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samer Befreiung von den Banden angereizt; der Revolution] berichtet. Der Redner geißelte scharf die Maffenhinrichtungen bon wird zugerufen, wiederzukehren. Eingeborenen durch die Italiener  . Das ging der sehr stark im Die aufrührerische Eigenschaft des Inhalts der Saale   vertretenen italienischen Kolonie arg wider den Gedichte wird noch gesteigert durch die in das Werk einge- Strich und sie protestierte mit unausgesetzten Rufen und ohren­streuten Bilder, die entiveder geschichtliche Aufstände wieder- betäubendem Pfeiffonzert. Nur mit Mühe gelang es, die Ruhe geben oder in anderer Weise die Auflehnung des Volkes wieder herzustellen. Nach dem Vortrage wartete Jungitalien gegen die bestehende Ordnung darstellen oder das vor dem Versammlungslokal auf den Redner, doch hatte sich dieser Elend an Angehörigen des Arbeiterstandes ver bereits durch eine Seitentür entfernt. anschaulichen sollen. Bezeichnend ist auch das Bild in Bd. II S. 272, das die Füsilierung von Aufständischen wiedergibt.

Nicht ohne Absicht in gleicher Hinsicht sind auch die Ueberschriften der Unterabteilungen des Werkes gewählt, so bei den Gedichten oben Nr. 1 und 2: Ich bin das Schwert", bei den Ge­dichten Nr. 9: Opferblut- Heldengut", bei den Gedichten Nr. 3-8: Massenschritt".

Das Gedicht Nr. 4 wendet sich an die Soldaten mit der Auf­forderung, den Gehorsam zu verweigern; die Gedichte enthalten danach die Tatbestandsmerkmale des§ 130 des Strafgesetzbuchs, in einem Falle, dem des Gedichts Nr. 4, die des§ 111 des Strafgesetz­buches. Die sie enthaltenden Teile der Sammlung unterliegen ge­mäߧ 94 der Strafprozeßoronung,§ 20 des Preßgesetzes der Einziehung und sind deshalb zu beschlagnahmen.

Berlin  , den 19. Dezember. Königl. Amtsgericht Mitte, Abt. 125; gez. Manns. Für richtige Abschrift: Berlin  , den 9. Januar 1912. gez.( Unterschrift), Sekretär.

Inzwischen scheint die Anklagebehörde sich bei einigen Sach­verständigen über den hohen literarischen Wert der Gedichtsamm­lung Auskunft geholt zu haben, denn das, was wir im voraus wußten, ist eingetroffen. Die Oberstaatsanwaltschaft mußte auf die eingelegte Beschaverde gegen die Beschlagnahme das Werk wieder freigeben. Dem Verleger ging gestern das folgende Schreiben der Staatsanwaltschaft zu:

Das gegen Sie wegen Preßbergehens betreffend das Buch: Diederich Bon unten auf" geführte Vorverfahren habe ich ein­gestellt.

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Die beschlagnahmten Exemplare werden den Stellen, bei denen sie beschlagnahmt sind, alsbald wieder zugehen. Preuß, Oberstaatsanwalt.

Die Revolution in China  .

Japan   und die Anleihe.

Tokio  , 19. März.( Meldung des Reuterschen Bureaus.) Es bestätigt sich, daß Japan   das Angebot, sich an der chinesischen Anleihe zu beteiligen, angenommen und die Speciebank mit seiner Vertretung im Anleihesyndikat beauftragt hat.

Maßnahmen gegen die meuternden Soldaten. Hongkong  , 19. März.( Meldung des Reuterschen Bureaus.) Die provisorische Regierung in Kanton hat beschlossen, die meu­ternden Truppen aus den Regierungsforts der Danes- Insel in der Nähe von Whampoa zu vertreiben. Chinesische   Kanonenboote be= schießen die Forts, die das Feuer erwidern. Ein britischer Fluß­dampfer meldet, daß die Kanonade sehr heftig sei.

