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Nr. 31. 29. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Mittwo, 7. februar 1912.

Hbgeordnetenbaus.

7. Sizung vom Dienstag, den 6. Februar, bormittags 11 Uhr.

Am Ministertische: Dr. Lenge.

Die erste Lesung der

Novelle zum Einkommensteuergeset

wird fortgesezt.

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Abg. Caffel( Bp.): Eine dauernde Belastung der Bevölkerung mit den Steuerzuschlägen ist bei unserer Finanzlage durch nichts begründet. Für schlechte Jahre haben wir ja den Ausgleichs­fonds. Bu thefaurieren brauchen wir nicht. Im Reiche wird zweifellos die Erbschaftssteuer doch kommen, um die Kosten der Wehrvorlage zu decken.( Lachen rechts.) Ihr Lachen ist nur der Ausdrud Ihrer Verlegenheit über Ihre falsche, unheil­volle Politik, durch die Sie um der Erbschaftssteuer willen den Fürsten Bülow gestürzt haben, eine Politit, deren Schläge jezt auf Sie selbst zurückfallen.( Sehr richtig! links.) Eine Einarbeitung der Steuerzuschläge in das Gesez scheint ja nach den Erklärungen der Vorredner nicht auf Annahme rechnen zu können. Aber damit kommen wir nicht weiter. Wenn die Zuschläge nicht notwendig sind, müssen sie überhaupt wegfallen. Im anderen Fall wäre eine wirklich organische Aenderung des Gesetzes beffer als die provisorische Beibehaltung der Zuschläge. Zu einer organischen Henderung gehört vor allem die Quotisierung der Ein­tommensteuer, zum mindesten des Mehrbetrages der Zuschläge. Die Hoffnung des Finanzministers, daß die Gemeinden die Prozentsäke herunterseßen würden, kann ich nicht teilen, dazu find die Anforderungen an die Gemeinden im Laufe der letzten Jahr­zehnte zu groß geworden. Notwendig ist eine

progressive Steigerung der Ergänzungssteuer. Das Kinderprivileg muß ausgedehnt werden. Was Die Freilassung der untersten Steuerstufen bis 1500 Mart betrifft, so würde das allerdings einen Ausfall von 40 Millionen, die Freilassung der Einkommen bis 1200 Mark einen Ausfall von 28 Millionen bedeuten. Aber früher hat die Me= gierung selbst den Fortfall der Steuer bis 1200 M. Einkommen beantragt und nur an dem Widerstand dieses Hauses scheiterte damals diese Reform. Dieſen abgerissenen Faden sollte man wieder anknüpfen. Nach der Belastung der großen Massen durch die in diretten Steuern der Reichsfinanzreform ist es eine Pflicht der Gerechtigkeit, die Einkommen unter 1200. ft euerfrei zu laffen.( Bravo ! links.)- Die Gefängnis Strafe für Steuerhinterziehungen ist durchaus gerechtfertigt; wer den Fistus betrügt, ist genau so ein Betrüger wie jeder andere und schädigt außerdem nicht nur den Fistus, sondern auch diejenigen, die ihr Einkommen richtig angeben.

Vor allem muß den Landräten der Vorsitz in den Ver­anlagungsfommissionen genommen und steuertechnisch gebildeten Beamten übertragen werden. Wenn die Regierung uns in dieser Frage nicht nachgibt, so ist das lediglich ein neuer Beweis für die Macht der Landräte und der Herrschaft der Realtion in Preußen. Nur aus politischen Gründen weigern sich die Konservativen dieser Forderung nachzugeben und wir bedauern es, daß die Ne­gierung fich diesen politischen Wünschen der Konservativen fügt. ( Lebhafte Zustimmung lints.)

Abg. v. Saß- Jaworski( Bole) wendet sich gegen die dauernde Erhebung der Zuschläge; das angebliche Defizit sei nur ein Rechenkunststück.

Abg. v. Dewis( ft.): Eine Reorganisation der Veranlagungs­behörden ist notwendig, vor allem durch Ausbau des Instituts der Steuerkommissarien. Redner verteidigt des weiteren eingehend feinen Vorschlag auf Besteuerung des Vermögenszuwachses und Konjunkturgewinnes. Abg. Dr. Friedberg( natl.): Die Finanzverwaltung wird das Defizit nicht eher los werden, als sie nicht das Extraordinarium auf Anleihe übernimmt. Wir sind nicht dafür zu haben, neue Steuern auf Vorrat zu bewilligen.

