Jr. 69. 29. Jahrgang.
32. Sigung. Donnerstag, den 21. März 1912, nachmittags 1 Uhr.
Am Bundesratstische: Dr. Delbrüd.
Die zweite Beratung des
Etats des Reichsamts des Junern
wird fortgesegt beim Kapitel
Freitag, 22. März 1912.
Bis zum Jahre 1906 wurden in den Revisionen der Bayern das landesgesetzliche Verbot des Ueberdiehandmauerns Bauberufsgenossenschaften aus der Revision einer Bau- neuerdings von der bayerischen Regierung wieder aufgehoben stelle mehrere gemacht, indem so viele Revisionen gezählt worden ist. wurden, als Arbeiterkategorien auf der Bau- Seit 1895 bemühen sich baugetverbliche Arbeiterorganisationen, stelle beschäftigt waren.( hört! hört! bei den Sozial- durch sachgemäße Darstellungen die Unfallgefahren im Baugewerbe demokraten.) Das ergab natürlich der Reichsregierung nahezulegen und reichsgesetzlichen Schutz zu betommen. Seit 1902 betätigen sich auch die christlichen Bau
ein ganz falsches und täuschendes Bild, als ob die Berufsgenossenschaften einen großen Fleiß auf die Re- arbeiterorganisationen in der gleichen Richtung. Es gab eine Zeit, visionen verwendeten. Das Reichsamt des Innern hat im Jahre 1907 o auf dem Gebiete des Bauarbeiterschutzes wirkliche Fortschritte erzielt wurden; das war, als Graf Posadoswky noch eine Kenderung veranlaßt, so daß die Revisionen eines Baues auch in der Reichsregierung saß. Dann aber ist eine Stockung und jetzt Abg. Dr. Böttger( natt.): Die Batentgebühren sind in Deutsch- amt des Innern wieder zur alten Ziebe zurückgekehrt, so daß die fogar ein nur als eine Revision gezählt wurden. Aber seit 1910 ist das ReichsTand sehr unsozial. Für ein 15 jähriges Patent muß man bei Berichte wieder in einer den Berufsgenossenschaften genehmen Weise Rückschritt im Bauarbeiterschut uns 5000 m. zahlen, in Amerita für 17 Jahre nur frisiert werden.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Wir eingetreten. Das ist ein Erfolg der Bemühungen der Unter147 M. Das bedeutet eine große Mehrbelastung der deutschen müssen verlangen, daß wieder zur richtigen Zählung zurückgekehrt nehmer berbände. Der Verband der deutschen BauIndustrie gegenüber der ausländischen. Ein fistalisches Vorgehen wird. berufsgenossenschaften, der Innungsverband deutscher Baugewerksist um so unnötiger, da das Patentamt über 5 Millionen Mark Auch der Umfang der Revisionen ist durchaus un- meister, der deutsche Arbeitgeberbund für das Baugewerbe und geUeberschüsse macht. Dringend notwendig ist auch der Schuß des genügend. Im Jahre 1908 wird berichtet, daß das Reichs- legentlich auch deutscher Handwerker- und Gewerbetage haben den Erfinderrechts der Angestellten. versicherungsamt nach langen Verhandlungen mit den Bau- Reichstag mit Gegenpetitionen gegen die Forde Abg. Dr. Jund( natl.) regt an, eine Verständigung mit berufsgenossenschaften es endlich erreicht hat, daß 90 Proz. aller rungen der Arbeiter bestürmt. Dabei sind es eigentlich England anzustreben, um den dort eingeführten Ausführungs- revisionspflichtigen Betriebe einmal im Jahre revidiert werden. Wer immer dieselben Personen, die in all diesen Verbänden ihren Einfluß zwang von Patenten wieder abzuschaffen, der viel schlimmer wirke, die Situation auf den Bauten kennt, wird darüber klar sein, daß in der Richtung ausüben. In diesen Petitionen wird immer wieder als ein Schutzzoll. Ferner regt er an, das gesamte Vorprüfungs- das bei weitem nicht ausreicht.( Sehr wahr! bei den behauptet, daß die Frage des Bauarbeiterschutzes eine poliund Anmeldewesen der Patente einer umfassenden Revision zu unter- Sozialdemokraten.) Es ist daher geradezu komisch, daß die Berufs - tische Frage sei, daß diese Frage von den sozialdemokratischen ziehen; bei dem gegenwärtigen System haben sich große Mißstände genossenschaften sich dazu„ nach langen Verhandlungen" bereit er- Organisationen zu einer politischen Machtfrage gestempelt werde. herausgestellt. Ueberhaupt sei es höchste Zeit, das gesamte flärten. Aber diese mit großer Mühe erhaltene Errungenschaft wird Gegenüber diesem Ansturm der Unternehmerverbände ist das ReichsPatentrecht zu revidieren. durchaus nicht innegehalten, im Jahre 1910 wurden bei der versicherungsamt auscheinend nicht widerstandsfähig Direttor im Reichsamt des Innern v. Jonquières : Eine Re- medlenburgischen Bauberufsgenossenschaft nur 62 Proz. der genug gewesen( hört! hört! bei den Sozialdemokraten), denn es bision des Patentgesetzes ist dringend nötig und Vorarbeiten Betriebe revidiert, bei der fächsischen 50 Proz., bei der ist ein langsames Zurückweichen von den früher von ihm selbst dazu sind lange im Gange. Sie soll verbunden werden mit einer thüringischen 53 Proz., bei der württembergischen niedergelegten Grundsägen zu beobachten. Der Bauarbeiterschutz Revision des Warenzeichengesezes. 56 Proz., bei der bayerischen 33 Proz. und bei der Tiefbau- stockt, wie ja überhaupt die Sozialpolitik im berufsgenossenschaft gar nur 25 Proz. Wer die Gefahren Deutschen Reiche gegenwärtig ins Stoden ge gerade im Tiefbau kennt, wird zugestehen, daß das Reichs- raten ist. Das wird die Bauarbeiter darüber belehren, daß sie versicherungsamt hier ein dankbares Gebiet hat, um die Berufs - wirksamen Schuh nur dann zu erwarten haben, wenn die gesamte genossenschaften anzuhalten, wenigstens das damals getroffene Ab- Arbeiterbewegung und die Mehrheit des Parlaments hinter ihnen fommen einzuhalten, um Leben und Gesundheit der Arbeiter zu stehen. schützen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Ich wende mich dann zur Frage der Unfallverhütungsvorschriften im Baugewerbe
Damit schließt die Diskussion; das Kapitel wird bewilligt. Es folgt das Kapitel
Bei den Streikenden im Rubrrevier.
