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Nr. 35. 29. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sontag, 11. februar 1912.

Hbgeordnetenbaus.

11. Sizung vom Sonnabend, den 10. Februar, bormittags 11 Uhr.

Am Ministertisch: Frhr. v. Schorlemer. Auf der Tagesordnung steht zunächst die Interpellation ber Nationalliberalen betr. die

Bekämpfung der Maul- und Klauenfeuche

an der Westküste Schleswig- Holsteins.

es dem gegenüber für meine Pflicht, die Tätigkeit der Tierärzte bei durch die Therapie mancherlei zu erreichen. Ferner ist not­der Bekämpfung der Seuchengefahr voll anzuerkennen.( Bravo !) wendig, die Eine Uebertragung der Seuche durch Tierärzte oder durch Militär­personen bei Manövern ist in einem Falle nach gewiesen.

Abg. Meyer- Rottmannsdorf( ft.) spricht für besondere Berüd fichtigung der verseuchten Gebiete in 23 eft preußen. Abg. Dumrath kritisiert, daß Beschwerden der Gutsbefizer öfters zu spät beantwortet und dann zu strenge Strafen wegen gering fügiger Uebertretungen der Bekämpfungsmaßregeln erfolgen.

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

Abg. Schifferer( natl.) begründet die Interpellation. Aus den Abwehr- und Bekämpfungsmaßregeln gegen die Maul- und Klauen Bandwirtschaft die Grundlage jedes Wirtschaftslebens ist, und wir Wir erkennen durchaus an, daß eine gesunde und leistungsfähige feuche find für die Landwirtschaft und den Handel an der Westlüfte haben auch stets mit allen Kräften an der Seuchengesetzgebung mit Schleswig- Holsteins fchwere Schäden entstanden. Man muß bei gearbeitet. Diese positive Mitarbeit hat man auf dem folchen Maßnahmen Rücksicht nehmen auf die wirtschaft Lande auch sehr gut verstanden. Aber wir wenden uns entschieden lichen Interessen und muß fte auf notwendige Maß beschränken. Die Art wie solche Maß doch nur um eine das unumgänglich gegen die heuchlerische Vorspiegelung sanitärer Interessen, wo es sich regeln bei uns zur Ausführung gelangen, hat in der agrarische Berteuerungspolitik betroffenen sonst ruhigen Bevölkerung eine gewisse Grhandelt. regung hervorgerufen, an der wir nicht achtlos vorübergehen handelt. Und wir protestieren weiter gegen die Ausnutzung der Seuchengefeggebung zur Bekämpfung der Sozialdemo

Suspension der Zölle auf Futtermittel, die es den kleinen Landwirten erleichtern würde, die Stallfütterung durchzuführen. Vor allem müssen wir entschieden dagegen pro­testieren, daß man die Seuchenbekämpfung ausnutzt zu einer erneuten Verteuerung des Fleisches durch Erweiterung der Grenz­sperre. Es wäre erwünscht, wenn die Regierung zu erfennen geben wollte, ob sie die Berechtigung dieser allgemeinen Gesichtspunkte an­erkennt.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.)

Abg. Heine( natl.) wünscht Grenzsperre gegen Rußland , weil von dort die Seuche eingeschleppt wäre.

Abg. Ehlers( Vp.) weist auf die schwere Schädigung des Vieh. handels durch die Schließung des Berliner Viehhofes hin. ist, so liegt das an ihrem natürlichen Erlöschen und nicht an dem Erfolg der Regierungsmaßnahmen. Tatsache ist, daß vielfach die Schädigungen durch die Seuchenbekämpfung schwerer waren als die durch die Seuchen selbst. Damit ist die Besprechung erledigt.

Das Haus vertagt fich. Nächste Sigung Montag 11 Uhr

Aus Induftrie und Dandel.

