ziehung der Borlage detreffend das auf dem Terrain des Obdachs zu erbauende BerpflegungShauS, daS leichten Futz- kranken usw. oder Kranken bis zur Ueberführung nach� einem Krankenhause zur Aufnahme dienen sollte. Durch eine mißverstandene Aeutzerung deS Herrn Dr. Fischer wurde diese Station für über« flüssig gehalten. Jetzt stellt sich aber nach dem RevistonSbericht der Genossen Hoffmann und Zucht die dringende Notwendigkeit dieser Station heraus und beantragten sie daher die Wiedereinbringung der Vorlage. Die Angelegenheit soll in der nächsten Sitzung als erster Punkt weiter verhandelt werden. Schließlich ließ Herr Dr. Prerauer noch einen Einblick in das Material tun, daS eine Eülle von Beweisen über die Art erbringt, wie Arme, Kranke und chwangere aus der Provinz nach Berlin abgeschoben werden. Zu einem nicht kleinen Teile geschieht das von Behörden; in mehreren Fällen mutz man das Verfahren als Aussetzung hilfloser Personen bezeichnen. Der Stadt Berlin soll dieser Unfug 800 000 bis 900 000 M. pro Jahr kosten. Dem Kuratorium soll demnächik eine Statistik darüber vorgelegt werden. Kampf um die persönliche Freiheit. Rechtsanwalt Dr. Ehrenfried soll nach der Mitteilung einiger Blätter entmündigt sein. Das ist nicht ganz zutreffend. Gegen Dr. Ehrenfried war bekanntlich vor drei Jahren ein Antrag auf Ent« mündigung gestellt. Der Anwalt wurde gegen seinen Willen in einer Anstalt untergebracht, entfloh aus derselben, erwirkte dann Urteile auf Bestrafung wegen Beleidigung und auf Schadenersatz gegen einige Aerzte. In dem immer noch schwebenden Verfahren wurde dann vom Amtsgericht auf Grund eines vor mehreren Jahren von einem der Aerzte verfaßten Gutachtens, gegen den Dr. Ehren» fried mit Erfolg geklagt hatte, in der Tat die Entmündigung des Anwalts vor einigen Tagen ausgesprochen. Auf seinen Antrag hat aber die 22. Zivilkammer des Landgerichts I gestern im Wege der einstweiligen Verfügung angeordnet, daß die Wirksamkeit des amrs- gerichtlichen Beschlusses bcs zum Erlaß des Urteils in der Anfechtungs- klage ausgesetzt wird. Rechtsanwalr Dr. Ehrenfried übt seine Praxis nach wie vor aus. Der Fall Ehrenfried illustriert die dringende Reformbedürftigkcit der Enlmündigungsgesetzgebung. Zu den Massenerkrankungen in der Unteroffizierschule zu Potsdam gibt das Kommando nachfolgende Nachricht bekannt: Die Zahl der an der Unterosfizierschule Potsdam erkrankten Mannschaften bat sich seit dem 25. Februar nicht erhöht. Bei allen Erkrankten ist das Fieber heruntergegangen, meist ganz beseitigt. Allgemeinbefinden gut. In den Ausleerungen der Kranken ist der Erreger der Fleisch- Vergiftung festgestellt worden. D:e Untersuchungen werden fort- gesetzt._ Explosionsunglück in Wilmersdorf . Eine furchtbare Explosion, bei der eine Person getötet und eine zweite verletzt wurde, erfolgte Sonntag früh kurz nach 2 Uhr in einer Versuchsanlage der Sauerstoff- Jndu st rie-Aktien» gesellschaft auf dem Grundstück Hildegard st r. 2g an der Kaiserallee zu Wilmersdorf . Die Gewalt der Explosion war so enorm, daß ein 25 Meter langes einstöckiges hallenartigcs Gebäude in-die Luft flog und in der Umgebung zahllose Fenster- scheiben zertrümmert und Dächer beschädigt wurden. Außerdem entstand durch die Erplosion ein Großfeuer. daS erst nach mehreren Stundefl durch die Feuerwehren von Wilmersdorf , Charlottenburg , Schöneberg und Berlin gelöscht werden konnte. Die Leiche des getöteten Mannes war schrecklich verstümmelt. Ueber die Ursache der Explosion war bisher noch nichts zu ermitteln. Im einzelnen gehen uns über die Katastrophe folgende Mitteilungen zu: Auf dem Grundstück Hildegardstr. 