ihr untergeordneten Organe treiben, dafür liefern auch Reden des Polen S t y ch e l und des Dänen Klappen» b e r g vorzügliche Illustrationen. Um in den polnischen Landesteileu und in Schleswig-Holstein zu„germanisieren", bedient man sich der Schule, unbekümmert darum, ob man Eltern und Kinder von einander trennt und den Ritz zwischen Elternhaus und Schule immer mehr erweitert. Zwischendurch gingen Auseinandersetzungen zwischen Zen- trum und Nationalliberalen, wie man sie Jahr ein Jahr aus zu hören bekommt, und eine echt fortschrittliche Rede des Herrn Schepp, des durch ein Bündnis zwischen Konservativen und Freisinnigen gewählten Vertreters von Nieder- und Oberbarnim, der sich durch die Bemerkung, datz ein Lehrer„selbstverständlich" nicht Sozialdemokrat sein dürfe, offenbar für die nächsten Wahlen Ski seinen kons«- vativen Freunden in empfehlende Erinnerung bringen wollte. Am Montag erfährt die Beratung des Kultusetats eine Unterbrechung. Auf der Tagesordnung stehen die Jnter- pellationen über den Bergarbeiterstreik. Tie Sozialdemokratie muh helfen! Im„Tag" kommt Prof. Hans Delbrück auf die Frage der Steuerhinterziehungen zurück. Anlaß dazu gibt ihm die Antwort, die der Finanzminister Lentzc am LS. Februar im Abgeordnetenhaus unserem Genossen Borchardt zu geben für gut befunden hat. Herr Lcntze hat bekanntlich behauptet: die Mehrzahl der Fälle von Hinterziehungen, die Herr Delbrück dein Finanzministerium mitteilte, habe sich bei der Nachprüfung als falsch herausgestellt. Herr Delbrück stellt fest, datz dies in einem selt- samen Widerspruch zu dem bekannte:? Geheimerlatz des Ministers v. Dallwitz steht. Im übrigen— und dies mutz Aufsehen erregen — betont Herr Delbrück , datz er Namen, wenn überhaupt, dann nur solche genannt habe, die ohnedies bekannt waren. Wenn das zutrifft, dann schweben selbst die wenigen Bemerkungen in der Luft, die der Minister zur Sache gemacht hat! Was waren denn das für Fälle, die das Ministerium angeblich geprüft hat und die sich angeblich„im überwiegenden Teil als irrtümlich" erwiesen haben sollen? Ter Minister suchte den Anschein zu erwecken, als sei den Angaben Delbrücks energisch nachgegangen worden. Dies war überhaupt das einzige, was er als Tat der Regierung gegen den Steuerbetrug anführte. Und nun stellt sich heraus, datz solche Angaben kaum gemacht worden sind! Bedauerlich bleibt, datz Herr Delbrück , nach seinem ursprüng- lich so tapferen Vorgehen, jetzt eifrig bemüht ist, seinen Frieden mit den Behörden zu machen. Er zieht zwar nichts von seinen Behauptungen zurück, aber er hebt jetzt mehr das Einigende als das Trennende hervor. Er ist sehr zufrieden, datz seit 1909 das Einkommen auf dem Lande eine Wenigkeit schärfer zur Steuer herangezogen wird, und nennt dies einen Erfolg seiner Enthüllun- gen. Von Interesse ist deshalb nur noch, datz er die einzige Mög- lichkeit, zu einer gründlichen Besserung zu kommen, nur noch in der Mitwirkung der Sozialdemokratie sieht. Er macht am Schluß seines Artikels folgenden Vorscklag: „Die Herren Minister mutzten Anweisungen ergehen lassen und ihren ganzen Einslutz dafür einsetzen, datz in den Veran- lagungstommissioncn stets Mitglieder aller Parteien vertreten sind, also womöglich auch Sozialdemokraten. Diese Partei mag und sonst noch so unbequem sein, aber hier könnte sie sich einmal sehr nützlich erweisen. Aber wer sie prinzipiell für eine Aus- _, gcburt der Hölle erklärt, wird nicht leugnen, datz es persönlich unter ihnen so achtungswerte