Politische Ueberficht.

Berlin  , den 19. März 1912.

Bethmann Hollweg   amtsmüde?

Jm Reichstag   fursierte am Dienstag mit aller Bestimmt­heit das Gerücht, daß der Reichskanzler sich ernstlich mit dem Gedanken trägt, endlich aus seinem Amte zu scheiden. Mit ihm will auch der Staatssekretär des Aus­wärtigen Amtes, Herr v. Kiderlen Waechter   zurück­treten und als Botschafter nach Konstantinopel   gehen. Sicher ist jedenfalls, daß innerhalb der Reichsregierung Bei etwas besserer Kenntnis der Literatur hätte sich die Db aber auch der Philosoph von Staatsanwaltschaft die unausbleibliche Blamage nicht eine Krise herrscht. ist es zugezogen. Sandelte es sich doch bei den beschlagnahmten Ge- Hohenfinow gehen wird, ist zweifelhaft, denn ist dichten um Werke von Pfau, Herwegh  , Freirigrath u. a. auch um seine Philosophie mißlich bestellt, so versteht er doch Und auch die staatsgefährlichen Bilder sind Reproduktionen von das Klebenbleiben vorzüglich. Werken der berühmtesten Meister, wie Menzel, Meunier, Klinger, Crane, Doré, David, Fidus usw.

Schließlich spricht die Nordd. Allg. 3tg." noch ihre Verwunde­rung darüber aus, daß eine Agitation gegen die Aufhebung der sogenannten Liebesgabe einsehen konnte, nachdem diese Liebesgabe ein Jahrzehnt lang Agitationsstoff gegen die rechtsstehenden Par­teien abgegeben habe. Bon Wichtigkeit ist in obiger Auslassung der Nordd. Allg. 3tg." der Hinweis, daß die Kosten der Wehrvorlagen nicht ohne die Erschließung neuer Einnahmen gedeckt werden können".

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Die Agrarkonservativen und die Aufhebung der Liebesgabe.

Die großen Strategen der konservativen Partei tun so, als sei es ihnen höchst schmerzlich, daß die Regierung von der Einbringung einer neuen Erbschaftssteuer absehen und die Kosten der geplanten Heeres- und Flottenvermehrungen teilweise durch eine Aufhebung der Branntwein- Liebesgabe decken will. So schreibt die parteiamtliche Konservative Korrespondenz":