2g befindet sich die Villa des Schöneberg -Wilmcrsdorfer Polizeipräsidenten Freiherr» v. Lüdinghausen und auf dem Hinterlande ein 25 Meter langer und breiter und 10 Meter hoher massiver Bau, der der Sauerstoff- Jndustrie-Aktiengesellschaft(.Kurfürstendamm 22b) gehörte. Dieses hallenartige Gebäude war vor etwa fünf Fahren errichtet worden und gehörte zunächst dem bekannten Physiker Professor Dr. Raoul Pictet. Vor zwei Jahren übernahm eS die Sauerstoff-Jndustric- Aktiengesellschaft, die dort eine Versuchsanlage herstellte. Neben der Halle liegen zwei Gasometer, die den erzeugten Sauerstoff aufnehmen. Am Sonnabendabend war in der Versuchsanstalt bis zur üblichen Stunde gearbeitet worden. Ueber Nacht blieben zwei Arbeiter in der Halle zurück, der Maschinist Freund und der Arbeiter Ferdinand R u m l a n d aus der Prinz Georgstr. 8 zu Schöneberg . Wenige Minuten nach 2 Uhr kam die Anlage plötzlich unter donnerähnlichem Knall zur Explosion. Straßenweit wurde die Detonation gehört und die Häuser bebten in ihren Grundfesten. Auf den benachbarten Grundstücken zersprangen infolge des ge- waltigen Luftdruckes eine Unmenge Scheiben und Schaufenster, und an einigen Häusern wurden sogar Ziegelsteine aus der Dach- bekleidung herausgerissen. Die Versuchsanstalt selbst war voll- ständig in die Luft geflogen. Schwere Steinblöcke waren weit weg- geschleudert worden und bedeckten daS Gartengelände. Als die aus dem Schlaf geschreckten Mieter der umliegenden Häuser hinzucilten, stand die Anlage vollständig in Flammen. Stockwerkhoch schössen die Feuergarben empor und röteten bald den nächtlichen Himmel. Tie Wilmersdorfer Feuerwehr war schnell zur Stelle; angesichts der gefährlichen Situation rief der Brand infpektor aber auch noch die Nachbarwehren— Charlottenburg, Schöneberg und Berlin — zu Hilfe. Auch aus Friedenau rückte ein Löschzug an. Die Lösch- arbeiten muhten mit der größten Vorsicht ausgeführt werden, da fortwährend noch kleinere Explosionen erfolgten. Im ganzen wurde mit acht Schlauchleitungen Wasser gegeben. DaS Haupt- augenmerk mutzte darauf gerichtet werden, die beiden Gasometer zu schützen. Zum Glück waren diese Behälter ziemlich leer. Als die Mannschaften in das Innere der brennenden Halle vordrangen, fanden sie den Maschinisten Freund als Leiche vor. Er war fast bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Die Beine waren dem Un- glücklichen abgerissen und der Kopf war förmlich auseinander- gespalten. Die Leiche wurde von der Polizei beschlagnahmt und nach dem SchauhauS gebracht. Freund war unverheiratet und wohnte auf dem Wcdding in Berlin . Sein Kollege Rumland ist wie durch ein Wunder dem Tode entronnen. Er wurde durch den gc- waltigen Luftdruck mit der Decke der Halle in die Luft geschleudert und blieb mehrere Meter von dem Gebäude liegen. Er erholte sich bald wieder, da er anscheinend nur geringe Verletzungen davon- getragen hat und wurde nach der Rettungswache gebracht. Von dort konnte er nach Anlegung von Verbänden in