Leute gibt wie in irgendeiner anderen Partei, die die Pflichten eines Ehrenamtes, in diesem besonderen Fall die Pflicht der Geheimhaltung, nicht weniger streng beobachten würden als andere. Sitzen erst allenthalben in den Veranlagungskommissionen auch Sozialdemokraten, so werden, wo falsch veranlagt worden ist, bald Berichtigungen «intreten, und wo richtig veranlagt worden ist, keine falschen Beschuldigungen mehr erhoben werden." Wir haben gegen diesen Vorschlag nichts einzuwenden. Aber Herr Delbrück wird die Rechnung wohl ohne den Wirt gemacht haben. Die Besitzenden werden sich gegen diese„positive Mitarbeit" der Sozialdemokratie mit Händen und Füßen sträuben, und sie wissen genau warum. � Tas Zentrum und der Gnadenfonds. Zwischen der elsatz-lothringischcn Regierung und dem eisatz- lothringischen Zentrum wird hinter den Kulissen über den so- genannten„kaiserlichen Gnadenfonds" eifrig verhandelt. Der„Deutschen Tageszeitung" wird„auf Grund authentischer Informationen" mitgeteilt, daß die elsatz-lothringische Regierung mit dem elsatz-lothringischen Zentrum in der Frage des kaiserlichen Gnadenfonds Fühlung genommen habe und hoffe, datz diese Partei im Plenum ihre Stellungnahme revidieren und den Fonds bewilligen werde, der bekanntlich in der Kommission vom Zentrum in Gemeinschaft mit den Sozialdemokraten ge- strichen worden war. Tas agrarische Blatt fügt dieser Meldung hinzu:„Das wäre gewitz dringend zu wünschen, namentlich auch im Interesse des elsatz-lothringischen Zentrums; leider aber steht die Hoffnung der Regierung, wie wir zu wissen glauben, auf recht schwachen Füße n." Er erweckt den Anschein, als wolle die„Deutsche Tageszeitung" mit ihrer pessimistischen Bemerkung nur das reichsdcutsche Zentrum veranlassen� im Interesse des guten schwarzblauen Einvernehmens noch etwas stärkeren Druck auf die Stratzburger Zentrümler aus- zuüben, damit der Fonds bewilligt und die„monarchische Treue" des Zentrums vor Flecken bewahrt wird. Es dürfte solch ge- steigerten Drucks kaum bedürfen. Ter Handel zwischen reichS- ländischer Regierung und Zentrum kommt auch ohnedem zustande. Prenf{ische Lehrerbehandlung. Im K ö S l i n e r Regierungsbezirk ist den Kreisschulinspektoren eine neue Dienstanweisung zugegangen, in deren Z 4 u. a. gesagt wird: „Da insbesondere eine verhetzende, parteipolitische Agitation mit dem Amte eines Lehrers unvereinbar ist, das Ansehen des Standes sehr herabsetzt und bei einem Teile der Eltern das für das ersprießliche Wirken des Lehrers notwendige Vertrauen untergräbt, so ist darauf zu halten, daß die Lehrer in dieser Beziehung sich einer angemessenen Zurückhaltung befleißigen." Damit wird der Denunziation der Lehrer bei dem Kreisschul- inspektor Tor und Tür geöffnet und jeder Lehrer, der es wagen würde, in Hinterpommern ein freies Wort zu äußern, hat ein hoch- notpeinliches Disziplinarverfahren wegen„verhetzender" Agitation zu gewärtigen. Gilt doch nun einmal in jenen Gegenden alles was die Kreise agrarischer Beutepolitiker stören könnte, als Ver- hetzung! Der hinterpommersche Lehrer wird damit noch mehr zum politischen Freiwild, als er es heute schon ist! Ob diese amt- liche Lehrerbespitzelung wohl auch auf jene Elemente ausgedehnt wird, die als getreue Junkcrdiener im Auftrag ihrer Herren den Bauern und Landarbeitern Freibier und-Zigarren spendieren, um sie dabei einzuseifen?