Das A«Snah«egesetz gegen die Konsumbeeeiue.In Preußen sind nach dem Einkommensteuergesetz Genossen-schaften nur insofern steuerpftichiig, als ihr Geschäftsbetrieb sichüber den Kreis ihrer Mitglieder hinaus erstreckt.Landwirtschaftliche und Handwerker-Genossenschasten, Einkaufs-und Kreditgenossenschaften jeder Art sind also steuerfrei. Nurfür Konsumvereine besteht das Ausnahmegesetz, daßsie auch dann steuerpflichtig sind, wenn ihr Geschäftsbetrieb aus-schließlich auf de« Kreis ihrer Mitglieder sich beschränkt.Aber dies Ausnahmegesetz will der preußische Einkommen-steuergesetzentwurf, der zurzeit die Kommission beschäftigt, nochverschärfen. Es ist nämlich ein Entscheid des Oberverwal-tungsgerichtS dahin ergangen, daß Rabatte oder Dividenden, aufdie die Mitglieder von Konsumvereinen statutgemäß An»spruch haben, der also nicht den jeweiligen Beschlüssen der General-Versammlung unterliegt, nicht steuerpflichtig feien.Dieser Entscheid hatte eS den MittelstandSrcttern vom Schlagedes Herrn Hammer angetan. Auf ihr Betreiben hat die Re-gierung dem Landtag einen Paragraphen vorgeschlagen, der diese.Lücke" ausfüllen und auch den statutgemätz festgelegtenRabatt usw. steuerpflichtig machen soll. Von der Sozialdemokratiewurde-selbstverständlich Streichung dieser Bestimmung be-antragt.Am Donnerstag wurde mit der Frage der Besteuerung derGenossenschaften überhaupt auch diese Spezialfrage angeschnitten.Ein konservativer Antrag wollte auch die übrigen Genoffen-schaften steuerpflichtig machen, sofern der Umsatz 500 000 M. übersteige. Zwei Zentrumsabgeordnete— die Minderheit der ZentrumSdertretung in der Kommission— jedoch forderten, daß, sofern nicht die AuSnahmebesteuerung gegen die Konsumvereine überhaupt aufgehoben werde(wozu allerdings keineAussich» sei), dann alle Genossenschaften ausnahmslos und ohnejede Beschränkung hinsichtlich ihres Umsatzes zur Einkommensteuerherangezogen werden müßten, um der ÄonsumvereinSbesteuerungden Charakter des Ausnahmegesetzes zu nehmen. Die weitere De-batte wurde dadurch abgeschnitten, daß ein VertagungS-a n t r ag Annahme fand, der die gemeinsame Besprechung undBeschlußfassung über die ganze Materie der Genossenschafts-befteuerung auf ein« spätere Sitzung vertagte.Das freilich dürfte ohne Prophetengabe schon heute vor-auszusagen sein, daß das Zentrum sich bei der Frage derAuSnabmegesctzgebung der Konsumbewegung wieder einmalspalten wird. Die sogenannten Arbeitervertreter, die kleineMinderheit, wird die Interessen der Arbeiter platonischverfechten, während das Bleigewicht der Z e n t r um S m« h r-b e i t mit der pseudo-mittelstandSrctterischen, auSnahmegesetz-freundlichen Mehrheit gehen dürfte!Bundesratsmitglied und Zentrum.Kürzlich wurde berichtet, ein Zentrumsabgcordneter sollangeblich im Austrage der Fraktion über die Erbschaftssteuerund die Wermuthschen Steuersorderungen eine Denkschriftgegen den Reichsschatzsekretär verfaßt und an die Mitgliederdes Bundesrats verteilt ydben. Demgegenüber stellt die„Köln. Volksztg." fest:.Um den Wünschen eines RundeSratSmit-g l i c d e S«itgegenzukommen, haben Abgeordnete des Zentrumseine vier Seiten umfassend« Zusammenstellung der Einnahmenunlz LluSgaben des Etats mit sachlichen Begründungen gemacht,eine Arbeit, die jeder Kenner des Etats selbermachen kann, wenn er die nötige Zeit, den nötigenFleiß und das nötige Urteil über den Etat hat.