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Gewcrkfchaftlicbeö. Hrbeitslorenzäblung im ßauarbeiterverband. In der Nr. S des.Grundstein" wird das Resultat der ersten vom Bauarbeiterverband vorgenommenen Arbeitslosenzählung ver- öffentlicht, die in allen Zweigvereinen im ganzen Reiche am Sonn- abend, den 13. Dezember stattfand. Bei dem milden Wetter, das den ganzen Dezember hindurch herrschte, war von vornherein zu erwarten, daß der Prozentsatz der Arbeitslosen nicht allzu groß sein würde. Diese Erwartung wurde denn auch bestätigt. Von den L81 114 befragten Mitgliedern waren 33 173 oder 13,84 Proz. arbeitslos, und zwar 24 339 oder 9.87 Proz. wegen tatsächlichen Arbeitsmangels, 1433 oder 0,57 Proz. wegen schlechter Witterungs- Verhältnisse und 9391 oder 3.79 Proz. wegen Krankheit. In den einzelnen Landesteilen ist der Grad der Arbeits- losi gleit sehr verschieden, und zwar haben die ganz oder vorwiegend industriellen Gebiete eine erheblich niedrigere Arbeitslosen- ziffer aufzuweisen, als die vorwiegend ländlichen Gebiete. Am niedrigsten ist die Arbeitslosenziffer in der Provinz Westfalen   mit den Fürstentümern Lippe und Waldeck  . Hier wurden nur 6,3 Proz. Arbeitslose gezählt. In der Rheinprovinz   waren es 7L Proz., in Hamburg   und in Lübeck   8,1 Proz., im Herzogtum Braunschwcig. dem Großherzogtum Oldenburg  , dem Staatsgebiet Bremen   und der Provinz Hannover   8,3 Proz., im Großherzogtum und in der Pro- Ving Hessen   9,2 Proz., im Königreich Sachsen sowie in Württem- berg, Baden   und der bayerischen Pfalz je 19,4 Proz. und in der Provinz Sachsen   mit den thüringischen Staaten und Anhalt 11,1 Prozent. In allen übrigen Landesteilen stand die Arbeitslosen- ziffer über dem Reichsdurchfchnitt, und zwar in der Provinz Pommern auf 16,3 Proz., im Königreich Bayern(ohne die Rhein- Pfalz  ) auf 18 Proz., in der Provinz Schlesien   auf 19,4 Proz., in Elsaß-Lothringen   auf 23 Proz.. in der Provinz Brandenburg   mit Berlin   auch 23,1 Proz., in Ostpreußen  , Westpreußen   und Posen auf 29 Proz. und in Mecklenburg   auf 39,6 Proz. Es kann also gesagt werden, daß die Bauarbeiter im Dezember mit der Arbeitsgelegenheit im allgemeinen Glück gehabt haben; denn in den ländlichen Gebieten wird die Bauarbeit um diese Zeit teilweise ganz eingestellt, so daß die hohen Prozentzahlen in diesen Gebieten nichts Außergewöhnliches sind. Dafür besteht aber, wenn der Winter nicht noch strenger einfetzt, allerdings die Gefahr, daß die Arbeitsgelegenheit im Frühjahr viel schlechter sein wird, als sie nach einem strengen Winter gewesen wäre. Die Bauarbeiter wissen das. und deshalb sehen viele von ihnen ein« kurze Ruhe- pause infolg« starken Frostes nicht ungern; es ist, wenn schon ge- feiert werden muß, für sie immer noch angenehmer, im Winter bei Frost und Schnee zu feiern, als dies im schönen warmen Frühling zu müssen. Im Winter ist ja der Verdienst infolge der kurzen Tage und der häufigen Unterbrechungen so wie so sehr niedrig und die Arbeit im Freien sehr unangenehm. Auch läßt die Tatsache, daß man im Winter wegen rauhen Wetters aussetzt, den Mut der Bauarbeiter nie so tief sinken, wie die sommerliche Ar- beitslofigkeit infolge schlechter Konjunktur. Die bei Frost oder starkem Schneefall Aussetzenden wissen, daß sie sofort wieder weiter- arbeiten können, wenn der Frost nachläßt oder der Schnee schmilzt, ja, sie haben sogar die Gewißheit, daß dann erst recht viel Arbeit vorhanden ist. Die bei schlechter Konjunktur wegen tatsächlichen Arbeitsmangels Feiernden müssen dagegen immer mit Angst und