Finanzminister Dr. Lenge: Wir können auf die 60 Millionen Mehraufkommen aus den Steuerzuschlägen nicht verzichten. Wir brauchen die Steuern nicht nur für den Augenblick, sondern für die Zukunft. Eine Revision der Stenerveranlagungskommissionen findet fortgesetzt statt.

Aus der Partei.

Mehr als überflüssig!

Im Inferatenteil der Nedar- 8eitung findet sich

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Den Wählern des 3. württ. Reichstagswahlkreises, die mir am Stichwahltage des 22. Januar einen so überaus stattlichen Beweis ihres Vertrauens gegeben haben, insbesondere auch denen der Fortschrittlichen Volkspartei , die nach schwerem Vorkampfe das politische Gesamtinteresse des Volles entscheidend in die Wagschele der Abstimmung legten, sage ich hiermit aufrichtigen und herz­lichen Dant.

nommenen Verpflichtung genügt, wenn die Regierung eine Ver. längerung des Provisoriums von 1909 beantragt hätte. Dafür hätte sie auch eher eine Mehrheit in diefem Hause gefunden. Doch müßte dann bestimmt werden, daß bei Ablauf des Provisoriums die Zuschläge wegfallen. Nach unserer Meinung könnten sie jetzt schon fallen. Redner befürwortet als neue Einnahmequelle die Besteuerung industrieller Unternehmungen wie zwischen der Anpreisung von Haustrinkturen, der Wichse Gentol Liförfabriken usw., die von religiösen Gesellschaften betrieben und vierprozentiger deutscher Reichsanleihe wie vierprozentiger werden. Die Progression der Steuern ist nicht, wie Graf Spee meinte, ein preußischer Konsols in besonders auffälliger Schrift folgende staatssozialistischer Gedanke, sondern sie ist eine einfach selbstverständ- Danksagung: liche Forderung der Gerechtigkeit. Nach oben muß die Grenze nur insoweit beschränkt werden, daß nicht der egoistische Erwerbstrieb ab­getötet wird, nach unten muß das Existenzminimum frei­gelassen werden. Die Ausdehnung der Anzeigepflicht lehnen wir ab; sie führt nur zur Belästigung der Arbeitgeber.( Bravo ! links.) Abg. v. Bockelberg( f.): Die Progression der Vermögenssteuer lehnen wir ab; diese Einnahmequelle werden wir uns vor­behalten für Zeiten der Not. Die Frage der Organisation der Ver­anlagungsbehörden darf nicht vom rein steuertechnischen Standpunkt aus beurteilt worden. Wir haben die schwersten Bedenken dagegen, dem Landrat den Vorfiz in den Veranlagungskommissionen zu nehmen. Herr Hirsch hält es für zu viel, wenn Arbeiter mit einem Einkommen von 900 Mart 6 Mark Steuern zahlen sollen, aber die Partei sowie die Gewerkschaften genieren sich gar nicht, den Arbeitern viel höhere Steuern aufzuerlegen.( Sehr richtig! rechts.) Die Behauptung des Herrn Cassel, daß die Landräte mit ihrem Amt als Vorsigende der Veranlagungs fommissionen politischen Mißbrauch treiben, weise ich auf das entschiedenste zurück.( Bravo ! rechts.)

Ein Schlußantrag wird angenommen.

Ich werde mich bemühen, dieses Vertrauen auch zu verdienen, um es der von mir vertretenen Sache dauernd zu erhalten. Heilbronn , 24. Januar 1912.

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Franz Feuerstein.

Die Nedar 3eitung" ist ein bürgerliches Blatt. Franz Feuerstein ist der sozialdemokratische Kandidat, der im Kreise Heilbronn - Besigheim gewählt wurde.

