Kr. 45. 29. Iahrglllly.2. KilU des„öotiüSrts" ßetliuti DsIdsdlMfitHag, 23. iAim 1912.Bus einer kleinen Stadt.In F i dd i cho w, einem kleinen Städtchen bei Stettin, hatsich der dort amtierende Bürgermeister Äoebel recht un»beliebt gemackt, weil er sich in seiner Amtsführung nicht der erforderlichen Objektivität befleihigt. Verschiedene Vorkommnissehaben eine Unmenge von Zündstoff in der Bürgerschaft aufgehäuft,der zu einer Entladung drängte. Am 26. Oktober vorigen Jahressuchte der Kaufmann Kütbach den unhaltbaren Zuständen inFiddichow ein Ende zu bereiten, indem er eine Depesche anden Kaiser sandte, in der einige Angriffe gegen die Amts-tührung Goebels enthalten waren und gesagt wurde:„SeineMajestät räume auf mit derartigen unfähigen Beamten," damitnicht der Kreis sozialdemokratisch werde! Der naive Patriot hattesich von der hurrapatriotischcn Hohenzollernverhimmelung blendenlassen und glaubte, er brauche sich nur an den Kaiser zu wenden,dann würden die Fiddichowcr Verhältnisse objektiv untersucht unddie Mißstände abgestellt. Kütbach sollte eine bittere Enttäuschungerleben. Die Dcpescke wurde an den Greifenhagener Landratweitergegeben, der einige Freunde de» Bürgermeisters über dieZustände in dessen VcrwaltungSbereich vernahm und so natürlichalles in bester Ordnung fand. Die weitere Folge der Kaiser-depesche war. daß Bürgermeister und Magistrat vonFiddichow sich beleidigt fühlten und die Stettiner StaatSan-waltschaft auch Anklage wegen Beamtenbeleidigung er-hob. Am Montag fand die Verhandlung vor dem StettinerLandgericht statt. Ueber 66 Zeugen wurden vernommen, abernicht einer war unter ihnen, der etwas zugunsten des Bürger-meistcrs sagen konnte. Vom Pastor und vom Stadtverordnetenvorsteher bis zum Arbeiter und Nachtwächter gaben sie einmütigdas Votum�ab: Der Bürgermeister handelt par-t e i i s ch. Seine Freunde dürfen sich erlauben, was anderenLeuten Polizei strafen einbringt. Bei Verhängung vonPolizeistrafen werden die Besitzenden milder, die Ar-beiter schärfer angefaßt. Der Pastor bekundet:„Den Ein-druck, daß Goebel parteiisch handelte, hatte in Fiddichow� jederanständige Mensch." Und Dr. med. Krätzin, der Stadtver-ordnetenvorsteher, deponierte:„In der Stadt herrschte großeFurcht vor dem Bürgermeister. Alle trauen ihm zu,daß er sie schädigen würde, wenn sie anders handeln, als demBürgermeister lieb ist. Die Geschäftsleute lassen sich in ihrenHandlungen von der Ansicht leiten, daß ihnen Schaden er-wächst, wenn sie gegen Goebel Front machen. Auchmeine Ucbcrzeugung ist, daß er parteiisch handelt. Namentlichunter den Arbeitern ist eine große Mißstimmung und ich bin überzeugt, daß das Fiddichower Reichstagswahlergebnisdadurch in erster Linie verschuldet ist."(Unsere Stimmenzahlwuchs dort von 131 auf 243. D. Red.) Ein Gastwirt, bei dem diegewerkschaftlich organisierten Arbeiter ihre Versammlungen ab-hielten, erhielt wegen Uebertretung der Polizeistunde Strafver-fügungen auf Strasverfügungen, die auf richterliche Entscheidungalle reduziert wurden. Wo der Bürgermeister selbst überdie Polizeistunde hinaus kneipte, blieb es bei bloßen Verwarnungendes Wirtes. Ein zur Probe angestellter Polizeibeamtcr wurde s ofort e n t l a s s e n, als er mit einem Freund des Bürgermeisterein Differenzen geraten war. weil er sich dessen Uebergriffe nichtgefallen lassen wollte. Die Tochter des befreundeten Beigeordnetenwurde mit nur 2 M. Polizeistrafe bedacht, als sie mit dem Radüber den Bürgersteig fuhr, während ein Arbeiter für daS ganzgleichartige Delikt 1b Mark blechen mußte. In einem Parallelfall mußte ein Arbeiter 3 M. bluten, während ein