We Rcg!erunz i'cn Wühlern hegenüver Noch schnell Aach einer Rückendeckung für ihre Haltung. Der Landtag hatte den Wunsch. datz möglichst noch fror Beendigung der Wahlperiode eine Vorlage ausgearbeitet werde, die die direkte Wahl einführt. Da die Regie- rung den Ausschub des geincinschafilichen Landtage» in einem ..Gutachten' über die Frage hören wollte, ersuchte der Landtag die Regierung, dieses Gutachten bald einzufordern. ES sind reichlich dreiviertel Jahr darüber hingegangen. Erst jetzt gibt die Regierung dem heule, am 29. Januar, zusammentretenden AuSschuh eine ausführliche Begründung für ihren ablehnenden Standpunkt. Dies« Begründung ist die angebliche.Vorlage', Die Gründe sind durchsichtig genug. Die Regierung fürchtet, daß die wachsende Sozialdemokratie Vorteile bei der Einführung des direkten Wahlverfahrens habe. Sie fürchtet, daß unsere Partei, der schon einmal nur eine Stimme an der Majorität im Gothaischcn Landtage fehlte, dadurch die Mehrheit erlangen könnte. In der Vorlage führt sie deshalb aus, dah sie nur bei Annahme entsprechender Kompensationen an eine Einführung der direkten Wahl herantreten würde. Als entsprechende Kompensation gelten ihr z. B. das Zweikammersystem. daS Klassenwahl. f t; st c m, das Recht des Souveräns zur Ernennung einer be- stimmten Anzahl von Abgeordneten. Auch das Mehr- stimmensystem für die reichen Steuerzahler oder die Stimmenhäufung von einem bestimmten Älter an, eine berufs- ständige Gliederung usw. würde ihr eine entsprechende Kompcnsa- tion sein. Der einzige Zweck dieser reaktionären Vorschläge rst anerkanntermahcn. ein Gegengewicht gegen die Wirkung deS ledig- lich auf der Masse beruhenden allgemeinen gleichen Wahlrechts gu schaffen. Tie Regierung will daS Wahlrecht nicht ändern, und wenn sie CS doch tun muß, so will sie cS nicht ahne eine oder einige der oben angeführten„Kompensationen". Jede Verbesserung des jetzigen Zustande» soll mit einer entsprechenden Verschlechterung erkauft werden. Nimmt nun der Ausschuß Stellung für die direkte Wahl, so trägt er auch die Verantwortung für die Kompensation, ohne die sich die Regierung auf nichts einläßt. Nimmt er aber— unter diesen Umständen das wahrscheinliche— Stellung gegen jede Acndcrung, so ist es der Regierung auch recht. Auf jeden Fall lann sie sich auf den Ausschuß berufen. Auf diese Weise hofft die Regie- rung, sich die ihr unbequeme sozialdemokratische Forderung nach Einführung der direkten Wahl vom Halse zu schaffen. Sie erreicht ihren Willen und hat jemanden, der ihr die Verantwortung in der Lesse utlichkeit mittragen hilft. Der Ausschuß, in dem auch unser Genosse Bock sitzt, wird ihr hoffentlich einen Strich durch die schöne Rechnung machen und eine Vorlage für Einführung direkter Wahl fordern, ohne sich auf »Kompensationen" cinAulassen. Ein Geständnis und ein Versprechen. In einem Artikel über die gusannnensetzung deS neuen Reichstages schreibt die.Köln . Ztg.' unter anderem; .Die Rationalliberalen zogen zwar im au»- gesprochenen Bündnis mit der Volkspnrte» in den Kampf, e u t- hielten sich aber, von Baden und Bayern abgesehen, jeder parteiamtlichen Unterstützung der Sozialdemokratie. Ihre Leitung wird sich b e- wüßt gewesen sein, daß sie damit da» Ziel, den Block der Reaktion zu zertrüminirn, ge- fährdete, aber sie hat auf