Nr. 71.
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Vorwärts
8. Jahrg
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Mittwoch, den 25. März 1891.
Der Welfenfonds.
I.
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Kosten der Beschlagnahme und der Verwaltung, sowie der Maßregeln zur Ueberwachung und Abwehr der gegen Preußen gerichteten Unterneh mungen des Königs Georg und seiner Agenten zu bestreiten. Verbleibende Ueberschüsse sind dem Vermögensbestande zuzuführen."
Die Vernichtung der Selbständigkeit des Königreichs Hannover , eine Frucht des 1866 er Krieges, hatte einen König in die Verbannung getrieben. Bismarck , stets frei- Wie aus dem vom Landtags- Abgeordneten Lant er gebig, sobald es nicht aus seinem Säckel, sondern aus dem statteten Bericht vom 13. Januar 1869 sich ergiebt, gab die des gemeinen Wesens geht, sah sich veranlaßt, für den von Regierung damals den Werth des unter preußischer Verihm gestürzten blinden Herrscher ein Uebriges zu thun. Der waltung stehenden Vermögens des Königs Georg, nicht einmärkische unter, der durch seine revolutionäre Thätigkeit gerechnet das werthvolle Inventar der Schlösser, auf rund die europäische Landkarte wesentlich veränderte und den ge- 13 382 000 Thaler an, die, in 42 prozentigen preußischen heiligten Grundsatz der Legitimität unbarmherzig durch Staatspapieren angelegt, einen jährlichen Zinsertrag von löchert hat, wollte für Georg V. die harten Treppen des etwa 598 000 Thalern lieferten. Die Kosten der Verwaltung Erils bequemer machen. In einer vertragsmäßigen Ab- sie obliegt dem Oberpräsidenten der Provinz Hannover , Unser Blatt ist das Zentralorgan der deutschen Sozial- machung wurden dem König zur Ausgleichung der ander zur Zeit also dem Herrn von Bennigsen betrugen demokratie, es vertritt durchaus den Standpunkt der modernen weitig nicht gedeckten Einnahmen aus den Domänen und 180 000 Thaler. Man wird nicht fehlgehen, wenn man proletarischen Arbeiterbewegung sowohl in sozialer wie in politischer Forsten, sowie aus den oberlehnsherrlichen Rechten, den annimmt, daß seitdem die Ausgaben für Verwaltung sich heimgefallenen Lehen und dem Lehn Allodifikations- verringert haben. Der preußischen Regierung steht demnach Fonds" ingleichen als Ersatz für die Schlösser, ein geheimer Dispositionsfonds, eben der Welfenfonds, mit Für den denkenden und aufgeklärten Arbeiter brauchen wir Gärten und alles Sonstige Grundeigenthum die einem Betrage von mindestens einer Million Mark zur diesen Standpunkt des Näheren nicht zu erläutern. Für Jeden, Summe vom 11 Millionen Thaler Kurant in freien Verfügung.
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Beziehung.
"
ber die Spannung, welche auf unseren gesammten Verhältnissen 4/2 prozentigen preußischen Staatspapieren nach dem Nenn- Am 12. Juni 1878 ist Georg V. in Paris gestorben, liegt, beobachtet, tritt derfelbe klar zu Tage. Aber der gebildete werth und in 5 Millionen Thaler Kourant baar" zugebilligt. aber noch immer besteht der Welfenfonds, trotzdem sein Sohn, und aufgeklärte Arbeiter muß stets darauf bedacht sein, sein Die preußische Regierung ging dabei von der Erwartung Ernst August Herzog von Cumberland, die„ Anerkennung Organ immer weiteren Kreisen seiner Klassengenossen zugänglich aus, in einer vertragsmäßigen Einigung mit dem deposse des veränderten Rechtszustandes" klipp und klar bekundet. zu machen, für sein Organ stets neue Streiter zu suchen, die dazu dirten Souverän auch ohne ausdrückliche Entsagung der Re- hat bei Gelegenheit des Thronwechsels in Braunschweig . beitragen, daß die arbeitende Bevölkerung ihrem Ziele, der end- gierungsgewalt die Anerkennung des veränderten Rechts- Seit mehr als zwanzig Jahren ist von„ welfischen Umbeitragen, daß die arbeitende Bevölkerung ihrem Ziele, der end- ustandes von ihm zu erhalten." Aller Welt sollte flar getrieben" nicht mehr die Rede. Die„ Ueberwachung und Abwehr giftigen Befreiung der Menschheit, im Sturmschritt zueilt. macht werden, daß Preußen den depossedirten Fürsten der gegen Preußen gerichteten Unternehmungen des Königs feinesfalls mehr Nachtheil zufügen wolle, als die Sicher- Georg und seiner Agenten" ist längst überflüssig geworden, stellung der nationalen Gesammtpolitik bedinge." Dieser wenn überhaupt das mächtige Preußen es nöthig hatte, Betrag von sechszehn Millionen war beträchtlich höher, als das frühere Einkommen des hannoverschen Königs.
