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GewerbfchaftUcbea. Vor der Schlacht Während diese Zeilen in die Welt hinausgehen, packt der größte Teil der Nuhrbergleute das Gezähe(Handwerkszeug) zusammen. Schon seit Tagen haben Zehntausende Bergar- Heiter die Ueberschichten gemieden. Aber auch der Förderungs- ausfall in regulären Schichten zeigt, daß die Bergknappen mit ihremSoll" zurückhalten. Auch eine Vorbereitung für den Kampf, der am Montag, den 11. März, das Wirtschaftsleben erschüttern und der nicht auf chas Ruhrbecken allein beschränkt bleiben wird. Gewiß nicht alle Bergarbeiter werden den Streik auf- nehmen, um für ihre berechtigten Wünsche und Forderungen zu streiten. Die Gelben, wie ein großer, vielleicht der größte Teil der Mitglieder des Gewerkvereins christlicher Berg- arbeiter werden an der Arbeit bleiben und der Welt das Jammerbild schmutzigen Verrats an den Bergarbeiterinter- essen bieten. Eine außerordentliche Generalversammlung des Gewerkvereins hat die Behörde um den nötigen Schutz der christlichen Streikbrecher gebeten. Und so werden wir erleben, wie Leute, die Jahre hindurch den radikalen Reden ihrer Führer zujubelten, unter Vorantritt einer Gendarmenab- teilung und unter Begleitung sonstiger Schutzmannschaften den täglichen Weg von und zu der Zeche machen werden. Wie die Hintzegardisten werden sie an den trotzigen Gestalten der Streikenden vorüberhuschen ein ekelhaft trauriges Bild! Freilich wird es auch Tausends christliche Arbeiter geben, die diese Schmach nicht aus sich nehmen werden. Für die Führer der christlichen Bergarbeiterorganisatioiwn bricht dann eine schwere Zeit herein. Denn das ist sicher, daß dieser Teil der christlichen Bergarbeiter, der sich noch genug Klassenbewußt sein und Klassenzugchörigkeitsgefühlt bewahrt hat, und der den kämpfenden Mitarbeitern gegenüber die kameradschaftliche Treue nicht brechen will, von seinen Führern Rechenschaft ver- langen wird für das schmähliche Anerbieten. Streikbruch zu begehen. Jahrelang hat man die Solidarität als die höchste Tugend, auch im Christenlager, gepredigt, und jetzt soll der Streikbruch, der schwarze Verrat an den Klassengenossen die schönste Eigenschaft christlicher Arbeiter sein? Nun, wir werden ja sehen, was kommt. Ungestraft wird man nicht in Zeiten härtesten Kampfes der Arbeiter gegen das Gruben- kapital Kameraden gegen Kanieraden ausspielen. Das mögen sich die Behrens, Effert, Jmbusch und Genossen gesagt sein lassen. Der Streik war aufzuhalten! Aber dazu gehörte nicht der gute Wille der Bergarbeiter, sondern allein der gute Wille der Werksherren. Wenn diese es wollten, wäre das Ruhr- decken überhaupt nicht zu jener Wetterecke geworden, in der Hunderttausende Mensrhen nicht mehr zu ihrer Ruhe kommen können. Man frage nur die Bergarbeiter, was sie in den Streik hineintreibt, was sie veranlaßt, trotz des Vorgehens der christlichen Organisationen einen erbitterten Kampf, dessen Ausgang ungewiß ist, aufzunehmen. Die Lohnfrage allein ist es nicht, die die Bergarbeiter in so helle Empörung verfetzt hat. In erster Linie ist es die brutale Mißachtung, mit der die Herrenmenschen an der Ruhr ihren Arbeitern fortgesetzt begegnen. Fast alle haben ihre Lohntarife. In einer ganzen Anzahl anderer Gewerbe, die im Wirtschaftsleben gewiß nicht die Bedeutung haben wie der Bergbau, sehen wir die gegen- feitigen Unterhandlungen zwischen Unternehmern und Ar- beitern vor sich gehen. Im Bergbau nicht. Hier werden durch die Arbeit Hunderttausender Millio näre und Milliardäre gezüchtet