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Gewerkschaftliches.

Der Streik im Herrenmaßfchneidergewerbe.

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Ein unerhörter, bedauerlicher Disziplinbruch ist heute früh auf den Zechen Kaiserstuhl   und Scharnhorst vorgekommen. Entgegen den Beschlüssen und den Aufforderungen der Organisationsleiter haben dort ca. 80 Proz. der Belegschaft die Arbeit niedergelegt. Die Beleg­schaft begründet diese disziplinwidrige Handlung damit, daß ihr Lohnabzüge gemacht worden seien, wo Lohnerhöhungen notwendig sind. Sei dem, wie ihm wolle- wenn wir auch die Erbitterung der Arbeiter über das provokatorische Verhalten der Zeche verstehen, so ist es dennoch unter keinen Umständen zu billigen und kann den Erfolg der Lohnbewegung geradezu aufs Spiel sezen, daß die Arbeiter auf eigene Faust die Arbeit niedergelegt haben. Wir fordern daher die Arbeiter aller Zechen auf, dieses böse Beispiel nicht nach zuahmen, sondern ruhig ihre Arbeit zu versehen, bis die Organisationsleitungen in Gemeinschaft mit den Vertrauens leitungen der Reviere entschieden haben. Nur Einigkeit und eiserne Disziplin tönne zum Ziele führen; Disziplinwidrigkeit und Uneinigkeit sind die schlimmste Gefahr für unsere Organisation und unsere gerechte Sache. Darum, Kameraden, folgt den Anordnungen der Organisationsleitungen und sorgt dafür, daß wir in vollster Einigkeit und Geschlossenheit handeln können.

