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9t. ß. 29. Zahrgnz. 1 Seililge des Jorinörto" Kerliner MhMl Hbgeordnetenbaus. I. Sitzung. Montag, den 15. Januar 1312, mittags 1 Uhr. Hm Ministertisch: Dr. Lentze, Sydow. Präsident v. Kröcher eröffnet die Sitzung und erteilt daS Wort dem Finanzminister. Finanzminister Dr. Lentze: Es sind in diesem Jahre zum ersten Male einem Wunsche des Hohen Hauses entsprechend die wichtigsten Zahlen des Etats vorher veröffentlicht worden. Das Jahr 1310 schloß mit einem Fehlbetrag von 33 Millionen ab. Redner geht ausfuhrlich auf die Geschichte des sogenannten Ausgleichfonds ein, bleibt aber bei der großen im Saale   herrschenden Unruhe auf der Tribüne fast unverständlich. 1911 betrug der Fehlbetrag noch 283 Millionen, die Ueberweisung an den Ausgleichsfonds 32 Milli- onen. Bis zum Schluß des Jahres ist eine Heradsetzung des Fehl- betrages auf 6 Millionen bei 110 Millionen Ueberweisungen an den Ausgleichsfonds zu erwarten. Den Folgen der Dürre hat die Regierung durch Frachtermäßigung für Futtermittel und Kartoffeln zu begegnen gesucht. Die W e i n e r n t e ist in diesem Jahre so gut gewesen, wie seit Jahrzehnten nicht. Der Etat für 1912 ist in der Erwartung aufgestellt, daß die gute Wirtschaft- liche Konjunktur anhält. Der Etat balanziert mit 4 Milliarden 371 Millionen; das Defizit beträgt 13 Millionen. Im Forst- etat ist die Kultivierung der Moore wieder energisch in Angriff genommen- Der Berg etat ist nach den AUnschen des Hauses vollständig umgestaltet worden. Die Eisenbahneinnahmen sind seit 1908 in ständigem Wvchstum begriffen. Die Hoffnung, daß 1811 ohne größere Anleihe auszukommen sein werde, hat sich er- füllt. Die Staatsschuld beträgt 9 Milliarden; der größte Teil davon ist für werbende Zwecke aufgenommen im Gegensatz zu trankreich und England, wo der Prozentsatz der zu werbenden wecken aufgenommenen Staatsschuld ein viel geringerer ist. Der Anteil an dem Ertrage der Wertzuwachs st euer beträgt 888 888 M. Im Unterrichtsetat ist wieder ein Hauptwert auf die Fürsorge für die Eharakterbildung der heranwachsenden Jugend gelegt worden. Die Regierung ist bereit, hierfür eventuell noch weitere Mittel zur Verfügung zu stellen. Wenn wir in der bisherigen Weise mit unserer Finanzgebarung fortschreiten, dann wird die Zeit nicht mehr fern sein, daß wir sagen können, die preußischen Finanzen ruhen auf so gesunden Grundlagen, daß sie auch schlechten Jahren ohne jede Erschütterung standhalten können. Präsident v. Kröcher: Ich beraume die nächste Sitzung an auf nachmittags b Uhr mit der Tagesordnung: Wahl des Präsidenten, der beiden Vizepräsidenten und der Schriftführer.   Ein Wider­spruch erhebt«ich nicht. Um die Wahlhandlung nicht aufzuhalten, will ich gleich jetzt erklären, daß ich zu meinem Bedauern nicht in der Lage bin, eine etwa auf mich fallende Wahl anzunehmen.(Oho! rechts.) Ich bitte, es nichz als Fahnenflucht auszulegen, wenn ich die Bitte ausspreche, mich nicht zu wählen. Es ist mir wirklich unmöglich, aus die Dauer dies ewige Gebundenscin an Berlin   zu ertragen; meine außerparlamentarischen Amts- und Privatgeschäfte leiden mit der Zeit zu sehr darunter. Ich mutz deswegen bitten, mich von dem Posten zu entbinden. 