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Wahltag und Ministerkrise in Bayern  . An demselben Tage, an dem das bayrische Volk, be> hindert allerdings durch eine den Zentrumsinteressen an> gepaßte Wahlkreiseintcilung, über die künftige Politik des Landes entscheiden soll, hat das bayrische M i n i st e r i u m seine Demission gegeben. Und fast scheint es, daß mit dieser Demission der Entscheidung des Volkes vorgegriffen werden soll. Das Zentrum hat in den letzten Tagen noch all seinen höfischen Einfluß aufgeboten, um die Regierung zu einer Stellungnahme zu seinen Gunsten zu bewegen. Der Erlaß, der die Staatsbeamten gegen die Wahl von Sozialdemokraten scharf zu machen versuchte, war ein Erfolg dieser Zentrumseinflüsse. Jetzt ist das ganze Ministerium zu Fall gekommen. Wird auch das Urteil über die politische Bedeutung dieser Demission erst feststehen, wenn die Zusammensetzung des neuen Ministeriums be- kannt sein wird, so erscheint es doch wahrscheinlich, daß gerade die dem Zentrum weniger freundlich gesinnten Minister ausgeschaltet werden sollen. Wenigstens meint die Frankfurter Zeitung  ", Herr v. P o d e w i l s, der bisherige Ministerpräsident, der ein getreuer Diener des Zentrums ist, werde mit der Neubildung des Kabinetts betraut werden, die dem Zentrum verhaßten Mitglieder aber, der Finanzminister von P f a f f und der Verkehrsminister von Frauendorffer würden zurücktreten. Das Ministerium würde danach im Sinne einer reaktionären konservativ-zentrums- freundlichen Politik zusammengesetzt werden. Bestätigt sich diese Vermutung, dann hätte das Zentrum mit Hilfe einer höfischen Kamarilla sich auf jeden Fall gegen einen ihm ungünstigen Wahlausfall zu sichern gesucht. All- zuviel würde es ihm aus di: Dauer nicht nützen. Zur Beur­teilung seiner im Inner st en volksfeindlichen Natur wäre dieses Ausspielen der Krone gegen den Volkswillen allerdings nicht uninteressant. Bis zur Stunde liegt das endgültige Resultat der Wahlen noch nicht vor. es läßt sich also auch nicht beurteilen, ob der Zweck des Wahlabkommens erreicht und das Zentrum aus der Majorität geworfen ist. Sicher ist aber die erfreuliche Tat- sache, daß die sozialdemokratische Fraktion er- b e b l i ch v e r st ä r k t in den neuen Landtag einziehen wird. Geht sie dort schweren Kämpfen mit einer reaktionären Re- gierung entgegen, so schrecken Sozialdemokraten diese nicht. Je unverhüllter die Reaktion, desto rascher werden wir ihrer Herr werden. Das Gcsammtergcbnis. München  , 3. Februar. Bis 12 Uhr nachts waren Wahlrcsultate bekannt. Gewählt sind 83 Zentrum, 137 Liberale und bekannt. Deutscher   Bauernbund, 83 Zentrum, 34 23 Sozialdcmo- k r a t c n, 4 Bayerischer Baucrnbund, 7 Bund der Landwirte. Das Zentrum gewinnt zwei und verliert 13, die Libe- ralen gewinnen 13 und verlieren 4, die S o z i a l d e m o- k r a t e n gewinnen 8, der Bayerische   Bauernbund gewinnt 3 und verliert 2, der Bund der Landwirte gewinnt 2 und ver° liert 11. Aus sechs Wahlkreisen ist das Resultat noch nicht bekannt. Bamberg  , 5. Februar. lPrivattelegramm desVor- wärts".) Im 1. Bamberger   Wahlkreise wurde der bekannte Zentrumsführer Domkapitular Dr. Schädler hin- ausgewählt. Sein bisheriges Mandat wurde durch den Liberalen Heß erobert. » Ueber den Ausgang der Wahlen liegen bisher folgende Mel- düngen vor: München   t. Gewählt: Schön, Blockland.  (Lib.). Bisher Lib. München 2. Gewählt: P i ck e l m a n n, Blockkand.(Soz.). Bisher Soz. Gewählt: L ö w e n e ck, Blockkand.(Lib.). Bisher Lib Gewählt: Dr. Quid de, Blockland. lLib.). Bisher Lib Gewählt: Dr. G ii n t h e r, Blockkand.(Lib.). Bisber Lib Gewählt: Schmitt, Blockkand.(Soz.). Bisher Soz. Gewählt: Roßhaupter, Blockkand.(Soz.). Bisher Gewählt: Müller, Blockkand.(Soz.). Bisher Soz. Gewählt: Auer, Blockkand.(Soz.). Bisher Soz. Gewählt: Timm, Blockkand.(Soz.). Bisher Soz Gewählt: Schmid, Blockkand.(Soz.). Bisher Soz. Gewählt: v. Bollmar, Blockkand.(Soz.). Bisher Nimmerfall, Blockkand.(Soz.). München 3. München 4. München 5. München 6. München 7, Soz. München 8. München 9. München 10. München 11. München 12. Soz. München-Land. Gewählt: Bisher Zentrum. Augsburg   1. Gewählt: Dr. Dirr, Blockkand.(Lib.), Bisher Lib. Augsburg 2. Gewählt: Roll.wagen, Blockkand.(Soz.). Bis- her Zentrum. Augsburg   3. Gewählt: Wörle(Zcntr.). Bisher Zcntr. Nürnberg   1. Gewählt: Säckler, Blockkand.(Soz.). Bisher Soz. Nürnberg   2. Gewählt: Haeberlein, Blockkand.(Soz.). Bis her Zentr. Nürnberg   3. Gewählt: Süßheim  , Blockkand.(Soz.). Bisher Soz. Nürnberg 4. Nürnberg 5. Nürnberg 0. Bisher Würzburg   1. Zentrum. Würzburg   2. Gewählt: Würzburg   3. 2. Abg. Ludwigshafen  Soz. Ludwigshafen   2. Gewählt: Körner, Blockkand.(Soz.). Bisher Soz. Kaiserslautern. Gewählt: l. Abg. Hoffmann, Blockkand. iSoz.). Bisher Soz. 2. Abg. K l e m e n t Blockkand.(Soz.). Bisher Soz. Bamberg   1. Gewählt: Heß, Blockkand.(Lib.). Bisher Zentr. Bamberg   2. Gewählt: 1. Abg. v. M a l s e n(Zentr.). Bisher Zentr. 2. Abg. S o f f e r(Zentr.). Bisher Zentr. Speyer  . Gewählt: Profit, Blockkand.(Soz.). Bisher Zentrum. Landau  . Gewählt: Eckerle, Blockkand.(Lib.). Bisher Zentrum Memmingen  . Gewählt: Kohl, Blockkand.(Lib.). Bisher Zentr. Traunstein  . Gewählt: Eisenberger, Blockkand.(Bauernb.). Bisher Zentrum. Eggenfelden  . Gewählt: Steiner, Blockkand.(Bauernb.). Bis- her Zentrum. Sulzbach. Gewählt: K l i e g e l, Blockkand.(Lib.). Bisher Zentrum. Kempten  . Gewählt: 1. Abg.: Haug, Blockkand.(Lib.). Bisher Zentrum. 2. Abg.: Gölzer, Blockkand(Soz.). Bisher Zentrum. Frankrnthal. Gewählt: 1. Abg.: Kopp, Blockkand.(Lib). Bisher Lib. 2. Abg. Keidel. Blockkand.(Soz.). Bisher Bund der Landwirte. Bayreuth  . Gewählt: 1. Abg.: Casselmann, Blockkand.(Lib.). Bisher Bd. d. Landw. 2. Aog.: Winsauer. Blockkand. (Lib.). Bisher Lib. Gewählt: Dorn, Blockkand.(Soz.). Bisher Soz. Gewählt: Simon, Blockkand.(Soz.). Bisher Soz. Gewählt: Schneppeyhorst, Blockkand.(Soz.). Soz. Gewählt: EndreS, Blockkand.(Soz.). Bisher Köhl, Blockkand.(Lib.). Bisher Lib. Gewählt: 1. Abg. Stang,(Zentr.). Bisher Zentr R e u ß(Zcntr.). Bisher Zentrum. 1. Gewählt: Huber, Blockkand.(Soz.). Bisher Giesen  , Blockkand. Scheu, Blockkand. (Lib.). (Lib.). Kirchheimbolanden  . Gewählt: 1. A Bisher Bd. d. Lanow. 2. A Bisher Lib. Kitzingen. Gewählt: Hartmann, Blockkand.(Deutsch.Bauernb  .). Bisher Bd. d. Landw. Kulmbach  . Gewählt: 1. Abg.: Meuhdörffer. Blockkand.