Nr. 67.
29. Jahrgang.
Mittwoch, 20. März 1912.
Lohn zu bezahlen. Der Prozentaufschlag tritt erst nach neun- Das Landgericht Augsburg ( Zivillammer) wies die Klage der stündiger Arbeitszeit in Kraft. Es ist nicht gestattet, Ueberstunden Schlosserinnung kostenfällig ab, da die Vereinbarung auf Grund machen zu lassen, sobald noch die Möglichkeit besteht, neue Arbeiter des§ 152 der Reichsgewerbeordnung erfolgt sei und jedem Beeinzustellen. Der Mindestlohn beträgt für Klempner und Monteure teiligten es freistehe, von einer solchen Vereinbarung zurückzutreten. 80 Pf. pro Stunde. Dieser Mindestlohn muß, gleichviel ob Lohn oder Auf den Rücktritt fönne weder Klage noch Einrede erfolgen. Afford gearbeitet wird, unter allen Umständen gezahlt werden. Für Die Schlosserinnung hat gegen das abweisende Urteil Berufung Arbeiten außerhalb der Werkſtatt ist außer dem Fahrgeld ein Auf- beim Oberlandesgericht eingelegt. Auch dieses hat nun die Klage schlag von 10 Pf. pro Stunde zu bezahlen. unter Aufbürdung der Kosten auf die Klägerin abgewiesen, indem sich das Oberlandesgericht auf den Standpunkt der ersten Instanz stellte.
Der Siebente Verbandstag des Verbandes deutscher Gastwirtsgehilfen beginnt morgen im hiesigen Herkulesvelodrom. Er hat eine sehr reichhaltige Tagesordnung zu erledigen. Neben den rein geschäftlichen Fragen( Tätigkeitsberichte usw.) stehen eine Reihe sozialpolitischer Themata auf der Tagesordnung, die auch über die Die weiteren Forderungen betreffen die Regelung der Verhältnisse, Reihen der Gastwirtsgehilfen hinaus Interesse erwecken dürften. wenn die Arbeitsstelle in weiterer Entfernung liegt. In bezug auf die Die Gastwirtsangestellten gehören ja zu der Arbeiterkategorie, die Akkordarbeit wird verlangt: Alle Akkordpreise werden um 10 bis unter den schlechtesten sozialen Verhältnissen zu leiden haben. Die 15 Proz. erhöht. Der Preis über eine Arbeit muß, bevor die Arbeit fozialpolitischen Fragen im Gastwirtsgewerbe, wie Arbeiterschutz, in Angriff genommen wird, vorher mit dem Arbeiter vereinbart Arbeitsnachweis, Reichsversicherungsordnung, werden darum einen werden. Entstehen bei Festsetzung von Affordsäzen Differenzen, so besonderen Teil der Verhandlungen des Verbandstages in Anspruch ist mit einer von den Arbeitern gewählten Kommission zu verhandeln. nehmen.„ Die wirtschaftliche und soziale Lage der Küchenan= gestellten" und" Ein- und Auswanderung der gastwirtschaftlichen Angestellten" bilden ebenfalls besondere Beratungspunkte. Die Statutenberatung wozu eine neue Vorlage unterbreitet ist wird wohl den breitesten Raum der Beratungen beanspruchen. Hier sind es in der Hauptsache die Einführung der Arbeitslosenunterstüßung, und die Frage der Beitragserhöhung, die eine leb< hafte Erörterung zeitigen werden.
