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In Tlbing-Marienburg erhielt en bei der Hauptwahl Stiunneu: Erispien(Soz.) 8133, Schröder(freikons.) 8189 und Oldenburg  <kons.) 19 660. Oldenburg   erreicht« die Stimmenzahl nur, weil das Zerrtrum, das 1967 rund 4666 Wähler zählte, seinen Kandidaten zurückzog und sofort in der Hauptwahl für Oldenburg   eintrat. Unser Genosse war mit einem zufälligen Unterschied von nur S6 Stimmen aus der Stichwahl gedrängt. Da sich demnach zwei konservative Kandidaten gegenüberstanden, so war die sozialdemo- kratische Stichwahlparole auf Stimmenthaltung selbstverständlich. DaS paßte den unter der FirmaVaterländischer Wahlverein" kämpfenden Freikonservativen nicht in den Kram. Sie winselten förmlich um sozialdemokratisch« Hilfe und trieben unerhörtesten Schwindel. Daß man sozialdemokratische Vertrauensmänner wie unseren Kassierer in Marienburg, dem 166 Mk. angeboten wurden zu kaufen versuchte, ist noch harmlos im Vergleich zu den übrigen Manövern. Das.vaterländische" Organ, die Elbinger Neuesten Nachrichten, schrieb dreist und gotteSfürchtig, die Sozialdemokratie habe mit Oldenburg   einen Kuhhandel ab­geschlossen, wonach die Konservativen in Danzig   den Sozial- demokraten und die Sozialdemrckraten in Elbing   den Junker Oldenburg heraushauen sollten. Außerdem erklärte das Blatt, der sozialdemokratische Kandidat Erispien erwarte von der Intelligenz seiner Wähler, daß sie wissen, wie die sozialdemo. kratische Parole gemeint sei, nämlich: Wählt den.vater­ländischen" S ch r öd e r I Der Vorsitzende unserer Organi» sation, Genosse Schulz, sei ebenfalls für Schröder! Diese verlogenen Tricks wurden durch einvaterländisches" Flugblatt gekrönt, mit der Erklärung: Wie einem Vorstandsmitglied« de?Vaterländischen Wahl- Vereins" mitgeteilt wird, ist gestern in Elbing  -Marienburg eine telegraphische Mitteilung der sozialdemokratischen Parteileitung aus Berlin   eingetroffen, wonach die ursprünglich auf Stimm- enthaltung lautende Wahlparole zurückgezogen und den An» hängern der Sozialdemokratie die Stimmabgabe für Forstrat Schröder freigegeben ist." Dieser Irreführung fiel ein großer Teil der sozialdemokra­tischen Wähler, die nicht politisch organisiert find, zum Opfer, weil eS in zwölfter Stunde nicht mehr möglich war, denvaterlän- dischen" Schwindel aufzudecken. Hinzu kam noch, daß Oldenburg  als der gefährlichste Ueberagrarier und Schröder als der berühmte Mann mit dem warmen Herzen für die Arbeiter hingestellt wurde. Unsere Organisation hielt trotzalledem wacker an unserer Parole fest. Wir haben im ganzen Wahlkreise rund 666 organisierte Parteigenossen und allein in der Stadt Elbing   standen am Stich- Wahltage 1466 Sozialdemokraten Gewehr bei Fuß. Die unehrliche Kampfesweise derVaterländischen" bracht« ihrem Kandidaten das Mandat. Was die Arbeiter von demVater- ländischen" Schröder zu hoffen haben, kann sich jeder denken, wenn er weiß, daß Schröders Parteiblatt in Elbing   die Lohnbetve- gungen der Gewerkschaften als Klassenkampferpressungen be- schimpfte und nicht nur verstärkten Streikbrecherschutz, sondern auch Verbot des Streikpostenstehens forderte. Die Wahlrechtsfreund- schaft der.Vaterländischen" ist so groß, daß ihr Blatt die Absendung von Truppen verlangt, um die Wahlrechtsdemonstrationen der Elbinger Sozialdemokraten mit Flinten und Säbeln niederzu- schlagen. In verschiedenen Betrieben mußten die Arbeiter sogar schriftlich versichern, daß sie keiner Organisation angehören. Schrö- der? dürfttge Reden fmristenS beschränkte er sich darauf, etwa? aui seiner Zeitung vorzulesen) bewegten sich im gleichen Fahrwasser. So ist denn in Elbing  -Marienburg nicht das.größere Uebel" '(Oldenburg  ) von dem.kleineren Uebel"(Schröder) abgelöst, son- dern die Wähler find aus dem Regen in die Traufe gekommen. In Danzig  -Land stieg die Sozialdemokratie an die Spitze aller Parteien. Es erhielten Stimmen: Gehl(Soz.) LL72, Hardtmann (Freis.) 