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Nr. 57. 29. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

22. Sizung. Donnerstag, den 7. März, nachmittags 1 Uhr.

Am Bundesratstische: Dr. Delbrüd.

Die zweite Beratung

des Etats des Reichsamts des Innern wird fortgesetzt beim Titel, Staatssekretär".

Abg. Peus( Soz.):

reaktionären Mittelstandspolitik der Rechten

Ausbeutung der Lehrlinge

angewiesen sind. Wohl aber könnten die Großunternehmer sehr viel mehr für die Entwickelung der Fortbildungsschulen und Fachschulen aufwenden, nach dem Beispiel des amerikanischen Kapitalismus.

Freitag, 8. März 1912.

Landarbeitern

ist bisher recht wenig hier gesprochen worden. Wir verlangen in einer Resolution, daß baldigst ein Gefeß vorgelegt werde, durch welches unter Aufhebung der landesgefeglichen Gesinde Interessant war, wie der persönliche Idealismus des Herrn ordnung das Vertragsverhältnis der land- und forstwirtschaftlichen Kerschensteiner auf der Rechten wirkte. Man war da Arbeiter und des Gesindes reichsgefeßlich geregelt wird. Wir offenbar in ziemlicher Verlegenheit, weil man sich sagte, daß ein fordern vor allem auch die Koalitionsfreiheit für die Landarbeiter. Solcher Liberalismus wenig bündnisfähig sei, und das bedeutet Nach den vielen Anträgen, die auch von anderen Parteien fchlechte Aussichten für die Reaktion. Der Eugen Richtersche zugunsten der Landarbeiter eingegangen sind, ist ja scheinbar das Liberalismus, der eine Hauptaufgabe in der Bekämpfung Wohlwollen für diese Arbeiter überall recht groß. Das sollte der der Sozialdemokratie sah, war der Rechten viel ge- Regierung wenigstens Veranlassung geben, dieser Frage eine größere nehmer. Wenn Herr Kerschensteiner tonsequent sein will, so Aufmerksamkeit zu schenken. Der Wandel, der sich in den Produktions­Die Herren auf der Rechten sollten mit ihrer reaktionären muß er Anschluß an die Sozialdemokratie suchen, verhältnissen der Landwirtschaft durch die Einführung der Maschine δας größte Verständnis wird er auch vollzogen hat, hat die unerfreuliche Wirkung, daß die Landwirtschaft Mittelstandspolitik endlich einpacken, nachdem sie in all den Jahren zweifellos in Arbeiterfreifen finden. Interessant waren auch seine noch mehr als bisher den Charakter der Saisonarbeit fo gar feinen Erfolg erzielt haben. Auf dem Lande fehlt es ihnen offenbar an gutem Willen, sonst hätten sie Gelegen- Ausführungen über das Schulwesen an sich. Die Abschaffung des gewinnt. Wenn man die ausländischen Wanderarbeiter für die heit genug, Arbeiter und Bauern selbständig zu machen, aber Einjährigfreiwilligenzeugnisses würde zweifellos eine Verbesserung Landwirtschaft auf den Bahnhöfen ankommen sieht, so faßt einen in den Städten fehlt es ihnen einfach an der Fähig unserer technischen Vorbildung zur Folge haben. Heute besteht ein der Jammer an. Von der Idylle der landwirtschaftlichen Tätigkeit feit. Uebrigens ist es mit der Selbständigkeit des Mittel- Vorurteil gegen alle Arbeit, die schmuzig macht. So wird z. B. die kann da keine Rede sein. Das schlimmste ist, daß diese Wander­standes sehr schlecht bestellt. Seine Abhängigkeit von den Lieferanten Arbeit eines Monteurs, der eine sehr komplizierte Maschine arbeiter vollständig losgelöst werden von dem, was ( Sehr richtig! links.) und von der Kundschaft ist ebenso groß wie die Abhängigkeit der zusammenzusetzen versteht, aber dabei einen schmuzigen Arbeitsfittel man menschliche Wohnung nennt. Angestellten. Die Neigung, dem selbständigen Mittelstand in Zukunft anziehen muß, in vielen Streifen noch für minderwertiger geachtet, Die