wohlhabenderKaufmann mit 1 M. davonkam. Bei dem vorjährigen Streik inden dortigen Rohrwebefabriken stellte sich Goebel einseitig auf dieSeite der Unternehmer. Ein Arbeitergesuch um Vermitte-lung lehnte er unhöflich schroff ab, aber als freiwilligerKommissar der Scharfmacher veranlatzte er, daß diestreikenden Ardeiter, die bei den Baggerarbeiten der Oderregu-lieruna Beschäftigung gefunden hatten, wieder entlassen wur-den. Dabei hat daS Fiddichower Schöffengericht in einem Streik-prozeß in feiner UrleilSbcgründung gesagt, daß die Forde-rungen der Arbeiter berechtigt seien, weil für gleichartige Arbeiten viel niedrigere Löhne gezahlt wurden alS ander.wärts. Nach solchen Leistungen kann man es wohl durchaus ver-stündlich finden, wenn ein alter Schmiedemeister, der auch Stadtverordneter und Magistratsmitglied ist, kurz und bündig urteilt:„Parteiisch ist der Bürgermeister immer." Wie dieAmtshandlungen des Bürgermeisters Goebel zum Teil beschaffenwaren, davon nur noch ein Beispiel. Auf seine Anordnungmußte mitten in einer naßkalten Novembernachlein Sbjähriger Sientenempfänger das ArmenhauS verlassen und im Chausseegrabcn kamPieren, bis ihm ein mitleidiger Nachtwächter Obdach in seinemKeller gab. Die Ausquartierung erfolgte, weil sich der Alte„un-nütz gemacht"— wie der Bürgermeister sagte—, weil er übertragene Arbeit nicht ausführen konnte, versichern dagegen glaub-Haft andere Zeugen. Und daß die letzteren recht haben dürften,ergibt sich aus der Tatsache, daß der Bürgermeister den GreiSins Arbeitshaus gesteckt wissen wollte, während das Schöffengericht erkannte, daß man dem alten gebrechlichen Mann keine?lrbeit mehr zumuten dürfe. Trotzdem die Vernehmung der über36 Zeugen eine niederschmetternde Verurteilungde? Bürgermeisters bedeutete, schob sie daS Gericht inseiner Urteilsbegründung als unerheblich beiseite, da sie zu-meist nur subjektive Ansichten, aber kein tatsächliches Material er-§eben hätte. Der Angeklagte hätte sich an die zuständigen Bs-ördcn wenden müssen, wenn er Mißstände beseitigen wollte. Daer sick an den Kaiser wandte, ergibt sich die Ab-ficht der Beleidigung,„denn er mußte wissen, daß derKaiser für solche Beschwerden nicht zuständig ist und die Depeschenur geeignet war, den Bürgermeister zu beleidigen und in derAchtung des Allerhöchsten Herrn herabzusetzen". Er habe wohlnur Rachegelüste befriedigen wollen, da« lasse seinscharfes Borgehen gegen Goebel während der Verhandlung erkennen.Deshalb wurde auf einen Monat Gefängnis erkannt.Das Urteil wird sich als eine Fundgrube politischerAufklärung erweisen. Ist doch die pommersche Landbevölke-rung immer noch in dem monarchistischen Irrwahn befangen, daßder Kaiser ein offenes Ohr für alle Wünsche des Volkes habe undmit hilfreichem Arm alle Mißstände beseitige, auf die man ihnaufmerksam macht. Nun aber führt daS gläubige Vertrauen zun: Throne ins Gefängnis hinein! DaSwird manchem Hurrapatrioten den Star stechen! Nicht zuletzt daSVerhalten des Bürgermeisters hat den politischen Gesichtskreis derFiddichower schon so geweitet, daß bei der Wahl 1912 von 77 sozial-demokratischen Stimmen im Jahre 1967 die Zahl der sozialdemo-kratischen Stimmen auf 247 wuchs.Stadtverordneten- Versammlung.7. Sitzung vom Donnerstag, den 22. Februar, nachmittags B Uhr.Vorsteher Michrlet eröffnet die Sitzung nach B�h Uhr mit einemNachruf auf den verstorbenen Kollegen Mentel lA. LH.Stadtv. Sassenbach(Soz) berichtet namens des RechnungS-auSschusseS über eine groß Anzahl von Rechnungen und über oicAbschlüsse der Werksverwaltungen, der Sparkasse undder Haupt st iftungskasse für 1916.Die Entlastung für die