9t. ß. 29. Zahrgnz.1 Seililge des Jorinörto" Kerliner MhMlHbgeordnetenbaus.I. Sitzung. Montag, den 15. Januar 1312,mittags 1 Uhr.Hm Ministertisch: Dr. Lentze, Sydow.Präsident v. Kröcher eröffnet die Sitzung und erteilt daSWort dem Finanzminister.Finanzminister Dr. Lentze: Es sind in diesem Jahre zum erstenMale einem Wunsche des Hohen Hauses entsprechend die wichtigstenZahlen des Etats vorher veröffentlicht worden.— Das Jahr 1310schloß mit einem Fehlbetrag von 33 Millionen ab. Rednergeht ausfuhrlich auf die Geschichte des sogenannten Ausgleichfondsein, bleibt aber bei der großen im Saale herrschenden Unruhe aufder Tribüne fast unverständlich. 1911 betrug der Fehlbetrag noch283 Millionen, die Ueberweisung an den Ausgleichsfonds 32 Milli-onen. Bis zum Schluß des Jahres ist eine Heradsetzung des Fehl-betrages auf 6 Millionen bei 110 Millionen Ueberweisungen anden Ausgleichsfonds zu erwarten. Den Folgen der Dürrehat die Regierung durch Frachtermäßigung für Futtermittel undKartoffeln zu begegnen gesucht.— Die W e i n e r n t e ist in diesemJahre so gut gewesen, wie seit Jahrzehnten nicht. Der Etat für1912 ist in der Erwartung aufgestellt, daß die gute Wirtschaft-liche Konjunktur anhält. Der Etat balanziert mit 4 Milliarden371 Millionen; das Defizit beträgt 13 Millionen. Im Forst-etat ist die Kultivierung der Moore wieder energisch in Angriffgenommen- Der Berg etat ist nach den AUnschen des Hausesvollständig umgestaltet worden. Die Eisenbahneinnahmen sindseit 1908 in ständigem Wvchstum begriffen. Die Hoffnung, daß1811 ohne größere Anleihe auszukommen sein werde, hat sich er-füllt. Die Staatsschuld beträgt 9 Milliarden; der größte Teildavon ist für werbende Zwecke aufgenommen im Gegensatz zutrankreich und England, wo der Prozentsatz der zu werbendenwecken aufgenommenen Staatsschuld ein viel geringerer ist.—Der Anteil an dem Ertrage der Wertzuwachs st euer beträgt888 888 M. Im Unterrichtsetat ist wieder ein Hauptwertauf die Fürsorge für die Eharakterbildung der heranwachsendenJugend gelegt worden. Die Regierung ist bereit, hierfür eventuellnoch weitere Mittel zur Verfügung zu stellen. Wenn wir in derbisherigen Weise mit unserer Finanzgebarung fortschreiten, dannwird die Zeit nicht mehr fern sein, daß wir sagen können, diepreußischen Finanzen ruhen auf so gesunden Grundlagen, daßsie auch schlechten Jahren ohne jede Erschütterung standhaltenkönnen.Präsident v. Kröcher: Ich beraume die nächste Sitzung an aufnachmittags b Uhr mit der Tagesordnung: Wahl des Präsidenten,der beiden Vizepräsidenten und der Schriftführer.— Ein Widerspruch erhebt«ich nicht.Um die Wahlhandlung nicht aufzuhalten, will ich gleich jetzterklären, daß ich zu meinem Bedauern nicht in der Lage bin, eineetwa auf mich fallende Wahl anzunehmen.(Oho! rechts.) Ichbitte, es nichz als Fahnenflucht auszulegen, wenn ich die Bitteausspreche, mich nicht zu wählen. Es ist mir wirklich unmöglich,aus die Dauer dies ewige Gebundenscin an Berlin zu ertragen;meine außerparlamentarischen Amts- und Privatgeschäfte leidenmit der Zeit zu sehr darunter. Ich mutz deswegen bitten, mich vondem Posten zu entbinden.2. Sitzung. Montag, den 18. Januar,nachmittags 8 Uhr.Auf der Tagesordnung steht dieWahl des Präsidiums.Die Wahl des Präsidenten erfolgt per Stimmzettel. Be-schricbene gültige Stimmzettel werden abgegeben 356. Davonlauten 347 aus den Abg. Freiherrn v. E r f f a(k.), auf den Abg.V. R i ch t h v f e n(k.) 2, v. A r n i m» Z ü s e d o m 1. v. F l o t t-well(!.), Hoffmann(Soz.) 1(Heiterkeit) rechts), v. B r a n-den st ein(k.) 1, Schwabach(Natl.) 1, v. I a g o w(k.) 1(Heiterkeit links), R u n z e(Vp.) 1 lHeiterkeit).Abg. v. Erffa(k.): Ich dailke Ihnen für daS Vertrauen, daßSie mir durch Uebertrogung oes schweren und verantwortungsvollenAmtes geschenkt haben. Ich nehme die Wahl an und werde nachbesten Kräften bestrebt sein, die Geschäfte des Hauses sachlichund unparteiisch zu führen. Dazu bedarf ich aber IhrerUnterstützung, um die ich hiermit bitte.