62. 29. Z.W-S. 2. Ktililge des, Jonoilrfs" Derliller MlksdlM.'<»U-IHbichIMe Ser KeichzbanK und der(Berliner Großbanken.Die Beurteilung der Bankbilanzen für die Wirt-schaftliche EntWickelung der Bankinstitute begegnet besonderenSchwierigkeiten. Die Art der Bilanzierung ist nicht nur bei der-schiedenen Banken, sondern oft auch bei dem gleichen Institut imLaufe der verschiedenen Berichtsjahre ganz verschieden. Die ein-zelnen Bilanzposten des Vermögens, des Gewinnes des Geschäfts-ergebnisses und der Umsätze sind bei jeder Bank ganz verschieden zu-sammengesetzt. Wenn man nun wenigstens wüßte, wie dieHauptposten zusammengesetzt worden sind, so ließe sich durcheigene Rechnung und Verglcichung eine Uebereinstiurmung er-zielen. Aber die Bilanzen enthalten ja nie die einzelnenSummen; eine statistische Nachprüfung ist nicht möglich. Dieabsichtliche Verschleierung der Geschäftsergebnisse täuscht häufigGewinn und guten Stand vor, obgleich das Unternehmen, schonganz unterhöhlt ist; und nur kurze Zeit nach der schönenBilanzaufmachung kracht es bereits in sich zusammen. Aberauch bei Banken, die größere? Vertrauen erwecken, ist dieBilanzierung so, daß selbst Riesengewinne oder-Verlustein den Ziffern unmerkbar bleiben. So hat die Deutsche Bankdurch ihre jetzt gelöste Verbindung mit der Berliner Terrain- undBau-Aktiengesellschaft nicht weniger als 7 Millionen Mark oder,wenn man den Verlust der zu ihrem Konzern gehörigen Bergisch-Märkischen Bank hinzurechnet, 12 Millionen Mark verloren; trotz-dem läßt sich aus der Bilanzaufftellung nicht das mindeste davonersehen! Gewinn- und Verlustkonto sind bei allen Aktienunterneh-mungen so gehalten, daß„innere Buchungen"„stille" Reservenschaffen und verbrauchen, ohne daß die Ziffern des Gefamtab-schlusses eine Aenderung erführen.Nicht aus den Zahlen der Bilanzen allein wird man dahereinen Einblia in die Entwicrelung der Banken gewinnen, sondernnur mit Hilfe der Analyse von Aufgaben und Stellung dieser In-stitute im Wirtschaftsleben. Die Banken dienen der Vermittelungdes Handels- und des Jndustriekredits. Gerade bei den deutschenBanken ist diese Verbindung beider Aufgaben besonders eng. Sieführt allerdings zu Konsequenzen� die für die Regierung, dieBanken und die Kapitalisten mit Unannehmlichkeiten verknüpftsind, die sich in die Frage der Liquidität(Flüssigkeit derMittel) zusammenfassen lassen. Der Handel braucht für die Ver-Mittelung der Waren zwischen Käufer und Verkäufer nur kurz-fristigen Kredit. Das Kapital, das für den bloßen Umtausch derWaren von den Banken vorgestreckt wird, kehrt daher sehr baldwieder zurück. Die Umlaufszeit des kommerziellen Kredits isteine kurze. Anders beim Jndustrickrcdit. Die Jndustrieunter-nehmung steckt das geliehene Kapital für längere Zeit in die Pro-duktionsmittel des Betriebes, legt es für Grund und Boden, Ge-bäude und Maschinen an. Sie bedarf also langfristigen Kredits.Die Interessen des Handels- und Jndustriekredits, denen dieBanken gleichzeitig dienen, widerstreiten sich schon in normalenZeiten. Entsteht nun irgendeine Bewegung im Wirtschaftsleben,durch die Gelder vom Markt zurückgezogen werden, so fehlt es ander Flüssigkeit der Kapitalien. Die Banken haben ihre Gelderfestgelegt. Die Kriegsgefahr im vergangenen Jahr schuf einesolche Unruhe. Die ausländischen insbesondere französischen Gelderwurden aus Deutschland herausgezogen. Das Publikum bestürmtedie Sparkassen, entzog den Banken Kapitalien und gab ihnen keineneuen. Die Banken selbst mußten sich an das halb staatliche,halb private