(Lib.). Bisher Lib. 2. Abg.: Gentner. Blockkand.(Soz.). Bisher Bd. d. Landw. Neustadt a. Aysch. Gewählt: Bogel  , Blockkand.(Deutsch  . Bauern- bund.). Bisher Bd. d. Landw. Wasserburg-Günzburg  . Gewählt: D i r n r e i t e r(Zentr.). Bis- her Bayer. Bauernbd. Ziis Induftric und Handel« Eine Genosscnschafts-Zuckerfabrik. Mehrere hundert schwedische Zuckerrübenproduzenten haben sich zur Errichtung einer genossenschaftlichen Zuckerfabrik zu- sammengetan, deren Hauptabnehmer der Kooperative Verband, d. i. der Verband der A r b e i t e r k o n s u m g e n o s s e n- schaften, sein wird. Die Vertreter der Kapitalinteressen bieten alles auf, die Rübenbaucrn durch Sozialistenschreck von dem Unter- nehmen fernzuhalten. Wie es scheint, vergeblich. Die Fabrik soll schon im Herbst den Betrieb aufnehmen; das notwendige Kapital von rund 1 600 000 Kronen ist gesichert. Es werden Anteile von 100 Kronen ausgegeben/ In dem Ausschutz, der die Gründung be- treibt, ist der Kooperative Verband durch seinen Geschäftsführer G. W. Dahl vertreten. Dieser Verband, der auch als Großem- kaufsgefellfchaft tätig ist, wurde im vorigen Jahre auf Betreiben der Kleinhändler von den verbündeten Zuckerfabriken Schwedens  boykottiert, hat aber trotzdem 2,2 Millionen Kilo Zucker umgesetzt. In diesem Jahre wird der Umsatz voraussichtlich auf 4 Millionen Kilo steigen, und weitere Steigerung ist bei dem unaufhörlichen WackStum der Konsumgenoffenschaftsbcwegung zu erwarten. Da die Produktion der neuen Fabrik für den Anfang auf 6 Millionen Kilo berechnet ist, wird der größte Teil der Erzeugung seinen Ab- sah im Kooperativen   Verband finden. der gc- Papicrmangel als Kriegsfolge. DaS Schutzzollsystem hat in den letzten Monaten in italienischen Papierindustrie eine ganz eigenartige Situation schaffen. Durch den Krieg haben fast alle italienischen zeitungen ihre Auflage wesentlich erhöht, was im Verein mit der Ausgabe von Extrablättern den Papierverbrauch ungefähr ver- doppelt hat. Jede Industrie, die gezwungen wäre, mit der inter  - nationalen Konkurrenz zu rechnen, hätte natürlich diesen neuen Anforderungen Rechnung getragen und die Produktion entsprechend gesteigert. Die italienische Papierindustrie ist aber durch den Schutzzoll von 12,50 Lire pro Doppelzentner Zeitungspapier der- artig leistungsunfähig geworden, daß sie gar nicht über die nötigen Maschinen verfügt, um mehr Papier hervorzubringen. Bei dem hohen Schutzzoll konnte sie auck mit ihren rückständigen Maschinen bestehen, und heute, wo man ihre Produkte in höherem Maße be- ansprucht, ist sie außerstande, diesen Ansprüchen nachzukommen. Sic hat sich einzig dadurch an die neue Situation angepaßt, daß sie die Preise erhöht und die Qualität verschlechtert hat. Ter Ver- band der Herausgeber italienischer Tageszeitungen hat angesichts dieser Umstände beschlossen, eine energische Agitation für die Ab- schaffung des Einfuhrzolls ins Werk zu setzen. Ter Fall zeigt, wie sehr derSchutz der nationalen Industrie" auf einen Schutz der Parasiten und eine Hemmung der technischen Entwickelung der Industrie hinausläuft. Lerantw. Redakteur Rückgang beim Stahltrust. DaS Erträgnis der größten amerikanischen   Stahlgesellschaft