GewerfefcbaftUcbea. Die Cndlvickelung der beiden Bergarbeiter» verbände. Nachdem nun auch der Jahresbericht des Christlichen Bergarbeiter verbände» vorliegt, erscheint— besonders in der jetzigen Zeit der Lohnbewegung, an der der Christliche Verband sich nicht beteiligen will— eine Gegenüberstellung beider Verbände in ihrer Entwickelung sehr interessant. Die Einnahmen beider Organisationen betrugen: Bergarbeiter- verband Beiträge...... 2 239 468,68 W. Eintrittsgeld.... 15575,20, Extrabeilräge.... 46 131,90, Streikbeiträge.... 19 907 75„ Summa. Christlicher Gewerkverein 1 188 649,74 M. 8 077,— 1 146 626,75 M Verband.. Gewerkverein, . 2 322 083,53 M. Da» Uebergewicht des Bergarbeiterverbande» tritt klar hervor, Die Mehreinnahmen de» Verbandes betrugen 1 175,456 M. Auch die Einnahmen des BergarbeiterbandeS an Beiträgen sind im letzten Jahre gestiegen, während die des Gewerkvereins christlicher Bergleute gesunken sind. Einnahmen für Beiträge 1910 1911 2 122 877,66 2 239 463,68+ 116 591,02 M. 1 138 866,25 1 188 549,75— 816,50 M. Wir haben guten Grund zu der Annahme, daß der Rückgang der christlichen Organisation viel stärker ist, als er in der Beitrag» leistung zum Ausdruck kommt. Die beweglichen Töne des christ lichen Organ»»Der Bergknappe' über diesen Rückgang lassen unsere Annahme auch berechtigt erscheinen Riesig groß ist der Unterschied der beiden Organisationen in der Ausgabe. Der Bergarbeiterverband hatte schwer« Kämpfe zu führen, während die christliche Organisation nichts tat oder Kämpfe unmöglich zu machen suchte.— Die Ausgaben der beiden Ver- bände betrugen: Streik- und Gematzregelten- Unterstützung..... Sterbegeld....... Arbeitslosenunterstützung.. Krankenunlerstützung... Prozesse, Strafen u. Rechtsschutz Verband 1592 321 M. 91776, 33 031. 851425, 111238. Gewerkverein 163 965 M. 75 680, 4 355. 214 949, 67 822. sich bescheiden mußte, wegen groben Unkug» ia V M. Geldstrafe zu beantragen, denn— die bloß» Ausstellung ver Strerkposten habe schon«me große Beunruhigung unter den Lrbetr«wtlligen hervor- gerufen. Trotz dieser scharfsinnigen Begründung mußte der Herr Vertreter der Anklage den Schmerz erleben, daß da» Gericht den Angeklagten freisprach. _ Zur Lohnbewegung der oberschlesischen Bergarbeiter. In einer Konferenz von Vertretern der Bergarbeiter- organisationen wurden nochmals die Arbeitsverhälmisse der ober- schlesischen Bergarbeiter besprochen und nach längerer Beratung wurde der Beschluß gefaßt, an den Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Verein als Vertretung der oberschlesischen Berg. Werksbesitzer sofort eine Eingabe einzureichen, in der eine Erhöhung deS Arbeitsverdienstes um 15 Proz. gefordert wird. Diese Forderung ist von Vertretern folgender Organisationen unterzeichnet worden: Verband der Bergarbeiter Deutschlands <Sitz Bochum ), Polnische Berufsvereinigung(Abt. Bergarbeiter). Verband der katholischen Arbeitervereine(Sitz Berlin , Gewerkschaft Bergarbeiter), Christlicher Gewerkverein der Bergarbeiter Teutschlands(Sitz Essen), Gewerk- verein der Bergarbeiter H.-D.(Sitz Oberhausen ).— Es ist das erstemal, daß die Bergarbeiterorganisalionen in Oberschlesien zu gemeinsamem Vorgehen sich aufraffen. Durch diese Einigkeit und Geschlossenheit der oberschlesischen Bergarbeiter gewinnt die Lohn- bewegung an Wucht und Nachdruck. Unternehmerspese«! Ein gelber Werkverein, der bisher vorwiegend bei Krupp sein arbeiterschädigendes Unwesen trieb, bat nun eine große Pro- paganda über das ganze Ruhrrevier entfaltet. Die Kosten dafür, 100000 M., werden von der Firma Krupp gedeckt. Solche Spesen machen sich durchaus bezahlt, vielfach sogarl Vor einiger Zeil wurde auf Lohn- reduklionen bei Krupp hingewiesen, der gelbe Führer bezeichnete die Mitteilung als Schwindel. Nun sind in der Kanonenwerkstait XI offiziell folgende Kürzungen der Tagelöhn« bekannt gemacht worden: Schleifer 40-100 Pf., Dreher 30 Pf., Schlosser 70 Pf.