Nr. 67. 29. Jahrgang. 4. KMe drs Jomürtf ßttlintt WMlütt. Die Gemeindewaßlbewegung. Schenkendorf bei Königs-Wusterhausen . Heute, Mittwoch, den 20. März, nachmittags um 6� Uhr. findet im Lokal des Herrn Rudolf Möricke die Gemeindewahl für die dritte Abteilung statt. Kandidat der Sozialdemokratie ist der Hausbesitzer Genosse Karl D u n k e r. Genossen, welche mit Schenkendorfer Arbeitern zusammen arbeiten, werden ersucht, dieselben auf ihre Wahlpflicht aufmerksam zu machen. Da die Wahlhandlung pünktlich geschlossen wird, werden die Genossen ersucht, rechtzeitig zur Wahl zu erscheinen. Schildow. Die Ergänzungswahlen für die dritte Wählerklasse findet heute, Mittwoch, den 20. März, nachmittags von 6— 7 Vi Uhr statt. Gewählt wird in dem Lokal von Iben. Kandidat der Sozialdemokratie ist der Genosse A u g u st M i e r s ch, Maurer . Bleibe keiner der Wahl fern, damit es uns gelingt, den Sieg zu erringen. Ladcburg. Heute, Mittwoch, den 20. März, finden am hiesigen Orte die Wahlen zur Gemeindevertretung statt. Die dritte Klasse wählt von 10— 12 Uhr vormittags, die zweite von 2 bis 3Z4 Uhr nachmittags. Kandidaten sind für die dritte Klasse Albert Noack, für die zweite Klasse die Genossen Christian Sch u l z e und Willy Soellner. Erfülle ein jeder seine Pflicht, damit es gelingt, auch in unserer Gemeinde wirkliche Arbeitervertreter ins Dorfparlament zu entsenden. Groß-Bcsten. Heute, Mittwoch, den 20. März, findet die Ge- meindewahl im Gasthaus von Wilh. Schulze statt. Die dritte Klasse wählt abends von 6— 8 Uhr, die zweite von 8 bis 8K Uhr und die erste Klasse von 8l-z— 8% Uhr. Kandidat der Sozialdemokratie für die dritte Klasse ist Genosse H e r m. Schulze, für die zweite Karl Thramm. Grünau.„Warum muh die Arbeiterschaft im Gemeindeparla- ment vertreten sein?" Ucber dieses Thema sprach in öffentlicher Versammlung Reichstagsabgeordneter Genosse Schmidt- Meißen. Der Vorttag wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. In der Diskussion legten die Genossen B l u h m e und M i tz ne r an krassen örtlichen Ucbelständen dar, wie notwendig es ist, daß auch die Ar beiterschaft Vertreter in das Ortsparlament entsendet. Die Wahl findet heute, Mittwoch, den 20. März, nach mittags von 4— 8 Uhr, statt. Kandidat der Sozialdemokratie ist der Restaurateur Genosse Johann Franz. Der Leseabend findet nicht, wie angesetzt, heute, sondern am Donnerstag statt. Wahlergebnisse. Nicderschöneweide. Der erste Sozialdemokrat zieht nun auch in unser Dorfparlament ein. Bei der gestern stattge- fundenen Gcmeindevertreterwahl siegt« der sozialdemokratische Kandidat Genosse Bengsch mit 382 Stimmen über den gegnerischen Kandidaten, der nur 103 Stimmen aus sich vereinigen konnte. Franz.-Buchh-lz. Bei der am Freitag, den IS. März, statt- gefundene» Gemeindevertteterwahl wurde unser Kandidat, der Ge- nosse August H i r t h e gewählt. Von 427 eingeschriebenen Wählern im erslen Bezirk übten 182 ihr Wahlrecht aus. ES erhielt Genosse Hirthe SS Stimmen, während auf den Bankbeamten Sielaff 18 und auf den Gärtnereibesitzer Rette 4S Stimmen entfielen. In der zweiten Klasse wurde Herr Moldenhauer ohne Gegenkandidat ge- wählt, während in der ersten Klasse von 16 eingeschriebenen Wählern fünf die Herren Veterinärarzt Dr. Fischer und kgl. Lotterieeinnehmer Jacobi zu Gemeindevertretern ernannten. Dabendorf bei Zossen . Bei der am Donnerstag stattgefundenen Stichwahl in der dritten Klasse wurde Genosse Rudolf Lau mit 35 gegen 28 Stimmen gewählt. Mit ihm zieht der erste