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haben In einer unter dem AI. Februar an den oberschlefischen Berg- und hüttenmännischen Verein gerichteten Eingabe um Aufbesserung der Löhne um 15 Proz. ersucht. Nachdem sich der Verein unter dem 6. März für unzuständig erklärt hat, sind dieselben Forderungen an die einzelnen Grubenverwaltungen gerichtet worden. Diese haben die Organisationen nicht als Vertreter der Belegschaften anerkannt, sind aber bereit, mit den Arbeiterausschüssen zu verhandeln. Die Belegschaften der einzelnen Gruben werden daher von den fünf Organisationen ausgefordert, erneut Lohnforderungen zu stellen und über daS Ergebnis bis spätestens zum 27. März Mitteilung zu machen, damit die Organisationen noch bis zum 1. April weitere Beschlüsse fassen können. Die Situation hat sich inzwischen v e r- schärft, so daß bei mehreren Gruben heute einzelne Arbeiter in den A u s st a n d getreten sind. Tie Organisationen richten daher au die Arbeiter das dringende Ersuäien, strengste Disziplin zu bewahren und den Anordnungen der Organisationen Folge zu leisten. Von dem Verhalten der Bergverwaltungen wird es ab- hangen, ob der Friede in Oberschlesien erhalten werden kann. Weitere Streiknachrichten. Hannoder, 18. März.(Privattelegramm desVorwärts"'.) Auch auf den fiskalischen Gruben ini D e i st e r Kohlen- r e v i c r in Hannover ist jetzt der Streik ausgebrochen. Tort haben von 2590 Mann Belegschaft etwa 2999 die Arbeit niedergelegt. Bückeburg , 18. März. kW. T. B.) In den gestern in mehreren Dörfern des Fürstentums Schaumburg- Lippe abgehaltenen Bergarbeiterversammlungen des Berg- amtes Obernkirchen wurde beschlossen, am Dienstag, den 19. d. Mts., früh nicht einzufahren, auch wenn das Bergamt die von den Arbeitern gestellten Forderungen be- willigen sollte. Heute nachmittag findet eine Konferenz statt zwischen dem Arbeiterausschuß und den Vertretern des Bergaintes. Die Bewegung in Böhmen . Prag , 18. März. Gestern haben im böhmischen Braun- kohlenrevier Versammlungen der Bergarbeiter stattgefunden. In den Versammlungen der sozialistischen Union wurde beschlossen, dag, falls die Forderungen der Union nicht erfüllt werden sollten, die Bergleute der einzelnen Schächte nochmals ihre Forde- rungen überreichen sollen. Man glaubt annehmen zu können, daß ein allgemeiner Streik im Braunkohlenrevier nicht oder wenigstens nicht unmittelbar bevorsteht. Im B r ü x e r Gebiet sind von 608 Bergleuten 143 nicht eingefahren. Teplitz , 13. März. Die Delegiertenversammlung der sozial- demokratischen Bergarbeiter-Union in Turn hat beschlossen, den Zechen bi» zum 20. März ihre neuen Forderungen zu über- reichen. Wenn diese nicht spätestens bis zum 28. März beantwortet sein sollten, werden am 31. März die Forderungen abermals über- reicht und gleichzeitig die Arbeit niedergelegt werden. Die deutsch - nationalen Bergardeiter haben gestern in Brüx ein solidarisches Vorgehen mit den So- zialdemokraten beschlossen, und die tschechisch-nationalen so- wie tschcchisch-anarchistischen Bergarbeiter dürften sich in demselben Sinne entscheiden. Streikbeginn. Teplitz , 17. März. Eine Versammlung der tschechisch-anarchisti- schen und der tschechisch-nationalen Bergarbeiter in Bruch beschloß heute, morgen früh nicht einzufahren. Streiks in Frankreich . ni, Paris , 18. März. Unter den Bergleuten im Pas- d e- C a l a i s, wo einzelne Gruppen sich für einen a l l- einen Streik aussprechen, herrscht eine gewisse Bewegung. Die Bergleute im Denainrevier haben trotz des Beschlusses des Syndikats den Streik erklärt. Ihre Delegierten werden sich daher morgen nach Lens begeben, um den Exekutivausschuß zu veranlassen, eine Aufforderung zur sofortigen Erklärung des General st reiks zu erlassen. Im Loire - und Nordbccken, mit Ausnahme von Denain , ist die Anfahrt der Schichten normal. Vit fllchalftcrung Aermuthz. Am zufriedensten über die Wendung in der DeckungSfrage ist