die Gefahr hin. daß dieses Ziel verfehlt wurde, an ihrem traditionellen Marakter als Mitlelpartei festgehalten. Indes läßt ihr Bündnis mit der Fortschrittspartei kernen Zweifel darüber zu. daß die N a t i o n a l l i b e r a l e Partei im neuen Reichstag an der Seite der radikalen Linken reaktionäre Gelüste ab- wehren wird. Das ist die eine Abwehnnehrheit, die sich aus der Konsequenz der Dinge von selbst ergibt. Von der Möglichkeit einer anderen„Bbivehrmehrbeit', dem Bündnis zwischen Zentruni und Sozialdemokratie hat Herr Eczberger gesprochen. Leider bat er veriäumt, sich darüber zu äußern, was sie eigentlich abwehren toll. Um Rückschritten aus sozialpolitischem Gebiet oder Kulturkanipfgelüsten entgegenzutreten, würde sie den Liberalismus auf ihrer Seite finden; nähme sie einen zenlriichen Antrag an. die Jesuiten - gesetze aufzuheben, so würde die Abwehr eines solchen den Staat gefährdenden Begehrens Sache der Regierung fein." Das G e st ä n d n i S, daß die Nationalsiberalen an« Haß gegen die Sozialdemokratie ihr eigene» Ziel, die Zertrümmerung des schwarzblauen Blocks, fast vereitelt hätten, ist recht interessant. Und du» Gelöbnis, stets gegen reaktionäre Gelüste kämpfen zu wollen, nehmen wir zur Kenntnis. Hoffentlich werden wir nicht nötig haben, daran erinnern zu müssen._ Ocffcmlcb. Ein nationaler Arbeiterführer wurde bei den letzten ReichSratSwahlen in Schlesien in der Person >d«S.Schriftleiters" Ferdinand S e i d l ins Parlament gewählt. Zur Bedingung seiner Wahl machten ihm di« Ehristlichsozialen. keinem antiklerikalen Antrag zuzustimmen, weshalb der ehemalige „LoS von Nom'-Käinpser auch bei der Abstimmung üfljer die Ehe- rcchtSrcform dedvonlief. Jetzt hat sogar ein schlesikch«z Gericht einen Genossen, der den G«idl Lügner und Becleumder hieß, wegen Erbringung de» Wahrheitsbeweise» frei» gesprochen k frankrcicb. Die Wahlreform. Paris , 26. Januar. sEig. Ber.) In der Wahlrefonnfroge ist eine wichtige Entscheidung gefallen. Wohl ist das Pro- p o r z s y st c in noch nicht ganz über den Berg gebracht. Aber eine arge Verfälschung deS Prinzips, mit der sich sogar die Kommission und die Regierung einverstanden erklärt hatte, ist vereitclr worden; das„Apparentement", das Jn-Vcrbindung- treten von Parteien, um die von der Aufteilung der Mandate gemäß den erreichten Wahlqtiotienten übriggebliebenen Stimmen zusammenzufassen. Da» Apparentement hätte eben- so den Kuhhandel zwischen den Parteien gefördert, wie daS seinerzeit von Briand ausgeheckte und jetzt darauf gepfropfte Prämiensystem, die Zurechnung sämtlicher Reste zur Stim- menzahl der Mehrheit. Es war selbstverständlich, daß sich die Sozialdemokraten gegen das„Apparentement" mit aller Kraft wendeten und die Reden S e m b a t s und I a u r d S haben nicht wenig zu seiner Ablehnung beigetragen. Merk- würdigerweise aber waren auch die radikalen Provorzgcgncr dagegen, zu deren Beschwichtigung eS vorgeschlagen worden war. Die glaubten nämlich, mit dem Apparentement, das noch einige Hoffnung auf die Blocktaktik im Wahlkampf ließ. hie Wahlreform überhaupt ersäufen zu können. So war das Apparentement auf den Ergenosfen Breton als Berteidi- ger angewiesen, der es mit dem Hinweis auf die— übrigens gar nicht sichere— Opposition des Senats gegen den reinen Proporz zu empfehlen glauble. Die