Sozialdemokrat nach achtjährigem Kampfe in das Dorfparlament ein. In der zweiten Klasse unterlag unser Genosse Schulze mit S gegen nur 11 gegnerische Stimmen. Klein-Besten. Hier wurde in der dritten Klasse Genosse Julius P a a t s ch mit 16 gegen eine Stimme, die auf den Gegner enifiel, gewählt. In der zweiten Klasse steht Genosse Gustav Schmidt mit dem bürgerlichen Kandidat in Stichwahl. In der ersten Klasse erhielt Genosse Baurat eine, der gegnerische Kandidat zwei Stimmen._ Partei- Hngclegenbcitem Charlottenburg . Heute Mittwoch, abends S'/z Uhr: Oeffent- liche Kommunolwähler-Bersammlung bei Theten, Kaiser-Friedrich-Str. 4Sb. Friedrichöfelde. Zu einer wichtigen Parteiarbeit wollen sich die Genossen am Donnerstagabend 7 Uhr in den Bezirkslokalen ein- finden. Köpenick . Morgen Donnerstag, den 21. März, veranstaltet der Bildungsausschuß einen letzten Theaterabend in dieser Saison. Zur Aufführung gelangt die Operette„Die Fledermaus ". Karten zu 80 Pf. beim Genossen Lefsvre. Grünstr. 18" Wilhelmsruh . Freitag, den 22. März, abends 8'/, Uhr. bei Milbrodl, Kronpnnzenstr. IS: Oeffentliche Gemeindewählerversamm- lung. Hierzu am Donnerstag, abends 7 Uhr. von den Bezirkslokalen aus: Flugblatlverbrettung. Potsdam . Heute(Mittwochabend) in allen Bezirkslokalen: Zahl- abend Die Brandenburger Vorstadt versammelt sich bei Schumacher. Alte Luijcnjtraße. � � Berliner Nachrichten» Bergarbeit bei Berlin . Das gewaltige Ringen der deutschen Bergsklaven um die Exl,tenz erinnert daran, daß wir auch dicht bei Berlin so etwas wie einen Bergbau haben. Die meisten Berliner Ein- wohner können sich von dem Leben und Treiben in den beut- schen Bergrevieren Wohl kaum eine richtige Vorstellung machen.-t.azu gehört, daß man Land und Leute genau kennt und die rauchenden Zechenschlote gesehen hat, die wie mächtige astlose Baumstänime zu Hunderten aus dem Kohlen-und Erz- boden wachsen. Aber die nicht zu wenigen heutigen Großstädte�, die aus den Bergbaurevieren beheimatet sind und zur deutschen Metropole pilgerten in der trügerischen Hoffnung, hier statt des schwarzen Goldes der Erde blinkendes Gold auf dem Straßenpslaster zu finden, leben und weben jetzt im Geiste wit� den fernen- Kämpfern gegen den Uebermut der Berg- könige und der ihnen Heerfolge leistenden regierenden Schwachmatikusse. Vor zwei und drei Jahrzehnten wanderte durch die Berliner Schulen ein ergrauter, im Frondienst kaput gegangener Bergmann, der den Schülern gegen mäßiges Ent- gelt ein Bergwerksmodell mit mechanischem Betrieb vorführte. Wie staunte da die wißbegierige Großstadtjugend! Eine ganz neue Welt tat sich ihr auf. und in manchem Brausekopf spukte wochenlang die Romantik des Unterirdischen nach. Hat sich was mit Romantik! Des Bergmannslebens ganzer Jammer hätte dazumal auch schon die Jugend gepackt, wenn es dem alten Fachmann erlaubt gewesen wäre, seine Vorführung zu würzen mit der Angabe der Schundzahlung im Bergarbeiter- berufe. Auch bei den sehr mäßigen Bergwerksnachbildungen, die man auf Berliner Gewerbeausstellnngen als ein Stück „Clou" zu sehen bekam, stand kein Wort, keine beredte Sta- tistik von Bergfron und Hungerlohn. Wer nun auf � einem Ausfluge nach der reizvollen landschaftlichen Szenerie bei Erkner einen Abstecher macht nach dem staatlichen Bergbau- betrieb in Rüdersdorf , darf das, was er als Laie hier sieht, nicht etwa auf eine Stufe stellen mit den weitverzweigten Bergwerksbetrieben in den Kohlenprovinzen. Hier bei Berlin handelt es sich lediglich um die am wenigsten