bieg uns werde. Dalle zufa...,"N, Proleten schritt, Daß die Straße im Raffen tritt Deiner Einheit erbebe, Schreite nur vorwärts, kenne kein Ralt, Daß(tcb der rote Standarten wald Siegend am Hbend erbebe I _ Hlfona Petzold. Eine Wahllüge mit kurze« Beinen. Die»Militärisch-Politische Korrespondenz" brachte in ihrer tzten Nummer Mitteilungen über die bevorstehende Militärvor- ige, die in bezug auf die längst bekannte Tatsache de» Bevor- ehens einer solchen Vorlage nichts und U e b e r- aschende» brachte. Dagegen wurde erklärt, daß die Lösung er DeckungSfrage besondere» Interesse zu. evregen ge- gnet sei: die Kosten sollten nämlich durch Zuschläge zur Ein- mmensteuer auf alle Jahreseinkommen von mehr als 6000 M. lfgebracht werden. i Jeder politisch Orientierte mutzte sich sofort sagen, daß es sich er nur um eine feiste Wahlente handeln konnte, die freilich von '.m staatSerhaltenden Scherlblatt sofort mit Wonne als Wahl» öder benutzt wurde. Denn daß die besitzenden Klassen selbst (trch eine direkte Steuer die neuen Kosten für die Heere». rmehrung aufbringen würden, war ja bei der notorischen >teuerdrückebergerei für jeden Menschen mit normalen ehirnfunktionen von vornherein klar. Leider nur haben auch die ffiziösen diesen Wahltrick sofort durch eine Meldung der offiziösen elegraphenbureau« vereitelt, wonach die Mitteilungen über die rt, wie die Regierung die neuen Ausgaben zu decken gedenke, der Begründung entbehren. Die Meldung derMilitärisch-Poli- ischen Korrespondenz" war auf die Betzirung der nichtbe- i tz e n d e n».lassen abgesehen aber die Regierung de» ürchtete w ihrsche'nlich, daß nun auch infolge des angeblichen Atten- ates auf oie Taschen der Besitzenden zahlreiche Kapitalisten ozialdemokratisch wählen würden und darum kam sie schleunigst nt ihrem ofsiziösen Dementi der von vornherein ganz unglaub- 'iften Schwindelnachricht heraus! Es steh.: also fest, daß außer der neuen Flottenvorlage auch nc neue ,�rere«v»rlage kommt aber ebenso steht fest, daß die ..uSgaben, die aus dieser HeercSvermehrung erwachsen werden, nicht durch eine Besteuerung der höheren Einkommen gedeckt werden sollen! Nur die«Post", da» Organ de» raffgierigsten Grotzunter- nehmertums, bemüht sich, den Schwindel, als ob diesmal auch die besitzende Klaffe zu den steigenden Militärlasten herangezogen werden sollte, glaubhafter zu machen. Sie läßt sich nämlich von dem Landtagsabgeordneten von Dewitz schreiben: .Deutschland hat in der Zeit von 10081911 einen jähr- lichen Vermögenszuwachs von 0000 Millionen Mark. Eine solche Zunahme des Reichtums ist deS Schutzes wert. Das vermehrte Vermögen ist aber auch vollauf fähig, den Schutz selbst zu bezahlen. Nicht ein Groschen indirekter Steuer dürfte verwendet werden. Das Geld dazu liegt sozu- sagen auf der Stratze. ES läßt sich finden, ohne mehr Schmerzen zu e r r eg e n, als der vorübergehende Druck eines st rammsitzenden Stiefels, wenn man es da nimmt, wo es im Ueberftuh eingeht und nicht da, wo es den eigenen Verbrauch ungebührlich beengt. Ich würde vor einer Erb- schaftßsteuer vom VcrmögcnSzuwachS in keiner Weise zurück- schrecken und bin der feiten Ucbcrzcugung, bah einem derartigen Vorschlag auch der größte Teil der konservativen zustimmen würde." Daß die Konservativen nicht bereit sind, neue Militärlasten