So« werde ober nicht etwa eine Sbschwächung der TegensZtze undKämpfe bewirken, sondern im Gegenteil eine Verschärfung. HarteStrafen würden nur noch größere Erbitterung bei den Betroffenenund bei ihren Berufskollegen hervorrufen.Einen stürmischen Charakter nahm die Diskussion an, als Ge-nasse Stalten dann den Spieß umdrehte und die Herren Unterneh-mer daran erinnerte, daß es erst die Aussperrungstaktikdes organisierten Unternehmertums gewesen sei,die die riesigen gewerkschaftlichen Kämpfe gezeitigt hätte, von denenauch das Wirtschaftsleben Hamburgs in den letzten Jahren schwergetroffen worden sei. Diese Taktik habe aber keinen Erfolg gehabtund dafür wollten die Unternehmer nun ihre Rache haben. Fürsich verlangten die Arbeitgeber das Koalitionsrccht; sie scheuendurchaus nicht davor zurück, mit Hilfe von Materialsperr�nAbtrünnige aus ihren eigenen Reihen in die Organisation zu zwin-gen; sie scheuten ferner nicht davor zurück, durch schwarzeL i st e n die streikenden Arbeiter und Angestellten brotlos zu machen.Seien schon jetzt Richter und Staatsanwälte für die Unternehmereingenommen, so solle in Zukunft noch die Unterdrückung der Ar-beiter durch das Verbot des Streikpostenstchens vollendet und gc-schlich sanktioniert werden.Die Herren von der Rechten begleiteten diese treffenden Aus-führungen mit lebhaften Zwischenrufen, aus denen aufs deutlichstehervorging, daß sie für die Arbeiterschaft und für die Bedingungen,unter denen diese kämpft, nicht das mindeste Verständnis haben.Schließlich wurde der Antrag in namentlicher Abstimmung, dieunsere Genossen verlangten mit 82 gegen 41 Stimmen end-gültig angenommen. Ein Antrag der Vereinigten Liberalen,der die bessere Ausgestaltung der gewerblichen Einigungsämter unddes Tarifvertragswesens forderte, wurde gegen die Stimmen derVereinigten Liberalen und der Sozialdemokraten abgelehnt.Damit hat die große Aktion ihr vorläufiges Ende erreicht.Scheinbar haben die Herren gesiegt. Aber ihre Triumphgefühlewerden sich bald genug abkühlen. Wenn im Reichstage die Scharf-macher ebenfalls Erfolg haben sollten, werden sich die Konsequenzenbald geltend machen. Die organisierte Arbeiterschaft, die mit demSozialistengesetz fertig geworden ist, wird auch diesen Schlag zuparieren wissen.300 Millionen neuer Anleihe«.Die.Schonung des Anleihemarktes" hat nicht lange angehalten.Eine offizielle Verlautbarung besagt:Unter Führung der Reichsbank und der königlichen Seehand-lung lprenßischen Staatsbank) gebildete Konsortien übernahmenheute von den Finanzverwaltungen 80 Millionen Markdeutsche Reichsan leihe und 420 Millionen Markp r e n ßische koniolidierteStaarsanleihe, beide 4proz.und bis 1. April 1918 unkündbar. Die Beteiligung des Reiches dientlediglich der Absicht, einen Teil der im Jahre 1912 fälligen 4proz.Schatzanweisungen im Gesamtbetrage von 240 Millionen Mark bareinzulösen, so daß es sich nicht um eine Vermehrungder Reichsschuld handelt. Die preußische Anleihe istfür werbende Zwecke bestimmt, besonders für die Eisen-bahnen zur Beschaffung von Materialien usw. Die öffentlicheZeichnung findet am 29. Januar 1912 zum Kurse von101,40 an den üblichen Stellen statt. Für Stücke, die unterSperrung bis 15. Januar 1913 in das Reichs- oder Staatsschuld-buch eingetragen werden, beträgt der Zeichnungspreis 20 Pf.weniger.Der EmissionsknrS der heute angekündigten Anleihen istniedriger als der Preis im Jahre 1910. Damals wurden430 Millionen Mark zum Kurse von 102 zur Zeichnung aufgelegt.Es ist da? auf den seither eingetretenen Kursrückgang der Anleihenan der Börse zurückzuführen.