im Amte bleiben solle. Der Hauptvorstand, der das erfahren habe, I stattfinden werde. Bis zu dieser Tagung bleibe jeder Bergmann an sandte am Sonnabend an die Vertrauensleute der Buchdrucker der Arbeit. In dieser ernsten Zeit sei Disziplin die oberste Not­Flugblätter sweds Verteilung an die Hilfsarbeiter. In einem Be- wendigkeit. gleitschreiben war gesagt worden, daß um diese Hilfeleistung mit Genehmigung des Zentralvorstandes der Buchdruder gebeten werde. Ueber den Stand des Streits berichtete Kunze gestern bor  - Wenn in dem Flugblatt auch von einer Absplitterung vom Ver­Die Bergarbeiter der Zechen Kaiserstuhl   und Scharnhorft bei mittag in einer Berliner   Mitgliederversammlung der Herrenmaß- bande die Rede sei, so erklärt Redner, daß daran niemand Dortmund   haben Montag früh zirka 4000 Mann die Arbeit nieder­schneider, die den großen Saal der Brauerei am Friedrichshain   gedacht habe, noch jetzt daran dente. Er und auch die übrigen gelegt. Der Vorstand warnt in einem sofort an die Bergarbeiter füllte. Der Redner hatte am selben Vormittag Nachricht erhalten, Sollegen und Kolleginnen würden der Gründung einer Lokal- erlassenen Aufruf vor solchen unüberlegten Arbeitseinstellungen und daß der Arbeitgeberverband nun auf die von ihm organisation mit allen ihnen zu Gebote stehenden Kräften ent­felbst angebahnten neuen Verhandlungen ver- gegentreten und sich unter keinen Umständen dazu verstehen, ein mahnt zur Einigkeit. Der Aufruf lautet: zichtet und statt dessen zum 9. März die Generalaussperrung Amt in einer solchen anzunehmen. Im Auftrage der übrigen ankündigt. Die Arbeiter sind auf diese Maßregel vorbereitet; in Angestellten der Ortsverwaltung teilt nun Morik noch mit, daß welchem Maße die Arbeitgeber imstande sein werden, sie durchzu auch diese ihre Aemter in die Hände der Mitglieder zurüdlegen. In der Diskussion wandte sich die Mehrzahl der Redner gegen führen, ist noch zweifelhaft. Zu dem Streit schreibt ein Unter- das Vorgehen des Hauptvorstandes. Vorwürfe wurden dem Mit­nehmerblatt wie der" Confectionair", daß die Organisation der glied des Hauptvorstandes Hornte gemacht, der auf dem Verbands­Arbeitnehmer bei der Arbeitsniederlegung wieder einmal glänzend tag mit unwahren Behauptungen operiert habe. Hornte weist funktioniert habe. Das war bei der Solidarität, die in der Ar- diese Angriffe energisch zurück und verteidigt die Maßnahmen des beiterschaft des Schneidergewerbes herrscht, nicht anders zu er Hauptvorstandes. Redner habe es für seine Pflicht gehalten, auf warten, und wenn in demselben Blatt ein Arbeitgeber, Herr dem Verbandstag gegen einige mit Genehmigung der Berliner  Adam, die Meinung kundgibt, der Streik werde nur 14 Tage, Ortsverwaltung abgeschlossene Hausverträge in großen Druckereien höchstens 3 Wochen dauern, dann werde es mit dem Geld auf seiten Stellung zu nehmen, da diese Verträge den Kollegen Nachteile ge­bracht hätten. Unter großer Unruhe der Versammlung versuchte der Arbeitnehmer zu Ende sein, so wird er wohl noch einsehen auch I ara Bien die Schritte des Hauptvorstandes zu ver­müssen, daß er sich ganz gewaltig irrt. Die Streifenden und ihre teidigen und der Berliner   Ortsverwaltung schwere Fehler vorzu­Organisation sind auf einen langen Rampf borbe werfen. Baumgarten geht noch einmal auf die gegen ihn per­reitet. Sie haben es nicht nötig, sich einseitig von den Arbeit- sönlich erhobenen Vorwürfe ein. Klara Bien sei bei teiner Ver­gebern die Tarife festseßen zu lassen. Ein großer Teil der Mit- handlung zugegen gewesen und fenne alles nur vom Hörensagen. glieder des Arbeitgeberverbandes sieht das auch ein, und ber- Hinter der ganzen ins Wert gesezten Szene stehe Döblin  , der Ruhe schiedene haben schon ihr Bedauern darüber ausgesprochen, daß sie um jeden Preis im Buchdruckgewerbe haben wolle. Alle warnen Dortmund  , 4. März. Heute nachmittag fand auf der Hobertsburg als einzelne nicht in der Lage seien, die Forderungen anzuerkennen, aber nachdrücklich vor einer Absplitterung vom Verband. Der an­und die Verhandlungen durch ihren Vorstand führen lassen müßten. wesende Gauleiter Hermann- Dresden mißbilligt ebenfalls in eine von etwa dreitausend Bergleuten der Zechen Kaiserstuhl 1 und scharfer Weise das Berhalten des Hauptvorstandes. Dem nächsten Kaiserstuhl 2 sowie Scharnhorst besuchte