Arbeiterfasernen auf dem Lande sind ja teine Wohnungen, noch anzugehören, wird auch kaum wachsen, seitdem wir angefangen als die Arbeit eines Schreibers, der schöne Buchstaben sondern malt. Unter den Arbeitern selbst ist natürlich diese Auffassung Schlafstellen der bedenklichsten Art. haben, dem neuen Mittelstand der Angestellten durch die Versicherung eine gewisse Sicherheit für die Zukunft zu geben. Trotz der längst überwunden. Die Gewerbeinspektionsberichte aus den verschiedensten Landesteilen Die Herren Behrens und Giesberts haben wieder über zeigen schon seit Jahren wahrhaft erschreckende Bilder. So wird sozialdemokratischen Terrorismus geklagt. Sie sollten beispielsweise aus Braunschweig berichtet, daß in einem Schlaf geht die Genossenschaftsbewegung raftlos und unaufhalt sich einmal die Frage vorlegen, warum überhaupt die christlichen raum drei Betten standen, in denen schliefen ein Ehepaar, ein bar vorwärts. Durch die Genossenschaften auf dem Lande wird Gewerkschaften existieren. Die Tatsache, daß es keine christlichen Arbeiter und zwei Arbeiterinnen.( Hört! hört! links.) Das dient der antikollektivistische Bauernschädel allmählich reif für den Sozia- Unternehmerverbände gibt, beweist schon allein die mangelnde natürlich nicht zur Sebung der Sittlichkeit, aber die lismus. Auch die Konsumvereine in den Städten machen immer Existenzberechtigung der christlichen Gewerkschaften, die nur die Schuld daran tragen diejenigen, die trotz ihrer wirtschaftlichen weiter Fortschritte, wie die Entwickelung der Großeinkaufsgesellschaft Arbeiterbewegung spalten und lähmen. Trotzdem bemüht sich der Macht eine derartige Schweinerei dulden.( Sehr wahr! links.) Auch beweist. Das angebliche Streben der Mittelstandsretter, die Ge- Bergarbeiterverband den gegebenen Tatsachen Rechnung zu tragen, auf diesem Gebiet müßte ein Reichswohnungsgeset nossenschaften gerechter zu Steuern heranzuziehen, charakterisiert sich alle Weltanschauungsfragen aus der Gewerkschaft fernzuhalten. Wandel schaffen. Daneben muß aber endlich auch einmal ein bißchen bei näherem Zusehen als äußerste Ungerechtigkeit. Zunächst Wenn allerdings innerhalb einer sogenannten sozialdemokrati- mehr politischer und wirtschaftlicher Anstand unter zahlen die Konsumvereine schon heute mehr Steuern als die schen Gewerkschaft die moderne Weltanschauung in höherem den ländlichen Arbeitgebern Plaz greifen. Besser als alle Gefeße Kleinhändler. 350 dem Zentralverband deutscher Konsumvereine an- Maße vertreten wird, so ist das selbstverständlich, aber niemand und Polizeivorschriften würde aber mit den entsetzlichen Zuständen geschlossene Genossenschaften haben 1910 insgesamt 779 531 Mark wird es verwehrt, seine abweichende Weltanschauung zu vertreten. in der Landarbeiterschaft aufgeräumt werden, wenn den Land­Steuern bezahlt. Nur die landwirtschaftlichen Ge- Wenn er sich zu schwach dazu fühlt, so ist das fein gutes Zeichen arbeitern ein wirklich freies Roalitionsrecht nossenschaften zahlen teine Steuern. Nach unserer für seine Weltanschauung. Terroristische Verfehlungen einzelner gewährt wird, das auch geschützt wird gegen alle Angriffe Auffassung müssen auch die Konsumbereine von einer Versteuerung mögen vorkommen, aber immerhin bleibt doch ein Unterschied in der Unternehmer. Der Altoholismus unter den Land­ihres angeblichen Reingewinns freibleiben, denn was man bei ihnen den Zielen des Terrorismus, der von solchen Gewerkschaftlern aus- arbeitern würde damit auch am besten eingedämmt werden, als Einkommen bezeichnet, ist gar kein Einkommen, sie hätten es in geübt wird, und des Terrorismus