(Bravo!)Auf Vorschlag des Abg. Stengel(k.) wird hierauf perAkklamation Abg. Dr. P o r s ch(Z.) als erster, Abg. Dr. Krause(Natl.) als zweiter Vizepräsident wiedergewählt, ebenso die bis-herigen acht Schriftführer.Damit ist die Tagesordnung erledigt. Nächste Sitzung: Diens-tag, den 30. Januar.(Erste Lesung des Etats.)Schluß 6� Uhr.Der Krieg.Geringe Friedensaussichten.Rom, den 13. Januar.(Eig. Ber.) Während in der vorigenWoche die Nachrichten, namentlich die aus dem Ausland stammen-den, zu ziemlich starken Friedenshoffnungen zu berechtigen schienen,steht es heute mit den Aussichten auf Friedensschluß recht traurig.Die offiziöse„Rajsegna dei Lävori Pubblici" hebt hervor, daß dieNachrichten über baldigen Frieden durchaus nicht aus Rom ge-kommen sind, obwohl die auswärtigen Blätter sie von hier datierten.Der Ausgangspunkt sei einmal in der Türkei und dann in denKreisen der Haute Finance zu suchen, die die Türkei zur Schuldnerinhaben. Allerdings sei es zwischen den Ententemächten zur Verein-barung gekommen, daß diese wohl für den Friedensschluß wirken.aber nicht die Initiative ergreifen wollen, da man entschlossen sei,abzuwarten, welche Haltung Deutschland und Oe st erreich-Ungarn einnehmen würden. Von diesen beiden Mächten sei aberbis zur Stunde noch kein entscheidender Schritt getan worden.Während so die Diplomatie alle möglichen Spitzfindigkeiten be-kanntgibt, die sie an jedem Eingreisen in den Lauf der Dinge ver-hindern, bereitet man in Italien die öffentliche Meinung schritt-weise darauf vor, daß der Krieg noch recht lange dauernund noch ein zweites Expeditionskorps erfordernwerde. Der offtziös inspirierte„Mattino" in Neapel spricht gerade-zu von weiteren zwei bis drei Jahren Krieg, und zwar von einemsolchen, der fast alle militärischen Ressourcen des Landes mit Be-schlag belegen und„viele, sehr viele Hunderte von Millionen"kosten würde. Mit Sicherheit ist zu erwarten, daß die militärischenOperationen in der C y r e n a i k a mit jedem Tage an Bedeutungund Umfang zunehmen müssen. Vor Derna und Benyhasi sollenzurzeit 40 000 Türken und Araber stehen, die gut bewaffnet undverproviantiert sind. Von diesem Kriegsschauplatz erfährt man janichts anderes, als was das Kommando bekanntgeben will, da manin der ganzen Chrenaika bis jetzt keine Journalisten duldet. InTripolis selbst werden Vorstöße geplant, die bis jenseits von AinZara gehen sollen. Es sieht sich durchaus nicht so an, als ob eineder kämpfenden Mächte sich zum Frieden rüste.Was den wirtschaftlichen Rückschlag des Krieges be-trifft, so scheint ihn von allen italienischen Städten Neapel amschwersten zu empfinden. Hier haben die auswärtigen Lieferantenden Kaufleuten gleich nach Begiun des Krieges den Kredit einge-schränkt. Gleichzeitig haben die lokalen Baaken, bei denen allein diekleineren Firmen ihre Effekten diskontieren können, den Diskontwesentlich erhöht oder überhaupt ihre Operationen eingestellt. DieFolge waren Zahlungseinstellungen einiger größerer Firmen, diedann eine Unzahl kleinerer mit sich gerissen