Rechnungen und Abschlüsse wird vor-behaltlich der bei der Revision sich etwa ergebenden Erinnerungenerteilt und die Etatsüberschreitungen und auheretatsmäßigen Aus-gaben unter demselben Vorbehalt genehmigt.Derverkauf der Grundstücke der Markthalle IV,Dorotheenstraße, an den Postfiskus ist von dem eingesetzten AuS-schussc zur Genehmigung empfohlen worden.Stadw. Jacobi referiert. Die Reservierung des Grundstücksfür anderweite städtische Zwecke sei nicht erforderlich, dagegen diejetzige Offerte durchaus akzeptabel. An Zinsverlust und Minder-einnahmen habe die Stadt jetzt jährlich zirka 166 666 Ml zutragen. Die beanstandete Provision von 1 Proz. habe die Aus-schußmehrheit für durchaus angemessen erklärt; eine solche seiauch schon früher von der Stadl gezahlt worden.Stadtv. Grunwald(Soz.): Die Vorlage hat für uns durch dieAuSschußberatung ein erhöhtes Interesse bekommen; wir bitten Siesogar, sie an den Ausschuß zurückzuweisen, weil erneute underheblichere Bedenken gegen den Verkauf vorliegen. Im Ausschussewurde betont, es liege ein Beschluß der städtischen Behörden vor,die Markthallen zu veräußern.Das ist ganz gewiß der Fall; aber wir glauben, daß die Ver-sammlung und der Magistrat vernünftigerweise den Beschluß nurfo auslegen wollen, daß nicht um jeden Preis verkaust und unterallen Umständen losgeschlagen wird, sondern daß von Fall zu Fallgewissenhaft, gründlich, sachlich und ohne persönliche Vorein-gcnommenheit geprüft werden mutz. Wir halten dafür, daß einstädtisches Unternehmen nicht darauf abzielen kann, ein„glänzendesGeschäft" zu machen, wie es im Ausschuß hieß, sondern daß zunächstzu fragen ist, ob nicht höhere Interessen dieses glänzende Geschäftzu machen verbieten. Und hier liegen in der Tat„höhere" Interessenvor. Dabei setze ich voraus, daß wir uns über diesen Begriff einigsind. Wir betrachten als höhere Interessen alle Kulturzwccke.Gerade mit diesem Grundstück, seiner günstigen Lage und Qualitätwären solche Kulturzwecke äußerst leicht auszuführen. Seine soexzeptionell günstige Lage in der Nähe d«S Bahnhofes Friedrichstraße qualifiziert eS z. B. für ein großes, mustergültigesstädtisches Bersammlungs- und MusiklokallHeiterkeit): ich danke Ihnen sehr für die Unterstützung meinerAnregung durch Ihre Heiterkeit, ich habe von dieser Unterstützungim Ausschuß noch andere Proben erhalten. Auf der Grundlage deSDreiklassenwahlsystems haben wir ja leider nur zu unterscheidenzwischen Kulturaufgaben und glänzenden Geschäften, und die eineSeite scheint für Kulturaufgaben kein Verständnis zu haben.(Vorsteher M i ch c l e t rügt diesen Ausdruck.) Es fehlt in dieserGegend aber auch sonst an öffentlichen städtischen Grundstückendurchaus iandauernde und wachsende Unruhe). Es besteht dorrnur eine Fortbildungsschule in der Georgenstraße, die schon längstnicht mehr genügt; für einen ErwciterungS- und Neubau wäre sieein sehr geeigneter Platz. DieProvistonSfragegenerell zu behandeln, habe ich keine Veranlassung; der Le-gende nach besteht zur Vorberatung darüber eine gemischte De-putation, die ich aber nicht näher habe ausfindig machen können.Angeblich handelt es sich hier auch nicht um eine generelle Pro-visionSfrage, andern um eine Provision, die eigentlich keine seinsoll, weil der Herr Kommerzienrat Selberg, der die 38 666 M.einstecken soll, energisch ablehnt, ein gewerbsmäßiger Agent zusein. Es liegt hier also der Fall vor, daß ein solcher nicht gewerbs-mäßiger Vermittler einen Betrag einstreicht(Zurufe), jawohl, ein-streicht, der wohl der Stadt verbleiben könnte. Die Schüchternheitde? Herrn geht so weit, daß er verlangt hat, sein Name solleweder der Deputation, noch dem Magistrat genannt werden(Hört!hört! und Heiterkeit), so daß in der Markthallendeputation undauch im Magistrat erst ausdrücklich danach gefragt wurde, undnur um hier im Saale diese Frage zum dritten Male zu vermeiden,hat man den Namen in die Vorlage aufgenommen(erneute Heiter-keit). Ganz abgesehen von den persönlichen Beziehungen diesesVermittlers zum Magistrat(Vorsteher Michelet: Sie gehen indieser Beziehung zu weit; es ist hier nicht Sitte, die Personen-frage so in die Verhandlung zu ziehen.