Abstimmung ergab 457 gegen und LI für das Apparentement. . Tie Senatökommisfion muß nun eine neue Formel für die Zurechnung der Reste finden und am Montag der Kammer vorlegen. Die Sozialisten beantragen, mehrere be- nachharte Departements zusammenzufassen, die Stimmenreste der einzelnen Parteien zu addieren und die Summe für die Zuteilung der noch nickst verciebenrn Mandate maßgebend zu machen, so daß keiner Partei fremde Stimmen zugerechnet würden. Im anderen Fall sind sie bereit, den einfachen Pro- porz im Departement anzunehmen, wenngleich sie ursprüng- lich für größere Wahlkreise als das Departement eingetreten waren. Jaurds sieht dem Ergebnis mit großer Zuversicht ent° gegen und erklärte in der„Humanitä". das Proportional- Wahlrecht sei schon verwirklicht. Italien . Tie Republikauer für die Kammercröffuung. Rom . den 25. Januar.(Eig. Ber.) Die r c p u b l t k a- nische Parlamentsfraktion hat soeben eine heftige Tagesordnung angenommen, in der sie die Wieder- aufnähme der Kammerarbeiten fordert und die heutige Haltung der Regierung als dem Geiste der italienischen Verfassung widersprechend bezeichnet. Nützen wird freilich dieser Protest nicht viel. Vor Mitte Februar denkt Giolitti nicht daran, die Kammer wieder einzuberufen. Lelgien. Die Angriffe gegen de»„Bovruit". Unser Brüsseler Korrespondent schreibt uns unterm 26. Januar: In der Debatte über die LebenSmittelteuerung, die gegenwärtig die belgische Kammer beschäfligt, hatte kürzlich der Klerikale DuBuS verleumderische Angriffe gegen die Arbesterführer und im Zusammen- hang damit gegen ein an den.Vooruit' angegliedertes Institut erhoben. Bei diesen Angriffen bediente sich der klerikale Verleumder einet entstelllen und für seine edlen Zwecke präparierten Zitats au» einer Broschüre über die belgische Arbeiter- b e w e g u n g, die seinerzeit al« Ergänzmigsheft der„R e u e n Zeit' erschien und deren Verfasser Henri de Man und Louis De Broucköre sind. Die Angriffe Du BuS' haben nicht allein den Zwischenfall Vandervelde provoziert, der in der Kammer dem adeligen Herrn seine Verleumdung mit einer Ohrfeige heimzahlen wollte, sondern sie haben auch noch einen anderen zur Folge gehabt, der leider in die Form eines PartetkonfliktS übergegangen ist und der wohl in der nächsten Zeit die Parteiiufianzen und die Partei- diskuffion einigermaßen beschäftigen wird. Die von dem Klerikalen als Beweis für seinen Borwurf der .ketten Pfründen', die die Arbeiterführer nach ihm einsacken, heran- gezogene Stelle aus den, Artikel des Genossen De Man bezieht sich auf da« dem«Vooruit' angeschlossene.Bureau für die An- s ch a f s u n g von Vieh', über dessen Tendenz und Wirksamkeit De Man in der erwähnten Broschüre allerdings in harten Worten urteilt, in der aber nicht ein Wort von dem Borwurf des«Wucher»' steht, den der Klerikale auf eigene Faust aus dem Artikel deduzierte, um den Angriff als.Zitat" auszugeben. Nun hatte De Broucköre, soweit seine Person ins Spiel kam, in einem offenen, in der Kammer verlesene» Briefe an Du BuS die Sache klargestellt, aber Herr Du Bus hat in echt klerikalem JesuitiSmuS diese Rektifikation nur zur Befestigung seincS verleumderischen Angriff« auS- genützt. S n s e e I e hat daraufhin als moralischer und tatsächlicher Repräsentant de».Vooruit" in der Kammer das Worl genommen— nicht allein oder auch nur hauptsächlich, um den Augriffen des .Klerikalen cutgegcnzutreten, sondern um sich in vehcineutester Weise gegen D e M a n und die von ihm geüble Kritik zu wenden, die. wie immer man sich zu ihr stellen mag, als Kritik eines Partei- genossen— in einem offiziellen sozialistischen Organ ver- öffentlicht!