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Nr. 36. 29. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Dienstag, 13. Februar 1912.

Abgeordnetenbaus.

12. Sigung vom Montag, den 12. februar, bormittags 11 Uhr.

Abg. Dr. Trüger( Vp.) kritisiert die Praxis der Regierung bei solchen Unterstützungen. Bedauerlich sei vor allem, daß die Hilfe so spät komme. Abg. Engelsmann( natl.) wünscht, daß die Unterstügungen in allen Fällen à fonds perdu gegeben werden. einer Interpellation bedurft hat, um der Regierung Beine zu machen. Abg. Hoffmann( Soz.): Auch wir müssen bedauern, daß es erst Unerhört ist es, daß man von den Betroffenen verlangt, sie sollten Bürgschaft eines Bankiers stellen. Ich kann mir denken, daß es menschenfreundliche Bankiers gibt, die fagen: Wissen Sie, ich gebe Ihnen das Geld zinslos selber, da brauchen Sie nicht erst bei der Regierung zu betteln. In solchen Fällen muß der Staat schnell, ganz und richtig eingreifen. Damit schließt die Besprechung.

einer Anfrage mit, daß die Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin   Die Agrarier behaupten nun, die Schlächter machten so hohe das verlangte Versuchsfeld erhalten werde. Die Fonds zur Förde- Gewinne, daher stamme die Höhe der Fleischpreise. Es ist das ein rung der Viehzucht sollen auch in Zukunft nach Möglichkeit verstärkt Beichen für die angebliche Mittelstandsfreundschaft der Rechten. werden. Von der Einbringung des Fideikommißgefeges ist diesmal Zweifellos würden die Preise erheblich heruntergehen, wenn man die mit Rücksicht auf die Belastung der Session mit so großen Vorlagen Einfuhr ausländischen Fleisches zulassen würde. Nicht richtig ist, daß wie dem Wassergesez abgefehen worden. Eine Vermehrung der die Viehzüchter am Vieh nichts verdienen. Nur wird den kleinen Am Ministertisch: Frhr. v. Schorlemer, Dr. Lenge. Tierarztstellen ist in Aussicht genommen. Auf der Tagesordnung steht zunächst die Interpellation Leuten die Aufzucht von Vieh sehr erschwert durch Abg. Heine( natl.) begrüßt die Vermehrung der Mittel für die die Verteuerung der Futtermittel.( Sehr wahr! bei den Sozial­Engelsmann( natl.) und Genossen betr. die Sagelschäden Landesmeliorationen. Die Arbeiteransiedlungen schreiten noch zu langiam demokraten.) Herr v. Arnim sprach wieder für Aufrechterhaltung der im Weinbaugebiet der Nahe. borwärts. Bu bedauern ist das fortgesetzte Zurüdgehen der Bieh- Einfuhrscheine. Daß dies System eine Bereicherung der Agrarier im Abg. Engelsmann( natl.) begründet. die Jnterpellation, die zucht. In den Güterpreisen besonders im Osten ist eine ungefunde Dsten bedeutet, ergibt sich aus der eigenen Denkschrift der Re­Staatsunterstützung für die betroffenen Winzer wünscht. Die Not- Steigerung zu verzeichnen. lage der Winzer sei um so größer, da eine Versicherung gegen gierung über die Einfuhrscheine, wonach es ihr Zweck ist, die Abg. Dr. Crüger( Vp.): Auch wir erkennen an, daß für die durch den Zolltarif geschaffenen hohen Getreidepreise zu halten. Hagelschäden unter den jezigen Bedingungen der Versicherungs- Viehzucht erhebliche Mittel eingefegt find; sehr wichtig ist aber auch( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Seit 1906 find über gesellschaften sehr schwer möglich sei und da durch den Hagel die die Obstzucht. Die