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Nr. 51. 29. Jahrgang. 3. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. s. 1. März 1912.

freitag,

Die Behandlung der gewerblichen Fragen erfolgte unter dem und den Proletarierinnen so klar gezeigt wird, daß es ein hüben Sefichtswinkel: und Drüben nur gibt.

Deutscher Frauenkongreß in Berlin . Wie erzielen wir Qualitätsarbeit der Frau in Induſtrie, Hand­

ben über den

werk und Kunstgewerbe?

Frage und danach das Wie, mit besonderer Berücksichtigung der Dr. Marie Baum erörterte einleitend das Warum dieser Großindustrie.

Die Krönung des Ganzen bestand wohl in der Mitteilung an die Delegiertinnen, daß sie bei der Frau Reichskanzler Beth­ mann Hollweg zum Empfang gebeten sind.

Jugendbewegung.

Bolizeipräsident und Jugendbewegung.

Am Donnerstag ist der Kongreß mit Berufsfragen beschäftigt. Zuerst kommen die ländlichen Fragen, wie sie für die Land­befiberfrauen in Betracht kommen. Man sucht in zwei Referaten dem Unterschied der Verhältnisse zwischen Nord und Süd gerecht zu werden. Eine Diskussion über diese Referate findet nicht lernte und halbgelernte Arbeit zu. Die hochqualifi In der Großindustrie fällt heute der Frau die unge­statt, doch hat ein Ausschuß für die Vertretung der Interessen der zierte Leistung bleibt an die Vertrautheit mit der Ma= Seit etwa einem Jahre bemüht sich der Polizeipräsident Arbeiterinnen eine Konferenz in Vorbereitung, auf der die Frage chine, den beherrschenden Faktor großindustrieller Arbeit, ge- v. We egmann in Köln entsprechend den Anweisungen seiner besonders und ausgiebig behandelt werden soll. bunden, und diese ist der arbeitenden Frau in der Berliner Vorgesetzten, die angeblich sozialdemokratische Jugend­Für heute referiert Frau Elisabeth Boehm- 2 amgar- Regel fremd. Das Problem ist, ob diese Fremdheit über erziehung in Köln zu hindern. Er hat zunächst einen Feldzug gegen wunden werden kann oder nicht. Wenig oder nichts ist bisher die freie Jugendbewegung eingeleitet, der bisher nur den Anteil der Frau an der landwirtschaftlichen Produktion. nach dieser Richtung geschehen. Wir brauchen technisch ge- Erfolg eines großartigen Aufschwungs dieser Bewegung hatte. Schon Die Werterzeugung der deutschen Landwirtschaft hat sich in schulte Frauen für leitende Posten und für die Handarbeite- die Auflösungsverfügung, mit der er die Jugendbewegung bedachte, den letzten 30 Jahren verdreifacht. Sie betrug 1880 etiva 4 Milliar- rinnen obligatorische Fortbildung in den Grundfächern industriel- hat, als sie unser Genosse Frank im Reichstage besprach, Heiterfeit den, jett fast 12 Milliarden. Diese Zahl bezieht sich nur auf die len Wissens und Könnens. Wie die männlichen Arbeiter es längst erregt. Im Herbst vorigen Jahres richtete er seinen Bannstrahl Rohstoffe, also auf die Schaffung von Werten aus dem Nichts. Als tun, werden alsdann die besseren Elemente unter den Frauen die nun auf die Arbeiter Turnvereine Kölns , die er zu poli­Vergleich mag die Zahl der Gesamterzeugung der wichtigsten Lebenslange Beschäftigung mit völlig ungelernter tischen Vereinen zu stempeln suchte, um so der Arbeiterjugend die Industrien, wie des Bergbaues, der Hütten und Hochöfen, der Arbeit ablehnen. Diese wird dem Bedürfnis angepaßten Ma- Zugehörigkeit zu diesen Vereinen und den Besuch ihrer Turnstunden Eisengießereien usw. stehen, die zusammen nur 5,1 Milliarden be- schinen oder den unverbesserlich indolenten Arbeitskräften zu unmöglich zu machen. tragen.( Vielleicht stüßen sich die Zahlen auf die berühmten Post- fallen, während die tatkräftigen sich würdigere Arbeits­farten, die der Bund der Landwirte zur Jrreführung bei der Reichs- bedingungen und den Aufstieg zu verantwortlichen Stellungen tagswahl herausgegeben hat. Aber ohne im Augenblick in eine sichern. Prüfung der Zahlen einzutreten: ein Vergleich, der der Werterzeu- Die zweite Referentin Frau Dr. Margarete Bernhard gung der gesamten Landwirtschaft die Werterzeugung nur der verlangt auch für die Frauen im Handwerk es fommen beson­wichtigsten Industrien gegenüber stellt, ist kein Vergleich.) ders in Betracht Bekleidungs- und Friseurgewerbe, photographische An der landwirtschaftlichen Werterzeugung von Brot und Anstalten, Buchbinderei, Stiderei, Bukmacherei u. a. eine syfte Fleisch ist die Frau in hohem Maße beteiligt, denn fein landwirt- matische gründliche Berufsbildung. Eine gute Berufsbera schaftlicher Betrieb ist ohne die Mitarbeit der Hausfrau denkbar, tung und Lehrstellenbermittelung für Mädchen ist cenn nicht ganze Betriebe ftilliegen sollen. Von 10 Millionen in anzustreben. Der Teil der Handwerkergejebgebung, der Landwirtschaft selbständig Tätigen, beträgt die Zahl der Frauen welcher auf sachgemäße Unterweisung der Lernenden gerichtet ist, 4,6 Millionen. Ist so der Anteil der Frau ein großer, wo sie hilft, muß auch auf die Frauen angewandt werden. Die Maßnahmen zur so ist ihre Werterzeugung auf den Gebieten, die sie selbst än technischen Förderung der Selbständigen , z. B. Veranstaltung von dig betreibt Obst und Gemüsebau und Geflügelzucht nicht Meisterkursen, sind auch für Frauen vorzusehen. Ganz be ausreichend, wie die großen Einfuhrzahlen beweisen. sonderer Wert muß auf Ausnüßung der Novelle zu§ 120 G.-O. Das liegt an ihrer mangelhaften Vorbildung für gelegt werden, um fachliche 3wangsfortbildungs­ihren Beruf. Berufliche Ausbildung der Landfrauen und chulen für die weiblichen Lehrlinge im Handwerk zu erreichen. Stadtfrauen auf wirtschaftlichen Frauenschulen auf Organisationen von Arbeitgebern und nehmern sind im dem Lande muß daher gefordert werden. Handwerk zu fördern.