charakteristische Form bergmännischer Handwerkskunst, um den rein ober- irdischen Abbau von Kalkgestein. Die wenigen kurzen Stollen, die an der Bergsohle in das Gestein getrieben wer- den zu Sprengzwecken, haben mit unterirdischem Betriebe nichts gemein. Man sieht also auch keine Einfahrten, und die oberirdischen langgestreckten Förderanlagen dienen nur der Materialförderung von der Sohle nach den Bergkuppen und von da zur Abfuhr, meist auf dem Wasserwege, nach dem Rüdersdorser Straßengebiet. Wenn auch ein derartiger Ab- bau noch genug Gefahren in sich birgt, so sind selbstverständ- lich die Gefahren durch Naturmächte bei der Arbeit„unter Tage" ungleich größer. Der richtige Bergmann kann stets sein Testament zurücklassen, ehe er in die Grube fährt. Er muß stets damit rechnen, daß er das Tageslicht zum letzten Male gesehen hat, und nur die Macht der Gewohnheit, der Zwang zum Daseinskampf stumpft das Gefahrgefühl ab. Massenunglücksfälle, bei denen Hunderte von Proletarier- leben durch„schlagende Wetter" und dergleichen Berggespenster vernichtet werden, sind in den Rüdersdorfer Brüchen ein Ding der Unmöglichkeit. Auch die Ausrüstung des Berg- mannes der Mark ist naturgemäß eine viel einfachere, denn er braucht so gut wie gar nichts von den sinnreichen Hilfs- Mitteln, wie sie bei der Arbeit tief unter der Erde nötig sind. Trotz dieser Grundverschiedenheit hat man auch in Rüders- dorf bis auf den heutigen Tag die patriarchalischen Berg- mannsbräuche. gewahrt, die freilich nur bei festlichen Ge- legenheiten einen äußeren Ausdruck finden. Dann ziehen die paar hundert, nach ihren Rangstufen geordneten Bergknappen in der kleidsamen Berufstracht mit Schurzfell und Hand werkszeug, Käppi und Federbusch, voran ihr eigenes Musik korps und im Gesellschaftsdreß die Bergbeamten, durch die Rüdersdorfer Straßen zum Festplatz, und man möchte bei diesem Festgepränge glauben, daß der Bergmannsberuf mit seinem herzigen„Glück auf!" einer der schönsten der Welt sein müsse. Die Wirklichkeit ist anders. Dort drüben in den Revieren des wirtschaftlichen Massenmordes zugunsten einer Handvoll Blutsauger hieß die Parole schon viel zu lange: Glück ab!_ Der Berliner Magistrat als Landwirt. Die Einrichtung städtischer Meiereibetriebe auf den Rieselgütern ist durchaus nichts Neues. Sowohl Berlin wie Kölln haben früher Meiereien besessen. Die Meierei Berlins befand sich, nach dem Vermögensverzeichnis des Magistrats im Jahre 1682, vor dem alten Georgentore, wurde aber bei Befestigung der Stadt verlegt und nahm etwa den Platz der heutigen Häuser Neue Königstraße 8—19 ein. Es be- fanden sich darauf außerdem mehrere Stallungen, Scheunen, Pferdegehege und ein Wohnhaus; ferner gehörten zu der Meierei 4 Hufen Acker, davon 85 Morgen Gerste- und Roggenboden, 31 Morgen Hafer- und 68 Morgen drei jähriges Roggenland, sowie etwa 53 Morgen Wiese. Die Meierei besaß 4 Pferde, 8 Kühe, 146 Schafe, 5 Schweine und 8 Hühner, und erbrachte in den Jahren 1756—1766 zirka 486 Taler jährlichen Reinertrag. Auch die Stadt Kölln besaß eine Meierei, die 1736 von dem Vorbesitzer. Friedrich v. Bartholdi , für 16 666 Taler durch den Magistrat erworben wurde. Sie lag unmittelbar vor dem Schlesischen Tor. ging später in den Besitz des Stadtrats Cuvry über und gab der Cuvrystraße, die über das Gelände dieser Meierei führte, den Namen. Der Besitz war viel größer als der berlinische. 