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Die Treibriemensattler Hamburgs hatten den Unternehmern einen Tarifentwurf überreicht und um gemeinschaftliche Verhandlungen darüber ersucht. Die Unternehmer lehnten gemeinschaftliche Verhandlungen ab; nur vier waren bereit, mit der Or Dann folgen die in Tarifverträgen üblichen Bestimmungen. ganisation in Einzelverhandlungen einzutreten. Die Verhand lungen wurden unter Hinzuziehung eines Vertreters des ZentralGültigkeit soll der Vertrag bis zum 1. März 1914 haben. Die Versammelten gaben diesem Entwurf ihre Zustimmung und vorstandes der Sattler und Portefeuiller und des Sekretärs des wählten für die einzelnen Betriebe Kommissionen, die den Ünter- Industrieverbandes( Siz Dresden ) geführt. Erzielt wurden: Einführung der 53stündigen, an Stelle der bisher üblichen 57- und 59nehmern die aufgestellten Forderungen sofort unterbreiten sollten. stündigen Arbeitswoche. Erhöhung des Mindestlohnes von 24 auf Achtung, Tapezierer! Die Differenzen bei der Firma Glaß, 27 M. für gelernte Sattler und Gerber und von 21 auf 23,50 M. 3 Nach dem Geschäftsbericht, der sich auf die Jahre Nach dem Geschäftsbericht, der sich auf die Jahre Lottumstraße 18, find noch nicht geregelt; die Sperre beſteht fort. für Silfsarbeiter. 5 Proz. Lohnzulage am 1. April 1912, 8 Proz. 1910/11 erstredt, hat die Mitgliederzahl des Verbandes in der Be- Die Firma Bachernid, Usedomstraße 21, ist wegen Tarifbruchs am 1. April 1914 und 2 Proz. am 1. April 1915. Für Ueberarbeit gab es gar keinen oder nur einen sehr geringen Zuschlag, jetzt richtsperiode um 4346 zugenommen; sie stieg von 9572 auf 13 918. für Polsterer und Dekorateure gesperrt. Die Schlichtungskommission. 20 Proz. und für Nacht- und Sonntagsarbeit 50 Proz. Wesentliche Neu eingetreten sind in derselben Zeit 14 697, wegen restierender Beiträge mußten aber allein 8344 Mitglieder gestrichen werden. Achtung! Wagenfattler. In der Wagenfabrik von Gebr. Verbesserung bedeutet die jetzt zu gewährende Vergütung für Die Fluktuation ist also ganz enorm. Die Zahl der aufgenommenen Wienide, Nachfolger, Bankow, Breitestr. 17, haben sämtliche Montagearbeit. Bei Neumontagen in der Stadt werden 5 Pf., bei Mitglieder zeigt aber auch, daß die Agitation sehr intensiv be- Sattler wegen erfolgter Alfordreduzierungen und damit verbundener alten Riemen 10 Pf. pro Stunde extra bezahlt, ebenso die Aus= trieben wurde. Dieser ist es auch zu verdanken, daß eine Reihe Maßregelung des Vertrauensmannes die Arbeit eingestellt. Der gaben für Mittag- und Abendessen. In Deutschland werden 4,50 Mark, im Auslande mindestens 6 M. Tagesspesen vergütet. Die Kleinerer Lokalvereine geschlossen zum Verband übertraten. Die Betrieb ist für Sattler gesperrt. Akkordsäge werden mit den Arbeitern jeden Betriebes besonders Zahl der Streiks und Lohnbewegungen vermehrt sich ständig. Im Gastwirtsgewerbe find Streiks ja besonderer Schwierigkeiten untergeregelt. Eine gutbesuchte Versammlung der Arbeiter stimmte den Vereinbarungen zu. Die Firma Gehrkens u. Co. will, wie sie worfen, es zeigt sich aber auch hier immer mehr, daß die gastwirtden Organisationsvertretern erklärte, sich mit ihren Arbeitern berschaftlichen Angestellten die Möglichkeit der Anwendung dieses letzten Mittels einsehen, und daß sie immer mehr gewillt sind, im Es geht auch ohne Zuchthausgeseh. ständigen und noch mehr als die übrigen Unternehmer bewilligen, nur nicht die neunstündige Arbeitszeit einführen. Auch bei den Notfall von ihm Gebrauch zu machen. Das Jahr 1911 hat LohnIn Insterburg ist ein Maurer wegen Bedrohung eines Firmen Scholz und Karl Mary bestehen noch Differenzen.