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stZSe mit eiserneu Ringen.(Sehr gut! im Zentrum.) Und schließ- lich haben diese christlichen Führer von Anfang an nach der Polizei, nach dem Militär und nach Maschinen- gewehren gerufen. Ter Ratschlag der Herren Brust und Jmbusch ist von den christlichen Mitgliedern ausgeführt worden. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) So hat man in Herne einem christlichen Vertrauensmann den Revolver abnehmen müssen, weil er Streikende damit bedrohte. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) In Hamm hat ein christlicher Vertrauensmann mit dem Revolver in der Hand auf der Straße herumgefuchtelt, und in Essen hat ein christliches Mit- glied sogar die Frauen der Streikende» mit dem Revolver bedroht. (Lebhaftes Hört! hört I bei den Sozialdemokraten.) In H e r n e ist ja ein Christ auch schon verhaftet worden! Unter dem Schutz der Polizei haben sich christliche Bergarbeiter die schwersten Bedrohungen Streikenden gegenüber erlauben können. Aber da hat man nichts davon gehört, daß die Streik- brecher arretiert worden sind. Meine Herren von der Regierung und der Polizei, fahren Sie nur fort, in dieser echt parteiischen Weise zu handeln. Das letzte Vertrauen im Volke wird verschwinden.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Die Verantwortung dafür, daß jedes Vertrauen des Volkes zu einer unparteiischen Regierung, Rechtsprechung und Polizei vollends zum Teufel geht, tragen dann wahrlich nicht wir. Richt nur die drei Verbände sehen in den Streikbrechern ein Uebel, sondern auch die Zentrumsblätter haben das bis in die neueste Zeit hinein.ausgesprochen. Natürlich handelte es sich dann um Streiks, an denen die christlichen Arbeiter beteiligt waren. In Saarbrücken ist es vor vier Jahren gelegentlich eines Streiks christlicher Arbeiter zu großen Ruhestörungen gekommen, das Militär wurde requiriert und es kam zu Schießereien, Tumulten, Exzessen und Zusammenstößen. Also solche Zusammenstöße, die wir an sich sehr bedauern, kommen zu unserem Tröste auch anderswo vor. Beim Streik im Siegerland , wo eS gar keine Sozial­demokraten gab, kanr eS auch zu K r a w a l l e n und damals schrieb die»Köln . VolkSztg.'':.Die Erfahrungen haben gezeigt, daß sich die Arbeitswilligen in der Regel aus den zweifelhaftesten Elc menten zusammenscticn. Anständige und geschulte Arbeiter werden sich niemals zur Verrichtung von Ttrcikarbeit herdcUassen."(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Unser Kollege Dr. Hitze war schon 1888 so verseucht.wie wir Roten und hat in seinem Buche.Kapital und Arbeit' gesagt: .ES ist eine Schande, wenn ein Arbeiter die Gelegenheit, daß in einem Streik vakante Stellen vorhanden sind, benutzt, um sich da hineinzudrängen. Das ist ein Verrat der Standesehre.'(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemo� kraten.) Erfreulicherweise gibt es auch heute noch christliche Gewerb schaftler, die mit uns den vernünftigen Standpunkt einnehmen, daß die Arbeitswilligen ebenso behandelt werden wüffen, wie Landes Verräter.(Sehr richtig I bei den Sozialdemokralen.) Noch in diesem Jahre hat das Organ der christlichen Bauarbeiter geschrieben:.Bei der Arbeiterbewegung handelt eS sich um eine Standes- b e w e h u n g. Die Erfolge des Kampfes kommen allen Arbeitern zugute."