3697, Schümmer(Z.) 4377, Doerksen(kons.) 4769, Kup- czynSki fPole) 1612. Dieser KretS wäre dem blauschwarzen Block mit Sicherheit entrissen worden, wenn»die Freisinnigen nicht feigen Verrat geübt hätten. Unser Genosse stand mit dem Konservativen in Stichwahl. Es gelang unserer Partei, noch rund 2666 Reserven aufzubringen. Mit den freisinnigen Stimmen hätte die Sozial demokratie mit 11 666 Stimmen den Konservativen mit seinen 16 666 Stimmen besiegen können. Die fieisinnige Wahlkreisleitung brachte aber nicht einmal so viel Mut auf, die Parole des Geschäfts- führenden Ausschusses der Fortschrittlichen Partei: Keine Stimme dem blauschwarzen Block! zu der ihrigen zu machen. Die Leitung erklärte nur, sie überlasse eS den Wählern, nach bestem Wissen und Gewissen zwischen den beiden Stichwahlkandidaten zu ent scheiden! Selbst diese Erklärung erschien als winzige Notiz hinter den Wetternachrichten im Danziger FreisinnSorgan. Zum Teil war die freisinnige schwächliche Haltung von der Furcht diktiert. daß die Konservativen in Danzig  -Stadt aus Rache den Fortschrittler durchfallen lassen könnten. So traten dann die FreisinnSmannen von Danzig  -Land zum zweiten Male an die Urne und halfen dem Konservativen den Sieg erringen. In Danzig  -Stadt begann der eigentliche Wahlkampf vielver heißend mit einem liberalen Akt heiligster Gerechtigkeit. Man kam, nach 46 Jahren, plötzlich dahinter, daß einzelne Stadtteile und Straßenhälften gar nicht zum ReichStagSwahlkreise Danzig  -Stadt gehören und wimmelte sie, dem Gesetz entsprechend, an Danzig  - Land ab. Es kamen rund 366 proletarische Wähler in Betracht und, wie jedes Kind weiß, in der Mehrheit Sozialdemokraten. Dann holten sich die Freisinnigen den Forfcfchrittler Weinhausen, einen Fpeund des großen Naumann, aus Berlin   und eröffneten die Schlacht gegen die Sozialdemokratie. Zwischen den bürgerlichen Kandidaten entbrannte ein grotesker Krieg darttber, wer von ihnen über die größte Königstreue versüge. Ter Bedeutung dieser Welt- geschichtlichen Frage entsprechend, wurde dieser heiße Strauß durch Inserate in bürgerlichen Zeitungen ausgetragen. Neu ist, daß während des Wahlkampfes in Danzig   eine Ortsgruppe des Reichs- Verbandes gegen die Soziäldemokratte gegründet wurde. Der hätte sich gar nicht bemühen brauchen, weil er die Konkurrenz deS Dan- ziger Freisinns doch nicht schlagen konnte. An Verleumdungen, Beschimpfungen und Saalterrorismu» gegen die Sozialdemokratte konnte unmöglich mehr geleistet werden. Der Freisinn dachte aber. doppelt hält besser, und lieh sich die ReichSverbandShtlfr schmunzelnd gefallen. In der Hauptwahl erhielten Stimmen: Marckwald(Sog.) 8638, Weinhausen(Forffchr.) 9413, Dentler(kons.) 7121, Kup- czynski(Pole) 498. Es mußte eine Stichwahl zwischen dem Sozial- demokraten und dem Fortschrittler vorgenommen werden. Zu dieser gaben die Konservativen die Losung au«: Stimmenthaltung. Da verlor der Freisinn den Rest aller Männlichkeit. Er bettelte gerade- zu um-die konservativen Stimmen. Genosse Marckwald wurde so» gar desgemeinen Landesverrats" beschuldigt. Die Genossin Zetkin  ioll nämlich einmal irgendwo gesagt haben, daß die Sozialdemo- kraten ihre Kinder so erziehen müßten, daß diese auch als Sol- daten ihre sozialistische Ueberzeugung bewahrten. Da» lause