-Sobewegungen mit und ohne Streits in solcher Zahl und Ausdehnung gebracht, wie nie ein Jahr zuvor, und sie sind auch nicht ohne Er- Arbeitswilligen zu der überaus hohen Strafe von 6 Monaten Ge- fort nach Bekanntwerden der Lohnbewegung offerierte Wwe. Die Maurer eines Baues hatten die Müller, Hamburg " und eine Berliner Firma ihr reichsortiertes folg geblieben. Mit den Verwaltungen der Gewerkschaftshäuser fängnis verurteilt worden. hat der Verband meist Verträge abgeschlossen. Die Arbeitsverhält- Bausperre verhängt, weil einer ihrer Kollegen gemaßregelt Arbeitswilligenheer; die Unternehmer lehnten aber das Angebot der nisse in Privatbetrieben sind vielfach unter aller Kritik und hat es worden war. Einer der Streikenden soll nun einen Arbeitswilligen Hingegarde ab. fehr harter Kämpfe der Angestellten bedurft, um bessere Zustände mit Prügeln bedroht haben; und deshalb 6 Monate Gefängnis! zu schaffen. Aber auch in Staats- und städtischen Betrieben bedarf Der Staatsanwalt forderte eine exemplarische Bestrafung. Dieser vieles der Remedur. Diese Betriebe sind nichts weniger als Muster- Ansicht schloß sich das Gericht an, indem es in der Urteilsbetriebe. Dies ist um so schwerwiegender, als die Zahl der von begründung betonte, der Streit wäre ohne Anlaß vom Zaun ge- erließ an ihre Arbeiter die folgende Bekanntmachung: öffentlichen Korporationen betriebenen oder fubventionierten Unternehmungen sehr rasch steigt und die dort gebotenen Lohn- und brochen. Es hätte sich lediglich um eine frivole Kraftprobe geArbeitsverhältnisse von dem übrigen Unternehmertum natürlich handelt, und es müsse für später ein warnendes Beispiel gegeben gern als Entschuldigung für die bei ihnen ebenso schlechten Ver- werden. hältnisse gebraucht wird. Die Bahnhofswirtschaften haben sich geradezu zu Lehrlingsfabriken entwickelt. In städtischen Betrieben, wie Restaurationen in den Rathäusern, Theatern usw. erreicht die Ausbeutung der Angestellten oft Formen, wie sie nicht einmal in allen Privatbetrieben anzutreffen sind.
Nach dem Kassenbericht hat das Vermögen des Verbandes in der Berichtszeit um rund 33 000 Mart zugenommen. Das Vermögen der Hauptkasse stieg auf 129 398,15 Mark und das der Verwaltungsstellen auf 40 031,12 Mart. Die Hauptkasse vereinnahmte in den Jahren 1908/09 insgesamt 170 185 Mart, 1910/11 aber 228 966 Mart. Die Ausgaben betrugen in derselben Zeit 118 522 Mark und 209 313 Mark. Die Einnahmen stiegen um 34,5 Prozent, die Ausgaben aber um 76,6 Prozent. Auch ein Zeichen der gehabten Kämpfe.
Gewerkschaftliches.
Berlin und Umgegend. Tarifbewegung der Bauschlosser und Kunstschmiede. Eine vollbesuchte Versammlung der Bauschlosser und Stunstschmiede nahm Montagabend im großen Saale der Brauerei Friedrichshain" das Resultat der bisherigen Verhandlungen mit den Unternehmern entgegen. Handke berichtete. Es sei sehr schwer gewesen, nennenswerte Bugeständnisse zu erzielen. Nach langen und schwierigen Verhandlungen tam zwischen beiden Parteien eine Verfiändigung auf folgender Bafis zustande:
§ 4. Der Mindestlohn beträgt vom 1. April 1912 ab 57 Pf., für die Ausgelernten im ersten Gesellenjahre 50 Pf., im zweiten Jabre 52 Pf., im dritten Jahre 55 Pf.; vom 1. April 1913 60 Pf., im ersten Jahre 52, im zweiten Jabre 55 Pf. Diejenigen, die durch diese Neuregelung nicht mindestens um 3 Pf. in ihrem Lohn aufgebessert werden, erhalten eine einmalige Lohnzulage von 3 Pf. bei Abschluß des Tarifs."
Bezüglich der Arbeitszeit wurde es erreicht, daß am Sonnabend mur acht Stunden gearbeitet werden soll. Außerdem wurde Stunde für das Aufräumen der Bläge zugebilligt. Die Schlosser hatten verlangt, daß die Arbeit nicht vor 7 Uhr morgens anfangen und nicht nach 5 Uhr enden solle. Das letztere war jedoch nicht zu erreichen, es wurde nur zugestanden, daß, wo es möglich ist, die Arbeit um 5% ihr beendet sein soll. Die Frage der Üleberstunden ist wie bisher geregelt. Doch soll in Zukunft den Arbeitern rechtzeitig vorher mitgeteilt werden, auch sollen Ueberstunden nur in bringenden Fällen eintreten. Betreffs der Mindestlöhne für Kolonnenführer und Hilfsarbeiter, ebenso wegen der Dauer des neuen Vertrages fonnte eine endgültige Regelung noch nicht erzielt werden. Handle empfahl, diese Zugeständnisse zu prüfen und danach entsprechend zu beschließen.