der Unternehmer. Der eine wird daß man diesen Arbeitern durch die Organisation ein höheres der Hand, dies Einfommen" zu beseitigen, wenn sie einfach so ugunsten der Organisation ausgeübt, er ist nicht ein Lebensziel gibt. Die ländlichen Arbeiter in den Ziegeleien billig wie möglich verkauften. Dann wäre eine solche Egoismus, sondern entspringt einer höheren Idee, find besonders an dem Alkoholmißbrauch beteiligt, der noch fünstlich Steuer unmöglich. Die Steuern, die andern auferlegt werden, find während der tapitalistische Terrorismus egoistisch dadurch gefördert wird, daß die 8 wischenmeister aus dem die Konsumvereine natürlich bereit zu tragen. Dieser ist daher moralisch viel minderwertiger.( Sehr wahr! Schnapsvertrieb ihren profit ziehen. In den Ziege­Eine bessere Mittelstandspolitik als die der Rechten war sicher bei den Sozialdemokraten.) Es scheint mir sehr bedenklich, daß der leien meines Wahlkreises heißt es, diejenigen Arbeiter bekommen die, die Herr Kerschensteiner gestern hier vorgetragen hat. Staatssekretär Delbrüd es fertig brachte, lobend hervorzuheben, die besten Stellen, die am meisten saufen.( hört! hört! links.) Die Freilich, wenn er danach trachtet, eine Gruppe von Selbständigen zu daß die überlange Arbeitszeit der ländlichen Arbeiter muß endlich auf­schaffen, so ist das ein in seinem Umfange sehr beschränktes Biel. hören. Wenn die Leute von 5 Uhr morgens bis 7 Uhr abends an Ueberhaupt trägt er bei seinen ganzen Staatstheorien den Macht in den letzten Jahren erheblich schärfer geworden seien. gestrengt arbeiten müssen, dann gehen sie natürlich um 8 Uhr realitäten unseres Wirtschaftslebens nicht genügend Rechnung. Das war eine direkte Aufreizung der Richter, in der Richtung fort- fchlafen und haben nur so eine Stunde täglich vom Leben. Die Es handelt sich nicht darum, ein irgend wie ausgeflügeltes Rechts- zufahren. Wir müssen umgekehrt fordern, daß die Richter das Herrschaften auf der rechten rühmen sich immer ihres Christen­system zu verwirklichen, sondern es handelt sich um den moralische oment in den Gewerkschaften begreifen und hier tum 3. Wie sie es aber fertig bringen, das Ebenbild Gottes so zu und da ein Wort der Entschuldigung und Milderung finden.( Sehr mißhandeln, daß es nur eine Stunde täglich menschlich leben kann, Erst auf dem Boden des Sozialismus wird all' das, richtig! bei den Sozialdemokraten.) Ein Verständnis für die große das ist mir unverständlich. was Herr Kerschensteiner vorgeschlagen hat, möglich. Der von ihm Idee der Gewerkschaften ist mir bisher bei unseren Richtern noch Auch die 2ohnverhältnisse sind schauberhaft. Bei einem bertretene persönliche Liberalismus fann sehr wohl vereint werden nicht begegnet. Das ist eben der Grund, weshalb wir so oft von Wochenlohn von 10 oder 12 M. mit unserem Sozialismus. Wir erkennen allerdings. in höherem lassenjustiz sprechen müssen. Der Abg. Behrens hat Maße als er die Notwendigkeit und Macht der Organisation an, die darüber geflagt, daß die Führer der chriftlichen Gewert ist es fein. Wunder, daß sich deutsche. Arbeiter zu dieser, Tätigkeit das Individuum gegen Unterdrückung und Ausbeutung allein schüßen schaften so oft in ihrer Ehre angegriffen würden. Ich nicht hergeben und Russen und Galizier herangezogen werden müssen. fann, wie auch Herr Bassermann mit Recht betont hat. Doch wollen fann es verstehen, man daß leicht die Neigung hat, Eine gerechte Anwendung des Vereinsgesetzes ist besonders auf dem wir auch innerhalb der Drganisation der Persönlichkeit ihre Rechte diejenigen als Verräter anzusehen, die die allgemeine Arbeiterbeweging