-Zum Fall Herrmann.In dem Prozeß über die Ermordung des Arbeiters Herrmann,der letzthin in Leipzig geführt wurde, sagte der als Zeuge ver-nommene Staatsanwalt Stelznsr auf eine Frage des Verteidigers:Es sei deshalb keine Belohnung auf die Ermittelung des Mördersausgesetzt worden, weil der Polizeipräsident nicht über einen Fondsdafür verfüge.— Mittwoch geschah in Berlin ein Raubmord. Nocham selben Abend las man ollen Ecken die Bekanntmachung, in derder Polizeipräsident v. Jagow eine Belohnung von3000 M. für die Ergreifung des Raubmörders aussetzt. Selbst-verständlich ist das ganz in Ordnung. Aber wie denn, hat er etwaseit dem Leipziger Prozeß dey Fonds bekommen?Tementi des Zuchthausgesekzes.Die„Nordd. Allg. Ztg." beruft sich auf Aeutzerungen deS Reichskanzlers und des Staatssekretärs des Innern in den Reichstags«sitzungen vom 10. und 13. Dezember 1910, um daraus zu beweisen,daß die Reichsregierung ein Ausnahmegesetz gegen die Gewerkschaften"l. Schutz Arbeitswilliger gegen Streikterrorismus") nicht plant.Selbst in diesen Reden ist die Absicht einer Verschärfung des Strafgesetzbuches nach dieser Richtung hin geäußert worden, obgleich jaheute schon der 8 153 der Gewerbeordnung ein Ausnahmegesetz gegenim Lohnkampf stehende Arbeiter darstellt. Wer sich aber erinnert,daß am Vorabend der Reichstagswahlen von 1907 die Reichs-regierung auf das entschiedenste bestritt, daß neue Steuern gefordertwerden sollten, der wird auch diesem Tementi kein allzu großes Ge-wicht beilegen. Sicher ist sicher: Wählt einen Reichstag, der die Ge-währ für volle Koalitionsfreiheit bietet.Darf ein Beamter sozialdemokratisch stimmen?Diese Frage wirft ein von Dr. Heinz Potthoff zurReichstagsstichwahl in Köln herausgegebenes Flugblatt auf. Dr.Potthoff schreibt dazu:Regierung und Reaktion berneinen es. Sie berufen sich aufden Diensteid und erklären eS für Eidbruch, wenn ein Beamterdie Sozialdemolratie unterstützt, weil diese den„Staat" der-Nichten wolle. Das ist doppelt geschwindelt:Tie Sozialdemokratie kann so wenig wie eine andere Parteiden„Staat vernichten" wollen. Sie will den gegenwärtigenStaat verändern, wie die anderen Parteien auch. Ter Li-bcralismus und die Demokratie wollen Deutschland zu einemfreien V o l k s sta a t e machen, das Zentrum möchte es zu einemunfreien Kirchenstaat machen. Von sozialistischen Reformenist im nächsten Reichstage keine Rede, denn die Sozialdemokratiebleibt dort eine Minderheit. Das Zentrum aber ist mit dengei st esver wandten Konservativen eine Mehr-h e i t und bildet eine gegenwärtige Gefahr für ein freiheitlichesDeutsches Reich mit gerechter, volkstümlicher Politik.Ter Diensteid des Beamten geht auf den Namen des Staats-oberhauptcö, aber nicht auf dessen Person, erst recht nicht auf diePerson des Vorgesetzten, sondern auf den Staat, der durch denNamen repräsentiert wird. Der Beamte schwört, seinem Volkeund der Volksorganisation, dem Staate, treu zu dienen. Darummuß er auch politisch so handeln, wie es seiner U e b e r-z e u g u n g vom Wohle des Staates und Volkes entspricht.Nicht als Beamter, sondern als Staatsbürger hatder öffentliche Angestellte das Wahlrecht. Dieseshat mit seinem Amte nichts zu tun. Wenn ein Vorgesetzter seineBeamten politisch beeinflußt, so ist das Mißbrauch der Amts-gcwalt. Denn das Stimmrecht der Beamten bedeutet nicht, daßein Minister zehntausend Stimmen abgeben soll, sondern daßzehntausend Bürger ihrer Meinung Ausdruck geben sollen. Nurnach seiner eigenen Ueberzeugung darf der Beamte stimmen.Wenn er aus Rücksichten auf Amt und Vorgesetzte gegen seineUeberzeugung stimmt, so schändet er das höchste Bür-g e r r e ch t.