Belegschaftsversammlung Sie haben erkannt, daß fie schließlich doch bewilligen müssen und Verbandstag falle die Aufgabe zu, ein größeres Mitbestimmungs- statt, in der über die Frage, ob der begonnene Streit fortgesett bei längerer Dauer des Kampfes feineswegs billiger davonkommen recht für die Mitglieder zu schaffen, um den Machtkitel einzelner werden solle oder nicht, diskutiert wurde. Nach einem Referat werden. Die Zahl der Geschäfte, die die neuen Vereinbarungen Personen zu beseitigen. anerkannt und unterzeichnet haben, und zwar ohne jeden Vor- Nach einem kurzen Schlußwort von Morih gelangt eine Re- des Delegierten des alten Verbandes, in dem behalt, war bis gestern vormittag in Berlin   auf 180 angewachsen, solution zur Annahme, die den Delegierten, welche Berlins   Inter  - dringend zur Wiederaufnahme der Arbeit riet, famen zahlreiche und es find rund 2000. Schneider, die zu den neuen Bedingungen essen vertreten, ihren Dant ausspricht und worin mit Entrüstung Bergleute der genannten Zechen zum Wort, die fast alle für eine Die Vertreter der polnischen arbeiten. Das ist wohl Beweis genug dafür, daß die gestellten wird. Die Versammlung beschließt, daß der bisherige Vorstand, Berufsvereinigung und der Hirsch- Dunderschen Vereine erklärten, Kenntnis von den Maßnahmen des Hauptvorstandes genommen Fortsehung des Streits sprachen. Forderungen nicht, wie es von Arbeitgeberseite behauptet wird, der ihr Vertrauen nach wie vor befitt, bis zu einer Neuwahl im diesen Streit nicht gutheißen zu können. Die Versammlung trug unerfüllbar sind. Im Streit stehen 2100 Schneider, und vor der Amte zu bleiben hat. Die Versammlung erklärt weiter, daß sie häufig einen sirmischen, stellenweise sogar tumultuarischen Arbeitsniederlegung waren unter dem alten Tarif in Groß- Berlin sich auf den Boden des abgeschlossenen Tarifvertrages stellt und Charakter, besonders als der Sprecher des alten Berg­5000 bis 6000 beschäftigt. Daß diese Zahl durch die der fest an den Grundsäßen der Bentralisation hält. Die Gemert- arbeiterverbandes erklärte, daß die Organisation diesen Dis­Streifenden samt der zu den neuen Bedingungen Arbeitenden schaftskommission wird aufgefordert, eine Verständigung anzu- ziplinbruch der genannten Zechen bedauere und keinerlei Vers nicht erreicht wird, erklärt sich daraus, daß für ungefähr 1000 teils bahnen. Verhandlungen angebahnt sind, teils die Tarife erst jetzt eingereicht Mit einem fräftigen Hochruf auf die in den Bentralorgani- antwortung dafür übernehmen fönne. Ein Beschluß darüber, ob die wurden, und daß außerdem die Ausländer und Ledigen größten- sationen vereinigte Arbeiterbewegung schloß der Vorsitzende die Arbeit morgen wieder aufgenommen werden solle oder nicht, wurde nicht gefaßt. Es scheint aber sicher, daß ein großer Teil der teils abgereist sind. Unter den Firmen, die bewilligt haben, sino Streifenden die Arbeit morgen wieder aufnimmt. In der Ver auch solche, die dem zentralen Arbeitgeberverband angehören. Mit Achtung, Tapezierer! Wegen Tarifdifferenzen ist für Pol- sammlung wurde noch bekannt gegeben, daß am Dienstag, der lokalen Arbeitgeberorganisation waren zu gestern nachmittag sterer gesperrt R. Bieste, Chausseestr. 80. weitere Verhandlungen anberaumt. Schließlich betonte der Redner, den 5. d. M., die Antwort der Zechenbefizer erwartet werde. Am Donnerstag findet eine Sigung des Aktionsausschusses und des daß man auf Arbeitnehmerseite stets zu Verhandlungen, und auch Die Lohnbewegung der Fleischergesellen von Neukölln hat zum Friedensschluß bereit ist, jedoch nur unter der Bedingung, die Fleischermeister mobil gemacht, viele versprechen ihren Gesellen Borstandes, und am Sonntag eine allgemeine Konferenz statt, in der daß die Intereffen der Arbeitnehmer hinreichend berüdsichtigt eine Lohnerhöhung, wenn sie aus dem Zentralverband austreten, die Entscheidung fallen wird. Diese Entscheidung wird nachmittags werden, sonst aber den Kampf mit ganzer Kraft fortführen wird, einige drohen mit der Entlassung. Der Fleischermeister Holz, gegen 5 Uhr in großen Versammlungen im Ruhrkohlenbezirk be­bis das Ziel erreicht ist. Kirchhofstr. 40, hat seine beiden Gesellen entlassen, weil sie mit- fannt gegeben werden. glieder des Verbandes waren; einer davon war bereits über zwei Jahre bei ihm beschäftigt. Die Meister glauben, damit die Ge­

