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Besitzer steuerlick» zu entlasten, so vermindern sW natürlich die Aussichten, für die sozial elend Gestellten und wirk lich Hilfsbedürftigen etwas Ernstliches durchzusetzen! Aber die Kommission der preußischen Duma hält es nun einmal mit dem christlich-kapitalistischen Grundsatz: Wer da hat.demsollgegebcliwerden! Dafür soll ihr freilich auch nicht vorenthalten werdew was ihr an Kritik gebührt. Wenn die Herren Dreiklassem männer sich einbilden sollten, sie könnten es weiter treiben wie sie es vor Eintritt der Sozialdemokratie in den Landtag getrieben haben, so sollen sie ihres Irrtums bitter gewahr werden!_ lieber eine Million Nerglinnppeo im Hismpie. London , 29. Februar 1912.(Eig. Ber.) Schon während der gestrigen Verhandlungen wurde es ganz klar, daß der Vermittlungsversuch der Regierung nichts gefruchtet hat. Im Laufe des Tages schickten die Vertreter der schottischen Bergarbeiter Telegramme nach Schottland , in denen die Bergarbeiter aufgefordert wurden, zu kündigen, um heute(29. Februar) die Arbeit verlassen zu können. Spät am Abend veröffentlichte die Regierung einen Bericht über die Verhandlungen, die zwischen ihr und den Vertretern der Bergarbeiter und Kohlenbesitzer stattgefunden haben. Wie aus dem Bericht zu ersehen ist, liegt eine Verständigung noch in weiter Ferne. Ein Teil der Arbeitgeber 40 Prozent will von einem Minimallohn überhaupt nichts wissen. Der andere Teil ist bereit, die von der Regierung gemachten Vor schlage anzunehmen. Diese Vorschläge sind jedoch der Ar beiterschaft nicht annehmbar. Der Regierungsbericht beginnt: »Folgende Vorschläge zur Beilegung des ÄoblenstreikS rour< den gestern vom Premierminister im Namen der Negierung den Vertretern der Kohlenbcsitzer und der Bergarbeiter unterbreitet: 1. Die Negierung hat sich nach sorgfältiger Erwägung zur Genüge überzeugt, daß es Fälle gibt, in denen Untertagsarbeiter leinen hinlänglichen Minimallohn aus Ursachen, die sich ihrer Kontrolle� entziehen, verdienen lonneir. 2. Sie ist ferner der Ansicht, daß die Möglichkeit, einen solchen Lohn zu verdienen, durch Einrichtungen, die den beson- deren Umständen jedes Distrikts angepaßt sind, geschaffen werden sollte. Ausreichende Vorkehrungen sind zu treffen, um die Ar- beitgeber gegen Mißbrauch zu schützen. 3. Tie Regierung ,st bereit, mit den Parteien über die beste Methode, diese Ansichten auf dem Weg« von DistriktSkonferenze» zwischen den Parteien bei Anwesenheit eines von der Regierung ernannten Vertreters zu verwirklichen, zu konferieren. 4. Sollte man aus irgendeiner der Konferenzen innerhalb eines angemessenen Zeitraumes nicht zu einer vollständigen Einigung kommen, so sollen die von der Regierung ernannten Vertreter irgendwelche nicht« clod igten Punkte mitentscheiden, um in dem betreffenden Distrikt die Mgen Prinzipien durchzu. führen." Es folgen dann Mitteilungen darüber, wie die Arbeit- geber und Arbeiter die Vorschläge der Regierung aufgenommen haben. Die Arbeitgeber der dem englischen Einigungsamt angeschlossenen Distrikte(Lancaihire, Aorkshire, Mittelengland und Nordwales ) nahmen die Vorschläge der Regierung an. Auch die Arbeitgeber Durhams und Clevelands erklärten sich! mit. den Vorschlägen der Regierung einverstanden. Tie Kohlenbcsitzer Schottlands. Südwales , Northumber- lands und der kleinen Distrikte Bristol , Somerset und Forest of Dean nahmen die Vorschläge der Regierung