Allerdings, ob dieses Experiment eine Wiederbolung finden wird, ist eine andere Frage. Es ist aus einer bestimm- ten Situation geboren, durch sie zu verstehen und zu recht- fertigen. Sollte diese Situation sich wiederholen, dann hielten wie es ebenso wie diesmal für einen Fehler, ein uns angebotenes Stichwahlabkommen ähnlicher Art abzulehnen. Aber ein solches ist nicht zu erwarten. Denn die Situation, die es gebar, wird sich so leicht nicht wiederholen. Das Kennzeichen dieser Situation ist die Schwenkung der Fortschrittler nach links, eine Schwenkung jedoch, unent- schlössen und zaghaft ausgeführt. In seiner jetzigen unklaren Stellung kann aber der Liberalismus nicht lange bleiben. Entweder mus; er die Konsequenzen seiner kriegerischen Haltung gegenüber der Regierung und dem schwarzblauen Block ziehen, seine Kampfesstellung stärker betonen. Tann gerät er in so unheilvollen Gegensatz zu den Parteien der Rechten, daß bei einer künftigen Reichstagswahl jede Aussicht für ihn schwindet, auf den konservativen Krücken wieder in den Reichstag zu kommen. Jedes besondere Stichwahlabkommen zwischen den Fortschrittlern und uns wird dann überflüssig. Dies wurde ja nur durch ihre schwankende Haltung notwendig. Es versteht sich dann ohne weiteres von selbst, daß sie bei Stichwahlen für uns stimmen, wie wir für sie. Es kann aber natürlich auch anders kommen. Die kapi- talistischcn Elemente im Fortschritt können das Uebcrgewicht über die radikalisierenden gewinnen und sie können ihn zwin- gen, pater p«ecavi bei Scharfmachern und Agrariern zu sagen. Das müßte sofort den schärfsten Gegeniatz zwischen Fortschrittlern und uns herbeiführen und jeder Möglichkeit eines Stichwahlabkommens gründlich ein Ende machen. Ein weiteres Stichwahlabkommen mit dem Fortschritt muß entweder überflüssig oder unmöglich werden— eine andere Partei aber, mit der wir zu einem solchen Abkommen gelangen könnten, existiert zurzeit nicht. Es dürfte also ein vereinzeltes Experiment bleiben— ein interessantes Experiment, aber keines, das uns heute noch sehr aufzuregen braucht, mag es uns nun gelungen oder verunglückt erscheinen. Seine Diskussion ist notwendig geworden. Aber da sie unsere praktische Politik nur noch in höchst indirektem Wege zu bcein- flussen vermag, kann das Für und Wider in voller Seelenruhe abgewogen werden. Und je ruhiger es geschieht, um so besser für die Partei._ Hus der Partei. Heinrich Kiimpchen gestorben. Der Bergarbeiterdichter Heinrich Kämpchen ist am V. März in Linden a. d. Ruhr im Alter von Ks Jahren gestorben. Kämpchen war der Sänger des Bergarbeiter- Proletariats, dessen Leiden und Hoffnungen er in kraftvollen Kampfgedichten geformt hat. Aber neben den erzgepanzcrten Strophen des Klassenkampfes hat er aus der Liebe zu seiner Ruhr- Heimat heraus auch zart und romantisch anmutende Heimat- und Naturlyrik gedichtet. Kämpfer und Dichter in einer Person zu sein, darin lag sein Glück und seine Bedeutung. Aus den Organisationen. In einer zahlreich besuchten Mitgliederversammlung des so- zialdemokratischen Vereins Breslau gab der Vorsitzende des WahlkomiteeS, Genosse L ö b c, einen Rückblick auf die Reichstags- wählen in den beiden BreSIaucr Kreisen und über die Tätigkeit deS WahlkomiteeS. Der Ausfall der Wahlen ist ein befriedigender. Neben einem großen Stimmenzuwachs von 11 000 gelang es, beide Breslauer Kreise wieder zurückzuerobern. Im Gegensatze zum ReichSverbandc zur Bekämpfung der Sozialdemokratie, der im Breslauer Wahlkampf 18 zum Teil der schmutzigsten Flugblätter in ungeheurer Zahl verbreitete, ließen sich die bürgerlichen Par- teien mit der eigentlichen Agitation bis nach Weihnachten Zeit. Die sozialdemokratische Partei hat mit rund 7S0000 Flugblättern die Schläge der Gegner wirksam pariert. 