___�Lerantlv. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Inseratenteil verantw.:Militärpcrfonen hat die Reichsverfassung kein Wahlrecht ge-geben, weil man deren politische Unabhängigkeit nicht wollte odernicht daran glaubte. Allen anderen Beamten gab man dasStimmrecht, weil man ihre politische Selbständigkeit und Unab-hängigkeit wünschte. Nur durch Abstimmung nach eigener Ueber-zeugung können die Beamten sich dieses Vertrauens der Nationwürdig erweisen.Schwarze Wahlrechtsfeinde.Der„Kölner Lokal-Anzeiger". gleich der„KölnischenVolkszeitung" Eigentum der bekannten Herren Bachem, offenbartwieder mal die wahlrechtsfeindlichen Instinkte der Zentrumsleute-In einem Artikel über die Thronrede schreibt das Blatt:Das preußische Wahlrecht ist zum Leidwesendes Linksliberalismus nicht dabei.Also zum Leidwesen des Linksliberalismus, nicht auch desZentrumsl Aus der Fassung deS Satzes spricht unzweideutigder Hohn, den man im Zentrum dem Kampfe gegen das schmach-volle Dreiklassensystem entgegenbringt.Die„ehrlichen" Mittel der Konservativen.Auf dem konservativen Parteitag in Breslau sagte der Führerder Konservotiven, Herr v. Heydebrand:„Wir kämpfen mitehrlichen Mitteln". Wie ehrlich die Mittel sind, davon zwei Bei-spiele aus dem Kreise Jauer-Landeshut-Bolkenhain, wo der kon-servative Amtsrichter W a h r m u t mit unserem Genossen Proll inStichwahl steht:„Die konservativenJnhaber derFirmaKrätzigu. Söhne in Jauer, Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen, habenacht Arbeiter, die am Wahltage für die sozialdemokratische Parteials Wahlhelfer tätig waren, auf acht Tage ausgesperrt,obwohl ihnen vom Direktor ausdrücklich Urlaub erteilt wordenwar."Zweitens: Im konservativen„Anzeiger für Bolkenhain" heißt eS:„Mögen die hiesigen Handwerker, Geschäfts-l e u t e bei der kommenden Stichwahl beherzigen, daß eSvon ihnen abhängt, ob der Konservative oderder Sozialdemokrat in den neuen Reichstag einzieht. Ist dasletztere der Fall, dann dürsten doch viele Landleute ihregeschäftlichen Beziehungen mit der Stadt ab-brechen mit dem sehr richtigen Bemerken: Warumsollen wir in dem roten Neste kaufen? Also:„Lernet, Ihr seidgewarnt I"Diese Drohung gegen Handwerker und Geschäftsleute ist alsoein„ehr kf ch es Mittel' der Mittelstandsfreunde um Heyde-brand.4 238 919= O.Knuten-Oertel ist nicht nur ein gemütZtiefer Lyriker und einphrasenkundiger Fabrikant von Festartikeln, die von christlich-germanischer Salbung triefen, er ist auch ein großer Rechenkünstler,ein Zablengenie ersten Ranges. Die obenstehende Gleichung istseine ureigenste Erfindung. Vier und eine Viertel-Million sind fürihn nichts. Null, sogar weniger als Null,— wenn diese 4'/� Millionennämlich sozialdemokratische ReichstagSwähler sind.Oertel, der Held der Knute und der Zahlen, kalkuliert folgender-maßen:Die liberale Presse berechnet T1/« Millionen gegen den schwarz-blauen Block abgegebene Stimmen. DaS liberale Exempel ist falsch.Denn«nach der alten Regel der nationalen Parteien" sind„sozial-demokratische Stimmen nicht mitzuzählen, wenn man daS Kräfte-Verhältnis der deutschen Bevölkerung vergleicht". Darum herausmit den 4'/« Millionen auS dem liberalen Recbenexentpel. ES