Anregung des Ministers, daß die Kommunen die 400 Millionen aus den Einfuhrscheinen den Großgrundbesitzern zu Ernte eines ausnahmsweise guten Weinjahres vernichtet sei. Lebensmittelversorgung mehr in die Hand nehmen sollen, wird den gefloffen, die eigentlich den Ein Regierungstommissar erklärt, daß Untersuchungen Sozialdemokraten sehr gefallen. Ebenso wie die Kommunen fönnte über die Größe des Schadens stattgefunden hätten und die Ver- das ja auch gleich der Staat tun. Witwen und Waisen der Arbeiter Sehr mittelstandsfreundlich war handlungen über die Entschädigung noch schweben. Es sollen zur ja dieſe Aeußerung nicht. Ich hoffe, daß man in Konsequenz diefes hätten zugute kommen müssen. Auch von dem lückenlosen Bolltarif, Unterstützung der Kleinen Winzer 300 000 M. à fonds perdu gegeben Standpunktes des Ministers in Zukunft eine andere Haltung in bezug nicht aber der mittlere und fleine Grundbesig. Das hat Graf den man nunmehr verlangt, hat nur der Großgrundbesig Vorteil, werden, die großen erhalten Darlehen. auf die Besteuerung der Konsumbereine einnehmen wird. Auf dem Gebiete der inneren Kolonisation find wir über die Versuche noch Hohenlohe   seinerzeit selbst zugegeben. Die wenigen tausend Groß­nicht hinausgekommen. Man hat aber gar kein so großes Anteil an der Gerste usw. Sie haben also das erheblichste Geld­betriebe haben 72,8 Proz. des gesamten Weizenbaues, 66,9 Proz. Professor Sehring im Landesökonomiekollegium ausgesprochen. In noch außerdem schwer geschädigt durch die Bertenerung der Futter­Interesse an der Bildung von Bauerngütern, das hat auch interesse an den Zollerhöhungen. Die kleinen Grundbesiyer werden der Forderung der Seßbaftmachung von inländischen Arbeitern Großgrundbesitz eine nationale Pflicht zu erfüllen. Nur muß bei der Bedingung stellen, daß eine bestimmte Menge Vieh produziert wird, stimmen wir mit Herrn v. Arnim durchaus überein. Hier hat der mittel. Sie haben deshalb in großem Umfange Vieh verkaufen müssen. Bei Verpachtung von Domänen sollte die Regierung die müssen. Bei Verpachtung von Domänen sollte die Regierung die inneren Kolonisation alles vermieden werden, um das in sozialdemo- Bedingung stellen, daß eine bestimmte Menge Vieh produziert wird, tratischen Kreisen bestehende Mißtrauen zu fördern, man wolle nur denn die geringe Biebproduktion muß jeden mit schwerer Sorge erfüllen. darauf hinaus, einen neuen Stand der Hörigen zu schaffen! Das Trogdem ist man der Meinung, die Fleischteuerung sei eine vor­Barzellierungs- und das Fideikommißgesez sollte endlich veröffentlicht fonnten, um hier Abhilfe zu schaffen. Aber die Regierung hat übergehende Erscheinung. Die Gemeinden haben getan, was sie und zur allgemeinen Diskussion gestellt werden. Der ganze Dsten fonnten, um hier Abhilfe zu schaffen. Aber die Regierung hat wird bald fideikommissarisch gebunden sein, wenn nicht endlich der ihre Pflicht nicht getan.( Sehr wahr! links.) Wir verlangen Bildung neuer Fideikommisse Halt geboten wird. Das ist ein zunächst eine Aufhebung des Gerstenzolles zur Verbilligung der Es folgt die einmalige Beratung des Staatsvertrages großer Widerspruch der inneren Kolonisation.