In Tlbing-Marienburg erhielt en bei der Hauptwahl Stiunneu:Erispien(Soz.) 8133, Schröder(freikons.) 8189 und Oldenburg<kons.) 19 660. Oldenburg erreicht« die Stimmenzahl nur, weil dasZerrtrum, das 1967 rund 4666 Wähler zählte, seinen Kandidatenzurückzog und sofort in der Hauptwahl für Oldenburg eintrat.Unser Genosse war mit einem zufälligen Unterschied von nurS6 Stimmen aus der Stichwahl gedrängt. Da sich demnach zweikonservative Kandidaten gegenüberstanden, so war die sozialdemo-kratische Stichwahlparole auf Stimmenthaltung selbstverständlich.DaS paßte den unter der Firma„Vaterländischer Wahlverein"kämpfenden Freikonservativen nicht in den Kram. Sie winseltenförmlich um sozialdemokratisch« Hilfe und trieben unerhörtestenSchwindel. Daß man sozialdemokratische Vertrauensmänner— wieunseren Kassierer in Marienburg, dem 166 Mk. angebotenwurden— zu kaufen versuchte, ist noch harmlos im Vergleich zuden übrigen Manövern. Das.vaterländische" Organ, die ElbingerNeuesten Nachrichten, schrieb dreist und gotteSfürchtig, dieSozialdemokratie habe mit Oldenburg einen Kuhhandel abgeschlossen, wonach die Konservativen in Danzig den Sozial-demokraten und die Sozialdemrckraten in Elbing den JunkerOldenburg heraushauen sollten. Außerdem erklärte dasBlatt, der sozialdemokratische Kandidat Erispien erwarte vonder Intelligenz seiner Wähler, daß sie wissen, wie die sozialdemo.kratische Parole gemeint sei, nämlich: Wählt den—.vaterländischen" S ch r öd e r I Der Vorsitzende unserer Organi»sation, Genosse Schulz, sei ebenfalls für Schröder! Diese verlogenenTricks wurden durch ein„vaterländisches" Flugblatt gekrönt, mitder Erklärung:„Wie einem Vorstandsmitglied« de?„Vaterländischen Wahl-Vereins" mitgeteilt wird, ist gestern in Elbing-Marienburg einetelegraphische Mitteilung der sozialdemokratischen Parteileitungaus Berlin eingetroffen, wonach die ursprünglich auf Stimm-enthaltung lautende Wahlparole zurückgezogen und den An»hängern der Sozialdemokratie die Stimmabgabe für ForstratSchröder freigegeben ist."Dieser Irreführung fiel ein großer Teil der sozialdemokratischen Wähler, die nicht politisch organisiert find, zum Opfer, weileS in zwölfter Stunde nicht mehr möglich war, den„vaterlän-dischen" Schwindel aufzudecken. Hinzu kam noch, daß Oldenburgals der gefährlichste Ueberagrarier und Schröder als der berühmteMann mit dem warmen Herzen für die Arbeiter hingestellt wurde.Unsere Organisation hielt trotzalledem wacker an unserer Parolefest. Wir haben im ganzen Wahlkreise rund 666 organisierteParteigenossen und allein in der Stadt Elbing standen am Stich-Wahltage 1466 Sozialdemokraten Gewehr bei Fuß.Die unehrliche Kampfesweise der„Vaterländischen" bracht«ihrem Kandidaten das Mandat. Was die Arbeiter von dem„Vater-ländischen" Schröder zu hoffen haben, kann sich jeder denken,wenn er weiß, daß Schröders Parteiblatt in Elbing die Lohnbetve-gungen der Gewerkschaften als Klassenkampferpressungen be-schimpfte und nicht nur verstärkten Streikbrecherschutz, sondern auchVerbot des Streikpostenstehens forderte. Die Wahlrechtsfreund-schaft der.Vaterländischen" ist so groß, daß ihr Blatt die Absendungvon Truppen verlangt, um die Wahlrechtsdemonstrationen derElbinger Sozialdemokraten mit Flinten und Säbeln niederzu-schlagen. In verschiedenen Betrieben mußten die Arbeiter sogarschriftlich versichern, daß sie keiner Organisation angehören. Schrö-der? dürfttge Reden fmristenS beschränkte er sich darauf, etwa? auiseiner Zeitung vorzulesen) bewegten sich im gleichen Fahrwasser.So ist denn in Elbing-Marienburg nicht das.größere Uebel"'(Oldenburg) von dem.kleineren Uebel"(Schröder) abgelöst, son-dern die Wähler find aus dem Regen in die Traufe gekommen.In Danzig-Land stieg die Sozialdemokratie an die Spitze allerParteien. Es erhielten Stimmen: Gehl(Soz.) LL72, Hardtmann(Freis.) 