Was den übrigens sehr überraschend kommenden Vorschlag der Verbündeten Regierungen wegen Abschaffung des Brannt­weinsteuerkontingents selbst anlangt, so entspricht es nicht den Gepflogenheiten der konservativen Partei, zu Gesezentwürfen Stellung zu nehmen, ehe sie nicht im vollen Wortlaute vorliegen. Dies ist hier um so weniger angängig, als es sich nicht um eine politische Parteifrage, sondern um eine Angelegenheit wirtschaft­licher Zweckmäßigkeit handelt, bei der alle Begleitumstände sorg­fältig und fachlich zu prüfen sind. Wir werden daher warten müssen, bis die vom Bundesrate vorgeschlagene Abschaffung des Branntweinsteuerkontingents mit einer näheren Begründung und einer ziffernmäßigen Darlegung des zu erhoffenden finanziellen Ergebnisses versehen worden ist. Der in der offiziösen Verlaut­barung bisher allein angeführte Umstand, eine an sich nur durch Sachuntentnis und Gegnerschaft gegen die Landwirtschaft bc= gründete Forderung des Liberalismus aus dem letzten Wahlkampfe erfüllen zu wollen, fann ernstlich taum dazu dienen, auf der anderen Seite eine befriedigte Stimmung auszulösen oder bei ihr die Empfindung zu= rückzudrängen, daß hier die Landwirtschaft bor­zugsweise belastet werden soll. Die fortgesetzte Be­unruhigung eines Gewerbes, das bereits jetzt mit Abgaben über­lastet ist, wie fein anderes, und dessen Erhaltung im Landes­kulturinteresse von der größten Wichtigkeit ist, dürfte aber auch in nicht landwirtschaftlichen Streisen schwer empfunden werden. Das ganze Geschwätz hat lediglich den Zweck, den An­Aus dem Reichstag  , 19. März. Zu Beginn der schein zu erwecken, als würde dem Patriotismus der Konser­ersten Dienstagsigung denn die vorgestrige Drohung des vativen zugemutet, zum Schuße unserer nationalen Macht­Präsidenten mit einer Nachtsigung wurde schreckensvolle Wirt- stellung" ein großes Opfer zu bringen und willig eine lichfeit ging Genosse Dr. Cohn noch einmal auf die Steuer zu übernehmen, die die Landwirtschaft schwer schädigt. Forderung des öffentlichen Anschlags der Durchschnittslöhne Ein allerliebster Mumpit; denn die meisten der oftelbischen in den Kaliwerken wie auf die Frage der Propagandagelder Großbrenner haben heute von der Liebesgabe keinen oder ein. Er wies nach, wie die Verstaatlichung des Kaliprodukts doch nur noch einen sehr geringen Nußen, da sie fast alle Konstantinopel  , 18. März. Vom Ministerium des Aeußern gleichermaßen im Interesse der Erhaltung der Bodenschätze, an die Spirituszentrale angeschlossen sind, und diese, was wird amtlich erklärt, daß während des lezten diplomatischen im Intereſſe der Landwirtschaft, wie auch im Interesse der die Preisfestsetzung anbetrifft, nahezu unumschränkt zu Empfanges die Botschafter der Mächte keine amtliche Erklärung in Arbeiter liege. Der Redner benutzte die Gelegenheit, dem schalten und zu walten vermag. Wie verlautet, hat denn bezug auf die italienischen Friedensbedingungen abgegeben hätten. preußischen Minister Dallwitz eins auszuwischen, der vor auch die Spirituszentrale nach dem Bekanntwerden des Auf­Nach ergänzenden Mitteilungen wird in der Antwort Italiens   gestern im Dreiklassenparlament, vom Präsidenten nicht hebungsplanes sofort ihre früheren Preisnotierungen zurüd­den Genossen Sachse müst an die Mächte nicht von der Anerkennung der Annegion, sondern behelligt, Unterstaatssekretär Richter bestritt, von der Souveränität Italiens   über Libyen   gesprochen. Ferner hatte. soll es darin heißen, Italien   werde die persönliche religiöse Frei­heit der Muselmanen anerkennen, sei auch unter Umständen zum Berzicht auf die italienische Post in der Türkei   und zur Zahlung einer Entschädigung für die Staatsdomänen bereit.

Aber was weiß davon die Polizei und Staatsanwaltschaft? Und das ist immerhin ein mildernder Umstand in dieser fläglich vorbeigelungenen Staatsaktion.

Der Krieg.

Die Friedensbedingungen.

Russische   Truppenbewegung.

fleinen Baltanstaaten zur Folge haben.

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Kaligesetz und Statistisches Amt.

angerüpelt daß der

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gezogen, um schon für die inzwischen einlaufenden Be­Bund der Landwirte Stali- Propagandagelder zu Wahl- ftellungen höhere Preise zu verlangen. Die bisherige zwecken verwendet habe, und Herr Gothein zählte die Liebesgabe geht also den ostelbischen Großbrennern nicht ver­Bedenken der Fortschrittlichen Volkspartei   gegen eine Verloren, sie wird vermittels der Spiritus staatlichung auf. Nachdem sich dann noch Graf We starp trale einfach den Konsumenten aufgebürdet. von dem Genossen och hatte belehren lassen müssen, daß und selbst, wenn das nicht im vollen Maße gelingen sollte, der Antrag der Kommission nicht etwa das ganze Gesetz über hat doch der ostelbische bezw. norddeutsche Großbrenner den Haufen werfen, sondern nur einen unhaltbaren Para- insofern ein beträchtliches Interesse an der Aufhebung, als graphen beseitigen wolle, wurde die Debatte geschlossen und ihm dadurch in noch weit größerem Umfang als bisher der süddeutsche Spiritusmartt der Antrag der Kommission angenommen.