ergibtsich dann daS Fazit, daß der schwarzblaue Block 4 MillionenStimmen aufweist, die liberalen Parteien aber nur mit3l/s Millionen antreten können. Womit klar, deutlich und zahlen-mäßig bewiesen ist. daß die Mehrheit des deutschen BolkeS für dasväterliche konservativ-zentrümliche Regiment ist.Das arithmetische Kunststück deS agrarischen Sancho Pansaüberrascht nicht nur— um mit Fritz Reuter zu reden— durch seine„Richtigkeit", sondern auch durch seine Fixigkeit. Merkt es euch,ihr sozialdemokratischen ReichStagswähler, ihr seid nichts, ihr seidLust für Oertel und seinesgleichen, und zwar so lange, bis durchdiese dicke Null einmal ein recht kräftiger Strich gemacht wird.Spiouagcprozest.In dem Spionageprozeß Winogradoff und Cerno vor demReichsgericht wurde heute nachmittag 2 Uhr das Urteil verkündet,und zwar erhielt Winogradoff wegen versuchten Verrats militäri-scher Geheimnisse drei Jahre Festung, Cerno wegen Verabredungzur Begehung von Landesverrat(Z 5 des Spionagegesetzes) dreiJahre Gefängnis. Jedem Angeklagten wurden 5 Monate auf dieUntersuchungshaft angerechnet. Cerno hatte sich einem Vertreterdes russischen?tachrichtenbureaus, der in Berlin wohnte, zur Liefe-xung geheimer militärischer Nachrichten aus Deutschland bereit er-klärt. Er wurde dann nach Kiel gesandt und hielt sich dort über einJahr auf. Was er an Berichten sandte, waren indessen lauter bekannte und nicht geheim zu haltende Dinge, die meist schon in deut-'chen Zeitungen gestanden hatten oder seiner Phantasie entsprungenwaren. Gegen ihn konnte nur der Tatbestand des H 5 festgestelltwerden. Winogradoff ist aktiver Offizier der russischen Marine. Erwar abgesandt, um die Tätigkeit des Cerno in Teutschland zu kon-trollieren. Diese Gelegenheit benutzte er, um selbst Beobachtungen,zu machen, die er gecignetcnfalls seiner Regierung mitteilen könnte.So hat er sich bezüglich der Befestigung von Cuxl)aven Zeichnungengemacht, die er auf die Post gab, um sie fortzusendcn. Hierin istein Versuch des Verbrechens nach Z 1 des Spionagegesetzes erblicktworden._frankrcicb.Eine Ministerratssitzung.Paris, 18. Fanuar. Ter Mini st errat unter Vorsitzdes Präsidenten Falliärcs beschloß auf Vorschlag der Ministerdes Aeußeren, der Finanzen und des Krieges, eine inter-ministerielle Kommission einzusetzen, die die Aufgabe habensoll, die Bedingungen für die Einrichtung des Pro-tektorats in Marokko festzustellen. Die Kommissionwird im Ministerium des Aeußern unter Vorsitz des fran-zösischen Gesandten in Tanger tagen.Ministerpräsident Poincarö hat, wie er im Ministerratmitteilte, dem französischen Botschafter in R o m Weisung er-teilt, mit Berufung auf die Rechtslage und den Wortlaut derVerträge die Freilassung des P o st d a m p f e r sCarthage unter Wahrung etwaiger Ansprüche der Be-teiligten zu fordern.Italien.Der Eindruck des deutschen Wahlsiegs-Ter„A v a n t i" kommentiert den großen Sieg der deutschenSozialdemokratie mit den folgenden Worten:„Was wir vorausgeahnt haben, ist Wirklichkeit geworden. Diesozialdemokratische Partei Deutschlands, nein, die gesamte sozia-lisiistbe Internationale hat wieder einen Sieg errungen, und dierote Fahne erbebt sich triumphierend über dem großen Waffen-felde Teutschlands! Was gelten die Kasernen, die Arsenale, diePanzerschiffet Wohin ist der imperialistische Traum Wil-Helms II., der vom kaiserlichen Schloß aus Europa beherrschenwollte? Zum Frieden und zur Freiheit der Welt ist dieser TraumTb. WockeTBerstn. Druck u. Verlag: Pvrlsärts Bgctzdr.