610 000 Flugblätter wurden durch die opferwillige Hilfe der Genossen un entgeltlich verbreitet. Bei der Stichwahl in BreSlau -Ost wurden durch persönliche Rücksprache rund 2100 Wähler, die bei der Haupttvahl nicht gewählt hatten, an die Wahlurne gebracht. Ver- sammlungen wurden insgesamt 25 abgehalten, in denen fast zum größten Teil die Kandidaten Bernstein und Bauer sprachen. Von auswärtigen Rednern sprachen die Genossen Südekum, Hirsch, Robert Schmidt und das österreichische Reichsratsmitglied I o k l aus Troppau . Die Gesamtlosten für beide Brcslauer Wahlkreise inklusive der Stichtvahl in BreSlau -Ost betragen etwas über 19000 Mark. Von den bürgerlichen Parteien haben sich die Freisinnigen den Wahlkampf i» BreSlau -Weft 12 000 M. kosten lassen. Die Konservativen verausgabten in Breslau -Ost 18 000 M., die Nationalliberalcn mit ihrer amerikanifcken Agitation allein in Breslau -Ost 30 000 M. Die politische Organisation hat während der Wahlbewcgung erfreuliche Fortschritte ge- macht. Zurzeit gehören dem sozialdemokratischen Verein über 10000 Mitglieder an. Ebenso hat der Abonnenten- stand der„Volks wacht' außerordentlich günstige Fortschritte gemacht. Seit Oktober vorigen Jahres ist ein Zuwachs von 7 000 Abonnenten zu verzeichnen. An den beifällig aufgenommenen Vortrag schloß sich eine längere Diskussion, in der von einigen Rednern eine gründliche prinzipielle Durchbildung der Parteigenossen gewünscht und von der Fraktion ein entschiedeneres Betonen des Klassenkampfes gefordert wurde. Von anderer Seite wurde dagegen wieder betont, daß man zu der neugewählten Reichstagsfraktion das größte Vertrauen hoben kann. Dem Wahlkomitcc wurde hierauf einstimmig die vollste Zufriedenheit für die geleistete Arbeit ausgesprochen. Rech ein Austritt auS der italienischen ParlamentSfraktien. Rom , 4. März.(Eig. Ber.) Dem Beispiel BissolatiS und V o n o m i S folgende, ist nun auch Genosse Angela Cabrini in Erwartung des Parteitages aus der sozialistischen Parlamentsfraktion ausgetreten. Somit haben die drei Ab- geordneten, die während der letzten Ministerkrise als Minister und Unterstaatssekretäre ins Auge gefaßt worden waren, sich bis auf weitere? von der Parlamcntsfraktion zurückgezogen. Die sozialistischen Lehrer in Belgien . Die erste Versammlung deS Berein« sozia« listischer Lehrer in Man« nahm namentlich Stellung zu der LandeS-Lehrerversammlun g. Man war einig darin, daß die zu schaffende sozialistische LandcSorganisation der sozia- listischen Lehrer in keinerlei Konkurrenz zu der bestehenden, rein beruflichen Vereinigung treten solle. Vielmehr wurde festgestellt, daß die Organisation dem alten Verbände in vielem nützlich sein könne, wie sie in ihm wiederum ein Mittel zur Verbreitung der sozialistischen Ideen und zum Schutze der Interessen ihrer Mitglieder erkennt. Im Endzweck, der vollkommensten Wahrung der Interessen der Schule, der Lehrer und der Kinder, stimmten beide Vereinigungen Lberetn. Ein sozialistisches Experiment in Marokko . Pari«, 4. Mörz.