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Nr. 49. 29. Jahrgang.

Reichstag .

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. two, 28. Febenar 1912.

14. Sigung. Dienstag, den 27. Februas,

nachmittags 1 Uhr.

Am Bundesratstische: Dr. Delbrück.

Zunächst wird ein schleuniger Antrag Albrecht( Soz.) auf Einstellung eines schwebenden Disziplinarverfahrens gegen den Abg. Dr. Liebknecht( Soz.) für die Dauer der Session Es folgt die dritte Beratuna des Ausführungsgesetzes zu dem internationalen Uebereinkommen zur Bekämpfung des Mädchenhandels.

angenommen.

Abg. Dr. v. Liszt ( Vp.): Unter den Kuppeleiparagraphen fällt das Bringen eines minderjährigen Mädchens in ein Bordell, dagegen ist das Anwerben eines minderjährigen Mädchens für ein Bordell straffrei. Das ist eine bedauerliche Lücke in unserem Strafrecht. Artikel 1 der Konvention erklärt dieses Anwerben für strafbar, und das Deutsche Reich ist daher verpflichtet, diesen Tatbestand ebenfalls unter Strafe zu stellen. Ministerialdirektor Kriege bestreitet, daß hier eine Lücke vor handen sei; das Anwerben für ein Bordell fei jezt schon straf bar. Sollte die Praxis anders entscheiden, so werde die Lücke aus­gefüllt werden. Damit schließt die Debatte. Das Gesetz wird angenommen. Debattelos wird darauf in dritter Beratung die Verlänge rung des Handels- und Schiffahrtsvertrages mit der Türkei

angenommen.

eines

Abg. Dr. Landsberg( Soz.):

gemacht und deren Söhne im Deutschen Heere gedient Staatsbürgerrecht in dem Falle verloren hat, daß eine Verletzung haben, sind nachträglich mit Kindern und Enkeln von den der Wehrpflicht vorlag, nach der Vorlage das Recht hat, seine Auf­Behörden aus dem deutschen Staatsverband ausnahme in den Staatsverband zu beantragen. Aber was heißt: geschlossen worden.( hört! hört!) Es sollte festgelegt werden, ohne Verschulden? Ein Verschulden liegt ja schon dann vor, wenn daß man durch Geburt in einem deutschen Bundesstaat die Staats- der Betreffende ohne weiteres geglaubt hat, er als Krüppel angehörigkeit ohne weiteres erwirbt. Ein geradezu unerträglicher Zustand brauche sich erst gar nicht der Militärbehörde zur Verfügung zu ist es, daß, während in der Nordmark deutsche Frauen, die in wilder stellen. Ehe leben, nicht ausgewiesen werden dürfen, dänische Frauen, die Dann etwas anderes. In den Motiven zum Entwurf ist ge­einen im Inland geborenen Mann heiraten, erbarmungslos a us- fagt, es gelte dem deutschen Bolt Kräfte nach Möglichkeit zu erhalten. gewiesen werden, und daß ihre Kinder staatenlos werden. Ich kann aber den verbündeten Regierungen den Vorwurf nicht ( hört! hört!) Es muß dafür gesorgt werden, daß solche Mißstände ersparen, daß sie nicht übermäßig galant fino.( peiterfeit.) durch das neue Gesez unmöalich gemacht werden.( Bravo ! links.) Sie legen nämlich Wert nur darauf, dem deutschen Vaterlande Männer zu erhalten, nicht auch Frauen. Die Frau soll bor wie nach durch Heirat das deutsche Staatsbürgerrecht erwerben. feit durch zehnjährige Abwesenheit im Auslande verloren wird, diese Geschlechtsvormundschaft ist, nicht endlich auf?( Sehr wahr bei Einer der Redner bat die Bestimmung, daß die Staatsangehörig Warum räumt man mit diesem Zustand, der ein Rest der alten Bestimmung, die jezt ausgemerzt werden soll, mit Recht einen den Sozialdemokraten.) Ich will ja nicht gerade empfehlen, daß man schweren Irrtum genannt. Es ist nur zu bedauern, daß es sich auf den Lippeschen Rechtsboden stellt. In Lippe wurde bis 1870 42 Jahre gedauert hat, diesen Irrtum loszuwerden, und das gibt durch Heirat mit einer Zipperin der Ausländer Staasbürger von Veranlassung zu wehmütigen Betrachtungen über die Langfamkeit Lippe. Bei der Schönheit der Lipperinnen ist es verwunderlich, daß Lippe der Gefeßgebung und zu Variationen über das Dichterwort: Es erben durch diese Bestimmung nicht zum Großstaat geworden ist.( Heiterkeit.) las ich, diese Bestimmung habe den Deutschen Millionen von Kräften gläubigen zum Manne nimmt, ihre Religion verliert und sich Gesez und Rechte wie eine ewige Krankheit fort. In einer Zeitung Wenn die Vorlage bestimmen würde, daß eine Frau, die einen anders­entzogen. Das ist eine toloffale Uebertreibung. Der Verlust des die des Mannes erwirbt, so würde man mit vollem Recht ein der Staatsbürgerrechts durch zehnjährige Abwesenheit brachte schweres artiges Gesetz geradezu barbarisch nennen. Aber was von der Ungemach über diejenigen, die sich länger als zehn Jahre im Aus- Religion gilt, muß doch auch von der Baterlandsliebe gelten, und von Deutschen , die nicht nach Deutschland zurückkehrten, ihr Deutsch deshalb zu berauben, weil sie die Ehe mit einem Ausländer ein­lande aufhielten und dann zurückkehrten. Aber daran, daß Millionen deshalb ist es nicht angebracht, eine Frau ihres Staatsbürgerrechts tum aufgegeben haben, ist diese Bestimmung unschuldig. Werfen geht. Die Folge ist, daß der deutsche Gefeßgeber darauf ver­wir doch einen Blick nach Böhmen . Je deutscher ein Name zichten muß, zur Vorausseßung des Verlustes der Staatsangehörig­ist, desto tschechischer ist die Gesinnung des Trägers. feit der Frau einen vom Manne zu stellenden Antrag zu verlangen. Heißt einer Herold, so ist er sicher tschechisch gefinnt, und ist einer Die Bestimmung, wonach ein Deutscher erst auf seinen ein ganz nationaler Ticheche, so heißt er Fressol.( Heiterfeit.) Das Antrag Angehöriger des Bundesstaates wird, in dem er seinen beste Mittel, der deutschen Nation Kräfte zu erhalten, ist, daß man Wohnsiz genommen hat, ist eine durch nichts gerechtfertigte teinen zur Auswanderung veranlaßt( Sehr richtig! Formalität. Man würde bei den Sozialdemokraten), daß man innere Kolonisation