- so machen sich Spesen bezahlt I_ Die Schlächtergesellen von Vegesack und Kreis Blumen- t h a l stehen in einer Lohnbewegung. Der Zcntralverband der Fleischer, Ortsverwaltung Bremen , hat den Meistern einen Tarif unterbreitet, wonach eine tägliche Arbeitszeit von 12 Stunden inkl. Pausen gefordert wird. Ferner wird für Gesellen bis zum Alter von 20 Jahren ein wöchentlicher Mindestlohn von 13 M.. für ältere Gesellen ein solcher von 16 M. verlangt. Ueberstunden sollen mit 50 Pf. vergütet worden. Falls der Geselle nicht im Hause des Meisters logiert, so ist er dafür pro Woche mit 3,50 M. zu ent« schädigen. SonntagSarbeit soll im höchsten Falle nur bis zu drei Stunden ausgedehnt werden. Die Organisation der Meister ist er- sucht worden, sich bis zum 28. Februar zu dieser Angelegenheit zu äußern. Die Gesellen sind sämtlich organisiert. Differenzen im Bremer Bäckergewerbe. Nach dem Tarif für das Bremer Bäckergewerbe ist Kost und Logis im Hause des Meisters nicht gestattet; der Minimallohn soll 22—24 M. pro Woche betragen. Durch eine Umfrage des Verbandes der Bäcker ist jetzt festgestellt worden, daß sich 170 Gesellen in 130 Bäckereien gegen ihren Willen in Kost und LogiS befinden. Alle bisherigen Versuche der Gesdllenvertreter, in der SchlichtungS- kommission gegen die Tarifbrecher vorzugehen, scheiterten an dem Widerstande der Meister. Die Gesellen verlangen nunmehr eine korrekle Einhaltung des Vertrages. Sie beschlossen daher, daß ihre Vertreter in der Schlichtungslommission den Antrag stellen sollen, diese möge beschließen, daß über alle tarifbrüchigen Bäckermeister und alle Wiederverkäufer, die von diesen Ware beziehen, die Sperre bezw. der Boykott verhängt wird. Falls die Schlichtungskommission nicht darauf eingeht, soll beantragt werd««> daß die tarifbrüchigen Unternehmer der Organisation der Gesellen zu weiterem Vorgehen freigegeben werden sollen._ Zerstörte Terrorismuslegende. Aus Halle a. S. berichtet man uns: Gelegentlich de» im August v. I. auf dem Zementwerk Grünau bei Nielleben aus- gebrochenen Streiks hatte die bürgerliche Presse wieder einmal ein furchtbares Terrorismusgeheul über angebliche Taten der Strei- kenden angestimmt. Am Streike nickt beteiligte Personen waren eines Abends mit rabiaten Arbeitswilligen in Differenzen geraten und hatten einige Fensterscheiben der Fabrik eingeworfen. Die Scharfmacherpresse schrieb damals von einem.Landfriedcnsbruch', der das Schwurgericht beschäftigen werde, usw. Vorgestern kam nun endlich der langersehnte Prozeß vor dem Schöffen- g e r i ch t zur Verhandlung. Tie Arbeiter Rauhe und Stein- b a ch von Nietleben, die damals als Leiter des Streike? bezeicknct wurden, sollten sich am 21. August v. I. der Bedrohung, der Nöti- gung durch Körperverletzung und de? Vergehens gegen 8 153 der Gewerbeordnung schuldig gemacht haben. Alle diese Straftaten sollten sie fünf Arbeitswilligen gegenüber begangen haben, die von Breslau kamen. Nach der Vernehmung der fünf Arbeitswilligen, k die eidlich bekundeten, von den Streikenden in keiner Weise' bedroht worden zu sein, und nur betätigten, im Streik- lokal gepflegt worden zu sein, sowie das Geld zur Rückreise in ihre Heimat erhalten zu haben, wurde seitens de? Gerichts