(Sehr richtig! im Zentrum.) Nun, dann machen Sie doch jetzt auch mit!(Beifall bei den Sozialdemokraten.) Da« christliche Bauarbeiterblatt fährt fort:.So wenig den Vaterlandsverrätern Lorbeerkränze gewunden werden» so wenig darf der Streikbrecher gelobt werden, denn ein Unterschied zwischen Streikbrecher rtzld Landesverräter besteht nicht! Lebhaftes Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Allerdings muß man zugeben, daß unter den Arbeitswilligen sich auch Leute befinden, die zu einfältig sind, um einzusehen, zu welchen Zwecken sie voiV'den Unternehmern gebraucht werden. Diese verdienen unser Mitleid, denn.gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens". (Heiterkeit und Beifall bei den Sozialdemokraten.) Leider ist die Leitung des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter jetzt so tief gesunken, daß sie diese Grundsätze preisgegeben hat. Es sitzen ja auch schöne Exemplare in dieser Leitung drin. Da ist der Herr H u e S k e S, der frühere A n a r ch o- sozialist, ein Anarchist und Christ!(Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Bor Jahren hat er Flugblätter herausgegeben, in denen es hieß, die Bergarbeiter, die vom preußischen Land- tag« etwaS erwarteten, wären unheilbar verrückt. Weiter hat er gepredigt, der Verband müßte drei Mark Beitrag monatlich einziehen, einen Streikfonds von 20 Millionen an­sammeln und damit den hartgesottenen Bergherren einen Kampf an- bieten, selbst wenn die deutsche Industrie dabei zugrunde ginge. Jetzt spielt dieser Herr den Sireikbrechergeneral und tele- graphiert an den Sieichskanzler um militärische Hilfe.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Das ist ein wahre? Musterexemplar, offenbar ein Erfolg der so viel gerühmten christsichen Erziehung. (Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) vorhin wurde der Zwischenruf.Effert" gemacht. DaS Zentrum bestreitet, daß Herr Effert abgesägt ist. Nun, vielleicht haben die Herren Schiffer und Behrens die Güte, darüber Auskunft zu geben, warum Effert kurz vor dem Streik versetzt worden ist.(Abg. Behrens: Er ist ja gar nicht versetzt!) Na, wo steckt er denn?(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Im Oktober 1S11, alt die vier Verbände noch zusammengingen, war Herr Effert dabei und bat gesagt: jetzt machen wir allerdings nicht mit; ober wenn es nach den ReichStagswahlen in England zum Klappen kommen sollte, dann werden auch wir mittun.(Stürmisches Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Da» hat Effert erklärt und deshalb ist er jetzt in den Winkel gestellt worden. Sie seben, baß auch in Ihren Kreisen keine Einigkeit über die Taktik herrscht. Welch eigenartige Ansichten ein christlicher Ar- beitersekretär haben kann, beweist ein Herr Thiel, der am vorigen Sonntag in Borbeck in einer Versammlung öffentlich erklärte: .WaS ist denn dabei, wenn mir Herr StinneS hnndert Talep gibt. Ich würde sie gern nehme», denn ich kann sie gut gebrauchen." Tiefer gehts doch eigentlich nicht.-(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Die Aufforderungen der christ- lichen Flugblätter und der.Kölnischen VolkSzeiwng" haben ge- Holsen und Militär ist in Dortmund eingerütft. (Stürmisches Hört! hört! bei den Sozialdemokraten. Sehr gut! rechts.) Außerdem sind Polizisten und Gendarmen zu Tausenden zusammengezogen worden.