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NaSdem sich nachträglich herausgestellt hat, datz die don mir und meinen politischen Freunden unterzeichnete Erklärung bezüglich der russischen   Dumaabgeordneten dazu benutzt worden ist, deutscher  - sei» in russische innerpolitische Verhältnisie einzugreifen, waS im Augenblick der Leistung der Unterschrift nicht zu übersehen war, ziehe ich hiermit meine und meiner Freunde Unter- schrift zurück. Mit vorzüglicher Hochachtung erg. Weimar, den 7. März 1912. Franke, M. d. 2.* Pferde und Menschen. Man schreibt uns: Der preußische Generalmajor z. D. A. V. d. Lippe chreibt in seiner BroschüreGedanken über eine neue Wehrver» assung der deutschen   Kavallerie folgendes ins Stammbuch: Steht dieselbe(nämlich die Pferdedressur) jetzt auf der Höhe? Man hat mir gesagt, daß viel zu wenig der Individualität des einzelnen Pferdes Rechnung getragen, daß zu schematisch befahren wird, daß als Ziel der Ausbildung nicht immer festgehalten wird, das Tier zu unbedingtem Gehorsam für alle Anforderungen des Dienstes zu dressieren, sondern ohne Rücksicht auf Gebäude und Temperament ein gleichmäßiges, dem Auge wohl- gefälliges Bild zu erzielen. Man hat mir gesagt, jeder arbeite entweder nach Fillis oder Plinzner oder Monteton und be- handle jedes Tier mit denselben Mitteln. Dadurch sollen wir uns eine Menge Verbrecher erziehen, die zwar von einzelnen be- vorzugten Reitern zu bändigen, für die Masse aber un- brauchbar sind. Das soll alles im Gegensatz zu unserer vor« züglichen Reitinstruktion stehen, welche immer betont, daß der In- dividualität Rchnung zu tragen ist. Dies bezieht sich auf die Regi- menter, wie in ganz hervorragendem Maße auf daS Militärreit- institut. Der Erfolg ist, daß ein bedeutender Prozentsatz der Pferde ausrangiert werden muß. Die englischen Pferde, welche über den Kanal zu unS kommen, alles tun, was man verlangen kann, gelten selbst- verständlich als völlig roh. Erst bei uns erfahren sie zu threm Schrecken, daß sie zwar von edlem Blute sind, überall hingehen in jeder Gangart, über alles mit Passion wogsetzen, aber doch keinen Schuß Pulver wert sind, bis man ihnen die sogenannten Seiten- gänge beigebracht und die Gamaschen durchgebogen hat." Wer bei einem richtigen deutschen   Kavallerieoffizier borge- fchritteneren Reitunterrickt hatte, weiß, wie recht General a. D. von der Lippe hier hat. Wir denken heute noch mit Schrecken daran, wie wir in einer Militärreitschule mit den Seitengängen, mit Schulter herein! TraverS und Renvers geplant wurden. Es ist eben genau derselbe Jammer wie bei oen deutschen   S o l- baten, die, nachdem sie vor ihrem Eintritt in die Kaserne zirka 18 Jahre lang gegangen, gelaufen und gesprungen sind, als Rekru- ten erfahren müssen, daß sie das alles noch gar nicht k ö n- nen. Das schöne Bild, die Gleichmäßigkeit, ist eben die Hauptsache._ Eine sonderbare Nachricht verbreitet die.Agence Havas" aus Dünkirchen   und daS Wolffsche Telegr.-Bureau gibt sie weiter. Sie lautet: Der aus Hamburg   kommende DampferListroc" landete 66 Kisten, deren Inhalt als elektrische Apparate deklariert worden waren. Tatsächlich enthielten die Kisten für Marokko   bestimmte Kriegskonlerbande, und zwar Mausergewehre und 260 000 Patronen. Die Kisten wurden von der Zollbehörde beschlagnahmt. Oeftermeb. Separatistischer Arbeiterverrat. Die WienerArbeiter-Zeitung  " schreibt: Wie das Wiener Separatistenblatt mitteilt, wird der separa- tistische Abgeordnete Tomaschek als Gegenkandidat