In der Diskussion wurde der Passus über den Schluß der Arbeitszeit bemängelt und die Form als zu unverbindlich bezeichnet und wurde die Kommission beauftragt, dieserhalb nochmals zu verhandeln. Was die Abmachungen über die Ueberstunden betrifft, so wurden dieselben gutgeheißen. Zu einer längeren Debatte führte die Regelung der Mindestlöhne. Den meisten Rednern waren die Zugeständnisse in dieser Frage zu gering. dag die Kommission noch einmal mit den Arbeitgebern verhandeln möge.
Es wurde verlangt,
Mehrere Mitglieder der Kommission, u. a. auch Krüger und Handke, rieten den Anwesenden, den Zugeständnissen, auch wenn sie nicht voll befriedigten, doch zuzustimmen. Die Versammlung lehnte diesen Vorschlag jedoch mit großer Mehrheit ab.
Die Verhandlungen nehmen demnach ihren Fortgang.
Selbst ein Teil der oftelbischen bürgerlichen Bresse macht dem Gerichtshof wegen dieses Urteils Vorhaltungen, und das will schon etwas bedeuten. So schreibt ein Blatt, das die Strafe für außerordentlich hart hält:
Maucher dürfte hier Vergleiche anstellen mit gewissen Schimpfereien und Bedrohungen, die sich ungestrafter und wilder ausleben und noch großartig in angeblicher Wahrnehmung sogenannter berechtigter Interesse begründet werden. Der Autorität unserer Justiz wird nicht damit genügt, wenn man dem Volke Getegenheit gibt, solche Vergleiche anzustellen."
Tarifabschluß im Düsseldorfer Zimmerergewerbe. Einen recht annehmbaren Erfolg haben die Düsseldorfer Zimmerer durch ihre diesjährige Lohnbewegung erzielt. Für das Zimmergewerbe bestand ein Tarifvertrag, der entgegen den sonstiger Abmachungen bereits am 31. März d. J. abläuft. Die in letter Zeit stattgefundenen Verhandlungen haben zu einer Einigung geführt. Der Lohn, der zurzeit 68 Pf. beträgt, wird ab 1. April d. J. auf 70 Pf., ab 1. August d. J. auf 71 Pf., ab 1. April 1913 auf 74 Pf. und ab 1. April 1914 auf 76 Bf. für die Stunde erhöht, so daß die Lohnsteigerung während der Vertragsdauer 8 Pf. für die Stunde beträgt. Der bedeutendste Erfolg der Bewegung beruht indes darauf, daß die Arbeitszeit ab 15. März 1913 bon 9% auf 9 Stunden verkürzt wird. Im Baugewerbe, soweit Maurer , Bimmerer und Hilfsarbeiter in Betracht kommen, besteht in ganz West, Mittel- und Süddeutschland fein Tarifvertrag, der für die Sommermonate die neunstündige Arbeitszeit vorfieht. Es ist den Düsseldorfer Zimmerern durch die diesjährige Bewegung gelungen, Bresche zu legen in die Bestrebungen des Unternehmerverbandes, eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit unter zehn Stunden nicht eintreten zu lassen. Der abgeschlossene Tarifvertrag hat Gültigkeit bis zum 31. März 1915, so daß auch die Bestrebungen der Scharfmacher im Baugewerbe, alle Tarifverträge auf einen bestimmten Datum ablaufen zu lassen, dadurch durchkreuzt sind.
Erfolge des Glasarbeiterverbandes in Thüringen .
Die materiell am schlechtesten Gestellten der Glasarbeiter, die Glasheimarbeiter des Meininger Oberlandes, haben eine Lohrbewegung hinter sich, deren Ausgang Erwähnung verdient. Die Christbaumschmudarbeiter und Puppenaugenmacher in Lauscha und den umliegenden Orten waren bis vor einem Jahre so gut wie gar nicht organisiert. Unermüdlich arbeitete indessen der Glasarbeiter verband an der Organisierung dieser Berufskategorie. Es gelang auch, eine größere Anzahl der Heimarbeiter zu organisieren. Heute sind die Unorganisierten im ganzen Bezirk seltene Ausnahmen. Dem agitatorischen Fortschritt folgte der petuniäre Erfolg auf dem Fuße. Eine über den ganzen Bezirk ausgedehnte Lohnbewegung brachte den Heimarbeitern eine zehnprozentige Erhöhung der Preise, die zu bezahlen sich namentlich die schwerreichen Exporteure der Christbaumbranche anfänglich sträubten. Das half ihnen aber nichts. Sie wurden es gewahr, daß die armen und elend bezahlten Christbaumschmudarbeiter ein mächtiger Faktor find, wenn sie organisiert gemeinsam auftreten. So kam es, daß die Arbeiter einen Tarif zur Durchführung brachten, der ihnen eine 10 prozentige ohnerhöhung garantierte. Die Zahl der Arbeiter, die an dieser Errungenschaft Anteil haben, beträgt rund 1500.