(Zuruf im Zentr.: Sie sind schuld daran.) Nein, Sie mit Ihren Provokationen.(Beifall bei den Sozialdemokraten.) Die armen Gemeinden, die den Schaden zu tragen haben werden, sollten sich die Unkosten vom christ» lichen Gewertverein bezahlen lassen. Der Kampf gegen die Zechenhe�en wird von einem Dreibund der Bergarbeiter geführt. Die ÄrbMer sind stol, darauf, daß sie diesen Kampi führen dürfen. Ein anderer Dreibund steht uns gegen­über- Polizei. Scharsmacher und der christliche Ge« wer'kverein. Ich überlaste das Uneil der Oeffcntlichkeit. auf welcher Seite das Recht zu suchen ist.(Sehr gut! bei den Sozial- demokraten.)....,_ In der bürgerlichen Preste ist behauptet worden, mem Freund Eue wäre uncingeladen zu der �Konferenz bcini Staats, ekretär elbrück erschienen, und eigentlich hatte ihm die Tür gewiesen werden müssen.(Abg. Behren«: Sehr richtig!) Sehr unrichtig! Herr Behrens, bleiben Sie doch bei der Wahrheit.(Zuruf bei den Sozialdemokraten: DaS kann er ja gar nicht. Heilere Zu- stimmung.) Hue hatte an diesem Tage in Berlin an einer Sitzung teilzunehmen, und al« ich zur Konferenz ging, war Staatssekretär Delbrück noch nicht anwesend, sondern nur Untcrstaatssekretär R i ch t e r und Oberberghauptmann v. B e h l s e n. Ich habe diese Herren gefragt, ob etwas dagegen ein- zuwende« wäre, wenn Kollege Hue der Äonserenz bei­wohnt. tlnterstaatssekretär Richter erwiderte:.Aber bitte, er mag nur kommen", und der Oberberghauptmann sagte:.Holen Sie ihn nur gleich, er ist ja mein Landsmann!"(Heiterkeit und Hört! hört I bei den Sozial- dcmolraten.) So steht es in Wahrheit mit diesen Mätzchen. Der Staatssekretär hat gemeint, wegen der Löhne sei der Streik nicht notwendig gewesen. Wenn wirklich die Löhne erhöht werden sollten, warum sind denn dann die fiskalischen Zechen nicht vorangegangen?(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Aber die fiskalischen Zechen haben die Arbeitcrausschüste genau so behandelt wie die Privotzechen. Nun zu den Schaiicrnachrichtcn der ZentrumSpresse, desBerliner Lokal- Anzeigers" und von Wolfis telegraphischem Bureau". Am 12. März, als die Zentrumsinterpellation bereits einge- bracht war, schrieb die.Rheiiiisch-Westfälische Zeitung", daß von kleinen Reibungen abgesehen alles ruhig sei. In der Abendausgabe desselben Tages schreibt das Blatt wiederum, daß es nirgends zu Ausschreitungen von Belang gekommen. Die Arbeitswilligen könnten ruhig und unbelästigt zur Arbeit gehen. Aus Hamborn wird diesem Zechen besitzerorgan gemeldet, daß man die dorsigen Aus schreitungen nur zum klein st en Teil auf das Konto des Streiks setzen dürfe.(Lebhaftes Hört! hört! bei den Soz Aber die.Essener Volkszeitung" und die.Kölnische BolkSzeitung" meldeten einen Triumph des sozial« demokratischen Terrorismus und ersuchten um militärische Hilfe.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Ein Schulbeispiel, wie solche Schauernachrichten entstehen. Ein Streikbrecher war anderthalb Stunden zu spät in die Grube gekommen und log der Zechenverwaltung vor, die Streikenden hätten ihn in d i e E m s ch e r geworfen. In Wirklichkeit hat er sich in einer Wirtschast eins angetrunken.