auf gemeinen Landesverrat hinaus. Die Genossin Zetkin   sei nun aber eine Ultraradikale, und da Marckwald auch einer der Rotesten sei, so wäre er mit der Genossin Zetkin eines Sinnes, also ein gemeiner Landesverräter. Die konservativen Wähler hatten dann auch Ein- sehen genug, dem Herrn Weinhausen das Mandat zuzuschanzen. Er siegte mit blauschwarzer Blockhilfe mit 13 678 Stimmen. Der Sozia Demokrat war ihm mit 16 736 Stimmen bedenklich aus den Fersen. Dieletzte freisinnige Hochburg an der Wasserkante wackelt sehr bedenklich. In drei weiteren Wahlkreisen war die Sozialdemokratte ein gewichtiger Faktor alöZünglein an der Wage". In Graudenz  -Strasburg   stand der nationalliberale Sieg mit 13 411 Stimmen�gegen den Polen   DonimirSki mit 12117 Stimmen in Stichwahl. Das Zentrum zählte 145 Sttmmen. Sieg erkannte die sozialdemokratischen Stichwahlbedingungen an und siegte in der Sttchwahl mit Hilfe der 1437 sozialdemokratischen Stimmen. In Schlochau-Flatow und in S ch w e tz fanden Stich- Wahlen zwischen Konservativen und Polen   statt. In Schlochau- Flatow bemühten sich die Polen   und in Schwetz   die Konservativen um sozialdemokratische Stichwahlhilfe. Natürlich mußten beide Be- Werber abgewiesen werden. Abgesehen von Graudenz- Strasburg, wo bestimmte örtliche Verhältnisse un» leider lahmlegten(wir erhielten 1437 Stimmen gegen 1461 im Jahre 1967), vermochte die Sozialdemo- kratie auf der ganzen Linie einen achtunggebietenden Fortschritt zu erreichen. Unsere Stimmen stiegen seit 1967 in: Elbing  -Marien bürg von 6838 auf 8133, in Danzig  -Land von 2787 auf 5272, in Danzig  -Stadt von 6391 auf 8638, in Neustadt Karthaus von 142 auf 164, in Berent-Stargard von 146 auf 374, in Stuhm-Marienwerder von 676 auf 1126� in Rosenberg-Löbau   von 148 auf 369» in Thorn-Kulm von 528 auf 1169, in Schwetz   von 75 auf 161, m Könitz- T u ch e l von 262 auf 291, in Schlochau-Flatow von 169 au 865, in Deutsch  -Krone von 366 auf 863. Diese Erfolge sind deshalb besonders beachtenswert, weil die Sozialdemokratie nicht nur den üblichen staatlichen Wahlapparat sondern aüch eine übermächtige bürgerliche Presse gegen sich hatte Dazu stießen unsere Flugblatwerbreiter bei der zweiten Agitation dielfach auf fanatisierte Proletarier. Polnische und katholische Hetz pfaffen und gesetzesverachtende Junker hatten die Volksseele der- maßen zum Kochen gebracht, daß unser« Genossen oft froh waren lebend davon zu kommen. Gegen diese Großmächte konnte die So- zialdemokratie nur ein wöchentlich zweimal erscheinendes Blatt und 3666 organisierte Genossen ins Feld stellen. Diese kleine Armee hat, was möglich war, getan und kehrt kampfesfreudig aus der Wahlschlacht zurück. Gewählt wurden in Westpreußen  : 1 Fortschrittler, 1 National- liberaler, 8 Konservative und Freikonservative und 3 Polen  . Die Polen   verloren 1 Mandat(Schwetz  ) an die Konservativen. Sonst blieb alles beim alten, soweit die gewähltenVolksvertreter" in Bettacht kommen. Unten aber, im Proletariat, sind neue Kräfte wirksam. Die Diktatur des Säbels in Portugal  . Wir haben uns seit Bestehen der portugiesischen Republik  keinen Illusionen über ihren wahren Charakter hingegeben Sie ging hervor aus einer bürgerlichen Revolution, der die Arbeiterklasse ein willkommener Kampfgenosse war, der aber nach Verjagung der Dynastie verächtlich beiseite ge� schoben wurde. Die Konstituierung der Republik   ging unter Kämpfen und Eifersüchteleien der verschiedenen Schichten der Bourgeoisie vor sich, die sich um die Regierungsgewalt sttid ten, die aber alle einig waren, wenn es galt, die Arbeiterschaft zu knebeln. Ein Schauspiel, wie