3697, Schümmer(Z.) 4377, Doerksen(kons.) 4769, Kup-czynSki fPole) 1612. Dieser KretS wäre dem blauschwarzen Blockmit Sicherheit entrissen worden, wenn»die Freisinnigen nicht feigenVerrat geübt hätten. Unser Genosse stand mit dem Konservativenin Stichwahl. Es gelang unserer Partei, noch rund 2666 Reservenaufzubringen. Mit den freisinnigen Stimmen hätte die Sozialdemokratie mit 11 666 Stimmen den Konservativen mit seinen16 666 Stimmen besiegen können. Die fieisinnige Wahlkreisleitungbrachte aber nicht einmal so viel Mut auf, die Parole des Geschäfts-führenden Ausschusses der Fortschrittlichen Partei: Keine Stimmedem blauschwarzen Block! zu der ihrigen zu machen. Die Leitungerklärte nur, sie überlasse eS den Wählern, nach bestem Wissenund Gewissen zwischen den beiden Stichwahlkandidaten zu entscheiden! Selbst diese Erklärung erschien als winzige Notiz hinterden Wetternachrichten im Danziger FreisinnSorgan. Zum Teilwar die freisinnige schwächliche Haltung von der Furcht diktiert.daß die Konservativen in Danzig-Stadt aus Rache den Fortschrittlerdurchfallen lassen könnten. So traten dann die FreisinnSmannenvon Danzig-Land zum zweiten Male an die Urne und halfen demKonservativen den Sieg erringen.In Danzig-Stadt begann der eigentliche Wahlkampf vielverheißend mit einem liberalen Akt heiligster Gerechtigkeit. Man kam,nach 46 Jahren, plötzlich dahinter, daß einzelne Stadtteile undStraßenhälften gar nicht zum ReichStagSwahlkreise Danzig-Stadtgehören und wimmelte sie, dem Gesetz entsprechend, an Danzig-Land ab. Es kamen rund 366 proletarische Wähler in Betracht und,wie jedes Kind weiß, in der Mehrheit Sozialdemokraten. Dannholten sich die Freisinnigen den Forfcfchrittler Weinhausen, einenFpeund des großen Naumann, aus Berlin und eröffneten dieSchlacht gegen die Sozialdemokratie. Zwischen den bürgerlichenKandidaten entbrannte ein grotesker Krieg darttber, wer von ihnenüber die größte Königstreue versüge. Ter Bedeutung dieser Welt-geschichtlichen Frage entsprechend, wurde dieser heiße Strauß durchInserate in bürgerlichen Zeitungen ausgetragen. Neu ist, daßwährend des Wahlkampfes in Danzig eine Ortsgruppe des Reichs-Verbandes gegen die Soziäldemokratte gegründet wurde. Der hättesich gar nicht bemühen brauchen, weil er die Konkurrenz deS Dan-ziger Freisinns doch nicht schlagen konnte. An Verleumdungen,Beschimpfungen und Saalterrorismu» gegen die Sozialdemokrattekonnte unmöglich mehr geleistet werden. Der Freisinn dachte aber.doppelt hält besser, und lieh sich die ReichSverbandShtlfr schmunzelndgefallen.In der Hauptwahl erhielten Stimmen: Marckwald(Sog.)8638, Weinhausen(Forffchr.) 9413, Dentler(kons.) 7121, Kup-czynski(Pole) 498. Es mußte eine Stichwahl zwischen dem Sozial-demokraten und dem Fortschrittler vorgenommen werden. Zu diesergaben die Konservativen die Losung au«: Stimmenthaltung. Daverlor der Freisinn den Rest aller Männlichkeit. Er bettelte gerade-zu um-die konservativen Stimmen. Genosse Marckwald wurde so»gar des„gemeinen Landesverrats" beschuldigt. Die Genossin Zetkinioll nämlich einmal irgendwo gesagt haben, daß die Sozialdemo-kraten ihre Kinder so erziehen müßten, daß diese auch als Sol-daten ihre sozialistische Ueberzeugung bewahrten. Da» lause