haben. Tie Situationwird noch verschlechtert durch den Umstand, daß die umliegendenOrtschaften, deren Konsumzentrum Neapel ist, durch die Einbe-rufung der Reservisten ganz bedeutend in ihrer Kaufkraftgeschwächt worden sind. Zu alledem kommt die Krise in der Teig-Warenindustrie von Torre Annunziata, die durch das Aus-bleiben des Rohmaterials, des sogenannten harten russischen Wei-zens, veranlaßt ist. Aus dieser großen Depression erklärt es sich,daß Neapel so ziemlich die einzige Stadt Italiens ist, deren Zei-tungen keine Sammellisten für die Opfer des Krieges veröffent-lichen. Uebrigens belaufen sich die bis jetzt bei der„Banrad'Jtalia" eingezahlten Summen auf 3 Millionen Lire.Wenn die wirtschaftliche Lage der größten Stadt Italien» durchden Krieg schwer mitgenommen wird, so wird Neapel zur Entschädi-gung demnächst einen recht sidelen Prozeß wegen Aufreizung derSoldaten zum Ungehorsam erleben. Die sozialistische„Propaganda"veröffentlichte unlängst einen Artikel des MilitärschriftstellersSylva V i v i a n i, der ein langes Zitat aus einem vor 14 Jahrenkleines feuilleron.Warum e» plötzlich so kalt geworden ist. Als auch in diesemWinter die Witterung so lange überaus mild blieb und sich zumdritten Male ein fast frostloser Winter einzustellen schien, da er-klärten alle die guten Leute, die vom Wetter selbstverständlich vielmehr wie die Meteorologen verstehen, die Herren Wettergelehrtenhätten sich wieder einmal gründlich blamiert. An Stelle des vor-ausgesagten kalten Winters habe sich eine Wärme gezeigt, die»ochabnormer sei, als die in den Wintern der beiden vergangenenJahre. Die Meteorologen haben diese vorzeitigen Triumphe mitGleichmut entgegengenommen. Sie waren nicht in den Fehler ver-fallen, dem Winter bereits seine Zensur zu erteilen, bevor er seineHauptprüfung abgelegt hatte. Bevor der Januar vorüber ist, wärees vermessen, den Winter als mild zu bezeichnen, denn meist stellenf«h die eigentlichen Kälteperioden erst nach dem Wintersolstitiumein.Womit ist nun der plötzlich« und rapide Wetterumschkag. wieer vor zehn Tagen wieder einmal Ereignis geworden ist. zu er-klären? Dem Laien erscheint es überaus seltsam, wenn etioa imPerlauf einer monatelangen milden Regenperiode eines Tagesplötzlich der warme Westwind innerhalb einer Stunde oder nochschneller über Norden nach Nordosten umspringt, loenn das Thermometer so schnell sinkt, daß man den Rückgang der Quecksilbersäulegeradezu mit den Augen verfolgen kann, und wenn dann am näcWtenMorgen tiefer Winter herrscht. Man vergißt eben nur zu leicht,daß in unierm Klinia andauernd zwei Witterungstypen miteinanderim Kampfe um die Vorherrschaft ringen, was am sinnfälligstendurch die Winde zum Ausdruck gelangt, die jeweilig herrschen.Erfolgt die Luftzufuhr aus dem auch im Winter milden Südenund Westen, so bleibt bis in sehr hohe Breiten hinauf die Tempe-rotur verhältnismäßig hoch. Nimmt jedock das Luftgefässe einenord-südliche Richtung an und führt aus der Polarregion eisigeLuft herbei, so geht selbst bei bisher abnorm warmem Wetter derUmsckwung zu winterlicher Kälte äußerst schnell vor sichDie Wetterlage beim Beginn der gegenwärtigen Frostperiodebot ein schulmäßiges Beispiel dafür, wie durch den Windwechsel einUmschwung von inildem Regenwetter zu strenger Kälte erfolgt.Ueber Nordwcstruhland herrscht« ungemein strenge Kälte; im Süt»Westen Europas dagegen war es auffällig mild; in beiden Gebietenwar der Luftdruck viel höher als in Teutschland, wo sich ein tiefeSbarometrischs Minimum