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Probleme der landwirtschaftlichen Frauenarbeit,

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An der Verfügung des Kölner Bolizeipräsidenten wurde in der Rheinischen Zeitung" scharfe Kritit geübt und besonders dargetan, daß sich der Polizeipräsident die Begründung seiner Maß nahmen außerordentlich leicht gemacht habe. Weil die Turner ihre Zusammenfünfte und Festlichkeiten in Räumen abhalten, in denen ausschließlich oder vorzugsweise Sozialdemokraten verkehren", sollten fie Sozialdemokraten, sollte ihr Verein politisch sein. Der Artikel unferes Kölner Parteiorgans empfahl dem Polizeipräsidenten mit solchen Scherzen zu warten, bis er als gefeierter Ehrengast farne­balistischer Veranstaltungen die Narrentappe trage"; in einem amt­lichen Schriftstück zu erzählen, daß schon der Verkehr in fozial­demokratischen" Räumen zum Sozialdemokraten stempelt, sei auch für Köln etwas zu ſtart.

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Durch den Artikel fühlte fich der Polizeipräfident beleidigt, und so hatte sich am Mittwoch Genosse Sollmann vor der Kölner Straffammer zu verantworten. Genosse Sollmann wies auf die große und berechtigte Erbitterung hin, die die Verfolgungen durch ben Polizeipräsidenten mit Recht in den betroffenen Kreisen hervor­gerufen hätten. Er gehöre selber dem Arbeiter- Turnerbund als Als zweite Referentin spricht Dr. Rosa Kempf über Die dritte Referentin, Frau Fia Wille, berlangte Quali- Mitglied an und sei in der Jugendbewegung eifrig tätig. Ans jener tätsarbeit auch für das Kunstgewerbe. Gleich wichtig aber ist: Erbitterung beraus sei der Artikel entstanden. Die intriminierten seien eine scharfe Kritit, aber teine Beleidigung, wobei die Rednerin besonders die süddeutschen Verhältnisse berück- das Verständnis für sie zu erweden; hier muß und wird der Beruf Worte fichtigt. Die bayerische Landwirtschaft ist bäuerliche Eigenwirt- einsehen der gebildeten Verkäuferin. Zunächst wird sie Standes- denn die Bemerkung wegen der Karnevalsmüze sei nicht wörtlich vorurteile zu überwinden haben, wenn aber eine Frau von dem zu nehmen. Uebrigens sei es Tatsache, daß der Polizeipräsident schaft im besten Sinne und zeigt typisch die Probleme der bäuer- Gefühl durchdrungen ist, daß sie Stulturierte schafft, indem sie wie andere hervorragende Vertreter von Behörden in Kölner lichen Frauenarbeit. Die Betriebsgrößen 5-50 Hektar, die in ihrer Bewirtschaftung familienhaftes Gepräge tragen, umfassen eintritt für alles, was es Schönes gibt, so ist ihre Stellung als Starnevalssigungen als Ehrengäste gewesen und die Narrentappe ge­Verkäuferin dadurch von vornherein geadelt. Allerdings braucht tragen hätten. Eine ernsthafte Widerlegung aber habe die Be­drei Viertel der gesamten landwirtschaftlich benutten Fläche; ihre sie neben bester allgemeiner Bildung eine umfassende Fachausbil- gründung nicht verdient. wichtigsten Arbeitskräfte bilden die hauptberuflich mithelfenden Der Staatsanwalt behauptete die Abficht der Beleidigung, und weiblichen Familienangehörigen. Wir haben infolgedessen in der Dung. Die erste Diskussionsrednerin Fr. Dr. Bernays Heidelberg er