es die bürgerlichen Revolu- tionen zu allen Zeiten und an allen Orkett geboten Haben. Die Arbeiterschaft war aber auch in Portugal   durch die Revolution zum Bewußtsein ihrer Klassenlage erwacht und versuchte auch ihre meist höchst traurige wirtschaftliche Lage zu bessern. Eine Reihe von Streiks und Lohnkämpfen folgten der Proklamie rung der Republik. Damit erregten die Arbeiter aber den Zorn der Bourgeoisie, die die Früchte der Revolution für sich in Anspruch nahm und damit wieder einmal bewies, daß bürgerlich- republikanische Denkweise Hand in Hand gehen kann mit sozialer Rückständigkeit und wilder Arbeiter feindschaft. Die Regierung der Bourgeoisrepublik eröffnete einen Feldzug gegen die gewerkschaftlichen Organisationen, unterdrückte sie, begünstigte, um die Arbeiterschaft zu zer splittern, die anarchistische Bewegung unter der Arbeiterschaft und verhinderte damit eine ruhige und friedliche Auf klärungs- und Organisationstätigkeit. Die Früchte ihrer arbeiterfeindlichen Haltung erntet die Regierung in diesen Tagen. Aus einem lokalen Landarbeiter streik ist infolge der brutalen Unterdrllckungsmethoden der Regierung ein Generalstreik geworden, der das wirtschaftliche Leben der Hauptstadt Lissabon   lahm legt und der auch auf andere Landesteile llbergreist. Die Regierung kann sich nicht anders helfen, als daß sie die gesamten Land- und Seestreit kräfte mobilisiert und gegen die eigenen Volksgenossen führt, Lissabon   in Belagerungszustand versetzt und die Regierungs gewalt in die Hand eines Säbelhelden, des Generals Carvalhal. legt. Die Straßen Lissabons   gleichen einem Heer lager und die Kriegsschiffe werden zu schwimmenden Bastillen in denen Hunderte von Arbeitern zusammengepfercht werden. Inwieweit die Regierung bei ihrem brutalen Kampfe gegen die Arbeiterschaft auch ihre monarchistischen und klerikalen Gegner treffen will, läßt sich jetzt noch nicht entscheiden. Jeden falls will die Bourgeoisie mit einer Kraftprobe sich aller ihrer Feinde erledigen. Dabei arbeitet die republikanische Regierung mit denselben verlogenen und perfiden Mitteln wie irgendeine despotische Monarchie. Depeschenzensur, Schauergeschichten von Bombenattentaten und Bombenwerk- stätten werden in die Welt gesetzt, um das eigene brutale und schurkische Vorgehen zu entschuldigen. Es ist fteilich möglich. daß einzelne Elemente der entrechteten und geknechteten Ar- beiterschast, deren Schulung und Aufklärung die Regierung selbst gewalffam unterbunden hat, zu verzweifelten Gewalt- taten greifen, aber jedenfalls werden einzelne Vorgänge ab- sichtlich übertrieben, um die ganze Arbeiterklasse ins Unrecht zu setzen. Es ist möglich, daß die Bourgeoisregierung diesmal noch mit Hilfe von Infanterie. Kavallerie, Kanonen und Kriegs- schlffeu Siegerin bleiben wird. Aber der Klassenkampf wird durch ihren Sieg nicht beseitigt werden, vielmehr wird imProle- tariat nur größeren Haß gegen die heuchlerische bürgerliche Republik   erzeugt und deren Untergang in einer sozialen Revolution vorbereitet. Wir geben heute folgende Nachrichten, die. wie schon ge­sagt, mit größter Vorsicht aufzunehmen sind, über die Vor- gänge in Portugal   wieder: Lissabon  , den 1. Februar 1912. General Carvalhal hat die ihm vom Präsidenten der Republik   übergebenen Zügel der Regierung mit fester Hand ergriffen. Die Aufhebung der konstitutionellen Garantien im Disttikt von Lissabon  dauert noch an. Aus den Provinzen Algarve und Alemtejo sind Truppenverstärkungen herbeigezogen worden. Auch die Kavallerie- Patrouillen in den Straßen werden verstärkt. Gestern wurde von den Truppen eine große Streife nach