die ultramontane Presse. Naturlich: erfolgte diese Wendung doch nicht zum geringen Teile durch Hertlings Fügung. Jedenfalls bekennt dieGermania ":Die Parteien der Rechten und das Zentrum andererseits haben keine Ursache, unzufrieden zu sein." Natürlich will das Zentrum, wie auch die konservativ agrarische Presse, erst diekonkreten" Vorschläge der Regierung abwarten. Aber, so sagt die Germania ":Vorläufig kann man sich damit zufrieden erklären, daß die Witwen- und Waisensteuer, die alsErb- schaftSsteuer" empfohlen wurde, beiseite g e- schoben worden ist." Während so die Zentrumspresse von Zufriedenheit über- strömt, ist die nationalliberale Presse begreiflicherweise minder zufrieden. DieKöln . Ztg." zwar ist derartig offiziös mystifiziert, daß sie am Sonnabend noch die Ankündigung der Aufhebung der Liebesgabe an Stelle der Erbschaftssteuer alsKompromiß zwischen den Ansichten der Rechten und der Linken" charakterisierte. Mermuths Sturz war um diese Zeit der rheinischen Wetterfahne wohl noch nicht bekannt geworden. Des- halb bestand denn auch das einzige Wörtchen der Kritik für das nationalliberale Blatt darin, daß es gelinde Zweifel äußerte, ob die 59(?) Millionen der Liebesgabe genügen würden, die Mehrausgaben für die Wehrvorlagen zu decken. Von einer Korrektur der Finanzresorm des SchnapS- b l o ck s war vollends mit keiner Silbe die Rede! Davon spricht bezeichnenderweise auch der J£eil der nationalliberalen Presse nicht, der mit Mermuths Sturz und der Preisgabe der Erbschaftssteuer keineswegs einverstanden ist. An die Pflicht, das schnöde, gerade von der Hansabundagitation so tausendfältig gebrandmarkte Steuerverbrechen des Schnapsblocks durch Aufhebung wenig­stens der empörendsten Schnapsblocksteuer zu mildern, mahnt nicht ein einziges der nationalliberalen Blätterl Ihre einzige Sorge ist vielmehr, ob Bethmann Hollweg denn auch Mittel genug bereit stellen wird, um die famosen Rüstungsvorlagen zu Wasser, zu Lande und in der Luft auch ohne jegliche Abstriche durchdrücken zu können. Nicht um die Milderung der Steuerausplünderung der Volksmassen sorgen sich die Herren Nationalliberalen, sondern um die lückenlose Durchführung der Rüswngsvorlagen, um die un- beschnittene Sicherung deS Profits der Panzerplatten-, K a n o ne n pa t r i o t e n und andererpatiiotischer" Kun, Panel Tie Brüskierung. die Herr v. Bethmann Hollweg durch Preisgabe Mermuths und seiner Erbschastssteuerprojektc den gleichfalls aus die Erbschaftssteuer eingeschworenen National- liberalen zugefügt hat, wird weniger von den National- liberalen selbst, als demB e r l. T a g e b l a t t" empfunden, das da schreibt: Mit einer so vollendeten Nichtachtung hat noch kein Reichskanzler die Nationalliberalen behandelt, wie dieser, der ihnen seine Rettung aus einer höchst unangenehmen Lage verdankt. Herr Bassermann erklärt, wo immer er in letzter Zeit auch gesprochen hat, nur eine allgemeine Be- s i tz st e u e r könne als Deckung für die Wehrvorlagen in Be- tracht kommen. Nationalliberale Vereine, wo immer sie in letzter Zeit Resolutionen fassen, sprechen ihm ihr Vertrauen aus und pflichten dem bei. Derweilen verrät der gerettete Bethmann seinen standhaften Schatzsekretär an das Zentrum, nicht ohne bei den Konservativen sondiert zu haben, ob sie gegen den Pakt auch nichts einzuwenden hätten. Um die Nationallibe- r a l e n, die ihn aus Oer Patsche höfischer Verlegenheiten ge- zogen haben, kümmert er sich überhaupt nicht. Im Gegenteil, der Herr Schulmeister schlägt ihnen ihre Forderung einer Besitzsteuer rechts und links um die Ohren, geht hin, macht seinen Frieden mit den Schwarzblauen und zweifelt keinen Augenblick daran, daß die artigen Kinder ihm nach dieser harten Lektion noch pünktlicher folgen werden, als sie ihm bei der Präsidentenwahl folgten. Worin er sich, von einigem papierenen Lärm m ihrer Presse und ihren Versammlungen ab- gesehen, wohl nicht getäuscht haben wird." In