155 Morgen Acker lagen hinter der Meierei, außerdem 134 Morgen Wiese und 26 Morgen Gartenland. Auf dem Terrain der Meierei befand sich ein Wohnhaus, ein Brau- Haus, ein Backhaus, eine Windmühle, ein Bleichhaus und zahlreiche Ställe. Wagenschuppen. Scheunen, Gerätekammern usw. An Vieh waren 1763 vorhanden: 16 Stück Rindvieh, 2 Pferde, 46 Schweine und für 15 Taler Federvieh. Der Ertrag war 755 Taler. Beide Meiereien, die berlinische wie die köllnischc, wurden später verpachtet und brachten da- durch wesentlich höhere Erträge für den Magistrat. Außer- halb der Stadt unterhielten Berlin und Kölln außerdem noch Meiereibetriebe in Treptow , Lichtenberg , Boxhagen, Reinickendorf , Woltersdorf usw., so daß die Ergebnisse der Meiereien früher einen wesentlichen Einnahmeposten im städtischen Etat ausmachten._ Die privaten Mädchenschulen sind nicht mehr lebensfähig, sie können ohne Unterstützung nicht mehr fortbestehen. In Berlin werden sie vom Magistrat durch jährliche Subventionen über Wasser gehalten. In Charlottenburg haben drei Privatschulen bereits ihre Pforten für immer geschlossen, am 1. April d. I. wird auch die höhere Mädchenschule von Fräulein Schmidt-Westend eingehen. Einige Anstalten haben so erbeblicbe Einbußen in ihren Einnahmen erlitten, daß sie Gefahr laufen, Schülerinnen zu verlieren. Der Magistrat Cbarlottenburg hat nun beschlossen, alle die Mädchen- schulen im Ort zu subventionieren, die bei der Aufnahme von Schülerinnen keine konfessionellen Rücksichten walten lassen, das heißt, auch Jüdinnen aufnehmen. Von der Unterstützung müssen drei Anstalten ausgeschlossen werden, darunter eine, weil sie auf staatliche Anerkennung verzichtet hat. Für die übrigen vier iApel, Klockow, Mittelstädt und Muchow) sollen insgesamt 45 000 M. als Beihilfe für 1912 in den Etat eingestellt werden. Hausbesitzer und Wohnungsamt. In der Stadtverordnetensitzung am 7. März hat Genosse Rosen- selb die Bestrebungen der Hausbesitzer charakterisiert und die Haus- besitzcr als großes Hemmnis auf dem Gebiete des Wohnungswesens bezeichnet. Diese Bemerkungen veranlaßten einem Wortführer der. Berliner Hausbesitzer, den Stadtverordneten Landsberg , zu der Erklärung, daß die Hausbesitzer ja selber für die Errichtung eines Wohnungsamtes seien. In der letzten Nummer des.Grundeigen- tum" veröffentlicht nun der Bund der Berliner Grund- und HauS- bcsitzcrvereine seinen Jahresbericht für 1912, der bereits in der Bundesversammlung am 29. Januar 1912 gegeben worden ist. In diesem Bericht wird erklärt, daß der Bund sich veranlaßt gesehen habe, in folgender Resolution öffentlich gegen die geplante Errichtung eines städtischen Wohnungsamtes Stellung zu nehmen: „Auf Grund eines in der Delegiertenversammlung des Bundes der Berliner Grundbesitzervereine vom 18. Oktober 1911 gefaßten Beschlusses spricht sich hiermit der Bund der B er- liner Grundbesitzer ganzentschieden gegen dieErrichtung des von den städtischenBehörden geplanten Wohnungsamtes aus. Die Berliner Hausbesitzerschaft steht auf dem Standpunkte, daß einerseits für die Beauffichtigung der Wohnugen schon völlig ausreichende ge- meinnützige Einrichtungen, wie Gewerbepolizei, Baupolizei und Armenpflege, vorhanden sind, andererseits die Schaffung des Wohnungsamtes den Etat der Stadt Berlin weiterhin äußerst bedenklich belasten würde, ohne daß mit Sicherheit weitere Erfolge zu erwarten wären." Wie angesichts dieses offiziellen Berichts Herr Landsberg seine Behauptung aufstellen kann, ist unerfindlich. Das Schnellbahnprojekt der Allgemeinen Elektrizitäts-Gescll- schaft, Gesundbrunnen— Rixdorf, ist nunmehr von den Aufsichts- behörden geprüft