Konstantinopel  , 19. März.( Meldung des Wiener K. K. Te­legr.- Korresp.- Bureaus.) Wie auf der Pforte erklärt wird, dauern die russischen Truppentonzentrationen an der Rautajusgrenze fort. In amtlichen Kreisen glaubt man, Zum Titel Statistisches Amt verbreitete fich ausgeliefert wird. Vermag doch schon jetzt der süd­Rußland wolle die Pforte einschüchtern, um die Zurückziehung der Genosse Schumann an der Hand eines guten Materials deutsche   Kleinbrenner nur schwer gegen den norddeutschen türkischen   Truppen aus dem persischen Gebiet zu erzwingen. sehr ausführlich über Lohn- und Arbeitsverhältnisse in ein- Großbetrieb zu konkurrieren. Das ganze Geplärre der Nach anderen unkontrollierbaren Meldungen soll neben einer zelnen Betriebszweigen, so im Binnenschiffahrtsgewerbe, im Stonservativen Korrespondenz" hat also wahrscheinlich nur italienischen Flottenattion im ägäischen Meere, die Transportgewerbe, wo auch die Automobilchauffeure von den Zweck, die Konservativen als die großen Patrioten nach Ablehnung der Friedensbedingungen durch die Türkei   erfolgen dem um den marstallbraunen Anstrich so besorgten Polizei- hinzustellen, die großherzig die schwersten Opfer für das würde, auch eine Aktion der russischen Flotte hergehen. Ein präsidenten nicht vor 16-24stündiger Arbeitszeit ge- teuere Vaterland tragen. Vielleicht auch gedenken die ge­solches Vorgehen Rußlands   würde natürlich die internationale Lage schützt würden, und bei den Straßenbahn- Gesellschaften. schäftsgeriebenen Herren, für die Aufhebung der Liebesgabe gewaltig verschärfen und die schon oft vorausgesagte Erhebung der Er zitierte dabei Verträge von Straßenbahnen, die tatsächlich irgend welche einträglicheren Entschädi­die Hörigkeitsverhältnisse des achtzehnten Jahrhunderts in gungen auf anderen Gebieten zu fordern. Italienische Kriegsschiffe im Archipel das zwanzigste übertragen. Nach kurzen Ausführungen des Wien  , 19. März. Wie die Neue Freie Bresse" erfährt, sind Abgeordneten Sittart( 8.) und des Geheimrats Caspar Herr Wermuth im Lichte der klerikalen Presse. in Wien   Meldungen eingetroffen, deren Richtigkeit außer Zweifel fam Herr Schulze Gaebernik zu Wort. Er hat den Marrismus zu verschiedenen Malen totgeschlagen, nur daß Die klerikale Presse vermag es sich nicht zu versagen, stehe. Danach soll sich ein startes italienisches Estadre, Marrismus zu verschiedenen Malen totgeschlagen, nur day bestehend aus mehreren Schlachtschiffen, Kreuzern und fleineren leider der Darrismus heute lebendiger ist denn je. Im dem durch klerifale Intrigen aus dem Reichsschazamt hinaus. Einheiten bereits im Archipel befinden. Sie wurden am 17. d. m. Reichstag enttäuschte diese professorale Fortschrittsleuchte er- gedrängelten Staatssekretär Wermuth nachträglich noch bei der Insel Tenedos   in der Nähe des Dardanelleneinganges ge- heblich. Was er zur Begründung eines Antrags zur Herbei einige derbe Fußtrite zu versetzen. In einem Artikel, der fichtet und befinden sich in einer derartigen strategischen Position, führung von statistischen Erhebungen über die Zahl der Land- nach Erzbergerscher Mache duftet, leistet sich die Märkische daß sie innerhalb sechs bis zehn Stunden sofort zur Attion gegen wirte, die an den Getreidezöllen ein Interesse haben, sagte, Bolkszeitung" allerlei schöne Enthüllungen über Wermuths die Häfen von Smyrna  , Saloniki und gegen die Darbie Art des Redners, sein falsches fatales Pathos und sein und zwar besteht nach der Ansicht des Zentrumsblattes die zwar nicht neu, aber im wesentlichen richtig nur wirfte bisherige schädlichen Einflüsse auf die Regierung, selbstgefälliges Lächeln, einigermaßen peinlich. Nach einer Schädlichkeit darin, daß Wermuth sich wiederholt furzen Replik des Herrn Dr. Dertel wurde die nächste Sigung auf 8 Uhr abends anberaumt.