Grauen in die Zukunft sehen. Freilich, für den einzelnen WintcrarbeitSIosen und seine Fa- «ilie wird durch solche Erwägungen die Not nicht gemildert. Sie macht sich zumeist schon bei ganz kurzer Arbeitslosigkeit bemerkbar, und für viele Bauarbeiter bedeutet Frostwetter bei guter Kon- junktur nichts weiter, als daß sie mit besserem Gewissen die im Winter so wie so notwendigen Schulden machen können, weil sie die Möglichkeit der baldigen Abzahlung vor Augen sehen. Sehr zu bedauern ist, daß sich von den 1943 Zweigvereinen deS Verbandes 125 nicht an der Statistik beteiligt haben, und daß auch in anderen Vereinen ein großer Teil der Mitglieder nicht von der Zählung erfaßt worden ist. Dadurch wird naturgemäß der Wert der Statistik stark beeinträchtigt, und es kann nur dringend ge- wünscht werden, daß sich an den künftigen Zählungen nicht nur jeder Zweigverein beteiligt, sondern auch Einrichtungen trifft, die die Gewähr dafür bieten, daß bei den Zählungen alle Mitglieder erfaßt werden. Berlin   und Umgegend, Ein �ormerstreit. Bei der Firma Härtung A.-G., Lichtenderg, haben die Former heute, Freitag, die Arbeit niedergelegt, weil die Firma die Vereinbarungen, unter denen der allgemeine Formerstrcik beendet wurde, nicht eingehalten hat. Die Wiedereinstellung der Strei- kenden sollte bis zum 31. Januar vollzogen sein. DaS ist auch in allen Betrieben außer drei, darunter Härtung A.-G., Lichtenberg  , geschehen, so daß alle, bis auf 41 Mann, darunter 29 Former, wieder in Arbeit treten konnten. Im ganzen handelt« eS sich um 2299 Streikende in 23 Betrieben. In 7 Betrieben wurden inner- halb der ersten 6 Tage all« Streikenden eingestellt. Es wurde darauf geachtet, daß betriebsfremde Leute zurückstehen mußten, bis die Streikenden wieder Arbeit hatten. Bei Härtung ist dies nicht gelungen; eine Anzahl Leute wurden absichtlich, wie es schien, außer Arbeit gehalten, denn die Gründe, welche die Firma für die Nichteinftellung derselben angab, waren sehr fadenscheinig. Als nun am 31. Januar und am 1. Februar 3 betriebsfremde Former eingestellt wurden, sahen die Arbeiter darin einen Bruch der Ver. einibarung. Die eingeleiteten Verhandlungen zerschlugen sich und die Arbeiter versammelten sich am Donnerstagabend in den Borussia-Sälen, Ackerstraße, und beschlossen mit 93 gegen 9 Stimmen, die Arbeit niederzulegen. In einer Branchenversammlung der Former und Berufs- genossen, die zu gleicher Zeit in den Borussia-Sälen tagte, wurde die Nachricht von der Erklärung des Streiks mit großem Beifall begrüßt. Eine Lohnbewegung der Gärtner. Die Landschaftsgärtner von Groß-Berlin sind in eine Lohn- bewegung eingetreten. Auf Veranlassung des Allgemeinen Deut- schen Gärtnervereins fand bereits eine Besprechung zwischen Ver. treter der Arbeiter und der Unternehmer statt, und zwar am 23. Januar in Schöneberg  . Die Unternehmer erklärten, daß sie einer Regelung der Arbeitsverhältnisse im Gewerbe sympathisch gegenüberstehen. Bisher verhielten sie sich sehr ablehnend. Ein« Zuschrift vom 28. März 1911, in der die organisierte Arbeiter- schaft den Unternehmerverband auf große Mißstände im Berits aufmerksam machte, fand keinerlei Beachtung, und bei der neu- lichen Einleitung von Unterhandlungen bezogen sich die Arbeiter wieder auf diese Zuschrift. Zu der Besprechung vom 25. Januar hatten die Unternehmer auch die Christlichen eingeladen und wünschten von diesen 2 Vertreter und vom Allgemeinen Deutschen  Gärtnerverein 3 Vertreter zu schen. Die Arbeiter einigten sich dahin, daß die freie Gewerkschaft durch 4 und die Christlichen