_ Fürstliche Gehälter im Hansabund. Der frühere nationalliberale Abgeordnete Stresemann soll Leiter des Hansabundes werde», an Stelle des ausscheidenden früheren Oberbürgermeisters Knobloch. Stresemann soll sich noch Bedenkzeit auSbedungen haben. aber vermutlich nicht wegen der Ifeninlw. Redakteur." Albert Wachs, Berlin . Inseratenteil verantw.: Bezahlung des Postens, denn die scheint im Hansabund sehr splendid zu sein. Herr Knobloch war mit dem Hansabund einen drei- jährigen Vertrag für ein Gesamtgehalt von 120 GR) M. eingegangen. Von diesem Gehalt wurden jährlich 29 990 M. direkt ausgezahlt und 29 999 M. wurden jährlich als nach Vertragsablauf auszuzahlende Garantiesumme zurückgelegt für den Fall, datz der dreijährige Vertrag nicht erneuert werden sollte. Herr Knobloch ist nun nach Ablauf von zwei Jahren zurückgetreten Und hat die ihm vertragsmätzig zugesicherte Abfindungssumme erbalten. die� besteht aus zweijähriger Garantiesumme von je 29 999 M.(zusammen 49 099 M.) und dem Gesamtgehalt für das dritte Vertragsjahr von 49 999 M.; insgesamt also 89 999 M. Ein„geschmierter" und„gespickter" Feli»webel! Interessante Einzelheiten über„Schmierereien" beim Mili- tär wurden in einer Verhandlung vor dem Dresdener Kriegsgericht aufgerollt, wo sich wegen Annahme von Geschenken von Untergebenen in einer Unmenge von Fällen und Abhaltung eines Untergebenen von einer B e s ch w e r o e der im 29. Dienstjahr stehende Feld- webel Raacke vom Grenadierregiment??r. 101 zu verantworten hatte. Der wegen Annahme von Geschenken bereits disziplinarisch vorbestrafte Angeklagte sollte eines Tages als Beamter bei der Wohlfahrtspolizei angestellt werden, kam aber nicht dazu, da beim Generalkommando ein anonymer Brief mit schweren Beschuldi- gungcn gegen ihn eingegangen war. Die Folge war die Eni- ziehung des Zivilversorgungsscheines, Enthebung vom militärischen Dienst und die Einleitung einer Untersuchung. Es wurden dann auch unzählige Fälle festgestellt, in denen der Angeklagte Geschenke von Untergebenen angenommen hat. Er loar dafür be- kannt, datz er sich gehörig„spicken" ließ. Die Anklage greift bei den zur Aburteilung stehenden Fällen auf Vorgänge bis 1997 zu- rück. Damals zahlten drei Einjährige eine größere Summe für Bekleidung, es blieb aber ein erheblicher Rest, den sich der Herr Feldwebel gewaltsam als Geschenk aneignete! In vie-- l c n Fällen haben die Einjährigen zusammengelegt und dem Angeklagten Delikatetz- und Wurstkörbe im Werte von 19— 20 Mark geschenkt! Zum Geburtstag ließ sich E. einmal einen Rauchtisch für M M. schenken! Gar nicht zu zählen sind die Fälle, in denen sich der Feldwebel von jedem ein- zelnen Einjährigen„schmieren" ließ. Er nahm E tz w a r e n, Wein, Zigarren, Delikatessen. Gänse, Schinken, Theaterbillcts, kurz,, was er bekommen konnte. Tie Vor- teile blieben nicht aus; da gabs Urlaub, Dispensation vom Dienst usw. Auch baares Geld nahm der Feldwebel; Zehn- und Zwanzigmarkscheine und-Stücke waren nichts seltenes! So ging es jahrelang! Viele Ein- jährige wollen die Geschenke nur gegeben haben— weil das Usus war!! Was es aber mit den„Geschenken" für eine Be- wandnis halte, dafür nur zwei Beispiele. Ein Einjähriger hat geschenkt, weil er glaubte, schlechter behandelt zu werden! und ein anderer fühlte sich schikaniert, weil er längere Zeit nichts gegeben hatte. Der Feldwebel ließ durch allerlei Matznahmen durchblicken, wenn es Zeit W a r, w i e d e r„w a s z u tun". Als sich dann ein Untergebener über die ungleiche Behandlung beschweren wollte, hat ihn der Feldwebel durch Versprechungen davon abge- halten!! Von den Geschenken will