danellen vorgehen können.

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Von der Arbeit der Kriegsgerichte.

Nom, 16. März.( Eig. Ber.) Von Zeit zu Zeit gelangt Kunde von der Arbeit der Kriegsgerichte nach Italien   und man er= fährt dabei wirklich recht merkwürdige Dinge. So ist unlängst ein Gefondeleutnant Gadolini   unter Anklage gestellt worden, weil er sich momentan pon der ihm anvertrauten Patrouille entfernt haite. Er war ausgesandt worden, um die feindlichen Stellungen auszufundschaften und fehrte mit seinem Peloton nach der Aus­fundschaftung zurüd, als ein feindlicher Schuß einen Soldaten tölete. Der Leutnant überzeugte sich, daß dem Soldaten nicht mehr zu helfen war, ordnete den Transport der Leiche ins Lager an und begab sich dann im Laufschritt zu seinem Hauptmann, dem er den Verlauf der Ausfundschaftung und den Verlust des Soldaten mel­dete. Darauf ging er wieder zu seinem Peloton, mit dem er ins Lager zurückkehrte. Und wegen dieses Herganges wurde er wegen Feigheit unter Anklage gestellt, weil der General Cappello fein Borgehen in diesem Sinne beurteilt hatte. Die Soldaten und die Borgesetzten jagten mit großer Entschiedenheit aus, daß der An­geklagte nur seine Pflicht getan hätte und wiesen auf sein tapferes Verhalten in drei früheren Gefechten hin. Trotzdem forderte der Vertreter der Anklage 20 Jahre Gefängnis, wobei er dem jungen Offizier mildernde Umstände zugebilligt sehen wollte: im anderen Falle hätte er die Todesstrafe durch Schuß in den Rüden fordern müssen. Das Gericht sprach den Leutnant frei, immerhin ist es aber ungeheuerlich genug, daß derartig ehrenrührige und ver nichtende Anflagen einfach durch die Phantasie der Vorgesetzten erhoben werden können.

Ein ,, Kampf um Tripolis  " in München  .

zu schlimmen Ausschreitungen wäre es am Sonntagabend beinahe gekommen aus Anlaß eines Vortrages, den der Wiener  Afrikaforscher O. G. Artbauer bor sehr zahlreichem Publikum über die tripolitanischen Kämpfe hielt. Wir haben über den Vor­trag, der von Artbauer auch in Berlin   gehalten wurde, vor kurzem

Es muß weiter geredet werden...

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Zur Deckung der sogen. Wehrvorlagen. Die Nordd. Allg. Zeitung" vom Mittwoch schreibt:

Die Entschließungen des Bundesrats über die Deckung der Wehrvorlagen werden von einem Teile der Bresse parteipolitisch auszunuzen versucht, um eine Unterwerfung des Reichskanzlers unter den schwarzblauen Block zu erweisen. Damit wird ein altes und abgestandenes Gericht aufgewärmt. Als neue Beilage erscheint die Behauptung, die Entschließungen bedeuteten einen Sieg Bayerns  über den Reichskanzler. Wir stellen demgegenüber, zum Teil in Wiederholung früherer Mitteilungen, folgendes feft:

1. Man war im Bundesrat einstimmig der Ansicht, daß die Einbringung der früheren Erbschaftssteuer zur Dedung der Wehr­vorlagen mit Rücksicht auf die Stellung der Sozialdemokraten zu den Wehrvorlagen ein politischer Fehler sei und nicht einmal Erfolg verspreche.