worden, so daß die Entscheidung des Ministers der öffentlichen Arbeiten über die prinzipielle� Zulassung dieser Bahn eingeholt werden kann. Dabei sind in Gemäßheit des§ 5 des Klein- bahngesetzes zugleich die in finanzieller Hinsicht erforderlichen Unter- lagen beizufügen. Wie verlautet, werden die Baukosten der Schnell- bahn durch Ausgabe von Obligationen aufgebracht werden. Wegen einer Explosion, hervorgerufen durch die Entzündung von Benzindämpfen und Celluloidgegenständen, wurde die Feuer- wehr am Dienstag nach der Glasgower Straße 31 alarmiert. Dort fand die Wehr den Heimarbeiter Koplin und seine Frau in der Küche verletzt vor. Beide wurden verbunden. Der entstandene Brand konnte schnell gelöscht werden. Wahrheit»der Dichtung? Ein noch nicht aufgeklärter Vorgang beschäftigt sowohl die hiesige als auch die Grunewalder Polizei- behörde. Am Sonntagabend erschien in dem Restaurant„Wald- Haus" im Grunewald ein 14 jähriger Knabe mit einer stark bluten- den Verletzung an der Brust. Er erzählte, ein Herr habe ihn Unter den Linden angesprochen und eingeladen, ihn auf einem Ausflug nach dem Grunewald zu begleiten. Dort sei der Unbekannte plötzlich über ihn hergestürzt und habe ihn mit einem scharfen Messer einen langen Schnitt in der Brust beigebracht. Obwohl die Polizei den Angaben des Knaben recht skeptisch gegenübersteht, hat sie doch Nachforschungen nach dem Täter in die Wege geleitet. Der letztere wird als ein etwa 30 jähriger Mann mit bartlosem Gesicht und blondem, lockigem Haar geschildert. Er soll mit grauem Gummi- mantel, braunem Hut und gleichfarbiger Hose begleitet gewesen sein. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich gestern mittag in dem Hause Saarbrücker Straße 38. Dort befindet sich ein Neubau der Aschinger-ALien-Gesellschaft, in deren Torweg sich noch ein Gerüst befindet. Unter dieses hinweg fuhren gestern früh mehrere beladene Wagen mit Gemüse, ohne mit den Brettern in Berührung zu kommen. Als der 37 Jahre alte Kutscher Paul Pelz aus der Barnimstratze mit einem schwer und hoch mit Mohrrüben beladencn Wagen des Fuhrgeschäfts von Wandel in der Elisabethstraße 21 durch den Torweg fahren wollte, kam er mit der Ladung an das Gerüst. Mehrere Bretter, die dadurch herunterfielen, trafen ihn am Kopf und rissen ihn vom Bock. Dabei fiel er so unglücklich, daß er unter die Hinterräder seines Wagens zu liegen kam. Ein Rad ging ihm über beide Beine, während ihm das andere den Brustkorb eindrückte. Tot wurde er so unter dem schweren Fuhr- werk hervorgezogen. Ueber mehrere tödliche Unfälle verschiedener Art wird berichtet. Ein trauriges Ende fand der 33 Jahre alte frühere Arbeiter Adolf Dretzler aus der KöSliner Straße 17b. Seit Jahren schwer köpf, und lungenleidend, ernährte sich der alleinstehende Mann, der von der Armenunterstützung allein nicht leben konnte, durch einen Hausierhandel in Schankwirtschaften. Als er vorgestern abend 5% Uhr von einem Spaziergang heimkehrte, wurde er im dritten Stock ohn- mächtig, fiel die Treppe nach dem zweiten Stock hinunter, schlug mit dem Kopf gegen die Wand, zog sich einen Schädelbruch zu und ver- schied auf der Stelle.