>4 PerlagSanstalfmftergraben worden, untergraben bis zu den Fundamenken seineseigenen Schlosses. Die deutsche Sozialdemokratie reckt sich emporals Hoffnung der Völker, als Gewähr des Friedens und ruft denHerrschenden Deutschlands und der ganzen Welt zu, daß diePolitik der Aushungerung der Massen, ihrer Zermalmung unterder Last des Militarismus und der Reaktion aufhören muß, wennsie nicht die alten Monarchien und die herrschenden Klassen zu-gründe richten soll. �.Die deutsche Sozialdemokratie hat den Sieg errungen für sichselbst und für das internationale Proletariat. Was schulden wiralle ihnen nicht, jenen zähen und wackeren Arbeitern, die ri1h:gund bewußt, wachsam und treu daran arbeiten, Deutschland unddie Welt von der Sklaverei des Kapitalismus und der Monarchiezu befreien, die daran arbeiten, mit einem unermüdlichen Opfer»mute, der durch die Schwierigkeiten, Gewalttaten und Verfolgun-gen nur noch an Stärke und Ausdauer gewinnt! Siege wie dergestrige erheben unseren Geist, weil sie die Frucht langer Selbst-Verleugnung und schlichter Lpfcrfähigkeit sind. Das ist keineMenge, die zwischen Entmutigung und Begeisterung hin und her-flutet, die heute aufschnellt und morgen versagt; hier haben wirdas prächtige Bild eines Massenbewußtseins, das ein denkenderGlaube erleuchtet und ein ewig wachsamer Wille lenkt."Unser Genuescr Parteiblatt„I l L a v o r o" begrüßt bttt Siegmit folgenden Worten:„Nicht für Teutschland allein, sondern für die ganze Weltist dieses ein Tag stolzer Freude: für die Welt derer, die arbeitenund leiden und auf eine bessere Zukunft hoffen... Die prächtigeSchlacht, die unsere deutschen Genossen der Reaktion gelieferthaben, hat die Fricdensabsichten des Proletariats zur Grundlagegehabt, und sein Sieg zeugt von dem festen Willen der Massen,daß die Interessen Deutschlands im Sinne der Billigkeit undMäßigung ohne nationalistische Provokation und Kriegshetze ver-treten werden sollen. Hier liegt heute der Kern der sozialistischenPolitik: energische Opposition gegen das Ueberwuchern des Im-perialismus und Kolonialismus, und all das. was diese beidennach sich schleppen, wie Wiedererweckung barbarischer Instinkte.Aussaugung durch Militärausgaben, Tcurung usw. � Daß einesolche Politik gerade in Teutschland den Sieg davon trägt, in demLande der stärksten militärischen Traditionen, das ist ein Er-eignis von unermeßlicher Tragweite... Noch einmal erscheint«die Sache der Arbeiter innig verbunden und verwoben mit derSache der Menschheit. Es lebe das Teutschlands des deutschenVolks, es lebe der Sozialismus!"Auch die bürgerlichen Blätter aller Parteien sehen sichgenötigt, den riesenhaften Sieg der deutschen Sozialdemokratie an-zuerkennen. Mit mehr oder weniger sauersüßer Miene nehmen siedie Niederlage der Konservativen und die Zermalmung der bür-gerlichen Linksparteien zur Kenntnis. Verschiedene weisen daraufhin, daß das Wahlergebnis einen einschneidenden Einfluß auf dieinternationale Politik des Deutschen Reiches haben dürfte.Lelgien.Tie klerikale Verleumderbande.Brüssel, 18. Januar. In der Deputiertenkam-mer, die seit Dienstag sozialistische Interpellationen betr.die Lebensmitteltcuerung berät, kam es heute zueinem Zusammenstoß zwischen dem klerikalen Tepu-tierten Dubus de Warnaffe und dem Sozialisten-führer Vandervelde. De Warnaffe hatte den Sozia-listenführern vorgeworfen, sie bereicherten sich mit denGroschen der Arbeiter, und auf Vandcrveldes Frage, wer