(Eig. Ber.) Genosse Lucien Desliniere«, ein Gelehrter, der sich zur marxistischen Gruppe der französischen Sozialisten zählt, aber schon früher eine Neigung zu utopistischen Schrullen gezeigt hat— so hat er ein Gesetzbuch für die sozialistische Gesellschaft verfaßt—, ist an die Fraktion der geeinigtcn Partei mit einem Projekt herangetreten, das die Gründung einer sozialistischen Kolonie in Marokko mit Staatshilsc zum Gegenstand hat. DcsliniörcS schlägt für diesen Versuch, von dem er sich eine entscheidende propagandistische Wirkung verspricht, da» Gebiet des S e b u vor, das zwischen der spanischen Zone und der Schauja am Atlantischen Ozean liegt und einen Flächeninhalt von 14 000 Kilometern hat. Da dort noch keine kapitalistische Unter- nehmung besteht, wäre eine Expropriation unnötig. Die einge- borencn Kleineigentümer sollen in ihrem Besitz unangetastet bleiben. DcSliniercs ist überzeugt, daß sie ihn später der Gemein- schaft freiwillig übergeben werden, sobald sich die Vorteile des sozialistischen Betriebes kundgeben werden. Vorläufig wird dieser die„Habu " genannten, brach liegenden Ländereien urbar machen, die nach mohammedanischem Recht berrcnlos sind. Es gibt in dieser Gegend ausgedehnte Sumpfländereien, von deren Trocken- legung sich DeSliniercS die Gewinnung eines außerordentlich srucht- baren Ackerlandes verspricht, da« Hunderttausende von Kolonisten ernähren könnte, während daS kapitalistisch bewirtschaftete Algerien . da» Frankreich 4 Milliarden gekostet hat und noch immer einen jährlichen Zuschuß von 83 Millionen fordert, nur 20 700 französische Grundbesitzer zählt. Als weiteren Vorteil für Frankreich führt DcSliniercs an, daß diese als Miliz organisierten Kolonisten die Kosten cineS Armeekorps ersparen würden. Und daS alles soll nur 100 Millionen kosten, die in Jahresraten von 10 Millionen bei- zustellen sind. Die Vcvtvirklichung dieses Projekts soll durch die direkte Regie deS Staates erfolgen, da die internationalen Verträge mit ihrer Vorschrift der freien Ausschreibung für private Konzessionen die genossenschaftliche Form ausschließen. Die ersten Verwalter sollen von der Regierung im Einvernehmen mit der sozialistischen Partei(l), die späteren von den Kolonisten ernannt werden. Wir haben den kuriosen Vorschlag darum so ausführlich wieder- gegeben, weil die Fraktion beschlossen hat, ihn mit dem Autor ge- meinsam zu prüfen. Deslinieres wird in diesen Tagen eine Schrift über diesen Gegenstand erscheinen lassen und bittet die Genossen, einstweilen mit ihrem Urteil zurückzuhalten. Diesem Wunsch kann leicht Genüge geschehen, wenn man auch die Verwunderung darüber nicht unterdrücken kann, daß ein in der Geschichte der sozialen Bewegung so unterrichteter Sozialist mit Hilfe des bürgcr- lichen Klassenstaates das Experiment einer agrarkommunistischen Kolonie wiederholen will, dessen Gelingen oder Mißlingen unter den weltwirtschaftlichen Bedingungen des Kapitalismus weder für noch gegen die sozialistische Umgestaltung der bestehenden Produk- tionswcise beweisen könnte. Die Erklärung gegen den zarischen Justizmord an den sozial- demokratischen Abgeordneten der zweiten Duma wird auch v o n d e n österreichischen sozialdemokratischen Abgeord- n e t e n unterzeichnet werden. Hartnäckige Wähler. In Pohlitz bei Greiz fand zum drittenmal die Wahl eines Stellvertreters des Gemeindevorstehers statt. Bei den ersten beiden Wahlen war der von sozialdemokra- tischer Seite vorgeschlagene Barbier Seifert gewählt worden, dem die AuffichtSbehördc beide Male die Genehmigung