gegen die Sozialdemokraten bei den kommenden Wiener Gemeinderatswahlen in allen Bezirken im vierten Wahlkörper als Kandidat aufgestellt werden. Und nicht nur daSz es ist zwischen den Separatisten und Tschechischbürgerlichcn ein Kom- p r o m i ß geschlossen worden, wonach Tomaschek der gemein- same Kandidat beider Parteien sein wird! Wie sorgfältig das Kompromiß gegen die Sozialdemokraten vorbereitet worden ist, geht daraus hervor, daß die Mitteilung von der gemeinsamen Kan- didatur am gleichen Tage, nämlich heute, in beiden Blättern, dem Separatistenblatt und dem tschechischnationalistischen, in den .Delnickä Listy" und in demVidenSky Dennik". veröffentlicht wird! Nun werden die tschechischen Arbeiter über die sozialdemo- kratische Qualität des Separatismus und der Separatisten wenig- stens ein klares Urteil bekommen und wissen, was sie von diesem Sozialismus zu halten haben! Daß es die Bestimmung der Scpa- ratisten ist, der kämpfenden Arbeiterschaft in Wien   in den Rücken zu fallen, war nie zweifelhaft; aber daß sie die Schmach dieser Gegen. Kandidatur gegen Sozialdemokraten in diesem schweren Kampf der Wiener Arbeiter nicht scheuen werden, hätte man bis vor kurzem vielleicht noch bezweifelt. Nun sieht sie die Welt als Helfer der Christlichsozialen und Verbündete der Tschechisch- nationalen, nun wird die Arbeiterschaft wissen, waS der Se- paratismus ist und will! Die Gemeinde Wien   und ihre Straßenbahner. Am Tage nach dem von uns schon mitgeteilten Koalitions- undWeckruf"verbot der städtischen Straßen- bahndirektion faßte der Straßenbahnausschuß des Gemeinde- rats einen Beschluß, der diesen Erlaß billigte, im nächsten Satz aber volle Koalitionsfreiheit zusicherte. Eine direktoriale Auslegung des Erlasses wollte ihn so ver- standen wissen, daß das Lesen und Verbreiten desWeckruf" nur im Dienst verboten sei. Taraufhin beschlossen einige Massenversammlungen der Straßenbahner, vom Streik ab- zusehen und dafür in Massen der Organisation beizutreten, was auch geschah. Nun aber hat die christlichsoziale Stadt- Verwaltung drei Straßenbahner, die in jenen Nachtversamm- lungen im Ottakringer   Arbeiterheim   das Wort ergriffen hatten, vorzeitig zwangsweise pensioniert. Rußland. Der politische Aufstieg der russischen Arbeiterflasse. Sehr beachtenswerte Mitteilungen über den Aufschwung des politischen Interesses der russischen Arbeiterklasse macht unser Ge- nasse, Dumaabgeordneter G. Kusnetzkow, in dem Petersburger ArbeiterblattShiwoje Djelo":Es unterliegt schreibt er nunmehr keinem Zweifel, daß auf dem Hintergrunde der finsteren russischen Wirklichkeit helle Lichter aufleuchten. Die Arbeiter recken sich empor und beginnen, neue Lebenszeichen von sich zu geben; sie beginnen sich für das politische Leben des Landes zu interessieren und ihre Stellung zu den sie berührenden Fragen kundzugeben. DaS geht schon daraus hervor, daß verhältnismäßig weite Kreise der Arbeiter:n den letzten anderthalb Jahren gegenüber den Vor- gängen in der Duma nicht mehr müßige Zuschauer blieben, trotz- dem die dritte Duma alles tat, um nicht nur jedes Interesse für ihre Tätigkeit, sondern auch für die Idee der Volksvertretung bei der Demokratie zu ertöten. Tie ersten drei Jahre der Tätigkeit der jetzigen Duma ver- gingen, ohne daß die Bevölkerung ihr auch nur das geringste Jnter- esse entgegengebracht hätte. Diese Teilnahmslosigkeit erklärt sich LeranUv. Redakteur?' LlbrNVachS, Berlin  ? JnseratenM ve�nuv?? keineswegs daraus, daß die Duma angeblich die Interessen