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Feuilleton.
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Indeß der Landtag genehmigte den geforderten Kredit, und am 2. März 1868 wurde das Gesetz vom 28. Februar 1868 publizirt. Allein der hinkende Bote kam diesmal mit unerwarteter Geschwindigkeit, am selben Tage nämlich, nach. Auf Grund des Nothstandsparagraphen, welchen die preußische Verfassung vorsieht, wurde sogleich nach dem Auseinandergehen des Landtags die bekannte königliche Verordnung erlassen, in welcher es heißt:
durch Spizzel, Gebärdenspäher und Geschichtenträger die ohumächtigen Versuche des gestürzten Welfenfürsten zu bekämpfen. Bereits im Sommer 1870, vor fast 21 Jahren, hatte Bismarck sich entschlossen, das dem berüchtigten Stieber unterstellte, aus dem Welfenfonds sustentirte Bentral- Nachrichten- Bureau", das zur Ueberwachung der welfischen Bestrebungen ins Leben gerufen worden war, eingehen zu lassen. und dennoch blieb der Welfenfonds bestehen.
Als der Abgeordne te Virchow in der Kommission darSämmtliche nicht dem Staate Preußen verbliebene Werth auf hinwies, das einzige Ergebniß der Maßregeln werde ein Objekte, welche der Vertrag über die Vermögensverhältnisse furchtbares Wachsthum des Angeberwesens und der Geheimdes Königs Georg vom 29. September 1867 zum Gegenstande polizei sein, erklärte die Regierung feierlich, daß die für hat, nebst den noch in Händen der preußischen Staatsregierung solche Zwecke zu verwendenden Gelder wesentlich nur im befindlichen Auskünften davon, insbesondere den fälligen, bisher Auslande zur Verfügung kommen würden und in erster nicht berichtigten, sowie den fünftig fällig werdenden Binsen, Reihe der Verfügung des Ministeriums der auswärtigen werden hierdurch mit Beschlag belegt; ingleichen das hierunter Angelegenheiten unterstünden. Daß dies schöne Redensnicht mitbegriffene, innerhalb des preußischen Staatsgebiets arten ohne Verbindlichkeit wären, daß die Gelder thatsächlich befindliche Vermögen des Königs Georg und zwar ohne Unter- zur künstlichen Beeinflussung der öffentlichen Meinung benutzt schied, ob über die hier bezeichneten Objekte feil dem 27. Sep- wurden, weiß Jedermann. Die Käuflichkeit der Presse wurde in ein tember 1867 bereits Verfügungen des Königs Georg, namentlich
Veräußerungen oder Beffionen an Dritte stattgefunden haben System gebracht, die Offiziösenwirthschaft, die Breßkorruption oder nicht.... Aus den in Beschlag genommenen Objetten sorgsam organisirt. Der Welfenfonds ward zum Reptilien und deren Revenuen sind, mit Ausschließung der fonds. Und wenn ein Kommissionsmitglied im HerrenRechnungslegung an den König Georg, die hause ausrief: Hat sich die Regierung erst an diese Aus
fliegen lassen. Er gewann nichts, wenn Stafi wie für ihn, ließ sie auf den Schindeldächern und dem Kirchthurm von so auch für den Bruder verloren war, wohl aber wurde St. Martin ruhen. Lange stand er so; dann hob ein fie unglücklich, wie er felbft es war. Und er hatte sich schwerer Seufzer seine Brust. Niemand zur Freude war er nur vor wenigen Stunden gerühmt, daß er besser wäre als in die Welt gekommen. Niemand hatte sein Dasein gewünscht. Wohl, ein solches Leben war am besten ein- und
Ambros!