aufgemeinen Landesverrat hinaus. Die Genossin Zetkin sei nun abereine Ultraradikale, und da Marckwald auch einer der Rotesten sei,so wäre er mit der Genossin Zetkin eines Sinnes, also ein gemeinerLandesverräter. Die konservativen Wähler hatten dann auch Ein-sehen genug, dem Herrn Weinhausen das Mandat zuzuschanzen.Er siegte mit blauschwarzer Blockhilfe mit 13 678 Stimmen. DerSozia Demokrat war ihm mit 16 736 Stimmen bedenklich aus denFersen. Die„letzte freisinnige Hochburg an der Wasserkantewackelt sehr bedenklich.In drei weiteren Wahlkreisen war die Sozialdemokratte eingewichtiger Faktor alö„Zünglein an der Wage".In Graudenz-Strasburg stand der nationalliberale Sieg mit13 411 Stimmen�gegen den Polen DonimirSki mit 12117 Stimmenin Stichwahl. Das Zentrum zählte 145 Sttmmen. Sieg erkanntedie sozialdemokratischen Stichwahlbedingungen an und siegte in derSttchwahl mit Hilfe der 1437 sozialdemokratischen Stimmen.In Schlochau-Flatow und in S ch w e tz fanden Stich-Wahlen zwischen Konservativen und Polen statt. In Schlochau-Flatow bemühten sich die Polen und in Schwetz die Konservativenum sozialdemokratische Stichwahlhilfe. Natürlich mußten beide Be-Werber abgewiesen werden.Abgesehen von Graudenz- Strasburg, wo bestimmteörtliche Verhältnisse un» leider lahmlegten(wir erhielten 1437Stimmen gegen 1461 im Jahre 1967), vermochte die Sozialdemo-kratie auf der ganzen Linie einen achtunggebietenden Fortschrittzu erreichen.Unsere Stimmen stiegen seit 1967 in: Elbing-Marienbürg von 6838 auf 8133, in Danzig-Land von 2787 auf 5272,in Danzig-Stadt von 6391 auf 8638, in NeustadtKarthaus von 142 auf 164, in Berent-Stargard von146 auf 374, in Stuhm-Marienwerder von 676 auf 1126�in Rosenberg-Löbau von 148 auf 369» in Thorn-Kulmvon 528 auf 1169, in Schwetz von 75 auf 161, m Könitz-T u ch e l von 262 auf 291, in Schlochau-Flatow von 169 au �865, in Deutsch-Krone von 366 auf 863.Diese Erfolge sind deshalb besonders beachtenswert, weil dieSozialdemokratie nicht nur den üblichen staatlichen Wahlapparatsondern aüch eine übermächtige bürgerliche Presse gegen sich hatteDazu stießen unsere Flugblatwerbreiter bei der zweiten Agitationdielfach auf fanatisierte Proletarier. Polnische und katholische Hetzpfaffen und gesetzesverachtende Junker hatten die Volksseele der-maßen zum Kochen gebracht, daß unser« Genossen oft froh warenlebend davon zu kommen. Gegen diese Großmächte konnte die So-zialdemokratie nur ein wöchentlich zweimal erscheinendes Blattund 3666 organisierte Genossen ins Feld stellen. Diese kleineArmee hat, was möglich war, getan und kehrt kampfesfreudig ausder Wahlschlacht zurück.Gewählt wurden in Westpreußen: 1 Fortschrittler, 1 National-liberaler, 8 Konservative und Freikonservative und 3 Polen. DiePolen verloren 1 Mandat(Schwetz) an die Konservativen. Sonstblieb alles beim alten, soweit die gewählten„Volksvertreter" inBettacht kommen. Unten aber, im Proletariat, sind neue Kräftewirksam.Die Diktatur des Säbels in Portugal.Wir haben uns seit Bestehen der portugiesischen Republikkeinen Illusionen über ihren wahren Charakter hingegebenSie ging hervor aus einer bürgerlichen Revolution, derdie Arbeiterklasse ein willkommener Kampfgenosse war, deraber nach Verjagung der Dynastie verächtlich beiseite ge�schoben wurde. Die Konstituierung der Republik ging unterKämpfen und Eifersüchteleien der verschiedenen Schichten derBourgeoisie vor sich, die sich um die Regierungsgewalt sttidten, die aber alle einig waren, wenn es galt, die Arbeiterschaftzu knebeln. Ein Schauspiel, wie