(Heiterkeit bei den Sozial- demokraten.) Nach den aufgebauschten Vorfällen in Hamborn hat sich ein Vertreter der.B. Z. am Mitlag" bei der Hamborner Polizei erkundigt und die Hamborner Polizei selbst hat die Vorfälle als ganz harmlos bezeichnet. Eine Schwindelnachricht ist es auch, daß das evangelische BereinShaus in Bochum zu einem Reservelazarett für verwundete Arbeitswillige umgewandelt worden sei. Nnruhig ist nur die Polizei, die ähnlich wie in Moabit in der brutalsten Weise auch gegen Frauen und Kinder vorgeht. (Lachen rechts.) So wollen Sie eswobl haben?(Zuruf rechts: Jawohl!) Streikende werden bis auf ihre Höfe von den Polizisten verfolgt. Soll ein Blutvergießen vermieden werden, dann ist es höchste Zeit, daß die Polizei zurückgezogen wird. (Sebr wahr I bei den Sozialdemokraten.) In Herne ist gestern ein junger Mann von einem Schutzmann erschossen worden. Er soll vorbestraft sein. Aber am Auflauf hat er sich nicht beteiligt. Er wollte Kohlen aus dem Schuppen holen und wurde dabei niedergeschossen. (Hört I hört I bei den Sozialdem.) Kaum war der Teilausstand auf Zeche K a i s e r st u h l ausgebrochen, da meldete die Zentrums- presse auch schon Revolverschüsse der Streikenden. DiePolizei selb st mußte erklären, daß das nicht wahr sei. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Wie skandalös die Polizei vorgeht, beweist ein Entschluß der Bergarbeiter in Watten- scheid, ihre Kinder nicht mehr zur Schule z u schicken, weil sie sonst den lebensgefährlichen Polizeiattacken ausgesetzt find. (Hört I hört! bei den Sozialdemokralen.) Einem Berichterstatter der .Kölnischen Zeitung " hat ein höherer Polizeibeamter nach einer Rundfahrt durch das Revier erklärt, es herrsche überall die Ruhe des gewöhnlichen Alltags, und wenn einzelne Bergleute behauptelen, sie fürchten sich vor dem Wege zur Arbeit, so sei daS nur eine Ausrede.(Hört! hört! bei den Sozialdemo- kva�en.) Besonders skandalös ist der gestrige Vorfall in Sodingen, wo die Polizei von hinten auf Bergleute eingeschlagen hat, die wegen des zu engen Eingangs nicht schnell genug in den Per- sammlungsraum gelangen konnten.(Stürmische Pfui' Rufe bei den Sozialdemokraten.) Vizepräsident Dave: Ich mache wiederholt darauf aufmerksam. daß Pfui-Rufe nicht parlamentarisch sind.(Zurufe bei den Sozial demokraten: I» diesem Falle aber zutreffen. Erneute Pfui Rufe.) Ich bitte, meine Anordnungen zu befolgen, sonst müßte ich jeden Rufer ermitteln und zur Ordnung rufe». Abg. Sachse(Sog.): ES ist einfach skandalös, wenn die Polizei auf ruhige Ber. sammlungöbesuchcr in dieser Weise einhaut.(Beifall bei den Sozialdemokraten.) Wir haben uns beschwerdeführend an den Ministerpräsidenten gewandt, weil man uns in un- zulässiger Weise auch die Versammlungen verboten und einzelne unserer StreikbureauS geschlossen hat. Die Antwort war die Entsendung von Militär nach dem Rshmvier. (Bewegung bei den Sozialdemokraten.) Das Verhalten der Christ. lichen wird immer dreister. Gestern hat ein christlicher Bergarbeiter. führer zu den Arbeitswilligen gesagt: Wenn Euch ein Streikender schief ansieht, schießt nur drauf los.(Lebhaftes Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) So geht es in Deutschland zu, dem Lande, von dem Graf Posaöowsky behauptet hat, daß in ihm alle nur denkbaren RechtSgarantien gegeben sind.