Löhne und Tenerung!

dürfen. Es herrscht eine gewisse Willtür in der Handhabung tratie und auch des Freisinns durch Versammlungsverbote.( Interpellation Engelmann( natl.) über Hagelschäden der gesetzlichen Bestimmungen, die in den einzelnen Bezirken ganz( Sehr wahr bei den Sozialdemokraten.) hier zeigt sich wieber, wie im Weinbergsbau, Landwirtschaftsetat). I verschieden ist. Die Untersuchungen des Viches müssen schneller die preußische Verwaltung aus allen Blüten Honig zu saugen ver­und gründlicher erfolgen. Eine Milderung des Bich steht. Ebenso ist die tendenziöse Ausnutzung der Seuche zur Förde seuchengeieses ist nottvendig. Landwirtschaftsminister Frhr. v. Schorlemer gibt einen Ueber- rung einer verstärkten Grenzsperre zurückzuweisen. Es blid über die Ausbreitung der Seuche. Sie ist in der letzten Beit liegt in diefen Versuchen eine Frreführung der öffentlichen Meinung erheblich zurüd gegangen. Das beweist wohl die Güte unserer Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Tatsache ist, daß sich in Verbrauchsabgaben, die das Reichsfinanzwert des schwarz- blauen zu dem Zweck, Kapital zu schlagen für agrarische Sonderzwecke. Mit dem Wirksamwerden der neuen Zölle und der höheren beterinärpolizeilichen Maßnahmen. 90 Proz. des Viehes sind überhaupt von der Seuche verschont geblieben. Erfreulich ist ländlichen Kreisen vielfach außerordentliche Mißstimmung zeigt über Blockes dem deutschen Volke bescheerte, ist die Lebenshaltung der die Art der Ausführung des Seuchengefezes. Man spottet über die Lohnarbeiterschaft um mindestens 15 Broz. verteuert worden. Wie an Schweinen troz die große Vermehrung des Bestandes der Seuche, der Dürre und trotz der großen Zunahme der finnlos bureaukratische Wirtschaft. Ein wenig Verständnislosigkeit sieht es dagegen mit der Lohnentwickelung aus? Nach den Klagen Schlachtungen. In Schleswig- Holstein ist die Seuche feit gegenüber den harten Notwendigkeiten der Seuchenbekämpfung der Unternehmer zu urteilen, müßten die Löhne weit über die ein­August vorigen Jahres auch erheblich zurückgegangen, d. h. also seit mag dabei mitspielen, aber sicher ist, daß wir geradezu eine der Zeit, wo der Weidegang des Viehes aufhörte und eine strenge Stimmung von revolutionärem Charakter Stontrolle in den Ställen möglich wurde. Gewiß find für die fleinen in manchen Dörfern gefunden haben. In einem Dorfe hat sich die Landwirte die Bekämpfungsmaßnahmen sehr empfindlich, aber wo gefamte Bauernschaft gegenüber dem Verbot, das Bich auf die ihnen mit Verständnis begegnet wird, haben sie sich doch als sehr Weide zu treiben, verschworen, und die Leute haben wie ein Mann wirksam erwiesen. Das wirtsamste Mittel ist die Abschlachtung des ihr Vieh trotzdem auf die Weide getrieben. Das hängt damit au­erkrankten Viehes. Von diesem Mittel wird auf Grund des neuen fammen, daß die Leute angesichts des Futtermangels vor der Biehleuchengefezes, dessen Ausführungsbestimmungen hoffentlich am Situation stehen, entweder ihr Vieh im Stalle verhungern zu 1. April in Kraft treten werden, ausgiebig Gebrauch gemacht worden. lassen oder es auf die Weide zu treiben. Es zeigt sich hier wieder, Eine schablonenhafte Anwendung der Bestimmungen wird von uns ab- wie schwer es iſt, eingreifende Maßnahmen ſanitärer Art einfach fichtlich vermieden. Auf das Bedürfnis der Märkte wird möglichst vom grünen Tisch zu treffen, ohne Berücksichtigung der wirtschaft­Rücksicht genommen. Hoffentlich gelingt es den bewährten Maßlichen Durchführungsmöglichkeit. Alle diese Maßnahmen sezen nahmen der Veterinärpolizei die Seuche bald so einzudämmen, eben eine gewisse Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft voraus, daß ihre völlige Beseitigung nur noch eine Frage furzer Beit ist. die vielfach nicht vorhanden ist. Es müssen eben die wirt 1908. Das Löfflersche Serum ist ein sehr wirksames Mittel, aber so teuer, fchaftlichen Voraussetzungen zur Seuchenbekämpfung, soweit sie nicht daß feine allgemeine Anwendung unmöglich ist. Solange das Bieh gegeben sind, durch das Gefeß geschaffen werden. Für die schitanöje Der Durchschnittslohn war demnach im Jahre 1910 um ganze im Stalle ist, müssen die veterinärpolizeilichen Maßnahmen mit aller Art, wie das Gesetz zum Teil durchgeführt wird, ist charakteristisch 89. oder um 3,65 Proz. höher als wie im Jahre 1907. Bicht Strenge durchgeführt werden.( Bravo !) der bekannte Fall, wo eine Magd sofort entlassen wurde nur um man das Jahr 1906 zum Vergleiche heran, dann ergibt sich eine Auf Antrag des Abg. Wallenborn( 8.) wird die Be- deswillen, weil ihr Liebster auf einem berseuchten Gut Lohnsteigerung von nicht 8 Broz. Auch diese Lohnzunahme bleibt. fprechung der Intergellation beschlossen. war. Sie sehen, daß selbst Gott Amor zuweilen sein Haupt ver- hinter der Verteuerung der Lebenshaltung zurück. Die Notwendig hüllen muß, wenn die preußische Regierung an die Seuchen- teit einer allgemeinen Lohnerhöhung ist mit dieser Tatsachen­bekämpfung herangeht.( Heiterfeit.) fonstatierung zweifellos erwiesen.