es die bürgerlichen Revolu-tionen zu allen Zeiten und an allen Orkett geboten Haben. DieArbeiterschaft war aber auch in Portugal durch die Revolutionzum Bewußtsein ihrer Klassenlage erwacht und versuchte auchihre meist höchst traurige wirtschaftliche Lage zu bessern. EineReihe von Streiks und Lohnkämpfen folgten der Proklamierung der Republik. Damit erregten die Arbeiter aber denZorn der Bourgeoisie, die die Früchte der Revolution für sichin Anspruch nahm und damit wieder einmal bewies, daßbürgerlich- republikanische Denkweise Hand in Handgehen kann mit sozialer Rückständigkeit und wilder Arbeiterfeindschaft. Die Regierung der Bourgeoisrepublik eröffneteeinen Feldzug gegen die gewerkschaftlichen Organisationen,unterdrückte sie, begünstigte, um die Arbeiterschaft zu zersplittern, die anarchistische Bewegung unter der Arbeiterschaftund verhinderte damit eine ruhige und friedliche Aufklärungs- und Organisationstätigkeit.Die Früchte ihrer arbeiterfeindlichen Haltung erntet dieRegierung in diesen Tagen. Aus einem lokalen Landarbeiterstreik ist infolge der brutalen Unterdrllckungsmethoden derRegierung ein Generalstreik geworden, der das wirtschaftlicheLeben der Hauptstadt Lissabon lahm legt und der auch aufandere Landesteile llbergreist. Die Regierung kann sich nichtanders helfen, als daß sie die gesamten Land- und Seestreitkräfte mobilisiert und gegen die eigenen Volksgenossen führt,Lissabon in Belagerungszustand versetzt und die Regierungsgewalt in die Hand eines Säbelhelden, des GeneralsCarvalhal. legt. Die Straßen Lissabons gleichen einem Heerlager und die Kriegsschiffe werden zu schwimmenden Bastillenin denen Hunderte von Arbeitern zusammengepfercht werden.Inwieweit die Regierung bei ihrem brutalen Kampfe gegendie Arbeiterschaft auch ihre monarchistischen und klerikalenGegner treffen will, läßt sich jetzt noch nicht entscheiden. Jedenfalls will die Bourgeoisie mit einer Kraftprobe sich allerihrer Feinde erledigen. Dabei arbeitet die republikanischeRegierung mit denselben verlogenen und perfiden Mittelnwie irgendeine despotische Monarchie. Depeschenzensur,Schauergeschichten von Bombenattentaten und Bombenwerk-stätten werden in die Welt gesetzt, um das eigene brutale undschurkische Vorgehen zu entschuldigen. Es ist fteilich möglich.daß einzelne Elemente der entrechteten und geknechteten Ar-beiterschast, deren Schulung und Aufklärung die Regierungselbst gewalffam unterbunden hat, zu verzweifelten Gewalt-taten greifen, aber jedenfalls werden einzelne Vorgänge ab-sichtlich übertrieben, um die ganze Arbeiterklasse ins Unrechtzu setzen.Es ist möglich, daß die Bourgeoisregierung diesmal nochmit Hilfe von Infanterie. Kavallerie, Kanonen und Kriegs-schlffeu Siegerin bleiben wird. Aber der Klassenkampf wirddurch ihren Sieg nicht beseitigt werden, vielmehr wird imProle-tariat nur größeren Haß gegen die heuchlerische bürgerlicheRepublik erzeugt und deren Untergang in einer sozialenRevolution vorbereitet.Wir geben heute folgende Nachrichten, die. wie schon gesagt, mit größter Vorsicht aufzunehmen sind, über die Vor-gänge in Portugal wieder:Lissabon, den 1. Februar 1912. General Carvalhalhat die ihm vom Präsidenten der Republik übergebenen Zügel derRegierung mit fester Hand ergriffen. Die Aufhebung derkonstitutionellen Garantien im Disttikt von Lissabondauert noch an. Aus den Provinzen Algarve und Alemtejo sindTruppenverstärkungen herbeigezogen worden. Auch die Kavallerie-Patrouillen in den Straßen werden verstärkt. Gestern wurde vonden Truppen eine große