— zu werten ist. Daß sich Anseele in übergroßer Liebe zu seinem Wert hat hinreißen lassen, den sozialistischen Kritiker und Parteigenossen mit dem klerikalen Verleumder Du Bus .in einen Topf zu werfen' kann daruin nur mit Bedauern ver- zeichnet werden. Darf man eS billigerwcife überhaupt bezweifeln, ob es am Platze ist, einen Angreifer, mit de in man in jeder Stunde zusammentreffen kann, wenn man ihn für das Ge- s ch r i e b e n e z u r D e r a n t w o r t u n g ziehen will, an dem einzigen Orte zu attackieren, wo er sich nicht ver« t e i d i g e n kann, so wird man eS noch weniger gutheißen können, wenn ein Parteigenosse in hervorragendster Stellung die P a r l a- mentdtribüne benutzt, um gegen einen anderen Parteigenossen, gegen die Parteiehre de» Be- treffenden gerichtete Anwürfe schwerster Art zu schleudern. All dem gegenüber ist wichtig, nochnialS festzustellen, daß De Man in seiner Broschüre nicht» von dem zeschrirbeu hat, was der klerikale Verleumder aus ihr herausgelesen haben wollte. Herr De BuS sprach vom Wucher, mit dem sich die erwähnte sozialistische Genossenschaft(das„Bureau für die Anschaffung von Lieh') beim Vorstrecken des Geldes an Kleinbauern und Kleinpächter bereichere. Was behauptet Genosse De Man in dem Artikel? Er kritisiert den inerkantilen Standpunkt der belgischen GenossenschaftSbewegung, die diesen auf Kosten der sozialistischen Gedankendurchdriiigung in den Vordergrund stelle; er bemängelt die Umwandlung eines sozialistischen ÄenosselischaftSunteruehlliciiS in eine Aktiengesellschaft und kritisiert schließlich da« genaimt« landwirtschaftliche Institut(daS eigentlich eine Aktiengesellschaft sei), dessen Tätigkeit er als anti sozialistisch bezeichnet..Diese» Bureau— heißt eS in dem Arlilel— wird von einem der Parteisekretäre verwaltet und hat zum Zwecke, den kapitalarmen Bauer», also in der Hauptsache den Klein« Pächtern und Kleingrundbesitzern daS Geld zum Ankauf von Vieh gegen einen ZinS von lOProz. vorzuschießen.' Weiter sagt De Man, daß den Bauern verheimlicht werde, daß diese» In- st i t u t mit dem.Vooruit' zusammenhängt, ja, eS werde geflissentlich als ein Privatuiiternehuien jene« Parteisekretärs hingestelll. De Man « Anklage läuft schließlich darauf hiimuS, daß statt einer sozialistischen Propaganda unter den Landprole- tarieni die künstliche Züchtung von Kleinbauern.mittels 19 Proz." betrieben wird, daß daS ganze derartige Genossenschaftswesen.klein- bürgerlich entartet' und zum reinen Kräinertüm herabsinkt.