Nr. 44.
29. Jahrgang.
11. Sigung. Mittwoch, den 21. Februar, nachmittags 1 hr.
Zur Begründung der ersten Interpellation erhält das Wort Abg. Dr. Wendorff( Bp.): Der Staatssekretär hat vor acht Tagen erklärt, es schweben Erwägungen im Bundesrate über die
grundbesitz in größerem Umfange zur Viehhaltung übergehen könnte, zeitung" schreibt allerdings, sie würde die Aufhebung des Kartoffelist ausgeschlossen. Ich als Großgrundbefizer weiß am besten, daß zolles auf das lebhafteste bedauern. Es würde auch nichts nügen, das alte Wort zutrifft, daß das Auge des Herrn das Vieh mästet. die Kartoffelpreise würden dadurch nicht sinken, und sie versteigt sich Diese genaue Kontrolle ist eben dem Großgrundbesizer nicht jetzt schon zu der Behauptung, daß die deutschen Arbeiter nicht nur möglich. Daher muß der für die Viehhaltung hauptsächlich in Be- tein ausländisches Obst und fein ausländisches Fleisch, sondern auch tracht kommende Bauernstand geschützt und vermehrt werden. teine ausländischen Kartoffeln essen wollen. Der Regierung möchte ich zurufen, daß auch hier das alte Wort( Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Was fümmert denn auch die gilt: his dat, qui cito dat( doppelt gibt, wer schnell gibt).( Leb- Agrarier das Glend der Hunderttausende, sie verteuern zu eigenem hafter Beifall links.) Vorteil noch das Nahrungsmittel der Aermsten. Die Kar Abg. Bock( Soz.): toffel ist ja das armseligste Nahrungsmittel, das es gibt,
Am Bundesratstische: Dr. Delbrüd, Wermuth. Auf der Tagesordnung steht die Interpellation Ablaß und Genossen( Vp.), welche die fofortige zeitweilige Aufhebung des Zolles auf Mais und Futtergerste und die Suspendierung des am 15. Februar eingetretenen Kartoffelzolles bis zum 1. Mai fordert, Als 1902 der 8olltarif beschlossen wurde, feierte die und doch sind Millionen darauf angewiesen. sowie die Interpellation Albrecht und Genossen( Soz.), agrarische Selbstfucht und der agrarische Eigennut wahre Triumphe, Die Kartoffelnahrung steht noch noch hinter der Reisnahrung welche die Aufhebung des am 15. d. M. wieder zur Geltung ge- die Stimme der Vernunft drang nicht durch. Die Folgen haben sich der Japaner und Chinesen zurück. Aber dort entschließen kommenen Kartoffelzolles sowie die Aufhebung des Zolles auf Futter- inzwischen gezeigt. Der Landwirtschaft geht es sehr gut, aber die die Regierungen sich wenigstens zu einem Verbot der Ausgerste und Mais verlangt. Lage des Volles ist von Jahr zu Jahr eine trübfeligere ge- fuhr dieser Voltsnabrung, bei uns befindet sich die Regierung im Staatssekretär Delbrück erklärt sich zur sofortigen Beantwortung| worden. Wir stehen jetzt vor einer Zeit, die fast Zustande der Erwägung, und sie wird auch noch im Juni der Interpellationen bereit. in diesem Zustande sein. Unsere Regierung weiß lediglich die ( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) zur Hungersnot ausartet. Wünsche der Agrarier zu erfüllen.( Lebhaftes Sehr richtig! bei den Geniestreich haben sich die Herren Zöllner mit der Einvölkerung ein Kartoffelverbrauch von 114 Kilogramm pro Jahr, in Einen ganz besonderen Sozialdemokraten.) In England entfällt auf den Kopf der Beführung des Kartoffelzolls geleistet, den sie trotz des Frantreich 134 Kilogramm, in Desterreich 248 Kilogramm, Widerspruchs des Fürsten Bülow, der sich doch selbst als agrarischer Reichstanzler bezeichnet hat, beschlossen haben. Dabei in Deutschland aber 605 Kilogramm. gibt es im Deutschen Reiche große, weite Distrikte, in denen die De-( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Die Engländer und völkerung von weiter nichts lebt als von Kartoffeln, Franzosen sind also Brot- und Fleischesser, die Deutschen aber find und für die der Kartoffelzoll und die gegenwärtige Kartoffel- Startoffeleffer. teuerung geradezu ein unheil ist. Des Mittags werden die Trotzdem bringen es die Agrarier fertig, noch Massen von Kars Kartoffel als Suppe, als Brei, als Buffer genossen, des Abends als toffeln auszuführen, in diesem Jahre 2 Millionen Kilogramm. Bellfartoffel mit ein wenig Leinöl. Daher das Verschen: ( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Hier gilt auch das Wort: Wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie mit Blindheit". Kartoffeln in der Früh', Ich kann nur bestätigen, was der Vorredner über die Stimmung Des Mittags in der Brüh', der bäuerlichen Bevölkerung gesagt hat. In meinem Des Abends in ihrem Kleid, Kartoffeln in alle Ewigkeit. Kreise ist die Hälfte der Bevölkerung bäuerlich und ich habe dieses ganz außerordentliche Zunahme bäuerlicher Stimmen
Suspendierung des Kartoffelzolls.