( Sehr richtig! links.) Futtermittel. Der Minister hat in einem Erlaß auf die gute Heu­zwischen Preußen und Bayern  , Württemberg und wie groß noch die hygienischen Mißstände auf dem Lande sind, be- ernte in Steiermart hingewiesen und Staatshilfe bei der Einführung Baden zur Regelung der Lotterieberhältnisse. weist das häufige Vorkommen der Tuberkulose. Der Verlauf der solchen Heues versprochen. Ich frage: wieviel ist denn vom Staat Die Abgg. König( 3.), Dr. Arendt( ft.), Rosenow( Bp.) Eutschuldungsaktion hat unsere Bedenken gegen die Eintragung der Ber  - zu diesem Zwecke ausgegeben worden? Die Agrarier haben sich erklären fich im allgemeinen mit der Vorlage einverstanden. schuldungsgrenze durchaus als gerechtfertigt erwiesen. Redner wünscht natürlich gegen diese Heueinfuhr ausgesprochen, weil angeblich in Abg. Hoffmann( Soz.): Wir werden natürlich gegen die Vor- Auskunft, was bisher für die notleidenden Winzer geschehen Steiermark   Biehseuchen herrschten. Der Minister selbst mußte dem­Lage stimmen, da wir das Lotteriespiel für ein Uebel halten, das sei und was so schnell wie möglich beseitigt werden müßte. Wenn es dem Staate v. Woyna sprach von schweren Kämpfen, die der Landwirtschaft beim hört! bei den Sozialdemokraten.) ( Hört! für Fonds dazu vorhanden seien. Herr gegenüber feststellen, daß Steiermark   feuchenfrei sei. Bis heute haben ja die Millionen einbringt, so ist das erst recht bedenklich. Es ist dies Bolltarif bevorständen. Er hat nur nicht deutlich ausgesprochen, ob großagrarischen Bestrebungen, den fleinen Landwirten die nichts weiter als eine Dummheitssteuer.( Sehr gut! bei den Sozial- er wie Herr v. Hehdebrand auch den lückenlosen Zolltarif will oder Verbilligung der Futtermittel zu hintertreiben, bei dem Bundesrat demokraten.) Den Zusammenhalt der deutschen   Staaten zu be nur die Aufrechterhaltung der jezigen Zölle. Für die Landwirtschaft darauf an, zu verhindern, daß durch die Suspendierung der Futter­ein williges Ohr gefunden. Den Konservativen kommt es vor allem weisen, gibt es wahrlich würdigere Gelegenheiten. Es handelt sich ist die Hauptfache die gute Durchbildung der Gutsbefizer. Die hier um ein Hazardspiel, und der Staat darf sich nicht als Bankhalter Großgrundbefizer haben das ja nicht so nötig, ihre Güter werden mittelzölle ein Loch in den lückenlosen Zolltarif geriffen wird. Der eines solchen unittlichen Hazardspiels hergeben. Woher nimmt er von Verwaltern geleitet. Die letzten Wahlen haben ja gezeigt, wo- ahlausfall hat die Empörung des Volkes über die Vertenerung ſonſt das Recht, das Hazardspiel zu verbieten? Freilich wissen wir hin die Reife geht, sie bedeuten den Zusammenbruch der Herrschaft nicht nur des Fleisches, sondern aller notwendigen Lebensmittel be­ja, daß sich auch sehr hohe Herrschaften am Hazardspiel beteiligen, der Großgrundbesizer und zwar aus nationalen Gründen.( Bravo  ! wiesen. Aber der Regierung fehlt es offenbar an gutem Willen. wiesen. Aber der Regierung fehlt es offenbar an qutem Willen, ich erinnere an die Eulenburgische ministerielle Lustige Sieben.( Beis lints.) für die Arbeiter zu sorgen, sie bat nur Jutereffe für die groß fall bei den Sozialdemokraten.) agrarischen Interessen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Es ist notwendig, genauer die Verwendung der Gelder durch Kartoffeln, Butter, Milch steigen fortgefegt im Preise. Die Milch­das Landwirtschaftsministerium zu kontrollieren, das beweist die versorgung wird eingeschränkt, was eine Ausgabe von Geldern der Glogauer Fürstentumlandschaft für schwere Gefahr für die Ernährung des Volkes den Bund der Landwirte, die der Minister gebilligt hat.