und diese spotten und höhnen die Schaffer der Werte und des Reichtums wo sie nur können. Das ist, was die Bergarbeiter fühlen und was sie zur Em pörung treibt. Im Jahre 1903 wurden die Bergarbeiter um die Früchte ihres damaligen Kampfes betrogen. Die verhuntzte Berg- arbeiterschutznovelle, eine Folge des Riesenstreiks, drückte den BergarbeiternSteine" stattBrot" in die Hände. Im Jahre 1906 erlebten wir, wie die Werksherren die Wünsche der Är> beiter beim Knappschaftsgesetz hintertrieben, wie sie den Vor> kämpfern der Knappschaftsrechte der Bergarbeiter, den Aelte stcninvaliden in den Knappschaftsvereinen das Wahlrecht raubten. Im gleichen Jahre wurden Lohnforderungen der Bergarbeiter schroff abgelehnt. Dann enthrannte im Jahre 1907 ein heftiger Kamps um das Knappfchaftsstatut, der bei- nahe zum Streik geführt hätte. Statutenverschlechterungen statt Verbesserungen wurden den Arbeitern werkseitig ge- boten: bei der Festsetzung der Witwen- und Invalidenrenten feilschten die Herren um Pfennige. Dann kam 1908 der Streit um dieweiße Salbe". Hunderte Bergleute auf einmal hatte die Radbod-Katastrophe niedergestreckt. Die Bergarbeiter- schaft schrie nach Mitwirkung bei der Grnbenkontrolle, weil sie wußte, welchen Ursachen die gewaltigen Massenunglücke entspringen. Und was ist gekommen? Institutionen, wie sie von einem Menschen wie Hilger präsentiert wurden. Weiße Salbe! Die Sicherheitsmänner sind empört über die Behandlung, die ihnen auf den Gruben zuteil wird. Und die Bergarbeiter fühlen es mit. Dann folgte der Zwangs- arbeitsnachweis. Das Grubenkapital organisierte das Herrenrecht in der Arbeitsvermittelung. Bei der Bewertung und Verwendung seiner Arbeitskraft hat der Bergarbeiter schon nichts zu sagen, bei der Arbeitsvermittlung sollen die Werke das ausschlaggebende Wort allein sprechen, so wollten es die Bergherren. Keine Parität, nein Mißachtung den Bergarbeitern. Und als infolge der Zoll- und Steuergesetz- gebung und aus anderen Gründen heraus die wirtschaftliche Teuerung einsetzte, die Löhne rapide sanken, darum die Berg- arbeiter Lohnforderungen stellten, wurden sie auch hier wie immer mit ihren Wünschen abgewiesen. Ihre Ausschüsse auf den Zechen wurden wie Luft behandelt, verhöhnt, sodaß sie die Lust verloren haben, in Lohnfraqen bei den Grubenver- waltungen nochmals vorstellig zu werden. Alles das und die vielen anderen Quälereien haben die Bergarbeiter aufs Aeußerste gereizt, sie im Laufe der Jahre in steter Beunruhi- gung gehalten, und nun auch bei der jetzigen Lohnbewegung die Grubenbesitzer auf ihr Herrenrecht pochen, die billigen Wünsche der Bergarbeiter ablehnen, ist das Maß voll zum Ueberlaufen. Die Regierung versucht durch eine offiziöse Notiz in der «Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" die Schuld an dem Ausbruch der Bewegung ganz auf die Arbeiter zu wälzen. Es heißt da: ... Im Gegensatz hierzu werden nach Mitteilung der sozial- demokratischen Presse die für Sonntag, den 10. März, von den drei vereinigten Bergarbeiterverbänden einberufenen Bergarbeiter» Versammlungen es ablehnen, in den ArbeiterauSschüsien über die Forderungen zu verhandeln. Damit würden sich diese Verbände unbedingt ins Unrecht setzen. Sie würden sich aber auch weiler ins Unrecht setzen, wenn unter dem Einfluß ihres Beschlusses der Streik am nächsten Montag sofort also ohne Einhaltung der vertraglichen Kündigung ausbrechen würde._ Herantw. Redakteur: AlbersWachs. Berlin  . Inseratenteil verantw.: Auf wessen Seite sich bei einem solchen unter Kontraktbruch