der Tat: wenn die Nationalliberalen identisch wären mit Herrn Bassermann, oder besser: mit Herrn Bassermanns Redeübungen, so müßten sie sich auss tiefste indigniert fühlen durch Herrn Bethmann Hollwegs wegwerfende Be- Handlung. Aber die Nationalliberalen fordern nicht nur die Erbschaftssteuer, sondern sie fordern vor allen Dingen pro- fitable Panzerschiffbauten, sie fordern weiter Schutz des Gruben- und Industriekapitals gegenüber den Ansprüchen der Arbeiterklasse. Und wenn ihnen die blauschwarze Reaktion, wie das ja geschehen, hier hinlänglich entgegenkommt, so sind sie auch in den strittigen Steuerfragen keine unversöhnlichen Unmenschen! Ausbeutcr-Pack schlägt sich und verträgt sich! Der Krieg. Tie Türkei lehnt die italienischen Friedensbedingungen ab. Konstantinopel , 17. März. Die Pforte ist bereits durch Per- Mittelung zweier Botschafter von der Antwort Italiens be» züglich der Friedensbedingungen in Kenntnis gesetzt worden. Die Hauptbedingungen sind Zurückziehung der türkischen Truppen und Anerkennung der Annexion Libyens , wogegen Italien sich bereit erklärt, der Türkei gewisse Vorteile zu gewähren, inS- besondere eine Geldentschädigung, die Zustimmung zur Aufhebung der Kapitulationen für den Fall, daß auch die anderen Mächte ihre Zustimmung dazu erteilen, und die Anerkennung der religiösen Autorität des Kalifen. AuS informierter Quelle verlautet, daß die Pforte nach dem heutigen Ministerrate die türkischen Bot- schafter angewiesen hat, den Mächten zu erklären, daß sie diese Friedensbedingungen für unannehmbar halte. Italienische Verstärkungen für Tripolis . Rom , 18. März. Die italienische Regierung bereitet einen neuen großen Kampf für diese Woche in Tripolis vor. Wie der Osservatore Romano " meldet, soll heute nachmittag 1 Uhr das 00. Infanterieregiment, welches durch 600 Mann des Jahrganges 1389 verstärkt worden ist und sich zurzeit in Rom befindet, von Terni nach Tripolis abgehen. In Kürze soll sich daS zweite Dra- gonerregiment gleichfalls nach dem tripolitanischen Kriegsschau- platz begeben. Diese Truppen sollen nicht etwa als Ersatztruppen, sondern als Verstärkung an den kriegerischen Operationen, die in dieser Woche bevorstehen, teilnehmen. Kreta und Griechenland . Athea, 17. März.(Meldung der Agence HavaS.) Die Neue revolutionäre Regierung auf Kreta hat an den König von Griechenland ein Telegramm gerichtet, in welchem sie dem König ihre Konstituierung mitteilt und ihrer ehrfurchtsvollen Er- gebenheit an den griechischen Thron Ausdruck gibt. Die revolutio- näre Regierung wird heute ihre Konstituierung den Konsuln der Schutzmächte mitteilen. Es wurde beschlossen, daß künftighin alle Dekrete im Namen des Königs von Griechenland unterzeichnet werden sollen. Die Einberufung der Reserve und der Miliz wurde rückgängig gemacht. Es herrscht vollständige Ruhe in Kreta . Protest der Türkei gegen die Borgänge auf Kreta . Konstantinopel , 18. März. Die Pforte ist wegen der neuen Wendung der Kretafrage lebhaft besorgt. Sie pro- testierte bei den Schutzmächten gegen die Abschaffung de? Exe- kutivkomiteeS, die eine Verletzung des gewährleisteten StatuS quo bilde, und erklärte den Mächten und Griechenland , daß eine Eni- sendung der kretischen Deputierten nach Athen die türkisch-griechi- schen Beziehungen ernstlich gefährden würde. Gerüchtweise der- lautet, daß eine Schutzmacht den übrigen vorgeschlagen habe, die Verwaltung der Insel einer neutralen Regierung zu übergeben. Ein Journalist, der sich als Opfer eines Attentats ausgibt. Rom , den 16. März.