(Was alsodieses BundeSratSmitglied alles nicht besitzt. Anw. der Red.des.V.") Diese Aufstellung ist schon am 9. Februar fertigund cm 10. Februar verschickt gewesen, also ehe im Reichstag einWort über den Etat gesprochen worden ist. Der ganze Inhaltdieser vier Seiten umfassenden Arbeit ist kein Geheimnis, son-der« kann jederzeit publiziert werden. Wie man also von einerDenkschrift oder einer Aktion des Zentrum» gegen StaatssekretärMermuth reden kann, ist unerfindlich."Interessant wäre nur. zu erfahren, wer denn diesesunwissende Bundesratsmitglied ist, das sich von Zentrums-abgeordneten den Etat erklären lassen muß und warum dieHerren solch überflüssige Arbeit auf sich genommen haben.Lder ist die Geschichte vielleicht doch nicht so harmlos,wie sie die„Köln. Volksztg." darzustellen beliebt.Es geht ganz einfach.In Oldenburg macht ein freisinniges Blatt Propagandafür den Anschluß an Preußen, und begründet seine Ansichtfolgendermaßen:„To« trotz seine« jahrhundertelangen Wachstums immer nochkleine Oldenburg ist nicht in der Lage, die natürlichen Kräfteseines Lande«, insbesondere die Gunst seiner Küstenlage. ge»nügcnd zu verwerten. Dazu gehören die Mittel eines größerenStaates, und dieser größere Staat ist Preußen. Vertrags-mäßige Eingliederung in den preußischenStaat scheint mir der gegebene nächste Schritt in der Eni»Wickelung Oldenburg« zu sein. Erforderlich wären hierzu:1. Vertrag zwischen Regierung(Großherzog) und Volk(Landtag)von Oldenburg. 2, Vertrag zwischen Oldenburg(Regierung undVolk) und Preußen(Regierung und Volk). Es würde zunächstgenügen, die prinzipielle Frage zu entscheiden. Die Ordnung derEinzelheiten könnte nach der Eingliederung Oldenburg» inPreußen erfolge». Ihrem jetzigen Landesherrn könnten dieOldenburger ihre Anerkennung dadurch bezeugen, daß sieihren neuen Landesherrn, den König von Preußen, bäten, ihnzum Statthalter(Oberpräsidenten) der neuen Provinz Olden-bürg zu ernennen."Also Entthronung de» Monarchen, der allerdings alsBeamter angestellt werden ioll. Grund: Bessere Verwertungder Küstenlage. Revolution natürlich unnötig, geschäftliche SuS-emanderietzung genügt, nach dem Vorbild Norwegen«, wo man nachWilhelms II. treffendem Ausspruch der Dynastie ihre Entlastung„mittels Einschreibebrief' mitgeieilt hat. Und die.Rheim-Westf.Z,g." begrüßt diesen Borschlag begeistert al» Abkehr vom Parti-krlariSmuS und S i e g de» deutschen Einheitsgedankens!Ter Rudolstädter Landtag,der bekanntlich eine sozialdemokratische Majorität besitzt, wurde amDonnerstag mittag vom StaatSminister Freiherrn v. d. Recke mitein'r Rede eröffnet, in der die an den Landtag kommenden Vor.lagen und Gcsetzescntwürfe angekündigt wurden. Der Staats-minister ist trotz deS Aussalls der Wahl seiner blS''erigen real»tionären Politik treu geblieben. Er kündigte einen Gesetzentwurfüber eine Steuerreform an. die mit einer Verschlechte-rung de« Wahlrechts zum Landtag verbunden sein soll.Schon in der vorigen Legislaturperiode erschien der nämliche Plan.Die reaktionären bürgerlichen Parteien im Landtage Hutten damalsim Einverständnis mit der Regierung den Versuch gemacht, dieSteuerreform mit dem Wahlrecht der Höchstbesteucrten zu der-knüpfen. Man wollte die Zahl der höchstbesteuerten Wähler ummehrere Hundert reduzieren, um sie in die Klasse der allgemeinenWähler schieben zu können. Aus diese Weise hofften die Regie-und die Bürgerlichen, mit ihren nun in der allgemeinen' eingereihten Wählern unS mehrere Wahlkreise abnehmennflußlo» machen zu können. Unsere Genossen brachten damals>( jrnlberen Plan zu Fall, jndem sie Obstruktion trieben undjedeSmak bor sssr Abstimmung den Sitzungssaal verließen, so daß � Stabsarzt Dr. H ä ü p i stellt moralische u n d ethische„..... 