auf den angebotenen Entlastungsbewcis verzichtet. Da» Schöffengericht erkannte auf die beantragte Freisprechung der beiden Angeklagten. führen, finde aber im Gesetz keine Grundlage. E» sei hier zu be- rücksichtigen, daß da» Gesetz über den Versicherungsvertrag im§ 159 für den Fall ver Kinderversicherung ausdrücklich Bestimmungen treffe, die die Direktive geben für diese Versicherung. Von einer Karenzzeit sei da nicht die Rede. Im übrigen sei aber da» Statut nach jenen Bestimmungen eingerichtet, das heißt es widerspreche ihnen nicht. Die Ansicht des Polizeipräsidenten, daß die fragliche Bestimmung dem Gesetz widerspreche, sei daher verfehlt. Finde aber die Forderung des Polizeipräsidenten im Gesetz keine Be- gründung, dann müsse sie außer Kraft gesetzt werden. Krankenkaffenwahl in Stolp . Bei der am 20. Februar in Stolp in Pommern stattgefundenen Wahl von Arbeitnchmervertretern siegte die Liste der vom Gewerk- schaftskartcll aufgestellten Kandidaten mit 785 Stimmen gegen 535 des christlich-nationalen Mischmaschs. Der Sieg ist um so bemerkenswerter, als unsere Genossen seit sechs Jahren vergeblich einen zähen Kampf führten. Hoffentlich bleibt der Sieg ein dauernder._ Kampf um das Mandat eines sozialdemokratischen Gemeinde- Vertreters. In Althaldensleben im Regierungsbezirk Magdeburg war am 15. März 1910 der sozialdemokratische Kandidat, Handschuhmacher Ring, mit 117 Stimmen gegen 100 Stimmen, die auf die beiden Gegenkandidaten fielen, gewählt worden. Tie Gemeindevertretung erklärte auf einen Einspruch hin die Wahl für ungültig. Sie schloß sich dem Protest an, in dem unter anderm behauptet worden war, oatz bei der Wahl des Wahlvor- standes, beziehungsweise der Beisitzer, etwa 10 Personen mitgewirkt hätten, welche nicht zu den eingeschriebenen Wählern gehört hätten. Ferner sei es so voll im Saal hätten in den Saal gelangen daß manche Wähler nicht önnen. Manche hätten au» dem Haufen heraus den Kandidaten gerufen. Auf die Klage Rings, der die Angaben deS Proteste» bestritt, erklärte der Kreisausschuß seine Wahl für gültig. Das Kreis- gericht führte aus, es habe sich um den größten Saal deS Ortes gehandelt, der für alle Platz gehabt habe. Wenn einer wirklich nicht hineingekommen sei, dann würde dessen Stimme am Resultat« nichts geändert haben. Der Bezirksausschuß Magdeburg erhob � Beweis und erklärte unter Aufhebung des Urteils des Kreisausschusses die Wahl für ungültig. Er führte aus: Ter Zutritt zum Lokal sei durch die am Eingang herumstehenden Leute außerordentlich erschwert ge« wesen. Das habe der Bezirksausschuß für erheblich gehalten. Die Aussagen der Zeugen wichen ja nun zum Teil voneinander ab. Das erkläre sich daraus, daß jeder zu einer anderen Zeit das Wahl- lokal aufgesucht habe. Soviel gehe aber daraus hervor, daß oer Zutritt zum Wahllokal nicht unerhebljch erschwert gewesen sei. DaS genüge, um das Endergebnis zu einem zweifelhaften zu machen, zumal wenn man enväge, daß zahlreiche Leute bei einer Schwierigkeit, ins Wahllokal zu gelangen, ton der Wahl ganz ab- sähen. Ziehe man in Betracht, daß die MWorität keine große ge, Wesen sei und einige weggegangen seien, ohne zu wählen, dann müsse man dazu kommen, daß daS ErgehniS nicht als der reine Ausdruck des Willens der Mehrheit gelten könne. Da Wahl müsse daher für ungültig erachtet werden. Genosse Ring legte Revision ein, welche in der Verhandlung am Dienstag der Rechtsanwalt Dr. Kurt Rosenberg vertrat. Der Anwalt rügte nach verschiedenen Seiten das Urteil als durchaus unzulänglich. Unter anderem hob er auch hervor, daß der Ver- treter