Geldinstitut der Reichsbank wenden. Das steucr-freie Notenkontingent der Reichsbank ist daher mehrfach erheblichüberschritten worden. Um ähnlichen Ansprüchen zu begegnen, suchtder Reichsbankpräsident Havenstein die Banken zu größerer Li-quidität ihrer Mittel anzuhalten. Einmal diente dazu die Er-höhung des Zinsfußes fiir Lombarddarlehen(Verpfändung vonWertpapieren) beim Ouartalswechsel. Um den Vierteljahrserstenwerden die abgeschlossenen Termingeschäfte verrechnet; der Geld-bedarf der Spekulanten ist dann besonders groß. Diese Erschwe-rung der Spekulationsgeschäste will die Reichsbank durch weitereMaßnahmen fördern. Die Reichsbank ist dazu in der Lage, weilsie den für die Banken unentbehrlichen Verkehr mit ihr an gewisseBedingungen knüpfen kann. So fordert Havenstein eine Erhöhungdes„Einschusses"(der Anzahlung) von feiten der Spekulantenan die Bank, die das Geschäft für den Spekulanten an der Börseausübt. Den Nachdruck legt H. aber auf größere Liquidität derBankkapitalien. Die Mittel sollen leichter erreichbar, schnellerzurückziehbar sein. Deshalb wird von H. eine Anlage in bar undReichspapieren von 15 Prozent gefordert. Das Reich erzielt da-durch einen Nebcnerfolg. Bei der letzten Emission(Ausgabe vonWertpapieren) wurden die SOO Millionen Anleihe des DeutschenReichs und Preußens nur mühsam übernommen; ein großer Teilder Papiere liegt noch in den Portefeuilles der emittierendenBanken. Durch vermehrten Absatz der Papiere bei Banken— beiSparkassen und öffentlichen Versicherungsinstituten soll resp. ist erdurch Gesetz erzwungen worden— erhofft das Reich, wenn auchvergeblich» einen höheren Kurs seiner Papiere.WaS nun die Liquidität der Berliner Großbanken tm ver-gangenen Geschäftsjahr anbetrifft, so konstatiert eine sorgfältigeZusammenstellung der„Franks. Ztg.",„Zmtz die Liquidität derBanken auch in diesem Jahr wieder eine Verschlechterung zeigt".Es wird dies durchaus erklärlich durch die ganze wirtschaftlicheSituation, des vergangenen Jahres. TaS Jahr 1911 ist durch be-sonders günstige Abschlüsse der Schwerindustrie gekennzeichnet.Die aufsteigende Konjunktur im Kohlen- und Eisenbergbau führt«zu starker Beschäftigung in diesen beiden Industrien und zu hoch-geschraubten Preisen Die Gemischtwerke haben davon den größtenVorteil. Betriebserweiterungen und Fusionen mit gleichzeitigenKapitalerhöhungen sonderten neue Kapitalien. Zum Teil wurdedie Ausnutzung der gesamten Produktionsmöglichkeit und die Er-Weiterung der Anlagen durch die Frage der Shndikatserneuerungenbeschleunigt. All« Werke suchen bei den Verhandlungeni durchhöhere Produktionsziffern einen größeren Anteil bei der Erteilungder Produktionsquoten zu erlangen. Das Kapitalerfordernis kannauf zweierlei Arten gedeckt werden» Einmal durch Ausgabe vonneuen Anteilscheinen(Aktien). Die Banken als Träger desEmissionsgeschäfts stecken dabei einen großen Teil des Gründer-gewinnes, der übrigens für die Beurteilung des Profits einerUnternehmung nicht hinter den später gezahlten Dividenden zuvernachlässigen ist, von vornherein eir. Neben der Ausgabe vonAktien und Aufnahme von Anleihen stehen aber Banken und In-dustrieunternehmungen in dauerndem(Kontokorrent-) Perkehr.Je ausgedehnter die Produktion, um so größer der vorübergehendeKapitalbedarf und Kapitalüberschutz. Di: Banken— sie übendadurch gleichzeitig weitgehende Aussicht über die Unternehmung,auch eveim sie nicht, wie üblich, dem Aufsichtsrat der Gesellschaftangehören sollten— profitieren also an dem Aufschwung der In-Idilstrien und dem angespannten Kap ita