Hoffentlich haben die Erwägungen sich inzwischen zum Beschluß verdichtet. Das Kopfnicken, das ich hier erwartet habe, ist leider aus geblieben. Die Verteuerung eines so notwendigen Nahrungsmittels wie die Kartoffel um 5 Pf. pro 10 Pfund durch den Zoll ist nicht gleichgültig.( Sehr richtig! links.) Aber wir verlangen die Verbilligung der Kartoffeln nicht nur in Rücksicht auf ihren hohen Preis, sondern vor allem mit Rücksicht auf die allgemein herrschende Teuerung in allen notwendigen Lebensmitteln ( Sehr richtig! b. d. Vp.), daß eine solche Teuerung vorhanden ist, beweist ja auch die Mehrforderung von 15 Millionen Mart für Naturalberpflegung beim Heere. Der Zusammenhang dieser Teuerung mit der Reichsfinanzreform ist ja gar nicht zu bestreiten. Für die Konsumenten ist die
Käufer von Kartoffeln als Verkäufer, denn der Ver
20 Millionen Menschen in Deutschland haben ein Einkommen unter 900 Mart. Für diese ist die Kartoffel die vorwiegende
Nahrung, und es gibt nichts härteres, als diesen Massen bas so
bereits auf den
Mal eine
Notwendigkeit. Aber auch die Landwirtschaft ist heute mehr dringende Nahrungsmittel zu verteuern. Die Agrarier haben in der Lande in die Tasche geſtedt hätten. Hätten wir das getan, danu brauch an Brenn, Fabril- und Futterkartoffeln übersteigt heute den ordentlich gesteigert; eine Mißernte in Kartoffeln ist deshalb für was wir für schreckliche Leute sind, die die Zölle abschaffen an Eßkartoffeln. Es steht auch noch nicht fest, wie viel einen großen Teil des deutschen Voltes als das größte unheil wollen usw. Wir haben den Bauern selbst ausdrücklich erklärt, daß Kartoffeln die Landwirtschaft wird kaufen müssen. Um nur Erreichbares zu fordern, verlangen wir nur die Sus zu bezeichnen.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Denn die wir Gegner der 8ölle sind, aber wir haben ihnen auch nachpendierung des Kartoffelzolls bis zum 1. Mai; Leute können sich teine anderen Nahrungsmittel kaufen, sie sind gewiesen, daß die Zölle den Kleinbauern nichts nüßen. Wir konnten uns dabei auf eine Statistik stützen, die unsere Staatsdenn dadurch fann die Landwirtschaft in teiner regierung 1904 auf Antrag des Landtags veranstaltet hat, um festWeise Schaden haben.( Sehr richtig! bei der Volkspartei.) niedrigsten Nahrungsmittelersah zustellen, wie viele von der landwirtschaftlichen Bevölkerung Nugen Man darf dieser Forderung auch nicht entgegenhalten, ihre Erfüllung angekommen. Hülsenfrüchte und Gemüse tönnen sie gar von den Agrarzöllen haben, und wobei die Regierung zu dem würde nichts nügen, weil auch im Ausland keine Kartoffeln vor- nicht mehr bezahlen. Die Arbeiter, die fleinen Beamten, Resultat tam, handen seien; in Frankreich z. B. ist leberfluß an die kleinen Bauern und Tagelöhner leiden daher auf das aller- daß von 100 Landwirten 81 keinen Nutzen von den Zöllen haben, Kartoffeln. schwerste unter den gegenwärtigen Zuständen. Nun sagt man, die Im anderen Teil unserer Interpellation wollen wir auch nicht Löhne sind ja auch entsprechend gestiegen, und will die Linke mit dem neun einen minimalen Nutzen und zehn von hundert einen mit Kanonen nach Spazen schießen und verlangen nur die Schlagwort beruhigen: teures Brot, hohe Löhne. Die Löhne find bedeutenden Rußen.( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) zeitweilige Aufhebung des Zolles auf Mais und Futtergerste. aber keineswegs in dem Maße gestiegen wie die Nahrungsmittel- Ich konnte in meinem Kreise nur in 56 Dörfer tommen, hätten wir preise.( Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Ich sehe einen der alle 156 Dörfer, die der Kreis zählt, so bearbeiten können, so wären Mit dieser Forderung befinden wir uns in sehr guter Gesellschaft. Herrn Agrarier mit dem Kopf schütteln. Nun, die sicherste, unan- die Agrarier vollständig zurückgedrängt worden. Wie Der Landwirtschaftsrat hat in Gegenwart eines föniglichen fechtbarste Lohnstatistik wird im Deutschen Reich von den Berufs - groß die Teuerung im allgemeinen ist, beweist die TatPrinzen dieselbe Forderung erhoben, freilich nicht der preußische genossenschaften geführt, in deren Listen jeder Unternehmer sache, daß bei uns in Thüringen das Pfund SauerLandwirtschaftsrat, sondern der bayerische. Auch aus dem Norden die Löhne seiner Arbeiter eintragen muß. Nach diesen Listen hatten tohl vor zwei Jahren 6 bis 8 Pfennige foſtete, kommt das gleiche Verlangen; so haben die biehhaltenden Land- wir im Jahre 1906 rund 7 513 000 Arbeiter mit einer Lohnfumme heute tostet es 16 bis 18 Pfennige.( 3uruf im wirte in Hannover diese Erleichterung verlangt. Und sie sollte von 7720 Millionen Mark. Im Jahre 1907 war die Zahl der be- Zentrum: Der ist ja zollfrei!) Ich rede von der Teuerung, um der biehhaltenden Landwirtschaft gewährt werden, denn der weitaus schäftigten Arbeiter 7 890 000, deren Lohnfumme 8418 Millionen Mart Ihnen zu zeigen, daß die Leute jetzt genötigt sind, zu dem mindergrößte Teil des Viehes in Deutschland wird von Bauern ge- betrug. Im Jahre 1910 war die Zahl der Arbeiter auf 8 291 000 wertigen Nahrungsmittel der Kartoffel zu greifen. Viel teurer gehalten.( Sehr richtig! links.) Zu alledem kommen die Schä- gestiegen, die Lohnfumme betrug 9187 Millionen. In diesen drei worden sind auch Linsen, Erbsen, Leinöl, Schmalz digungen für die kleinen und mittleren Bauern durch die Maul- Jahren betrug daher der durchschnittliche Lohn des Arbeiters und Milch. Für eine Famlie, die in einer Woche 4 Pfd. Kartoffeln, und Klauenseu che, die kaum erlöschen wird, ehe das Vieh 1027 m. resp. 1069 m. und zuletzt 1108 M. In den letzten drei 2 Pfd. Linsen, 1 Pfd. Erbsen, 1 Pfd. Del, 1 Pfd. Schmalz verwieder auf die Weide getrieben wird, Diese Schäden sind noch Jahren war der Lohn also nur braucht, beträgt die Berteuernng beim Konsumgrößer als aus der amtlichen Statistit hervorgeht, da erfahrungsberein feit 2 Jahren 3,28 m. pro Woche. Die Kartoffeln gemäß viele Fälle der Seuche verschwiegen werden. find gestiegen von 2,50 bis 2,80 M. auf 5-6 M., im Laufe der Diese Tatsache hängt zusammen mit den vielfach falschen also um 3,65 Broz., und gegenüber dem Lohn im Jahre 1906 um fezten Wochen auf 8 M. Sie werden an die armen Leute, die keinen Sperrmaßegeln.( Sehr richtig! links.) Die Regierung sollte 8 Proz. Die Nahrungsmittelpreise sind aber um weit Steller haben, pfundweise verkauft, das Pfund 8-10 Pf. Wenn ich alles zur Bekämpfung dieser Seuche tun; das ist ebenso dringend über 20 Proz, ja im legten Zeuerungsjahr um auch nur 5 Pf. Verteuerung rechne, so macht das bei 4 Pfund bei wie die zeitweilige Aufhebung der Futtermittelzölle. Diese unfere 25 Broz. gestiegen. Man hat das letzte Jahr ja als Rotjahr 5-6 Röpfen 1,40 M. die Woche aus. Das ist also im ganzen Forderung findet in der bäuerlichen Bevölkerung volles Verständnis, bezeichnet und von hoher Stelle aus von einer Fügung des Himmels 4 Mart 80 Pfennig Verteuerung pro Woche für eine und die Konservativen sind bereits auf dem bestem Wege, gesprochen. Unfere Bevölkerung wird aber viel schwerer geprüft, fleine Babl unentbehrlicher Lebensmittel.( hört! hört! bei den diese Mitläufer zu verlieren. Soweit sie sehen als durch den Himmel, denn der Himmel fann gar nicht so Sozialdemokraten.) können, sind sie ihnen schon verloren gegangen. Daß der Groß- mitleidlos fein, wie unsere Agrarier. Die Deutsche Tages- Sie wundern sich über die 110 Sozialdemokraten, der Reichs
Kleines feuilleton.