2. Sitzung. Montag, den 18. Januar, nachmittags 8 Uhr. Auf der Tagesordnung steht die Wahl des Präsidiums. Die Wahl des Präsidenten erfolgt per Stimmzettel. Be- schricbene gültige Stimmzettel werden abgegeben 356. Davon lauten 347 aus den Abg. Freiherrn   v. E r f f a(k.), auf den Abg. V. R i ch t h v f e n(k.) 2, v. A r n i m» Z ü s e d o m 1. v. F l o t t- well(!.), Hoffmann(Soz.) 1(Heiterkeit) rechts), v. B r a n- den st ein(k.) 1, Schwabach  (Natl.) 1, v. I a g o w(k.) 1 (Heiterkeit links), R u n z e(Vp.) 1 lHeiterkeit). Abg. v. Erffa  (k.): Ich dailke Ihnen für daS Vertrauen, daß Sie mir durch Uebertrogung oes schweren und verantwortungsvollen Amtes geschenkt haben. Ich nehme die Wahl an und werde nach besten Kräften bestrebt sein, die Geschäfte des Hauses sachlich und unparteiisch zu führen. Dazu bedarf ich aber Ihrer Unterstützung, um die ich hiermit bitte.(Bravo  !) Auf Vorschlag des Abg. Stengel(k.) wird hierauf per Akklamation Abg. Dr. P o r s ch(Z.) als erster, Abg. Dr. Krause (Natl.) als zweiter Vizepräsident wiedergewählt, ebenso die bis- herigen acht Schriftführer. Damit ist die Tagesordnung erledigt. Nächste Sitzung: Diens- tag, den 30. Januar.  (Erste Lesung des Etats.) Schluß 6� Uhr. Der Krieg. Geringe Friedensaussichten. Rom  , den 13. Januar.(Eig. Ber.) Während in der vorigen Woche die Nachrichten, namentlich die aus dem Ausland stammen- den, zu ziemlich starken Friedenshoffnungen zu berechtigen schienen, steht es heute mit den Aussichten auf Friedensschluß recht traurig. Die offiziöseRajsegna dei Lävori Pubblici" hebt hervor, daß die Nachrichten über baldigen Frieden durchaus nicht aus Rom   ge- kommen sind, obwohl die auswärtigen Blätter sie von hier datierten. Der Ausgangspunkt sei einmal in der Türkei   und dann in den Kreisen der Haute Finance zu suchen, die die Türkei   zur Schuldnerin haben. Allerdings sei es zwischen den Ententemächten zur Verein- barung gekommen, daß diese wohl für den Friedensschluß wirken. aber nicht die Initiative ergreifen wollen, da man entschlossen sei, abzuwarten, welche Haltung Deutschland   und Oe st erreich- Ungarn einnehmen würden. Von diesen beiden Mächten sei aber bis zur Stunde noch kein entscheidender Schritt getan worden. Während so die Diplomatie alle möglichen Spitzfindigkeiten be- kanntgibt, die sie an jedem Eingreisen in den Lauf der Dinge ver- hindern, bereitet man in Italien   die öffentliche Meinung schritt- weise darauf vor, daß der Krieg noch recht lange dauern und noch ein zweites Expeditionskorps erfordern werde. Der offtziös inspirierteMattino  " in Neapel   spricht gerade- zu von weiteren zwei bis drei Jahren Krieg, und zwar von einem solchen, der fast alle militärischen Ressourcen des Landes mit Be- schlag belegen undviele, sehr viele Hunderte von Millionen" kosten würde. Mit Sicherheit ist zu erwarten, daß die militärischen Operationen in der C y r e n a i k a mit jedem Tage an Bedeutung und Umfang zunehmen müssen. Vor Derna und Benyhasi sollen zurzeit 40 000 Türken und Araber stehen, die gut bewaffnet und verproviantiert sind. Von diesem Kriegsschauplatz erfährt man ja nichts anderes, als was das Kommando bekanntgeben will, da man in der ganzen Chrenaika bis jetzt keine Journalisten duldet. In Tripolis   selbst werden Vorstöße geplant, die bis jenseits von Ain Zara gehen sollen. Es sieht sich durchaus nicht so an, als ob eine der kämpfenden Mächte sich zum Frieden rüste. Was den wirtschaftlichen Rückschlag des Krieges be- trifft, so scheint ihn von allen italienischen Städten Neapel   am schwersten zu empfinden. Hier haben die auswärtigen Lieferanten den Kaufleuten gleich nach Begiun des Krieges den Kredit einge- schränkt. Gleichzeitig haben die lokalen Baaken, bei denen allein die kleineren Firmen ihre Effekten diskontieren können, den Diskont wesentlich erhöht oder überhaupt ihre Operationen eingestellt. Die Folge waren Zahlungseinstellungen einiger größerer Firmen, die dann eine Unzahl