erfolgten Streik die öffentliche Meinung stellen wird, kann nicht zweifelhaft sein... Nun, es wird die öffentliche Meinung interessieren, zu erfahren, wie die Arbeiterausschüsse von den Zechenherren behandelt werden. Die Zeche Mont Cenis hat den Arbeiter- ausschuß einberufen, hat dann aber die Forderungen glatt abgelehnt. Die Direktion der fiskalischen(!) Grube Bottrop   erklärte den Ausschußmitgliedern, daß von der Zusage einer Lohnerhöhung keine Rede sein könne! Wenn von den Beamten anders lautende Mitteilungen ergangen seien, so würden diese dafür zur Verantwortung gezogen werden! Was sagt die Regierung dazu? Wer verdenkt es unter solchen Umständen den hart- geschundenen Knappen, daß sie zum letzten Mittel greifen, um die Aufmerksamkeit der draußen Stehenden auf diese Zustände hinzulenken? Es wird nicht das letztemal sein, daß es so weit zum Streik kommt. Erst wenn das Herrenrecht und der lieber- mut der Unternehmer gebrochen ist, wenn die Ruhrgruben- besitzer anfangen werden, in den Bergarbeitern und ihren Organisationen Faktoren zu sehen, mit denen sie verhandeln müssen, und wenn die Ruhrgrubenbesitzer in den Berg- arbeitern die Menschen und Familienväter betrachten, die verlangen können, daß ihre Menschenwürde geachtet und ihre berechtigten Lebensforderungen befriedigt werden, erst dann werden wir vor solchen überraschenden Explosionen im Ruhrbecken eher verschont sein als heute. Solange die brutale Mißachtung der Hunderttausende Bergarbeiter durch eine Handvoll Menschen betrieben wird, bleibt die Gefahr be stehen, daß die Bergarbeiter den fortgesetzten Kontraktbrüchen der Werksherren schließlich mit Kontraktbruch" begegnen. Wir betonen es nochmals, an den Bergleuten liegt es nicht, daß der Streik ausbricht. Die Grubenherren haben ihn vor bereitet und verschuldet, und wenn ihr Uebermut sich stützen kann auf die christliche Bergarbeiterorganisation, die durch ihre Streikbruchparole den Werksherren helfend zur Seite springt so ist das schlimm, sehr schlimm. Wir wissen, daß der Kamp sich für die Bergarbeiter dadurch schwieriger gestalten wird. Hinter dem christlichen Gewcrkverein steht die schwarze Presse, stehen die Scharfmacherorgane, steht jener Teil des Volkes, der an der Zersplitterung der Bergarbeitereinheit und Berg arbeiterkrast ein großes Interesse hat. Hinter die Streikenden aber werden sich alle stellen, die sich ein menschliches Empfinden für die Leiden der Bergarbeiter bewahrt haben und die nicht verstehen können, wie einige reichbegüterte Staatsbürger ihr wirtschaftliches Glück in einer Weise aus nutzen und mißbrauchen, die zu wirtschaftlichen Katastrophen führen muß. Lerlin und Umgegend. Der Streik bei Löwe u. Co. Bekanntlich streikt ein Teil der Arbeiter von der Firma Löwe. Am Sonnabend traten nun weitere 4M?lrbeiter für ihre streikenden Kollegen in einen Sympathiestreik ein. Es handelt sich bei diesen Differenzen um die systematische Bevorzugung der Gelben im Be- triebe. Während dieseAucharbeiter" den größtmöglichsten Schutz und die weitgehendste Bevorzugung genießen, haben die sreiorgani- ierten Arbeiter und Gewerkvereinler unter der schikanösesten Be- Handlung zu leiden, sofern sie sich nicht in den gelben Verein pressen lassen. Besonders böses Blut haben die Maßregelungen einzelner Arbeiter erzeugt, was zur Verschärfung der Differenzen loesent- lich beigetragen hat. Vorwiegend sind es einzelne Vorgesetzte, die 'ich in der Schikanierung der freiorganisierten Arbeiter unrühmlich hervortun, um sich nach oben hin in empfehlender Weise