der Angeklagte durchaus nichts wissen; sie seien ohne sein Wissen in seine Wohnung gekommen. Dieser „Muster-Aeldiocbcl" erhielt 2 Monate einen Tag Gefäng- nis; er bleibt aber Borgesetzter, denn von der beantragten De- gradation wurde abgesehen! Und ein solcher Mann hat die Oualiftkation zum-- Beamten! Stempelpflichtige Arbeitszeugnisse. Ein Arbeiter, der vier Jahre in Stratzburger städtischen Diensten stand, schied vor kurzem aus. Sein Verlangen nach einem FübrungS- zeugnis wurde gewährt, jedoch war am Kopse des ZeugnisieS eine Stempelmarke über 49 Pf., die bei Aushändigung des ZeugnisieS entrichtet werden mutzten. Auf die eingereichte Beschwerde, datz nach A 114 der Gewerbeordnung keine Stempelgebühr zulässig sei. erhielt der Arbeiter dann seine 49 Pfennig zurück mit einem Schreiben der städtischen Behörde, datz über die Anwendung der Bestimmungen des Siempelgesetzes Unklarheit herrsche. Die Unklarheit kann höchstens bei der Stratzburger Stadtverwaltung herrschen, sonst steht die Stempelfteiheit der SrbeitSzeugnisse autzer allem Zweifel. Wäre dem nicht so, hätte der Reichstag alle Ber- anlassung, schleunigst einzuschreiten. Ungarn . Demonstration für das allgemeine Wahlrecht. Budapest , 16. März. Gestern veranstaltete die s o z i a l d e m o- kratische Partei eine große Wahlrechtskundgebung. Abgeordneter I u st h hielt an die Menge eine Ansprache, in der er betonte, datz die Krisis nur durch die Schaffung eines all» gemeinen Wahlrechtes gelöst werden kann. Die Menge zog vor das Magnatenkasino und an mehreren anderen Stellen, wo sie demonstrierte. Die Polizei zerstreute die Menge m i t blanker Waffe. Es kamen dabei mehrere Verwun» düngen vor, auch wurden einige Perso-nen verhaftet. frankreicb. Die Spende eines Offiziers für den Antimilitarismus. Paris , 16. März. Wie die„Guerre soziale" meldet, hat ein ehemaliger-Offizier, der sich verpflichtet hatte, an G u'st a v H e r V e eine monatliche Pension von 1999 Francs für die Dauer seiner Gefängnisstrafe auszuzahlen, jetzt, um gegen seine Verurteilung zu protestieren, Herve 500 000 Francs j_u_r Unterstützung der revolutionären Bewegung zur Verfügung gestellt.» Herve will die Spende benutzen, iun sein Blatt„La guerre soziale", das jetzt zweimal wöchentlich erscheint, zu einer großen Tageszeitung umzuwandeln. Italien . Nach dem Attentat. Rom , 15. März.(Eig. Ber.) In der Kammer hat die Nachricht von dem Attentat natürlich zu einer großen Demonstration Anlaß gegeben. Giolitti hat in der ihm eigenen sachlichen Weise über den Verlauf berichtet. Der Ministerpräsident sprach dann seine Genugtuung über den glück- lichcn Ausgang de« Anschlages aus, worauf die Kammer lebhaft applaudierte. Nur die sozialistischen Abgeordneten Samoggia, Casalini, Beltrami, Montemartini und G i a c o m o F e r r i blieben mit Ostentation sitzen. Nachdem der Kammerpräsi- dent und die?lbgeordneten L a c a v a und S o n n i n o gesprochen hatten, nahm im Namen der äußersten Linken der frühere Acker- fcauminister, der Radikale P a n t a n o, das Wort, der die Mitz- billigung der drei Parteien der äußersten Linken zum Ausdruck brachte und dem Anschlag jeden politischen Charakter absprach. Tarauf begaben sich die Abgeordneten zum Quirinal , um ihre Ge- nugtuung auszusprechen. Unter den Abgeordneten befanden sich auch die Genossen Bissolati, Bonomi und C a b r i n i, die seinerzeit als Minister und Unterstaatssekretäre in Aussicht ge- nommen worden waren. Auch der autzerhalb der Partei stehende Sozialist C i c c o t t i hat sich dem Zuge angeschlossen. Obwohl dem Anschlag jeder politische Charakter abgeht, mutz man sich doch darauf gesaßt machen, ihn von der Reaktion weidlich ausgeschlachtet zu sehen. Er trifft ohnehin schon in die Zeil natio- Itt. Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt nalistischen Rausche?, dessen Ernüchterung eben einsetzte. Die Blätter, die unter dem ersten Eindruck die Tat als gemeines Ver. brechen kennzeichnen, fangen schon an, von einem Komplott zu reden. Da periodisch anarchistische Komplotte gemeldet werden, so ist man auch jetzt in der Lage, hervorzuheben, datz vor vier Wochen aus Brüssel die Nachricht eines bevorstehenden Attentats gekommen ist. Zum Ueberflutz meldet noch der Neapolitaner „Mattino " vor drei Tagen, datz zwei von den Jungtürken ge- oungcne Meuchelmörder nach Rom abgereist seien. Die Reaktion wird also auch die Ernte dieser Saat eines schwachköpfigen Phan- tasten in ihre Scheuern bringen. Es unterliegt keinem Zweifel, datz der Anschlag, für dessen Mißlingen man das Land beglückwünschen kann, die Sache der Monarchie wesentlich fördert. Wenn das organisierte Proletariat jetzt nicht mit Ruhe und Würde sich der Hochflut der Reaktion entgegenzustellen weiß und mit gleicher Schärfe seine Ablehnung gegen den sinnlosen Anschlag auf ein Einzelleben und den legalen Massenmord des Krieges zum Ausdruck zu bringen versteht, ohne Provokation und ohne Schwäche, dann wird Italien bösen Tagen entgegengehen. Portugal . Die Beziehungen zu England und Deutschland . Lissabon , 16. März. In der gestrigen Sitzung der Kammer �ab der M i n i st e r p r ä s i d e n t folgende Erklärung ab: Die Grundlage der auswärtigen Politik Portugals ist auch weiterhin ein freundschaftliches Verhältnis zu den benach- karten Mächten sowohl auf dem Kontinent wie in den Kolonien. Man hat oft von unserm Bündnis mit England gesprochen, ohne dabei viel von dem Ursprung und den Folgen des Bündnisses zu wissen, das bis in das 14. Jahrhundert zurückgeht. Wix dürfen dem ausländischen Kapital unsere Kolonien nicht verschließen, denn wir bedürfen seiner zur Entwicklung der Eisenbahnen und der Industrien. Tie Regierung kann dafür bürgen, daß kein Vertrag mit England und Deutschland besteht, der irgendeine geheime Klausel enthält, welche die Unabhängig- keit und Integrität oder die Interessen irgendeines Teiles der portugiesischen Besitzungen bedrohen könnte. Diese Erklärung, welche zur Kenntnis der deutschen und englischen Regierung ge- bracht worden ist, gebe ich mit deren Zustimmung ab. Scbweckeii. Eine kleine Niederlage des Militarismus. _ Tie Regierung hatte eine Herabsetzung der Dienstzeit der nicht waffenfähigen Militärpflichtigen, die bis jetzt, gleich der Dienstzeit der waffenfähigen Mannschaft, teils 365, teils 249 Tage betrug, auf 13S Tage vorgeschlagen, um auch auf diesem Wege eine kleine Er- sparnis an den militärischen Ausgaben zu erzielen, was ja dem Programm des liberalen Ministeriums entspricht. In der Ersten Kammer des Reichstags wurde dagegen eine heftige Opposition laut und die Militaristen gebürdeten sich, als ob das Vaterland in Gefahr wäre, wenn die jungen Leute, die man nicht für fähig hält, Waffen zu tragen, nicht mehr mit Arbeiten beschäftigt werden, die teils zwecklos sind, teils von freien und geübten Arbeitern besser und wohlfeiler ausgeführt werden können. Nun hat jedoch die Erste Kammer in ihrer Sitzung am Mittwoch nach langem Schtoanken und vielem Gerede den Regierungsvorschlag gutgeheißen, womit die Herabsetzung der Dienstzeit der nicht waffenfähigen Leute gesichert ist. Das ist ein kleiner Erfolg für die Regierung, die gerade jetzt alle Kraft einsetzen mutz, um sich gegenüber jJim Treibereien der Militaristen und Mordspatrioten im Lande zu behaupten. Von diesen Leuten ist nämlich, bald nachdem die Ä?