seine Wohnung ent- lassen werden. Er ist aber vorläufig durch den Schreck noch so benommen, daß er noch keine Angaben über die Ursache der Explosion machen kann. Die Ablöschung des Brandes zog sich bis in die neunte Vormittagsstunde hin. Die Brandstelle bietet einen graust- gen Anblick. Das ganze Gelände ist mit Schutt- und Steinmassen förmlich übersät. Die Leiche eine? Soldaten wurde gestern vormittag um Uhr von Parkwächtern an der Schlcuseninsel im Tiergarten ge- sunden und gelandet. Die Revierpolizei ließ sie nach dem Garni- sonlazarett in Tcmpelhof bringen und benachrichtigte die Militär- behörde. Der Ertrunkene wurde festgestellt als der Pionier Brö- sicke von der 2. Kompagnie des 15. Pionier-Bataillons, das in den Rcichslandcn steht. Ob er hier abkommandiert oder beurlaubt war, oder wie er sonst nach Berlin gekommen ist, weiß man nicht. Es ist deshalb auch noch nicht möglich zu sagen, ob er verunglückt oder freiwillig ins Wasser gegangen ist. Drei gewerbsmäßige Stabtbahnflrbderer wurden am Sonn- abend abend von Beamten der Sonderpatrouille der Kriminalpolizei wieder einmal auf frischer Tat ertappt und festgenommen, drei „Arbeiter" namens Wilhelm Propp, Wilhelm Dinow, der ftüher Gärtner war, und Richard Schäfer. Alle drei sind schon wiederholt und schwer bestraft. Propp verließ erst vor 14 Tagen wieder das Zuchthaus, seine beiden Spießgesellen befanden sich schon etwas länger auf fteiem Fuße. Die Kriminalpatrouille beobachtete, wie Propp gleich nach seiner Entlassung sich mit seinen beiden Freun- den wieder auf der Stadt- und Ringbahn zu schaffen machte. Am Sonnabend unternahmen die drei wieder Rundfahrten, über deren Zweck kein Zweifel bestand. Die Fledderer hatten es auf Leute abgesehen, deren Börsen nach der Lohnzahlung gefüllt waren und die, nachdem sie wohl noch ein Glas über den Durst getrunken hatten, in späterer Stunde einschliefen und über das Ziel hinaus- fuhren. Sie beobachteten, wie alle drei auf dem Bahnhof Bellevue zu einem Manne, der schlafend einsam in seinem Abteil saß, ein- stiegen und sich neben ihn setzten, und fuhren in demselben Wagen mit. Einer von ihnen sah, daß die Fledderer schon auf dem Bahn- Hof Friedrichstraße mit der„Arbeit" fertig waren und eiligst aus- steigen wollten. Er verständigte rasch seine Kameraden, und so gelang es, alle drei zu erwischen. Sie versuchten noch, ihre Beute, Uhr, Portemonnaie und andere Sachen des Gefledderten auf die Gleise zu werfen. Das gelang ihnen aber nicht, weil man ihre Absicht gleich merkte. Die alten Sünder wurden nach dem Polizei- Präsidium gebracht und gestern wieder dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Zentralkommission der Krankenkassen Berlins und der Bororte. In Mariendorf spricht am Donnerstag, den 29. Fe- bruar cr., nicht Herrn Dr. Bochner über das Thema„Hygiene des Ohres", sondern Herrn Dr. Koreller über das Thema„Hygiene der Geburt und des Wochenbettes"(nur für Frauen). Der Vor- trag findet im Gymnasium Kaiserstr. 