Da er als Familienvater mit 7 Kinbern nicht mit diesem Lohn anZ- kommen konnte, ging er vor die Kohle. Doch wenn er glaubte, als Kohlenhauer für seine Familie besser sorgen zu können, so hatte er sich getäuscht. Sein Verdienst stellte sich nun auf die „Rtesensumnie" von 3,40 M. pro Schicht. Ein anderer Familien- Vater klagte, dass er wohl 5 M. pro Schicht habe, aber mit Frau und 0 Kindern kaum wisse, sein Leben bei dieser teuren Zeit zu fristen. So die Elenldsklagen der Bergarbeiter, während die Kohlenbarone von Jahr zu Jahr ihre Millionenigewinne steigern. Die Beleg- schastsversammlung stellte nun folgende Forderungen: 1. Die Löhne aller Arbeiter sind um IS Proz. zu erhöhen. 2. Einführung der Achtstundenschicht mit Ein- und Ausfahrt. 3. Auszahlung und Abschlag am 25. und 10. eines jeden Monats. Ferner wurde die Direktion ersucht, ihren Einfluß beim 5kvr- linger Knappschaftsvercin geltend zu machen, daß über 14 Tage Krankfeiernde vom ersten Tage ab Krankengeld erhalten sowie auch »die Unfallverlehten vom ersten Tage ab. Die gewählte Kommission wurde abgewiesen und betont, der A r b e it e r a u s schu ß solle vorsprechen, mit dem werde in Verhandlung eingetreten. Die Direktion erklärte, daß auf die Forderung der Achtswndenschicht nicht eingegangen werden könne, da diese noch auf keiner Zeche ein- geführt sei. Eine lOprozentige Lohnerhöhung sei man bereit im Verlaufe mehrerer(I) Monate eintreten zu lassen. Lohn und Ab- schlag�ahlung solle, wenn man genügend Bureaubeamte zur Be- wältigung der Mehrarbeit habe, am 1. und 3. Samstag im Monat stattfinden. Die Belegfchaftsversammlung, etwa 3000 Mann, be- schloß darauf einstimmig, im Streik zu verharren, bis die ISprozentige Lohnerhöhung bewilligt ist. In den- nächsten Tagen werden wohl noch benachbarte Schächte zum Stilliegen kommen, da die dort beschäftigten Kameraden dieselben Wünsche haben und unter derselben Misere leiden wie ihre Brüder auf Schacht V. Auch in Klein-Rosseln auf den De Wendel-Schächten sowie auf der- schieden«« königlichen Gruben gärt es bedenkliche Die Mitglieder des M.-Gladbachcr ArbeitSwilligenvereins sagen ihren Führern auch hier Valet, und alte Mitglieder treten dem Verbände bei. Die Bergarbeiter erwachen! Germinalzeit ist esl Die Leevegung im dlirnnreviei'. Aachen , 14. März.(Eig. Der.) In dem im Regierungsbezirk Aachen gelegenen Wurmrevier haben die christlichen Gewerkvereinler ihre ureigenste Domäne und ihren festesten Sitz. Und doch beginnt es in diesem sicheren Lande der Schwarzen zu rumoren. Ter Verrat der Christlichen im Ruhr- kohlewrevier hat auch hier starke Erregung unter den, eigenen Leuten der Christen hervorgerufen. Zur Dämpfung dieser Er- regung, die dem Gewerkverein anfing, Mitglieder zu kosten, hatte der Bczirksleitcr der Christen- für Mittwoch abend in den Berg- arbeiterdörfcrn Alsdorf und Höngen Versammlungen ein- berufen, in denen er die Leute mit der Taktik der Schwarzen im! Ruhrgebiet versöhnen wollte. Vom Deutschen Bergarbeiterverband war Genosse Stupp erschienen, der zunächst in Alsdorf nicht zu Worte kam. Da» schlechte Gewissen verbot den Machern des Gewerkvereins, den Vertreter der kämpfenden Kameraden reden zu lassen. Stupp begab sich nun nach Höngen , wo die christliche Versammlung von 800 Mann besucht war. Hier wollten die Christen das Manöver von Alsdorf wiederholen, aber die eigenen Mit- _g!ieder des christlichen Gewerkvereins erzwan- gen dem Vertreter des freien Verbandes das Wort. Stupp ging unter lebhaftem Beifall der Gewerkvereinler mit deui Verrat im Ruhrrevier scharf inS Gericht. Der Erfolg des Auftretens des Vertreters des freien Ber- bandes war, daß die Vertrauensresolution für den Gewerkverein gegen 26 von den 800 Stimmen abgelehnt wurde. Der Streik in Großbritannien . London , 14. März.