bemerkbar zu machen. Wenn man aber glaubte, die Arbeiter würden des Streikens bald müde werden, so hat man sich an zuständiger Stelle gründlich getäuscht. Nicht nur, daß die Ausständigen mit aller Zuversicht die kommenden Dinge abwarten, nein, es haben sich neuerdings noch weitere Gruppen dem Ausstände angeschlossen. Daran konnten auch die verschiedenen Tricks, die angewandt worden ind, nichts ändern. So erhielten eine Anzahl Streikende Post- karten ohne den tSempel der Firma, durch die sie ersucht wurden, doch die Arbeit wieder aufzunehmen. Auch die Zusendung der Papiere an Streikende konnte die Betreffenden nicht bewegen, der Kampf aufzugeben, solange nicht ein geregeltes System im Betriebe zugesichert wird. Uebrigens hat die Firma inzwischen schon selbst einsehen müssen, daß es für die Rentabilität ihres Betriebes nicht 'onderlich günstig ist. wenn sie sich aus ihre gelben Schäfchen und aus sonstige zusammengestoppelte Elemente verläßt Hat sie doch die meisten Hintzebrüder schon entlassen müssen, weil sie nur Ausschußware lieferten. Selbst ein Häuptling der Gelben hat seine Entlassung erhalten, der beste Beweis, daß es nicht die Elite der Arbeiter ist, die Schar der Getreuen, die der Firma beisteht Die Direktion hat sich den Sckaden selbst zuzuschreiben. Wenn zwei Parteien Verträge abschließen, so ist es die erste Bedingung, daß dieselben von beiden gehalten werden. Das hat die Firma Löwe nicht getan, daher darf sie sich nicht beklagen. Die streikenden Ar beiter sind auch jetzt noch bereit, eine sie befriedigende Einigung herbeizuführen. Der Vertreter des Hirsch-Dunckerschen GewerkvereinS, I o e p h, schloß sich in einer am Sonnabend abgehaltenen Versamm jung den Ausführungen H a n d k e S vollinhaltlich an. Der Fachverei« der Tischler als Streikbrecher« organisation. In der Möbeltischlerei von Schuster, KopernikuSstr. 23, die erst seit kurzer Zeit besteht, verlangten die Mitglieder des Deutschen Holzarbeiterverbandes vom Unternehmer die Anerkennung des allgemein in der Holzindustrie gültigen Vertrages. Verhand lungen führten zu keinem Resultat und so kam es schließlich zur Arbeitsniederlegung. Während die Mitglieder des Holzarbeiter- Verbandes, den Betrieb verließen, blieben zwei Mitglieder des Fach- Vereins als Streikbrecher stehen. Statt nun seine Mitglieder zum Verlassen des Betriebes aufzufordern, vermittelte der Fachverein regelrecht weitere Streikbrecher nach diesem Betrieb. Er ging sogar ö weit, daß er Leute aus anderen Betrieben herausholte und sie zu Schuster hindirigierte. Der Fachverein hat sich damit mit den Gelben auf eine Stufe gestellt, indem er genau wie diese den Streikbruch organisiert. Das Leitmotiv zu diesem Gebaren mag vielleicht darin liegen, daß dieses Vereinchen, das sonst aus den wirtschaftlichen Kampf keinen Einfluß ausüben kann, nun einmal beweisen will, daß es doch, wenn nicht aufbauen, so doch wenigstens zerstören kann. Diesen traurigen Ruhm kann man ihm überlassen. her geübten Grundsätzen zwischen den beiden Organisationen a» 29. Februar beantragt hatten, sind auch bis heute noch nicht ein- geleitet worden. Wir ersuchen daher, den Betrieb streng zu meiden. Auch deK Streik bei der Firma Großmanu, Adlers- hos, Moltkestr. 2, dauert fort. Zentralverband der Schuhmacher, Ortsverwaltung Berlin  . Lohnbewegung der Cafsangestellte«. Die Sperre über das Cafe Schwedler. Neukölln, Bergstr. 