der Be- völkerung und im besonderen die der Arbeiter gar nicht berührte. Der Grund ist im Gegenteil der, daß zu jener Zeit von zwei Seiten Schläge auf die Arbeiter herabprasselten: von feiten der politischen und in noch stärkerem Masse von feiten der ökonomischen Reaktion. Diese Lage änderte sich, als zu Ende des Jahres 1910 und zu Anfang des Jahres 1911 Anzeichen eines gewissen ökonomischen Aufschwunges sich zeigten. Diese Belebung schlug sehr bald eine Bresche in die bis dahin herrschende Gleichgültigkeit zu den Fragen des öffentlichen Lebens. In den Zeitungen begann es von Nach- richten über Streiks zu wimmeln, die infolge der Einmischung der Behörden, welche die Streikenden wie gewöhnlich in Hast nahmen, zu einem bedeutenden Teile mit dem Siege der Unternehmer endeten. Diese Verfolgungen drängten den Arbeitern den Gedanken auf, daß es notwenoig sei, den Kampf um dieKoalitionS- freiheit aufzunehmen. Wir Arbeiterabgeordnete erhalten fortgesetzt Erklärungen, die die Forderung enthalten, die Frage der Koalitionsfreiheit auf die Tagesordnung der Duma zu setzen. Diese Erklärungen sind bisher von mehr als 14 000 Arbeitern unter- zeichnet worden... Außer dieser Frage haben sich die Arbeiter auch über andere Fragen geäußert, die auf der Tagesordnung der Duma stehen. Die Versicherungsvorlagen, die städtische Selbstverwaltung in Polen  , die Landschaftsverwaltung im Kaukasus  , das Schicksal der sozial, demokratischen Abgeordneten der zweiten Duma, der Normal- arbeitStag der HandelSangeftellten alle diese Fragen haben daS Interesse der Arbeiterschaft erweckt. Wir erhalten in Verbindung mit diesen Fragen zahlreich« Re- solutionen, Proteste und Briefe. Die Proteste gegen die Versiche- rungSvorlagen sind von 21 218 Arbeitern unterzeichnet worden, die Arbeiter nicht inbegriffen, die auf den Versammlungen der Arbeiterorganisationen Petersburgs bei der Annahme der be- treffenden Protestresolutionen ihre Stimme abgegeben haben. Der Protest gegen die Vorlage über die städtisch« Selbstverwal- tung in Polen  (die vor allem die zahlreiche jüdische Arbeiterschaft entrechtet) hat mehr als 6000 Unterschriften auf sich ver- einigt. Bei dem Protest anläßlich der Landschaftsverwaltung im Kaukasus   nahmen 3000 Personen bei der Abstimmung teil. In der Angelegenheit der sozialdemokratischen Fraktion der zweiten Duma haben wir ziemlich viele Resolutionen erhalten, aber die meisten von ihnen enthalten keine Unterschriften und beschränken sich auf die Angabe der Fabrik, d«S Bezirkes usw., wo die Resolution zur Annahme gelangte. In allerletzter Zeit beginnen Proteste gegen den Beschluß deS Reichsrates einzulaufen, den dieser hin- sichtlich der Vorlage über die normale ArbeitSruhe der Handels- angestellten angenommen hat.... Man könnte nun entgegnen, alle diese Unterschriften hätten keine nennenswerte Bedeutung. Das ist aber unrichtig. Hätte man versucht, diese Unterschriften vor zwei oder drei Jahren zu sammeln, so hätte man keine einzige erhalten. Die Arbeiter hätten sich damit herausgeredet, daßman heute unterschreibe und morgen womöglich ausgewiesen werde". Jetzt bilden diese Befürchtungen kein Hin- dernis mhr. Die zu neuem Leben erwachten Arbeiter sind auf richtigem Wege. Ihrer harrt nun die Aufgabe, energisch für die Dumawahlen zu rüsten, und die breiten Kreise der Arbeiter zu den Gesetzesvor- lagen der Regierung und der Duma, die die Interessen der Arbeiter berühren, Stellung nehmen zu lassen. Daneben müssen auch für die Einführung der VersicherungSgesetze