— Unruhe bei den Sozial-demokraten).... Ich muß sagen, daß ein Mann, der sonst beijeder aufgeblasenen Wohltätcrei....(Vorsteher: Sie gehenzu weit, Sie beleidigen den Mann; ich muß das ganz energischzurückweisen j. Ich halte so etwa? nicht für fair, und wenn schoneine Provision gezahlt werden soll, dann erscheint eS billiger undgerechter, wenn sie an einen gewerbsmäßigen Vermittler gezahltwird. Der Vertrag enthält außerdem eine Klausel, daß die Stadtnach 1915 für dieWerderschcn Obsthändler geeigneten Platz beschaffe»soll; sie hat das auch dem Polizeipräsidenten zugesagt. Wiekam der Magistrat zu einer solchen Zusage? Wir können die Folgendavon gar nicht übersehen; eS könnte auf diesem Wege aus dem„glänzenden" Geschäft ein sehr miserables Geschäft werden. AuSallen diesen Gründen beantragen wir und bitten Sie, die Vorlagean den Ausschuß zurückzuverweisen.(Beifall bei denSozialdemokraten.)Stadtrat Venzky: Die Werderauer haben das Grundstück amReichstagSufer von der Stadt für jährlich 26 666 M. gepachtet.Bis 19lB sollen ihnen diese Plätze überlassen werden; für dieFolge kommen verschiedene Plätze in Betracht, einer an derSchleuse, einer am Zirkus Busch, darüber brauchen wir uns alsokeine Sorge zu machen. Die Halle IV wird 1912 bereits einenZuschuß von 55 666 M. erfordern; mit dem ZinSverluste kommenjährlich nicht 166 666, sondern 266 666 M. Verlust heraus.Stadtv. Ladewig(N. L.): Auch wir empfehlen den Verkauf.Für die Werderschen ist, wie wir hören, gesorgt, warum sollen wiralso nicht verkaufen? An der Provision brauchen wir uns nicht zustoßen, 1 Proz. für den Grundstücksberkaufsvcrmittler ist anerkanntRechtens in Berlin, gleichviel, ob eS ein gewerbsmäßiger Vermittlerist oder nicht. Gewundert habe ich mich ja auch, daß er sie nimmt;aber daS geht uns hier nichts an.Stadtv. Cassel(N. L.) tritt diesen Ausführungen bei. DieAnspielung auf ein hochverdientes Mitglied deS Magistrats seiehr unangebracht gewesen, der habe mit der ganzen Sache nichtszu tun. Ernste sachliche Einwendungen lägen nicht vor. DerStadtrat habe ganz recht, wenn er sage, man solle doch verkaufen,gerade wenn man Kulturzwecke fördern wolle.Stadtv. Grunwald: Es hat uns ebenso fern gelegen wie HerrnCassel, dem Stadtrat Seiberg Beziehungen der angedeuteten Artzuzutrauen(Lärm und Zurufe), aber die persönlichen Beziehungen.von denen ich gesprochen habe, die bleiben.(Erneuter Lärm.) Manhört ja auch, daß dieser nicht gewerbsmäßige Vermittler Ehren-beamter der Stadt ist. Von Behörde zu Behörde bedarf es über-Haupt keiner Vermittclung.Stadtv. Dvhrenfurth(Fr. Fr.): Herr Kommerzienrat Selbergist allerdings stellvertretendes Mitglied der Ersatzkommission III.(Stürmische Heiterkeit.)Der Verkauf wird nach Ablehnung des Antrages Grunwaldgenehmigt.Ueber die Vorlagen 1. wegen Erwerbes der GrundstückeMendelssohnstr. 3 und Neue Königstr. 