durch eine Erbschaftssteuer aufzubringen, hat ja erst vor «inigen wenigen Wochen der konservative Oberhäuptltng von Hehdcbrand im Reichstag ausdrücklich erklärt! Herr von Dewitz spricht also höchstens für seine eigene Person. Jnier- essant ist an seinen Ausführungen nur, daß er mit einer Erhöhung der Ausgaben für die Landarmee um 50 Millionen Mark mehr rechnet! Um diese 50 Millionen für den Staat einzubringen, würde aber aus den»ichtbesitzendcn Klassen an indirekten Steuern der Betrag von mindestens 100 Millionen herausgepreßt werden! Wähler, wehrt Euch gegen diese Ausplünderung heute durch Eure» Stimmzettel! Die Front gegen Rechts! Kampf der Agrardemagogie! Nieder mit dem schwarzblauen Block! Die Front gegen Rechts! Das-ist nun die stehende Phrase in der liberalen Presse! Wie aber sieht es in der Praxis-aus? Was die freisinnigen Phraseure leisten können, das hat die vorige Wahl bewiesen! Damals lautete ihr Schlachruf: Wider die Reaktion! Und in der Hauptwahl verzichtete der Frei- sinn in einer Reihe von Kreisen auf eigene Kandidaturen, schanzte sofort in der Hauptwahl Konservativen und National- liberalen Mandate zu! Der freisinnige Kampf erstrahlte in bengalischer Beleuchtung aber erst recht in der Stichwahl. In 32 Stichwahlen, in denen die Sozialdemokratie gegen Was wir da draußen vom . Januar erwarten! Zum zweiten Male im Laufe einiger Monate ist die Ausmerk- samkcit der ganzen Welt auf da? Deutsche Reich gerichtet. Blätter und Telegrammbureaus sind wieder einmal auf dem Erdenrund in Bewegung, Berlin ist voll von fremden Korrespondenten. Aber diesmal steht nicht irgendeine schicksalschwangere weltpolitische Frage. auf der Tagesordnung, die Menstbheit schwebt nicht zwischen Krieg und Frieden. Eine Wahl nur wie sie ja immer wieder bald hier bald dort stattfinden; eine rein innere Angelegenheit, die anscheinend die Welt gar nicht interessieren kann. Gleichwohl erregen also die deutschen Wahlen dir Ausmerksam- keit in einem Grade, wie es bei Wahlen selten der Fall ist, und das hat seinen Grund. Für uns da draußen im A u S I a n d r, die wir uns nicht an die Details der deutschen Politik kehren, sieht es auS, als ob die Politik sich immer stärker um dir Proletarlerbcwcgung konzentriert um die Aufgabe, den armen Hans wieder einmal niederzuschlagen. Der 12. Januar ist sein Tag zum ersten Male in der Weltgeschichte gehört ein Wahltag unverblümt ihm. Für oder gegen ihn! Das ist zu einer solchen Selbstverständlichkeit geworden, daß man eigentlich keiner Wahlparole mehr bedarf; man scheidet sich auf Herz und Niere». Deutschland ist, hierin der Eniwickelung anderer Lander voraus, die Spaltung in Ober« uüd Unterklasse ist hier am weitesten vor- geschritten. Darum folgen wir den Ereignissen in diesem Lande mit größter Aufmerksamkeit es ist da» Land, das Erfahrungen für uns alle macht, für die Reaktionäre sowohl wie für die Liberalen auf dem Erdenrund. Deutschland war eine Vorratskammer für alle die, die Waffen suchten, um die soziale Arbeit zu hintertreiben. Und die Unterklasse der ganzen Welt sieht eine weltgeschichtliche Grrech- tigkeit darin, daß das Land, von dem die schwärzeste Realiion aus- ging, unS auch den hell leuchtenden ZukunstSwille» gegeben hat. Die deutsche Arbeiterbewegung ist vorbildlich in ihrem zielbewußten