Lande nötig Damit wird es aber nicht eher besser werden als gewährleistet sehen. Herr Sterschensteiner wird die Erfahrung durch ihre Absplitterung schädigen und besonders auch bei der bis wir in Preußen ein gerechtes Wahlrecht, und damit auch gemacht haben, wenn er seine Pläne zu verwirklichen sucht, er jetzigen Bergarbeiterbewegung eine Stellung einnehmen, die mehr einen besseren Landtag bekommen. Die Kinderarbeit auf dem Lande nimmt äußerst bedenk nirgends mehr Unterstügung findet als bei den Sozial- den Interessen der Unternehmer als denen der Arbeiter dient. Der demokraten. Voraussetzung für die individuelle Ausbildung, Abg. Behrens schießt in bezug auf die mangelhafte Bertretung liche Formen an. Die Kinder werden beispielsweise beim Rüben­die er forderte, ist freilich eine Berkürzung der Arbeitszeit, die Ver- der Arbeiterinteressen hier doch den Vogel ab, fogar der Abg. ziehen in einer Weise angestrengt, die ihre Gesundheit schwer wirklichung der Idee des Achtstundentages. Auch darf Giesberts nahm in bezug auf die Bergarbeiterfragen eine ganz schädigen muß, ganz abgesehen davon, daß von einem vernünftigen Herr Kerrichensteiner die Bedeutung der Schule nicht unterschäßen. andere Stellung ein als er. In den Antwortschreiben, die der freie Schulunterricht dabei natürlich keine Rede sein kann. Unsere Stellung Wenn er meint, es käme bloß darauf an, ein gutes Stüd persön- Bergarbeiterverband von den Bechen auf seine Forderungen erhalten zur Landwirtschaft ist durchaus darauf hingerichtet, nicht bloß das licher Züchtigkeit zu erwerben, um in der Welt vorwärts zu tommen, hat, heißt es größtenteils, die Forderungen fönnten nicht bewilligt Los der Arbeiter auf dem Lande zu Bessern, sondern auch so übersieht er die Macht des Kapitals. Aber das soll werden, da der größte Teil der Belegschaften dem der felber Landwirtschaft ihre Produktion in jeder Be­Gewerkvereine uns nicht abhalten, es hoch einzuschätzen, wenn er sich Mühe gibt, christlichen angehöre und die ziehung günstiger zu gestalten. Wir fämpfen nicht gegen die diese persönliche Tüchtigkeit auf eine möglichst hohe Stufe zu bringen. Forderungen der übrigen Organisationen nicht Landwirtschaft, sondern nur gegen die Rente und den Profit Mit Recht hat er die kleinen Unternehmer getadelt, daß sie dem mitmache. Das ist die Erklärung dafür, daß die christlichen des Großkapitals. Wenn wir in unserem Programm die Ver­Fortbildungswesen so großen Widerstand entgegenseßten. Freilich Gewerkvereine in der Zat bei den übrigen Arbeitern berechtigte Em- gesellschaftlichung der Produktionsmittel fordern, so würde das liegt auch hier vielfach der Knüppel beim Hunde, die fleinen Unter- pörung hervorrufen und auf allzu große Hochachtung nicht Anspruch auf dem Lande der Grund und Boden sein und auch auf dem nehmer sind wirtschaftlich oft so schlecht gestellt, daß sie erheben können. Grund und Boden, der Gesellschaftseigentum ist, fönnte sich eine auf die bäuerliche Landwirtschaft sehr viel besser entwickeln, als unter den lichen Rechte, so dünkt er ihm heute als Schandmal der Sklaverei. dächtnis. Ernst Schur fand den Weg vom preußischen Referendar Dieser Schmuck, der den Himmelssohn von dem Barbaren aus zum freien Menschen und des weiteren vom Aestheten zum Volf. Europa und Amerika unterschied, der den, der ihn abschnitt, aller Er empfand und wollte Kunst und Kultur nicht als ein Genießen Gnade und Gunst der Ahnen beraubte und ihn gesellschaftlich tot weniger, nicht als Lurus, sondern als Erbe aller und Lebens­machte, darf sich heute in den Straßen von Kanton, Shanghai , notwendigkeit.