im vierten Quartal 1911 zeigt einen nicht unwesentlichen Rück- gang. Die Reineinnahmen beliefen sich auf nur 23,1 Millionen Dollar gegen 29,5 Millionen Dollar im dritten Quartal 1911 und 25,9 Millionen Dollar im vierten Quartal 1910. Der Reingewinn beläuft sich nach den üblichen Abzügen auf 19,9 Millionen Dollar gegen 22,7 Millionen Dollar im dritten Quartal 1911 und 20,4 Millionen Dollar im vierten Quartal 1910. Wie stark der Rück- gang ist, kann man am SürpluS erkennen, daS diesmal nur 90 000 Dollar gegen 2,7 Millionen Dollar im dritten Quartal 1911 und rund 400 000 Dollar im vierten Quartal 1910 beträgt. Auf die Stammaktien wird eine Dividende von 114 Proz., auf die Vorzugs. aktien eine solche von 1% Proz. zur Verteilung gebracht. Was sagen die Optimisten zu diesem Abschluß, der die Konjunkturverhältnisse in den Vereinigten Staaten   doch lange nicht so glänzend erscheinen läßt, wie jene glauben? Rückgang der Viehbestände. Der Rückgang der Viehbestände als Folg« der Fuiternot und der Viehseuchen findet schon in den Austriebzahlen seinen scharfen Ausdruck. Nach dem Gewicht berechnet ergab der Auftrieb in den letzten drei Monaten an 40 Viehmärkten in 1000 Kilogramm: 1909 1911 1911 weniger Rindfleisch.... 839 473 305 649 33 824 Kalbfleisch.... 58 412 52 702 5 710 Schafe..... 26 348 23 213 8111 Dieser außerordentliche Ausfall konnte im vergangenen Jahre zwar noch durch einen Mehrauflrieb von Schweinen ausgeglichen werden. Aber gerade darin liegt die schlimmste Gefahr. In den letzten Monaten sind schon sehr viele unreife Tiere an den Markt gelangt. Weil das Körnerfutter durch Zölle verteuert wird, haben die Viehhalter ihre Bestände sehr reduziert. Jetzt sind die Ställe leer und nicht lange dauert eS, dann schnellen die Schweincpreise erneut hinauf!_ Hus der frauenbewe�ung. Der neue Reichstag und die Frauen. Die Bedeutung des neuen Reichstags für die Frauen wird in einem Artikel desBerliner   Tagebl." Unter der Frauen-Rundschau erörtert. Hierzu schreibt, uns eine in der Agitation stehende Genossin: Genau so inkonsequent wie die ganze bürgerliche Franenbe- wegung ist auch dieser Artikel. Die Verfasserin freut sich, daß die Wirtschaftliche Vereinigung und die Rcichspartci derart schwere Verluste erlitten haben. Tie Wirtschaftliche Bereinigung habe besonders den Frauen im Kaufmannsberuf das Leben erschwert, weil sie im Dcutsch-nationale» Handlungsgehilfen-Verband ihre Hauptstütze hat. Warum aber sind die bürgerlichen Frauen im Kaufmannsberuf so oft mit diesem deutsch  -nationalen antisemi- tischen Verband zusammengegangen, wenn es galt, etwas gegen dte frei organisierten H a n d u n g s g e h i l f e n zu unternehmen. Wir denken nur noch an die Kranken- k a s s e n w a h l e n in Hamburg  , wo dieselben Personen, die von den Antisemiten alshomosexuell veranlagte Weiber" bczcich- net wurden, mit den Antisemiten Arm in Arm gingen, um einige Vorstandssitze zu erobern. Den liberalen Frauen geht es eben wie dem Liberalismus überhaupt: Theorie und Praxis ist immer zweierlei. Bedauerlich ist nur, daß die Herrschaften immer von sich auf andere schließen. So ist es auch wieder in dem angeführten Artikel, wo es an einer Stelle beißt:Wenn wir