treibt und

freiheitliche innerpolitische Zustände

den Reichsgedanken wesentlich fördern,

Wenn

Es folgt die Fortsetzung der ersten Beratung des Entwurfs Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes. Abg. v. Liebert( Np.): Demjenigen Volk gehört nach einem Aus­fpruch Treitschkes die Zukunft, dessen Sprache von den meisten Menschen gesprochen wird. Deshalb haben wir allen Anlaß, dafür zu sorgen, daß die Deutschen im Auslande ihr Deutschtum wenn man festlegen wollte: durch Zuzug von einem Staat in den anderen, wird das Staatsbürgerrecht in diesem neuen Staat ohne nicht verlieren. Wir begrüßen daher das Gesetz in nationalem herstellt.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Alle Redner weiteres begründet. Die Regel wird ja doch sein, daß der Betreffende Interesse. Abg. Liebknecht rügte, daß Ausländer nur auf waren einig darin, daß derjenige, der in Deutschland gedient hat, in dem neuen Staat das Bürgerrecht erwerben will, um nicht von genommen werden dürfen, wenn kein Bundesstaat Widerspruch erhebt. ohne Deutscher zu sein, damit ohne weiteres das Staatsbürgerrecht den politischen Rechten ausgeschloffen zu sein. Mir erscheint diese Bestimmung selbstverständlich. Ebenso selbst- erwerben soll. Es ist auch ein bedrückender Gedanke, daß jemand, jemand aber nicht gezwungen sein will, dem neuen Staate als verständlich erscheint mir die ebenfalls vom Abg. Liebknecht der für Deutschland geblutet hat oder bereit war, sein Blut für Bürger anzugehören, so mag er bei seiner Ueberfiedelung ausdrück­gerügte Bestimmung, daß zur Aufnahme in den Staatsverband Deutschland zu vergießen, ausgewiesen werden darf, ohne daß lich erklären, daß er nicht gewillt ist, seine bisherige Nationalität Die unbescholtenbeit gehört; nur sollte der Begriff er ein Rechtsmittel dagegen hat. Der Entwurf will mit dem Ver­der Unbescholtenheit näher präzisiert werden. Mit einer Reichs- lust des Staatsbürgerrechts denjenigen bestrafen, der sich dem bilden und die anderen die Regel. Die von uns gewünschte Feft­aufzugeben. Diefe Fälle werden jedenfalls die Ausnahme angehörigkeit ohne Staatszugehörigkeit macht der Entwurf nur Dienst im Heere entzieht. Sicherlich gibt es Fälle, wo das legung ist bereits 1870 von dem Abg. von Bodum Dolffs in einen schüchternen Versuch, nämlich in den Schutzgebieten; dort ist sie angebracht ist. Aber die Fälle bon Selbstverstümmelung, einem Antrag gewünscht worden. Will man aber diesem durch sein aber dringend nötig. Ein urdeutscher Grundsaz ist: ohne Wohn- um sich für den Heeresdienst unfähig zu machen, find Alter bereits ehrwürdigen Wunsch nicht Rechnung tragen, so möge gemeinschaft teine Boltsgemeinschaft. Das gilt namentlich für die doch wohl ebenso schwer und noch schlimmer find die Abtömmlinge von ins Ausland gewanderten Deutschen , die ihre Fälle von Landesverrat, an die der Verlust des Staats- Braun eingebracht hat, wonach man das Staatsbürgerrecht da­man wenigstens einem Antrage stattgeben, den damals der Abg. Karl Staatsangehörigkeit behalten. Um deren Kindern das Deutschtum bürgerrechts nicht gefnüpft ist. Es gibt doch auch Fälle von durch erwirbt, daß man bei der polizeilichen Anmeldung zu erhalten und sie zur Erfüllung der Wehrpflicht anzuhalten, find Berlegung der Heerespflicht, die keineswegs schwer gelagert find. im Meldezettel eine dahingehende Erklärung abgibt. freilich eine Reihe von Erleichterungen notwendig, die der Entwurf Die meisten Personen, welche vor Erfüllung ihrer Dienstpflicht aus Es brauchte dafür nur im Meldezettel eine neue Kolonne eingerichtet in großzügiger und großherziger Weise gewährt.