versagte. Bei der jetzt vorgenommenen dritten Wahl wurde Seifert wiedergewählt. Jugendbewegung. Polizeiliche Belästigungen. Am Sonntag, den 3. März, nachmittags 3 Uhr, waren in Berlin etwa 100 Jugendliche zu einer Besprechung über die neueren Vorgänge in den Fortbildungsschulen in den-Rittcrsälen" zusammengekommen. Als der Referent etwa 10 Minuten gesprochen, erschien ein Kriminalbeamter im Saal. Der Aufforderung, sich zu entfernen, kam er nicht nach. Dem Leiter der Versammlung er- klärte er:-Ich komme im Auftrage des königlichen Polizeiprä- stdiums und werde an dieser Versammlung teilnehmen.' Auf den Einspruch des Vorsitzenden, daß nach dem Vereinsaesctz diese Ver- sammlung nicht überwacht werden dürfe, erwiderte der Beamte: „Ich will auch nicht überwachen; mein Auftrag lautet, an der Versammlung teilzunehmen, um zu hören, was hier vorgeht; ich werde also hierbleiben." Nach einer kurzen Ansprache des Rcfc- reuten, in der diese neueste Polizeibclästigung gekennzeichnet wurde, verließen die Teilnehmer, welche es ablehnten, unter Polizei- aufsicht zu tagen, geschlossen die Versammlung. Am Ausgang war ein Leutnant mit mehreren Schutzleuten in Bereitschaft,„die Orb- nung aufrechtzuerhalten"! Es gab aber nichts zu tun. Di« Be- geisterung der jungen Leute für die proletarische Jugendbewegung wird durch solche polizeilichen Aktionen natürlich nur erhöht. Bus Industrie und kiandel. Der ostelbische Kampf gegen die Schnapslicbesgabe. Die Organisation der deutschen Brenner, der verwertungt- verband deutscher Spiritusfabrikanton, hielt kürz- lich ihre diesjährige Generalversammlung ab. Bekanntlich bildet diese Organisation mit der Zentrale für Spiritusverwertung, dem Verbände der Spritfabriken, zusammen die Spirituszentrale. ES war deswegen zu erwarten, daß die deutschen Kartoffelfuselproduzenten die Gelegenheit benutzen würden, ihre Liebesgabe zu verteidigen. ES kam eigentümlicherweise diemal ander«. K r e t h, der Reichstagsabgeordnete und 30 000 Mark-Direktor der Spirituszentrale, erklärte unter anderem, die Liebesgabe sei nur für die Süddeutschen und die Mitteldeutsche» von Bor - teil, die Ostelbier würden am liebsten die ganze Kontingentierung und damit auch die Liebesgabe völlig beseitigt sehen! Und wer mit dieser mehr al« verwunderlichen Lcußerung nicht zufrieden ist, möge Kroths schöne, mit ostelbischem Pathos vor» getragene Abschwörung der Liebesgabe wörtlich nachlesen, sie lautet: ES wäre eine Verleugnung de« gcnoffenschaftlichen Geiste«, wenn die Ostelbier, lediglich, um sich von dem Stigma der Liebesgaben- schluck« zu befreien, ihre Gewerbegenosscn in Mittel- und Süd- deutschland der irregeführten Volkswut al« Opfer vorwerfen wollten." Diesen Worten folgte nicht etwa stürmische« Gelächter, sondern jubelnder Beifall der versammelten Schnapsagrarier. Prüfen wir den.genossenschaftlichen Geist' der Ostelbier in dieser Frage einmal etwa« näher, sehen wir zu, was der Heldenmut der Ostelbier, die sich lieber selbst der.irregeführten VolkSwut" auS- setzen alS ihre kleinen süddeutschen und mittdeutschen Brenner- genossen, für einen Kurswert hat. Die Alkoholherstellung erfolgt heute in Deutichland vor allem au« Kartoffeln, dann auch aus Getreide. Melasse und Obst, daneben noch aus einigen anderen Produkten. Von den 1909/10 erzeugten S,S Millionen Hektoliter Alkohol wurden 2,92 Millionen Hektoliter in Kartoffelbrennereien. 