Vor- wärtsschreitcn; sie hat oft den Takt angegeben und nimmt stets den Bruderanteil der KampfeSlast auf sich. In dem weltumfassenden Kampf deS armen Hans für die Zukunft marschteren Deutschlands Proletarier in vorderster Reihe und er hat im Kampfe die größten Blutopfer gebracht; hier zeugen ja noch die Zuchthäuser, und den wärmsten Stimmen für die Sache des Volkes hastet gleichsam aus dem Dunkel der Zelle ein grabesernstcr Klang an. Da hat er es wohl verdient, der deutsch « Proletarier, daß er der Weltentwickelung vorausgeeilt ist und nun schon die Situation beherrscht. Und der 12. Januar i st sein Tag; zum ersten Male in der Geschichte erzwingt die parlamentarische Unterklassenbewegung sich die Aufmerksamkeit der Welt für einen friedlichen Kampf mit dem Stimm- zettel. Keiner erwartet ja, daß die Sozialdemokratie nun Regierung?- Mehrheit werden soll; es ist das moralische Ergebnis des Wahltages, da« unS alle in Spannung hält,- eS ist eine Anfrage nach dem polttlsche» Befinden deS Proletariers. An diesem Tage will er alle die von oben her gekommenen hartherzigen Interpellationen der verflossenen Jahre beantworten und die Kinder deS kleinen Mannes der ganzen Welt lauschen gespannt der Antwort l »Siehe," sagen sie stolz,»heut hält unser deutscher Druder Heer- schau Über seine Millionen, während die Machthaber auf die Stärke seiner friedlichen Schritte achten, um ihren Kurs danach«in- zurichten. Niemals zuvor haben wir das erlebt!" Und sie reden mit einander davon, wie viele er wohl diesmal auf die Beine bringen wird. Das ist auch eine wichtige Frage. Der Kurs der Welt hangt davon ab! Martin Bndcrsen-Nexö. einen rechtsstehenden Kandidaten kämpfte, gab der Freisinn den Ausschlag. Er gab ihn in 7 Fällen für einen Konservativen, 7 ReichSpartciler, 11 w Nationalliberale», 6 Antisemiten, 1 Fall Banernbündler. DaS sind insgesamt 32 Mandate, die der Freisinn der Reaktion gegen die Sozialdemokratie auslieferte. Und auch jetzt schon wieder hat er in mehreren Kreisen im Kampfe gegen die Sozialdemokratie das sofortige Eintreten für einen Nationalliberalen in der Hauptwahl beschlossen, für dieselben Nationalliberalen, die mit dem Zentrum gegen die Linke sich verschworen haben! Daß der Freisinn auch dieS- mal wieder bei den Stichwahlen für den schwarzblauen Block gegen die Sozialdemokratie eintreten wird, steht leider trotz seiner tönenden Freiheitsphrasen zu befürchten I Der Frei- sinn ist eben die personifizierte Halbheit und Unzuverlässigkeit! Kriegervereinler vor die Front! Stillgestanden! Augen rechts I Richt Euch! Augen gerade auS! Rechts um! Mit drei Schritt Abstand, patriotisch wählt! In diese Kommandos läßt sich der Inhal! zweier Flugschriften zusammenfassen, die der Generallissimu« de» deutschen NriegerbundeS von Lindequist seiner Garde in Bratenrock und Zylindcrhut in die Hand drückte. Die.unpolitischen" Spaliertruppsn sollen bei der Wahl ein Schnellfeuer auf die Sozialdemokratie eröffnen. Auch Welsen und Großpolen sollen unter Kreuzfeuer genommen werden. Das ist beileibe keine Politik. Denn Sozialdemokraten, Polen und Weifen sind keine Staatsbürger, sind vielmehr vaterlandslose Gesellen. Und wenn ein übereisriger Kriegcrvereinsstratege einem Liberalen so nebenbei eins aufbrennt, schadets auch weiter nichts. Wie wäre es, Herr v. Lindequist, wenn