befand. Dessen Zentrum, die sogenannteRinne der Depression, bildete infolgedessen die Wetterscheide: nörd-lich von dieser Rinne, die sich durch Norddeutschland erstreckte, war«S bei Nordostwinden sehr kalt, südlich von ihr war es sehr mild.So kam es, daß Sonntag vor acht Tagen Memel morgens 16,Danzig und Bromberg 12 Grad Kälte meldete, während zu Karls-ruhe und Metz 10 Grad Wärme herrschten. Mit der Verschiebungder Tiefdruckrinne in südöstlicher Richtung breitete sich nun auch dieKälte immer weiter nach Weste» und Süden aus. Denn an jedemOrt. der von der warmen Südseite auf die kalte Nordseite der De-Pression gelangte, ging der milde Südwest sofort in eisigen Nordost-wind über. Zu der schnellen Verschärfung des Frostes im größtenTeile Deutschlands trug aber auch der Umstand bei, daß zugleichmit dem Windwechsel die Regenfällc in Schnee übergingen. Eskonnte sich im Norden Europas das Gebiet strenger Kälte nur des-halb so schnell ausbilden, w'il dort nach dem Vorbeigang einestiefen Minimum! sehr viel Schnee gefallen war. Erst im Laufeder Woche hat sich dann über den schneebedeckten Gefilden Ost-deutschlands ein hohes und kräftiges Maximum entwickelt und mitseiner Ausbildung die Herrschaft der derzeitigen Kälte befestigt.Diese ist also in erster Linie die Folge einer grundlegendenUmschichtung im europäischen Luftmeere. An die Stelle der Monate hindurch aus dem Süden und Westen erfolgenden mildenLuftzufuhr sind kalte Ostwinde getreten, die sich notwendigerweiseeinstellen mutzten, gerade weil die Witterung in Mitteleuropa vor-her so mild gewesen war. Denn dadurch wurden die letzten tiefenatlantischen Sturmwirbel angesaugt, während sie sonst wohl nochweiterhin durch den hohen Norden abgezogen wären. So liegt alsogerade in der scharfen Ausprägung der winterlichen Milde dereigentliche Anlaß für den Umschwung zu Frost und Kälte.Tbeater.Deutsches Theater: Der Zorn de» Achilles,Tragödie von Wilhelm Schmidtbonn. Das Stück setzt außer-ordentlich stark ein. aber verliert dann auf der Bühne rasch anSpannkraft. Die lyrische Bildhastigkeit und der Schwung derSprache, an dem sich die Phantasie des LeserS verweilend erfreut,vermöge» be> stockender Bewegung iin Tbeater nicht viel. DasInteresse am Schildernden erichöpfl sich da bald.Der Stoff, den Schmidtbonn wädlle, widerstrebt trotzeinzelner dramatischer Momente der Bübnenforin. Die Jliaö-episode von dem zürnenden Achilles hat es ihm angetan.DaS wilde Raien einer mächtigen Natur, die, allen Gemeinsinns bar,gegen jede Art von Disziplin aufschäumend, durch rein persönlicheImpulse getrieben wird, in der aber die getoalitätigen Instinkte sichseltsam mit dem Gefübl hingebender Frenndesliebe mischen— dasiah Schmidtbonn in dem Achill Homers verkörpert. Was dort,naiv und ohne Reflexion erzählt wird, das wollte er in psycho»logischer und symbolischer Veitiefting zum Kerne eines Dramasmachen. Er übetschnyle wohl die dramatische Tragkraft deS Motivs.Wer sein Achill ist. das zeigt er uns mit wunderbarer Ausdrucks-iähigkeit schon in den ersten Szenen. Da glänzt uud funkelt eS vonImpressionen. Der Anblick des eigensinnig fest gehaltenenAffeltes ermüdet indes aus die Dauer; und dieWechselkälle deS Krieges, in deren Darstellung Schmidt-bonii von dem homerischen Berichte zugunsten seines Heldenvielfach abweicht, wecken im Bühnen rahmen keine Teilnahme. Eskommt hinzu, daß der Typus, der dem Dichter vorschwebt, mit derVoraussetzung, auf der die ganze Handln»« ruht, im Grunde nichtzusammenstimmt. Man versteht nicht, daß