( Beifall rechts.) wandern, wollen sich dadurch nicht etwa der Heerespflicht entziehen, Abg. Herzog( Wirtsch. Vg.): Die Vorlage fommt reichlich spät, sondern wandern aus wirtschaftlichen Gründen aus. zu werden, mit der Ueberschrift: Will der Betreffende das Staats­denn das jetzt bestehende Gesez genügte feit langem nicht.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Es flingt ja sehr schön, bürgerrecht erwerben oder nicht?" Dann einige Worte zur Frage der Im allgemeinen entspricht die Vorlage unseren wünschen. wenn man sagt, wer dem Vaterland seine Straft zur Verteidigung nicht Im Gegensatz zu den Herren Dr. Liebknecht und Waldstein zur Verfügung stellt, hat auch feinen Anspruch auf den Schutz des Reiches. Naturalisation der Ausländer. halten wir es für durchaus richtig, daß Sautelen geschaffen find, Jm§ 22 des Entwurfs ist aber gar nicht davon die Rede, daß sich je- Der Abg. Spahn hat gegenüber meinem Freunde, Liebknecht um mißliebige Ausländer fernzuhalten. Die deutsche Staats- und mand der Heerespflicht entzogen hat, sondern derjenige, der bis zu einem geltend gemacht, daß dazu die Verbürgung der Gegenseitigkeit Reichsangehörigkeit soll fein in! werden für alle möglichen bestimmten Zeitpunkt feine endgültige Entscheidung über seine Dienst- Boraussetzung fei. Das wäre doch aber nur möglich, wenn Deutsch­Elemente, die dem deutschen Namen wahrlich nicht zur Ehre gepflicht herbeigeführt hat, soll das Staatsbürgerrecht verlieren. Also land durch diese Naturalisation ein Opfer bringen müßte. reichen.( Bravo ! bei den Antisemiten.) auch der Krüppel, der es unterlassen hat, sich zur Verfügung zu Es wird doch aber keinem deutschen Staate zugemutet, Krethi und Abg. Hanssen( Däne): Die Schaffung eines Reichsverwaltungsstellen, der einen rein formalen Verstoß begangen hat, Plethi aufzunehmen. Natürlich werden nur geistig und körperlich gerichts ist dringend notwendig, damit strittige Fragen über die soll dadurch das Staatsbürgertecht verlieren, und ebenso auch seine durchaus tüchtige Ausländer Anspruch auf Naturalifation haben. Staatsangehörigkeit einheitlich und endgültig entschieden werden Frau und Kinder. Das geht doch entschieden zu weit. Dieser Ver- Wenn wir Gelegenheit haben, folche vollständig einwandfreien Leute fönnen. Bei uns gibt es hunderte von Personen, die von lust dürfte nicht ohne weiteres eintreten, sondern nur nach Fest zu Deutschen zu machen, follen wir uns dann die Gelegenheit so den Verwaltungsbehörden als Preußen bezeichnet, aber dem- stellung des Tatbestandes durch den Ausspruch einer Ber lange entgehen lassen, bis irgend ein ausländischer Staat fo ungeachtet fortdauernd als Ausländer behandelt werden. waltungsbehörde, und gegen dessen Bestimmung muß Einspruch liebenswürdig ist, sich dazu bereit zu erklären, dem Deutschtum ( Hört! hört!) Das ist ein ganz unhaltbarer Zustand, der nicht zur eingelegt werden können bei einem Reichsverwaltungsträfte von derselben Beschaffenheit zu entziehen?( Sehr gut! Erhöhung der Autorität der Behörden dient. Eine Reihe von gericht, um dessen Errichtung wir nicht herumfommen werden. links.)- Gegenüber dem Abgeordneten Herzog stelle ich fest, daß Leuten, die den Krieg 1870/71 als deutsche Soldaten mit- Nun wird man sagen, daß derjenige, der ohne Verschulden sein die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter sich nur gegen den