— Durch einen Sturz von seinem Wagen kam der 37 Jahre alte Kutscher Reinhold Jakob aus der Gericht- straße 43 ums Leben. Jakob war seit 5 Jahren bei der Kohlen- Handlung von Louis Schulz in der Heidestratze beschäftigt und er- nährte durch seinen Verdienst nicht nur seine Mutter, sondern auch einen 27 Jahre alten Bruder, der gelähmt ist und nicht arbeiten kann. Am Montag fuhr Jakob einen Kohlenwagen nach Tegel . Aus dem Rückweg schlief er auf dem Bock ein. Vor dem Hause 175 in der Müllerstraße kam der Wagen plötzlich ins Schleudern und Jakob fiel vom Wagen herab auf die Straße. Er schlug so unglücklich mit dem Kopf auf die Bordschwelle, daß er sich einen Genickbruch zu- zog. Man brachte ihn nach der Hilfswache in der Lindower Straße, doch konnte man dort nur noch seinen Tod feststellen. Ein tödlicher Straßenbahnunfall ereignete sich am Montag- abend gegen 8 Uhr in der Neuen Königstraße. Dort versuchte vor dem Hause Nr. 53 der 24 jährige Kupferschmied Willy Heese, dessen Wohnung bisher unbekannt geblieben ist, unmittelbar vor einem herannahenden Straßenbahnwagen der Linie 62(Richtung Weißen- see) das Gleis zu passieren. Obwohl der Führer alle ihm zu Ge- böte stehenden BrcmSmittel anwandte, wurde H. umgestoßen und geriet unter den Schutzrahmen. Um den Verunglückten zu be- freien, mußte der Waggon mittels Winden angehoben werden. Der Ueberfahrene, der schwere äußere und innere Verletzungen er- litten hatte, erhielt von zwei zufällig anwesenden Aerzten an Ort und Stelle Notverbände, verstarb aber berettS auf dem Transport nach dem Krankenhause Friedrichshain . Aus der Havel gelandet wurde vorgestern bei PichelSwerder die Leiche eines ungefähr 30 Jahre alten Mannes, der seinem Aeußeren nach den besser gestellten Ständen angehört hat. Der Tote ist 1,50 Meter groß, hat dunkelblondes, dünnes Haar und Schnurrbart und trug einen dunklen Winterüberzieher mit schwarzseidenem Futter, einen dunkelgestreiften Jackrttanzug, eine grauwollene Unterjacke, ein wollenes Hemd und Unterhose und Schaftstiefel. Vier Taschentücher, die er bei sich trug, sind W. I. gezeichnet. In einer goldenen Uhr befindet sich die Gravierung„Weihnachten 1908". Sein goldener Trauring ist„C. H. 20. 7. 1908" gezeichnet. Außer- dem hatte er noch einen goldenen Kneifer mit Futteral und ein Portemonaie mit 203,45 M. in seinen Taschen. Anscheinend hat die Leiche mindestens 14 Tage im Wasser gelegen. Das neue Frachtbriefmuster enthält bekanntlich sowohl Spalten für die Bestimmungsstation als auch für den Bestimmungsort. Für den Fall, daß beide voneinander ahweichen. ist ausdrucklich auf die Ausfüllung der Spalte„Bestimmungsort" hingewiesen; es darf danach eine Weiterbeförderung mit der Kleinbahn ohne ausdrückliche Vorschrift des Absenders nur dann stattfinden, wenn die Spalte „Bestimmungsort" vom Absender ausgefüllt ist oder der Empfänger rechtzeitig die Weitersendung bei der UebergangSstation beantragt hat. Die UebergangSstationen sind nun angewiesen worden, vom 1. April d. I. ab ohne ausdrückliche Vorschrift des Absender? oder Empfängers Sendungen, bei denen im Frachtdriefe unter dem Vor- druck„Bestimmungsort" eine Kleinbahnstation nicht angegehen ist, den Kleinbahnen nicht mehr zur Weiterbeförderung zu übergeben, sondern die Empfänger vom Eingang des Gutes zu benachrichtigen. Es liegt daher im Interesse der Versender, sofern sie die Zuführung der Sendungen nach Kleinbahnstationen wünschen, entweder im Frachtbriefe die Weiterbeförderung nach der Kleinbahn ausdrücklich vorzuschreiben ober wenigstens im Frachtbriefe unter den Namen der Bestimmungsstation in der Spalte„Bestimmungsort" den Namen der Kleinbahnstation, auf der das Gut dem Empfänger ausgeliefert werden soll, anzugeben. Für Empfänger, welche die für sie ein- gehenden Sendungen auf einer Äleinbahnstotion in Empfang nehmen
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