Abg. Duus( Vp.): Wir sind mit dem Viehseuchengesetz durchaus einverstanden. Doch darf es nicht schitanos behandelt werden, wie dies zum Teil in Schleswig- Holstein geschieht. Die Hauptsache Die Hauptsache ist auch hier die Prophylage. Dazu ist ist die wissenschaftliche Erforschung der Maul- und Klauenseuche und nötig eine gewisse Kenntnis des Wesens der Krankheit. Wir wissen die strenge Durchführung der Stallfontrolle. heute noch gar nicht, ob die Maul- und Klauenfeuche eine einheit Abg. Brütt( ft.) betont auch die Notwendigkeit der wissenschaftliche Strankheit ist, oder ob sie sich aus verschiedenen Krankheiten zu lichen Erforschung des Erregers der Maul- und Klauenfeuche. Die fammengesetzt. Die Regierung sollte größere Freigebigkeit Beobachtungsgebiete müssen möglich flein sein.

getretene Verteuerung hinaus gestiegen sein! Das ist aber durch­aus nicht der Fall! Die relativ einwandfreieste Lohnstatistit, die uns zur Verfügung steht, ist die der Berufsgenossenschaften. In ihren Nachweisen werden die gezahlten Lohnſummen annähernd genau an­gegeben und dazu für je 300 geleistete Arbeitstage ein sogenannter Bollarbeiter. Haften den Feststellungen auch noch Mängel an, so liefern die nach der gleichen Methode ermittelten Gesamtresultate doch sichere Vergleichswerte. Wie sich die Löhne gestaltet haben, verans schaulicht diese Uebersicht. Es betrug:

die Zahl der Bollarbeiter 1906.7 512 729

1907

7 869 421

8 291 936

die Gesamtlohn fumme in Millionen Mart

7720

8418

9187

der Jahresdurch schnittslohn eines Bollarbeiters in Mark

1027

1069

1108

Die Feinde der Landwirtschaft! Die Agrarier spielen ihre einseitige Interessenpolitit als Schuß der Landwirtschaft aus. Wie wenig Berechtigung sie dazu haben, das müßte jetzt jedem Viehzüchter klar werden. Die beweisen in der Unterstügung aller Bestrebungen auf Erforschung Politik der Großgrundbefizer verteuert ihnen nämlich die Produk­Abg. v. Kessel( t.); Bei den Sperrmaßregeln müssen die ört- der Seuche. Im übrigen findet die Seuche nicht so leicht guten tion so sehr, daß sie ihre Bestände reduzieren, die Aufzucht ein lichen Verhältnisse berücksichtigt werden. Im übrigen müssen die Boden, wenn im allgemeinen die sanitären Zustände in der Land- zuschränken gezwungen sind. Die beste Demonstration über die Befämpfungsmaßnahmen streng durchgeführt werden; doch darf der wirtschaft vollständig auf der Höhe sind.( Sehr richtig! links.) Jch Schädlichkeit der Zollpolitik ist der Hinweis auf die in- und auss dadurch den Landwirten zugefügte Schaden nich. größer sein als der erinnere an die Bekämpfung der Cholera durch Verbesserung dändischen Preise. In Amsterdam kostete im Dezember ein Schaden durch die Seuche selbst. Der Hausierhandel sollte in der Wohnungsverhältnisse. Wir werden nie dagegen sein, Doppelzentner Hafer 149,80 m., in Berlin 185,66 M.; Futter­berseuchten Gebieten berboten werden. wenn für solche Zwecke allgemeine Mittel verwandt werden. Wir gerste notierte in Liverpool 147,05 m., in Leipzig 179,13 M.; Abg. Hoeveler( 8.) tegt an, den Landräten die Leitung der Be- wünschen aber, daß solche Mittel vor allem den kleinen Land- Mais in Breslau 175 M., in Liverpool 146,73 M. Rönnte fämpfungsmaßregeln zu übertragen und wünscht entsprechende Be- wirten zugute fommen und nicht leistungsfähigen Landwirten. Bei der deutsche Viehzüchter das Futtergetreide zu den auf Auslands­tämpfung der Seuche am Niederrhein . dieser Art der Prophylage könnte sich das sozialistische Prinzip des märkten notierten Preisen haben, dann brauchte er kein halbreifes Landwirtschaftsminister v. Scherlemer fagt dies zu. Der Wunsch Einstehens aller für einen sehr gut bewähren, und die landwirt- Vich auf den Markt zu bringen, und wir hätten nicht demnächst nach Verbot des Haufierhandels in den verseuchten Gebieten ist gefchaftliche Bevölkerung würde erkennen, wie wenig das sozialistische mit einer großen Vich- und Fleischnot zu rechnen. Die Junter rechtfertigt. Wenn gesagt worden ist, daß die Beobachtungs- Prinzip im Widerspruch steht mit den Interessen der kleinen Land- und ihre Trabanten verteidigen die Futtermittelzölle und sind so gebiete eine Goldgrube für Händler und Tierärzte sei, so halte ich wirte.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Natürlich ist auch die Feinde der kleinen Landwirte!

Ach!

Kleines feuilleton. 1961 610 im weiten Gaal. Ein Fläschchen, das ein Etikett mit der

Denn Preußen- ba, es ist erreicht!- Es gründet neue Drden.

Gern zählte ich den Ordensschatz Für jeden auf und jede, Doch haben sie nicht alle Plaz Hier in gebundner Nede.

Jejust so

dent' der Drden spät und früh, Ein umgekehrter Posa;

Doch aus Playmangel nenn' ich fie Hier nur in schlichter Profa:

1

Aufschrift: Gemeingeist, welches die trauernde Dame wegen ihrer schwächlichen Gesundheit bei sich trug, schien die stärkende Wirkung Ein politischer Fastnachtsscherz. Es sind jett fast 90 Jahre her, da beinahe schon verloren zu haben. Doch gelang es dem unermüd trat auf einem Maskenball zur Fastnacht in Koblenz , mitten in das lichen raschen Führer und der nachschiebenden jubelnden Menge, wimmelnde dichte Treiben und Gewirr, plöglich mit startem Schritt troß aller Hindernisse und Anstöße die Geliebte glücklich durchau ein ungeschlachter Bursche mit deutschem Rock und Flatterhaar. bringen, die fich endlich den raschen Tanzreihen anschloß, dann sich Auf dem schwarzen Barett mit dem heiligen Drei- Eichen- Blatte aber auf Nimmerwiedersehen plötzlich aus der Gesellschaft verlor. prangte in großen Buchstaben: Beitgeist; die mächtige Naje be­Die Blüten einer Feuersbrunst. Schon vor einigen Jahren deckte ein Pflaster mit der Devise: Lohn des Kriegers; den schwarzen wurde einmal der merkwürdige Fall berichtet, daß in der Nähe eines Judenbart umgab das Motto: Finanzverwaltung. Die ganze niedergebrannten Hauses, ohne Zweifel durch die Wirkung der Hize Borderseite des Roces mit der Aufschrift: Feld der Ehre, bildete eine Anzahl von Gartengewächsen trop einer weit vorgeschrittenen Krone vom Roten Adlerorden , Eichenlaub zum Eisernen Kreuz , zwei Abteilungen, rechts: Zivildienst, links: Militärehre. Zahllose Jahreszeit Blüten getrieben hatte. Im letzten Spätherbst ist dies Wilhelmorden, Verdienstkreuz der preußischen Krone, Kreuz des All­Sterne und Kreuze, Bänder von allen Farben und Gattungen, sonderbare Ereignis zum zweitenmal vorgekommen, wie der Sitzungs- gemeinen Ehrenzeichens, Rote Kreuzmedaille in drei Klassen, Rote auch das Großkreuz des Schellenordens mit tönender Klingel bei bericht der Pariser Gesellschaft für Biologie bezeugt. In Adlerorden- Medaille, Kronenorden- Medaille, Verdienstkreuz in Silber, jedem Schritt des damit Geschmückten erregten den Neid und das den Gärten, tie der Brandstelle zunächst lagen, war Verdienstkreuz in Gold, Allgemeines Ehrenzeichen in Bronze, Er­Staunen der Anwesenden. Unter diesem Firmament standen rechts eine Reihe von Bäumen von Bäumen durch die Hitze völlig vernichtet innerungsmedaille an den China feldzug, Erinnerungsmedaille an die Worte: Abgaben, geheime Bolizei, Edikte, Versprechungen; worden, und erst die Stämme, die wenigstens fünfzig Meter den Herero- Aufstand, Bentenarmedaille, Spange für die Erinnerungs­lints: Einquartierung, Kontribution, Hosenschnitt, Barademarsch, und Abstand hatten, waren erhalten geblieben. Einen Monat später be- medaille 70/71- alles Dekorationen, die feit der Thronbesteigung die großen Erwartungen berloren sich auf dem Rücken im deckten sie sich mit einem vollen Blütenflor, als ob der Frühling Wilhelms II. gestiftet worden find. Spiel des flatternden Haares. An der rechten Tasche hingen eine begonnen hätte. Es muß ein höchst sonderbarer Anblick gewesen sein, ( Frido in der Jugend".) Menge Zerre: in buntem Durcheinander, worauf zu lesen war: diese Blüteninfel in einer fast winterlichen limgebung, denn nicht nur Adressen, politische Schriften, Meinungs- und Thronwechsel, Handel Apfel- und Birnbäume, sondern auch Flieder, Kastanien, Ebereichen Notizen. und Patriotismus, Echimpfreden, Turnanstalt, Wartburgfeier, und Weißdorn prangten im Blütenschmuck. Dr. Laurent übernahm Der Verein für Frauen und Mädchen feiert Jesuiten , Religionsschwärmerei usw. Der linken Tasche war ein es, eine wissenschaftliche Erklärung dieses Wunders herbeizuführen. Sonntag, den 18. Februar, fein 18. Stiftungsfest in Stellers Neuer leerer Geldsad angenäht mit den Aufschriften: Oeffentlicher Staats Man fonnte zunächst annehmen, daß die Blüteninospen selbst, die Philharmonie, Köpenicker Straße 96/97, als Mozart- Abend. schak, Kredit, Anleihen, frohe Aussicht in die Zukunft. Ein Kautschu, schon vor dem Brande als solche ausgebildet waren, durch die Billetts zu 50 Bf. bei Horsch, Engelufer 15, Schulz, Admiralstr. 40, vom Zeitgeist derb geschwungen, war faum imstande, der ihm fol- Wirkung der Wärme ein beschleunigtes Wachstum und damit eine bei Frau Kloßsch, Fichtestr. 1, und an der Kaffe. genden schwachen, schmächtigen, mageren Dame im schwarzen Entfaltung erführen. Der Naturforscher beobachtete aber, daß an Vorträge. Im Institut für Meereskunde spricht Trauerkleide und von einem halben Schleier verhüllt, Plaz und Apfelbäumen auch die einfachen Augen oder Holzknofpen vergrößert, Dienstag Dr. K. Wente über Tierstudien auf Mellum, Freitag Achtung zu verschaffen. Nach dem Schnitte ihres Gewandes mußten zu Fruchtfnofpen umgewandelt und entfaltet waren. Die Erklärung behandelt Dr. A. Merz das Thema: Auf einem Kabeldampfer durch viele Künstler an demselben beschäftigt gewesen sein; nur mit liegt wahrscheinlich in einer außerordentlichen Vermehrung der Zellen, die Tropen des Atlantischen Ozeans . Auf Einladung der Modernen Mühe und unter träftiger Unterstützung ihres Führers schleppte die sich bei den Gewächsen zeigt, wenn sie stark ausgetrocknet waren Akademie hält Frau Grete Weisel- Heß am 18. d. M., abends sie sich langsam und unsicher weiter. Die blonden, etwas ver- und dann wieder Feuchtigkeit erhielten. Da die Austrocknung 3 Uhr, im Viktoria- Lyceum, Potsdamer Str. 39, einen Vortrag, Aus wirrten Loden des schönen kopjes waren von Vergißmeinnicht von oben her erfolgte, die Wurzeln aber weiter Wasser aus dem meinem Leben, aus meinen Werfen". bekränzt, die sich um eine goldene Mauertrone mit der Aufschrift Boden zogen, so zeigten sich die Folgen zuerst an den Holzfnoipen. Konstitution wanden. Die Fülle des jugendlichen Busens war von Uebrigens benzen die Blütenzücüter mit Abficht bereits ähnliche Brezfreiheit und Ceffentlichkeit beschirmt. Auf dem Herzen standen Einflüsse, wie sie hier zufällig durch einen Brand hervorgebracht bie Worte: Gleichheit vor dem Gesetz, vor der Brust: Liberalität; wurden. Sie nehmen Sträucher schon während des August aus der barunter: Aufhebung des Feudaladels; auf dem Leibe: Volks- Erde, laffen sie an offener Luft trocknen, jegen sie dann wieder in meinung; darunter: Reinberang beg stehenden Geeres; dann den Boden und geben ihnen reichlich Wasser. freie Echiffahrt; endlich unterhalb der Knie: Vertretung des Boltes. Ein fleiner Höder verunstaltete die Schöne und trug des Motto: Gleiche Verteilung der Staatslasten; darunter las man: Bolt, und auf der freien Schulter: Privilegierte. Auf dem Rücken standen die Worte: Verantwortlichkeit der Minister, darunter war ber öffentlichen Gerichtspflege und unter dieser der öffentlichen Voltsstimme ein Plätzchen angewiesen. Kammer der Pairs( Standes­herren) und Deputiertenkammer prangten groß auf dem noch freien Teil des Körpers. Endlich las man auf den Aermeln: Ge­werbefreiheit und Sandelsfreiheit und auf dem Kopfe: Abzugs freiheit. Es ist unmöglich, die Teilnehmer aller mastierten und unmastierten Anwesenden beim Erscheinen dieser seltsamen Gestalt zu beschreiben. Sant sie vor Schwäche in die Stnie, strauchelte sie, war sie dem Fall nahe, was öfter geschah, so ertönte ein lautes:

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Humor und Satire. Ordenspracht.

I'belset, Breußen in der Welt voran, llage) č Auch wenn's nicht blutig zuhaut! Die Friedensgüter, die's gewann, Die geh'n auf keine Suhhaut! Und mögen and're glänzen doch, Durch friegerische Ehren

Und mögen wieder and're noch

Durch Heirat sich vermehren, Dem grünen Lorbeer Preußens weicht Der Süden und der Norden.

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- Das Münchener Künstlertheater wird diesen Sommer anstatt Reinhardts Direktor Halm vom Berliner Neuen Schauspielhause zum Spielleiter haben. Das Repertoire bringt als Neuheit Calderons Circe " mit den grotesken Zwischenspielen und Kismet" von Knoblauch. Der Musik- Zyklus bringt als wichtigste Uraufführung" Dichterliebe " von Richard Strauß.

8ur Organisation der geistigen Arbeit hat Prof. Wilhelm Ostwald aus dem ihm 1909 zugefallenen Nobel­preis 100 000 m. gestiftet. Die von ihm begründete Vereinigung " Die Brücke", die dem geistigen Arbeiter durch umfassende und gründliche Vorarbeiten auf den einzelnen Gebieten das Arbeiten erleichtern, ihm Mühe und Zeit ersparen will", berwaltet das Kapital.

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Der Deutsche Reichstag hat bei seiner neuesten Präsidentenwahl die Farben der 1848er Revolutionäre, die Fahne der einigen großen deutschen Republik , wieder zu Ehren ge= bracht. Schwarz- Rot- Gold ist sein Präsidium, und die Farben sind in der richtigen Reihenfolge eingestellt. Die schwarze, die rote und die goldene Internationale ist oder war im Reichs­tagspräsidium vertreten. Ein guter Wiz der Weltgeschichte,