66, und das Cafe Reunion, Rosenthaler Str. 68, ist infolge Bewilligung unserer Forderungen aufgehoben. Cafe Leitmeyer. Petersburger Str. 9t, bleibt nach wie vor für organisierte Gehilfen gesperrt, weil der Unternehmer der Organisationsleitung jegliche Verhandlungsmöglichkeit ab- schneidet.' Achtung, Schuhmacher! In dem Streik der Arbeiterschaft der Firma Pinner Nachf., Rungestr. 22/24. ist bisher noch keine Aenderung eingetreten. Verhandlungen, wie wir sie nach den bis» Der Lohnkampf im Herrenschneidergewerbe. Eine Uebersicht über den Umfang der auf gestern angesetzten allgemeinen Aussperrung läßt sich noch nicht geben. Für Berlin  wird diese Matzregel des Arbeitgeberverbandes überhaupt kaum in Betracht kommen, da hier der Streik eine solche Ausdehnung angc- nommen hat, daß eben in der Herrenmaßbranche nicht mehr viel Leute vorhanden sind, die ausgesperrt werden könnten. Allerdings will der Arbeitgeberverband auch die Kostümbranche mit aus- sperren; aber in Berlin   sind die Arbeitgeber dieser Branche jenem Verbände nicht angeschlossen und werden deshalb um so weniger geneigt sein, sich das schöne Frühjahrsgeschäft verderben zu lassen. Die Berliner   Ortsgruppe des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes für das Schneidergewcrbe hielt am Freitag eine Mitgliederver- sammlung ab, an der auch auswärtige Vertreter in größerer An- zahl teilnahmen. Der Verbandsvorsitzende Schwarz aus Mihi« chen sprach hier den Berlinern Mut zu zum Ausharren im Kampfe und soll, nach dem, was uns mitgeteilt wird, unter anderm erzählt haben, er habe kurz vorher im Hause der Handelskammer einen Regierungsoertreter getroffen und der habe ihm erklärt, die einzig richtige Taktik der Arbeitgeber sei die Generalaussperrung. Ob- Wohl Herr Schwarz sich nun zur Rechtfertigung seiner Aussper- rungstaktik aus diesen weisen Mann von der Regierung berufen konnte, trat ihm aus der Mitte der Versammlung eine ziemlich scharfe Opposition entgegen, und verschiedene Redner meinten, daß es doch wohl besser sei, mit den Arbeitern zu verhandeln, als den für die Arbeitgeber aussichtslosen Kampf fortzusetzen und durch die Aussperrung noch weiter auszudehnen. Auch Herr Kirsch- stein soll nach dem, was wir erfahren haben, sich sehr scharf gegen die Taktik des Hauptvorstandes der Arbeitgeber gewandt haben, obwohl er es doch war, der erst kürzlich imBerliner Tageblatt" der Oeffentlichkeit klar zu machen suchte, daß den Arbeitgebern der Kampf aufgezwungen sei. Allerdings wurde die Opposition schließ- lich niedergestimmt, und es wurde eine Resolution angenommen, die einigermaßen der Taktik des Haupworstandes entspricht; aber ungefähr ein Drittel der Anwesenden enthielt sich der Stimme. Es hatte noch eine andere Resolution vorgelegen, nach der die Versammlung sich für Anknüpfung neuer Verhandlungen entscheiden sollte, sie kam aber nicht mehr zur Abstimmung. Uebrigens hatte der Hauptvorstand am selben Tage eine Kon- ferenz mit den Ortsvertretern abgehalten, und auch hier soll aus einer Reihe von Orten ein starker Protest gegen die AuSsperrungs- manie der Verbandsgrößen laut geworden sein. , Deutkcbcs Reich. Glasarbeiteraussperrung in Weihwasser.  