( Hört! bedeutet.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Wie biel hört bei den Sozialdemokraten.) Interessant war die Erklärung Hunderttausende von Kindern bekommen in Deutschland   fein warmes des Ministers in der Kommission, daß die Einfuhr von 18000 Mittag, wie viele müssen hungrig zur Schule gehen! Die Folge der Abg. v. Arnim- Büfedom( f.): Die Spannung zwischen Bieh- und Stück Rindvieh aus Schweden   feine Seuchengefahr für rücksichtslosen agrarischen Politit ist eine vermehrte Säuglings­Fleischpreisen zeigt bei Schweinen eine zu große Differenz. Hier uns bedeute. Das beweist, daß die sonst immer wiederholte Besterblichkeit, ein Rückgang der Geburten. Und wenn sich die Ar­tönnen die Kommunalverwaltungen durch geeigitete Maßnahmen bauptung, die Seuchen würden durch ausländisches Vieh eingeführt, beiter gegen diese Politit wehren, rufen die Stonservativen nach ausgleichend wirken. Ein schreiendes Mißberhältnis besteht auch nichts ist als ein Zuchthausgesehen. Auf die Not der Arbeiterklasse ist in der zwischen den Kartoffelpreisen in den verschiedenen Städten. Eine Thronrebe mit feinem Worte hingewiesen, wohl aber ist gesagt, daß Aenderung des Systems der Einfuhrscheine liegt nicht im Interesse der Landwirtschaft. Redner betont zum Schluß das Interesse der um hier im Inlande die Viehpreise möglichst hoch zu halten. Be- es der Landwirtschaft jest gut geht. Selbst das aber ist den Landwirtschaft an einheimischen, feßhaften Arbeitern. dauerlich ist der Rückgang in der Rindviehproduktion, ber 1910 noch erwähnt werden müssen, daß die Landwirtschaft augenblicklich Agrariern nicht genug, die Deutsche Tageszeitung" meinte, es hätte Abg. Wallenborn  ( 3.) bleibt auf der Tribüne unverständlich. durch die Viehzählung festgestellt worden ist. Auch der Bestand an notleide. Abg. Dr. v. Woyna( ff.): Eine wichtige Aufgabe des Staates Schweinen ist nicht gestiegen, wenn man die Steigerung der Be- Aufrechterhaltung der ungeheuerlichsten Unfreiheit der Arbeiter auf Der Reichtum der Großagrarier wird erreicht unter ift die Schaffung mittlerer Fideikommisse. Bur Schaffung eines bölkerung in Betracht zieht. Kroz alledem will die Rechte noch immer bem gambe, bes Stammes einheimischer Landarbeiter ist der Bau gesunder und auch die Grenzsperren aufrecht erhalten und fein ausländisches Fleisch hereinlassen. 1911 find 139 weniger Ochsen, 199 weniger Bullen, schöner Arbeiterwohnungen notwendig. Leider find die ländlichen 27 Kühe, 207 Jungbieb, 107 Kälber, 97 Schafe weniger geschlachtet Bauordnungen vielfach so übertrieben, daß viele Landwirte nicht in worden als 1909. Mehr sind nur Schweine, was aber den Verlust der Lage sind, eigene Arbeiterwohnungen zu bauen. Das ländliche der Lage sind, eigene Arbeiterwohnungen zu bauen. Das ländliche an geschlachtetem Rindvieh nicht aufhebt. Da braucht man sich Fortbildungsschulwesen muß ausgebaut werden. Eine Bermehrung über bas der Streistierärzte ist bringend geboten im Interesse einer wirk fameren Bekämpfung der Seuchen.