(Lachen bei den Sozialdemokraten.) Ganz besonder? werden auch unsere polnischen Käme- roden schikaniert. Es ist schwer, ruhig Blut zu bewahren und wir mahnen fortgesetzt zur Ruhe und zur Ent» haltsamkeit vom Alkohol. Wenn der Staatssekretär meint, daß unsere Leute kein« Diszi- plin hielten, ja, mein lieber Herr Staatssekretär(Heiterkeit), ich wollte Sie mal sehen und Ihre Kollegen, wenn Sie in der Weise von den Polizeimannschaften gereizt würden, wen« Sie es mit einer solchen P-lizeimißwirtschaft,«it solchen Bluthunden zu tun hätten! (Stürmische Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Vizepräsident Dove: Die Bezeichnung von Beamten als Blut- Hunde ist unzulässig. Abg. Sachse(Soz.): Als die Polizeimannschaften von aus- warte eintrafen und manch« von ihnen so rigoros vorgingen, da find wir aufgefordert worden, es solle doch nachgeforscht werden, ob das dieselben Leute wären von Moabit , ob vielleicht der Mörder de« Herrmann darunter wäre.(Hört! hört! und Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Also, wer ist schuld an dieser Erregung?(Abg. Graf Westarp: Der frivole Streik ist daran schuld!) Bei Ihnen Graf Westarp ist natürlich jeder Streik frivol, aber wenn Sie mit einem Jammerlohn von S Mark eine zehnköpfige Familie ernähren sollten, so würden auch Sie streiken, ich habe Sic sogar im Verdacht, daß Sie dann den Strcikführer und den Streikhetzer spielen würden.(Sehr gut! und Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Es wird immer gesagt und auch gestern im Herrenhaus« wieder, wir hätten den Streik auS politischen Motiven eingeleitet. Eine solche Behauptung ist absolut uinvahr. Gestern im Herren« hause(Zurufe bei den Sozialdemokraten: Irrenhaus«! Vizepräsident: Sie dürfen eine Institution de» preußiscben Staates nicht als Irrenhaus bezeichnen. Große Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Im Herrenhause hat Herr v. Putt kamer eine Rede gehalten, die geradezu nach Blut gedürstet hat. Er sagte, wenn die Sozialdemokraten da» Recht auf die Straße erobern wollen, so müssen sie mit blutigen Ltövfen nach Hause geschickt werden.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Worauf eS den Scharfmachern ankommt, hat ja Herr B u c ck ini Herbst 1S10 offen ausgesprochen, indem er sagte, den Gewcrk- schaftcn muß der Garaus gemacht werden. Das meinen die Herren, wenn sie den Schutz der Arbeitswilligen for- dern. Denn sie wissen genau, daß, wen« da» Streikpostensteheck vmnögttch gemacht, verm die Streikbrecher jn«wer Weise geschützt werden, baß sie nicht einmal aufgeklärt werden können darüber, daß Streik ist, daß dann das K o a l i t io nS r e ch t so gut wieillusorischgemacht wird.(Sehr wahr! bei den Sozial- demokraten.)\ Zu dem scharfmacherischen Antrag im Herrenhaufe hat auch der Vorsitzende des Bochumer KnappfchaftsverrinS, Dr. W e i d t- mann, feine Zustimmung ausgesprochen. Dieser Dr. WeidtmanN ist einer der Hauptschuldigen, daß die Erregung der' Bergleute im Ruhrrevier einen solchen Umfang angenommen hat. Jn der Bochumer Knappschaftskasse haben die Berg. arbeitcr am meisten über rigoros eHandhadungdeS Statuts zu klagen; das wird selbst Herr Behrens bestätigen nmifien. Die Durchschnittsrente der Kasse beträgt 242 M. Aber als eine zehn- prozeniige Erhöhung verlangt wurde, hat das Dr. Weidimann mir einem gewissen Zynismus abgelehnt. Der Etat der Kasse wird in einer Weise zur Abstimmung gestellt, daß die Bergarbefterver- lreter nicht die geringste Möglichkeit haben, irgend etwas zu ändern. Wenn die Bergherren dafür stimmen, ist er angenommen (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Diese Handhabung er- folgt unter Billigung des Oberbergamts. Der bekannte Herr StinneS hat eine Familienkranke nkass« errichtet, zu der er aber keine Beiträge zahlt, die werden auS den� Straf- lassen der Arbeiter genommen. Bergrat Schäfer aus Essen hat selbst zugegeben, daß das ein ganz unzulässiges Verfahren ist; trotzdem hat das Oberbergamt in Dortmund die Sachegutgeheitzen.