(Eig. Ber.) Den Kriegstorrespondenten Federico De Maria vom.Resto del Carlino" haben die Lor- beeren seine? Kollegen Carrore vomTempS" nicht schlafen lassen. Er sagte sich offenbar, daß ein Attentat eines Arabers heute den schnellsten Anschluß an die Unsterblichkeit vermittelt und hat deshalb in der Oase von Tripolis ein solches Attentat simuliert. Der Erfolg war anfangs ganz der Erwartung entsprechend. Die Zeitungen füllten ganze Seiten mit dem Anschlag und schrieben gar den armen Jungtürken die Absicht zu, alle Journalisten auszumerzen. Ehe der Enthusiasmus sich voll ausreifen konnte, kam aber leider die Nachricht, daß Herr De Maria den Anschlag nur simuliert hatte, weshalb er der Staatsanwaltschaft angezeigt worden ist. Für seine Zeitung ist die durch den Erfindungsgeist ihres Korrespondenten geschaffene Situation nicht eben angenehm. Sie Revolution in China . Die ausländischen Geldgeber machen Schwierigkeiten. London , 17. März. DaS Neutcrsche Bureau meldet auS Peking : Infolge der am 15. d. M. von englischen, ftanzösischen und belgischen Bankiers mit dem Waiwupu abgeschlossenen Anleihe hat die Gruppe der sechs Mächte den gewöhnlichen Bor- schuß von einer Million Tael gestern nicht geleistet. Sie hat den ganzen Finanzplan für China bis Ende Juni der» schoben, um inzwischen den Rat der Regierungen einzuholen. Soldatenprotest gegen den neuen Kriegsminister. London , 18. März. DieMorning Post" meldet aus Shanghai vom 17. März: In Nanking und Shanghai haben die Truppen in Versammlungen gegen die Ernennung des kaiserlichen Generals Tuan Tschijui zum Kriegsminister protestiert, obwohl sie im Einvernehmen mit den Revolutionären beschlossen worden war. Politilcbe CUberHcbt. Berlin , den 18. März 1912. Schule, Zigeuner , Kaligesetz. Aus dem Reichstag 18. März. Die Debatte über den Bergarbeiterstreik hielt den Reichstag drei Tage in Atem. Dafür wurden gestern an einem Tage drei Dinge verhandelt und zwar Dinge, die einigermaßen auseinanderklaffen: das Schulwesen, die Zigcunerplage und die Ausführungsbestim- mungen zum Kaligesetz. Zu dem sozialdemokratischen Antrag, der den Ausbau der Reichsschulkommission zu einem Reichs- schulamt verlangt und neulich in wirkungsvollster Weise vom Genossen Schulz begründet worden war, sprach zuerst im ablehnenden Sinne Herr Dr. P r e u ß. Dieftr Zentrums- mann brachte es fertig, den heftigen Kampf, den seine Partei für Volksverdummung und Gehtrnverkleisterung kämpft, einen heiligen Krieg zu nennen. Nacy ihm brach Oer National­liberale Keinath eine Lanze für das Einjährigen- Institut und gegen die Zentralisation des Schulwesens, Müller- Meiningen vom Fortschritt legte sich für die körperliche Erziehung der Schuljugend ins Zeug und sein Fraktionskollege B r u ck h o f f errang sich mit seineni Eintreten für den Religionsunterricht in der Schule den Beifall der Rechten und im besonderen die Anerkennung des Lizentiaten Mumm. In klaren, wohldurchdachten Worten fertigte Ge- nosse Schulz noch einmal alle Einwände gegen das Schul- Programm der Sozialdemokratie ab, aber außer den Hundert- zehn erhob sich auch nicht ein Mann für den sozialdemo- kratischcn Antrag. Die Zigeunerfrage wurde durch eine Ankündigung des Staatssekretär Dr. Delbrück erledigt, daß auf An- regung Bayerns unter den bundesstaatlichen Regierungen eine Einigung über die Bekämpfung der Zigeunerplage angebahnt worden sei. Dann begann die Debatte über die Ausführ ungS- best im mungen zum Kaligesetz, die im wesent- lichen an eine an der Budgctkommission angeknüpfte sozialdemokratische Resolution anknüpfte. Genosse Hoch stach in einer unterrichteten und unterrichtenden Rede an die Wurzeln des ganzen Problems, mit einer guten Parallele zwischen dem Verhalten der bürgerlichen Parteien zum Kalisyndikat und zum Berg�rbeiterstreik beginnend, ging auf die Frage der Rabatte ein und beschäftigte sich besonders eingehend mit den Propagandageldern. Er forderte Auf- klärung über mehrfache mißbräuchliche Verwendung dieser Gelder und verlangte, daß die nicht verwandten Gelder der Reichskasse zufließen und verbleiben sollten. Allen Mängeln abzuhelfen sei nur die Verstaatlichung imstande, aber für das Monopol trete die Sozialdemokratie nicht etwa ein, um dem Zentrum seine Drückebergerei in der Erbschaftssteucrftage zu erleichtern, sondern nur, wenn die Anträge zur Beseitigung von Verbrauchsabgaben und zu sozialen Zwecken bestimmt würden. Der Nationalliberale B ä r w i n k e l ritt unter großer Interesselosigkeit selbst seiner Parteifreunde gegen den Beschluß der Budgetkommission an und Herr Behrens Arbeiter ohne Gänsefüßchen von der Wirtschaftlichen Ver- einigung verbreitete sich über die Lohnfrage in den Kali- betrieben. Schluß der Sitzung 7'/z Uhr. Heute 1 Uhr Fortsetzung der Debatte.'