der Gemeindevertretung in Abwesenheit des Kläger? vor dem Bezirksausschuß behauptet habe, die Ungemütlichkeit im Lokal(er meint das Zusammenstehen der Wähler an der Tür) auf eine Ab- ficht der Sozialdemokratie zurückzuführen sei, die Wahl zu stören. Möglicherweise sei der Ausfall des Urteils der Vorinstanz darauf zurückzuführen. Eine solche Absicht habe aber nicht im mindesten bestanden. Die Sozialdemokraten hätten eher ein Interesse daran gehabt, daß noch mehr Wähler erschienen. DaS Urteil sei übrigen» schon rein rechtlich unhaltbar. Das Lberverwaltungsgericht hob das Urteil des VezirkSau?» schusses auf und verwies die Sache an die erste Instanz, den Kreis. -auSschuß, zurück. ES wurde ausgeführt: Es sei ein Rechtsirrtum, wenn der Bezirksausschuß davon ausgehe, daß die Wahl ungültig sei, weil, wie er sage, die Wahlteilnahme nicht unerheblich erschwert gewesen sei. DaS genüge nach Ansicht des LberverwaltungSgerichtS durchaus nicht. Nur eine tatsächliche Verkümmerung der Wahl würde sie ungültig machen. Eine solche sei aber durch da» Zu- sammenstehen an der Tür nicht herbeigeführt worden, wie bei freier Beurteilung angenommen werden müsse.— Der KreiSauS- fchuß müsse sich aber deshalb nochmal mit der Sache befassen, weil in den Urteilen gar nicht der Einwand berücksichtigt worden sei, daß es bei der Wahl der Beisitzer deS WahlvorstandeS nicht richtig zugegangen sei. Der Wahlvorstand sei aber so wesentlich, daß Fehler bei seiner Wahl die Wahlhandlung ungültig machen. 2 179 841 M. 531771 M. Die Ausgaben für BerbandSorgane und Bildungszwecke be trugen beim Bergarbeiterverband 136 052 M.. beim Gewerkverein 113 510 M. Noch größer tritt die Untätigkeit der größten christlichen Arbeiterorganisation hervor, wenn die in den letzten sechs Jahren für Streikunterstützung gemachten Ausgaben zusammengerechnet Werden. Es gaben an Streik- und Gemaßregeltenunterstützung aus 1906—1911 Bergarbeiterverband.. 3 191 924 M. Gewerkverein.... 863 037. Der Vermögensbestand betrug am Jahresschluß beim Berg- arbeiterverband 3 711 935 M., beim Gewerkverein 2 101 722 M. Hätte der christliche Gewerkverein auch annähernd solche Kämpfe ge- führt wie der Bergarbeiterverband, er wäre vollständig finanziell aufgerieben. Bor Kämpfen hütet sich aber diese Organisation. An- scheinend soll e» auch für die Zukunft so gehalten werden.— Werden die christlich organisierten Arbeiter noch länger auf eine wirkliche Interessenvertretung verzichten? Kerlin unck Umgegend» Die Kernmacher und der letzte �ormerstreik. Die in den Eisengießereien beschäftigten Kernmacher und Kernmacherinnen versammelten sich am Mittwochabend in den .Borussia-Sälen', Ackerstraße, zu einer Besprechung über d i e Lage nach dem Streik. Tie Kernmacher haben sich damit abfinden müssen, daß für sie bei dem Abschluß des Streits keine Verbesserungen erreicht wurden; aber sie sind empört darüber, daß sie sich in vielen Betrieben Verschlechterungen ihrer bisherigen Lage gefallen lassen sollen. In der A. E. G., Turbinenfabrik und Esiengießerei, mußten sich die Kernmacher gegen Lohnkürzungen energisch zur Wehr setzen; auch mit der Wiedereinstellung der Kernmacher ließ man sich dort viel Zeit und der 31. Januar war schon verstrichen, als die letzten wieder eingestellt wurden. Bei B o r s i g ist manches schlechter bestellt als vor dem Streik. Bei Gebauer herrschte über Lohnkürzungen so viel Unzufrieden- heit, daß ein Streik der Kernmacher ausbrach, der 14 Tage dauerte. bis man das Versprechen einer Zulage von 2 Pf. erhielt. Es wurde empfohlen, den Betrieb von Gebauer möglichst