dies Naturkind darum.weil der Rriegsrat der Fürsten sich auf AgamemnonS Seite stelltund die geschenkte Sklavin zurückverlangt, schließlich nachgibt. Nichtdas Gelöbnis, daß er zur Vergeltung, bis diese Unbill ausgeglichen,die Waffen ruhen laffeu werde. Man hätte Gegenwehr bis zu demin der„Riforma Soeiale" veröffentlichten Artikel des GeneralsM a r a z z i enthielt. Nun sind gerade die Aeußerungen des Ge-nerals inkriminiert worden». Er hatte gesagt, daß die Verpflichtungder Soldaten zum Gehorsam nur für die Verteidigung des Vater-landes, nicht aber für den Kolonialkrieg bestehe! Um die Ironiedes Schicksals voll zu machen, erschien der Artikel des Generals ineiner Zeitschrift, deren Herausgeber der jetzige AckerbauministerN i t t i war. Der General hat schleunigst erklärt, daß er sich heutenicht mehr mit seinen damaligen Ausführungen solidarisch fühle.Trotz dieses tapferen Widerrufs gehört er offenbar nebew denGenossen F a s u l o und Sylva Viaviani auf die Anklagebank. Maukann neugierig sein, wie die Herren Geschworenen die Angeklagtenfür die Schuld des widerrufenden Dritten verantwortlich machenwerden.Wie die Journalisten vom Kriegsschauplatz ausgewieselt �werden.Rom, den 12. Januar.(Eig. Ber.) Der Korrespondent deS„Avanti", M i ch e l e Vaina, der soeben aus Tripolis ausgewiesen worden ist, gibt in unserem Parteiblatt die Geschichte ver-schiedener dieser Ausweisungen zum bestem Nach dem unglücklichenGefecht von Scharaschatt vom 23. Oktober wurden zwei Journalisten,die Korrespondenten des Genueser„Lavoro" und des„Giorimle diSicilia", ausgewiesen, weil sie wahrheitsgemäß die Zahl der Opferangegeben hatten. Dann fing man an, die auswärtigen Korrespon-deuten auszuweisen. Schließlich kam die Reihe an Vaina, weil erein Interview mit einem General veröffentlicht hatte, in dem dieHaltung des Kommandos kritisiert wurde. Damit man nur janich' im Zweifel bleibe über den Zweck dieser Ausweisungen, hatGiolitti dem Genossen B i s s o l a t i erklärt, der wegen des Aus-schiffungsverbots gegen den Genossen V a l e r a vorstellig gewordenwar, daß unter keinen Umstärdden ein Berichterstatter deS„Avanti"die Erlaubnis erhalten würde, auf den Kriegsschauplatz zu gehen.Deutlich und vielsagend!Die Revolution in Liiins.Abdankung der Mandschu-Dynastic.Peking, 18. Januar.(Meldung des Reuterschen Bureaus.)Die Frage der Abdankung des Kaisers wurde einigenfremden Regierungen vorgelegt. Duanschikai wünscht eine anschn-liche Auslandsanleihe und glaubt sie zu erreichen, sobalddie Abdankung erfolgt. Die Gesandtschaften glauben indes nicht,daß eine Anleihe unmittelbar zustande kommen werde. In diesemFalle wird Uuanschikai sich wahrscheinlich gleichzeitigmit dem Thron zurückziehen.Nach einem Telegramm aus Schanghai sollen elf TranS-portschiffe in Begleitung von sechs Kreuzern nach Tschifu gehen.Die Revolutionäre bereiten den Marsch auf Peking in vierEtappen vor.Neue Kämpfe stehen bevor.Hankau, 18. Januar.(Meldung des Reuterschen Bureau».)Die Revolutionäre rücken von Wutschang gegen Siaokan vor. DieBasis der Kaiserlichen befindet sich an der Bahn von Peking nachHankau, etwa vierzig Meilen nördlich von Hankau. Die Rebellen,angeblich 28 000 Mann stark, hoffen, dort die Kaiserlichen anzu-greifen, wenn nicht Wutingfang sofort einen Gegenbefehl erteilt.Drei Divisionen Kaiserliche, die letzte Woche Siaokan verließen,stießen am Donnerstag bei Micntschin auf die Schensi-Rebellenuud schlugen sie.Die Bewegung in der Mongolei.Charbin.