Kein Terrorismus.
Die Textilfirma Karl Fleer u. Co. in M.- Gladbach- Rheydt
" Hierdurch fordern wir sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen auf, falls sie irgend einem Verbande angehören, sich sofort bei demselben abzumelden, da wir nicht dulden, daß bei uns beschäftigte Alle bei uns in Arbeit Personen einem Verband angehören. stehenden Arbeiter und Arbeiterinnen haben sich innerhalb 8 Tagen schriftlich zu verpflichten, daß fie feinem Verbande angehören, widrigenfalls sofortige Entlassung erfolgt".
Ausland.
Lahmlegung der Bautätigkeit durch die dänische Arbeitgebervereinigung.
Die Erd- und Betonarbeiter Kopenhagens stehen seit November vorigen Jahres im Streit. Die oft wiederholten Einigungsversuche des staatsangestellten Schlichtungsmannes hätten wohl im Laufe der Zeit schon einmal zu einem Uebereinkommen führen fönnen, aber damals setzten die Erd- und Betonarbeiter, un zufrieden mit den Einigungsvorschlägen, ihren alten Vorstand ab und wählten einige syndikalistische Mitglieder zu ihren Vertrauensmännern. Die Unternehmer suchten die Uneinigkeit unter den Arbeitern auszunuben und zu fördern, fofettierten mit den überrevolutionären Syndikalisten und machten ihnen zum Schein weitergehende Zugeständnisse als dem alten Vorstand. Als nun aber der syndikalistische Vorstand abgewirtschaftet hatte, die Erdund Betonarbeiter den alten wiederwählten und die Verbindung mit ihrer Zentralorganisation, dem Dänischen Arbeitsmannsverband, wiederherstellten, traten die Unternehmer von ihren Zugeständnissen zurück, und der Schlichtungsbeamte mußte von neuem eingreifen. Endlich, Ende der vorigen Woche, war es gelungen, einen Tarifvertrag zustande zu bringen, der die Zustimmung beider Parteien fand. Die Unternehmer im Erd- und Betonfach und mit ihnen die vielen fleinen Unternehmer in den Baugewerben waren froh, daß der langwierige Lohnkampf gerade noch rechtzeitig beendet war, um die Frühjahrsbauarbeit mit voller Kraft aufnehmen zu können; aber das paßte den in der Arbeitgebervereinigung herrschenden Industrieherren und Großkapitalisten nicht in den Kram, und deswegen machten sie die Durchführung des Tarifvertrages der Erd- und Betonarbeiter davon abhängig, daß gleichzeitig ein Konflikt in der Bementindustrie Jütlands be endet werden sollte. Dort sind nämlich die Arbeiter der Zementfabriken seit Anfang März ausgesperrt, und in dieser Industrie find alle Einigungsversuche gescheitert, soweit sie die Lohnhöhe in Frage tommt. Auch die leßten Verhandlungen, am Donnerstag, berliefen trotz aller Bemühungen des Schlichtungsbeamten ergebnisa los, weil die Unternehmer hartnäckig daran festhielten, daß der Stundenlohn in den Zementfabriken in den nächsten vier Jahren nicht über 34 Dere steigen soll. Die kleinen Unternehmer der Baugewerbe sind entrüstet darüber, daß ihre großindustriellen„ Kollegen" in der Arbeitgebervereinigung ihnen das Frühjahrsgeschäft verderben, aber sie sind eben Hörige des Großkapitals und fühlen sich außerstande, den kapitalistischen Mächten Troß zu bieten.
Aus Industrie und Dandel.