nicht an. Die Unternehmer Südwales und Schottlands beriefen sich auf ihre Verträge. Tie Kohlenbesitzer, die die Regierungs- Vorschläge annahmen, beherrschen 60 Prozent der Kohlen- Produktion des Landes. Die Bergarbeiterföderation beantwortete die Vorschläge der Regierung allgemein mit folgender Resolution: »Wir bekräftigen die am 7. in diesem Hotel von dem Exe- kutionSousschuß und den 17 hinzugezogenen Distriktsvertretern gefaßte Resolution und wiederholen, daß keine Beilegung des gegenwärtigen SäreitS stattfinden kann, wenn nicht daS Prinzip eine- individuellen MinimallohnrS für alle UntertagSavbeiter von den Kohlenbesitzern anerkannt wind. Wir sind noch immer bereit, zu irgendeiner Zeit, die sie wünschen, mit den Kohlen. besitzern zusammenzukommen, um die Minimallöhn« jedes Distrikts, wie sie auf besonderen Konferenzen dieser Föderation festgelegt worden sind, zu diskutieren." Ter in dem letzten Satze enthaltene Gedanke wurde im Laufe der Verhandlungen mit den Regierungsvertretern von dem Föderationsvorstand in einer Resolution unterstrichen. Sie lautete: Wir bitten die Regierung, fall« sie beschließen sollte, unsere Resolution von diesem Morgen zu veröffentlichen, auch zugleich unsere Ertlärung zu veröffentlichen, daß der Minimallohn, von dem in der Resolution die Rede ist, der der Lohnliste ist, die schon den Kohlenbesitzern und der Regierung unterbreitet worden ist." Ueber das Ergebnis der Verhandlungen zwischen den Regierungsvertretern und dem Föderationsvorstende gibt der Regierungsbericht folgenden Aufschluß: In Beantwortung von Fragen des Premierministers er- klärte der Vorstand, daß der Konferenzbeschluß bedeute, daß die Bergarbeiter den beiden ersten von der Regierung vorgelegten Vorschlägen zustimmen: was aber Punkt 3 anlange, so könnten sie an derartigen Konferenzen nur unter der Bedingung teil- nehmen, daß der festzusetzende Minimallohn in jedem Distrikt der von der Bergarbeüersöderation am 2. Februar revidiert« und endgültig angenommene Lohnsatz sein muß. Was Punkt 4 an- lange, so wünschten sie keine Ansicht über die Frage des SchiedS- gerichtS in betreff der Schutzmaßregeln und anderer Einzelheiten auszusprechen, lehnten es jedoch aus den oben angegebenen Gründen ab, die Höhe des in jedem Distrikt festzusetzenden Mi» nimallohns durch ein Schiedsgericht entscheiden zu lassen." In dem Regierungsbericht heißt es zwar, daß die Ver> treter der beiden Parteien versprochen hätten, heute weiter zu beraten. Die Verhandlungen können jedoch an der Entwickelung des Generalstreiks nichts mehr andern. Heute morgen faßte die Generalkonferenz der Bergarbeiterföderation den einstimmigen Beschluß, keine Friedensbedingungen anzunehmen. die nicht den- für jeden Distrikt geforderten Minimallohn enthielten. Heute Abend wird der Generalstreik der britischen Bergarbeiter eine vollendete Tat- fache sein. * Ueber die Ausdehnung des Streiks melden mehrere Tele­gramme: London , 1. März. Um Mitternacht hatten«ine Million Bergarbeiter die Arbeit eingestellt. Die Kohlenindustrie ist seit heute morgen vollständig lahmgelegt. Nur eine kleine Anzahl Ar- beitec ist in den Gruben damit beschäftigt, die Pumpen in Ordnung zu halten, für Ventilation zu sorgen und die Pferde zu pflegen. Sonst sind in allen Grube» die Schächte von den Arbeitern ver- lassen. Alle Schächte der Grafschaft Drrbhshire und Nottingham - shire sowie die de« Norden? der Grafschaft Wale« sind geschlossen. UeK«>n