1 5£C�ejfje � ßach sei er nicht geisteskrank und unverant-wortlich. Der Anklagevertreter beantragt gegen H. als ge-meingeföhrlichen Hochstabier Entfernung aus den, Heere,ersetzung in die zweite Klasse des Sol-datenstandes. Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte aufvier Jahre, zwei JahreGefängni«. Der Verteidiger,Oberleutnant U n g e r, sieht in dem Mann eine höchst be-dauernSwerte Person, von klein auf von bösem Schicksal der-folgt und beantragt mildernde Umstände in weitestem Maße.Das Kriegsgericht erkannte auf 1 Jahr 6 Monate Gefängnisund Versetzung in die zweite Klaffe des Soldatenstandes.Das Gericht hofft, daß Hoffmann doch noch durch die strenge.militärische Disziplin ein brauchbares Glied der menschlichenGesellschaft wird!Wir fürchten, daß der Unglückliche nun völlig z ugründe gerichtet wird!der Landtag beschlußunfähig war. Darauf erklärten die bürgcr-lichen Parteien, daß sie nunmehr auch kein Interesse an einerSteuerreform hätten, und es wurde alles beim alten gelassen, ob-wohl eine Steuerreform für Schwarzburg-Rudolstadt dringendnötig ist. Heut« soll sich dieses Schauspiel wiederholen, ober dieRegierung wird dabei keine Lorbeeren ernten, denn unsere in derMajorität befindlichen Genossen werden alles daransetzen, dieWabsrechtsverschlechtcrung zu verhindern und ein besseres Sleucr-gesetz zu schaffen, selbst wenn die Regierung die Möglichkeit einerLandtagsauslösung in» Auge fassen sollte. Den Landtagwird außerdem noch die Einführung einer Kapitalren�ensteuerund die Beratung des HauShaltsctats beschäftigen. Für Schwarz-burg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershauscn soll ein gemein-schaftliches OberversicherungS- und Rcichserbschattssteueramt geschaffen werden. Eine kleine, schon längst nötige Reform bedeutetdie Vorlage über die eine Aendcrung de« Volksschul-gesetzc?, wonach in Zukunft die Aufsicht �nur von Fachmän-n e r n ausgeübt werden soll, ebenso die Schaffung einer neuenBauordnung und eines neuen Landkrankenhauses. Nach der Wahlder Wahlprüfungskommission vertagte sich der Landtag auf Freitagabend, wo man über die Wahlprüfungen und die Wahl des Präsi-diums Beschluß fassen wird._Sozialdemokratische Präsidenten.Der Landtag für das Fürstentum Schwarzburg-Rudol-stadt wählte am Freitag den Genossen Winter zum Prä-sidenten, den Genossen Hartmann zum Vizepräsidenten.Die bürgerlichen Abgeordneten gaben weiße Zettel ab.Vernünftige Bemerkungen.Im„Berliner Börsen- Courier" wirft der fortschrittliche Ab-geordnete Waldstein die Frage auf. ob eine Partei, die, wie dienationalliberale, auf ihre monarchische Gesinnung Gewicht legt,richtig handelt, wenn sie einem sozialdemokratischen Mit-g l i e d e des ReichstagSpräsidiumS ein Hoch auf den Kaiserzumutet, und beantwortet sie folgendermaßen:„Dies tun, heißt nach unserer Auffassung nicht die Konsequenzder monarchischen Gesinnung ziehen, sondern sich mit ihr in einenWiderspruch setzen. Ein Hoch auf den Kaiser ist die Bekundungeiner monarchischen Gesinnung und hat einen sochtichenWerl nur dann, wenn eS eine ehrliche Bekundung ist. Wer voneinem Sozialdemokraten ein Kaiserhoch verlangt, mutet ihm nichtbloß eine offenbare Unwahrheit zu. sondern veranlaßt dieEntwertung eines nationalen