uns den neuen Reichstag ansehen, finden wir neben einigen treuen Freunden unserer Sache 110 Männer, die durch die Satzungen ihrer Partei verpflichtet sind, auch für unsere politische Gleichberechtigung einzutreten. Ob sie es in jedem Falle tun werden, bleibt freilich abzuwarten." Tic liberalen Frauen hätten alle Veranlassung, die 110 sozial- demokratischen-Abgeordneten nicht derart zu verdächtigen, denn selbst eine liberale Frau weiß heute schon, daß bisher nur die Sozialdemokratie für die Gleichberechtigung der Krauen eingetreten ist und wohl auch in Zukunft die ein- zigc Partei bleiben wird. Wenn die Frauen auf die Hilfe der Liberalen warten wollen, können sie lange warten, da können auch diepaar treuen Freunde" nicht helfen. Tie Verfasserin sagt selbst, daß diese 110 Abgeordneten nach den Satzungen ihrer Partei verpflichtet sind, für die poli- tische Gleichberechtigung der Frauen einzutreten. Das hindert sie aber nicht, zu behaupten, daß es fraglich sein wird, ob sie es in jedem Falle tun werden. Wann hat je die Sozialdemokratie Kandidaten aufgestellt, die nicht auf dem Boden ihres Partei- Programms standen? Selbst liberale Frauen sollten wissen, daß die Sozialdemokratie nur zuverlässige Manner auf solche Posten stellt. Anstatt diese Abgeordneten zu verdächtigen, sollten die bürgerlichen Frauen lieber dafür sorgen, daß die Sozial- demokratie im Reichstag an dentreuen Freunden" der bürger- lichen Frauenbewegung eine wirkliche Unterstützung finden würde, wenn es sich darum handelt, Frauenforderungen durchzusetzen. Dabei sieht es bis auf wenige Ausnahmen recht trübe aus. Charakteristisch ist es auch für die bürgerliche Frauen« bewegung, wenn sie selbst einen erfreulicherweise bei den letzten Wahlen unterlegenen Dr. Mugdan zu ihrentreuen Freunden" rechnet. Die Verfasserin ist der Meinung, daß bei künftigen De- batten über Arbeiterinnenschutz, Wöchnerinnenschutz und Säug- lingsfürsorge die Frauen sein(Mugdans) fachmännische? Urteil und seinenergisches Eintreten für die Frauen" entbehren werden. Die proletarischen Frauen sind allerdings anderer Meinung. Sie erinnern sich noch sehr gut daran, daß nur der alte Träger eS war, der für die sozialdemokratischen Anträge: chwangerengcld, Hebammenhilfe, ärztliche Behandlung, Stillgeld, Verpflegung usw., gestimmt hat. Die proletarischen Frauen haben aber auch nicht vergessen, daß eS Dr. Mugdan war, der sich am schärfsten gegen die Selbstverwaltung der Arbeiter in den Kranken- lassen gewandt hat. Die erwerbstätige Frau hat ein großes Interesse an der Selbstverwaltung der Krankenkassen, und sie wird den als ihren Gegner betrachten, der Front gegen die Selbst- Verwaltung macht. Wenn irgend jemand, so hat Dr. Mugdan die Niederlage verdient. Wenn man diesem Manne eine Träne nach- weint, so beweist daS nur, wie politisch unreif die bürgerliche Frauenbewegung noch ist und daß sie vor allem nie eine Ver- tretung der erwerbstätigen Frauen sein kann. Der Dilettantismus hat und behält die Oberhand in dieser Be- wegung. Für die erwerbstätige Frau darf aber die Politik nicht ein angenehmer Zeitvertreib sein, für sie gilt eS, mit Hilke der Politik menschenwürdigere Zustände zu schaffen. Für sie gilt