(Eig. Ber.) Nach der Ansicht der Bergarbeitervertreter, die äugen- blicklich in London weilen, sind die Aussichten auf eine frühe Beendigung des Kampfes heute noch geringer als zu Anfang der Woche. Eine Konferenz folgt der anderen. Ein Ergebnis ist nicht erreicht worden. Keine der beiden Par- teien hat feit dem Anfang des Kampfes ihre Position ver- ändert, obwohl man hier und da eine Modifizierung der Forderungen der Bergarbeiter entdecken will. Die Regierung hält nur an den genreinschaftlchen Konferenzen fest, weil sie sich sonst keinen Rat weiß. Falls diese Verhandlungen end- gültig fehlschlagen, muß die Regierung die ganze Streikfrage im Parlament zur Sprache bringen und dort wird man sie jedenfalls zwingen, Schritte zu tun, um dem Kampf, der in den Industrien des Landes immer größere Verheerungen anrichtet, auf dem Wege der Gesetzgebung ein Ziel zu setzen. Wird dies die liberale Regierung tun können, ohne die Unter- stützung der Arbeiterpartei auf der einen Seite und die der liberalen Unternehmer auf der anderen Seite zu verlieren? Die augenblickliche Situation schließt nicht nur die Möglichkeit einer wirtschaftlichen, sondern auch einer politischen Krise in sich. Daher ist auch heute alles Interesse für andere politische Fragen verschwunden. In den Jndustriebezirken ist die N o t unter den arbeits- los gewordenen unorganisierten Arbeitern schon sehr groß. In vielen Städten sainmelt man Unterstntzungsfonds. Auch schickt nian sich an. Notstandsarbeiten in Angriff zu nehmen. Es ist zu befürchten, daß es bei der Menge notleidender arbeitsloser Unorganisierter zu Ruhestöningen kommen wird.___ Die neue» Blehrforderungen und ihre Deckung. TaS offiziöse Depeschenbureau meldet: JnderBesprechung.diederReichskanzler gestern mit den leitenden Ministern der Ein', eist aaten hatte, wurde einstimmig das grundsätzlicheEinverständnismitderWehr- Vorlage ausgesprochen und die Notwendigkeit ihrer baldigen Durchführung betont. Ferner herrschte Einmütigkeit darüber daß die geltenden Grundsätze für die Finanzgebarung des Reiches aufrecht zu erhalten seien und daß daher die Deckung der neuen Kosten auch neue Ein- nahmen erforderten. Endlich war man sich allerseits darüber einig, daß neue Steuern auf den Ver- brauch und Verkehr nicht vorgeschlagen w e r d e n f o l l e n. Tie danach sich ergebenden Möglich- k e i t e n wurden eingehend durchgesprochen und ein Plan einstimmig gutgeheißen, der auf Grund der bereits vorbereiteten Unterlagen nunmehr seine endgültige Gestalt erhalten kann.'' Soviel steht also fest, daß die neuen Wehrforderungen die Zustimmung der Bundesregierungen gesunden haben. Da nian gleichfalls darüber einmütig war, daß die neuen For- derungen nicht ohne die Schaffung neuer Einnahmen durchgeführt werden könnten, läßt sich annehmen, daß die Ansprüche des Militarismus zu Land, zu Wasser und in der Luft höchst beträchtliche