kleinerer mit sich gerissen haben. Tie Situation wird noch verschlechtert durch den Umstand, daß die umliegenden Ortschaften, deren Konsumzentrum Neapel   ist, durch die Einbe- rufung der Reservisten ganz bedeutend in ihrer Kaufkraft geschwächt worden sind. Zu alledem kommt die Krise in der Teig- Warenindustrie von Torre Annunziata  , die durch das Aus- bleiben des Rohmaterials, des sogenannten harten russischen Wei- zens, veranlaßt ist. Aus dieser großen Depression erklärt es sich, daß Neapel   so ziemlich die einzige Stadt Italiens   ist, deren Zei- tungen keine Sammellisten für die Opfer des Krieges veröffent- lichen. Uebrigens belaufen sich die bis jetzt bei derBanra d'Jtalia" eingezahlten Summen auf 3 Millionen Lire  . Wenn die wirtschaftliche Lage der größten Stadt Italien  » durch den Krieg schwer mitgenommen wird, so wird Neapel   zur Entschädi- gung demnächst einen recht sidelen Prozeß wegen Aufreizung der Soldaten zum Ungehorsam erleben. Die sozialistischePropaganda" veröffentlichte unlängst einen Artikel des Militärschriftstellers Sylva V i v i a n i, der ein langes Zitat aus einem vor 14 Jahren kleines feuilleron. Warum e» plötzlich so kalt geworden ist. Als auch in diesem Winter die Witterung so lange überaus mild blieb und sich zum dritten Male ein fast frostloser Winter einzustellen schien, da er- klärten alle die guten Leute, die vom Wetter selbstverständlich viel mehr wie die Meteorologen verstehen, die Herren Wettergelehrten hätten sich wieder einmal gründlich blamiert. An Stelle des vor- ausgesagten kalten Winters habe sich eine Wärme gezeigt, die»och abnormer sei, als die in den Wintern der beiden vergangenen Jahre. Die Meteorologen haben diese vorzeitigen Triumphe mit Gleichmut entgegengenommen. Sie waren nicht in den Fehler ver- fallen, dem Winter bereits seine Zensur zu erteilen, bevor er seine Hauptprüfung abgelegt hatte. Bevor der Januar vorüber ist, wäre es vermessen, den Winter als mild zu bezeichnen, denn meist stellen f«h die eigentlichen Kälteperioden erst nach dem Wintersolstitium ein. Womit ist nun der plötzlich« und rapide Wetterumschkag. wie er vor zehn Tagen wieder einmal Ereignis geworden ist. zu er- klären? Dem Laien erscheint es überaus seltsam, wenn etioa im Perlauf einer monatelangen milden Regenperiode eines Tages plötzlich der warme Westwind innerhalb einer Stunde oder noch schneller über Norden nach Nordosten umspringt, loenn das Thermo­meter so schnell sinkt, daß man den Rückgang der Quecksilbersäule geradezu mit den Augen verfolgen kann, und wenn dann am näcWten Morgen tiefer Winter herrscht. Man vergißt eben nur zu leicht, daß in unierm Klinia andauernd zwei Witterungstypen miteinander im Kampfe um die Vorherrschaft ringen, was am sinnfälligsten durch die Winde zum Ausdruck gelangt, die jeweilig herrschen. Erfolgt die Luftzufuhr aus dem auch im Winter milden Süden und Westen, so bleibt bis in sehr hohe Breiten hinauf die Tempe- rotur verhältnismäßig hoch. Nimmt jedock das Luftgefässe eine nord-südliche Richtung an und führt aus der Polarregion eisige Luft herbei, so geht selbst bei bisher abnorm warmem Wetter der Umsckwung zu winterlicher Kälte äußerst schnell vor sich Die Wetterlage beim Beginn der gegenwärtigen Frostperiode bot ein schulmäßiges Beispiel dafür, wie durch den Windwechsel ein Umschwung von inildem Regenwetter zu strenger Kälte erfolgt. Ueber Nordwcstruhland herrscht« ungemein strenge Kälte; im Süt» Westen Europas   dagegen war es auffällig mild; in beiden Gebieten war der Luftdruck viel höher als in Teutschland, wo sich ein tiefeS barometrischs Minimum