17/21, abends 3 Uhr, statt. „Für Groß-Berlin". Der neugebildete Propagandaausschuß hat für Sonntag, den 3. März, mittags 12 Uhr, eine öffentliche Ver- sammlung(Neue Welt , Hasenheide) einberufen. Als Redner sind angekündigt: Dr. Bernhard Dernburg , Oberbürgermeister Dominicus, Geh. Rat Dr. Hermann Muthesius und Dr. Albert Südekum , M. d. R. Das Thema lautet:„Was erwarten wir vom gweckverband?" Die wieder von Käte Kollwitz gezeichnete Ankündigung der Ver- sammlung trägt wieder den Text: ,600 000 Groß-Berliner wohnen in Wohnungen, in denen jedes Zimmer mit 5 und mehr Personen besetzt ist. Hunderttausende von Kindern sind ohne Spielplätze.", Am Sonnabend, den 24. d. MtS., ist bei dem vom Zentralverband der Schuhmacher im Schweizergarten veranstalteten Maskenball ein Portemonnaie mit Inhalt gefunden worden. Ein goldenes Armband ist verloren gegangen. Der Verlierer resp. der Finder wolle sich im Bureau des SchuhmacherverbandeS, Blankenfeldestraße 10, von 10—1 oder von 4—7 Uhr melden. Vorort- JVacbrlcbtem Steglitz . Mit der Stadtwcrdungsfrage unsere? Dorfe? beschäftigte sich am Freitag abend eine außerordentliche Gemeinde- vertrelersitzung. Der Gemeindevorsteher hatte dem Antrag- steller der bürgerlichen Linken, dessen Absicht es war, eine Spezial- kommijsion zu dem Minister des Innern zu delegieren, den Wind aus den Segeln genommen. Wie der Gemeindevorsteher zu Beginn der Sitzung mitteilte, hatte auf seine Anfrage der Land- rat geantwortet, der Minister des Innern habe erklärt, „daß er bei der bevorstehenden Etatsberatung im preußischen Landtag vielleicht Gelegenheil nehmen werde, einige Worte über die Stadtwerdungsangelegenheit zu sagen". Dieses gnädige ministerliche„Vielleicht" veranlaßte den Antragsteller, seinen Antrag zurückzuziehen, was der Gemeindevorstand und die Rechre des Hauses offenbar gewollt hatten. Da man aber nun einmal beisammen war, brachte man wenigstens die so hübsch präparierten Reden über die Sache an den Mann. Haupt- sächlich der Festredner des Mietervereins, Herr Kortbaus, stürzte sich in Unkosten. Ueber die.unveräußerlichen Menschen- rechte, die mit uns geboren sind" und auf Grund deren Steglitz die Verleihung der Stadtrechte zu verlangen habe, redete er sich in eine Begeisterung hinein, daß seine Rede gleich einem Sturzbach hervorschoß, Sätze und Worte sich über- Ichlagend. Diesen Reaktionär der Linken von Menschenrechten reden zu hören, kommt einer Entweihung dieser„unveräußerlichen Rechte" gleich. Nachdem sich die bürgerliche Linke und Rechte noch ver« schieden? Schmeicheleien an den Kopf geworfen hatten, war die Bor- stellung beendet. Und das Resultat:„Wir warten weiter!' Etwa? Neues brachte übrigens die Rede des Herrn KorthanS als„Neben- Produkt". Er plauderte so nebenbei aus, daß die dem- nächst igen Gemeindewahlen der dritten Ab- teilung nicht an einem Sonntage stattfinden, wie die Gemeindevertretung gewünscht hat, sondern an zwei ansei nandersolgenden Wochentagen. Der Gemeinde- vorstand hat also offenbai den Gründen unseres Verrreters in vonger Sitzung sich nicht verschließen können, daß an einem Wochentage bei der großen Zahl der Wähler gültige Wahlen nicht zustande kommen können. Er verwirft aber die vor- geschlagenen Sonntagswahlen und will nun die Wahlen auf zwei Tage ausdehnen. Nach unserer Ansicht ist das unzulässig. Die Landgemeindeordnung bestimmt in§ 59:,... Die Bekanntmachung muß den Raum, den Tag und d i e Stunden... genau bezeichnen." Wenn Worte einen Sinn haben, kann es also nur einen Wahltag geben. Doch so oder so: die Arbeiterwähler werden ihren Mann stehen. Schöneberg . Ter mysteriöse Tod einer jungen Frau beschäftigt seit gestern morgen die Schöneberger Kriminalpolizei. Die in dem Hause Ringbahnstr. 