durch einen Mann vertreten waren, entsprechend den Stärke- Verhältnissen der Organisationen. Die Besprechung hatte kein bestimmtes Ergebnis; sie bedeutete nur die Einleitung von Ver- Handlungen. Einen Gegenstand der Aussprache bildete unter an- derem das Verlangen der Unternehmer, daß die Arbeiter dafür Verantw. Redakteur: Albert Wachs. Berlin  . Inseratenteil verantw.: sorgen sollten, daß die Konkurrenz der Stadtgärtuereien auSge- schaltet werde. Am 31. Januar fand dann ein« Versammlung der Land- schaftsgärtner in Oeffs Festsälen in Schöneberg   statt, in der die Arbeiter ihre Forderungen auft'tellten. Walter Kwasnik referierte und liegte den Entivurf eines Tarifvertrages zur Be- ratung vor. Der Referent berichtete über den Verlaus der statt- gefundenen Besprechung und betonte dann, daß man nur die alten Forderungen vom Jahre 1997 wieder aufstelle. Er forderte dringend zu eifriger Agitation unter den unorganisierten Kol- legen auf, denn man könne nur auf einen Erfolg der Bewegung rechnen, wenn eine starke Organisation dahinter steht. Die Versammlung war recht gut bekucht. Der Vorsitzende der christ- lichen Organisation war ebenfalls erschienen und versicherte, daß seine Organisation mithelfen werde, die bestehenden Verhältnis e zu verbessern; er führte als Tatsache an, daß viele Landschafts- gärtner nur 45 Pf. pro Stunde verdienen. Die Versammelten erklärten sich nach längerer Diskussion mit den folgenden Forderungen eines Tarifvertrages einverstanden: Die tägliche Arbeitszeit beträgt vom 1. Februar bis 39. Ok- tober 9 Stunden ausschlreßlich 2 Stunden Pause; sie beginnt um 7 Uhr morgens und endet um 6 Uhr abends. In der Zeit vom 1. November bis 31. Januar beträgt die Arbeitszeit 8 Stunden mit einer Stunde Pause. Das Fahrgeld zur Arbeitsstelle ist vom Sitz der Firma zu berechnen. Alle Fahr- und Lauszeit ist in gleicher Weise zu berechnen und zu bezahlen. An Sonnabenden ist eine Stunde und an Tagen vor hohen Festen zwei Stunden früher Feierabend ohne Lohnabzug. Der Mindestlohn beträgt für Gärtnergehilfen 69 Pf., für Gartenavbeiter 59 Pf., für Gartenfrauen 39 Pf. pro Stunde. Ueberstunden und SonntagSarbeiten sind mit 29 Pf. Aufschlag pro Stunde zu bezahlen, sollen aber uwglichst vermieden werden. Die Lohnzahlung soll Freitags stattfinden, aber nicht in Gastwirt- schaften. Als Landzulage sollen 3 M. bezahlt werden, wenn die Arbeitsstelle außerhalb des Vorortverkehrs liegt. Tie Fahrzeit ist als Arbeitszeit zu berechnen. Es folgen dann eine Reihe von weiteren Bestimmungen, wie sie in Tarifverträgen üblich sind. Der Vertrag soll gelten vom 1. März 1912 bis 28. Februar 1913. Deutfcdes Reich. Tarifverträge tu der Steinindustrie. Der Steinarbeiterverband hat im Jahre 1911 auf dem Gebiete deS Tarifwesens anerkennenswerte Erfolge aufzuweisen. ES konnten 58 Tarife, die für 4268 Arbeiter Gültigkeit haben, neu abgeschlossen werden. Erneuert wurden 43 Tarife für 3729 Personen. Bw   anders in der Granitindustrie wollen die Unternehmer gar nicht daran, auf Tarifverträge einzugehen, trotzdem gerade diese Herren sehr stark aus die Aufträge des Staates und der Kommunalverwaltungen an» gewiesen find. Die Starrköpfigkeit der Granitindustriellen erklärt sich wohl daraus, daß sie durchweg mit ungeheueren Kapitalien arbeiten. Auf die einzelnen Branchen in der Steinindustrie verteilen sich die Tarife folgendermaßen: Diese Tabelle zeigt zur Genüge, daß auch in der Steinindustrie das wilde Akkordwesen immer mehr zurückgedrängt wird. Aller- dingS mußte der Verband in den letzten 4 Jahren etwa 699 999 M. für