befand. Dessen Zentrum, die sogenannte Rinne der Depression, bildete infolgedessen die Wetterscheide: nörd- lich von dieser Rinne, die sich durch Norddeutschland erstreckte, war «S bei Nordostwinden sehr kalt, südlich von ihr war es sehr mild. So kam es, daß Sonntag vor acht Tagen Memel   morgens 16, Danzig   und Bromberg   12 Grad Kälte meldete, während zu Karls- ruhe und Metz   10 Grad Wärme herrschten. Mit der Verschiebung der Tiefdruckrinne in südöstlicher Richtung breitete sich nun auch die Kälte immer weiter nach Weste» und Süden aus. Denn an jedem Ort. der von der warmen Südseite auf die kalte Nordseite der De- Pression gelangte, ging der milde Südwest sofort in eisigen Nordost- wind über. Zu der schnellen Verschärfung des Frostes im größten Teile Deutschlands   trug aber auch der Umstand bei, daß zugleich mit dem Windwechsel die Regenfällc in Schnee übergingen. Es konnte sich im Norden Europas   das Gebiet strenger Kälte nur des- halb so schnell ausbilden, w'il dort nach dem Vorbeigang eines tiefen Minimum! sehr viel Schnee gefallen war. Erst im Laufe der Woche hat sich dann über den schneebedeckten Gefilden Ost- deutschlands ein hohes und kräftiges Maximum entwickelt und mit seiner Ausbildung die Herrschaft der derzeitigen Kälte befestigt. Diese ist also in erster Linie die Folge einer grundlegenden Umschichtung im europäischen   Luftmeere. An die Stelle der Mo­nate hindurch aus dem Süden und Westen erfolgenden milden Luftzufuhr sind kalte Ostwinde getreten, die sich notwendigerweise einstellen mutzten, gerade weil die Witterung in Mitteleuropa   vor- her so mild gewesen war. Denn dadurch wurden die letzten tiefen atlantischen Sturmwirbel angesaugt, während sie sonst wohl noch weiterhin durch den hohen Norden abgezogen wären. So liegt also gerade in der scharfen Ausprägung der winterlichen Milde der eigentliche Anlaß für den Umschwung zu Frost und Kälte. Tbeater. Deutsches Theater: Der Zorn de» Achilles  , Tragödie von Wilhelm Schmidtbonn  . Das Stück setzt außer- ordentlich stark ein. aber verliert dann auf der Bühne rasch an Spannkraft. Die lyrische Bildhastigkeit und der Schwung der Sprache, an dem sich die Phantasie des LeserS verweilend erfreut, vermöge» be> stockender Bewegung iin Tbeater nicht viel. Das Interesse am Schildernden erichöpfl sich da bald. Der Stoff, den Schmidtbonn wädlle, widerstrebt trotz einzelner dramatischer Momente der Bübnenforin. Die Jliaö- episode von dem zürnenden Achilles hat es ihm angetan. DaS wilde Raien einer mächtigen Natur, die, allen Gemeinsinns bar, gegen jede Art von Disziplin aufschäumend, durch rein persönliche Impulse getrieben wird, in der aber die getoalitätigen Instinkte sich seltsam mit dem Gefübl hingebender Frenndesliebe mischen das iah Schmidtbonn   in dem Achill Homers   verkörpert. Was dort, naiv und ohne Reflexion erzählt wird, das wollte er in psycho» logischer und symbolischer Veitiefting zum Kerne eines Dramas machen. Er übetschnyle wohl die dramatische Tragkraft deS Motivs. Wer sein Achill ist. das zeigt er uns mit wunderbarer Ausdrucks- iähigkeit schon in den ersten Szenen. Da glänzt uud funkelt eS von Impressionen. Der Anblick des eigensinnig fest gehaltenen Affeltes ermüdet indes aus die Dauer; und die Wechselkälle deS Krieges, in deren Darstellung Schmidt- bonii von dem homerischen Berichte zugunsten seines Helden vielfach abweicht, wecken im Bühnen rahmen keine Teilnahme. Es kommt hinzu, daß der Typus, der dem Dichter vorschwebt, mit der Voraussetzung, auf der die ganze Handln»« ruht, im Grunde nicht zusammenstimmt. Man versteht nicht, daß