um 39 M. geftiegen,
-
Karl
Bilder aneinander. In der Kirche bei der Gedenkfeier ihres ver- dachte. Was damals als Satire empfunden wurde, mutet uns an storbenen Vaters, fällt ihr der junge Tott auf. Und während die wie Sammetpfötchen, die nicht krazen. Und die Gefühlchen oder anderen der Predigt lauschen, amüsiert sie sich damit, den Neuling Intereffchen, die zwischen den Spreeathenern und märkischen KleinEine neue Expedition quer durch Grönland wird von dänischer einzufangen für ihre Günstlings- Menagerie. Ihr liebster Zeit- städtern hin und her gingen, kommen uns desgleichen etwas waldSeite während dieses und des nächsten Jahres unternommen wer einander auszuspielen und sich an ihrer Eifersucht zu weiden. Kö- Bliß des Selbstbewußtseins auf. Aber der Humor, ja das war vertreib ist es, die Herren, die in ihren Ketten schmachten, gegen ursprünglich vor. In diesen Pfahlburgerhirnen zudt noch kein den. Die wichtigste Neuerung an der Durchführung ist die, daß diesmal der erste Versuch gemacht werden soll, statt der üblichen niglich lohnt sie solche Dienste und streut das Geld für Pomp und doch was anderes: ein wirklich dem Gemüte entsprossenes KräutHunde isländische Pferde zu verwenden. Aus diesem Grunde geht este mit vollen Händen aus. Ihr Kanzler, der berühmte Oren- lein, wird man entgegnen. Und wir wollens gelten lassen. An der die Fahrt zunächst im Mai d. J. nach Jsland, wo die Pferde aus- jerna, hält ihr vor, daß sie Millionen aus dem Staatsschatz unter- Musik von Gustav Michaelis zumal fann man sich auch noch gewählt und erprobt werden sollen, unter gleichzeitigen geologischen schlage. Slein Christel" gebärdet sich dabei, wie überall, wenn die jetzt erlaben. Schließlich sind die Stürme von Heiterfeit, die wir Untersuchungen. Um den 1. August hofft man in Danmarts Havn Rede auf ihre haarsträubenden politischen Verbrechen und Torhei- da mit den Khrißern und Pyrikern erleben, auch noch etwas wert. in Königin- Luise- Land an der grönländischen Ostküste einzutreffen, ten kommt, wie ein schwachsinniger Backfisch, der von dem Ernst Ob freilich dunnemals" noch die Weibsen in Reifenröcken und wo auch seinerzeit der auf der letzten Reise verunglückte Mylius- der Dinge teine blaffe Ahnung hat. Wichtiger als der Standal langen Hosen paradierten, mag dahingestellt bleiben; jedenfalls Erichsen zuerst landete. Dort wird überwintert und um den 1. Mai prozeß, in dem die gegen sie erhobenen Anschuldigungen geprüft besteht zwischen jenen„ Beinversteckern" und" Beinzeigern" fein 1913 die Fahrt quer über das Landeis angetreten. Von den mit- werden, ist ihr die Sorge um das neueste Ballet und um die Ge- auffälliger Unterschied." Herr Roeren Sittlichkeitschnüffeligen geführten 15 Pferden werden 9 vorher als überflüssig getötet; vor schente, mit denen sie den schwärmerischen Tott erfreuen möchte. Angedenkens- muß daran seine Freude haben. Die Erweckung der Posse mit allem Altväter Hausrat, mit dem Endpunkt an der Westküste, Upernivit, ist diesen Sommer Des Jünglings Liebesenthusiasmus steckt sie selber an. Unbebenklich ein Depot mit Pferdefutter errichtet worden. Der Proviant der verspricht sie Gustov Karl, der auch einmal ihr Liebhaber gewesen, aller stimmungsvollen Anheimeligkeit des Dekorativen und SzeniReise über das Eis ist auf 3 Monate berechnet, doch hofft man wenn er die nötigen Summen