da-mit genieiut sei, die Antwort verweigert. Darausnannte Vandervelde de Warnaffe einen Feigling und wolltesich auf ihn stürzen, wurde aber von dem Ministerpräsidentendaran gehindert. Die Rechte bildete einen Halbkreis, umde Warnasfe zu schützen, während die Sozialisten diesen durchZurufe beschimpften. Ter Präsident unterbrachdie Sitzung auf eine Stunde und beantragte nach derWiedereröffnung die V e r h ä n g u n g der Zensur überVandervelde. Der Antrag wurde trotz des Wider-spruchs der Liberalen und Sozialisten mit 5-1 gegen 41 Stim»men angenommen._Hus Induftne und Handel.Die Spirituszentralehat die Verkaufspreise um drei Mark erhöht. Eine ent»sprechende Aufbesserung des Abschlagspreises für die Brenner dürftein der nächsten Woche folgen. Ter über Erwarten große Produk-tionsrückgang im laufenden Brcnnjahre, der in der amtlichen De--emberstatistik eine neue Bestätigung erhielt, macht eine kräftigeAnregung des BrennereibetriebcS notwendig.Wir unsererseits hoffen, daß die Belebung der Fuselvergiftungdurch die Maßnahme der cspirituszentrale fehlschlagen wird. Dafür,daß ein weiterer Rückgang des Fuselkonsums eintritt, wird schonder Schnapsboykott der organisierten Arbeiterschaft sorgen.Verschmclzungsvcrtrag.Die Riebeckschen Montanwerke in Halle a. S. habenmit der Zeitzer Paraffin- und Solarölfabrik in Halle a. S. einenVerschmelzungsvertrag mit Wirkung vom 1. April 1912abgeschlossen. Gegen 1900 Mark Zeitzer-Akticn werden 1000 MarkRicbeck-Aktien gewährt, die ab I. April 1912 dividendcnberechtigtsind. Der Zeitzer Dividendenschein pro 1911/12 wird von Riebeckmit 10 Proz. eingelöst. Die Riebeckschen Montanwerke erhöhen ihrAktienkapital um 6 590 000 M,> wovon 4 300 000 M. zum Austauschder Zeitzer Aktien und 2 200 000 M. zur Verstärkung der Betriebemittel dienen._letzte NaehrfchtemSchluß der türkischen Kammer.K-nstantin-pel, 18. Januar.(W. T. B.) Der I u st i z m t n i st e rverlas in der Kammer im Beisein der meisten Minister mit AuS»nähme des Großvezirs und in Anwesenheit zahlreicher Deputierterdas Auflösungsdekret, in dem gemäß Artikel 7 derVerfassung auf den Rat des Senats die Auflösung der Kammer an»geordnet und Neuwahlen innerhalb dreier Monate anbefohlen wer»den. Einige Deputierte der Opposition riefen: Es lebe die Nation!Ein anderer Deputierter rief: Wir haben unsere Mandate geopfert.um die Verfassung zu retten! Sofort nach Verlesung des Dekretsverließ der Präsident der Kammer den Sitzungssaal. Die Depu-tierten hörten die Verlesung stehend mit an und entfernten sich dannruhig.Zwei Zentrumsmandnte zur reichsländischen Kammer kassiert.Colmar. 18. Januar. iW. T. B.) Das Obcrlandesgericht hatheute nachmittag nach fünfftündiger Verhandlung als verfassungs,mäßige Berufungsinstanz für Wahlanfechtungsklagen die Wahl derZentrums-Landesabgeordneten Hoen-Saargemünd und Bregli»Habsheim wegen unzulässiger Wahlbeeinflussong seitens der Geist»lichkeit für ungültig erklärt.Abstimmung der englischen Bergarbeiter.Birmingham. 18. Januar.(W. T. B.) DaS Ergebnis der Ab-stimmung der Bergarbeiter wurde auf einer Versammlung derBergarbcitervercinigung heute bekanntgegeben. Für den Streikhaben 445 801, gegen den Streik 115921 Arbeiter gestimmt. Danur eine Zweidrittelmehrheit für den Streik erforderlich war. wirddie allgemeine Arbeitseimtellung in der Rohlenindustrir am I.Märzerfolgen, falls es bis dahin nicht noch zu einem Vergleich kommt.«aulSingerL Co., Berlin L�V. Hierzu 3 Beilagen n.UnterhaltnngSbl,