590 000 Hektoliter in Getreidebrennereien, 73 000 Hektoliter in Melassebrennereien und 33 000 Hektoliter in Obstbrennereien her- gestellt; der Rest der Produktion verteilt sich auf die wirtschaftlich belanglosen Methoden. Nebenbei sei bemerkt, daß für die deutsche Kartoffel. Produktion, die im Erntejahre 1909 46.7 Millionen Tonnen be- trug, der Schnapskartoffelverbrauch fast gar nicht ins Gewicht fällt. machte er doch 1909/10 ganze 2,9 Millionen Tonnen, also zirka sechs Prozent der deutschen Kartoffelproduktion auS. Die Schnapsbrenner sind auch als Kartoffelverbraucher nicht unent- behrlich! Um feststellen zu können, welche LiebeSgabensumme jede der verschiedene» Alkoholproduktionsarten alljährlich bekommt, muß ge- prüft werden, wie hoch die Kontingentsanteile sind. Auch hier nehmen wir die Zahlen von 1909/10. DaS deutsche Gesamtkonlingent betrug damals noch 2,25 Millionen Hektoliter, jetzt ist es bekanntlich zur Sicherung der LiebcSgabe auf 1,75 Millionen Hektoliter herabgesetzt worden. Auf die deutschen Kartoffelbrennereien entfielen 1909/10 1 860 462 mal 20 M.— Kontingent der Kartoffel- brennereien und HekioliterlicbcSgabe—, also 37 209 240 Mark LiebeSgabel Die Getreidebrennereien erhielten 6,3 Millionen Mark, die Melassebrennereien 1,4 Millionen Mark, die O b st b r e n n e r e i e n 161 000 M. Es kommt nun darauf an, erstens einmal festzustellen, ob die landwirtschaftlichen oder die ge- werblichen Brennereien aller Art de» größten Liebesgabenanteil haben. Zweitens ist festzustellen, wo die LiebeSgabenempfänger sitzen, in Ost« und Norddeutschland oder in Mittel- und Süddeutschland . Werden die wichtigsten beiden Arten der SchnapSbrcnnerei, die' Kartoffel- und die Getreidcbrennerei, nach landwirtschaftlichen und gewerblichen Unternehmungen getrennt und ihre Produktionsmenge an Alkohol pro 1909/10 festgestellt, so ergibt sich folgendes schöne Bild: Landwirtschaftliche Kartoffel- und Getreidebrennereien bestanden 1909/10 in Deutschland 13 170, sie brannten 3 184 000 Hektoliter Alkohol und erhielten rund 40,3 Millionen Mark Liebesgabe l Gewerbliche Brennereibetriebe der eben bezeichneten Art bestanden 728 mit einer Produktion von 346 000 Hektoliter und einem Liebesgabenanteil von 2,7 Millionen Mark! Demnach ist eS also die Landwirtschaft, welche den allergrößten Teil der Schnapsliebesgabe schluckt. Es bleibt nun nur noch fest- zustellen übrig, wo im besonderen die Kartoffelbrennereien liegen. die allein 85 Proz. oller deutschen Alkoholproduknon— 2,9 Millionen Hektoliter von 3.6 Millionen— überhaupt in ihren Händen haben. Nach Kreths Rede müßte angenommen werden, daß die Mehrzahl der rund 6000 deutschen Kartoß'elbrennereien in Süddeutschland liegen. In Wirklichkeit liegen die Brennereien aber so, daß all- jährlich 90 bis 95 Prozent der Schnapskartoffeln in den öst- lichen Provinzen Deutschlands und ia Mecklenburg, Königreich Sachsen und Anhalt verbraucht werden! ES steht also fest, daß die Mehrzahl nicht nur der landwirtschaftlichen Brennereien überhaupt, sondern auch der Kartoffelbrennereien in den Gefilden der Ostelbier liegt, damit fließt natürlich auch die Liebesgabe vor allen Dingen in ostelbiscke Taschen I. Di« 13 deutschen Melassebrennereien erhielten 1909/10 1,6 Millionen Mark Liebesgabe, und die rund 53 000 süd« deutschen Ob st brennereien mit ihrer Gesamt« Produktion von ganzen 37 700 Hektoliter Alkohol bekamen 161 660 M. Liebesgabe. Also im Durchschnitt für jede Brennerei rund 3 Bf., eine» Talerl