Abg. Windler( f.) erklärt das Einverständnis seiner Freunde mit der Vorlage.

Der Vertrag wird bewilligt.

Hierauf wird die zweite Lesung des Etats beim Etat der Landwirtschaftlichen   Berwaltung

fortgesetzt.

Abg. Leinert( Soz.):

Vorwand, is s

ständige Steigen der Fleischpreise

Landwirtschaftsminister v. Schorlemer teilt in Beantwortung nicht au wundern.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)

Kleines feuilleton.

Theater.

"

Lande,

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Schandflecks der Gesindeordnung. ( Präsident Frhr.   v. Erffa   ruft den Redner wegen dieses Ausbruds zur Ordnung.) Selbst Ministerialdirektor Dr. Thiel hat gesagt: auf dem Lande( im Often) beſteht vielfach noch das Hörigkeits. berhältnis."( Sört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Redner führt Fälle schwerer Mißhandlung und Beschimpfung von Landarbeitern Stoalitionsrechts für die Landarbeiter.( Sehr wahr! bei den Sozial­an. Solche Fälle beweifen am besten die Notwendigkeit des stein zu wirksamer Verkörperung. Die farbig inszenierten Straßenfämpfe der feindlichen Parteien gaben dem Ganzen einen malerisch eindrucksvollen Hintergrund

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Notizen.

dt.