271 wohnhafte 82jährige 3ftnu_ Auguste Busse klagte am Sonntagnachmittag über heftiges Unwohlsein und Schmerzen, die sich gegen Abend so sehr steigerten, daß ein in der Nähe wohnender Arzt' zu Hilfe gerufen wurde. Dieser vermochte die Krankheit zu- nächst nicht festzustellen und entfernte sich, um, wie er angab, am nächsten Morgen noch einmal wiederzukommen. In der Nacht ver- starb die Frau unter furchtbaren Onalen. Am Montagmorgen er- schien der Arzt nochmals, tonnte jedoch die Todesursache nicht kon- statiercn. Nach seiner Ansicht kann es sich um einen Fall von Genickstarre handeln. Es wurde sofort die Schöneberger Polizei verständigt, welche die nötigen Maßnahmen traf und die Leiche der Frau zur Obduktion beschlagnahmte. Lankwitz . Die Wahlen zur Gemeindevertretung finden wie folgt statt: 3. Klasse: Freitag den 1. März, von 11 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags und von 3 Uhr nachmittag? bis 9 Uhr abends in der Turnhalle des Realgymnasiums, Kaulbachstr. 63—67. 2. Klasse: Sonnabend, den 2. März, von ll$ bis Va10 Uhr vormittags und von 6—7 Uhr abends im Kommissionszimmer Nr. 33 des Rathauses. 1. Klasse: Montag, den 4. März, von 10—11 Uhr vormittags im Kommissionszimmer Nr. 40 des Rathauses. Den Wählern werden amtliche Ausweiskarten zugestellt, welche im Interesse einer glatten Abwickelung deS WahlgeschäftS vor- zuzeigen sind. Die ohne Karte erscheinenden Wähler müssen sich durch ihren Steuerzettel legitimieren. Mittwoch, den 28. Februar, abends 8'/, Uhr, findet eine öffentliche Wählerversammlung in Dahns Festsaal, Kaiser-Wilhelm-Straße 34, statt. Tagesordnung:»In letzter Stunde". Referent: Genosse Dr. Julius Moses. Parteigenossen sorgt für Massenbesuch. Groft-Lichterfelbe. In einer öffentlichen Gemeinbewählerversammlung sprach am Dienstag im„Kaiserhof" Genosse T h u r o w- Neukölln. In packender Weise führte derselbe den Anwesenden die Ungerechtigkeit des Gememdewahlrechtes vor Augen unter besonderer Bcrücksichti- gung des schändlichen Hausbesitzerprivilegs. An einer Reihe von Beispielen konnte der Redner nachweisen, wie die bürgerlichen Ver- treter in den Kommunen dieses elende Wahlrecht noch zu ver- schlechtern suchten. Andererseits wieder zeigte er, wie überall da. wo unsere Genossen in den Kommunalvertretungen Futz gesaßt haben, ganz gewaltige Fortschritte zu verzeichnen sind. Was Ge- nosse Thurow von den bürgerlichen Vertretern unter lebhaftem Beifall im allgemeinen gesagt hatte, konnte Genosse Wenzel an der hiesigen Gemeindevertretung im besonderen treffend nachweisen; denn auch hier wird dem satten Bürger nach Möglichkeit auf die Beine, dem Arbeiterpack aber auf die Strümpfe geholfen. So stellte Genosse Wenzel einem Zugeständnisse des Gemeindevertreters Maier, daß von allen Vororten Groß-Lichterselde den Besitz am wenigsten besteuere, einen Ausspruch des Schöffen Dr. Lengner gegenüber:„Für soziale und Verkehrszwecke hat die Gemnnde kein Geld übrig." Weiter beleuchtet die Arbeiterfteundlichkeit unseres Dorfparlamentes der Umstand, daß die Grundbesitzervereine durch Herrn Gemeindevertreter Horn den Antrag einbrachten, die Gemeinde solle in Zukunft bei Neubauten nur die Einrichtung von 4- und mehr Zimmerwohnungen zulassen, da