— Man sieht, in dieser Kritik steht mancherlei, aber nicht» von.Wucher' und.Pfründen'. Der Klerikale hatte daS herausgelesen, gut. Er erhielt die entsprechende Abfertigung. Anseile aber tanu nur in dem Artikel gelesen haben, waS tat- sächlich drinnen steht und er betrachtet den Inhalt als eine Ver- leumdung— da» ist sei» gute» Recht. Aber nichts hat Anseele ge- hindert, innerhalb der Partei den Verfasser zur Verantwortung zu ziehen, der selbst nicht» sehnlicher wünschte und diesem Wunsch auch unzählige mal AuS- druck gab, als die Auseinandersetzung vor daS ForumdeS Generalrat» der Partei zu bringen. Auch heute, in einem öffentlichen Schreiben an den„Peu-ple'er- klärt De Man, daß er die Austragung der Angelegenheit vor dem Gcneralrat seit dem März 1911 anstrebt und die Lerant- Wartung für jede seiner Behauptungen, die sich auf Dokumente stützen, voll übernehme. Für di« persönlichen, seine Ehre angreifenden Worte Anseele» in der Kamm« verlangt Genosse De Man die Einberufung eine» Schiedsgericht!, dem Anseele, wie wir erfahren. seine Zustimmung ver- weigert. Jedenfalls wird sich mit diesem Teil der Angelegenheit der Generalrat befassen, da eS wohl nicht angeht, daß von einem führenden Genossen von der ParlamentStribllne aus einem in öffent- sicher Parteistellung befindlichen Parteigenossen lD- Man ist Sekretär de» BildungsauSschusseS der belgischen Arbeiterpartei) vorgeworfen wird, daß er P a r t t t v e r r a t geübt habe. Spanien . Die Konfiskation von FrrrerS Nachlaß aufgehobeck. Madrid , 23. Januar. Die H i n t e r l a ss e n sch a f k FerrerS, die nach seiner Verurteilung vom Staate mit Ba- schlag belegt worden war, soll nach einer vom Obersten Kriegs- und Marinrat getroffenen Entscheidung den Erben des Ver- urteilten zurückerstattet werden. Mit dieser Maßregel geben selbst die Behörden zu. daß an Ferver ein Justizmord begangen worden ist. Marokko. Darch Guerillakrieg zum Protektorat. Rabat , 28. Januar. (Meldung der Agence HavaS.) Oberst Simon, der am 26. Januar von Sick el Arbo mit Schützen, Spahis und Gebirgsartillerie aufgebrochen war. um den häufigen A n« griffen auf die Posten der Etappen st raße von Metines nach Rabat ein Ende zu machen, brachte im Süden von Suk el Arba feindlichen Abteilungen Verluste bei und wies mehrere Nachtangriffe zurück. Bei Morgengrauen war der Feind verschwunden. Der Regen machte seine Verfolgung unmöglich. Die Franzosen verloren in diesen Kämpfen vier Tote. Fünf- zehn Mann wurden verwundet. Die Kolonne ist nach Suk el Arba zurückgekehrt._ Der Krieg. Erstarkung der türkischen Offensive Tripolis , 28. Januar. (Meldung der Agenzia Stefans.) In der vergangenen Nacht gegen S'/i Uhr unternahm der Feind einen Vorstoß gegen Gargaresch, der sofort zurückgewiesen wurde. Zur selben Stunde fand ein Angriff des Feindes auf die italienischen Schanzen bei Ainzara statt, der bis zum Morgen durchgeführt wurde. Bei Tagesanbruch setzten die Türken Streitkräfte von mehr als 3990 Mann auf Ainzara an, die gegen 7V6' Uhr mit bemerkenswertem Nachdruck angriffen, aber durch das Feuer der Italiener auf der ganzen ßini« zurückgeschlagen wurden. Um 8 Uhr iO Minuten trat der Feind de» Rückzug in südlicher und südwestlicher Richtung an, verfolgt von den italienischen Geschossen. Die Verlust« der Italiener betrage» zwei Tote und acht meist leicht vettvundete, die deS Feindes sind sehr viel größer. Neue italienisch-französische Verwickelunge«. Tunis , 29. Januar. (P.-C.) AuS Gabes wird gemeldet: Die im Golf von Aghir in französischen Gewässern kreuzenden Fischerboot» sind, da sie in den letzten Tagen sehr häufig von italienischen Torpedo- booten belästigt worden sind, größtenteils nach Houmtfouk zurück- gekehrt. Unter der Bevölkerung selbst herrscht insolgedessew eine große Erregung, uud dst!