19zur Durchlegung der Josthstraße,2. wegen Ankaufes einer zirka 586 Quadratmeter großen FlächedeS Grundstückes Neue Königstratze 81/64zur Verbreiterung der Neuen Königstraß«berichtetStadtv. Drescher(Soz.) ist sehr erfreut, daß jetzt in der Forde-rung der Enteignung alles einig sei. Der Grund dafür könne nurin derungeheuerlichen Uebertreibung der Forderungender Eigentümergefunden werden, und diese Uebertreibung erkläre sich wiederdaraus, daß man glaube, der Stadt gegenüber, namentlich wennman gute Beziehungen habe, sich alles erlauben zu können. Dennauch bei dem Enteignungsversahren komme nicht viel heraus, nach-gerade müsse man auch zu der Autorität der Sachverständigen undihrer Taxen alles Vertrauen verlieren.Die Versammlung beschließt nach den Ausschuß-antragen.Ten Bau der drei schon 1965 beschlossenenstädtischen südlichen Straßenbahnlinienin der vom Magistrat vorgeschlagenen etwas abgeänderten Linien-führung hat der eingesetzte Ausschutz a e n e h m i a t. ES handeltsich um die Linien Hermannplatz-Döühoffplatz, Äreuzberg-Mark-grafen-lBebrenstraße, Großgörschenstraße.Markgrafen-)Behrenstraße.Die Baukosten sind auf 2 816 666 M. veranschlagt; sie sollen aufVorschußkonto entnommen und später aus einer Anleihe erstaltctwerden.Nach unwesentlicher Debatte gelangt die Vorlage zur An--nähme.Die F r i e d r i ch- W i l h e l m- V i k t o r i a- S t i f t u n a derhiesigen Kaufmannschaft beabsichtgt auf ihrem GrundstückElsenstraße 5—8 in Treptow einenErweiterungsbau ihres Asylsunter Abweichung von den grundbuchlichen Eintragungen, wonachdort nicht höher als zwei Etagen gebaut werden darstStadtv. Arons(Soz.): Wir sind geneigt, dieser Stiftung eni-gegenzukommen; aber es soll auch anerkannt werden, daß eS sich nurum cm Gebäude zu diesem bestimmten Zwecke handelt. Die Bc-rechtigung zum Bau soll also gegeben, aber uns ein Rückkaussrechteingetragen werden, sobald das Grundstück aufhört, diesem be-stimmten Zwecke zu dienen.Stadtrat Rast: ES handelt sich nur um einen Anbau in der-selben Höhe wie der ursprüngliche Bau; es sollen nur im Dach-geschoß noch zwei Zimmer und Dienstbotcnkammcrn untergebrachtwerden. Es sind dort einige hundert Insassen; die Stadt Berlinwird entlastet, indem uns die Berliner Kaufmannschaft diese ab-nimmt. Ich bitte, diese Beschränkung und den Antrag abzulehnen.Stadtv. Dr. Arons: Wir legen ja den Leuten keine Ver-pflichtung auf, solange die Stiftung besteht; die Eintragung istalso soweit gleichgültig und nur eine Sicherung dagegen, daß nichtdas Grundstück später, wenn eS vielleicht viel wertvoller gewordenist, anderen Zwecken dienstbar gemacht wird.Unter Ablehnung des Antrags Arons wird die Vorlage an«genommen.Zur Verbreiterung der Dresdener und Annenstraße soll da«Grundstück DreSdenerStratze 67-68 und A n n e n st r. 28-28�von den JonaSschcn Erben für 425 666 M. freihändig erworbenwerden.Stadtv. Manasse(Soz.): Wir beantragen Ausschuß-b e r a t u n g, haben aber nichts dagegen, wenn dieser Ausschußschon heute vom Vorstand ernannt wird. AuS den Akten erseheich, daß die Forderung zunächst 675 666 M. betrug; dann ging sieauf 556 666 und jetzt auf 425 666 M. herab. Der Magistrat gibteinen Wert von 466 666 M. an. Auf dem Grundstück liegen566666 M. Hypotheken; 75 666 M. sind die Eigentümer zu löschenbereit. DaS macht einen eigentümlichen Eindruck. Es sind 366 666Mark eingetragen teils zu 4 Proz., teils zu 5 Proz., also keinereine erste Hypothek. Miete geht nicht einmal soviel ein, umdie erste Hypothek zu verzinsen. 10 866 M. waren Mietecingängc;ein durch Leerstehen verursachter Mieteausfall wird auf 8666 M,angegeben.Nach weiterer Debatte, an der sich Stadtv. Feuerstein(N. L.), Stadtrat Rast und Stadtv. Manasse(Soz.) beteiligen,wird der Antrag auf Ausschußberatung abgelehnt.DaS für die Errichtung eines Denkmals für Robert Kochzusammengetretene Komitee ist um die Hergäbe des Luisen-Platzes für das Denkmal eingekommen. Der Magistrat willden westlichen Halbkreis in der Mitte des Platzes zur Verfügungstellen.Die Hergabe des Platzes wird beschlossen.)"'