- gierung den von ihrer Vorgängerin begonnenen Bau eines neuen Panzerschiffes vorläufig verhinderte, um erst einmal die Frage der Landesverteidigung gründlich untersuchen zu lassen, ein Panzer- bootsverein gegründet worden, der Sammlungen veranstaltet, um dem Staat das Kriegsschiff zu schenken, und zwar unter der Be- dingung, datz es sofort gebaut wird. Man will also durch Geld Regierung und Reichstag zwingen, ein Panzerboot zu bauen, ohne sich erst überlegen zu können, ob das notwendig und erforderlich ist. Die schwedischen Mordspatrioten haben auch den Forschungs. reisenden Sven Hedin vor ihren Agitationswagen gespannt, ihre Agitation überdies in die Schulen und Lehranstalten getragen und sogar die Krankenhäuser nicht verschont. Gegen diese Machen- schaften haben unsere Genossen im schwedischen Reichstag �bereits kräftig protestiert, und man mutz gespannt sein, wie die Sache verläuft, und ob die Regierung, wenn die Sammlungen wirklich den Erfolg haben, den man sich wünscht, fest auf ihrem Standpunkt beharrt und sich nicht ins Bockshorn jagen läßt. Rußland. Ein um die Beute geprellter Räuber. Odessa , 16. März. Der frühere Schah von Persien ist heute früh hier wieder eingetroffen. Hetzte IVachrichten. Wahlterrorismus in der Türkei . Saloniki , 16. März.(B. H. ) Die Jungtürken und die Be- Hörden, die im Dienste des jungtürkischen Komitees stehen, haben eine terroristische Wahlkampagne gegen die Opposition begonnen. In vielen Bezirken sind eine große Zahl von Oppositionellen ver» haftet worden, angeblich, weil sie politische Morde auf dem Gewissen haben. Gegen alle nichttürkischen Nationalitäten wird in rücksichtsloser Weise vorgegangen. Pogrom in Bulgarien . Sofia , 16. März.(P. C. ) Russische Einwanderer und bessarabisches Gesindel haben in Küstendil ein Pogrom insze- niert, welchem der grötzte Teil der armen jüdischen Bevölkerung zum Opfer gefallen ist. Namentlich wurden die Besitzer kleiner Geschäfte von den bessarabischen Strolchen überfallen, ihre Läden vollständig ausgeplündert und die Einrichtungen de- moliert. Die Exzedenten raubten zum Teil die Waren, zum Teil warfen sie sie auf die Straßen. Tie Besitzer der Läden sowie ihre Frauen und Kinder wurden in rohester Weise mißhandelt. Ins- gesamt mutzten 269 Personen schwerverletzt in die Hospitäler ge- bracht werden. Der Polizei gelang es erst nach großer Mühe, nach- dem sie mit blanker Waffe gegen das Raubgesindel vorgegangen war, die Ruhe wieder herzustellen. Folgenschwere Zugentgleisung. Warschau , 16. März.(P.-C.) In der Nähe der Stadt S k a z i s k o ist heute früh ein gemischter Zug der Warschau - Wiener Bahn entgleist, wobei 3 Personen des Zugpersonals getötet, 2 tödlich und mehrere leicht verletzt wurden. 19 Waggons wurden bollständig zertrümmert. Die Lokomotive wurde umgeworfen. Die Ursache der Katastrophe ist auf einen Racheakt eines ent- lassenen Angestellten der Bahn zurückzuführen, der große Steine auf das Gleis gewälzt hatte, um den Zug zur Entgleisung zu bringen. Der Schaden beträgt über eine Million Rubel. Paul Singer& Co.. Berlin S\V, Hier»« 6 Beilage»
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