Streife nach Anarchisten und Monarchistenveranstaltet, an der sich sowohl die in der Stadt befindliche Garni-son als auch die vor den Toren der Stadt lagernden Truppen bc-teiligten. Alle Straßen, die verdächtig waren, den MonarchistenUnterschlupf zu gewähren, wurden militärisch besetzt. Allen höherenOffizieren und Beamten, die nicht im direkten Auftrage der Re-gierung handeln, wurde der Zutritt strengstens untersagt. Rureinige wenige Journalisten, die mit besonderen Karten versehenwaren, wurden durchgelassen. Im ganzen wurden 1566 Per-sonen verhaftet und an Bord des Dampfers„Adamastror"gebracht. Dasselbe Schicksal erfuhren zwei Männer, die in demVerdacht stehen, das Bomben-Attentat auf dem Rocio-Platz gegendie Nationalgarde verübt zu haben. Unter den Verhafteten befindetsich auch der letzte monarchistische Minister des Aeußern Jose Aze-vedo Cascello Branco, der beschuldigt wird, unter den Streikendenzugunsten der Monarchie agittert zu haben. Die Hauptaufgabe derTruppen bestand darin, sich der Syndikalisten zu bemächttgen.Die Frauen und Männer wurden im Marinearse-nal untergebracht. Alles vollzog sich ohne jeden Zwischenfall. Inmehreren Arbeiterwohnungen wurden Bomben mit sehr gefähr-lichen Sprengstoffen beschlagnahmt. Die Regierung hat an dieZivilgouverneure der Provinzen eine Depesche solgeudeu Inhaltsgesandt:„Die Regierung betrachtet den Stteik als beendet. Die Acker-bauarbeiter haben im Einverständnis mit ihren Führer» i» Evoraerklärt, die Arbeit wieder aufnehmen zu wollen."Unter den in dem Gebäude der Arbeitervereinigung gesternVerhafteten befindet sich auch der Sohn des Dr. Bombarda,des bekannten revolutionären Führer?, dessen Ermordung am4. Oktober 1916 das Vorspiel zu der großen Revolutio« bildete.Der junge Bombarda wurde mit den übrigen Verhasteten zusammenin einem Boot nach einem im Hafen liegenden Kriegsschiff gebracht.Dort soll er. wie es heißt, zusammen mit seinen Mitgefangenenversucht haben, die Matrosen dazu zu überreden, ihnen ihre Waffenzu überlassen, doch scheiterte dieser Versuch an dem Widerstand derMattosen. Bombarda wird voraussichtlich in Einzelhaft gebrachtwerden.Die Wirkung in Spanien.Paris, 1. Februar. Dem Journal wird au? Badajog ander spanisch-portugiefischen Grenze gemeldet, daß dort die ernstestenGerücht« über die Lage in Portugal in Umlauf seien. Man glaube,daß die Regierungen Englands und Spaniens sich bereit hielten,in Portugal einzuschreiten. Aus Lissabon eingetroffene Reisendebehaupten, daß die republikanische Garde mit den Ausständigengemeinsame Sache gemacht habe. Di« Carbonari hätte» unterHochrufen auf die soziale Revolution Dhnamttbomben gegen dieTruppen geschleudert. Die Regierung Hab« zwar Truppen au» derProvinz berufen, doch fürchte man, daß diese infolge Eisenbahn-Sabotage nicht eintreffen werden.Morgan-Shulters Anklage.Der frühere persische Schatzmeister Morgan»S h u st e r, dessen Reformwerk von Rußland und England zerstört,und der von den beiden Staaten au? Persien vertriebe» wordenist, erhebt in einer Unterredung mit dem Vertreter de».Preß-Telegraph" in London öffentlich Anklage gegen die europäischenRegierungen, die Persien an die russischen Mörder und Mord-brenner ausgeliefert haben. Sein Protest richtet sich vor allemgegen Sic englisch e Diplomatie, die sich, um Rußland? Unter-stützung in Europa zu erkaufen, zur Helfershelferin der garen-regierung in Persien herabgewürdigt hat. Diese Polittk—.soführt er aus— stehe im Widerspruch mtt den Interessen Englaichs,das dem russischen Eroberer selber