Kleines feuilleton.

Ein Theater, das aus Titeln erbaut wird. Aus Detmold wird uns geschrieben: In den öden Fensterhöhlen des Detmolder Softheaters wohnt das Grauen: Der alte Kunsttempel ist vor drei Wochen abgebrannt, und zwar noch zu rechter Beit, ehe ein größeres Unglück die verantwortlichen Stellen darüber zu belehren brauchte, daß der Theaterbetrieb in veralteten hölzernen Kästen doch eine un­geheuer risfante Sache ist. Jetzt gilt es natürlich, aus den Ruinen neues Leben erstehen zu lassen und die Vorbereitungen dazu sind lebhaft im Gange. Nun aber stoßen wir in den beiden bürger­Lichen Zeitungen der lippischen Residenz auf ein etwas verfängliches lichen Zeitungen der lippischen Residenz auf ein etwas verfängliches Inferat:

Hoflieferanten- Titel!

Wer erteilt Rat und Auskunft zur Erlangung dieses Titels? Offerten unter Bostlagerfarte 192, Berlin W. 81.

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Derartige Anzeigen findet man in der bürgerlichen Breffe freilich öfter. Sie find in ihrer Art fast etwas Alltägliches geworden, denn Was will, ihr Herrn, ein deutscher Patriot? Für sich ein Aemtchen, Titelchen und Bändchen, Für seine ehelichen Kinder Brot Und legitime Fürsten für sein Ländchen.

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weder seine Witwe noch Erben kennt. Aus besonderem Entgegen- wie z. B. in Berlioz Episode aus dem Leben eines Künstlers", kommen erklärte sich die Gesellschaft zwar bereit, die Tantiemen als Phantastische Sinfonie" bezeichnet, die auf dem Programm in diesem besonderen Falle von zehn auf zwei Prozent zu er des Philharmonischen Konzerts vom Montag stand. mäßigen, aber sie bestand im Prinzip auf ihrem Recht und gab Richard Wagners direkteste Anpassung der Tonsprache an die Wort­nicht nach. In einem Interview erklärte der Direktor der Gesell- sprache wies nun freilich andere Wege, ließ aber trotzdem die wort schaft, daß diese Forderung zwar nicht im Interesse von Sophokles lose und nur gedankenreiche Programmusit weiter blühen. das Schildern von Borgängen blieb immer eine durchgefochten werde, aber im Interesse der modernen Dramatik. Doch Theatern völlig kostenlos gespielt werden können. Die Folge wäre, das vorstellen, was man sich vorstellen soll? Der Russe Alerander Stellen Sie sich nur vor, daß die freigewordenen Werke von den heille Sache. Muß man sich denn bei einer Musik gerade daß die Direktoren nur noch tantiemefreie Stüde aufführen Tanéje w schrieb in neuerer Zeit eine Ouverture für großes würden. Das wäre das Ende der dramatischen Kunst: unter dem Drchester" Hamlet ", und das erwähnte Philharmonische Konzert Vorwande, die Toten zu ehren, würde man die Lebenden ver- brachte sie für uns zum erstenmal. Sie benutzt modernes Können Machtstellung, die sich in Frankreich die Gesellschaft der Schrift gerade Hamlet damit zu tun haben soll, wird wohl nicht so leicht hungern lassen.". Der Fall ist ein interessantes Beispiel von der und trägt auch stark auf, ohne jedoch exzessiv zu werden. Nur was steller durch die streng durchgeführte Solidarität aller lebenden jemandem klar werden. Anders, wenn eine Mufit ohne Worte darauf Dramatiker gesichert hat. ausgeht, nicht Vorgänge epischer oder dramatischer Art, nicht Bilder von Persönlichkeiten u. dergl., sonderu mehr Lyrisches zu geben, Gefühle, Stimmungen. Fast möchte man als sicher annehmen, daß die Programmufit dahin einschwenken werde.