Brauches, die besonders peinlich wirken müßte, wenn sie auf der hervorragenden undweithin sichtbaren Stelle an der Spitze der deutschen Volk»Vertretung erfolgte. Vom Standpunkt der monarchischen Gesinnungkonnte man ein Bedenken gegen einen sozialdemokratischen Präsidenken nicht etwa darin suchen, daß er zum Kaiserhoch nicht bereitsein könnte, sondern vielmehr darin, daß er sich dazu bereit findenließ und eS gelegentlich ausbringen könnt«, und daß er dadurch diesesmonarchiswe Symbol zu einer Formel macht.Die verständigen Monarchisten im Reichstage mußte« zursozialdemokratischen Reick-ZtagSfraktion wie folgt sprechen:„Wirsehen«in, daß e« weder gerecht noch' st aatSllug, nochden Geschäften de« Hause» zuträglich ist. diestärkste Partei des Hauses mit ihren 110 Abgeordneten undtst« Millionen Wählern von der Geschäftsführung des HauseS undso von der Mitverantwortlichkeit für den Gang der Geschäfte auSzuschließen? sie ist ja auch schon bei geringerer Stärke davon nichtganz ausgeschlossen gewesen, indem sie in dem Vorsitz wicht i g e r Kommissionen eine sachlich sehr bedeutsamegeschäftsleitende und mit disziplinarischen Be-fugniisen verbundene Tätigkeit entfaltet hatRun würde es un« als Monarckiste« aber peinlich berühren, wennein sozialdemokraliscbcr Präsident gelegentlich daö Kaiserhoch ausbrächte und wir erwarten deswegen von seinem Takt, daß er diesePflicht nack Möglichieil de»anderen Präsidenten über-lassen würde, widrigenfalls wir bei einer Neuwahl uns vor derFrage sehen werden, ob er den für einen Präsidenten erforderlichenTakt erwiesen hat oder nicht."Ztrieg erdereine gegen das Wahlgeheimnis.Der Kriegerverein in Dassow bei Lübeck schickte an eine ganzeReihe seiner Mitglieder folgendes Schreiben:Das Ergebnis der letzten ReickStagSwahl im WahlbezirkVorwerk-Renvorwerk legt den Verdacht nahe, daß«in großer Teilunserer dortigen Mitglieder dem Vertreter der Sozialdemo-k r a t i e seine Stimme gegeben hat. Wir sehen uns daher gemäߧ 7 der Satzungen veranlaßt, Sie aus dem Krieger-verein zu Dafsolv auszuschließen, falls Sie nicht biszum 25. Februar„auf Ehre und Gewissen" dem Vorsitzendengegenüber die Erklärung abgeben, nicht sozialdemokratischgewählt zu haben. Der Vorstand deZ KriegervereinS.zu Dassow.Aus diese» Schreiben ist von den meisten seiner Empfängerüberhaupt nicht reagiert worden: es zeigt aber, wie die Hinter-männer der Kriegervereine bemüh: sind, das Wahlgeheimniszu beseitigen!_Es wird immer schöner.Der KriegervereinS- TerrorismuS wird immer hübscher. InHirschberg i. Tchl. wurde sogar ein Gastwirt aus demKriegerverein ausgeschlossen, der den Sozialdemokraten wie ollen anderen Parteien sein Lokal zurAbhaltung von Versammlungen zur Verfügungstellte. Der Mann ist weder Sozialdemokrat, nochhat er sich sozialdemokratisch im kriegervereinS«technischen Sinne betätigt. Dieser TerroriSmuS geht selbst demSaalbefltzerverein von Hirschberg über die Hutschnur. Sein Vor-stand will sich beim KreiS-Kriegerbund beschweren.Tie Wahlfreiheit der Beamte«.Die Reichseisenbahnverwaltung hat vor den Wahlen eine Ber«ordnung über daZ außerdienstliche Verholten der Angestellten hinaus-gegeben. Diese Verordnung, die auf eine Einschränkung der Wahl-freihcit der Beamten und Angestellten hinausläuft, haben unsereGenossen im elsaß-lothringische» Landtage zum Gegenstand einerInterpellation gemacht, die am Freitag verhandelt wurde. GenosseEmme! bezeichnete die Verordnung als einen Verstoß