Ein solcher Dankbarkeits- leberschwang eines Sozialdemokraten in einem bürgerlichen Blatte ist noch deplacierter als die Dank­fagung des Genossen Erdmann in einem Parteiblatte. Es handelte sich bei den Wahlen um ein einfaches, nüchternes politisches Geschäft, bei dem die Sozialdemokratie in der Mehrzahl der Fälle der gebende Teil war. Bu solchen Gefühlsduseleien lag also nicht die geringste Veranlassung vor.

Die Vorlage geht an eine Kommission von 28 Mitgliedern. Abg. Graf v. Spee( 3.): Wie recht ich mit meiner gestrigen Be­hauptung von der sozialistischen Gefahr gehabt habe, haben mir die nachfolgenden Ausführungen des Abg. Hirsch bewiesen. Im Da wir übrigens gerade in der Nähe sind, möchten wir dem übrigen irrt sich Abg. Hirsch, wenn er aus meinen Worten den Schluß gezogen hat, daß ich für die Besteuerung landwirtschaftlicher Neckar- Echo", das überhaupt gut daran täte, Barteipolemiken etwas zurückhaltender zu führen, doch noch bemerken, daß die Art seiner Genossenschaften bin. Abg. Hirsch( Soz): Ich gebe zu, daß ich bezüglich der Be- Polemit gegen uns die notwendige Loyalität leider völlig vermissen steuerung der landwirtschaftlichen Konsumbereine den Grafen Spee läßt. Das Neckar- Echo" kann unserthalben seinen Lesern auftischen, Ich habe eben seinen Gerechtigkeitssinn falsch verstanden habe. überschäßt.( Heiterfeit links.) Im übrigen nehme ich mit uns seien die süddeutschen Verhältnisse nicht genügend bekannt. Es Genugtuung davon Kenntnis, daß ich für den Grafen Spee oberste hat aber kein Recht, den Lesern sorgfältig alles vorzuenthalten, was Autorität bin.( Heiterkeit.) wir gesagt haben und sie so um die Möglichkeit eines seib­ständigen Urteils zu bringen. Denn gerade das ist der Zwe jeder Parteidiskussion und die Redakteure haben die Leser nicht zu bevormunden und ihnen nicht ihre fertige Meinung aufzu oftroyieren, sondern ihnen die Mittel zu liefern, um sich selbst ein Urteil bilden zu können.

Damit ist die Tagesordnung erledigt. Nächste Sizung: Mittwoch 1 Uhr( Initiativanträge betr. die Aufbesserung der Altpensionäre und Regelung des Verdingungs­wesens.) Schluß 44 Uhr.

Parlamentarisches.

Die Budgetkommission des Dreiklassenhauses

Aus den Organisationen.

beschäftigte sich in ihrer letzten Sizung zunächst mit der Moor- organisationen in Breslau erheischt dringend eine Erweiterung fultur, für die im laufenden Jahre 145 Millionen Mark aus gegeben werden sollen. Der Landwirtschaftsminister v. Schorlemer verwies darauf, daß Preußen seit 1858 über 400 Millionen Mark für Moorkultur ausgegeben habe.