Und diese 53 000 Taler der süddeutschen Kleinbrennereien ver- teidigen die um Kreth mit ihren 41 Millionen Mark LiebeSgabel So fleht der genoffenschaftliche Geist der Ostelbier auS, daS ist kein gewöhnlicher Geist mehr, das ist ostelbischer— Spiritus! Sozialea«. Tie Kündigung am Sonntag. Nach Z 193 des Bürgerlichen Gesetzbuchs tritt an Stelle des Sonntags der vorhergehende Werktag als letzter Tag einer Frist, innerhalb deren eine Willenserklärung abzugeben ist. Auf diesen Paragraphen berief sich ein Reisender in Schöneberg , der vor dem dortigen KaufmannSgericht die ihm am 31. Dezember v. J� einem Tonntag, zugegangene Kündigung als zu spät erfolgt anfocht. Sonn- und Feiertage seien als Kündigungstage gesetzlich aus- geschaltet, ebenso sei es allgemeine Bcrkehrssitte, am Sonntag nicht zu kündigen. Das Kaufmannsgericht schloß sich mit Recht der Auffassung des Klägers nicht an, wks ihn vielmehr mit seiner Klage ab. Die Kündigung am Sonntag sei zulässig. 8 193 sei auf die KündigungS- frist überhaupt nicht anzuwenden, weil die Kündigung weder an einem bestimmten Tage, noch innerhalb einer bestimmten Frist, sondern im Gegenteil gerade außerhalb der Kündigungsfrist ab- zugeben ist. Eine Vcrkehrssitte, so begründet das KaufmannSgericht weiter, bestehe weder, noch könne sich je eine solche bilden. Die. Kündigung käme-jeder anderen empfangsbedürftigen Willens-' crklärnng gleich. Da aber die Post am Sonntag arbeitet, gelten zahllose Erklärungen, die in vorher abgesandten Briefen enthalten sind, als am Sonntag abgegeben, wenn der Brief am Sonntag be- stellt wird. Der Absender jedes eine empfangsbedürftige Willens- erklärung enthaltenden Briefes müßte demnach Vorkehrungen treffen, daß der Brief nicht am Sonntag bestellt wird. Die» wäve aber, insbesondere bei Briefen nach außerhalb, fast unausführbar und würde jedenfalls zu einer schweren, gänzlich unberechtigten Belästigung des Verkehrs führen. Allgemeiner FürsorgeerziehungStag. Der Mgemeine Fürsorgeerziehungstag findet in diesem Jahre zu Dresden vom 24. bis 27. Juni statt. Es werden folgende Themata in den Hauptversammlungen bearbeitet werden:„Die Beziehungen der Fürsorgc-ErziehungSorgane zu den Familien unserer Fürsorgezöglinge"—„Psnchopathologie der Pubertätszeit" —„Die Förderung der vorbeugenden Wirkung der Fürsorge- erziehung durch Vereinheitlichung der Durchführung von Fürsorge- erziehung, Jugendgericht und Waiscnpflege". Marktbericht von Berlin am ii. März 191«.»ach Ermittelung de« königl. Potizeipräsidium». Warkthallcnpreise.(Kleinbandcl) 100 Kilogramm Erbsen, gelbe, zum Kochen 34.00—50,00. Speis ebohncn, weihe, 35,00—66,00. Linsen 40,00—80,00. Kartoffeln 9,00— 13,00. 1 Kilo- gramm Rindsietsch, von der Keule 1,60—2,40. Rindfletsch. Bauchfleisch 1,30 bis 1,80. Schweinefleisch 1.20—1,80, Kalbfleisch 1,40— 2.40. Hammelfletsch 1,30— 2,20. Butter 2,60-3,20. 60 Stück Eier 4,20—6,00. I Kilogramm Karpfen 1,00—2,40.«alt ILO— 3,00. Zander 1,60—3,60. Hechte 1,40-2,60. Barsche 1,00—2,00. Schleie 1,40—3,20. Bleie 0,80-1,40. 60 Stück Krebse 4,00-30,00. Vorsieht bei Erkältuno Sehr oft wird eine leichte Erkiltung unbeachtet gelaeecn. und die InflueDitblllen finden •Inen TOnUgl.Nkhrboden in dem kranken Bim des erkalt. Körper«—'/. Ol. Santa Lncla- Weta, var jeder MahUeitgeno»«en, gibt triftiges Wärmegefühl a. wirk« äusserst anreg. fnntn I urin«»«>?- sis äää01« oUlllU LUIIU Rotwein
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