gegendas Vereins- und Koalitionsrecht. Die General-direktion der ReichSeisenbahnen hat sich damit einer strafbarenHandlung schuldig gemacht. Die Regierung bestritt dem Land«tage da« Recht, sich mit dieser Angelegenheit, die vor den Reichs-lag gehöre, zu befassen. DeS Zentrum vertrat den Standpunkt,daß kein Beamter sozialdemokratisch wählen oder sich sozial-demokratisch betätigen dürfe. Der liberale AbgeordneteWolf trat im Gegensatz hierzu für die staatsbürgerlicheFreiheit der Beamten ein. Schließlich wurde eine Resolution an-genommen, die sich gegen die politische BevormundungderBeamten erklärt. Dagegen wurde der Antrag, die General-direktion strafrechtlich zu verfolgen, abgelehnt.Si« schwachsinniger Soldat:Der Musketier Joseph Hoffmann vom Regiment 51 inBreslau stand vor dem Kriegesgericht angeklagt des Betrugesund Diebstahls, beides im Rückfall, Achtungsverletzung, un-erlaubter Entfernung. Hosfmann hat schon von Kindheit anÄ o p s s ch in e r z e n, ist leicht aufgeregt, leidet an G e-dächtnisschwäche. Schlafsucht, Epilepsie, lachtund weint auffallend, lügt, trieb sich viel herumund war schon 1908 inderJrrenanstaltLeubuS sechsWochen, woeinmäßigerSchwachsinn festgestellt ward.Oesterreich.Die Wahlrechtsschande in Böhme».Das Privilegienwahlrecht zum böhmischen Landtag müßteeigentlich ungeheuer aufreizend wirken. Es hält die stärkstePartei des Landes, die Sozialdemokratie, durch den 8-Kronen-Zensus absolut vom Landtag fern. Nur 9,7 Proz� der Be-völkerung(1908: 606 760 Personen) sind zum Landtag Wahl-berechtigt gegen 21.5 Proz. bei den Reichstagswahlen. Unddabei haben die Großgrundbesitzer 70 von den 242 Sitzen!frankreich.Gegen die Geheimverträge.Paris, 23. Februar. Kammer. In der heutigen Sitzungforderte P i o u(liberal) Dringlichkeit und sofortige Diskussion fürden Antrag, durch welchen die Regierung aufgefordest ftärd, denVerfassungsartikel zu ändern, der den Präsidenten der Republik zumAbschluß von Geheimverträge« ermächtigt. Ministerpräsi.dent P o i n e a r<> betonte demgegenüber, daß die Diskussion desAntrags mit Rücksicht darauf, daß sie die gesamte auswärtigePolitik berühren würde, am besten mit den Interpellationen überdie auswärtige Politik zu verbinden wäre. Auf Ersuchen de?Ministerpräsidenten beschloß die Kammer, über den Antrag amFreitag vor der Interpellation über die auswärtige Politik zuverhandeln.Portugal.Das Los der politischen Gefangene«.Lissabon, 23. Februar. Unter den politischen Gefangenen desForts CaxiaS ist wegen schlechter Verpflegung eine Meutereiausgebrochen.— Die Garnison des Forts Alto do Duqu«, von demzwölf Gefangene entwichen sind, ist verstärkt worden. Der Küsten.panzer„Vasco da Gama" kreuzt vor dem Fort, um eine Ein-schiffung der Flüchtlinge zu verhindern, die sich vermutlich noch inder Umgebung deS Fort» aufhalten.Em Itiduftrlc und Handel*Die Konjunktur im Kohlenbergbau.Die Bewegung der Kohlenarbeiter läßt die Frage nach derKonjunktur im Bergbau aufwerfen. Und da ist eine Hochstimmungzu konstatieren, wie selten zuvor. Sie kommt ja schon in denvorgenommenen Preiserhöhungen, die allein den Ruhrkohlenzecheneine Mehreinnahme von zirka 60 Millionen Mark'sichert,sehr deutlich zum Ausdruck. Sic entspricht aber auch den Mörder-Verhältnissen. Die Nachfrage war in den letzten Wochen so stürmisch,daß manche Zechen auf ihre Lagerbestände zurückgreifen mußten,um dem Begehr zu genügen. Dazu sucht man die volle LeistungS-fahigkeit auszunutzen. Man