schaffe, abzudanken. Diese Szene, schen ist vortrefflich gelungen. Dazu bewegen sich die Darbietungen schon am 1. Juli am Ziel zu sein. Die Route geht ungefähr im in der Christine spaßhaft mit dem Better kokettierend das königliche aller Mitwirkenden getreulich im altgegebenen Rahmen. Buge des 77. Breitengrads; Nansens berühmte Hundeschlittenfahrt Erbe lachend wegwirft, ist eine der martant charakteristischsten Elzer als Bäckermeister Rug, Marie Gundra als dessen Frau vom Jahre 1888 führte über den 65., Bearys zwei Reisen 1891/92 Denn bald nach diesem Höhepunkt wird das Drama ein reines Ulrike, Mar Gülstorff als Barbier Naute mit dem hohen„ A“ und 1893/95 über den 78. und 81. Grad. Führer der neuen Expedi- Melodram. Als Pandora verkleidet führt Christine mit Tott in und Direktor Mar Pategg als baßgröhlender Stadtmusikus tion ist J. P. Koch, Kartologe und Hauptmann im dänischen ihrem Pavillon deklamatorisch geschwollene Liebesszenen auf, in Slobig sind einig fomisch. Fesch führte sich Käthe Lieban als Generalstab, der bereits 1900 mit Ambrup in Grönland war und deren Verlaufe der Verehrer plöblich, weiß Gott , warum, die Rolle füßholzraspelnder Sekundaner ein. Nicht zu vergessen sind zwei 1906--09 an der Whlius- Erichsen- Expedition teilgenommen hat. wechselt und die Angebetete vor allem Volt als Dirne tituliert. originelle und wibig pointierte Couplets auf Herrn v. Jagows KassaSeine Begleiter sind der deutsche Mineraloge Dr. A. Wegener, Die Kokotte verklärt sich zur armen Dulderin und brennt, als ob tionsutas( die Pferdedroschten zweiter Güte betreffend) und auf Privatdozent in Marburg , der dänische Botaniker Lundager und es damit nicht genug wäre, auch noch ein Feuerwerk historisch die rote" Hundertzehn" mit unserem„ Vize". Das übervolle Haus Brandenburge- frieschte" vor Lachen von Anfang bis zum Schluß. der Jsländer, der für die Pferde zu sorgen haben wird. Die Nüd- schillernder geputter Phrasen ab:" Ich bin eine fehr erfolgt nicht sofort nach der Ankunft an der Westküste, sondern rim Einmal dachte ich mich mit dem großen Kurfürsten zu verheiraten... denn dort an der Spree liegt die Zukunft.. Sch erst im Oktober 1913. appelliere an den Geist meines großen Vaters, der sein Leben nicht für Glaubenszwang, sondern für Glaubensfreiheit und Tolerang Königgräßer Theater: Königin Christine , hingegeben hat", usw. usw. Gustav Karl muß, von so viel Weis. Schauspiel von August Strindberg ( Die Buchausgabe er heit übermannt, allem Ernstes erklären, daß Schweden für seine schien im Verlag von Georg Müller in München .) Dies nach schöne Kusine, deren maßlos enges Köpfchen uns der Dichter eben träglich zur Strindbergfeier gespielte Drama enttäuschte noch ärger noch so überzeugend demonstrierte, zu eng gewesen sei! als der neulich aufgeführte Scheiterhaufen". Bei aller VerworHätte nicht Jrene Triesch den lockenden Leichtsinn und die renheit im einzelnen, war der Dichter hier in seiner Auffassung boshaft eigensinnige Tüde in den ersten Aufzügen zu so wunderder Hauptperson, der schuldigen Mutter, bis zum Ende treu ge- bar lebendigem Ausdruck gebracht, dann würde die Gesamtbilanz blieben. Christine aber, die Tochter Gustav Adolfs , wird erst als des Abends mit einem mächtigen Defizit geschlossen haben. Nur eine hirn- und herzlose mannstolle Buhle dargestellt, um dann am daß in dem gegebenen Rahmen sich Gelegenheit