Die zunehmende Erstarkung der Partei und Gewerkschafts­des eigenen Heims der Breslauer Arbeiterschaft. Infolgedessen wurde in einer Versammlung aller Partei- und Gewerkschafts­funktionäre beschlossen, spätens am 1. April d. J. mit dem Um­bezt. Erweiterungsbau des Gewerkschaftshauses zu beginnen und Dann beschäftigte sich die Kommission mit der Denkschrift die hierzu noch fehlenden 160 000 m. aus den Reihen der Arbeiter­über die innere Kolonisation. Dabei entspann sich eine schaft aufzubringen. Von Privatkapitalisten war eine Hypothek in Debatte über die Arbeiteransiedelungen im Osten. Von verschiedenen dieser Höhe nicht zu erlangen, obwohl die Breslauer Arbeiterschaft Parteien wurde erklärt, daß die Arbeiteransiedelungen sehr geringe schon 122 000 m. eigenes Geld für den geplanten Erweiterungsbau sind, weil es an zweiten Hypotheken fehle. Dagegen wurde wieder auf zur Verfügung hat. Die noch fehlenden 160 000 m. follen durch die Gewährung solcher Hypotheken durch die Landesversicherungsanstalt Anteilscheine und Beiträge der Gewerkschaften aufgebracht werden. hingewiesen. Ein fortschrittlicher Redner forderte die Ansiedelung Geplant ist, den großen Saal durch Anbau eines kleineren Saales so der Arbeiter besonders für Ostpreußen wegen der dort besonders un zu vergrößern, daß beide Säle zusammen 2500 Personen fassen. günstigen Bevölkerungsverhältnisse. Der preußische Minister erklärte, An der Straßenfront sollen vorläufig zwei Wohnhäuser mit baß die preußische Regierung für jede Ansiedelungsstelle 800 m. als Restaurations, Bureaus und Wohnräumen sowie Herberge errichtet 1907 feien 2775 Arbeiterstellen werden. Zwei weitere Wohnhäuser sollen später errichtet werden. nicht rückzahlbare Beihilfe gebe. geschaffen worden. Dagegen lehnte das Finanzministerium das Er- Ebenso ist die Errichtung der Parteidruckerei nach Ablauf des noch suchen ab, daß sich der Staat mit einer niedrigeren Verzinsung der bis zum Jahre 1915 laufenden Vertrages auf dem Grundstück des Gewerkschaftshauses in Aussicht genommen. Also in Jahresfrist den Ansiedlern geliehenen Gelder begnügen woйe. werden die Breslauer Arbeiter sich aus eigenen Mitteln ein Heim geschaffen haben, das zum Zentralpunkt der gesamten Arbeiter­bewegung von Breslau werden wird.

Das Wahlrecht zu den Stadtparlamenten.

Der Abg. Porsch hat mit Unterstüßung des Zentrums 3 tvei Anträge gestellt, die sich auf die Einführung der ge= Abg. Waldstein( Vp.): Die Regierung hat selbst zugegeben, heimen Wahl bei den Wahlen zu den Stadtverordneten­daß sie die Vorlage nur eingebracht hat, gezwungen durch den§ 8 der versammlungen und zu den andvertreterber- martt ist jest so erstarkt, daß am 1. April ein besoldeter Partei­Vorlage von 1909. Es hätte aber zur Erfüllung der damals über- sammlungen beziehen.

Kleines feuilleton.

Hinrichtung. Sachsen , das sich in Dingen der Verwaltung und Justiz durch ein Unmaß von Gemüt auszeichnet, ist für jede Oppo­fition von nicht zu unterschäßender agitatorischer Bedeutung. So hat es jüngst wieder bei einer Sinrichtung eines Raubmörders wert bolles Material zur Abschaffung der Todesstrafe geliefert.

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Der sozialdemokratische Verein Breslau ( Land) Neu­sekretär angestellt werden soll.

Die Volksbühne hat jezt 16 000 zahlende Mitglieder. Die Ver­waltung ruft die Mitglieder auf, bis zum Sommer die Stärke des Vereins zu verdoppeln. 35 000 Mitglieder sind nötig, damit die Theater wirklich das Haus der Volksbühne sei. 8000 babon will das Sekretariat selbst aufbringen, so daß jedes Mitglied nur einen Kame­raden zu werben hat,

Mufit.