dies Naturkind darum. weil der Rriegsrat der Fürsten   sich auf AgamemnonS   Seite stellt und die geschenkte Sklavin zurückverlangt, schließlich nachgibt. Nicht das Gelöbnis, daß er zur Vergeltung, bis diese Unbill ausgeglichen, die Waffen ruhen laffeu werde. Man hätte Gegenwehr bis zu dem in derRiforma Soeiale" veröffentlichten Artikel des Generals M a r a z z i enthielt. Nun sind gerade die Aeußerungen des Ge- nerals inkriminiert worden». Er hatte gesagt, daß die Verpflichtung der Soldaten zum Gehorsam nur für die Verteidigung des Vater- landes, nicht aber für den Kolonialkrieg bestehe! Um die Ironie des Schicksals voll zu machen, erschien der Artikel des Generals in einer Zeitschrift, deren Herausgeber der jetzige Ackerbauminister N i t t i war. Der General hat schleunigst erklärt, daß er sich heute nicht mehr mit seinen damaligen Ausführungen solidarisch fühle. Trotz dieses tapferen Widerrufs gehört er offenbar nebew den Genossen F a s u l o und Sylva Viaviani auf die Anklagebank. Mau kann neugierig sein, wie die Herren Geschworenen   die Angeklagten für die Schuld des widerrufenden Dritten verantwortlich machen werden. Wie die Journalisten vom Kriegsschauplatz ausgewieselt werden. Rom  , den 12. Januar.(Eig. Ber.) Der Korrespondent deS Avanti", M i ch e l e Vaina, der soeben aus Tripolis   ausge­wiesen worden ist, gibt in unserem Parteiblatt die Geschichte ver- schiedener dieser Ausweisungen zum bestem Nach dem unglücklichen Gefecht von Scharaschatt vom 23. Oktober wurden zwei Journalisten, die Korrespondenten des GenueserLavoro  " und desGiorimle di Sicilia", ausgewiesen, weil sie wahrheitsgemäß die Zahl der Opfer angegeben hatten. Dann fing man an, die auswärtigen Korrespon- deuten auszuweisen. Schließlich kam die Reihe an Vaina, weil er ein Interview mit einem General veröffentlicht hatte, in dem die Haltung des Kommandos kritisiert wurde. Damit man nur ja nich' im Zweifel bleibe über den Zweck dieser Ausweisungen, hat Giolitti dem Genossen B i s s o l a t i erklärt, der wegen des Aus- schiffungsverbots gegen den Genossen V a l e r a vorstellig geworden war, daß unter keinen Umstärdden ein Berichterstatter deSAvanti" die Erlaubnis erhalten würde, auf den Kriegsschauplatz zu gehen. Deutlich und vielsagend! Die Revolution in Liiins. Abdankung der Mandschu-Dynastic. Peking  , 18. Januar.  (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Die Frage der Abdankung des Kaisers wurde einigen fremden Regierungen vorgelegt. Duanschikai wünscht eine anschn- liche Auslandsanleihe und glaubt sie zu erreichen, sobald die Abdankung erfolgt. Die Gesandtschaften glauben indes nicht, daß eine Anleihe unmittelbar zustande kommen werde. In diesem Falle wird Uuanschikai sich wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Thron zurückziehen. Nach einem Telegramm aus Schanghai   sollen elf TranS- portschiffe in Begleitung von sechs Kreuzern nach Tschifu   gehen. Die Revolutionäre bereiten den Marsch auf Peking   in vier Etappen vor. Neue Kämpfe stehen bevor. Hankau, 18. Januar.  (Meldung des Reuterschen Bureau».) Die Revolutionäre rücken von Wutschang gegen Siaokan vor. Die Basis der Kaiserlichen befindet sich an der Bahn von Peking   nach Hankau, etwa vierzig Meilen nördlich von Hankau. Die Rebellen, angeblich 28 000 Mann stark, hoffen, dort die Kaiserlichen anzu- greifen, wenn nicht Wutingfang sofort einen Gegenbefehl erteilt. Drei Divisionen Kaiserliche, die letzte Woche Siaokan verließen, stießen am Donnerstag bei Micntschin auf die Schensi-Rebellen uud schlugen sie. Die Bewegung in der Mongolei  . Charbin.