Kapitalzufuhr und Rentabilität im deutschen Bergbau. Im deutschen Bergbau läßt sich die Bewegung der Neuinvestic rungen der letzten fünf Jahre als Spiegelbild für die günstigen Ergebnisse der Gesellschaften benutzen. Ein Vergleich der Neuinvestierungen zeigt uns eine auffallende Steigerung in den Jahren 1909 und 1910. Diese Kapitalzufuhren wurden durch die im Jahre 1912 erforderlichen Verlängerungen des Kohlensyndikats und des Stahlwerksverbandes veranlaßt. Die Gesellschaften wollten gerade zur Zeit der Verhandlungen ihre vergrößerten Betriebe vollendet haben, um mit entsprechenden Anträgen auf Quotenerhöhung an den Verband herantreten zu können. Andererseits tommt auch noch die günstige Wirkung des Kaligesezes hinzu, das eine Zunahme der Neugründungen im Kalibergbau veranlaßte. Wenn aus diesem Grunde die Kapitalzufuhr gerade des Vorjahres sehr hoch war, eine zwar bedeutende Summe für Neuinvestierungen der Montandann ist es auch nicht besonders auffallend, daß das folgende Jahr
Konventionalstrafen bei Lohnbewegungen. Ein interessanter Prozeß hat nunmehr vor dem Oberlandesgericht Augsburg seinen Abschluß gefunden. Im Sommer vorigen Die Klempner und Monteure in der Bierdruckbranche streben eine Jahres traten die Schlossergesellen in Augsburg in eine TarifRegelung ihrer Lohn- und Arbeitsverhältnisse durch einen Tarifver- bewegung ein. Die in einer Junung vereinigten Schlossermeister trag an. In Vertrauensmännerfonferenzen wurde ein Entwurf aus beschlossen nun, mit der Organisation der Gehilfen zwar zu bergearbeitet, der einer Versammlung der Klempner und Monteure zur handeln, aber unter keinen Umständen einen Tarif mit der Drga- industrie aufzuweisen hat, die aber gegen das Vorjahr eine AbMerkowski in der Andreasstraße stattfand. Dietrich vom Deutschen nisation abzuschließen. Damit dieser Beschluß gehalten werde, ver- nahme zeigt; denn erstens hätten Neubauten und Erweiterungen, Metallarbeiterverband erläuterte den Entwurf und verteidigte die vor- pflichteten sich die Meister, je nach der Gehilfenzahl eine Konventional- solange sie noch unvollendet sind, auf die Quotenerhöhung keinen liegende Fassung gegenüber mancherlei Wünschen auf weitere Ver- strafe zu zahlen, wenn der gefaßte Beschluß nicht eingehalten wird. Einfluß gehabt und zweitens würden die Verlängerungen der Verbesserungen. Die Diskussion war sehr rege; bemängelt wurde unter Der Schlossermeister Plabst protestierte zwar in der Meister- bände früher stattfinden, als bis mit einer Fertigstellung gerechnet werden könnte. Gegenwärtig liegen noch teine genauen Angaben anderem, daß für Hilfsarbeiter feine Verbesserungen vorgesehen sind. versammlung, unterschrieb aber später doch den Revers. Die Hilfsarbeiter find leider noch schlecht organisiert, doch soll ber- hilfen traten infolge der ablehnenden Haltung der Meister in den bor, ob überhaupt eine Erneuerung des Stahlwerksverbandes gesucht werden, auch für sie Verbesserungen zu erreichen. für die deutsche Montanindustrie spiegelt sich in nachstehender Zulingen wird. Die Kapitalzufuhr innerhalb der letzten fünf Jahre jammenstellung wider in Millionen Mart:
Die Ge
Streif. Schloffermeister Plabst, der Arbeiten zu einem bestimmten Die wichtigsten Forderungen in dem Tarifentwurf lauten: Die tägliche Arbeitszeit beträgt 9 Stunden, an Sonnabenden Termin fertigzustellen hatte, sab sich gezwungen, nachzugeben und und an Tagen vor den Festen soll eine refp. zwei Stunden früher unterschrieb den von der Gehilfenorganisation eingereichten Tarif. Die Schlofferinnung verlangte nun von dem ausgesprungenen Feierabend sein. Ueberstunden dürfen nur im äußersten Notfall gemacht werden und find bis 8 Uhr abends mit 25 Broz., nach Mitglied die Bezahlung der vereinbarten Konventionalstrafe in Höhe 8 Uhr als Nacht sowie Sonntagsarbeit mit 50 Broz. Aufschlag zum von 650 M.; als Plabst dies verweigerte, erfolgte gerichtliche Klage.
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Neugründungen Kapitalserhöhungen
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1907 1908 38,27 28,08 70,79 82,18
1909 1910 1911 46,68 16,54 7,54 93,15 151,67 107,91
Summe der Neuinvest.. 109,06 110,26 139,83 168,21 115,45