ganz bestimmte Formen an, die immer wiederkehren: bei den Babyloniern nicht minder wie in den ältesten bildlichen Dar stellungen der im 16. Jahrhundert erwachenden Tierkunde. Aus den Folianten des eifrigen Sammlers von Tiernachrichten Conrad Geßners wurden eine Reihe von Drachengestalten im Bilde vor­geführt. Ein gestreckter schlangenähnlicher Körper mit zwei oder vier( manchmal bogelartigen) Füßen, mit fledermausartigen Flügeln das ist der Gesamt und womöglich mit Stacheln am Schwanze Um sich die Szene zu vergegenwärtigen, muß man sich abge- eindruck, der sich wiederholt. Die Komische Oper" tat recht daran, in einer Neuein Ist das nun alles bloße Fabel oder auch Symbol? Oder liegt studierung einen ungebührlich zurückgesezten Komponisten der wöhnen, bei dem Wort Gefängnishof" an etwas Außerordentliches zu denken. Ein Gefängnishof ist schließlich ein Hof wie jeder andere, etwas wirkliches zugrunde? Und nun zeigte uns Bölsche eine Tier­Romantiferzeit wieder zu Ehren zu bringen. Heinrich nur fehlt die Teppichllopfstange, und er wirkt vielleicht ein bißchen welt, die so fabelhaft erscheint, wie unsere Vorstellung vom Drachen, Marschner, der getreueste Fortseter Webers und einer der grau und trübselig durch die Gitter, mit denen die Hoffenster der die aber vor fünf oder sechs Millionen Jahren gelebt hat und in Vorläufer Wagners, ist jetzt nur noch durch sein dramatisches umliegenden Gebäude versehen sind. Aber er ist doch ein Hof, mit vielen Bügen an unser Drachenbild erinnert. Die riesigen Geschöpfe Hauptwerk Hans Heiling " bekannt. Seine Instrumentalwerke find der Kreidezeit, deren Knochen in unseren Museen erhalten sind, ganz vergessen; seine lang beliebte Oper Templer und Jüdin" Steinen gepflastert, er steht auf ebenderselben Erde wie wir.. Nun vente man sich, eine Tür öffnet sich und sie zerren einen wurden uns in den nach wissenschaftlichen und künstlerischen Methoden schwindet dahin, und seines britten dramatischen Weisterwerkes, des Menschen heraus, der soll sterben und will nicht.( Sein Opfer wollte vorgenommenen Rekonstruktionen( nach Osborn und Harder) mit" Vampyr 3", erinnern wir uns vielleicht noch aus unserer es auch nicht also wozu die Scheußlichkeit wiederholen?) Der zum Teil farbigen Lichtbildern vorgeführt. Die zehn Meter langen Jugend. Daß es jetzt hervorgeholt wurde, geschah wohl um eines Staatsanwalt, Beamter bis in die Schnurrbartspizen, liest dem Halb- Trachodonten, die Stegosaurier mit ihrem Schwanzgehirn, die mit berühmten Baritons willen, den ein schlecht besuchtes Theater zur irren, vor Angst Vertierten, etwas vor,... von seinem Be- Riefenschwänzen, aber ganz kleinen Köpfen ausgestatteten Brontosaurier, Aushilfe ruft. Heut ist man gewöhnt, bei der kleinsten Wendung er wird überbrüllt, alle diefe pflanzenfressenden Kolosse und auf der anderen Seite des Tertes das Orchester sich geberden zu hören, als ginge die Welt überfreiicht von dem Tollen, der sich abquält und sich windet unter ihre Feinde die Allo- und Tyrannosaurier, wahre Springungetüme unter. Kommt aber bei Marschner der Vampyr, der drei reine den Fäusten der Scharfrichterknechte. Dieser hier( Göhlert hieß er wurden da wieder lebendig. Auch das Urbild einer Seeschlange von Mädchen den Höllischen opfern muß, um eine Gnadenfrist zu er­wohl) rief zum Beiſpiel, man habe ihn unschuldig verurteilt, die 8-12 Meter Länge, die fiſchartigen und vogelartigen Tiere, langen, so rollen ein paar Läufe hinauf und hinunter. Das ist Justiz solle fich das merken, er habe das auch an seine Frau ge- darunter der Pterodaktylus mit seinen Fledermausflügeln und vor nicht modern. Aber welche Gediegenheit liegt in der hier auf­schrieben, irres Zeug, hervorgesprudelt von einem Tier, einem Tier. allem der Flugdrachen, die vollendeste aller Flugmaschinen, wurden gewendeten Musik- kein falsches Pathos noch weniger fon= Unter den Zuschauern befanden sich drei Söhne und ein uns vorgeführt. Schwiegerfohn der Ermordeten!- Ich bin überzeugt, Alle diese merkwürdigen und übergroßen Tiere sind aus. ventionelle Fügungen als bei Mozart stets fünstlerische Ver­nunft- von den Melodien gar nicht zu sprechen. Fast vergißt man es war auch ein Pfaffe da mit der Bibel: Nichtet nicht, auf daß ihr gestorben, nur hier und da haben sich( andere) Tierarten dieser die unfreiwillige Stomik des Tertes. nicht gerichtet werdet! Was die Söhne wohl bei dieser Scheußlich Epoche bis in die historische Zeiten gehalten. Aber vielleicht haben Der Tiefstand der Komischen" hat sich nicht gehoben. Man doch Nachzügler dieser Vorbilder unserer Drachen bis in die Zeiten kann einem Stünstler wie Franz Egenieff nur wünschen, daß Rache? Befriedigung? teit gedacht haben? Im ganzen waren es diesmal nur 60( sechzig) Buschauer. Bei gelebt, da der erste Mensch mit Schrecken sie sehen und jahrtausende- ihn ein derartiges Ensemble nicht herunterziehe. Und wiederum die Grete Beier fand ja ein kleines Volksfest statt: damals zierten 200 lang den Eindruck weitergeben konnte. bereinzelten Tüchtigen, gerade in fleineren Partien! So Else den Hof. Often, so auch Lilly Küster, die nur eben noch nicht für die Buffotenor Alfred Tewis. Auch ein Quartett das allbeliebt ganze, ihr übrigens zu tief liegende, Nolle zureicht, jo endlich eit und die gewordene Lied:" Im Herbst, da muß man trinken" Chöre gingen nicht übel. Ganz ist eben künstlerisches Material und Wollen nicht umzubringen.