(Hört! hört! bei den Sl�ialdemokraten.) DaS Strafgeldernnwesen nimmt immer mehr überhand. Jn einem Jahre find in einzelnen Belegschaften 8000 bis 2S 000 M. Strafgelder auferlegt wovden. Fragen Sie die christlichen Arbeiter selbst, ob sie nicht häufig genug über das Strafwesen aufgeregt sind, genau so wie früher über das sogenannte Wagennullen. Auch die schwarzen L i st e n sind z. B. im Braunkohlcnrevier noch in ständiger Hebung. Arbener, die regelrecht gekündigt haben, also keinen Äontraktbruch begehen, werden durch diese schwarzen Listen ver- folgt, nur weil sie von ihrem Recht, bessere Löhne zu ver- langen, Gebrauch machen.(Zuruf bei den Sozialdemokraten: Wo bleibt da der Schutz der Arbeitswilligen?!) Die Maß- regelungcn in Nicdcrschlesicn nehmen kein Ende, dabei sind dort die Löhne am traurigsten. Schuld daran sind die Gelben, die dort die Hauptrolle spielen. Der.Hannoversch« Courier" hat ein- mal sehr richtig geschrieben: So wie der Kaufmann die gute Konjunktur ausnutzt, mutz das-auch der Arbeiter tun können. ES freut mich, daß Herr Pauli auch nickt. Warum werden wir dann aber Slrcikhetzer genannt, wenn wir jetzt im Interesse der Bergarbeiter die gute Konjunktur ausnutzen wollen. (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.), Der Staatssekretär hat die Lohnsätzt vorgetragen. Seine Zahlen bestätigen aber ebenfall», daß die Löhne von 1907 bis 1999 um mehr als 299 M. gesunken sind. Ja, eS geht aus ihnen hervor, daß die Hauer» JahreSlöhne in Westfalen 1999 315 M. geringer waren als 1997.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Jn einer ganzen Reihe Zechen ist 1911 die Arbeitsleistung bedeutend höher gewesen als 1998 und 1999, so daß schon aus diesem Grunde die Arbeiter mehr verdienen mußten. Die Teuerung hat der Staatssekretär unberücksichtigt gelassen. Dabei beweisen Listen, die vom Konsumverein der Kruppschen Werke herausgegeben sind, daß die Lebensmittel 1919 um 14,2 Proz. teurer waren als 1997. Die Bergarbeit?rlShne sind dabei in derselben Zeit um IS bi» 18 Proz. gesunken. Also auf der einen Seite Lohn» k ü r z u n g e n, auf der anderen LebenSmittelderteu«. r u n g e n, und dazu kommen dann die ungeheuren Ueberschüsse der Zechen. Der Gesamtüberschutz der 24 grStzte« Zeche« betrug ISIS 163� Millionen, 1911 182H Millionen. DaS war bei denselben Kohlenpreisen möglich und trotz g e r t u g< u Ansteigens der Löhne.(Hört! hört! bei den Sozialdem»- traten.) Am 1. April steigen die Kohlenpreise von neuem, daher können die 15 Proz. Lohnerhöhung ganz gut gewäbrt werden, wenn die Herren nur wollen.(Sehr wahr! bei den Sozial- demokraten.) Zurückweisen muß ich die Behauptung de» Wolssschen Tele» graphenbureau», wir hätten verhindert, daß die Arbeiterausschüsse vorgeschickt würden zu Verhandlungen. Mein Freund Hu« und ich haben in der Konferenz ich berufe mich da auf Herrn Ober- berghauptmann v. Velsen sofort zugesagt, daß wir nicht dagegen wären, daß die Arbeiterausschüssc zur Verhandlung gehen, aber es mutzten ihnen feste, bestimmte Ver- sprechungen gemacht werden, dann würde e» nicht zum Streik kommen.