die kleinen Mieter den Armenetat zu sehr belasten(ihm wurde vom Schössen Dr. Danino das Gegenteil bewiesen), und entgegengesetzt die Tat- fache, daß die Gemeinde für die Schüler der höheren Lehranstalten weit höhere Zuschüsse zahlt, als für die Gemeindeschüler, so z. B. für einen Schüler des Schillergymnasiums jährlich 232.54 M., für einen Gemeindeschüler dagegen nur S9,96 M. Während vor einigen Jahren ein Antrag des Wahlvereins, in Gemeinderegie Arbeiterwohnungen zu beschaffen, abgelehnt wurde mit der Be- gründung, daß die Gemeinde nicht gut den Unternehmern am Orte Konkurrenz machen könne, fiel dieser Grundsatz fort, als es galt, den höheren Kreisen eine billige Eisquelle zu schaffen und als man plötzlich entdeckte, daß ein dringendes Bedürfnis vorhanden sei für ein Gemeindcwirtshaus, wo auch der verwöhnte Gaumen bei einem Diner zu 3— 5 M. auf seine Rechnung kommen kann. Am Schlüsse wies Genosse Wienecke darauf hin, daß am 5. März im Süden hei Erpel und am 12. März im Westen bei Richter ebenfalls Wähler- Versammlungen stattfinden, in denen die Gknossen Reichstagsabge- ordnete Kuhnert und Feldmann sprechen. Lichtenberg . Ueber Zweck und Nutzen der Brbeitergesangvereine referierte in einer am Sonntag bei Ertelt, Pfarrstr. 74, statlgefundenen Sänger- Versammlung Genosse Kupfer. In der dem beifällig aufgenommenen Vortrag folgenden regen Diskussion brachten alle Redner ihr Ein- Verständnis mit den Darlegungen deS Referenten zum Ausdruck. Bon dem Grundsatz ausgehend, daß nur große Chöre Großes leisten können, verpflichteten sich die Anwesenden, die den bürgerlichen Gesangvereinen noch angehörenden organisierten Arbeiter auf daS Ungehörige ihrer Handlungsweise aufmerksam zu machen und sie dem „Männerchor Lichtenberg" zuzuführen. Die regelmäßigen Uebungs- stunden des Vereins finden jeden Donnerstag abend von S— 11 Uhr bei Ertelt, Pfarrstr. 74, statt. Boxhagen-RummelSburg . Den Tätigkeitsbericht.der sozialdemokratischen Gemeindever» trcter erstattete in einer gut besuchten öffentlichen Gemeindewähler. Versammlung Genosse John. Die Hauptftage bildete die Ver- schmelzung mit Lichtenberg . Der Referent schildert« die Gründe, welche die Rummelsburger leiteten, der Verschmelzung zuzustim» men. Des weiteren schilderte der Referent die Entwickelungsmög- lichkeit Lichtenbergs. Durch die Eingemeindung können die städti- scheu Gas- und Elektrizitätswerke ihre Produktion bedeutend ver- gröhcrn und zur Stabilisierung der Finanzen beitragen. Weiter verfüge Lichtenberg noch über große Terrains, die der Bebauung erschlossen werden können und fo eine erhebliche Entwickelungsmög- lichkeit bieten, was in Rummelsburg nie der Fall gewesen wäre. Auch dürfen nach dem Vertrage die in Rummclsburg bestehenden Wohlfahrtseinrichtungen nicht verschlechtert werden. Zum Schluß ging der Redner auf die zwei bürgerlichen Parteien, die„Grund- besitzer"- sowie die„Bürger".Vereinigung ein. Die Grundbesitzer seien gegen jeden Fortschritt in der Gemeinde, sie vertreten eine ausgeprägte Geldsackspolitik ihrer eigenen Klasse. Der Bürger- Verein, der ja in sozialen Fragen verständiger, aber nicht immer zuverlässig sei, vertritt gleichfalls eine einseitige Politik und pro- letarische Interessen seien ihm gänzlich fern. Da derselbe meisten? aus Beamten bestehe, werde er durch Angeberei