Drittel der Gruben bei! Distrikt« von Durham hat den Betrieb eingestellt. In Northcumberland wurde von den Gruben- arbeitern nach einem längeren Meeting ein Beschluß angenommen, worin gegen die Entsendung von Truppen Einspruch erhoben wird. Der Sekretär des Verbandes der Maschinisten und Heizer, Hopkins, erklärte, daß sie in den Ausstand treten werden, da feiten« der Grubenbesitzer eine Antwort auf ihre Forderungen nicht einge- troffen ist. London , 1. März. Die Zahl der heute früh im Ausstand bc- findlichen Bergarbeiter beträgt I vkö tlllll Mann. *« Der Zentralvorsiand des Deutschen Bergarbeiterverbandes (Sitz Bochum ) erläßt am 1. März an die Bergarbeiter folgenden Aufruf: Achtung, Bergarbeiter! Ueber 800 000 Bergarbeiter streiken in England. Mit einer bewundernswürdigen Einmütigkeit sind sie für die Erringung eines auskömmlichen Minimallohncs in den Ausstand getreten. Dank dieser Einmütigkeit und ihrer möchtigen Organisationen werden unsere englischen Kameraden auch Erfolge erzielen. Kameraden! Die englischen Bergleute verlangen von den Berg­arbeitern Deutschlands keinen Sympathiestreik. Der engltfchc Bergarbeiterverband ist so gut oerüsiet, daß er allein mit Hilfe der anderen englischen Gewerkschaften das gesteckte Ziel er- reichen wird. Nochmals fei ausdrücklich gegenüber anders- lautenden Ausstreuungen gesagt: Die englischen Berg. leute verlangen von den Bergarbeitern Deutschlands keine Hilfe durch einen Sym- p a t h i e st r e i k. Dagegen erwarten sie von den Bergarbeitern Deutschlands , daß sie wenigstens während der Dauer des eng- tischen Generalstreiks keine Ueber schichten verfahren. 1005 haben die englischen Bergleute die deutschen Bergleute mit Geld und mit Einschränkung der Arbeitszeit unterstützt. Käme- raden, nun beweist Eure ehrliche bergmännische Gesinnung! Verfahrt keine Ueberschichten, damit den englischen Bergleuten der Lohnkampf nicht besonders erschwert wird. Uebt Solidarität! In den am Sonntag im Ruhrgebiet stattfindenden zahl- reichen Versammlungen werden die Referenten daS Nötige über den augenblicklichen Stand unserer Lohnbewegung sagen. Was weiter geschehen soll, darüber wird, sobald die Antworten der Zechenbesitzer eingegangen sind oder wenn der für die Beant- Wartung festgesetzte Termin verstrichen ist, entschieden werden. Der Beschluß wird allen Bergarbeitern sofort bekanntgegeben werden." »» » Der GewerkvereinChristlicherBergarbeiterist nach wie vor emsig bemüht, im Interesse der Arbeiterfeinde und der Scharfmacher die deutsche Bewegung als eine Sympathiebewcgung für die Engländer darzustellen. Der Vorstand des Gewerkvereins Christlicher Bergarbeiter erläßt am 1. März eine Erklärung, in der er die Mitglieder warnt, angesichts des in Großbritannien aus- gebrochenen GeneralftreikS der Bergarbeiter sich in eine Aus- standsbewegung hineinhctzen zu lassen. national-Ragout. ES ist höchst belusitzgend, in der gutgesinnten Presse zu ver- olgen, mit welchen Mitteln der Drohung. Lockung und liebevollen Mahnung jetzt alltäglich die Rationalliberalen beschworen werden, ich nicht von der Linken umgarnen zu lassen, sondern in Wahrung dergroßen nationalen Traditionen" deS Nationalliberalismus nach rechts abzuschwenken und sich mit den anderen Parteien de« nationalen Gedankens, da« heißt, den Klerikalen, Kon- erdativen, Neichsparteilern und Antisemiten, zum großen vaterländischen Partei- Ragout zu vereinigen. Alle mög« lichen Dinge werden