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Diesmal war es ein fleines, aber gewähltes Publikum, das den spannenden Vorgängen auf der Bühne mit Intereffe folgte und nach Schluß der Aufforderung der Beaniten Folge leistend, sogleich den Hof verließ."

K. T.

entwickelt:

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Notizen.

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Das Theater der Wiener Freien Volfsbühne wird im Herbst 1912 eröffnet. In der Vereinszeitschrift Der Strom " wird das Programm wird nach unseren Be­Dieses Haus heißt es dort dürfnissen und Wünschen gebaut, die Schauspieler werden nach unferem Geschmack und unferem Repertoir engagiert werden, keine Kulisse wird auf dieser Bühne stehen, die wir nicht selbst bestimmt Endlich werden wir darangehen können, die Klassiker in guten Aufführungen herauszubringen! Eine Boltsbühne obne Führungen im Museum für Naturkunde Shakespeare ist ein Unding. Auf viele moderne( Invalidenstr. 43). Conntag, den 11. und 18. Februar, finden Dramen mußten wir bisher verzichten, weil die Verleger von 10% Uhr ab Führungen unter Leitung von Beamten statt; in fie uns nur die Nachmittagsvorstellungen nicht überlassen der zoologischen Abteilung wird behandelt 1. Die Mechanik des wollten. Um unser eigenes Haus- und das ist vielleicht die Schwimmens, 2. Der Vogelflug; in der geologisch- paläontologischen Hellste Perspektive! werden sich viele junge Dichter natürlich Abteilung Uebersicht über die Geologie von Deutschland , und in gruppieren. Der Spielplan unseres Theaters wird jede Gattung der mineralogisch- petrographischen Abteilung 1. Die Mineralbil umfassen, mit Ausnahme der banalen und langweiligen. Das dung in Quellen, Seen und Meeren, 2. Zinn , Wolfram, Uran, alles fezt vielseitige Schauspieler voraus. Wir werden sie auf der Platin. Karten zu 30 Bf. und für Mitglieder von Vereinen und Suche durch ganz Deutschland finden." Studierende zu 15 Pf. beim Pförtner des Museums.

Also: eine mäßige Vorstellung. Wilhelm Kölsche hielt am Sonntag in der Singakademie den haben. Die Art, wie er den Stoff ersten seiner diesjährigen Vorträge. meistert, ist vortrefflich. Er gibt nicht bloß nackte Tatsachen, womit Er gestaltet die Wissenschaftler die Zuhörer nur zu oft totschlagen. nach einem wohldurchdachten Plan, gibt Ausblicke, Verknüpfungen. Das Thema wird nicht erschöpft, aber abgerundet, im Rahmen seiner fulturellen und philosophischen Bedeutung behandelt. Die Teilnahme wird fofort wach, weil man merft, daß ein Problem aufgeworfen wird, an dem man selber mitarbeiten tann.

Die Sage vom Drachen im Lichte der Natur­forschung hatte Bölsche zum Gegenstande seiner Betrachtung ge­macht. Das fabelhafte Tier spielt feit altersher seine Rolle in den Sagen und mythologischen Vorstellungen der Völker. Es nimmt

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