Kampf zwischen Besitzenden und Besitzlofen.

Kleines feuilleton. Das Grubenpferd.

Bon Heinrich Kämpchen t. Ein edles Roß, zu wild und ungebärdig varm Tilbury des Direttors, ward deshalb zum Grubenpferde degradiert und mußte die Kohlenwagen ziehn im Kohlenschacht. Das edle Tier, an Licht und Luft gewöhnt vom Sonnentag, verfümmerte- Sein Fell, fonst weich und glatt, ward zoffelig, und wund ihm Kopf und Rüden vom Gestein der Decke, zu niedrig hings für seinen hohen Wuchs. Es mußte ziehen und es zog die Geißel

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des Treibers brach den Trotz ihm- aber mehr das Dunkel und die Moderluft des Schachtes. Ein Jammerdafein waris dem edlen Roß. Die Schläge fielen hageldicht, sobald

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der Wagenpart nicht schnell genug vom Schacht zu Schachte flog- ob schuldig oder nicht, des Treibers Zorn zerfleischte ihm den Rücken. Da wieder traf den armen Kopf der Schlag von roher Faust, wie's ihm so oft geschah- zerriß die Stränge es und stürmte fort, durchs Streckendunkel, fonder Halt und Ziel. War's Wut, Verzweiflung, Freiheitsdrang, wer tündet'doch seiner Qualen Ende war's man fand es, den Kopf zerschelli, in einem Waffertümpel. Ein Pferd nur, bah, ein Grubenpferd, und darum

fo viele Worte? hör ich sprechen.

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i ft.

Von den

Bestrafungen wegen Streifvergehens

Manfing und vielen anderen Städten nicht mehr sehen lassen. Mer

Das Ringen um den Südpol . Der Engländer Scott sich mit ihm hervorwagte, der würde als ein Feind der neuen Re- und der Norweger Amundsen sind beide seit Jahr und Tag an der Arbeit, gierung erscheinen; schneller und gewalttätiger, als ihm lieb wäre, von zwei verschiedenen Punkten aus, den Südpol , den Shackleton würde die Haarzier von schnellen Scheren abgeschnitten werden. trotz seines bewundernswerten Vorstoßes nicht erreicht hatte, zu be­Gelehrte Leute wollen es den konservativen Chinesen leicht machen, zwingen. Von beiden Forschern liegen jetzt( unkontrollier sich von dem Ehrenzeichen ihrer Väter zu trennen. In den Bei- bare) Meldungen vor, wonach Scott den Südpol erreicht tungen fann man lesen, daß kein Chinese, der etwas auf sich hielt, und Amundsen nach Hobart ( Tasmanien ) zurückgekehrt sei. einen Zopf getragen habe, bevor vor dreihundert Jahren die Man- Amundsen hatte bekanntlich im Sommer 1910" die Aus­dschudynastie ans Ruder tam. Wie an allem Altem und sinnlos reise auf der Fram" angetreten mit der Absicht, sich durch das Erscheinendem sollen also auch die Mandschus am Zops schuld sein. nördliche Eismeer treiben zu lassen, dann aber aus Mangel an In Kanton und in Shanghai sieht man heute feinen Zopf Mitteln den Plan geändert und den Kurs nach Süden genommen. mehr. Jeder Mann und jeder Knabe erscheint mit furzgeschnitte- Jm Januar 1911 war er an der Eismauer eingeschlossen und hatte nem Haar, und es gab eine Zeitlang aufgeregte Szenen, wenn alte seine Station auf 78 Grad, 24 Minuten südlicher Breite errichtet. Herren, die sich von der geliebten Erinnerung ihrer Jugend- und Die Fram " fehrte dann um und unternahm ozeanische Forschungen, Mannesjahre nicht trennen konnten, das Opfer jener zahlreichen traf aber im legten Herbst wieder an der Station ein. Scott Scharen von Amateurfriseuren wurden, die sich mit großen Scheren wollte im Oftober 1911 die Schlittenreise antreten, er hatte fein ausgerüstet hatten. Hatte man einen Zopf aufgestöbert, dann Winterquartier auf dem Viktorialand , erheblich nördlicher als gellten schrille Pfiffe, von allen Seiten stürmten die Scherenträger Amundsen. Nach englischen Meldungen soll Amundsen bereits bes herbei und rigrap war die nun so berachtete Manneszierde ge- ftätigt haben, daß Scott den Südpol erreichte. fallen. Freilich läßt sich auch ein Zopf wieder ersehen, und viel leicht werden die jetzt so wild verfolgten Dokumente früherer Barbarei gar bald wieder die Köpfe schmüden. Kam es doch auch schon früher, in borrevolutionären Tagen, nicht selten vor, daß jemand sich den Zopf abschnitt und doch in der Oeffentlichkeit und bei feierlichen Gelegenheiten mit ihm erschien, indem er sich ihn einfach unter dem Hut feststeckte.