hervorgesucht, um den Nationalliberalen zu Gemüte zu führen, daß es ihrer sogenannten großen Vergangenheit nicht entspricht, so etwa« wie«tue wirkliche liberale Politik zu treiben. Der.Tägl. Rundschau" müssen sogar die.Ber« fassungSanträge" dazu herhalten, den Nationalliberalen eindringlich zu beweisen, daß sie ihrer ganzen Natur nach zum großen Vater- ländifch-reaktionären Gemengsel gehören. Alle BerfasiungSanträge, die sozialdemokratischen wie die fortschrittlichen, gelten diesem Blatte al« gleich faschingSmäßig. Selbst der milde Antrag BafferniannS auf Einsetzung eines StaatSgerichtshofes erscheint ihm al» ein un- geheurer politischer Frevel, ein völlig zweck« und finnloseS» Be- ginnen: Zwecklos ist es vor allem deshalb, weil derartige Reichs- tagSbeichlüfle, ganz abgesehen von ihrer Nichtsanktionicrung durch den Bundesrat, in der Nation niemals eine Mehrheil finden würden, wenn eS hart auf hart geht. Setzest unserem Volk die Pistole auf die Brust, ob es den Kaiser von Fleisch und Blut oder die Schattenmonarchie haben will, eS wird daS kräftige, blühende Kaisertum nehmen, weil eS schon instinktiv fühlt, daß die Demo- kratie und die imperialistische Machtentfaltung, die unsere Leben«- bedingung ist, unversöhnliche Gegensätze find. Wozu also dem Gedanken einer parlamentarischen Reich«- kanzlerbeseitigung erst näher treten? WaS'vor allem sucht die nationalliberale, dieReichSgründungS- Partei, die Partei der starken Nationalpolitik um jeden Preis und darum auch die Partei des macht starken Kaisertum«, zu dem sie sich oft genug begeistert bekannt hat, an der Seite jener demokratischen BerfassungS«.Berbesserer"? Räch unserem Empfinden steht und fällt der Ratiouallibera- liSmns mit dem Voranstellen de« nationalen Gedanken« vor den liberalen dort, wo beide in Konflikt geraten! Ein solcher Konflikt aber liegt gerade hier vor I ES ist richtig, daß der jetzt eingebrachte Antrag Bassennann nur allgemein die Regelung der Kanzlerverantwortlichkcit.vor einein StaatSgerichtShof" verlangt: ohne irgendwelche Einzel- heiten. Bor allem ohne jenen genau formulierten Gesetzentwurf, mit dem die Nationalliberalen in der»b-irato-Kommisfion von 1908 hervortraten und in dem sie, wen» auch unter allen ge- boteuen Kantelen, doch schließlich ebenfalls die Möglichkeit einer Kanzlerentlasirmg durch den vom Reichstag bestelltenStaats- gerichtShos" festlegen wollte«: mag dieser StaatSgerrchlShof selbst au« zwei Senaten des ReickSgerichlS bestehen! Wir haben oben gesehen, zu welchen Absurditäten die weiter« Verfolgung deS Ge- danken« fiihren kann. Die nationalliöerale Partei aber ist e« ihrem nationalen Grundzug und ihrer Ueber- liefern ng schuldig, die Idee einer wirksamen Kanzler- Verantwortlichkeit nickt ebenfalls auf einem Wege zu suchen, der gleichzeitig zum Umsturz der für uuS allein möglichen, konsti- tutionellen BerfassungSfonn führen muß." Man sollte nicht annehmen, daß derartige naive Mahnungen irgend welchen Eindruck auf die nationalliberolen Politiker habe» könnten; aber in Anbetracht der amphibischen Natur der National- liberalen ist eS keineswegs ausgeschlossen, daß ihr zarteS Gemüt 'ich tief bekümmert fühlt._ Die Revolution in Cltlna. Tie Soldatenmeuterei in Peking . Es war von vornherein klar, daß die junge chinesische Re- publik auch nach den Geburtswehen noch schmerzlichen Zuckungen und Erschütterungen ausgesetzt sein werde. Tie Umwälzung einer Jahrtausende alten, vielgestaltigen