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Der Luftmilitarismus als Friedensinstrument. Aus Paris wird uns geschrieben: Der Matin", der bekanntlich aus der Aus­beutung chauvinistischer Stimmungen einen seiner schreiendsten Einstweilen hat es schon manche Mufit getan, die kein Pro­Reklametrids gemacht hat, brachte dieser Tage eine neue Variante gramm" vorgibt. Selbst der nicht sehr neudeutsche" und jetzt nur heraus. Er hat nämlich die Initiative zu einer innerhalb des mehr mit Mühe anznerkennende J. Raff läßt feine Musik von Kreises der Zeitungsunternehmungen vorzunehmenden Sammlung folchem Stimmungswesen leben. Eine seiner Violinsonaten, die wir ergriffen, deren Erlös zum Ankauf von Flugapparaten dienen soll. in einem Kammermusitabend hörten, erinnert an die Naturgefühle Mit diesen soll in ganz Frankreich auf Schauflügen die Opfer- feiner Waldsinfonie. Ein Phantasteftüd für zwei Klaviere von willigkeit der Bevölkerung für die Luftflotte geredt und natür- J. G. Ropary, von 1898, hier aber noch neu, nimmt von Schu Man braucht sich aber an diesem Titelschacher nicht allzusehr lich die Aufmerksamkeit auf den edlen Anreger hingelenkt werden. mann und Raff und von dem Dänen Grieg solche Stimmungs­zu stoßen. Woran man aber als Freund wahrer Volkskunst Anstoß Die Idee ist wirklich ausgezeichnet. Denn ein Widerspruch oder erinnerungen auf. Anders hinwider eine im selben Konzert als neu nimmt, das ist der zarte Busammenhang, der zwischen diefem auch nur die Skepsis gegen diese nationale Bewegung", wie der vorgetragene Kleine Suite des modernsten Franzosen C. Debuffy, " Fühler" und dem Theaterneubau zu bestehen scheint. Der Plan, Matin" bescheiden seinen Reklamezug nennt, wäre ein offenbarer von 1904, für ein Klavier vierhändig. Man möchte von einem um­ein neues Theater zu bauen. besteht schon länger, und es soll beim Beweis von Baierlandslosigkeit. Dieser freundlich gezückte Re- gekehrten Chopin sprechen, von der Kunst der gehäuften Ganztöne im Wie dieser volver hat schon seine Wirkung geübt. Denn nicht nur haben sich Gegenfaße zu der der gehäuften Halbtöne, von einem Auseinander­Hofmarschallamt auch schon ein Fonds gesammelt sein. Fonds zustande gekommen ist, das wurde vor einigen Jahren bekannt, die Minister beeilt, dem" Matin" seinen vaterländischen Eifer gehen mit weiten Schritten. als einige Beitungen darauf hinwiesen, daß in Berlin ein schwung zu bescheinigen, sondern sogar die großen Konkurrenten des Ma­Aber daß der Zuhörer zu so vagen Schilderungen verführt wird, hafter Handel mit lippischen Hoflieferanten- und Kommerzienrats- fin":" Petit Journal" und" Journal", haben bedeutende Summen ist schon so charakteristisch für die Vorführungen durch eine über­titeln getrieben würde. Die Tatsachen ließen sich nicht bestreiten.