sein werden, und die Lesart, daß sie sich innerhalb der nächsten sechs Jahre aus mindestens eine Milliarde belaufen werden, eine annähernd richtige sein wird. Das wären für das Jahr 170 bis 180 Millionen, ein Betrag, der allerdings ohne neue Einnahmen nicht ge- deckt zu werden vermag. Fraglich nur bleibt es, w e l ch e s der„Plan" ist, der von den Ministern einstimmig gutgeheißen worden ist. Hat man sich für irgendeine Form der Erbschaftssteuer ausgesprochen? Die Frcikonservativen wären für eine solche ja zu haben und sicherlich auch ein Teil des Zentrums, wie ja die kürzlich von uns erwähnte Auslassung des Abgeordneten Giesberts bewiesen hat. Da neue Steuern aus den Verbrauch und den Verkehr nicht vorgeschlagen werden sollen, könnte es sich nur um eine Besteuerung des Besitzes handeln, so- fern inan überhaupt an eine neue Steuer denkt. Oder sollten sich die Absichten der verbündeten Regierungen etwa auf die Schaffung ein es Monopols richten, um den Agrariern, auch denen des Zentrums, die unangenehme Erb- schaftssteuer zu ersparen? ' Jedenfalls wird es höchste Zeit, mit den entsprechen- Vorlagen an den Reichstag heranzutreten, wenn die Regierung sie nicht bis zum Herbst zurückzustellen beabsichtigt. � Da aber in dem offiziösen Telegramm auch die Notwendigkeit der baldigen Turchführnug der Wehrvorlage betont wird, ist ja eine Verschiebung bis zum Herbst kaum anzunehmen. Da die Vorlagen dem Reichstag aber bestenfalls nach Ostern zugehen könnten und dann bis zu den Pfingstferien nur noch etwa-dreißig Arbeitstage zur Verfügung ständen, so müßte die Tagung bis tief in den Sommer hinein ausgedehnt werden, da so bedeutsame Militär-, Marine- und Steuervor- lagen doch nicht einfach durchgepeitscht werden können! Die„National-Zeitung" zieht aus der offiziösen Mel- dung die Folgerung, daß Herr Mermuth Sieger ge- blieben ist und seine blauschwarzen Gegner die Unterlegenen. Denn obwohl nicht ausdrücklich gesagt werde, welche Steuern geplant seien, lasse doch die negative Form den Schluß zu, daß nur eine Besitzsteuer, in erster Linie die E r b- anfällst euer, in Frage kommen könne. Dem Verlaute nach würden die Wchrvorlagen dem Reichstage nach Ostern zugehen.•, Auch die„Freisinnige Zeitung" ist gleich dem national- ! liberalen Blatte der Ansicht, daß als Deckungsmittel lediglich eine Erbschafts st euer in Betracht kommen könne. Das sei nach den Erklärungen des Reichsschatzsekretärs so gut wie zweifellos, habe Herr Mermuth doch am 17. Februar im Reichstag wörtlich ausgeführt: „Wir dürfen wohl mit einiger Sicherheit voraussetzen, daß eine große Begeisterung in diesem Moment für die Bewilligung neuer indirekter Steuern in diesem hohen Hause nicht vorhanden ist.(Lebhafte Zustimmung 'im Zentrum und linls.s Auf der anderen Seite steht es un- zweifelhaft fest— und der Herr Abg. Gröber hat es wiederholt betont—. daß die sämtlichen Bundesregierungen sich einhellig und mit Recht gegen eine Inanspruchnahme der Einkommens- und- der Vermögenssteuer durch das Reich wenden. Wenn wir nun aber das Gebiet beschreiten wollen, was in der Mitte liegt, und bevor wir überhaupt unseren Fuß auf dieses Gebiet gesetzt haben, wird am Eingänge die Warnungstafel ausgestellt:„Betreten strengstens untersagt I" (Sehr gut! und Heilerkeit links.) Soll denn wirklich die Erb- schaftssteuer für immer