den Weg nach Jndie» ebnet.Morgan-Shuster protestiert auch gegen die Haltung Frankreichsund Deutschlands, deren diplomatische Vertreter in Teherander russischen Regierung die Steigbügel gehatte» habe«. Morgan-Shusters Tätigkeit in Persien lief— wie er erklärt— daraufhinaus,„dem Unfug und den Bestechungen, die allgemein imSchwange waren, Einhalt zu tun und den russisch gesinnte» Bc-amten Persiens die Flügel zu beschneiden, denen es nur daraufankam, Rußland? schwer auf Persien lastende Hand«och mehrfühlbar zu machen. Mit einer starken finanziellenOrganisation konnte Persie» ihr die Spitzebieten. Ohne diese war es geliefert". DieseTätigkeit hatte auch anfangs den gewünschten Erfolg. In er-staunlich kurzer Zeit brachte Morgan-Shuster Ordnung i» daZChaoS der persischen Finanzverwalwng. DaS ging aber gegen denWunsch der Petersburger Regierung, die sich zwar stet» über dieAnarchie" in Perfien beschwert, aber selbst eifersüchtig darüberwacht, daß diese Anarchie immer neuen Nährstoff erhält. Diediplomatischen Vertreter Rußland? in Persien begannen mm einregelrechtes Kesseltreiben gegen Morgan-Shuster. den sie auch,»achdem bewährten Rezept deL Kosalenobcrsten Ljachow, deS Henkers desersten persischen Parlaments, au? dem Wege zu räume» suchten.Wie Morgan-Shuster berichtet, wurde ein persischer Schützling de?russischen Vicekonsul? Petroff überredet, einen Mordversuchgegen ihn zu unternehmen. Der Perser verlor aber de» Mutund verständigte einen MedshliS-Abgeordneten von dem Plan, derden Mann sowie verschiedene Briefe von russische» Konsulats-beamteu zu Morgan-Shuster brachte. Aus diesen Schriftstückengeht klar hervor, daß die eigentlichen Urheber der Ler-chwörung die Vertreter de» Zaren waren. DieseTatsachen, die im November in der englischen Presse veröffentlichtwurden, find von der russischen Regierung nicht widerlegt worden.An dem Kcsseltteiben gegen Morgan-Shuster nahm auch dieranzösische und die deutsche Gesandtschast in Tehera» Anteil.Morgan-Shuster beschuldigt den deutschen Gesandten, Grafenv. Qua dt. er habe sich wiederholt bei der persische» Regierungüber seine Polittk als Schatzmeister beschwert und sich i« der-letzender Art über den Umstand geäußert, daß die Scheck» über dieStaatsunterstützung für die deutsche Schule und da» deutscheKrankenhaus die Unterschrift des amerikanischen Schatzmeisterstrugen. Die Treibereien des deutschen Gesandten gegen den Re-oruiator Perfien», die auch vom französischen Gesandten unter-tützt wurden, gingen über die gewöhnlichen diplomatischen Eifer-üchteleien weit hinaus. Die Vertreter Frankreichsund Deutschlands unterstützten indirekt dieRaubpolitik Rußlands, der erftere al» Repräsentant desbefreundeten Bundesstaates, der zweite— um die PotsdamerAbmachungen in die Wirklichkeit umzusetzen. Diese Tatsache geht'chon daraus hervor, daß die deutsche diplomattsche Vertretung inTeheran vor Potsdam keineswegs russenfreundlich gesinnt war.Zu jener Zeit verhandette sogar der jetzt verstorbene UnterstaatS-ekretär im Auswärtigen Amt, v. Stemrich— natürlich.privat"— mit den Vertretern der persischen revolutionärenOrganisationen, denen er Hoffnungen aus die UnterstützungDeutschlands einflößt«»ich von der Möglichkett sprach, Waffen-traniporte aus Deutschland nach Persien zu schaffen....Schon diese Tatsache allein hätte genügen müssen, damit die„Kreuz-Zeitung" über die Anklagen Morgan-Shuster» gegenden deutschen Gesandten das Maul nicht so gewaltig aufrisse. Siefällt mit den wütendsten Schimpfereien über ihn her und nennt den