Wie

wieder öffentlich sprechen. Er gründete eine gallikanische" Kirche, und seine Predigten fanden außerordentlichen Zulauf. Seinem Alter war die Genugtuung beschieden, daß sein Sohn Paul Joseph Lister. In London   ist der Chirurg Joseph Lifter im Hyacinthe Loyson  , Herausgeber der Droits de l'homme  " und hohen Alter von 84 Jahren gestorben. Er war der Arzt der aller- einer der wenigen ernsthaften Dramatiker Frankreichs  , sein Werk, vornehmsten Schichten und ein Mann, der auf seinem Spezialgebiete die Propaganda für eine unabhängige, nationale und republika­manches geleistet hat. Aber durch eine Tat, die in den Dauerbesig ische Religion, weiterführte. Hyacinthe Loyson   ist in vollkomme--Ausstellungen. Im Lichthofe des Kunstgewerbe­der Zivilisation übergegangen ist und fruchtbar weiter gewirkt und nem Frieden mit seinem Gewissen gestorben. Mag man seine Museums sind bis 24. März neuere Kunstschmiedearbeiten, be­neue gezeugt hat, ist sein Name zu dem eines Wohltäters der Bestrebungen für hoffnungslose Ideologie ansehen, so hat der sonders aus Berliner Werkstätten, ausgestellt. Menschheit geworden. Ade Fortschritte der Medizin und der merkwürdige Mann, der eben wegen seiner religiösen Leidenschaft Die Klassiteraufführungen im Neuen fgl. Chirurgie im besonderen hatten bis in die 60er Jahre des vorigen feines Charafters und feine Singebung für ethische Aufgaben das der Bächter, Dr. Helmer, mitteilt, aus gewichtigen fünstlerischen Chirurgie im besonderen hatten bis in die 60er Jahre des vorigen in Konflikt mit der Kirche geraten mußte, durch die Standhaftigkeit Opern Theater haben ein vorzeitiges Ende genommen. Jahrhunderts einem furchtbaren Feind, dem Schreden der Aerzte Anrecht erworben, in der Gedenktafel der Kämpfer für freiheit Gründen( Probenverhinderung), wie von anderer Seite behauptet und Patienten nichts anhaben tönnen: dem Wundfieber oder Hospitalbrand. Selbst eine wohlgelungene Operation machte die liche Biele eingetragen zu werden. wird, wegen mangelnden Besuchs. Derselbe Helmer hat das ges tüdische Infektion der Wunde zunichte. Nun hatte Pasteur Licht samte Krolliche Etablissement vom 1. April an gepachtet. In den berbreitet über die Bersetzungs- und Fäulniserreger, die in der Luft Theaterkasten wird zum Sommer eine Operetten- oder Opern­und überall verbreitet sind und offene Wunden infizierten. Lister Deutsches Theater: Romeo und Julia   von gesellschaft einziehen. verwertete die Erkenntnis für die Praxis und schuf das nach ihm be- Shakespeare. Moissis Romeo   mag in Zukunft noch-Rudolf Rittner  , der ausgezeichnete Künstler, der aus nannte Wundbehandlungsverfahren. Die in die Wunde gedrungenen gleichen Ruhm erwerben wie der des jungen Kainz in den achtziger der Schauspielerei ins Landleben geflüchtet war, wird in seine frühere Bilze und Keime mußten vernichtet werden und die Karbolsäure Jahren. Er hat seit jener Zeit, da Reinhardt bald nach der Ueber- Welt zurückkehren. Er ist als Sozietär und fünstlerischer Beirat war das Mittel, das er dazu verwandte. Die Antisepsis, die Unter- nahme des Deutschen Theaters ihn zum ersten Male diese Rolle der Genossenschaft beigetreten, die sich aus Mitgliedern des Leffing­drückung des Fäulnisprozesses, war die entscheidende Neuerung, die spielen ließ, eine erstaunliche Entwickelung durchgemacht. Damals theaters gebildet hat und nach Brahms   Rücktritt eine eigene Bühne er einführte. Die Desinfektion der Bunde, ihrer Nachbarschaft, schüttelte man die Köpfe. Was brachte dieser hohlwangig kränklich gründen wird. Er will junge Kräfte für den Beruf heranbilden aller Stoffe, die mit ihr in Berührung kamen, sollte die Fäulnis- ausschauende Bursch für die leuchtende Gestalt von Shakespeares helfen, dem er selbst Valet gesagt hat. Ein heimliches Theater ist im Werden begriffen. erreger vernichten. Karbol war das Schlachtgeschrei, und alle Veroneser Helden mit, wie sollte man ihm Julias Liebe glauben? Krankenstuben und Lazarette waren von ihrem penetranten Geruch eine neurasthenisch verzerrte, die abstieß, wo sie anziehen und ver- gänzlich umsonst vor geladenen Gästen spielt. Heinrich Lautensad, Wohl blizte aus den Worten und Bewegungen Leidenschaft, doch Es will den Schikanen und Tücken der Benfur entrinnen, indem es erfüllt. Selbst die Luft, mit der die Wunde in Berührung kam, führen sollte. Der Wohllaut der Verse erlosch in einer wilden, felber ein von der Zensur Gelnebelter, will die Idee verwirklichen wurde mit gestäubtem Starbol desinfiziert. Heute hat das Starbol feine Rolle ziemlich ausgespielt, bei manirierten Haft des Vortrags. Und heute? Wer Moissis Bahn und hat angeblich auch einen Mäcen gefunden fürs Nötige.