und ewig als tiefer Schatten über unserem ganzen politischen Leben liegen? (Sehr richtig! rechts.) Soll die Kluft, die dieses Wort eröffnet hat, fernerhin erweitert und vertieft werden? und sollen ihret- wegen auch die Grundsätze aufgegeben werden, die Sie selbst, meine Herren, haben bauen und festlegen helfen? Soll denn nun— und das kann gar nicht anders kommen, darauf verlassen Sie sich auf das Wort eines, der jetzt schon seit einiger Zeit da? Wohl der Reichsfinanzen auf besorgtem Herzen getragen hat—. soll denn nun das ganze An- leihewesen aus diesem Anlaß neu eröffnet werden? Meine Herren, es ist früher hier gesagt worden, daß eine Nation alles an ihre Ehre zu setzen hat. Ich bin fest überzeugt, daß Sie nicht hinter dieses Wort„alles" ein Frage- zeichen setzen lassen wollen, indem Sie die Bereitschaft zum Opfer von der gesetzlichen Form abhängig machen, in welche sich diese Opfer zu kleiden haben." Die„Freisinnige Zeitung" erklärt schließlich,' daß die Fortschrittliche Volkspartei , sofern ihr der Beweis für die Notwendigkeit einer neuen Steuer einwandfrei erbracht werde, f ü r eine solche Erbschaftssteuer stimmen werde. Die Notwendigkeit der Heeres- und Marineforde- r u n g e n setzt das Blatt also ohne weiteres als s e l b st v e r- ständlich vora u s! Den Kampf gegen den Rüstungswahnsinn, gegen die ge- meingefährliche weltpolitische Rivalität und gegen die ver- brecheriiche Völkerverhetzung mit ihren furchtbaren Gefahren führt eben einzig noch die Sozialdemokratie! Politiscke Gebcrticht. Berlin , den 15. März 1912. Kultusetat. Auch wenn man mit seinen Anforderungen an das Drei- klassenparlamen-t noch so bescheiden ist, wird nian doch durch den bisherigen Verlauf der Generaldebatte zum Kultusctat, dessen zweite Lesung am Freitag begann, schwer enttäuscht worden sein. Keine Rede, die sich über das Maß dcS Alltäg- lichen hinaushob! Olle Kamellen, die schon hundertmal vor- getragen sind, in neuer, aber nicht verbesserter Auflage! Das war das Zeichen, unter dem die Beratung vor sich ging, das war die„geistige" Höhe, auf der die Debatte sich bewegte. Gleich der erste Redner, Abg. D i t t r i ch vom Zentrum, wiegte das Haus durch sein Klagelied über die zu geringe Rücksicht auf die Kirche, womit er natürlich nur die katholische meinte, in einen sanften Schlummer hinüber. Wer heute noch zu behaupten wagt, daß die Kirche in Preußen keine volle Freiheit genießt, oder wem heute die Volksschule noch nicht konfessionell gestaltet ist. weil die geistliche Schulaufsicht nicht voll durchgeführt ist, dem ist beim besten Willen nicht zu helfen. Gegen einen solchen— Fanatismus kämpfen Götter selbst vergebens. Man kann es daher dem Abg. v. Campe (natl.), der sich iin übrigen für die Uebernahme der Schule auf die Kirche aussprach, nicht verdeukeu, daß er diese klerikalen Uebertreibungen auf das richtige Maß zurückführte. Auch was Abg. Freiherr v. Zedlitz über das wissen- schastliche Proletariat, aus dem seiner Ansicht nach die Sozial- demokratie istre besten Kräfte nimmt, und wa? er über oeu Zweck der Volksschule in hurrapatriotischem Eiser vorbrachte, haben wir aus seinem Munde schon des öfteren vernommen. Ja selbst die Ausführungen des Fortschrittlers Kopsch boten, obwohl er eine Reihe von Einzelheiten anfuhrt, die da zeigen, wie das Kultusministerium und wie die