man Sozialdemokraten, Polen oder Welsen mit gefälltem Regenschirm und einem schneidigen »Marsch, marsch, hurra!" aus dem Lande jagte? Frankreich würde sich darüber sehr freuen, denn die deutsche Bevölkerungszahl würde dann rapid unter die französische sinken. WaS sind doch die KriegervereinSgrößen, die das Deutschtum in Erbpacht haben und die so schön das nationale Pfauenrad zu schlagen verstehen für wackere Schürer des Klassenhasses! Und nun geht hin ihr wackeren Krieger, reißt die Knochen vor dem Herrn WahlkommissariuS zusammen und wählt einen Brot- und Fleischverteuerer oder einen satten Kuponschneider oder einen gleisnerischen Zentrunispfoffcn oder einen liberalen Kautichukmann. Aber um Gottes und des Königs willen keinen Sozialdemokraten. Herr v. Lindequist hat'S verboten. Bei allen Kriegervereinlern scheint allerdings die Freude über die Wahlkommandozettel des Herrn v. Lindequist nicht allzu.groß gewesen zu sein. Sie haben über ein Dutzend Exemplare der Re- daktion deS»Vorwärts" überwiesen. Im Zeichen der Fleischnot. Der soeben erschienene amtliche Bericht der Stadt Augsburg über den Verkehr am dortigen Schlacht- und Viehhof im Jahre 1910 zeigt sowohl einen erheblichen Rückgang der auf den Markt gebrachten Schlachttiere, als auch einen Rückgang des Konsums an Fleisch. Gegen das Vorjahr wurden 1910 in Augsburg rund 2000 Stück Vieh weniger angeliefert wie im Vorjahre, serner wird festgestellt, daß der Konsum an Fleisch von 79 Kilogramm pro Kopf und Jahr im Jahre 1909 auf 77 Kilogramm gesunken ist. Dagegen sind die Pserdeschlachtungen und der Konsum an Pferde- und Frribanksieisch ganz erheblich gestiegen. Da« Jahr 1911 weist voraussichtlich eine Folge der Politik des fchwarzblaueu Blockes noch eine weitere Verichiechtcrung der Lebenshaltung der Bevölkerung auf, denn so wie in AugSbnrg wirkt die Wucherpolitik überall. Raub der Staatsbürgerrechte in Bayern . Bei den letzten Gemeindewahlen im rechtsrheinischen Bayern hat die Sozialdemokratie auch in vielen ländlichen Bezirken Nord- bahcrns schöne Erfolge erzielt; eine Reihe von Parteigenossen wurde sogar zu Bürgermeistern oder Beigeordneten gewählt. Bis jetzt ist noch kein Fall bekannt geworden, daß die AnfsichtSbchördcn derartige Wahlen beanstandet hätten, Was ja auch ein nackter Ver­fassungsbruch wäre. Erst dem Bezirksamt»!««» von Fürth , der sich schon früher durch seine Attacken gegen das Vereins- und Ver- sammlungsrechtrühmlich" bekannt gemacht hat, juckte es, auf diesem Gebiete Lorbeeren ernten zu wollen. In der von vielen Arbeitern bewohnten Gemeinde Burgfarrnbach wurde neben einem bürgerlichen Bürgermeister ein sozialdemokratischer Beigeordneter in der Person des Genossen Riegel, Lagerhalter des Konsumver- eins, gewählt. Die Wahl unterliegt zunächst der Bestätigung des Bezirlsamtmanus von Fürth . Dieser, ein Herr v. Eyb, ein echter Junker, der in Ostelbicn sehr gut aufgehoben wäre, ein Sozifrcsscr durch und durch, hat der Wahl des Genossen Riegel die Bestätigung versagt mit einer Begründung, die an junkerlicher Anmaßung nichts zu wünschen übrig laßt. Genosse Riegel werde, so heißt c» da, vor- ausstchtltch den häufig außerhalb Burgfarrnbachs.beschäftigten Bür- germeister in der Verwaltung der örtlichen Polizei usw. zu vertreten haben, da er aber Vorstand des