i�ultur geht natürlich nicht ohne Gegenschläge vor sich. Ein solcher Gegenschlag ist die Sold atenrev ölte, die jetzt ' in Peking ausgebrochen ist und die anscheinend ernste Formen angenommen hat, wenn man auch die Alarmnachrichten der ! Sensationspresse nicht allzu tragisch zu nehmen braucht. Daß bei einer Arinee, die auf dem Werbesystem beruht 1 die revolutionäre wie die alte kaiserliche Armee besteht aus angeworbenen Mannschaften, die Soldzahlung für die Stimmung der Truppe von großem Einfluß ist. liegt klar auf der Hand. Tie Wirren der letzten Monate und die daraus resultierenden finanziellen Nöte in beiden Lagern ließen eine regelmäßige Auszahlung der Truppen nicht zu. �Es ist daher . sehr erklärlich, daß Unzufriedenheit unter den Soldaten ein- riß, als der Kampfesrausch nach der Kapitulation der Dynastie verflogen war. Tie isoldaten suchen sich jetzt auf eigene Faust bezahlt zu machen. Ausgeschlossen ist dabei nicht. daß die Mandschus ihre Hand im Spiele haben und durch Agenten auf die Truppen einwirkten. Es wird das nicht der einzige Konterrevolutionsversuch bleiben. Inwieweit Juan- schikai, dessen Truppen in erster Linie meutern, seine eigenen Pläne verfolgt, läßt sich jetzt nicht feststellen. Man behauptet, . daß ihm die Revolte sehr gelegen komme,' da durch sie seine Reise nach Nanking aufgeschoben werde. Die wichtigsten Nachrichten über die Vorgänge in Peking lauten:, Peking . 29. Februar. Die Zahl den meuternden Sol- baten beträgt etwa zweitausend. Di« Offiziere geben sich Stühe, die Meuternden zu beruhigen. Innerhalb der inneren Stadt ist die Lage ruhiger geworden. Vor dem Kaiscrtor in der Nähe der Gesandtschaften wird geschossen. Hunderte von Läden sind geplündert worden. Die Soldaten erklären, da sie nicht bezahlt worden seien, hätten sie beschlossen, sich durch Plünderung schadlos zu halten. Voraussichtlich wird die Ruhe bis Mitternacht wieder- hergestellt fein. Peking , 1. März.(Meldung des Reuterschcn BureauS.) Di« Unruhen dauerten gestern bis spät in die Nacht. Tic Aufrührer verlassen jetzt, nachdem sie vielen Schaden angerichtet haben, mit ihrer Beute die Stadt. Die von ihnen angelegten Brände haben eine große Ausdehnung angenommen und find zum Teil noch nicht gelöscht. Die Gcsandtschaftswachen brachten die Aus- länder, ohne daß diese belästigt wurden, nach den Gesandtschaften, dagegen wurde in den äußeren Stadtteilen auf Ausländer ge- schössen: wurde aber niemand verletzt. Jetzt wird für die AuS- länder keine Gefahr mehr befürchtet. Von den Aufständischen wurden auch einige Schüsse aus einem Feldgeschütz abgegeben; eine Granate fiel in daS Grundstück der amerikanischen Gesandt- schaftswache, ohne jedoch zu explodieren. Peking , 1. März, 7 Uhr abends.(Meldung des Reuterschcn BureauS.) Die Kämpfe zwischen den Ausständischen und den loyalen Truppen und die Plünderung im Weichbild der Stadt dauerten den ganzen Tag über an. Zehn Plünderer wurden ver- haftet und erschossen. Die Mehrzahl der Meuterer hat die Stadl vor Eintritt der Dämmerung verlassen. Die FeuerSbrunst ist ge­dämpft. Der Schaden wird auf drei Millionen Pfund Sterling geschätzt. Die loyalen Truppen patrouillieren durch die Stadt. Huugcrsnot im Lande. 