(Hört! hört! bei den Sozial- demokraten.) Dieselbe Forderung hat übrigens die.Germania" aufgestellt..Wtzttn eine einigermaßen feste Zusage dahin gegeben würde, schrieb sie, daß die Löhne möglichst bis zu einer bestimmten Höhe aufgebessert werden sollen, so würde das ungeheuer de» r u h i g e n d wirken und würde vor allem den imverantwortlichen Hetzern im anarcho-sozialistischen Lager die Waffen au» der Hand schlagen."(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Der Kollege S o s i n» k y hat den Oberberghauptmann aufgefordert, er solle wenigstens für die fiskalischen Zechen eine bestimmte Zu- sage machen. Dieser ist aber um die Sache herumgegangen wie die Katze«m den heißen Brei. Er hat nicht einmal zugesagt, daß die Lohnperioden geändert werden, wonach heute die Bergarbeiter sechs Wochen auf den Lohn warten müsse«. (Hört! hört! b. d. Soz.) Die fiskalisch« Verwaltung hätte wenig- stens den Vorschlag machen können, zunächst ein« durchschnittliche Erhöhung von 19 Proz. und vielleicht vom 1. April ab weitere 5 Proz. zu gewähren. Dann, versichere ich Ihnen, wäre e» nicht zum Streik gekommen. Aber nichts davon, die ArbeiterauS- s ch ü s s e hat man brüskiert, zum Teil direkt verhöhnt. Der EtoatSsekretär hat gesagt, was er tun könne, würde er tun, um den Frieden herbeizuführen, aber die Voraussetzung fehlt ihm dazu, er müsse abwarten, zu welchem Resultat die VerHand- lungen mit den Arbciterausschüssen fiihrten. Run. welches Resuß- tat soll denn herauskommen? Sind denn irgendwelche bestimmten Versprechungen gemacht worden? Daß bei steigender Konjunktur die Löhne steigen sollen, hat man schon vor vier Jahren gesagt. Wenn Sie den guten Willen haben, etivas zu tun. machen Sie e» wie 1880, geben Sie b e st i m m t e Versprechungen den Behörden, den Arbciterausschüssen zu Protokoll. �Bravol b. d. Soz.) Wenn Sie den Frieden haben wolle», de» könne« Sie morgen haben. (Hört! hört! b. d. Soz.) Wenn die Arbeitgeber nur bepiwmte Versprechungen machen. Nur daran liegt e». Wir haben gezeigt, daß wir Verhandlungen haben wollen, aber unsere Kohlen» baron« in Westfalen , in Niederschlesien in der Braunkohlenindustrie verhandeln nicht mit den A r b e i t« r o r ga n i s a t i o- n e n, sie kehren den Herren st andpunkt heraus, sie behan» dein die Arbeiter als Rechtlose. Nehmen die Arbeitgeber Vernunft an und erkennen die Organisationen als gleichberechtigten Faktor an, dann wird der Friede zustande kommen. Noch ein Wort an die Herren Scharfmacher. Ans ihr Vertan- gen rücken jetzt Jnfanterieregimenter mit Maschinengewehre«, Ulanen und Kürassiere in da« Rnhrrevier ein.(Lebhafte» Hört! hört! b. d. Soz.) Glauben Sie damit die KirchhofSruhe zu erreichen, glauben Sie damit durchzusetzen, daß die Arbeiter zu Kreuze kriechen? Nein und abermals nein. Das haben Sie in M a s f e l d gesehen. Wir hätten dort ohne Mili- tär Ordnung gehalten, wenn man unsere Ordnungsmänner nicht verhaftet, ihnen die weiße Binde zerschnitten und heruntergerissen hätte.(Hört! hört! b. d. Soz.) Durch ein solch rigoroses Vorgehen der Polizei allein wird die Masse aufge» regt. Aber trotz de» Militär» werden vi? alle» austnet«, damit