Kredit. Da schließlich imZahlungsverkehr Wechsel, Schuldscheine usw. ausgetauscht, ge-handelt, verlängert, verkauft werden und jedesmal Zins, Provifion,den Banken zufallen, so steigen auch hierdurch die Umsätze derBanken. Die aufsteigende Spekulationslust von Privatkapitalistemdie ja stets der Vermittelung der Banken für Börsengeschäfte de-dürfen, bibdet ein weiteres Moment der Förderung.Wären nur diese Tendenzen im Jahre 1911 wirksam gewesen,so hätte der A b s ch l u ß sämtlicher Banken glänzend sein müssen.Wohl sind auch die Umsätze und der Bruttogewinn bei allen In-stituten erheblich gesteigert. Trotzdem sieht es mit dem Reingewinnbei allen etwas flau aus. Einzeln« haben sogar Reserven(Rück-lagen) und Gewinne zur Verteilung der Dividenden in Anspruchnehmen müssen, die sonst zu Abschreibungen. Vorträgen für dasnächste Fahr und Reserven benutzt wurden. Die Ursachen hierfürliegen einmal in der durch die Teuerung geschwächten Konsum-kraft der Massen. Der Verbrauch der Massenbedarfsartikel mußteinfolge der Notlage des Proletariats und des niederen Mittel-standes stark eingeschränkt werden. Dadurch litten die Industrien,die Fertigfabrikate herstellen; zumal sie noch durch eine wahnsinnighochgetriebene Schutzzollpolitik stark beeinträchtigt sind. Ein gleichwesentlicher Grund für die Hcmmungstendenzen im Wirtschaftslebenbildeten die dauernden politischen Wirren und kriegerischenVerwickelungen: die Revolution in Mexiko und die damit zu-sammenhängeude Mobilmachung der Bereinigten Staaten; dieStreitigkeiten zwischen Rußland und China um die Mongolei; dieErhebung der Albanicr in der Türkei; Frankreichs und Deutsch-lands Vorstoß(Panther!) in Marokka; die Spannungen zwischenFrankreich, Deutschland und England wegen der marokkanischenFrage; die Tripolisfrage und Italiens Ueberfall auf die Türkei;die chinesische Revolution. Von den Wirkungen(Rückziehung aus-ländischer Summen, Sturm auf Sparkassen, Anspannung desKredits ustv.) haben wir schon oben gesprochen.Im ganzen waren für die Banken aber die günstigen Momenteausschlaggebend. Soweit sich aus den wenig durchsichtigen BilanzenSchlüsse ziehen lassen, sind die Einnahmen aus Zinsen, Wechselnund Provisionen gestiegen. Auch durch die Beteiligung an derAusgabe von Aktien sind erhebliche Mehrgewinne gegen das Vor-jähr erzielt worden(trotz absoluten Rückgangs der Zifferv, wasdadurch erklärt wird, daß das Reich und Preußen auf dem Anleihe-markt als Geldnehmer nicht erschienen).Neben den hemmenden allgemeinen wirtschaftlichen Faktorenschmälerten den Gewinn bcx Banken speziell noch ihnen eigentüm-liche Ursachen. Es ist bekannt, daß bei den starken Konzentrations-bestrebungen die Banken unter sich einen harten Konkurrenzkampfführen, durch den die Ge ne ra l u n k o st e n relativ schnellersteigen als die Geschäftsgewinne. In jedem kleinen Nest suchten dieBanken durch ein weit ausgedehntes Filialsystem festen Fuß zufassen und die lästigen Konkurrenten zu beseitigen. Gleich denFilialen der großen Zigarrenfabriken, die an jeder Straßenecke inBerlin zu finden sind, streben auch die Banken Groß-Berlin unddas Reich mit einem dichtmaschigen Netz von Zweigstellen zu über-ziehen. Sie dienen, wie es in einem„Geschäftsbericht" heißt, vorläufig mehr zur Bequemlichkeit des Publikums als zur sofortigenGewinnerzielung. Doch das kostspielige Filialsystem hat einweiteres zur Folge. Die Banken überbieten sich in Kreditangebotenzu den leichtesten Bedingungen� ohne genügende Sicherung. Dabeitreibe» die Filialleiter, wie kürzlich mehrfach