2>/ Millionen Menschen im östlichen Mittelchina, den Bezirken Nord-Kiangsu. Nord-Nganhoei, dem Wupugebiet im Dangtseflußgebiet und Hankau in Hupe, leben in größter Hungersnot. Ursachen sind: die dauernde Verwahrlosung der Flußbauwirtschast durch die bis- herige Regierung, dadurch verursachte schlechte Ernten seit 5 Jahren; völlige Mißernte und Verzehr deS Arbeitsviehs im vorigen Jahre; schließlich die Revolution, die, durch die alte Mißwirtschaft herbei« geführt, jetzt alle Aufmerksamkeit auf die Beseitigung der Mandschuherrschaft gerichtet hat. Die Lage wird wie folgt ge» schildert:.Zusammenbruch von Familien und allmähliches Hinabsinken in einen Zustand völliger Apathie, im Hwaiflußgebiet mit emer Bevölkerung von 6 Millionen, von denen IVa Millionen hilfsbedürftig find. Geschäfte im Stillstand. Schulen geschlossen. Die Schwachen werden Bettler, die Starken Räuber. 200400 Gehängte oder Ge- köpfte in jeder Stadt deS Gebiete« während der vorjährigen Hungers» not, oftmals Frauen und Töchter dem Laster verkaust." In Shanghai ist ein Komitee zur Abhilfe gebildet worden. Schon 6 M. sollen für den Unterkalt einer Fannlie im Monat reichen. Aber 600000 Familien find hilfsbedürftig. Da» alte System hat der jungen Republik eine böse Erbschaft überlassen. Es muß sich nun zeigen, was die neue Regierung zu leisten vermag. Freilassung der verssaftete» Chinesen in Batavia. Haag, 1. März. Laut amtlicher Meldung aus Batavia find dort alle Verhafteten, für die sich eine Abordnung der chinesischen Bevölkerung verwendet hatte, freigelassen war- den, nachdem diese versprochen hatte. allcS zu tun, um eine Wieder» holung der Unruhen zu verhindern. politifcbe Qcberficbt. Berlin , den 1. März 1918, Vorposteugefecht und Gezänk. AuS dem Reichstag , 1. März. Der Ertrag des gestrigen Tages war mehr als dürftig. Er begann mit einer Debatte über E t a t s ü b e r s ch r e i t u n g e n. die sich an den Bericht des Rechnungshofes knüpfte und bei der namentlich um einen fast völlig tauben Stabsapotheker mit Konzession und um einen krampfaderbehafteten Oberleutnant mit Rittmeisterpension mit ähnlicher Leidenschaftlichkeit ge- kämpft wurde, wie einst vor Troja um die Leiche des Patroklus. Als Kritiker der Mißbräuche traten dabei Genosse Noske und Herr Erzberger zu verschiedenen Malen auf, als Abwehrer der Kritik ein Vertreter der preußischen und württembergischen Militärverwaltung. Um so kleine Dinge aber auch der Kampf zu gehen schien, er war doch nicht ohne Bedeutung, weil es sich um Wahrung von Prinzipien und Rechten handelt und insofern ein Vorpvstcngefecht, als in der Rechnungskommission den Herren von der Militärverwaltung noch tüchtiger zugesetzt werden wird. Die Fortsetzung der Debatte über den Etat deS Reichs- amts des Innern rief zwei unerfreuliche Erscheinungen auf die Tribüne: Herrn Werner von dem antisemitischen Grüppchen und Herrn B r u h n die.Wahrheit" ist auf dem Marsch und nichts kann sie aufhalten! WaS der eine redet und was der andere ist, weiß man, und mau könnte füglich den Schleier des Stillschweigens über ihr Austreten breiten, wenn nicht der Kompagnon Dahsels die Kühnheit ge­habt hätte, einen für ihn höchst blamablen gerichtlichen Ver- gleich mit einem sozialdemokratischen Redakteur als Beweis dafür anzuführen, daß ihn Genosse Dr. L i e b k n e ch t. der Anwalt jenes Redakteurs, selbst für rehabilitiert erklärt hätte. Herr B r u h n sprach, nachdem die Linke des Hauses flucht- artig den Saal geräumt hatte, aber nachdem Genosse Dr. Liebknecht die dreiste Bemerkung vernommen, ergriff er die Gelegenheit, am Schluß der Sitzung in einer persönliche» Bemerkung diesen angenehmen Zeitgenossen derb abzustrasen