Berlin und Umgegend.

Versammlung.

Die Schlichtungskommission.

Husland.

der Redner

sellen einschüchtern zu können, was ihnen jedoch nicht gelingen Ein Demonstrationsstreik der französischen   Bergleute. wird. Die Jnnungsführer sind ebenfalls eifrig an der Arbeit, um 25 000 Bergarbeiter des Bezirkes von Carmour haben be­zu verhüten, daß an den patriarchalischen Verhältnissen zugunsten schlossen, am 10. d. M. in einen 24stündigen Ausstand zu treten zu der Gesellen etwas geändert wird. Troßdem haben verschiedene dem Zwede, beffere Bedingungen für das Altersrentengesetz zu Meister sich schon bereit erflärt, mit der Organisation zu berhan- erzielen. deln und den Tarifvertrag anzuerkennen.

Der Streit bei der A. E.-G. beendet. Am Montagmittag fand bei Ballschmieder, Badstraße, eine bollzählig besuchte Versammlung des streifenden Personals der A. E.-G.( Abteilung Af. V. Zählerbau), ftatt. 500 männliche und weibliche Arbeiter stehen seit 8 Tagen im Streit, worüber an dieser Stelle seinerzeit berichtet worden ist. Am Sonnabend legten im Der Kellneritreik im Deutschen Wirthaus", Neukölln, Berg­Anschluß hieran auch die Werkzeugmacher und Einrichter des Be- straße 136/137, ist nach Anerkennung der Forderungen durch den triebes die Arbeit nieder. Ghrke, Vorsitzender des Arbeiter Gastwirt W.   3cmlin beigelegt worden. Die Arbeitswilligen ausschusses, berichtete über das Resultat der letzten Verhandlungen wurden entlassen und die Streifenden wieder eingestellt. mit der Direktion. Die lettere hat unter anderem schriftlich zugesagt, daß die Agitation für den gelben Verband seitens der Meister, Bizemeister, Vorarbeiter usw. zu unterbleiben habe und biesbezügliche Liften fernerhin im Betrieb nicht mehr zirku= Der Bund der kaufmännischen Angestellten, Tieren dürfen. Was die Einstellung der Streifenden betrifft, die neueste Organisation zur Zersplitterung der Handlungsgehilfen, so erfolgt diese bei den Werkzeugmachern und Einrichtern sofort. hielt am Sonntag, den 3. b. Mts., in Kellers Neue Philharmonie", Von den übrigen Ausständgien werden ungefähr drei Viertel ebene Köpenider Straße, ihren ersten Bundestag ab. falls gleich, die anderen nach Bedarf, aber in fürzester Frist, nach Möglichkeit auch in anderen Abteilungen eingestellt.- Die Ver­sammlung nahm dieses Anerbieten mit überwältigender Majorität

an.

Hilfsarbeiter,

Deutsches Reich  .

Letzte Nachrichten.

Für das gleiche Wahlrecht.

Der Landtag von Schwarzburg- Rudolstadt   aufgelöst. Rudolstadt  , 4. März.( W. T. B.) Der bekanntlich in seiner tums Schwarzburg- Rudolstadt   lehnte heute einen Antrag betreffend eine Abänderung des Wahlgefeßes ab. Hierauf löfte der Staats­minister den Landtag auf.