zu meiden. Bei L. L o e w e hat sich an den bisherigen,.sehr verbesserungsbedürftigen Zuständen nichts geändert. Hier klagen besonders die Kernmacherinnen über rücksichtslose Ausbeutung ihrer Arbeits- kraft. Am Streik hatten sich alle Kernmacherinnen, 36 an der Zahl, beteiligt. Während davon 8 andere Arbeit fanden, hielten die übrigen 23 aus bis zum letzten Tage. Sie müssen— bei gleichen Leistungen— 40 Proz. billiger jabeiten als ihre männlichen Kol- legen. Bei der Abrechnung würden oft so viele Schwierigkeiten gemacht, daß manche mit Abschlagslöhnen von 2, 4, 8 und 9 M. pro Woche nach Hause gehen müssen. In einem Falle erhielt eine Arbeiterin 50 Pf. als Abschlagslohn für die Woche. Obgleich wenig zu tun ist, werden immer neue Leute eingestellt, um dadurch einen Druck auf die übrigen Arbeiter auszuüben. Die Verhältnisse in zahlreichen anderen Betrieben wurden noch einer Kritik unterzogen, wobei mehrfach auf die Schäden der Ueberstundenarbeit hingewiesen wurde. Die Kernmacher sind nicht gesonnen, sich Verschlechterungen ihrer Loge gefallen-zu lassen. Als vorheugende Mahregeln werden empfohlen, W e r k st a t t- Versammlungen mindestens alle 4 Wochen abzuhalten, um gegen D Mißstände und Schäden sofort gemeinfam einschreiten zu können; ferner tüchtige und erprobte Vertrauens- l e u t e zu bestellen, und dann gegen die Ueberstunden- arbeit energisch Front zu machen, was um so mehr notwendig ist, als für die Ueberstunden keine Extravergütung gezahlt wird. Die Kernmacherinnen sollen möglichst unterftützt werden, um Widerstand gegen weitere Bedrückung leisten zu können. Eine gute Organisation und die Bekämpfung der Gelben darf nickt vernach- lässigt werden.— Die Versammelten waren mit diesen Vorschlägen durchaus einverstanden; allgemein wurde betont, daß man allen Verschlechterungen der Lage den nötigen Widerstand entgegensetzen müsse._ Achtung, GastwirtSgchilfen! Die Lohnbewegung im„WirtS- Haus zum Hackepeter", Inhaber R i e m a n n, Kommandanten» straße 72, ist beendet. Der vorgelegte Vertrag ist unterschrieben, und die gestellten Forderungen sind bewilligt. Verband deutscher GastwirtSgehilfen. Ortsverwaltung Berlin I . Deutsches Reich . Streikposten, eine Beunruhigung der Arbeitswilligen. Weil sie sich gegen Reckt und Gesetz anläßlich des Streiks der Porzellanarbeiter in Neuhaldensleben vergangen haben sollten, und zwar bei ihrer Tätigkeit als Skreikposten, hatten sich acht Angeklagte vor dem Schöffengericht Neuhaldenslede» zu ver- antworten. Obwohl nicht weniger als ein Polizei kommissar, vier Polizeibeamte und zwei Arbeilswiilige als Zeugen aufgeboten worden waren�fiel das Beweisergebnis so mager aus. daß der AmtSanwall..._________________ Verantw. Redakteur: BlbertWachS, Berlin . Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Beri-n. Druck U.Verlag: Vorwärts Buchdr.u, Verlagsanstalt PaulSingeraEo., Berlin LW. Hierzu 3 Beilagen u.UnterhaltungSbl. Soziales. Ist bei Kinderversicherung gegen Strrbefall eine Karenzzeit erforderlich? In einem Rechtsstreit der Sterbrkass« ehemaliger Pflugscher Arbeiter zu Berlin gegen den Berliner Polizeipräsidenten als Auf. ichtsbehörde war diese, für alle entsprechenden privaten Versiche- rungsverträge wichtige Frage zu entscheiden. Die genannte, seit 1869 bestehende Kasse hat in ihrem§ 15 die Sätze aufgeführt, welche als Sterbegeld gezahlt werden. Bei Kindern bis zu vier Jahren beträgt danach das Sterbegeld 20 M., es wird also auch schon bei Kindern gezahlt, die weniger als ein Jahr alt sind. Das Statut wurde genehmigt. Nachträglich machte aber eine andere