Strelkunterstützungen aufbringen. Fürwahr, eine respektable Summe! Die Verbandsleitung wird künftig bestrebt sein, daß in die Tarife selbst mehr Einheitlichkeit im technischen Ausbau kommt. Vor einigen Tagen konnte wie wir schon berichteten für etwa 1999 Sandsteinmetzen im Königreich Sachsen ein Normaltarif zum Abschluß gebracht werden._ Der Streik in der Margariuefabrik von Gebr. Baum zu Elberfeld   ist nach 7�!wöchiger Dauer zugunsten der Arbeiter beendet. ES wurde ein Tarifvertrag auf 2 Jahre abgeschlossen, der für die beteiligten Arbeiter wesentliche Verbesserungen ent- hält. Der Anfangslohn für Arbeiter über 21 Jahre beträgt 24 M., wodurch einige Arbeiter sofort eine Lohnaufbesserung von 3 M. pro Woche erhalten. Der Höchstlohn geht bis 39 M. pro Woche hinauf. Die Arbeitszeit wurde auf 37 Stunden pro Woche herab- gesetzt. Ferner wird allen Arbeitern nach einjähriger Beschäfti- gungsdauer ein Erholungsurlaub von 2 Tagen gewährt unter Fortzahlung des Lohnes, der für jedes weitere Jahr um einen Tag steigt bis zu 6 Tagen. Außerdem enthält der Tarif noch mehrere Verbesserungen. Sämtliche Streikenden werden wiedereingestellt. Hustaid. Die österreichischen Gewerkschaften im Jahre tSIt. Nach dem soeben erschienenen Rechenschaftsbericht der Wiener  Reichsgewerkschaftskommission haben im Jahre 1911 47 von den 54 Zentralverbänden an Mitgliedern zugenommen, und zwar insgesamt um 26 399 Mitglieder. Allerdings haben die vom Separa- liSmus erst später angesteckten Verbände der Berg-, Glas- und Holz- arbeiter, sowie einige kleine Organisationen zusammen 8499 Mit- glieder verloren. Man darf sagen, daß die AngriffStrast des Separatismus nunmehr überholt ist von den Tendenzen, die den Arbeitern die Notwendigkeit des stärksten einheitlichen Zusammen- schlusses lehren. Die beginnende Prosperilätspcriode mit ihren großen Kämpfen Prager Metallarbeiteraussperrung! dürfte nicht un- wirksam für die gewerkschaftliche Entwickelung bleiben. Die Zentralverbände hatten Ende 1911 429 990 Mitglieder gegen 490 999 ein Jahr zuvor; allerdings waren es 1997, ehe der Sepa- raiismus hereinbrach, 399 999! Der Vermögensstand der Verbände beträgt 12 Millionen Kronen(19 Mill. Mark). Freilich stehen die Kämpfe um die Tarifverträge für. 1913. bevor I Die Justiz gegen die Gewerkschaften. Eine für die Gewerkschaftsbewegung außerordentlich wichtige Entscheidung hat das Appellgericht in Montpellier   gefällt. Es hat nämlich das Urteil des Gerichts in Millau  , das die Handschuh- machergewerkschaft wegen des Boykotts einesGelben" zu Schaden- ersatz verurteilte, b e st ä t i g t und die Ersatzsumme noch von 1690 auf 3999 Fr. erhöht. In der Entscheidung heißt es, die Kollegen des Klägers hätten, indem sie seine Entlassung durch die Streik- drohung durchgesetzt hätten, seine individuelle Freiheit verletzt, die ihm das Recht verbürge, sich von der Gewerkschaft fern- zuhalten. Sie hätten ein gewerkschaftliches, aber kein professionelles Interesse verfolgt. Sie hätten vexatorisch, aus Rachsucht und Ge- hässigkeit gehandelt und dem Kläger   die Mittel entzogen, für sich und seine Familie zu sorgen. Es ist klar, daß diese tendenziöse Justiz die Aktion der GeWerk- schaften ernstlich bedroht. Leider sind die französischen   Organi­sationen schlechter zur Abwehr gerüstet als die englischen. Sicher ist auch, daß diese Rechtsprechung der GewerkschaftStaklik zugute kommt, die die WiderstandSfondS durch.direkte Aktion", Streikbrecherjagd usw. überflüssig machen will. Angriffe aus das Gewerkschafts- vermögen züchten die syndikalistischen Methoden, über die sich die Bourgeoisie dann heuchlerisch beklagt. Generalstreik in einer australischen   Stadt. Das internationale Sekretariat der Trans- Portarbeiter erhielt über London   die telcgraphische Mit- teisung, daß in Brisbane  (Oueensland) ein Generalstreik fast sämtlicher Berufe ausgebrochen ist. An dem Ausstand sind nicht weniger als 59 Organisationen beteiligt. Ueber die Ursachen des Zh. Glocke. Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.u Verlagsanstalt Streiks wird leider nichts Nähere« mitgeteilt, lediglich, daß der- selbe zur Verteidigung der Prinzipien, also offenbar in der Abwehr. geführt wird. Es sind nicht weniger als 199 999 Menschen an der Sache beteiligt. Die Streikenden hoffen bei Unterstützung der Ge- samtarbeiterschaft auf einen baldigen sicheren Sieg. )Zus der Frauenbewegung. Lehrerinnen-Zölibat. Von den Lehrerinnen Wiens ist ein schwere? Unrecht nommen worden. Das Eheverbot, das in den neunziger Jahren für die Lehrerinnen von Wien   und Niederösterreich   eingeführt wurde, ist nun vom Landtag wenigstens für Wien   aufgehoben worden. Gegen die Aufhebung des Eheverbots auf dem Lande, liefen die Bauern Sturm und da sie Dank der. christlichsozialen Wahltaktik allmächtig im Landtag sind, haben sie ihren Willen durchgesetzt. In einer Protestversammlung führte eine Lehrerin auS, daß jeder Bauer in der Lehrerin, die heiraten darf, eine Kon kurrentin für seine Tochter sieht, daher das Zölibat für die Lehrerinnen. Nun, so wie es gelungen ist. Dank der großen Agitation, die seit zwei Jahren von den Lehrerinnen, unterstützt von den Lehrern, entfaltet wurde, das Eheverbot für die Wiener Lehrerinnen zu beseisigen, so wird es auch gelingen, die Reaktion im Lande zu besiegen. Geht doch jetzt eine besonders große Bewegung durch die Reihen der Lehrerinnen in Niederösterreich  , die auch als ein Kampf um das Wahlrecht der Frauen in der Gemeinde geführt werden wird. Die Christlichsozialen haben jetzt, da sie in Wien   vor Gemeinde- wählen stehen, die Gehaltsverhältnisse der Lehrer verbessert. Sie brauchen die Ssimmen der Lehrer, um wieder da? Rathaus zu erobern. Die Lehrerinnen werden mit einem Trinkgeld abgefertigt mit der Motivierung, daß Lehrerinneu keine Familie zu erhalten haben. Die freisinnigen und sozialdemokratischen Lehrer treten aber für ihre Kolleginnen ein. Mit Recht wird darauf hingewiesen, daß auch die Katecheten(katholische Priester) offiziell keine Familie zu erhalten haben und doch hat man sie den Lehrern gleichgestellt. Es wurde von den Lehrerinnen ganz richtig erkannt,> daß man sie brutalisiert, weil sie keine Wähler sind. Auch unsere Genossinnen bereiten sich vor, bei den Gemeinde- ratswahlen in eine Agitation für das Gemeindewahlrecht der Frauen einzutreten. Versammlungen Veranstaltungen. Berein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Montag, den 3. Febniar 8>/z Ubr in KellersNeue Philharmonie", Köpenicker Straße 96/97..Das deutsche Volkslied"(mit musikalischen Er- läuterungen). Vortragender: Herr Dr. Alfred Guttmann. Gäste, Herren und Damen willkommen. Versammlungen. Tie Zahlstelle Berlin   des Buchbinderverbandrs hielt am Mitt- woch im großen Saale derArminhallen" eine Generalversamm- lung ab. in der da» neue O r t s st a t u t durchberaten wurde, das die Zahlstelle schon seit längerer Zeit beschäftigte. Die von einer besonderen Kömmission ausgearbeitete Vorlage wurde nun in ein- zelnen Punkten abgeändert und fand so die Zustimmung der Ver- sammlung. Die stärksten Meinungsverschiedenheiten waren über die Bestimmungen zur