Vorkehrungen getroffen werden. Sehr bald erlangen die Versicherungsvorlagen Gesetzes» kraft, und wenn die Arbeiter nicht wollen, daß die Krankenkassen in die Hände der Unternehmer gelangen, müssen sie schon jetzt für den organisierten Kampf um das Uebergewicht in diesen Kassen rüsten. Auf diesem Wege vorwärtsgehen, heißt den Kräftezusammenschluh unserer Klasse fördern und die Reihen sammeln, die früher oder später die entscheidenden Schlachten liefern werden." Hua der Frauenbewegung. Die Frauen Kopenhagens   in der Stadtverordnetenwahl. Am heutigen Tage, den 12. März, sind die Frauen und Männer in der dänischen Hauptstadt zur Neuwahl der Stadtverordneten- Versammlung berufen. ES ist eine außerordentliche Wahl, verur- sacht dadurch, daß die Steuereinnahmen der Stadt um ein Sechstel erhöht werden müssen, waS die Befragung der Wählerschaft er- forderlich macht. Der städtische Etat ist in den letzten Jahren fort- dauernd gestiegen unv daS hat zu einem guten Teil sein« Ursache in den Fortschritten auf dem Gebiete der sozialen Fürsorge, der öffentlichen GesundheitS» und Krankenpflege, des Schulwesens usw. Die Arbeiterschaft ist gern bereit, die für die kleinen Einkommen geringe Steuerhöhung auf sich zu nehmen, in dem Bewußtsein, daß die Gelder bei dem starken Einfluß der Sozialdemokratie im Stadt- Parlament im allgemeinen gute Verwendung zum Wohle der Ge- samtheit finven. Dagegen wird von den bürgerlichen und anti- sozialistischen Parteien an die Steuerscheu der Besitzenden appel- liert, und der Umstand, daß die Sozialdemokratie die stärkste Partei im Stadtparlament ist und obendrein ein sozialdemokratischer Bürgermeister, unser Genosse I. Jensen, die Finanzen der Stadt verwaltet, scheint ihnen um so mehr geeignet, die Wähler gegen diesozialistische Gewaltherrschast" aufzurufen. ES handelt sich für unsere Genossen und Genossinnen oarum, die absolute Mehr- hoit gegenüber den anderen Parteien zu erringen, und daran fehlt nicht viel, denn die Sozialdemokratie hatte bis jetzt von den 42 Sitzen in der Stadtverordnetenversammlung 20 besetzt. Der Wahlkampf ist denn auch außerordentlich heftig, und die Frauen, namentlich die sozialdemokratischen, nehmen lebhaften Anteil daran. Das kommunale Wahlrecht ist allgemein und gleich für die Frauen wie für die Männer, besteht jedoch nur für die, die im letzten Jahre ihre Steuern bezahlt haben, wobei die Steuerzahlung des Ehemannes auch seiner Frau daS Wahlrecht gibt. In der Praxis bringt natürlich die Steuerklauscl eine Benachteiligung de» weiblichen Geschlechtes mit sich, da bei der geringen Bewertung der weiblichen Arbeitskraft ein großer Teil alleinstehender Frauen und Arbeiterinnen kein steuerpflichtiges Einkommen hat und darum auch kein Wahlrecht. Es ist das zweite Mal seit Einführung des Gemeindewahl. rechts der Frauen, daß die Frauen zur Wahl schreiten. Ueber die Beteiligung an der vorigen Wahl, im Jahre 1909, liegt jetzt eine ebenso umfangreiche wie lehrreiche offiziell« Statistik vor. Danach haben bei jener ersten Wahl, bei der die Frauen ihr Stimmrecht ausüben konnten, von den weiblichen Wahlberechtigten 69,4 Proz. gestimmt, von den männlichen aber 80,6 Proz. Merk- würdig ist eS, wie die Wahlbeteiligungsziffer je nach der sozialen Stellung und dem Einkommen der Wahlberechtigten schwankt, bei den Männern sowohl wie bei den Frauen, wenngleich nicht ganz in derselben Weise. Von den männlichen Wahlberechtigten der Arbeiterklasse stimmten im Durchschnitt 81,1 Proz., jedoch waren es von denen mit einem Einkommen von 800 bis 1000 Kronen nur 66,2 Proz., während sich die mit 1200 bis 1600 Kronen am stärksten, nämlich zu 88 Proz. an der Wahl beteiligten, der Prozentsatz aber bei den noch höheren Einkommen sinkt, und zwar th.Glmlr.Bert'n. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchvr.lt Lerwgsanstalt Lei 2000 Kronen und darüber auf 83,4 Proz. Tie wohlhabenden Fabrikanten mit 6000 Kronen Einkommen und darüber beteiligten sich dagegen zu 88,3 Proz. Weibliche Wahlberechtigte aus der Arbeiterklasse waren 23 166 vorhanden, unter ihnen aber nur rund 400 unverheiratete und Witwen. Von den Unverheirateten stimmten 74,8 Proz., von den Witwen nur 61,4 Prozent. Im übrigen ist es auch bei den Frauen so, daß die ärmsten sich am schwächsten beteiligten. Es stimmten nämlich von den wahlberechtigten Arbeiterfrauen mit einem Einkommen von 800 bis 1000 Kronen nur 63,6 Proz., von 1000 bis 1200 Kronen 62,1 Proz., von 1200 bis 1600 Kronen 80,3 Proz., von 1600 bis 2000 Kronen 76 Proz. und mit einem Einkommen von über 2000 Kronen 76 Proz. Im Durchschnitt waren es 70,1 Proz. der wahlberechtigten Arbeiterfrauen, die zur Wahl gingen. Die Wahl- beteiligung der Fabrikanten- und Meistersfrauen war etwas ge- rinoer. nämlich 69 Proz. Am stärksten wählten die Lehrerinnen und Lehrerfrauen, nämlich zu 87,1 Proz.; danach kamen die Be- amtinnen oder Beamtenfrauen mit 82,7 Proz., die Frauen in den liberalen Berufen, wie Aerzte, Rechtsanwälte, Literaten usw. mit 76,2 Proz., die HandlungSgehilfinnen mit 74,6 Proz. und die sehr kleine Gruppe der wahlberechtigten Dienstboten mit 72,2 Proz. Die Arbeiterfrauen stehen also mit ihren 70 Proz. an vorletzter Stelle. Bei der zunehmenden politischen Aufklärung der Arbeiter- klassen und dem starken Fortschritt der proletarischen Frauen- bewegung ist jedoch zu erwarten und zu hoffen, daß sie diesmal in weit stärkerem Maße ihr Wahlrecht ausüben, als es deS erste Mal der Fall war._ Letzte FTaehrichteti. Ter Bergarbeiterstreik im Ruhrgebiet  . Bochum  , 11. März.(Eig. Tel. desVorw."). Nach vor- läufiger Zusammenstellung stehen heute abend von der Früh- und Mittagsschicht rund 150 000 Mann im Streik. Während bei der Frühschicht die Ausdehnung des Streiks� noch zu wünschen übrig ließ, streiken von der Mittagsschicht über 60 Proz. Auch aus den schwarzen Hochburgen wird Aus- dehnung des Streiks gemeldet, viele Christliche schlössen sich an. Meldungen bürgerlicher Zeitungen über Ruhestörungen sind übertrieben. Wo es zu kleinen Zusamenstößen kam, war provokato- risches Auftreten der Polizei und Zechenbeamten schuld. In Bochum   wurden heute auf den Polizeirevieren Infanterie- gewehre abgeladen. Es hat den Anschein, als wenn die Bewe- gung mit Gendarmen und Polizisten niedergedrückt werden sollte. Tie Organisationsleitungen fordern in Flugblättern die Streikenden auf, Ruhe und Besonnenheit zu wahren. Die Situation im mährischen Kohlenrevier. Mährisch-Ostrau  . 11. März.(W. T. B.) Im hiesigen Kohlen. revier ist bisher keinerlei Bewegung zu beobachten. Die abgehaltenen Versammlungen der Bergarbeiter bezweckten bloß Sympathieluudgebungen für die streikenden englischen Bergarbeiter sowie die Erklärung eine» Streiks für de« Fall der Ausfuhr von Kohle in die Streikgebiete. Lohnforderungen wurden seitens der hiesigen Arbeiterschaft schon früher gestellt. und in der nächsten Woche wird das Einigungsamt über diese Forderungen beraten._ Kleine Aufbesserung der Staatöarbeiterlöhne in Baden. Karlsruhe  , 11. März.