erachtete den inkriminierten Satz für derart schwerwiegend, daß bayerischen Landwirtschaft mehr hauptberuflich arbeitende Frauen als Männer( 51,4 Frauen auf 48,6 Männer!). Dem- hält die mangelhafte technische Vertrautheit der Arbeiterinnen mit er gegen den bisher unbestraften Redakteur zwei Monate Ge Rechtsanwalt E. Schrammen be­nach ist die Erhaltung der weiblichen Familienangehörigen bei der ihren Maschinen für wohl überwindlich. Qualitätsmen- fängnis beantragte. landwirtschaftlichen Arbeit und ihre berufliche Schulung zur Er- schen an Qualitätsmaschinen, diese Forderung Frie- antragte Freisprechung eventuell aus§ 193 wegen Wahrung be Die Wendungen in dem Artikel feien zielung der höchsten Produktivität des Betriebes eine Lebensfrage rich Naumanns müsse das Ziel sein.( Und der Zweck: rechtigter Interessen. Qualitätsprofite!)- Aus der weiteren Diskussion, woran sich noch satirisch und der Sachlage angemessen. Niemand set so unserer bäuerlichen Wirtschaft. Die volljährigen Erwerbstätigen find dabei fast alle verheiratet, so daß beides, Hauswirtschaft wie Frl. Maria& ühr, Frl. Kundt, Frau v. Wedel , Frl. Eli hoch gestellt, daß er nicht im gegebenen Falle Spott über Landwirtschaft lebenslange Arbeitsgebiete dieser Frauen darstellen. abeth v. Hahn= Berlin, Frl. v. Feldmann- Hannover , fich ergehen lassen müsse. Oeffentliche Schulen zur Berufsbildung der Bauern mäd- Frau Elisabeth Gnaud- Kühne- Blankenberg, Frau Ida wie oberflächlich die polizeilichen Informationen waren und wie chen besitzen wir in Bayern noch nicht- Staat und Streise sorgen Dehmel- Blankenese beteiligen, ist an dieser Stelle nichts zu wenig ernst die in der Verfügung aufgezählten Gründe zu nehmen seien. In Köln hätten selbst der Oberbürgermeister und der Regie­bisher nur für die männliche Landjugend-; dagegen wurden in Der dritte Punkt der Tagesordnung: lezter Zeit von Vereinen und Genossenschaften sehr rungspräsident die Karnevalsmüze getragen. Oberdienstvolle Anfänge einer weitgreifenden Frauenbil dung auf dem Lande geschaffen. Von gleich großer Wichtigkeit ist Die Einbeziehung der erwachsenen weiblichen Erwerbstätigen in wurde von Frl. Gertrud Jsrael( Vorstandsmitglied des Ver Die alle Vereine und Genossenschaften der Bauern. bandes weiblicher kaufmännischer Angestellter) behandelt. Hand in Hand damit muß die Erhaltung der selbständigen taufmännischen Angestellten gehören ja wohl zu den Lohnarbeitern. Einnahmen der bäuerlichen Hausmutter gehen, damit zur Man fonnte deshalb einigermaßen gespannt darauf sein, wie diese Verhütung von Abwanderung ihr Interesse an dem Repräsentantin einer Organisation zur Vertretung von Arbeiter­stets sehr mühseligen bäuerlichen Haushalt gewahrt bleibt. interessen ihr Thema vor diesem Publikum behandeln würde. Wir Nach der Schilderung der Referentin geht es den Bäuerlein| wurden nicht enttäuscht. Es war göttlich oder himmlisch, alles, was und ihren Frauen herzlich schlecht, trotz der bauernfreundlichen man will, mur lodt man unter denkenden Arbeitern damit feinen Politik der Erzberger, Dertel, Heydebrand und Konsorten. Hund hinter dem Ofen hervor. Die entzückten Damen aber spen­beten frenetischen Beifall.

vermelden.