_ Die Fortschrittliche Volkspartei und das sozialdemo- kratisch-fortschrittliche Stichwahlabkommen. Am Sormabeird und Sonntag fand im ReichStagSgebäude eine Sitzung des Zentralausschnsses der Fortschrittlichen Volkspartei statt, in der Abgeordneter F i s ch b c ck den Geschäftsbericht er- stattete und darauf das mit dem Parteivorstand der deutschen Sozialdemokratie abgeschlossene Stichwahlabkommen darlegte. Nach demVerl . Tagebl." erklärte er, daß die von sozialdemokratischer Seite verbreitete Behauptung, die Leitung der Fortschrittlichen Volkspartei sei an die Parteileitung der Sozialdemokratie mit dem Ersuchen herangetreten, jenes Abkommen zu schließen, unrichtig sei. In Wirklichkeit habe die sozialdemokratische Par- teileitung derjenigen der Fortschrittlichen Volkspartei zuerst Vorschläge für ein Stich- wahlabkommcn gemacht. Im übrigen bezeichnete Abg. Fischbeck den Abschluß des Abkommens als notwendigen Ausfluß des Ergebnisses der Hauptwahl und als Konsequenz der politischen Haltung der Partei, die auf die Beseitigung der schwarzblaucn Mehrheit gerichtet war. In der Debchte fand das Stichwahlabkommen die Zustimmung aller Redner, da es der gegebenen politischen Situation entsprochen und die Selbständigkeit der Fortschrittlichen Volkspartei in keiner Weise beeinträchtigt habe. Es wurde denn auch schließlich mit allen gegen sechs Stimmen folgende Resolution angenommen: Der Zentralausschuß spricht dem geschäftsführenden AuS- schuß der Fortschrittlichen Volkspartei für seine erfolgreiche Wirk- samkeit bei ocn letzten Reichstagswahlen Dank und Anerkennung auS. Der Zentralausschuß billigt die von der Parteileitung ge- troffenen taktischen Maßnahmen, die unter Wahrung der vollen Selbständigkeit der Partei zur Beseitigung der bisherigen rcak- tionären Mehrheit des Reichstags geführt haben." Aus dem Parteivorstand wird uns zu dieser Erklärung des Herrn Fischteck geschrieben: Der Zentralausschuß der Fortschrittlichen Volkspartei hat am Sonntag eine Sitzung in Berlin abgehalten, in der auch das Stichwahlabkommen mit der Sozialdemokratischen Partei behandelt worden ist. Ueber die Sitzung sind Berichte in bürgerlichen Blättern veröffentlicht worden, die als irreführend bezeichnet tv erden müssen. Da heißt es z. B.: .Abgeordneter Fischbeck... konstatierte... daß die von so- zialdemokratischer Seite verbreitete Behauptung, die Leitung der Fortschrittlichen Vollspartei sei an die Parteileitung der Sozial- demokratie mit dem Ersuchen herangetreten, jenes Abkommen zu schließen, unrichtig sei. In Wirklichkeit habe die sozialdemo- kratische Parteileitung derjenigen der Fortschrittlichen Volkspartei zuerst Vorschläge für ein Stichwahlabkommen gemacht.... In der lebhaften Debatte wurde festgestellt, daß die Geheim- Haltung des Abkommens auf Wunsch der Sozialdemokrarie be- schlössen worden sei." Jedem aufmerksamen Leser werden die diplomatischen Wendungen dieses Berichts aufgefallen sein, die den Anschein erwecken müssen, als sei der Vorstand der Sozialdemokratischen Pariei zuerst an den der Fortschrittsparteiherangetreten". Es sei deshalb festgestellt, daß zuerst ein Mitglied des Geschästsfiihrenden Ausschusses der Fortschrittlichen Volkspartei an den Vor- st and der Sozialdemokratischen Partei h e r a n g e t r e t e n" i st, um Rücksprache zu nehmen wegen der Form, in der die auf dem Parteitag in Jena beschlossenen Stichwahlbedingungen von den fortschrittlichen Kandidaten anerkannt werden könnten. Im Laufe dieser Besprechung