( Hoffent frischen Wunden ist sie längst durch weniger reizende Stoffe erfekt. berfolgt hat, wußte, daß ihm die Kraft gewachsen. Aber er über- lich ist aber der Mäcen überflüssig.) Man plant eine Aufführung Die ganze Listersche Methode ist nicht nur verbessert, sondern durch traf noch die Erwartung. Sein neuer Romeo war eingetauscht von Wedekinds Totentanz und von anderen verbotenen Stüden. eine neue, die aseptische, ersetzt worden. Die Asepsis will alle in alle Schimmer der Poesie, bestridend in der Anmut, fortreißend Eine deutsche Nationalbücherei, die alle Arbeiten Gefahren der Infektion fernhalten, indem sie alles, was mit der in dem Feuer des Gefühls, dabei in jedem Zug von lebensbolliter zur germanischen Stammesforschung, zur deutschen Landes- uno Bunde in Berührung fommt, teimfrei macht, während Lister die Individualisierung. Gleich in der ersten Szene, wo der verwöhnte Volkskunde, zur Geschichte der Deutschen   aller Zeiten und Stämme, Keime in der Bunde selbst zu vernichten suchte. Aber der Segen wann er sich die Herzen. Weich und eigenwillig, von jeder Stulturarbeit umfassen soll, will man in Gotha   errichten. Pro­Stnabe mit seinem Schmerz um Rosalinde spielerisch pruntt, ge- zur deutschen   Sprach- und Mundartenforschung und zur deutschen  und der Wert seiner Erfindung wird dadurch nicht beeinträchtigt, daß Hemmung, die sich seinem Begehren in den Weg stellt, zu maßloser fefforen, Schriftsteller und Künstler erlaffen einen Aufruf dafür. die heutige Medizin andere Wege einschlägt. Das Ziel, bas Lifter Verzweiflung fortgerissen, knabenhaft ungestüm und in dem Un­zuerst zeigte, ist dasselbe geblieben: die Entzündung der Wunde, gestüm bezaubernd, so führte Moissi   die Rolle in einheitlichem ftellung wird 1915 in Paris   stattfinden. Die für 1920 geplante Eine internationale Kunstgewerbe Aus­das Wundfieber zu verhüten. Was wäre uniere ganze so hoch- Grundton durch. Mit der zartesten Syrit paarte sich ironisch fein- Weltausstellung wird dafür ausfallen. entwidelte Operationstechnik ohne das Hilfsmittel einer rationellen finniger Humor in der Darstellung des Liebenden, der im lleber­Wundbehandlung! Der Notschrei eines Theaterdirektors. Der schäumen seines Glüdsgefühls wie eine Windsbraut um den fried- Direktor des Naumburger   Theater erläßt eine Proflamation Bère Hyacinthe", mit seinem bürgerlichen Namen Hyacinthe lichen Lorenzo wirbelt. Johanna Terwin  , eine junge Schau- an die 30 000 Einwohner feines Wirkungsfreises, worin er sich bitter Loyson, ist am Freitag in Paris   im Alter von 85 Jahren ge- spielerin, die neulich in Nansens   Glücklicher Ehe" zum ersten über die Teilnahmlosigkeit des Publifums beklagt und den Zu­storben. Er war als junger Karmelitermönch einer der gefeiertsten Male in einer Hauptrolle hervortrat, war eine südländisch schöne sammenbruch seines 28 Personen beschäftigenden Unternehmens an­Kanzelredner Frankreichs  . In der Madeleine und in der Notre Julia, reizvoll im Ausdrud hingebend- zärtlicher Sehnsucht. Die fündigt, wenn eine ebenso verehrliche wie undankbare Bürgerschaft Dame hat er gepredigt, bis ihn sein Liberalismus in Konflikt mit leidenschaftlich- tragischen Momente gelangen nur zum Teil. nicht mehr Kunstinteresse betätigt. Besonders bemerkenswert ist, dem Vatikan   brachte. Wegen eines offenen Protestes gegen die Margarete Kupfer   spielte Julias Amme mit derb karitierender daß besagte Bürgerschaft nicht nur selber durch Abwesenheit glänzt, ultramontane Machtpolitik egkommuniziert, vollzog er am Vorabend schlagkräftiger Stomik, und so durchaus im Sinne des Textes. sondern auch minderen Volksschichten" das Theater verekeln möchte. des vatikanischen Stonzils seinen sensationellen offenen Bruch mit Wassmanns mürrischer Beter altompagnierte in gleichem Stil. Als das Gewerkschaftsfartell eine Vorstellung veranstaltet hatte, der Kirche. 1872 heiratete er. Später war er in der altfatholischen Diegelmann entwarf ein trefflich naturalistisches Porträt des tourde das Gerücht verbreitet: dem Direktor muß gekündigt werden. Bewegung tätig, erst in Genf  , dann in London  . In Paris  , wo nach alten brausetöpfigen Capulet. Mercutio   und Tybalt, die beiden Aber die Naumburger   Arbeiter wollen sich dadurch nicht abhalten der Kommune der Klerikalismus obenauf war, durfte er 1877 Haudegen, gelangten durch die Herren Wöra und Winter- laffen, weitere Vorstellungen zu veranstalten.

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