Anarchisten und Monarchisten veranstaltet, an der sich sowohl die in der Stadt befindliche Garni- son als auch die vor den Toren der Stadt lagernden Truppen bc- teiligten. Alle Straßen, die verdächtig waren, den Monarchisten Unterschlupf zu gewähren, wurden militärisch besetzt. Allen höheren Offizieren und Beamten, die nicht im direkten Auftrage der Re- gierung handeln, wurde der Zutritt strengstens untersagt. Rur  einige wenige Journalisten, die mit besonderen Karten versehen waren, wurden durchgelassen. Im ganzen wurden 1566 Per- sonen verhaftet und an Bord des DampfersAdamastror" gebracht. Dasselbe Schicksal erfuhren zwei Männer, die in dem Verdacht stehen, das Bomben-Attentat auf dem Rocio-Platz gegen die Nationalgarde verübt zu haben. Unter den Verhafteten befindet sich auch der letzte monarchistische Minister des Aeußern Jose Aze- vedo Cascello Branco, der beschuldigt wird, unter den Streikenden zugunsten der Monarchie agittert zu haben. Die Hauptaufgabe der Truppen bestand darin, sich der Syndikalisten zu bemächttgen. Die Frauen und Männer wurden im Marinearse- nal untergebracht. Alles vollzog sich ohne jeden Zwischenfall. In mehreren Arbeiterwohnungen wurden Bomben mit sehr gefähr- lichen Sprengstoffen beschlagnahmt. Die Regierung hat an die Zivilgouverneure der Provinzen eine Depesche solgeudeu Inhalts gesandt: Die Regierung betrachtet den Stteik als beendet. Die Acker- bauarbeiter haben im Einverständnis mit ihren Führer» i» Evora  erklärt, die Arbeit wieder aufnehmen zu wollen." Unter den in dem Gebäude der Arbeitervereinigung gestern Verhafteten befindet sich auch der Sohn des Dr. Bombarda, des bekannten revolutionären Führer?, dessen Ermordung am 4. Oktober 1916 das Vorspiel zu der großen Revolutio« bildete. Der junge Bombarda wurde mit den übrigen Verhasteten zusammen in einem Boot nach einem im Hafen liegenden Kriegsschiff gebracht. Dort soll er. wie es heißt, zusammen mit seinen Mitgefangenen versucht haben, die Matrosen dazu zu überreden, ihnen ihre Waffen zu überlassen, doch scheiterte dieser Versuch an dem Widerstand der Mattosen. Bombarda wird voraussichtlich in Einzelhaft gebracht werden. Die Wirkung in Spanien  . Paris  , 1. Februar. Dem Journal wird au? Badajog an der spanisch-portugiefischen Grenze gemeldet, daß dort die ernstesten Gerücht« über die Lage in Portugal   in Umlauf seien. Man glaube, daß die Regierungen Englands und Spaniens   sich bereit hielten, in Portugal   einzuschreiten. Aus Lissabon   eingetroffene Reisende behaupten, daß die republikanische Garde mit den Ausständigen gemeinsame Sache gemacht habe. Di« Carbonari   hätte» unter Hochrufen auf die soziale Revolution Dhnamttbomben gegen die Truppen geschleudert. Die Regierung Hab« zwar Truppen au» der Provinz berufen, doch fürchte man, daß diese infolge Eisenbahn  - Sabotage nicht eintreffen werden. Morgan-Shulters Anklage. Der frühere persische Schatzmeister Morgan» S h u st e r, dessen Reformwerk von Rußland   und England zerstört, und der von den beiden Staaten au? Persien vertriebe» worden ist, erhebt in einer Unterredung mit dem Vertreter de».Preß- Telegraph" in London   öffentlich Anklage gegen die europäischen  Regierungen, die Persien   an die russischen Mörder und Mord- brenner ausgeliefert haben. Sein Protest richtet sich vor allem gegen Sic englisch e Diplomatie, die sich, um Rußland  ? Unter- stützung in Europa   zu erkaufen, zur Helfershelferin der garen- regierung in Persien   herabgewürdigt hat. Diese Polittk.so führt er aus stehe im Widerspruch mtt den Interessen Englaichs, das dem russischen   Eroberer selber den Weg nach