.In Betreff der Errichtung von'--- j vWalderholungsstätte» für Kinderhat der Magistrat der Versammlung zur Kenntnisnahme mitge-teilt, daß inzwischen die Zahl der vorhandenen Kinderbetten in denbestehenden Heimstätten bei weitem nicht voll' ausgenutzt werdeund die Heimstätte Blankenburg schon vor Monaten ohne jedenNachteil für Kinder wieder geschlossen werden konnte, daß er daherzunächst abwarten will, ob sich ein stärkeres Bedürfnis herausstellenwird, um dann eventuell der Frage der Erweiterung der bestehen-den Heimstätten näherzutreten. Dem weiteren Wunsch der Ver-sammlung auf Vereinigung des Heimstättenkuratoriums mit derKrankenhausdeputation stehe die Zweckbestimmung der Heimstättenals Wohlfahrtseinrichtungen für weniger bemittelt«, aber würdigeElemente aus der Bürgerschaft entgegen. Der Alagistrat will deS-halb und auch aus anderen Gründen von dieser Vereinigung ab-sehen und es bei de» gegenwärtigen Zuständen belassen; eine Be-fchleunigung des GeschaftsverfahrenS bei der KrankenhauSdepu-tation werde sich durch die Anstellung eines besonderen Dezernentenfür Heimstättenangelegenheiten erzielen lassen.Stadtv. Sachs(A. L.) stellt sich im Ivesentlichen auf denStandpunkt des Magistrats, beantragt aber zur weiteren Ver-folgung der Angelegenheit die Einsetzung einer gemischten De«putation.Der Oberbürgermeister empfiehlt den Antrag Dachs,durch dessen Annahme vielleicht ein Ausweg in dieser schwierigenFrage gefunden werden könne. Die Heimstätten seien auf denKanalisationsgütern ins Leben gerufen worden und von ihremBegrü�er, Stadtrat Marggraff, seither geleitet worden. Der seiMrzeit noch beurlaubt.aberStadtv. Dr. Weyl(Soz.): Auch wir beantragen Ueberweisuugan eine gemischte Deputation. Was die Kinderheimstättcn betrifft,so ist es richtig, daß die vorhandenen Kinderbetten bei weitemnicht voll ausgenutzt worden sind. Glauben Sie denn aber, daßwir uns wirklich schon in den paradiesischen Zeiten befinden, wonicht mehr als 167 oder 89 blutarme, mangelhast ernährte Kindersich in Berlin befinden? Herr Sachs ist überzeugt, alle Kinder,die es nötig hätten, kämen in die Heimstätten, ja, eine Reihe vonKindern sei darin, die eS gar nicht nötig hätten. Aus anderenQuellen wissen wir, daß im vergangenen Jahre 1275 Schulrekrutenwegen Unterernährung zurückgestellt worden sind, 1668 solcher Kin-der wurden � in Uebcrwachung genommen, und in allen Schulensind eS7834 Kinder, welche wegen ungenügenden Kräftezustanbesin Ueberwachung stehen. Und von allen diesen sollen nur 86 bis166 in die Heimstätten hineingehören? Das kann nicht mit recktenDingen zugehen. Auch die Auffassung, daß jetzt schon mit dreiWochen Aufenthalt ein befriedigender Zustand erzielt wird, mußein Loch haben. Die große Menge der Blutarmen, Schwächlichen.Kränklichen kann nicht schon in drei Wochen geheilt sein, das mußStadtv. Butzke(Fr. Fr.): Der betreffende Ausschuß bat den sich auch ein Laie sagen. Ich glaube, in der ArmenverwaltungErwerb der erstgenannten Grundstücke im Wege der Enteignung mutz da irgend etwas faul sein. Es will mir scheinen, als obgutgeheißen, beantragt aber, auch die sä 2 genannte Fläcke im unsere Armenärzte jetzt etwas ängstlicher vorgehen, wenn sieEnteignungsverfahren zu erwerben, da der geforderte Preis von Kinder in Heimstätten schicken, nachdem„wünschenswerte" Fälle226 666 M. ihm viel zu hoch erscheint. j nicht mehr zur Verschickung gelangen sollen. Auch die Armen«