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Vielleicht aber find jetzt wieder Diplome auf Vorrat angefertigt, nal" ist gewißigt. Vor einem Jahre hatte er sich unterfangen, die es vielmehr auf die Kunst der eigenartigsten musikalischen Durch­die zu beſſerer Förderung der Schauspieltunft abgegeben werden, patriotische Flugfahrt im französischen Often durch eine europäische arbeitung an, wenn er z. B. alte Menuette und ähnliche Formen und die Anzeige ist nur das erste Zeichen dafür. Dann aber muß Rundfahrt überbieten zu wollen und mußte fich dafür vom Ma- mit neuesten Weisen wiederbringt. Auch die Konzertgeber, die sich mit allem Nachdruck auf die Gemeinschädlichkeit dieses Verfahrens tin", der zu diesem Zweck eine besondere Unflatspriße, die" Triko- feiner annahmen, gehen über die Zurückhaltung der guten nicht hinaus. hingewiesen werden. Diese Kunstgönnerschaft der Fürsten ist eine lore" baute, anklagen lassen, er wolle das Geheimnis" der fran- stönner Irma Saenger Sethe ist dem Berliner öffentliche Gefahr, insofern dadurch der höfische Einfluß auf den zösischen Flugapparate an Deutschland verraten. Diesmal zieht er auf Konzertboden als Geigerin anerkannt. Bruno und ganzen Theaterbetrieb verstärkt wird. Wer das Theaterleben in den bor, sich mit der Miene der Begeisterung in die Gefolgschaft des Anna Hinze- Reinhold gehören gehören zu den fleinen Residenzen kennt, der weiß ohnehin, wie sehr der Spielplan Matin" eintragen zu laſſen, wofür ihm dieſer großmütig die Seltenen, die sich der allerintimsten Selavierkunst, des Zuſammen­Schmach vom vorigen Jahr als Ehrentitel der Luftschifferei an- spieles auf zwei Klaviereu annehmen und es auch so beherrschen, von der Nadjicht auf Seine Hoheit oder Durchlaucht abhängig ist. rechnet. Natürlich wird Herr Lebellier heimlich auf eine gründliche daß man sie ebenso gerne wieder hören möchte, wie die längst be= Sophokles Tantiemen. Der alte Sophokles durfte sich rühmen, Revanche finnen. Das Bolt aber muß sicher gerührt werden, wenn rühmite, in die Musikgeschichte durch Virtuosität und durch vielseitiges den Becher menschlichen Glüds in vollen Zügen genossen zu haben. es die beiden großen Zeitungstönige- um der patriotischen Idee Eigene ausgezeichnete Terefa Carreno, die uns im Bhilharmo einander in den Armen liegen sieht. Und das Glüd ist ihm auch im 20. Jahrhundert treugeblieben. willen nischen unter der nuancenreichen Direktion von Nitisch im Klavier­denn im Jahre 1912, 2300 Jahre nach seinem Tode, bezieht er fonzert von Tschaikowsky so interessant machte, wie dies eben noch Tantiemen! Das hat jetzt Raymond Duncan , der Bruder bei moderner musikalischer Ornamentkunst möglich ist. Am weitesten Isadoras, in Paris erfahren müssen. Er veranstaltete vor kurzem Drei Konzerte, die wir in den letzten Tagen aus dem scheint sich das eigentliche Lied von dem Ausmalen der Einzelheiten eine Aufführung der Elektra" in griechischer Sprache und war musikalischen Alltagsgewirre auswählten, gaben uns besonders hübsche eines Textes zu entfernen. Gesamtstimmung und da wieder mit nachher nicht wenig erstaunt, als die französische Gesellschaft der Proben von den Bemühungen, durch musikalische Mittel anderes als Borliebe Landschaftsstimmung: das ist z. B. die Eigenart neuer Schriftsteller sich meldete und sozusagen im Namen von Sophokles eigentlich Musikalisches darzustellen. Die sogenannte Programm- norwegischer Lieder von A. Wiklund und von S. Lie, die uns thren Anteil an Tantiemen von den Einnahmen verlangte. Ray- musit strebte in älterer Zeit vorwiegend nach der Wiedergabe von die Altistin Hildegard Dieterich mit ihrer zwar nicht weichen, mond Duncan glaubte erst an einen Irrtum, er machte gelteno, Naturborgängen, wie z. B. dem Gewitter. Dann kam der Anschluß aber sonoren und innigen Stimme vorführte, unter Mitwirkung daß Sophokles seit der 93. Olympiade verschieden sei und daß man an menschliche Vorgänge, an Lebensjahidjale eines Künstlers u. dgt, eines unserer besten Liederbegleiter, Robert Erbens.

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Mufit.

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