(Telegramm der Petersburger Telegraphenagentur.) Die an der transsibirischen Eisenbahn gelegene mandschurische Stadt C h a i l a r ist heute von bewaffneten Mongolen besetzt wor- den. Die chinesische   Garnison und die chinesischen Behörden sind in die russische Ansiedelung geflüchtet. Die Mongolen haben neue Behörden eingesetzt und ihre Unabhängigkeit erklärt äußersten von ihm erwartet. Zwischen derUeberlieferuna, der der Dichter kolgt, und seiner eigenen Intention der Cbarakeristik klafft hier ein Bruch. Tiefere Wirkung gebt noch von der Szene aus, in der Achill   mit wehem Schmerz erfährt, daß auch der einzige Freund, Patroklos  , die allgemeine Sache böherstellt als diegerechie" Rache. Nach des Freundes Fall wirst er sich selbst wntbebend in die Schlacht. Die Troer fliehen und PriamuS, ihr alter König schließt diese Wendung bleibt in Hobe»» Matze unklar Frieden mit den Griechen. Der Dichter braucht daS, um Achill  , der längst mit Volk und Vaterland im Innern gebrochen hat, auch äußerlich zu isolieren. Noch hat er Hektar nicht getötet, und eher darf kein Friede sein. Wie eintoller Hund" jagt er dem Gegner nach; und er erlegt ihn von Aganiemnon als schnöder Brecher des Vertrage« für vogelfrei erklärt. Er rühmt leinen ziellos, über jede Sapniig wegsetzenden Affekt, und stürzt, den Tod suchend, mit bloßer Brust sich auf die Scharen der zu neuem Kampfe anrückenden Feinde. Die Darstellung der Griechen- und Trojanerfürsten ließ auf der Bübne viel zu wünschen übrig. Neben W-egnerS prachtvollem Achill trat da nur M o i s s i S PairokloS und Winter st eins Agamemnon in plastisch klarer Rundung hervor. Mary Dietrich war eine reizende Briseis von still geschmeidiger Anmut. Die Volksszenen, an die nach der Reinhardtschcn Tradition viel Mühe gewandt war, brachten es zu keiner rechten Wirkung. ckt. Kammerspiele(Matinee der Neuen Freien vühne): DaS große Glück von Stanislaw Przybyszewski  . Das von dem Verein ausgeführte Schauspiel bildet den ersten Teil eines Zyklus, den der phantastische polmsch-deutsche Dichter viclver- heißendden Totentanz der Liebe" nennt. Am Anfang bis in den zweiten Aufzug hinein gibt es manche stimmungs- und eindrucks- volle Wendung, ober dann verläuft das Ganze in ein abstoßend peinliches, erkünsteltes Rechenexempel. Stefan Karsten, ein junger Literat von weichem Herzen, schwankt zwischen verzehrender Leidenschaft zu einer blendenv schönen, stolz-pikanlen Weltdame und Mitleid mit dem schlichten Mädchen, dem er sich vor Jahren in freier Liebe verbunden. Sie sagt sich, daß sie ihn nicht halten kann. und klammert sich trotzdem verzweifelt an ihn. Ein Freund bestärkt sie in ihrem Widerstande, malt ihr in Worten von stark suggestiver Kraft die drohenden dualen der Einsamkeit aus. Im weiteren entpuppt der Herr sich als waschechter Theaterteufel, der es darauf angelegt hat, daß Grete, verlassen, wirklich in den Tod geht. Grinsend in böhmscher Befriedigung verkündet er das Gräßliche Stefan und seiner neuen Biaut. Warum? Er hat die Donna, für die sein Freund glüht, selbst wahnsinnig geliebt und ist von ihr verschmäht worden. Darum soll sie in ihrem Bunde mit Srefan nicht glücklich werden! Das beste Mittel aber hierzu war, daß die Verlassene sich das Leben nahm, weil Stefan, mit solcher Last auf seiner Seele, nie mehr wird lieben können! Bis zu den unmöglichen Szenen des Schlusses wurde die Rolle dieses Burschen in der Färbung melancholischer Zerrissenheit und mit slawischem Typ von einem Herrn VermeS hervorragend gut gespielt. Ansprechend war Charlotte Faßhauer. Die Darstellerin der Weltdame versagte völlig.