Sterbekasse, der die Genehmigung zur gleichen Fassung nicht gegeben wurde, die Aufsichtsbehörde darauf aufmerk- am, daß ja doch die Kasse ehemaliger Pflugscher Arbeiter schon Sterbegeld beim Verscheiden von Kindern unter einem Jahre zahlen dürfe. Der Polizeipräsident erließ nun an die Sterbekasse ehemaliger Pflugscher Arbeiter, beziehungsweise an ihren Vorsitzenden Gustav Wcgner, unter Berufung auf das Reichsgesetz über die privaten Versichcrungsunternehmungen von 1901 und auf§ 159 des ReichS- gcsetzes vom 30. Mai 1908, betreffend den Versicherungsvertrag. eine Aufsichtsverfügung. Darin wurde gesagt, daß daS Statut den Anforderungen, die an eine Kinder-Sterbegcldversicherung gestellt werden, insofern nicht entspreche, als eine Karenzzeit für die Kinder bis zum vollendeten ersten Lebensjahr gefordert werden müsse. Der Vorsitzende wurde deshalb aufgefordert, durch eine Kassenver- ämmlung eine Beschlußfassung dahin zu veranlassen, daß durch las Statut hinfort festgelegt wird, daß beim Tode von Kindern vor Bollendung des ersten Lebensjahres überhaupt kein Sterbegeld gezahlt wird.- �. Wegner klagte auf Aufhebung dieser dem Gesetz wrdersprechen. den Verfügung. Das Oberverwaltungsgericht gab dieser Tage der durch den Vorsitzenden Gustav Wegner persönlich vertretenen Klage statt und etzte die Verfügung de» Polizeipräsidenten mit folgender Be- gründung außer Kraft: Allerdings könne nach dem Gesetz über die privaten Versiche- rungsunternehmungen die Aufsichtsbehörde Anordnungen treffen, das Statut dem Gesetze entsprechend zu machen. Die Anordnung de? Polizeipräsidenten, die von ihm verlangte Karenzzeit einzu- Letzte Nachrichten. Zum Kohlengrabcrstreik in England. London , 22. Februar. Amtlich wird gemeldet: Auf Vorschlag des Premierministers A s q u i t h haben die Kohlenbergwerkbesitzer ein Komitee für weitere Verhandlungen mit der Regierung ernannt. Vertreter der Bergarbeiter werden am Dienstag wieder mit dem Premierminister zusammentreten. Russische Hängepolitik. Teheran , 22. Februar. Wie die.Franks. Ztg.' meldet, wurden heute 4 Verbrecher öffentlich aufgehängt; weitere sollen folgen. Die Regierung will ihre Stärke beweisen. Russischer Studeutenstreik. Petersburg, 22. Februar. (P.-C.) Eine Gruppe Petersburger Hochschüler hat eine Aktion eingeleitet, die bezwecken soll, einen allrussischen Studentenstreik herbeizuführen. In einer veröffent- lichten Proklamation wird einerseits auf die mißlichen Verhältnisse an den Hochschulen hingewiesen, andererseits der zehnte Jahrestag der Kiewer Studentenunruhen erwähnt, der nicht unbeachtet ge» lassen werden dürfe. Die Führer der Aktion haben sich bereit» mit den Studenten fast aller russischen Hochschulen in Verbindung ge- setzt und hoffen zum Anfang März mit dem Generalstreik der ge- samten russischen Studenten emsetzen zu können. Aus der Aviatik. Pau, 22. Februar.<W. T. B.) Der Flieger V e d r i n e» hat 100 Kilometer in 37 Minuten. 200 Kilometer in 1 Stunde 15 Mi- nuten durchflogen und damit einen neuen SchnelligkeitSrekord auf. gestellt;_ Sturmwetter an der atlantischen Küste. New Nor», 22. Februar.(W. T. B0 Seit der Nacht vom 21. Februar wütet an der atlantischen Küste ein heftiger Sturm. Eine Anzahl Personen wurden durch einstürzende Schornstein, verletzt und von dem Sturm zu Boden geworfen. Bei Norfolk (Virginia ) sind fünf Dampfer gestrandet, darunter ein eng. lischer. Erdbeben in Südamerika . San Juan del Sur(Nikaragua ). 22. Februar.(W. T. B.) Au» Kostarika werden andauernde Erdstöße gemeldet.
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