2. Man war ferner einig darin, daß eine mit einzelstaatlicher Besizsteuer verquickte Reichserbschaftssteuer starken Bedenken für das Reich und für die Bundesstaaten unterliege.

3. Ueber die Aufhebung der Liebesgabe waren im Reichs­schazamt Vorarbeiten aufgestellt. Dieser Plan war bis zu seiner Veröffentlichung weder direkt noch indirekt mit irgend einer Partei besprochen worden.

4. Den Vorschlag, durch die Aufhebung der Liebesgabe die erforderlichen Mittel zu beschaffen, hat Bayern   weder gemacht noch inspiriert. Er ist von norddeutscher Seite ausgegangen und nach eingehender Diskussion von allen Staaten akzeptiert worden.

5. Der vom Reichetangler mit aller Entschiedenheit betonten Auffassung, daß die Kosten der Wehrvorlagen nicht ohne die Er­schließung neuer Einnahmen gedeckt werden könnten, sind auch diejenigen Staaten, darunter auch Bayern  , beigetreten, welche die gegenwärtige Finanzlage des Neiches günstiger beurteilen, als es der Neichskanzler tun zu können glaubte.*

den enormen Heeres- und Flottenforderun gen der Herren v. Heeringen und v. Tirpit widersette. Das würdige Zentrumsorgan weiß durch Aufklärung von besonderer Seite"( allem Anschein nach: Erzberger  ) darüber zu berichten:

Zweifellos ist Herr Wermuth zwar fein schöpferisches Finanz­genie, wohl aber einer der tüchtigsten Finanzmänner, die das Reich seit langer Zeit gesehen hat. Selbst sein ärgster Gegner wird das dankbar anerkennen. Doch ebenso zweifellos ist es, daß Herr Wermuth bei seinen Kollegen in den Reichsämtern und auch bei den preußischen Ministern feine allzu großen Sympathien ge= noß. Das datiert längst vor Herrn Wermuths Staatssekretär­zeit her, und der Graf im Bart, Herrn Wermuths Vorgesehter im Reichsamt des Innern, fönnte manches Interessante ausplaudern über Meinungsverschiedenheiten, die er schon mit dem sehr be­deutenden, aber auch sehr schwierigen Mann durchzufechten ge= habt hat. Es ist ja schon höchst charakteristisch, daß Herr Wermuth, nicht wie sein Vorgänger, Herr Sydow, Mitglied des preußischen Ministeriums wurde, die preußischen Minister fürchteten seinen Einfluß und Herr von Bethmann ganz gewiß auch; es ist ja genau ebenso charakteristisch, daß es so eingerichtet wurde, daß der Reichsschatzsekretär fast niemals persönlichen Vor­trag beim Raiser zu halten hatte. Trotzdem hat wohl nie ein Staatssekretär einen solchen Einfluß auf die gesamte Leitung der Politik ausgeübt, wie gerade Herr Wermuth. Daß Herr von Einem gehen mußte, ist sein Wert, wenn es auch offiziös geleugnet wird, ebenso wie der bekannte Konflikt zwischen Herrn von Tirpitz und ihm bestritten wurde; ein Konflikt, dessen Be­stehen jedem Einsichtigen niemals zweifelhaft war. Der Chef des Marineamts hat den Tropfen Wermuth" in seinem Freuden= becher gar oft bitter geschmedt, und auch Herr von Heeringen wird nicht allzulaut das Lob des ach so sparsamen Mannes ge­fungen haben...