zu einer solchen Schlusse des Stüdes in bengalischer Beleuchtung als unverstandene schauspielerischen Leistung bot, kann den Versuch entschuldiger, ein Individualität zu paradieren. Die beißerde Ironie schlägt um in Wert von so unheilbaren organischen Gebrechen der Bühne zuzueinen Ton bewundernder Verliebtheit, die hinter zerfahrener Flach- führen. Der Beifall biieb gering. heit allerhand verborgene Tiefen sehen will. Dem psychologischen Schillertheater Charlottenburg : Interesse an der Schilderung eines zur Kofottenlaufbahn vorbe Khriz stimmten Weibchens, das ein boshafter Wizz des Schicksals auf Phriß von H. Wilken und D. Justinus. Es hat eine Zeit einen Thron verschlägt, bricht dieser pathetisch, prätentiöse Schluß gegeben, da der anheimelnde Doppelname diefer luftigen Gesangs die Spitze ab. Vielleicht, daß dem Verfasser Zweifel famen, ob er posse schlagwortartig durch ganz Deutschland ging. Das ist genau mit seiner typisch Strindbergschen Charakteristik der Königin nicht 30 Jahre her. Nun ist sie wieder aus der Theaterbücherei hervordie Geschichte allzusehr vergewaltigen und daß er mun, um die geholt worden. Ob mit Berechtigung oder nicht bedarf keiner Sache hinterher ins Gleichgewicht zu rücken, sich zu der wunder- Untersuchung mehr, da das Werkchen anläßlich seiner WiederLichen Reverenz herbeiließ. aufführung selbst seine Unverwüstlichkeit bewiesen hat. Aller AltDas Drama spielt vor dem Uebertritt Christinens zum Ratholi- jungfernrunzeln und Krähenfüße" zum Trop! Denn es muß gismus, zur Zeit, da sie zugunsten ihres Vetters Gustav Karl, des doch gesagt werden, daß das Berlin von 1881 bis zum Einbruch der päteren Sarl X. auf die Strone verzichtete. Lose reihen sich die" Moderne" noch sehr anspruchslos war und recht spießbürgerlich
Theater.
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dt.
Notizen.
e. k.
- Bühnenchronit. Lucie öflich, die sich vor zwei Jahren vom Deutschen Theater verabschiedete, um Familienmutter au werden, ist dort am Dienstag wieder aufgetreten. Sie spielte unter dem Decnamen Linda Rehem das Gretchen.
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Das Rauch- Museum in der Klosterstraße, das die Originalmodelle zu Rauchs Denkmälern und Büsten enthält, foll nach den Vorschlägen feines neuen Direktors Madowsky erweitert werden. In einem Neubau, der wegen der Untergrundbahn erforderlich wird, soll die Berliner Skulptur in ihren führenden Meistern, besonders aber Schadow, eine Stätte erhalten.
Theaterfürsten und Theatertöniginnen. Felig Schweighofer soll zwei und eine halbe Million Mark hinterlassen haben, selbst für einen erfolgreichen Komifer eine schöne Summe. Das„ Berliner Tageblatt" bespricht den Fall und knüpft daran die Bemerkung:„ Heute gibt es Theaterfürsten und Theaterköniginnen, die so tun, als ob vom Leben der Bühne auch das Leben des Landes abhinge. Sie haben ihren Hofftaat, ihre Schmeichler, ihre offiziöse Bresse, sogar ihre Gelehrten. Sie gewinnen Reichtümer, um sie zu verschwenden; eine Million ist ihnen wenig... dieser Steigerung der Bedürfnisse und Impressionen ist es schwer, nach alter Strämerfitte noch etwas zurückzulegen, wie Felig Schweighofer es getan hat.
Der Mimenkultus wird natürlich von den Kreisen des„ Tageblatts" verabscheut, und es selber ist nicht die offiziöse, sondern schon die offizielle Breffe diefes neuen Heroenfultus.