Budapest  , 4. März.( Eig. Tel. des Vorwärts".) Die Wahlrechtsdemonstration ist glänzend verlaufen. Die Arbeitsruhe war allgemein. Die Geschäfte, Café- und Gasthäuser waren bis zur Beendigung der Demonstration ge­sperrt. Von 9 Uhr früh bis nachmittags 342 Uhr zogen die Kolonnen die Andrassystraße entlang zum Versammlungsort. Für die Allgemeinheit waren nur die Leitfäße für ein sozial- Nachmittag- und Abendblätter schäßen die Teilnehmerzahl auf politisches Programm von Interesse. Die Forderungen, deren Hunderttausend. Die Parlamentsobstruktion der wesentlichste die folgenden sind: Mindestgehälter, die durch Orts- Justhpartei gewinnt an Kraft durch das Gelingen der Demon­zuschläge den lokalen Verhältnissen anzupassen sind, Vergütung der stration, weshalb die Regierung in ihrer Verlegenheit die Ueberstunden, Beseitigung der freien Station", tägliche Höchst= Der Konflikt im Verbande der Buch- und Steindruckerei- arbeitszeit von acht Stunden, Regelung des Urlaubs, Einführung Wichtigkeit der Demonstration durch das offiziöſe Preßbureau von Angestelltenausschüssen für alle Betriebe mit mehr als zehn zu unterschäßen sucht und die Teilnehmerzahl auf 28 600 ben man nach dem Verlauf des Verbandstages aus der Welt Angestellten, gleiche Vorbildung für männliche und weibliche An- angibt. In Wirklichkeit marschierten die Arbeiter in Achter­geschafft glauben fonnte, ist in ein neues Stadium getreten. Der gestellte, Arbeitskammern, paritätische Stellennachweise und Aus- reihen und dauerte der Zug über drei Stunden. Laut Berliner   Gauvorfißende Moritz ist vom Hauptvorstand seines dehnung der Gewerbeinspektion auf die Arbeitsverhältnisse der allgemeiner Anerkennung hat Budapest   eine solche Menschen­Postens enthoben worden. Ueber die Begleitumstände dieses Vor- Angestellten, zeigen so recht, wie überflüssig die Gründung dieser menge noch nie gesehen. gehens berichtete Morit in einer start besuchten Versammlung Organisation war. Die wesentlichsten dieser Forderungen werden der Zahlstelle Berlin   des Verbandes, die sich mit dem Verlauf des schon seit langem vom Zentralverband der Handlungsgehilfen ver­Verbandstages beschäftigte. Der Verbandstag hat mit 25 gegen treten. Auch der Referent wußte feinen Grund für die Neu­19 Stimmen eine Resolution angenommen, welche dem Haupt- gründung anzugeben. Lediglich die Phrase" politisch neutral, ge Mehrheit aus Sozialdemokraten bestehende Landtag des Fürsten­borstand recht gibt und ein gedeihliches Zusammenarbeiten des- werkschaftlich radikal" mußte zur Begründung herhalten, obgleich felben mit der jetzigen Ortsverwaltung Berlin  , speziell mit deren den Machern dieser Organisation genau befannt ist, daß ihre Or­ersten Vorsitzenden Morik  , für ausgeschlossen erklärt. Diese Majo- ganiſation so viel oder so wenig politisch neutral ist wie alle anderen Organisationen. rität von sechs Stimmen ist nun, so führte Moritz bei seiner Berichterstattung aus, wohl die Majorität der Delegierten, aber Originell war in den Ausführungen der von Dr. Nestriepke das nicht eine solche der von ihnen vertretenen Mitglieder; denn wäh- Hervorheben der Interessengemeinschaft mit den Arbeitern", der rend die 25 Stimmen( darunter auch die der Frau Thiede, die sich" Solidarität mit den Arbeitern" und wie die schönen Redensarten also selbst ein Vertrauensvotum ausgestellt habe) nur 6899 Mit- alle lauteten, um kurz hinterher mit einem logischen Saltomortale glieder vertreten, stehen hinter den 19 Stimmen 9539 Mitglieder. zu erklären, daß für die Handlungsgehilfen eine organisatorische Es ist in Wirklichkeit also gegen den Hauptvorstand entschieden Verbindung mit den Arbeitern unpraktisch wäre. worden. Nachdem am letzten Tage noch über den Streit in den Steinbrudereien gesprochen und betont worden war, daß es not­wendig ist, daß sich die in Betracht kommenden Gruppen vor Ein­tritt in eine Bewegung verständigen, habe Paula Thiede   in ihrem Schlußwort hervorgehoben, daß der Verbandstag eine gute Arbeit geleistet hat; die Sachlage sei geklärt worden, und es könne nun erwartet werden, daß alle wieder in Ruhe und Frieden miteinander Zur deutschen   Bergarbeiterbewegung. arbeiten. Drei Tage später erhielt Redner jedoch einen einge- Am Sonntag fanden im ganzen Ruhrgebiet   vom Rhein   bis Lippe  fchriebenen Prief vom Hauptvorstand, der ihm mitteilte, daß er 65 Bergarbeiterversammlungen statt, die zu der ablehnenden Haltung auf Grund des Statuts sofort seines Amtes enthoben sei, unter der Grubenbefizer Stellung nahmen. Nach eingegangenen Berichten Auszahlung seines Gehalts bis Ende Mai. Der angeführte§ 1 waren insgesamt zirka 60 000 Bergarbeiter versammelt. Hunderte des Statuts spreche von der Förderung der Tarifgemeinschaft, die er, Morib, gehindert haben soll. Wenn Redner weiter, wie der mußten umkehren, weil die Lokale abgesperrt wurden. An vielen Orten Magdeburg  , 4. März.