nickt nur die Forderung des FraucnwahlrechteS, für sie gilt die Erringung des gesetzlich festgelegten Achtstundentages, AuS- bau der Arbeiterschutzgesctzgcbung. Schaffung anständiger Versiche-- rungsgesetze, Sckntz des Koalitionsrechtes usw.. In diesen Fragen versagen aber ständig die Leute, die der bürgerlichen Frauen- bewegung nahestehen. Deshalb kann es für die erwerbstätige Frau in jedem Beruf, auch den bürgerlichen Berufen, nur die eine �osung geben: Hinein in die Sozialdemokratie. letzte Nachrichten. Zu dem Zwischenfall in Hodcida. Rom  , 5. Februar.  (Meldung der Agenzia Stefani.) Die französische   Botschaft hat die italienische Regierung um freie u r ch f a h r t eines Dampfers der MessagcrieS Maritime» ge- beten, der nach H o d e i d a gehen soll, um dort 25 französische Staatsangehörige an Bord zu nehmen. Die italienische Regierung ist diesem Ersuchen gern nachgekommen und hat dem italienischen Konsul in Port Said   die Weisung erteilt, dem in Frage stehenden Dampfer einen Gelcitbrief auszustellen, der ihn ermächtigt, die italienische Blockadelinie zu passieren. Die türkischen Behörden in H o d e id a haben die europäischen   Staatsangehörigen daran gehindert, Waren auf den Dampfer zu schaffen, der sie auS den blockierten Städten fortbringen sollte. DaS italienische Kriegs- ichiffPiemonte" hat einstweilen Befehl erhalten, die Europäer an Bord zu nehmen, damit sie nichH, unter den Folgen der Blockade zu leiden brauchten._ Ein zur Disposition gestellter Bürgermeister. Goch  , 5. Februar. Bürgermeister Duetz-Josun ist vorläufig eine? Amtes enthoben worden. Er wurde durch Verfügung des Regierungspräsidenten vom 1. Februar zur Disposition gestellt und gegen ihn die Einleitung eines Disziplinarverfahrens wegen nicht ordnungsmäßiger Führung der AmtSge- chäfte beantragt._ Fünf Kinder erstickt. Lycken, 5. Februar.  (H. B.) Bei dem Gute Annenwalde, Kreis Templin.   sind gestern abend fünf Kinder eine» Arbeiter» an Rauchvergiftung gestorben. Die Eltern holten abends gegen 8 Uhr in dem aus Lehm gebauten Qfen, der allerdings schab- baft gewesen sein soll, Feuer angezündet und die Kinder alsdann ik kurze Zeit allein in der Wohnung gelassen. Als sie zurück- kehrten fanden sie die Kinder bewußtlos in der mit Rauch an- gefüllten Wohnung vor. Ein sofort herbeigerufener Arzt vermochte die Bewußtlosen nicht wieder ins Leben zurückzurufen. Die Kinder tanden im Alter von 1 bis 6 Jahren. Brand eines HoftheaterS. Detmold  , 5. Februar.  (W. T. B.) Da« fürstlich« Theater ist heute abend völlig niedergebrannt. Inmitten der Vorstellung.Der Bettler von Syrakus  " ertönte plötzlich der Ruf:Feuer! Die Besucher konnten, ohne Schaden zu nehmen, das Theater verlassen. Der Brand soll durch einen Schornstcindefekt entstanden sein. er- Albert Wachs, Berlin  . Inseratenteil verantw.: Th, Glocke, Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.n Verlagsanstalt Ehcdrama. Straßburg  , ö. Februar.  (H- V.) In Orsch Weiler ch o ß der Winzer Schnell seine Ehefrau und tötete sich darauf elbst durch einen Revolverschuß. Das Motiv zu der Tat ist in zerrütteten Familienve rhältnissen zu suchen. PaulSingerä:Eo.,BerlinSW. Hierzu 3 Beilagen U.UnterhaltungSbl.