> französische Regierung ist«psucht worden� französische Torpedoboote in die stunesischen Gewässer zu entsenden und so die dortigen Fischer vor. U e h e r g r i f f e.u, der italienischen Flotte zu schützen. Da die Behörden den Ausbruch von Unruhen fürchten, so ist die französische, im Süden von Tunis stationierte Kavallerie verproviantiert und nach der betroffenen Gegend entsandt worden, um die eingeborene Bevölkerung zu be- ruhigen. * Pans, 29. Januar. (SS. T. B.) Nach einer anscheinend offi« ziösen Mitteilung beabsichtigen die Regierungen FranteichS und Italiens , eine französisch-italienische Kommission einzusetzen, welche Mittel und Wege zur Hintanhaltung von Zwischenfällen, wie den .Carthage"-,„Manuba"- und„Tavignano'-Zwischenfall, prüfen und einen mockus vivendi für die Dauer de» türkisch-ttalienischen Krieges finden soll.''' Die Revolution in China . Die Mandschudynastie in der Klemme. Peking , 28. Januar. 46 Generale und Kommandeure der kaiserlichen Armee sandten telegraphisch eine Bittschrift an die Regierung, in ivclchcr sie sich ausführlich über die Schwierigkeiten der augenblicklichen Lage aussprcchen und darauf hinweisen, daß die Truppen unzuverlässig sind, weil sie eine Republik wünschen uno mit besonderem Nachdruck auf die Notwendigkeit einer friedlichen Beilegung der Zwistigkeiten hinweisen. Diese Bittschrift wird, da sie am Vorabend de« Waffenstillstandes konunt, als ein Ultimatum angesehen, um die Mdankung der Mando schuhs zu erzielen. Peking , 28. Januar. Wuting'fang stellte telegraphisch die Forderung, der Thron solle noch heute abdanken; die Feind- scligkeitcn würden sonst morgen wieder aufgenommen werben. Die Regierung bemüht sich, eine Verlängerung des Waffenstillstandes zu erlangen. Peking , 28. Januar. (Meldung de» Reuterschen Bureau».) Im Zusammenhang mit dem Ultimatum Wutingfang» an den Thron ist weiter zu melden, daß General Liyuanheng sich zum Vormarsch von Wutschang nach dem Norden rüstet. ZjuanschikaiS Truppen beziffern sich jetzt auf 7999 Mann, weitere Verstärkuiigcii werden erwartet. General Tiemliang, der Gegner Nuanschikai«. ist nach Ticntsin geflohen. Der Gesundheitszustand de» durch da« Bombcnattcntat verwundeten Generals Liangpi hat sich gebessert. Die Borgänge in der Mongolei . Zizikar, 28. Januar. (Meldung der Petersburger Telegraphen» Agentur.) Die Mongolen stellten den chinesischen Behörden der zwei Werst von der Bahnstation Manschurija gelegenen Stadt Lubinfu die Forderung, die Stadt zu räumen. Infolgedessen treffen die Chinesen V e r t e i d ig un g s ma ßnah m c n und versperren die Zugänge der Stadt mit Drahthindernissen. Die Mongolen, die ein hartnäckiger Widerstand erwartet, zögern ihrer militärischen Schwäche wegen vorzurücken. Eine au» Lhailar nach Lubinfu entsandt« Mongolcnabteilung machte auf halbem Wege halt. Pläne de» russische» Kapital» in der Mongolei . Petersburg, 28. Januar. Man ist mit der Bildung einer mon- gotischen Gesellschaft beschäftigt, welche russisch« Erzeugnisse von Rußland nach der Mongolei exportieren soll. Die Gesellschaft soll sich mit dem Bau von Eisenbahnen, Banken. Kanälen, Organi. sation von Transporten usw. beschäftigen. Das Kapital soll aus- schließlich russisches sein.
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