(W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer legte Finanzminister von Reinboldt einen Nachtragsctat zum Vcrkehrsbudget 1912/13 vor, der eine Forderung von 1 208 000 Mark zur Erhöhung der TagcS- und Akkordlohnsähe der in staatlichen Betrieben beschäftigten Arbeiter mit Wirkung vom 1. März enthält. Die durchschnittliche Aufbesse- rung soll jährlich 44,03 Mark betragen. Der jährliche Durchschnitts» lohn stellt sich dann auf 1360 Mark. Es wird weiter geschnüffelt. Paris  , 11. März. Auf eine Anfrage des Sozialisten Voilin in der Deputiertenkammer über ein Rundschreiben betreffend die Ueberwachung der von der KriegSverwaltung beschäftigten An- arck»isten und antimilitaristischen Arbeiter erwiderte Kriegsminister M i l l e r a n d, diese Maßnahme bestehe schon seit 1887 infolge der Notwendigkeit, alle diejenigen französischen   und auslandischen Staatsangehörigen zu überwachen, welche eine Gefahr� für die na- tionale Sicherheit bilden könnten. Ter Kriegsminister erklärte ferner: Wir bezweifeln nicht im geringsten den Patriotismus der Gesamtheit der Arbeiter der Militärwerkstätten, und diese würden der Regierung gewiß einen Vorwurf daraus machen, wen« wst: nicht föhmt in Friedsnszeiten alle Maßnahmen träfen, um verrat und Spionage zu verhindern. Ich habe das Institut der geheimen Auskunftszettel über Offiziere abgeschafft und werde sie nicht gegen die Zivilarbeiter einführen. Darauf wurde ein von Voilin ein- gebrachter Beschlutzantrag, in welchem die Abschaffung der ge» Heimen polizeilichen Auskünfte in allen Staatsbetrieben verlangt wird, mit 390 gegen 122 Stimmen abgelehnt. Italienische Flottrnaktion gegen die Dardanellen. Wien  , 11. März. DieNeue Freie Presse" erfährt au» diplo- matischen Kreisen, daß die italienische Flotte tatsächlich in den nächsten Tagen �eine Aktion gegen die Außenfort» der. Tardanellen unternehmen wA:d und daß zunächst ein Bombardement der Außen- fort- S e d i l bahr und K u m k a l a erfolgen wird. Ein Abgefundener. Teheran  , 11. März.(Meldung der Petersburger Tel.- Agenturl) Der frühere Schah hat Persien   verlassen und ist nach Baku   abgereist._ Türkische   Gerichtsbeamte. Konstantinopel  , 11. März.(H. B.) Der armenische Patriarch bestätigt, daß er die Nachricht erhalten habe, daß die beiden Ge» richtSsekretöre Hussein und Ahmed aus einen HochzeitSzug geschossen baben und dabei daS Brautpaar ermordeten. Trotzdem befinden sich die Mörder in Freiheit.  _ Eisenbahnerlos. Liebenhofen, 11. März. Wie dieLothringer Nachrichten' aus Hahingen melden, lösten sich in der Nacht zum Sonntag auf den hiesigen Hüttenwerken drei mit gehendem Metall gefüllte Guß. Pfannen von der Lokomotive los. liefen die steilen Glesse hinab und stießen mit einer anderen Lokomotive zusammen. Bei dem Zu- sammenstoh wurden der Maschinenführer, der Heizer, der Zug- führer sowie ein italienischer Arbeiter getötet. Sin anderer italie- nischer Arbeiter wurde schwer verletzt. Häuserriusturz durch Bodensenkung. Brüssel, 11. März.(H. B.) In einem Teile der Ortschaft Warmsfontaine hat heute eine Bodensenkung von zirka zwei Meter stattgefunden, die auf den Zusammenbruch eines dort vor- handenen unterirdischen Ichieferbruches zurückzuführen ist. 27 Häufer sind zusammengestürzt; ein« weitere Anzahl ist bedroht. Die ganze Ortschaft mußte geräumt werden. 300 Arbeiter, die im Schieferbruch beschäftigt sind, mußten di< Arbeit einstellen. Der angerichtete Schaden ist sehr bedeutend._ �aul Singer L Co.. Berlin   LW. Hierzu 3 Beilagen u. UntcrhaltuogSbl.