festgestellt, oft ohneWissen der Zentrale eigene Politik. Die leichte Kreditgewährung(die allerdings von den kleinen Provinzbankiers/ denen infolge derKonkurrenz der Großbanken das Wasser am Halse steht, weit fahr-lässiger betrieben wird) führt während des Kampfes ebenfalls zuVerlusten. Zudem hat die Spekulation einschließlich der Bankendie günstige Konjunktur im voraus voll ausgenutzt, so daß durchdie Hemmungen im vergangenen Jahr und ohne sie in diesem Fahreine allgemeine Ermattung eintritt, wobei die„faulen" Geschäfteoffenbar werden. Selbst die großen Institute haben eine Politikbetrieben, die die moralische Entrüstung der bürgerlichen Dividendenprediger laut hervorruft. Abev selbst bei Berücksichtigung allerdieser Faktoren will es uns doch scheinen» daß die Gewinne derBanken erheblicher waren, als sie in den Bilanzen beziffert sind.Die Banken haben sich vielleicht die allgemeinen Klagen überGeschäftsstörungen durch politische Ereignisse zunutze gemacht, umerhebliche Gewinne in den„stillen" Reserven verschwinden zu lassen.Den bloßen Dividendenaktionärcn gegenüber ist die nicht erhöhteDividende damit begründet, und in aller Stille rüstet man fürweitere Kämpfe.Um einige Zahlenbelege zu geben, so bclief sich der Gesamt-Umsatz der Reichsbank auf 377,59 Milliarden Mark gegen354,15 im Jahre 1919. An Banknoten waren durchschnittlich57,73 Millionen Mark mehr im Umlauf als im Vorjahre, insgesamtdurchschnittlich für 1993,61 Millionen Watt. Der Metallbestandstieg von durchschnittlich 1955,8 auf durchschnittlich 1129,24 Mil-lionen Mark. Das steuerfreie Notenkontingent wurde vom39. September bis 31. Dezember(in der Zeit, als die Kriegsgefahrallgemein bekannt war) an sämtlichen Ausweistagen mit Ausnahmedes 15. und 23. November überschritten, trotzdem es seit dem 1. Ja-nuar 1911 auf 559(an den Ouartalsenden auf 759) MillionenMark erhöht worden ist. Entsprechend dieser Anspannung des Kre-ditS hielt sieh der Zinsfuß etwa aus der Höhe des Konjunkturjahres1997; er betrug durchschnittlich 4,397 Proz.(1919; 4,846 Proz.).Der Gesamtgewinn beträgt 57.29(1919: 57,43) Millionen Mark,der Reingewinn 27,53(1919: 27,73) Millionen Mark. Die privatenAktionäre erhalten davon insgesamt 19,54 Millionen Mark oder5.86 Proz.(1919: 6,43 Proz.) Dividende, die Reichskasse 14,86Millionen Mark(1,21 Millionen Mark weniger als 1919), der Nc-servefonds 2,12 Millionen Mark.Von den Berliner Großbanken�) berücksichtigen wirfolgende: Deutsche Bank l299), Dresdener Bank(299). Diskonto-Gesellschaft(179-1-39), Darmstädter Bank(169), Schaaffhausen-scher Bankverein(145), Berliner Handelsgesellschaft(119), Com-merz- und Disconto-Bank(85), Nationalbank(89-(-19), Mittel-deutsche Kreditbank(54 4-6). Nach einer Zusammenstellung der„Frkf. Ztg." stiegen die Einnahmen aus Zinsen und Wechseln um8 Millionen Mark, die Provisionseinnahmen um 4,93 MillionenMark. Der Gewinn aus Effekten und Beteiligungen sank um1,11 Millionen Mark(im Vorjahr aber um 7,94 Millionen Mark.Vgl. dazu oben die Ursache!). Der Bruttogewinn erhöhte sich um1135 Millionen Mark. Die. Unkosten nahmen um 6,92 MillionenMark zu. Für Abschreibungen wurden 3,49 Millionen Mark mehraufgewendet. Der Reingewinn belief sich auf 1 5 9,6 6 MillionenMark(gegen Vorjahr 3,32 Millionen Mark mehr).!fe>ibei ist zuerwähnen, daß auch 26. Millionen Mark neue Aktien mitarbeiteten,die sich durch den Auftchlag bei der Ausgabe auf 67 Millionen Mark*) In Klammern ist das Aktienkapital in Millionen Markangegeben. Die Zahl hinter dem-f Zeichen bedeutet die Kapital-erhöhung