Besetzung der Ortsverwaltung hervor- getreten, und hierzu wurde nun ein Vorschlag angenommen, wonach lede Branche aus ihrer Branchcnleitung einen Beisitzer zu wählen hat, wobei der Generalversammlung das Bestätigungsrecht vor- behalten ist, und die Generalversammlung den ersten Vorsitzenden, die beiden Kassierer sowie, aus den Reihen der weiblichen Mit- glieder, vier weitere Beisitzer wählte. Die Brancheneinteilung bleibt wie bisher, so daß also nach wie vor sieben Branchen vorhanden sind. Im übrigen ist aus dem 16 Paragraphen umfassenden Orts- statut als eine Neuerung hervorzuheben, daß die Januar-General- Versammlung einen Jugendausschuß von drei Mitgliedern zu wählen hat, der das Recht der Ergänzung aus den Reihen der jugendlichen Mitglieder der Zahlstelle hat. Das neue Orts­statut ist sofort in Kraft getreten. Im übrigen wurde noch be- schlössen, daß die Frage der Zusammensetzung der Ge- neralversammlunp aus Delegierten von neuem er- wogen und einer Urabstimmung zur Entscheidung überwiesen werden soll._ letzte Nachrichten. Das Wahlmärchen der Heinzcanhänger. Dresden  , 1. Februar. Die von verschiedenen Blättern gebrachte Nachricht, der Staatsanwalt habe eine Untersuchung darüber ein- geleitet, ob 2999 Wähler in Dresden  -Altstadt doppelt gewählt haben. ist absolut unzutreffend. Wie die Alten snngen... Detmold  , 1. Februar.  (P.-C.) Wie aus Lage berichtet wird, wurde dort heut, zwischen zwei Gymnasiasten ein Säbelduell ausgefochten, wobei dem einen Duellanten der Brustkorb durch- stachen wurde, während der andere unverletzt blieb. Die Ursache des Zweikampfes ist unbekannt. Ein verhängnisvoller Familienstreit. Dessau  , 1. Februar.  (H. B.) Infolge ehelicher Zwistigkeiten kam es heute nachmittag zwischen dem Kaufmann Krüger und seiner Ehefrau in seiner Wohnung in der Wilhelmstraße zu einem Streit. in dessen Verlaufe der Mann seine Gattin erwürgte. Darauf erhängtö er sich._ Die Agramer Studentenunruhe«. Wie«, 1. Februar. DieNeue Freie Presse" meldet zu den Studentenunruhen aus Agram: Die Studenten kamen heute an die Universität, verrammelten die Eingänge und ließen niemand passieren. Die Studenten haben an der Universität eine große schwarze Fahne aufgehängt. Sic versorgten sich mit Proviant und erklärten, sich nur mit Gewalt aus der Universität führen zu lassen. Die Studenten sind am Tage zuvor gelegentlich einer Ver- sammlung von der Polizei auseinandergetrieben worden und ver- anstalteten dann Demonstrationszüge, die zu blutigen Konflikten mit der Polizei führten._ Bandenwesen in der Türkei  . Saloniki, 1. Februar.  (W. T. B.) Zwei vom Markt in Rakowa heimkehrende Kaufleute sind heute ermordet worden. Ausgeschickte Gendarmen begegneten einer 12Iöpfigen Arnautenbande. die sich er- geben mußte. Bei Mukrate fand ein Kampf mit einer Bulgaren  - bände statt, wobei zwei Bulgaren   getötet wurden, während die übrigen entkamen._ Mexikanische«. El Paso, 1. Februar. Dem gestrigen Aufruhr in Ciudad Juarez   folgten in der Nacht weitere Unruhen. Betrunkene Empörer plünderten Gastwirtschaften, Läden und Privatwohnun- gen. Fünfzehn Personen, darunter Fremde und Frauen, sind ins Gefängnis gebracht. Die Plünderungen dauern an. General O r o z c o ist mit 699 Soldaten unterwegs von Chihuahua  . Ein Zug der Mexiko  -Zentralbahn, der nach Mexiko   fahren sollte, ist aus dem Bahnhos Juarez angehalten worden, und die Fahrgäste' sind nach El Paso   zurückgeschickt worden. Die Aufrllhrer haben die Bahnlinie nach Süden zerstört. Paul Singer 4 Co.. Berlin   SW. Hierzu 3 Leilage« n. UnterhaltungSbl.