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Notizen.

Die Neue Sezession eröffnet am 9. März ihre fünfte Ausstellung( Zeichnende Künste und Plasti). Sie befindet sich im Hause kopp u. Joseph, Potsdamer Str. 122, und ist wochentäglich bon 10-6, Sonntags von 10-4 Uhr geöffnet.

Vedrines will zum Südpol fliegen. Die bereits gerüchtweise aufgetauchte Meldung, daß der französische Flieger Jules Vedrines seine Kunst in den Dienst der Südpolar­forschung stellen will, erfährt durch den Aviatiker selbst ihre volle Bestätigung. Bedrines wird sich der Südpolarexpedition des Dr. Charcot anschließen. Schwierigkeiten, wie sie Charcot auf seiner antarktischen Reise entgegenstanden," so erklärte Bedrines, können durch die Flugmaschine leicht überwunden werden. Ich kann mit meiner Maschine vom Schiff aus Flüge unternehmen in Be= Vorrat für eine längere Zeit. Ein solcher Vorstoß im geeigneten gleitung von zwei oder drei Passagieren und mit genügendem Augenblick wird uns als die ersten Veenschen an den Südpol

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Ja, nur ein Pferd Ihr habt mich nicht verstanden. China ohne Zopf. China ohne Zopf ist ein seltsamer Anblic- Ernst Schur ist im 36. Lebensjahre in Groß- Lichterfelde bringen." und eine schwere Enttäuschung, so meint der englische Journalist gestorben. Ein Leben, das ganz dem Erleben von Kunst und Kultur Das Denkmal eines Kommunarden. Jules William Marwell, der in einem amüsanten Brief aus Nanking die geweiht war, ist brutal dahingerafft worden. Was Verhaeren als Vallès, der bekannte sozialistische Schriftsteller, das Mitglied neue Republik aus der" Bopfperspektive" betrachtet. Der Chinese, Frucht langer Jahre gewann: in allem, was ist, den Rhythmus der der Pariser Kommune , deren Endkampf er im Schlußband seiner der seine alte malerische Tracht ablegt, sich eine jetzt sehr moderne Schönheit zu empfinden, war ihm in jungen Jahren geworden. autobiographischen Romantrilogie Jacques Vingtras" packend von diesem Erleben Tuchmüße aufsetzt und mit freiem Nacken, ohne das baumelnde Seine Mission war, der Schönheit in dargestellt hat, wird in seiner Batcrstadt Puy ein Denkmal bc= mochten es Anhängsel von früher, daherschreitet, wirkt nach ihm einfach häß- Natur und Kunst nun nachschaffende Kritiken kommen. Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, daß beim lich. Der stärkste sichtbare Ausdruck, den die revolutionäre Be- und Wegführer eigene Dichtungen sein mitzu Reichenbegängnis Ballès die nationalistischen Banden auf den wegung im Süden gefunden hat, offenbart sich in der überraschen- teilen, in anderen wachzurufen, was was ihn selbst erfüllte. bom deutschen sozialistischen Leseklub mitgeführten Kranz wieder den Schnelle und Leichtigkeit, mit der die Söhne des himmlischen Unsere Lefer Leser haben haben den feinfühlenden Kritifer, der der hier holt gewalttätige Angriffe unternahmen, aber von den Fäusten ver­Reiches das jahrhundertelang verehrte Zeichen ihrer Würde und Jahre hindurch sie neues sehen ließ in den Werken der Maler und brüderter französischer und deutscher Proletarier glücklich ab. ihrer Rasse von sich tun. Während der Zopf bis vor kurzem als Architekten, der ihnen die werdende Schönheit der Großstadt erschloß, gewehrt wurden. Diese nationale" Betätigung ist damals von das Ehrenzeichen des Chinesen galt, als Ausdrud seiner bürger- der allem nachging, das von neuem Leben zeugte, in gutem Ge- der Bismarcschen Regierung mit Genugtuung vermerkt worden.

oder

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