während des Jahres.erhöhen. Dividenden wurden 1 9 7,53 Millionen Mark verteilt, d. h.durchschnittlich 8,71 Proz. Für Tantiemen, Gratifikationen(ein-schließlich des Renommierpostens„ Beam t enfürsorge") wurden39,92 Millionen Mark ausgezahlt.Diese Riesenziffern, in denen sich auch der Einfluß der In-dustrie verkörpert, bedeuten ein Stück Macht, bedeuten nach demLassalleschen Wort ein Stück Verfassung. Aber diese Macht dientnur privaten Interessen, diese Verfassung hilft und gibt nur dem,der schon hat. Das Proletariat hat nur seine eigene Kraft undseinen eigenen Willen entgegenzusetzen- Aber es weiß sich dochdes Sieges über jene Mächte sicher. Steckt doch in ihnen seineeigene Arbeit, schafft es doch jene Werte selbst. Im Vertrauen aufdiese Wurzeln der kapitalistischen Kräfte, im Besitz des Schlüsselszum Verständnis und zur Bändigung jener Gewalten fordert es,was die EntWickelung selbst gestaltet: die Ueberführung jenerMächte aus der Sphäre der Privatinteressen in die Ordnung bc-wußter, gesellschaftlicher Regelung.Soziales*Krebs-Merkblatt.Das Deutsche Zentralkomitee zur Erforschung und Bekämpfungder Krebskrankhcit E. B. hat ein Merkblatt für das Volk heraus-gegeben, um die Allgemeinheit auf die frühzeitigen Erscheinungender Krebskrankheit aufmerksam zu machen und zu möglichst früh-zeitiger Nachsuchung ärztlicher Hilfe zu veranlassen. Nur in einemmöglichst frühen Stadium ist die Krebskrankheit, und zwar durchOperation, mit Aussicht auf Erfolg zur Heilung oder zum Still-stand zu bringen. Das Merkblatt ist von der Hirschwaldfchen Buch-Handlung, Berlin NW. 7, Unter den Linden 68, oder von der Ge-schäftsstelle des Zentralkomitees, Berlin W. 35, MagdeburgerStraße 14. zum Preise von 19 Pf. das Stück, bei Abnahme von mehrExemplaren entsprechend billiger, zu beziehen.Bleimerkblatt für Hüttenarbeiter.Da? Institut für Gewerbchygiene in Frankfurt a. M. hat sol*gendes Merkblatt für Hüttenarbeiter hernusgegsben:Wie kann eine Bleivergiftung entstehen?Die in Blei-, Zink, und auch anderen Hütten vorhandene Ge-fahr der Bleivergiftung läßt sich vermeiden, wenn man die nötigeVorsicht gebraucht.Bleivergiftung erfolgt durch Aufnahme des Bleies in den Kör-per. Dies geschieht durch Einatmen des immer bleihaltigen Staubesund Rauches oder beim Essen und Trinken, beim Rauchen, Schnupfenund Kauen von Tabak, wenn Speisen oder Tabak mit schmutzigenHänden und schmutzigem Gesicht und Bart gegessen oder mit blei-haltigem Staube bedeckt in den Mund gebracht werden.Bleifest ist niemand. Das Blei sammelt sich bei den Unvor-sichtigen im Körper an und wer heute nicht erkrankt, kann morgenoder nach Wochen und Monaten erkranken.Wie verhütet man die Bleierkrankung?Alle Hüttenarbeiter müssen reinlich sein. Dabei sollen sie be-sonders folgendes beachten:1. In ihrem eigenen Interesse liegt es, die Absaugevorrichtun-gen instand zuhalten, und die von den Behörden und derHüttenleitung erlassenen Vorschriften genau zu befolgen,ferner besonder« Arbeitskleider zu tragen, Mund- und Nasen-fchützer zu benutzen und den tzüttenraum zu besprengen, woes vorgeschrieben ist.2. Von der höchsten Wichtigkeit ist es, daß man vor den Pausenund nach der Arbeit Gesicht, Mund, Bart und Hände sorg-sam reinigt. Man soll nie essen oder das Werk verlassen, bevorman die Arbeitskleider mit anderen vertauscht und sich tzründ-lich gewaschen oder noch besser gebadet hat. Wer wahrendder Arbeit trinkt, soll den Rand des Trinkgefäßes nicht mitschmutzigen Händen berühren. Besonderen Wert lege manauf regelmäßiges Zähneputzen und