Er schleppte sein Kreuz weiter den Berg hinan, und abgeschlossen in der Kirche in der Kirche, die gegründet seine große, hagere Gestalt beugte sich unter der Last. Er ist auf den Fels der Entsagung. Und er begann den Abstieg sah nichts außer sich. Endlich hatte er die Höhe des Jöchl nach St. Martin. erreicht und bald darauf stand er jenseits derselben am Sechstes Rapitel von Robert Sameichel. Bildstöckl. Zu seinen Füßen lag das grüne, von dem Ambros glich einer geladenen elektrischen Batterie Geduld, Arbeit wird den Uebermuth brechen; Mühlen aller Silberfaden der Gader durchschlängelte Alpthal mit seinen und wer ihm zu nahe kam, erhielt einen Schlag, Selbst der Klosterbauer Art harren auf den fecken Sprößling des Bannwaldes und Weilern und Sennhütten, von dem auf breiter Felsenbrust wenn auch nur figürlich. beugen seinen Naden unter das Joch der Dienstbarkeit, ehe ruhenden Riesenkopf des Peitlerkofl, dem er gerade gegen hielt es für gerathen, ihm auszuweichen; denn auch er durch die schmale, steile Waldschlucht von Zwischenwaffer überstand, bis zu den Gletschern und Firnen der Marmo- gegen ihn entlud fich Ambros, als er eine beißende in die Arme der Gader fich werfen darf. Wie viel Mühlen lada im fernen Süden. Gerade unter Hannes lag das nächste Anspielung auf die Kirchhofsszene machte. Dem Vater ge= muß nicht die geistige Naturkraft des Menschen treiben, sich Biel seiner Wanderung, das Kirchdorf St. Martin, und währte es im Geheimen eine schadenfrohe Genugthuung, selber schulend durch die Unterwerfung unter die Arbeit! dahinter, etwas höher hinauf, der viereckige Thurm mit den daß die unüberlegte That des Burschen gerade Kaspar Auch sie darf nicht frei und zügellos fortstürmen. Be- vielfenſtrigen Burghäusern der alten Beste Thurn. Links Larfeit getroffen hatte. Ambros war voll Grimm gegen sich zwinge Dich selbst! Entsage! Hannes bog hinter dem davon bog ein liebliches Seitenthal ab, aus dem, am Fuße und die ganze Welt. Es war ihm unfaßbar, daß er aus Stern in den Wald und begann in dessen Schatten zum Jöchl der Geisleralp, über die ein Paß in das Grödnerthal führt, freien Stücken um Verzeihung gebeten und abgewieſen hinanzuſteigen. Der mit scharffantigem Geröll überschüttete die weißen Häuschen von Campil durch den blauen Morgen worden war, abgewiesen von der Wittwe Larseit, nachdem Weg war ziemlich steil, steiler erhoben sich die nackten duft schimmerten. Neben der Geisleralp ſtreckte sich der er sogar als Sühne Herz und Hand ihrer Tochter angetragen Felsen der Entsagung, die der Schiffbrüchige zu erklimmen Langtofl hin, gleichsam als Verbindungsglied der Marmo- hatte. Aber er war nicht der Mann, der sich in solcher suchte. War es zu verwundern, daß dem Emporklimmen lada , aus deren Schneefeldern drei schwarze Kegel in den Weise mißhandeln ließ. Es kam ihm nicht in den Sinn, Stasi den zeitweilig die Kräfte versagten und er wieder zurück- Schleiern der aufwallenden Dünste fich erhoben. Die von aufzugeben; allein es wollte ihm nicht gelingen, mit ihr zuglitt? Einmal, als Hannes sich ein wenig verruhte, fiel ihm dort her strömende Gader schmiegte sich blinkend um den Fuß sammenzukommen. Umsonst wartete er Abends an dem Gartenein, daß das Kreuz scheidend zwischen Ambros und Stasi des in das Vigilthal schauenden Kreuzkofl, der in mächtigen zaun auf fie. Er brach eine von ihren Rosen und legte fie stände. Mochte die Liebe Stasi's auch mächtiger als der Felsenterrassen aufsteigt, glitt an St. Martin vorüber und den auf das Bänkchen unter dem Geisblatt, zum Zeichen, daß Schmerz ihres findlichen Gefühls sein, mochte sie auch dem Sonnenbeglänzten Beitlerkoff entlang bis zu dem malerischen er dagewesen wäre. Die Rose war am nächsten Abend verFrevler vergeben: ihre Mutter war eine viel zu bigotte Bitolein dort, wo der Bergrücken, auf dem Hannes stand, schwunden, doch Stasi fand sich nicht ein, nicht jetzt, noch Frau, um ein Gleiches zu thun. Einen Augenblick fühlte sich vorschiebend das Thal gen Norden abzuschließen schien. später. Er suchte David bei der Feldarbeit auf, um Stafi Hannes sich bei diesem Gedanken frei von Schmerzen. Aber Hannes rief seine Blicke, die dem Laufe der Gaber durch durch ihn in den Garten zu bestellen. David war ja Zeuge es war feine Taube, sondern ein Rabe, den er hatte das weidenreiche Hochthal gefolgt waren, wieder zurück und des Auftrittes an dem Krankenbette gewesen und mußte ein