Sozialdemokratischen Vereins, des Vereins zur Erwerbung des Bürgerrechts, des Hausbauvcrcins, außerdem als Einberuscr oder Leiter sozialdemokratischer Ver- sammlungen häufig tätig und somit ein eifriger Förderer und Vertreter der sozialdemokratischen Partei sowie auch Lagerhalter des Konsumverein» sei, könne das Bezirksamt sich nicht überzeugen, daß Riegel imstande und gewillt sei, die Pflichten des Amtes über die Anforderungen der Partei zu stellen. Gegen diesen frechen Versuch, die Sozialdemokratie außerhalb der Verfassung zu stellen, wird Beschwerde durch alle Instanzen geführt werden. Sie stellen sich dümmer, als sie find! DaS Wesen der indirekten Steuer wird von der Zentrums- presse immer noch nicht begriffen oder sie stellt sich wenigstens so. Schreibt da z. B. dieGermania ": «Nach der Finanzreform beträgt die Mehrbesteucrnng für eine Fünfpfennig-Zigarre nur'/! Pf. Für wen ist denn da« übrige Geld, daS nach der Finanzreform für eine solche Zigarre Mehr bezahlt iverden muß? Eltoa für daS Zentrum? Oder für die Konservativen?" Als läge es nicht im Wesen der indirekten Steuer be- gründet, daß sie nicht nur auf den Preis der Ware a u f geschlagen und also gezahlt werden muß, ohne daß es der Zahler, der Konsument merkt ganz nach dem System des Taschcndiebstahls! sondern daß sie natürlich aufgerundet wird. Soll denn die verteuerte Zigarre jetzt für 5� Pf. verkauft werden?! Es bleibt nur zweierlei: Verteuerung auf 6 Pf. oder Beibehaltung des Preises von 5 Pf. und Oualitätsverschlcchtcrung. Die indirekten Steuern plündern das Volk und verschlechtern ihm obendrein die Waren alles nur, damit der große Geldsack geschont wird. Das ist»christliches" Werk, wie es das verjunkerte Zentrum versteht._ Du hast ja keine Ahnung! Als Graf Posadowskh in seiner letzten Wahlrede ablehnte, sich über da« preußische Wahlrech! zu äußern, weil er doch nicht zum Landtag kandidiere, rief jemand dazwischen: Herrenhaus! Da entgegnete der Staatsminister a. D. aber geradezu höhnisch:»Ja, was wollen Sie denn? Die preußische Wahl- reforin ist ja iiie ans Herrenhans g c k o m m e n I' Und tosenden Beifall spendeten ihm die über die.glänzende" Ab» fuhr des Zwischenrufers verzückten Anhänger. Ter Graf Posadowsly weiß also nichts von der drei- maligen Behandlung der preußischen Wahlrechts.reform" des Abgeordnetenhauses im Herrenhause am 15. April, 29. April und am LI. Mai 1910! Er weiß nichts von der famosen Trittclung, ähnlich der in dem in Preußen geltenden Gemcindcwahlrecht, die auf Antrag des Obcrpräsidentcn vom Herrenhause am 29. April beschlossen wurde, und daß in dieser Sitzung in namentlicher Ab- stimmung die so noch weiter verhunzte Vorlage mit 140 gegen 94 Stimmen angenommen wurde von der Mehrheit der Kon- servativen, den Professoren und den nationalliberalen Ober- bürgermeistern! Ach ja, da fehlte doch Graf Posadowskh un- entschuldigt! Er weiß aber auch nichts von der Abstimmung in der Sitzung vom LI. Mai, in der 127 Ja und 82 Nein bei der nochmaligen Abstimmung fielen. Wie konnte es passieren, daß der Graf auch davon und nachher so rein gar nicht» von der Wahlrechts- behandlung im Herrenhause erfuhr, daß er am 9. Januar 1912 noch pathetisch erklären konnte:Die preußisch« Wahlrechtsreform ist ja nie an das Herrenhaus gekommen!" Liest der Graf nicht