Konser- vativen über die Gewissensfreiheit denken, doch im großen ganzen nicht viel Neues. Nicht einmal die Art und Weise, wie er die Lehrer gegen die„Verdächtigung", daß 10 Proz. von ihnen Sozialdemokraten seien, in Schutz nahm, war neu. Höchstens könnte man die mehr als ungeschickte Act seines Auftretens als etwas Ungewohntes bezeichnen, wenn wir nicht gerade bei Herrn Kopsch schon ganz andere Seiten- sprllnge gewohnt wären. Vor Beratung des Kultusetats führte das HauS die am! Donnerstag abgebrochene Besprechung des Etats der Zentral- genossenschaftskasse zu Ende, wobei es zu heftigen Aus- oinandersetzungen über die Preußenkasse und die Landwirt- schaftliche Zentraldarlehnskasse kam. Am Sonnabend stehen zunächst kleinere Vorlagen, dar- unter die betr. Erweiterung des Stadtkreises Lichtenberg , auf der Tagesordnung. Tann soll der Kultusetat weiter be- raten werden. Die Interpellationen über den Bergarbeiterstreir kommen voraussichtlich am Montag zur Besprechung. Aus dem Senioreukonvent des Reichstages. Die Reichspartei hat erneut das Ersuchen um Vertretung im Seniorenkonvent und in den Kommissionen an den Senioren- konvent gerichtet. Sie teilte mit, daß die Abgg. W a r m u t h und Graf P o s a d o w s k y sich den 13 Mitgliedern der Reichspartei haben zuzählen lassen. Aus den Akten des Reichstages versuchten sie nach- zuweisen, daß auch frühere Fraktionen, die weniger als 16 Mitglieder besaßen, nach Zuzählung einiger anderer Abgeordneter zum Senioren- konvent und zu den Kommissionen zugelassen worden sind. Der Seniorenkonvent kam überein, daß dies nach den Akten nachgeprüft und den Fraktionen mitgeteilt werden soll, die dann noch einmal darüber Rücksprache nehmen können. Dann wurde über die Ein» teilung der GesSäfte verhandelt. Bis zu den Osterferien sind noch 11 Sitzungstage zur Verfügung. Bis dahin soll das Reichsamt des Innern, das ReichSamt der Post und der Etat der Reichsdruckerei erledigt werden. Früher snllen die Oster» ferien nach Vorschlag des Abg. Geyer nicht beginnen. Zwischen Ostern und Pfingsten stehen dem Reichstag noch 28 Tage zur Beratung zur Verfügung. Für diese Zeit ist vorgesehen die erste Beratung der Militärvorlage, der Flottenvor- läge, der Steuergesetze und Unvorhergesehenes, für welches vorläufig sechs Tage in Ansatz gebracht wurden. Für die zweite Lesung des Etats sind 19 Tage, für die dritte Lesung des Etats drei Tage in Ansatz gebracht, obgleich früher im Durchschnitt auf die Erledigung 26'/2 Tage gekommen sind. Es würden also zwischen Ostern und Pfingsten nur die vorher bezeichneten Vorlagen und der Etat fertiggestellt werden können. Herrn Paasches Geschäftsführung. Als vorgestern der Genosse Sachse unter PaascheS Geschäftsführung im Reichstag die Sache der Bergarbeiter verfocht, sah man Herrn Dr. Oerie l unmutig die Brauen runzeln der nationalliberale Zeus auf dem Präsidenten» stuhl ging ihm mit den Donnerkeilen des Ordnungsrufes zu sparsam um, und richtig! im Morgenblatt der„Deutschen T a g e s z e it u n g" vom 15. März wurde Herr Paaschs Wegeft angeblich lendenlahmer Geschäftsführung zur Ord- nung gerufen und von denn prneesptor gerrnaniae, als den sich der Dicke mit der Weißen Weste so gern aufspielt, an den Ohrwascheln genommen. Die Züchtigung hatte gewirkt. Denn als heute wieder der nationalliberale Zeuskopf Paasches