7sn Weißwasser bei der Firma GelSdorf haben die Glas- arbeiter eines fünfprozentigen Lohnabzuges wegen die Arbeit am 24. Februar eingestellt. Der Arbeitgeberverband hat nunmehr in Weihwasser 20 Proz. der am Ort beschäftigten Glasarbeiter am Sonnabend, den 9. März, die Kündigung überreicht, wenn nicht die Arbeiter bei der Firma Gelsdorf den ihnen angekündigten Lohnabzug annehmen und bei dieser Firma die Arbeit wieder aus- nehmen. Die gekündigten Arbeiter lehnen es ab, auf ihre bei der Firma Gelsdorf bisher beschäftigten Kollegen einzuwirken und so dürften jedenfalls weitere Kündigungen eintreten, so daß die Or- ganisation der Glasarbeiter mit einer Aussperrung in der Glas- industrie zu rechnen hat._ Zu dem Streik beim Norddeutsche» Lloyd wird folgendes ge- meldet: Erneute Verhandlungen mit dem Norddeutschen Lloyd   hatten zur Folge, daß die Organisation und das Koalition s- recht anerkannt wurden. Für Ueberarbeit wer- den biz zu 60 Proz. Aufschlag gewährt; außerdem sind sonstige Verbesserungen zugesagt. Heber die seitens des Generalagenten des Lloyd, Herrn Hirsch, verfügten Entlassungen und Maßregelungen soll Ver- ständigung erzielt werden. Die Hafenarbeiter haben in einer am 9. März, nachmittags 3 Uhr. abgehaltenen Versammlung zu diesen Vorschlägen Stellung genommen und einstimmig beschlossen, das Angebot zu akzeptieren und die Arbeit am Montag wieder aufzu- nehmen. Des weiteren beschlossen die Streikenden, auf jede Unter- stützung vom Verband zu verzichten. Die Seeleute, welche bereit waren, sofort in einen Sympathiestreik für die Hafenarbeiter ein- zutreten, haben in einer Versammlung ebenfalls zu den Zuge- ständnissen des Lloyd Stellung genommen und auf ein weiteres Vorgehen ihrerseits verzichtet. Die Hafenarbeiter haben also einen vollen Erfolg zu verzeichnen. Hetzt* IVachHchtcn. Ehrung des Südpolentdeckers. Christiania  , 9. März.(W. T. B.) Die norwegische geo- graphische Gesellschaft beschloß in ihrer heutigen Sitzung, der Rc- gierung vorzuschlagen, Roald Amundsen   einen Staatszuschuß für die von ihm geplante wissenschaftliche Untersuchung deS Nordpolar­meeres mit derFram" zu gewähren. Gleichzeitig beschloß die Gc- sellschaft. zu gleichem Zweck eine Ration-lsammlung einzuleiten. Ein weiterer Bcrgarbeiterstreik in Böhme«. Brüx  , 9. März.(P.-C.) Aus der ZecheAustria l' sind gestern 300 Bergarbeiter wegen Lohndifferenzen in den Ausstand getreten. Eine Ausdehnung des Streikes auf andere Gruben ist nicht ausgeschlossen. Unfall einer Aviatikcrin. Paris  , 9. März 1912.(P.-C.) Die bekannte Aviatikerin Mm- Driancourt ist heute nachmittag gegen 6)4 Uhr auf dem Flugfelde von Jssy des Moulineaur von einem schweren Unfall be- troffen worden. Mm. Driancourt hatte bereits mehrere Runden in 40 Meter Höhe zurückgelegt, als plötzlich der Apparat stark ins Schwanken geriet und bis auf 10 Meter berabfiel. In dieser Höhe konnte die Aviatikerin das Glei-bgewicht wieder herstellen und flog dann weiter, streifte hierbei aber die Bäume, die die Porte de Sevres umgeben. Ter Apparat blieb an einem Baum hängen und die Aviatikerin stürzte zur Erde, wo sie besinnungslos liegen blieb. Sie hat allem Anschein nach schwere innere Verletzungen davongetragen und mußte.ins Hospital geschafft werden. Mm. Driancourt ist Mutter von drei Kindern vor etwa einem halben Jahr verunglückte ihr Mann bei einem Auwmobilunfall tödlich. Flinszrhnsacher Mord. Warschau  , 9. März.(P.-C.) In dem Städtchen Floreschta hat sich eine furchtbare Bluttat ereignet. Dort wurde von der Polizei eine ganze Lauernfamilie in ihrem Hause ermordet auf- gefunden. Auch mehrere Arbeiter, die in demselben Hause wohnten, wurden von dem Mordbuben u m g e b r a cht. Im ganzen handelt es sich um 15 Personen, die auf geradezu bestialische Weise abge- chlachtet worden sind. Als Täter wurde der Bauer Wowicnsky ver- haftet, der eingestand, den fünfzehnfachen Mord aus Rache begangen zu haben. Th. Glocke, Berlin  . Druck U.Verlag: Vorwärts Buchdr.u Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW? Hierzu 6 Beilagen.