rechnet gar mit einer Aufhebung jederErzcugungSeinschränkung. Fast könnte eS scheinen, als sei in Bäldewieder mit einer Kuhiennot zu rechnen. Die allerdings könntesich einstellen, wenn eS in England zu dem Streik der Kohlen-gröber käme und unsere Patrioten den bedrängten Klassengenossenim Jnselreich durch die Lieferung von Kohlen— natürlich zu hohenPreisen— unter die Arme und ins Portemonnaie greifen. Schonbisher war die Ausfuhr reichlich groß. Im Jahre 1810 wurden24,3 Millionen Tonnen ausgeführt, im Jahre 1811 jedoch schon2 7, 4 Millionen Tonnen. Im Vergleich mit dem gleiche»Monat des Vorjahres ergibt sich für Januar 1912«ine Steigerungder Ausfuhr von 1853 781 Tonnen auf 2 452 635 Tonnen.Diesen Mengen steht eine Einfuhr von 638 841 Tonnen resp.750 501 Tonnen gegenüber. Kein Zweifel daher, daß die Inlands-Produktion gut in der Lage wäre, selbst noch weiter gesteigertenAnsprüchen der heimischen Berbraucher zu genügen. Sie mögenallerdings sehen wo sie bleiben, wenn lohnendere Auslandsgeschäfteauf die Phrase vom Schutz der nationalen Arbeit deutlicher nochals wie-sonst pfeifen lassen. Voraussichtlich wird die gute Konjunkturfür den Bergbau, längere Zeit anhalten. Nach dem letzten Berichtdes Stahlwcrksverbandcs sind die angeschlossenen Werke, die dochals die stärksten Kohlenkonsumenten in Betracht kommen, in fastallen ihren Anlagen gut, in einzelnen Betrieben sogar auf Monatehinaus bis zur äußersten Grenze der LeistungSfähigekit mit Auf-trägen versorgt. Das gleiche wird von den Hochöfen berichtet. Teil-weis« erstrecken sich die hereingekommenen Aufträge für DiesjährigeLieferungen bis in das zweite Halbjahr hinein. Für das ersteHalbjahr wird die LeistungSsähigbeit fast aller Oefen durch diebereits übernommenen Verpflichtungen schon bis zur äußerstenGrenze angespannt. Die Kohlengruben können somit wahrscheinlichfür die Dauer deS laufenden Jahres mit mindestens der gleichstarken Fördertätigkeii rechnen, wie sie zurzeit die Geschäftslagebedingt. Dieser Umstand muß natürlich bei der Frage der vonden Bergarbeitern erhobenen Forderungen mit in den KreiS derBetrachtungen gezogen werde». Sobald eine geringe Konjunktur-abschwächung sich bemerkbar macht, hört man auch von Lohn-kürzungen. Um so mehr ist daher die Forderung berechtigt, daßmit einer neuen Hochkonjunktur von zweifellos längerer Dauerdie Löhne mindestens wieder auf das Niveau der voraufgegangenengünstigen Geschäftslage gehoben werden. Im vorliegenden Falleist diese Forderung auch darum unabweisbar, weil mittlerweile»och eine empfindliche Verteuerung der Lebenshaltung eingetretenist, die die Kaufkraft deS Geldes erheblich herabmindert. Mit demLohne von damals würde die Arbeiterschaft noch lange nicht diesoziale Position aus dem Jahre 1907 zurück erobert hohen. Wiegünstig sich andererseits die GcwinnauSfichten verbessert haben, zeigtdie KurSentwickelung. Für einige der führenden Unternehmen zeige»wir sie an der folgenden Zusammenstellung. ES notierten:» 20. Septbr. 22. Februar1811 1812Dtuisch- Luxemburg, 4« 188,87 187,12Selsenkirchen...... 183,12 302,02Harpener 175,62 186,87Phönix........ 244.87 256,75Rombacher...... 168,37 178,87Wenn sich nach dem Bekanntwerden der Forderungen der Berg-arbeiter die Kurse auf solcher Höhe halten, so kann man darinwohl den Bewei» dafür erblicken, daß die Kohlenkapitalisten trotzder Lohnerhöhung, mit der sie doch jedenfalls rechnen,»och erbeb.liche Gewtnnsteigerung«« erwarten,