Was bedeutet die Organisation für unser berufliches und persön­liches Leben?

Der Artikel habe nur zeigen wollen,

Das Gericht erkannte zivar an, daß dem Angeklagten der§ 198 zur Seite stehe, indes lasse der Artikel die Absicht erkennen, daß der Polizeipräsident lächerlich gemacht werden solle. Da der Angeklagte noch unbestraft sei, habe das Gericht auf eine Geldstrafe in Höhe von 500 M. erkannt.

Stationen

Witterungsübersicht vom 29. Februar 1912.

Barometer

stand mm

Wind­

richtung

Windstärke

Sminembe. 767 SD

Hamburg 764 D

Better

2Rebel 2halb bd. 2 balb bd. Nebel 2halb bd

Temp. n. T.

5° C.° R.

Stationen

Barometer

stand mm

Winb

richtung

Windstärke

4 Haparanda 75023 6 Petersburg 759 29 8 Scilly 755

4 Aberdeen 744

Better

Temp. n. T.

5°.= 4°.

4halb bb. 2Schnee 1 5 mollig

5 bededt

1

763S

2better

Als Korreferentin über das Thema: Probleme re­ferierte Freiin Elly zu Putlik in schöner patriarchalischer Sehr vernünftigerweise empfahl eine der Diskussionsrednerin­Weise. Nach ihrer Schilderung der wahrhaft idyllischen Zustände nen den Damen das Büchlein unserer Genoffin Adelheid Popp : ostelbischen Landarbeiterlebens muß die Landarbeiternot der Die Jugendgeschichte einer Arbeiterin" zur Lektüre. Aber im Berlin 767 S Franks.a.M. 766 Still Jhenplize ein Ende nehmen; das gerührte Publikum wird jezt in übrigen war es merkwürdig, sehr merkwürdig. Es reden unter Scharen in das Idyll Ostelbien strömen und sich dort als Land- den alle Gegenfäße versöhnen ivollenden Frl. Dr. Bäumer und München 770SS28 771 Still arbeiter verdingen, um die Segnungen dieses Landarbeiterpara- Dr. Salomon die sonderbarsten Leute auf dem Kongreß. Sie Bien dieses auszutosten. Die Dame ist mit ihrer Rede nicht ausgelacht reden bon Wertung der Persönlichkeit, von Steigerung des Per­Wetterprognose für Freitag, den 1. März 1912. worden. Mit dieser problematischen Erörterung durch kurze Re- sönlichkeitsbedürfnisses, von Frauenseele und allem, aber von der Beitweise heiter, am Tage ziemlich warm, aber veränderlich bei etwas ferate nahm die Behandlung der ländlichen Berufsfragen durch Not und dem Elend und dem Kampf der Massen ist nicht die Rede. lebhaften südwestlichen Winden; wiederholentlich Regen. diesen Kongreß ihr Ende. Aber es ist gut, daß alles sich so hübsch nach rechts entwickelt Berliner Betterbureau.

35200

Ravon Seife.

Kavon Seife.

2 Paris bebedt 8

Das ist eben der ungeheure Vorzug der Kavon- Seife, daß alles, was im Hause überhaupt zu waschen ist, mit dieser Seife ohne jedes weitere Waschmittel gewaschen werden kann. Die einfachsten Wäschestücke, wie Hemden, Taschen­tücher, Bett- und Tischwäsche, Schürzen usw. selbstverständlich, aber was erstaunlich ist, das ist, daß man auch alle empfindlicheren Sachen, wie Wollsachen, feinere Spitzen und Gewebe, Gardinen usw. mit der Kavon- Seife waschen kann, ohne daß das sonst immer so ärgerliche Farbeverlieren, Einlaufen, Verfilzen oder Verbleichen eintritt.

Es ist einfach eine Pracht.

Es ist jeder Hausfrau aufs dringendste anzuempfehlen, unbedingt einmal den Versuch zu machen, und sie soll zu diesem Waschversuch empfindlichere oder besonders ver­schmutzte Sachen nehmen. Man wird wird die die Wäsche nicht wiedererkennen, so schön ist sie geworden.

Ein Stück Kavon- Seife( Preis 20 Pfennig) genügt zu diesem Versuch vollständig. Mit einem Stück Kavon- Seife kann man einen ganzen Haufen Wäsche und andere Sachen waschen.( Achtung! Die Kavon- Seife gibt sofort Schaum. Starkes Aufdrücken Aufdrücken wie bei anderen Seifen ist unnötige Ver­schwendung! Bei richtiger Behandlung muß man mit halb so viel Seife wie sonst auskommen.) Wer mit Kavon- Seife einmal gewaschen hat, nimmt keine andere Seife wieder.