( H. B.) Die hiesige Kriminalpolizei ferner angeführte§ 5 besagt, gegen die Interessen des Verbandes wurden Parallelversammlungen arrangiert, es herrichte eine Stim- nahm auf dem Hauptbahnhof den Elektrotechnikerlehrling Paul H. verstoßen habe, so hätte er nicht nur seines Amtes entfekt, sondern mung, wie man sie bisher nur vor großen Kämpfen gesehen hat. aus Berlin   in Schußhaft, der angeblich in Bankow aus der auch aus der Organisation ausgeschlossen werden müssen. Er sei Die Bergarbeiter bewiesen, daß sie den Ernst der Situation Lehre gelaufen fein will. Der mittellose junge Mensch wurde im sich einer solchen Tat aber nicht bewußt; was er getan, habe er völlig erfaßt haben; sie waren begeistert, wenn von der Einmütig- Abort 4. Klaffe aufgefunden. Er hatte einen Raubanfall im Einverständnis mit der gesamten Ortsverwaltung und der feit der englischen Bergarbeiter die Rede war und oft ertönten fingiert, geftand diesen auch schließlich ein. Berliner   Mitgliedschaft getan. Wenn in dem Brief darauf hin- Zwischenrufe: Wir wollen es auch so machen. gewiesen sei, daß er ja selbst schon seine Stellung gekündigt habe, waren in den Versammlungen durchweg zahlreich vertreten und Doppelmord. so halte er dies auch noch aufrecht; er lege aber sein Amt nicht brachten dem Vorgehen der Verbände große Sympathie entgegen. wurden in dem benachbarten Waltersdorf die Frau des Ober­Zittau, 4. März.( W. T. B.) Heute nachmittag um 2 Uhr in die Hände des Hauptvorstandes zurück, sondern in diejenigen der Mitgliedschaft, von der er es erhalten habe. Außer ihm haben In Freiſenbruch   haben 16 christlich Organisierte ihre Mitgliedsbücher meisters Gittler und deren 19 jährige Tochter in ihrer Wohnung aber auch die übrigen Angestellten des Verbandes, der Kollege abgegeben und find zum Bergarbeiterverband übergetreten. Man erschossen aufgefunden. Es liegt Doppelmord vor. Der Baumgarten, sowie die Kolleginnen Teste und Hanna bat den Eindruck, daß die christlichen Bergarbeiter Mörder, ein 29 jähriger Arbeiter namens Kraf, wurde auf Groß­eingeschriebene Briefe erhalten mit der Aufforderung, bis Sonn- ihren Führern die Gefolgidhaft verjagen werden Schönauer Flur tot aufgefunden. Er hatte sich selbst erschossen. abend, den 2. März, unterschriftlich zu erklären, daß sie den Be- Eine Resolution, die sich mit den Maßnahmen der Vorstände ein- zwischen ihm und dem jungen Mädchen scheint vor der Tat ein hef­schlüssen des Verbandstages Geltung verschaffen wollen; in diesem verstanden erklärt, würde überall einstimmig angenommen. tiger Rampf stattgefunden zu haben. Falle würde dann in ihrem Anstellungsverhältnis teine Aenderung Genoffe ue, der in Werden sprach, erklärte einem bürger­eintreten. Das sei ein Novum in der Arbeiterbewegung; bisher Absturz in den bayerischen Voralpen. hat man das nicht getannt, da es selbstverständlich sei, daß lichen Korreipendenten auf die Frage, ob die Londoner   Nachricht die Minderheit sich zu fügen habe. Am Freitag hat daraufhin richtig fei, daß schon in dieser Woche der Streit ausbrechen könne, Kempten   i. Algäu, 4. März.( P. C.  ) Der Gerichtsschreiber eine Bersammlung der Vertrauenspersonen stattgefunden, die be- die Nachricht sei aus der Luft gegriffen. Was geschehen werde, ge- Wildung ist gestern vom Säuling abgestürzt. Er war sofort tot. schloß, daß der Vorsitzende noch bis zum Tage der Versammlung schehe nur auf Beschluß der Bergarbeiterkonferens, die demnächst Seine Leiche ist schredlich verstümmelt. Berantw. Redakteur: Albert Wachs, Berlin  . Inferatenteil verantw.: Th. Glode, Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW. Hierzu 4 Beilagen u. Unterhaltungsbl.

Der englische Bergarbeiterstreik. London  , 4. März.( Eig. Tel. des Vorwärts".) Asquith3 Erklärung im Parlament läßt die Situation unverändert. An eine gesetzliche Regelung der Minimallohnfrage ist vorderhand nicht zu denken. Die Presse schlägt jetzt einen sehr feindseligen Zu erwähnen ist noch, daß der Bund der kaufmänischen An- Ton den Bergarbeitern gegenüber an; die ministerielle Daily gestellten nach der Angabe des Geschäftsberichts 1000 Mitglieder chronicle" droht heute den Bergarbeitern offen mit einer gesetz­zählt und daß beschlossen wurde, bei den Wahlen der Vertrauens- lichen Regelung der Frage, bei der die Wünsche der Bergarbeiter männer für die Angestelltenversicherungen und bei den nächsten teine Berücksichtigung finden dürften. Kaufmannsgerichtswahlen selbständig vorzugehen.

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Die Christlichen  

Die Italiener bombardieren weiter. Berim, 4. März.( Meldung des Reuterschen Bureaus.) Heute abend hat ein italienischer Kreuzer Dubab, zwanzig Meilen nördlich von Perim, bombardiert.

Ein Berliner   Ausreiser.