Mundausspülen.3. Während der Arbeit soll man das Pseifenrauchen sowie dasSchnupfen und Kauen von Tabak, wobei stets Blei in denMund kommt, unterlassen, da Verunreinigungen der Händemit bleihaltigen Stoffen nicht zu vermeiden sind. Das An-zünden der Pfeife mit glühender Räumasche ist wegen derGefahr des Einatmens von Bleidämpfen höchst gefährlich.Miau muß aber auch seinen Körper gegen die Wirkungen dcSBleies stählen. Dazu mutz man vor allem im Trinken mäßig sein.Unter keinen Umständen sollen Hüttenarbeiter Branntwein trinken,auch nicht außerhalb der Hütte. Aber auch Leute, die andere geistigeGetränke in reichlichen Mengen genießen, neigen viel mehr zur Blei-krenifheit als ganz Enthaltsame.Von Wert zur Vorbeugung gegen die Bleivergiftung ist einekräftige und fettreiche Nahrung, also z. B. Milch und Speck; be-sonders zu empfehlen sind Schleimsuppen vor der Arbeit. Nie be-ginne man die Llrbcit mit leerem Magen.Und dann: In freier Zeit gehe man in die freie Luft! Marschieren, Turnen, Spazierengehen, Arbeit im Garten und Feld hilftüber manche Schädigung hinweg.Glaubt jemand an Bleivergiftung erkrankt zu sein, so wendeer sich in seinem und seiner Familie Interesse sofort an den Kassen-arzt.Die Beichte als Mittel für hohe Geburtenziffern?Jetzt beschäftigt sich die„Kölnische Volkszeitung" in einemLeitartikel, der bezeichnenderweise als Signum zwei kleine nackteMenschlein vor den Text gesetzt bekommen hat, mit den von unsin der Nummer vom 5. März mitgeteilten absonderlichen Ergeb-nissen der wissenschaftlichen Arbeit des UniversitätSprofcssors Wolfs(Breslau).- Er hat bekanntlich kürzlich„festgestellt", daß nur diekatholischen Volksteile Deutschlands ein Bevölkerungsplus er-zeugen, während die Anhänger der Sozialdemokratie nichts mehrvon den Mühen beS KinderzurweltbringeuS wissen wollten.Professor Wolff hat mit Angst und Bangen auch von einerZeit gesprochen, da die ZcntrnmSehrleute nicht mehr so eifrig seinwerden wie heute. Die„K. V." meint, die Gefahr bestünde so laugenicht,„als für die dcutschcu Katholiken die Beichte„der mächtigsteZügel" sein wird." Der„K. V." passiert hier die lustige En!-gleisung, daß sie das Zitat„der mächtigste Zügel" aus einerWeutzerung des gottlosen— Voltaire entnimmt. Die Hauptsacheist aber: was hat die Beichte mit der Kindererzeugung zu tun?Da die„K. V." in einem Leitartikel den Zusammenhang als selbst-verständlich bringt, so folgt daraus, daß die katholische Beichte sichdarauf erstreckt, zu kontrollieren, was die Eheleute tun und wassie unterlassen, und daß die Beichte die Kindererzeugungsfrcudig-keit der katholischen Eheleute sichert.Die„K. V." meint, daß ein gesunder Bevölkerungszuwachsdie Zukunft des Volkes gewahrleistet. Da der sozialdemokratischeNachivuchS„eingestandenermaßen" aus katholischen Ehen stammtund dort doch nicht nugesiinder Bevölkerungszuwachs stattfindet.muß die Sozialdemokratie die Zukunft des Volkes für sich haben— womit wir durchaus einverstanden sind!Wozu man Landkrankenkassen braucht.In einem Vortrage im landwirtschaftlichen Amtsverein Lünenführte Dr. Schroers von der Landwirtschaftskammer in Münsterin Westfalen nach der„Deutschen Krankenrassenzeitung" aus: Esmüsse darauf Bedacht genommen werden, daß bei Jnslebenrufender Landkrankenkassen festgelegt würde, daß im Winter eine geringere Leistung bestehe als im Sommer, da erfahrungsgemäßgerade im Winter das Simulantentum vorherrschend sei. Desweiteren sei zu empfehlen, daß die Wöchnerinncnuatrrsiützungeirauf 4 Wochen ermäßigt würden. Die Ausführungen des Redners