Jndie» ebnet. Morgan-Shuster   protestiert auch gegen die Haltung Frankreichs  und Deutschlands  , deren diplomatische Vertreter in Teheran  der russischen   Regierung die Steigbügel gehatte» habe«. Morgan- Shusters Tätigkeit in Persien   lief wie er erklärt darauf hinaus,dem Unfug und den Bestechungen, die allgemein im Schwange waren, Einhalt zu tun und den russisch gesinnte» Bc- amten Persiens   die Flügel zu beschneiden, denen es nur darauf ankam, Rußland  ? schwer auf Persien   lastende Hand«och mehr fühlbar zu machen. Mit einer starken finanziellen Organisation konnte Persie» ihr die Spitze bieten. Ohne diese war es geliefert". Diese Tätigkeit hatte auch anfangs den gewünschten Erfolg. In er- staunlich kurzer Zeit brachte Morgan-Shuster   Ordnung i» daZ ChaoS der persischen Finanzverwalwng. DaS ging aber gegen den Wunsch der Petersburger   Regierung, die sich zwar stet» über die Anarchie" in Perfien beschwert, aber selbst eifersüchtig darüber wacht, daß diese Anarchie immer neuen Nährstoff erhält. Die diplomatischen Vertreter Rußland  ? in Persien   begannen mm ein regelrechtes Kesseltreiben gegen Morgan-Shuster  . den sie auch,»ach dem bewährten Rezept deL Kosalenobcrsten Ljachow, deS Henkers des ersten persischen Parlaments, au? dem Wege zu räume» suchten. Wie Morgan-Shuster   berichtet, wurde ein persischer Schützling de? russischen Vicekonsul? Petroff überredet, einen Mordversuch gegen ihn zu unternehmen. Der Perser verlor aber de» Mut und verständigte einen MedshliS-Abgeordneten von dem Plan, der den Mann sowie verschiedene Briefe von russische» Konsulats- beamteu zu Morgan-Shuster   brachte. Aus diesen Schriftstücken geht klar hervor, daß die eigentlichen Urheber der Ler- chwörung die Vertreter de» Zaren waren. Diese Tatsachen, die im November in der englischen Presse veröffentlicht wurden, find von der russischen Regierung nicht widerlegt worden. An dem Kcsseltteiben gegen Morgan-Shuster   nahm auch die ranzösische und die deutsche Gesandtschast in Tehera» Anteil. Morgan-Shuster   beschuldigt den deutschen   Gesandten, Grafen v. Qua dt. er habe sich wiederholt bei der persische» Regierung über seine Polittk als Schatzmeister beschwert und sich i« der- letzender Art über den Umstand geäußert, daß die Scheck» über die Staatsunterstützung für die deutsche Schule und da» deutsche Krankenhaus die Unterschrift des amerikanischen   Schatzmeisters trugen. Die Treibereien des deutschen   Gesandten gegen den Re- oruiator Perfien», die auch vom französischen   Gesandten unter- tützt wurden, gingen über die gewöhnlichen diplomatischen Eifer- üchteleien weit hinaus. Die Vertreter Frankreichs  und Deutschlands   unterstützten indirekt die Raubpolitik Rußlands, der erftere al» Repräsentant des befreundeten Bundesstaates, der zweite um die Potsdamer  Abmachungen in die Wirklichkeit umzusetzen. Diese Tatsache geht 'chon daraus hervor, daß die deutsche   diplomattsche Vertretung in Teheran   vor Potsdam   keineswegs russenfreundlich gesinnt war. Zu jener Zeit verhandette sogar der jetzt verstorbene UnterstaatS- ekretär im Auswärtigen Amt  , v. Stemrich natürlich .privat" mit den Vertretern der persischen revolutionären Organisationen, denen er Hoffnungen aus die Unterstützung Deutschlands   einflößt«»ich von der Möglichkett sprach, Waffen- traniporte aus Deutschland   nach Persien   zu schaffen.... Schon diese Tatsache allein hätte genügen müssen, damit die Kreuz-Zeitung  " über die Anklagen Morgan-Shuster  » gegen den deutschen   Gesandten das Maul nicht so gewaltig aufrisse. Sie fällt mit den wütendsten Schimpfereien über ihn her und nennt den