über dem Reichstag leuchtete, kam alsbald die Gelegenheit, wo er die nationalen Farben herausstecken konnte. Als der Pole S o s i n s k i mt Recht das Verbot der polnischen Versamm» lungssprache im Ruhrrevier rügte, das geradezu den Anschein habe, als wolle die Regierung Blut vergießen, fuhr nicht nur ein Ordnungsruf auf das Haupt des Redners nieder, sondern Herr Paaschs fügte aus eigenem hinzu:„Deutsche Bürger können doch überall Deutsch sprechen!" Das war Wohl halb als Plaidoyer für den Sprachenparagraphen ein spontaner Ausbruch seines ehrlich hakatistischen Herzens, halb aber auch eine„nationale" Ver- beiigung vor der Rechten, auf jeden Fall aber eine ganz grob- liche lleberschreitung der Präsidialbefugnis. Wenn Herr P a a s ch e so weiter amtiert, wird er auf der Linken des Hauses bald recht beliebt sein. Der Streit im Zentrum. Die Angriffe der Richtung Roeren-OppcrSborf auf die„Bache- miien" und M.-Gladbachcr werden täglich intensiver. Es erscheinen jetzt Blätter der ersteren Richtung in Köln , Berlin , Breslau und Trier . Die Herausgabe eines fünften Wochenblattes in Mainz ist beabsichtigt. Die von einem Herrn Albert Jansen herausgegebene antibnchemsche„Kölner Korrespondenz" präzisiert den Kern de? Streites der beiden Richtigungen wie folgt: Müssen die Weltanschauungsorganisationen der deutschen Katholiken im grundsätzlichen Einklang mit der katholischen Weltanschauung stehen? Die Osterkonferenz antwortet: Ja, die Richtung Bachem: Nein. Wer sich vor Augen hält, daß diese Frage allein den archimedischen Punkt aller Streitigkeiten bildet, der muß sagen: RomkanngarnichtanderSalSderOster- konferenz recht�ebenl Die Zentralregierung der katho- lifchen Gesamtkirchc könnte erklären, daß es nicht opportun oder nötig sei, die hier genau präzisierte Streitftagc zu erörtern, sie könnte ferner den Vertretern der beiden Lager Verweise erteilen, weil sie taktlos vorgegangen seien oder die Nächstenliebe verletzt bättcn. Nimmt aber die Kirche zu der Frage selbst prinzipiell Stellung, so muß und wird sie erklären, daß die Osterkonserenz Recht und die Richtung Bachem Unrecht hat. daß also die Weltanschauungsorganisationen der Katholiken im grundsätz- lichen Einklang mit der katholischen Weltanschauung bleiben müssen. Dies ist so sonnenklar, daß man sich baß wundern muß, wie die Position der Osterkonserenz von Katholiken überhaupt bekämpft werden kann. Man sieht, daß die OstcrdienKtagZleute sich der„Zentral- regierung" in Rom völlig sicher sind; und in der Tat ist nicht daran zu zweifeln, daß die Kurie auf feiten der durch Bischof Korum, Rocren, Dr. Kauffmann, Oppersdorf usw. repräsentierten Gruppe steht. Wenn das nicht stets mit der von der letzteren gewünschten Klarheit in die Erscheinung tritt, so deutet das eben wicdergegebene Zitat den Grund zutreffend an: eS ist zurzeit„n i ch t o p p o r t u n". Und dann, so schreibt die„Kölner Korrespondenz" an anderer Stelle:„Die Kirche versucht alles� ehe sie sich zum äußersten entschließt". Die Frage, ob sie noch weitergehe, beantwortet die„Kölner Korrespondenz" dahin:„Gewiß, denn die Verhältnisse. die sich bedenklich zuspitzen, drängen zur Entscheidung" Außerordentlich interessant ist ein Artikel der„Köln . Korr" der sich mit den christlichen Gewerkjchaften besaßt. Ter
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