bei der vorgesetzten Behörde von dem Grundbesitzerverein stark beeinflußt. Der leb» hafte Beifall bewies, daß die Anwesenden mit den Ausführungen des Genossen John und der Tätigkeit der sozialdemokratischen Ge- meindevertreter einverstanden sind. Gegner meldeten sich trotz Aufforderung nicht zum Wort. In kurzer Diskussion wurde von den Rednern zur Wahl von Sozialdemokraten aufgefordert, nur diese können eine Aendcrung der bestehenden Zustände herbeiführen. Da der Verschmelzungstcrmin noch nicht genau feststeht und vor- aussichtlich erst der 1. Juli in Betracht kommt, müssen noch die Neuivahlen stattfinden. Die gewählten Gemeindevertreter treten bei der Verschmelzung mit vollen Rechten in das Lichtenberger Stadtparlament über, so daß wahrscheinlich die gemeinschaftlichen Stadtverordnetenwahlen im November dieses Jahres vorgenommen werden. Die Wahl der 3. Abteilung findet das erstemal an einem Sonntag, den 10. März, von 10— 6 Uhr, und di« der 2. Abteilung am Montag, den 11. März, von 10— 8 Uhr statt. Es müssen zwei Gemeindevertreter in der 3. Abteilung und 3 in der 2. Abteilung gewählt werden. In der 2. Abteilung wurde für den Bezirk Rum- melsburg der Genosse Ritter und für Boxhagen die Genossen Otto John und Müller aufgestellt. In der 3. Abteilung wurde für RummclSburg der Genosse Tempel aufgestellt. Für den Bezirk Boxhagen konnte die Aufstellung noch nicht erledigt werden; dieses wurde dem Wahlkomitee überlassen. Die Versammelten ver- pflichteten sich zum Schluß, die sozialdemokratischen Kandidaten mit verstärkter Stimmenzahl wieder in die Gemeindevertretung zu wählen. ftfriedrichsfelde. Zur kommenden Gemeinbevertreterwahl nahmen die Genossen in ihrer letzten Mitgliederversammlung Stellung. Nachdem Ge- nosse Schwenk zunächst einen kurzen Ueberblick über den ver- flossenen Teil des Geschäftsjahres gegeben hatte, besprach er die kommenden Wahlen zur Gemeindevertretung. Er konnte auf die erfreuliche Tatsache hinweisen, daß die Wahlen entsprechend dem Vorgehen anderer Gemeinden auch für unfern Ort, und zwar für die dritte Abteilung, an einem Sonntag stattfinden werden. Aber während die Gegner früher der Sozialdemokratie das Feld kampflos überlassen haben, werden sie diesmal doch wieder einen Versuch wagen, uns das Mandat streitig zu machen. Doch das Mandat werde errungen werden, auch wenn der Gegen- kandidat. Herr Metzner, sich mutvoll hinter verschlossene Türen zurückzieht, um sein Programm(!) zu entwickeln. Die Ein» ladungen zu dieser„Wahlversammlung" erfolgen nämlich laut Be» kanntgabe nur für die Person und sind nicht über- tragbar! Demgegenüber gewährt die Sozialdemokratie zu ihrer Versammlung, die am 5. März bei Bürger stattfinden wird, jeder- mann freien Zutritt und volle Redefreiheit. Einstimmig wurde Genosse Otto Frentzcl, Schuhmachermeister, als Kandidat der Sozialdemokratie aufgestellt. Genossen, sorgt dafür, daß er mit überlegener Stimmenzahl gewählt wird. Nieder-Schönetveide. Zur Gemeindevertreterwahl nahm eine öffentliche Wählerber- sammlung Stellung, die am Donnerstag im Wirtshaus„Loreley " stattfand. Von den einzelnen Rednern, den Genossen Bengsch, D i e S n e r und dem Referenten Genossen Carl Leid- Berlin wurden die Forderungen der Sozialdemokratie auf gemeisdli�u»
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