(Telegramm der Petersburger Telegraphenagentur.)Die an der transsibirischen Eisenbahn gelegene mandschurischeStadt C h a i l a r ist heute von bewaffneten Mongolen besetzt wor-den. Die chinesische Garnison und die chinesischen Behörden sindin die russische Ansiedelung geflüchtet. Die Mongolen haben neueBehörden eingesetzt und ihre Unabhängigkeit erklärtäußersten von ihm erwartet. Zwischen derUeberlieferuna, der der Dichterkolgt, und seiner eigenen Intention der Cbarakeristik klafft hier ein Bruch.Tiefere Wirkung gebt noch von der Szene aus, in der Achill mitwehem Schmerz erfährt, daß auch der einzige Freund, Patroklos, dieallgemeine Sache böherstellt als die„gerechie" Rache. Nach desFreundes Fall wirst er sich selbst wntbebend in die Schlacht. DieTroer fliehen und PriamuS, ihr alter König schließt—diese Wendung bleibt in Hobe»» Matze unklar— Friedenmit den Griechen. Der Dichter braucht daS, um Achill,der längst mit Volk und Vaterland im Innern gebrochen hat, auchäußerlich zu isolieren. Noch hat er Hektar nicht getötet, und eherdarf kein Friede sein. Wie ein„toller Hund" jagt er dem Gegnernach; und er erlegt ihn— von Aganiemnon als schnöder Brecherdes Vertrage« für vogelfrei erklärt. Er rühmt leinen ziellos, über jedeSapniig wegsetzenden Affekt, und stürzt, den Tod suchend, mit bloßerBrust sich auf die Scharen der zu neuem Kampfe anrückendenFeinde.Die Darstellung der Griechen- und Trojanerfürsten ließ auf derBübne viel zu wünschen übrig. Neben W-egnerS prachtvollemAchill trat da nur M o i s s i S PairokloS und Winter st einsAgamemnon in plastisch klarer Rundung hervor. Mary Dietrichwar eine reizende Briseis von still geschmeidiger Anmut. DieVolksszenen, an die nach der Reinhardtschcn Tradition viel Mühegewandt war, brachten es zu keiner rechten Wirkung. ckt.Kammerspiele(Matinee der Neuen Freien vühne):DaS große Glück von Stanislaw Przybyszewski.Das von dem Verein ausgeführte Schauspiel bildet den ersten Teileines Zyklus, den der phantastische polmsch-deutsche Dichter viclver-heißend„den Totentanz der Liebe" nennt. Am Anfang bis in denzweiten Aufzug hinein gibt es manche stimmungs- und eindrucks-volle Wendung, ober dann verläuft das Ganze in ein abstoßendpeinliches, erkünsteltes Rechenexempel. Stefan Karsten, ein jungerLiterat von weichem Herzen, schwankt zwischen verzehrenderLeidenschaft zu einer blendenv schönen, stolz-pikanlen Weltdame undMitleid mit dem schlichten Mädchen, dem er sich vor Jahren infreier Liebe verbunden. Sie sagt sich, daß sie ihn nicht halten kann.und klammert sich trotzdem verzweifelt an ihn. Ein Freund bestärktsie in ihrem Widerstande, malt ihr in Worten von starksuggestiver Kraft die drohenden dualen der Einsamkeit aus.Im weiteren entpuppt der Herr sich als waschechter Theaterteufel,der es darauf angelegt hat, daß Grete, verlassen, wirklich in denTod geht. Grinsend in böhmscher Befriedigung verkündet er dasGräßliche Stefan und seiner neuen Biaut. Warum? Er hat dieDonna, für die sein Freund glüht, selbst wahnsinnig geliebt und istvon ihr verschmäht worden. Darum soll sie in ihrem Bunde mitSrefan nicht glücklich werden! Das beste Mittel aber hierzu war,daß die Verlassene sich das Leben nahm, weil Stefan, mit solcherLast auf seiner Seele, nie mehr wird lieben können!Bis zu den unmöglichen Szenen des Schlusses wurde die Rolledieses Burschen in der Färbung melancholischer Zerrissenheit undmit slawischem Typ von einem Herrn VermeS hervorragend gutgespielt. Ansprechend war Charlotte Faßhauer. Die Darstellerinder Weltdame versagte völlig.