Essen, Montag, den 18. März. III.
Seine Majestät der Streikbrecher!
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Eine gesunde Fortentwickelung des Bauarbeiterschutzes wird vor allem dadurch unmöglich gemacht, daß die Materie der reichsgefeglichen Regelung entzogen ist. So fommt nun hier
" Komm mit," winfte mein Kamerad.
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" Waren das Polizeibeamte?", fragte ich eingeschüchtert. ,, Nein," setzte er auseinander:„ Steiger der Zeche. „ Wenn ich das gewußt hätte, würde ich ihnen geantwortet haben!" sagte ich.
" Das würde Ihnen nichts geholfen haben," erklärte er:„ Scit Ausbruch des Streits hat jeder Zechenbeamte polizeiliche Vollmacht bekommen.
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" Soo," erwiderte ich und ich bekam noch mehr Ehrerbietung vor den einundreißig Streitbrechern, die wir hatten einziehen sehen. Kavallerie, Infanterie, Gendarme, Polizei und Zechenbeamte mit polizeilichen Rechten und das alles für die„ Herren Arbeitswilligen": wirklich solch ein Galaempfang war beneidenswert
Schweigend gingen wir unseren Weg zurüd. Hinter uns blöften langiveilig gütig, aufregend zahm, die Schafe, das Fahrstuhllaufrad begann sich zu drehen. Die Frühschicht der Zeche fing an zu arbeiten.
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Die Berichte der Berufsgenossenschaft sind der Deffentlichkeit nicht zugänglich, obwohl sie ein großes Interesse für die in Frage kommenden wirtschaftlichen Organisationen haben. Es entspricht nicht der Bedeutung der Berufsgenossenschaften, daß sie eine folche Geheimnisträmerei mit den Berichten treiben und es im allgemeinen. Die Hessen- Nassauische Berufsgenossenschaft_beabder ganze Jammer der Kleinstaatlichen Gesetzgebung wäre ein verdienstvolles Werk der Regierung, in entsprechender Weise fichtigt eine Aenderung dieser Vorschriften, die von den Bauarbeitern zum Ausdruck, der es verhindert, daß eine einheitliche großauf die Berufsgenossenschaften einzuwirken.( Sehr richtig! bei den als eine erhebliche Erweiterung der Unfallgefahr zügige Sozialpolitif getrieben werden kann. In den Sozialdemokraten.) angesehen werden muß. Es handelt sich um die Vorschriften für die Einzellandtagen ist nicht der geeignete Boden für sozialpolitische Im Baugewerbe vollzieht sich seit einer Reihe von Jahren äußerst gefährliche Arbeit des Ueberdiehandmauerns. Jeder Laie Tätigkeit, sie sind mehr Herrschaftsinstrument der Be eine Entwickelung dahin, daß an Stelle des Holzes immer mehr fann die Gefährlichkeit dieser Arbeit beobachten, wenn er an einem izenden.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) die Eisenkonstruktion Eingang findet. Die damit be- Bau vorübergeht, die immer gefährlicher wird, je hastiger die Die Anregung des Reichsversicherungsamts, die Unfallgefahren schäftigten Arbeiter unterstehen der Eisen- und Stahlberufsgenossen- Produktionsweise wird, und am gefährlichsten ist in den Jahres- durch bildliche Darstellung zu erläutern, ist bisher von den schaft, deren Unfallverhütungsvorschriften auf die Arbeitsbedingungen zeiten, wo das Wetter die Arbeiter in ihrer Bewegungs- Bauberufsgenossenschaften völlig unberüdsichtigt geblieben. in den Werkstätten eingerichtet sind und auf die gefahrbolle freiheit beschränkt. In dem alten Entwurf der Hessen - nassauischen Wir möchten die Herren vom Reichsversicherungsamt ersuchen, diesen Aufrichtung der Eisenkonstruktion nicht zutreffen. Wie notwendig Vorschriften befand sich eine Schußbestimmung gegen die Gefahr guten Gedanken nicht fallen zu lassen, sondern darüber hinaus noch hier besondere Vorschriften sind, zeigte z. B. der Gerüste instur des Herabstürzens beim lleberdiehandmauern, die aber in vorzuschreiben, daß in die Unfallverhütungsvorschriften beim Bau des Hamburger Bahnhofs, durch den nicht nur dem neuen in Bearbeitung befindlichen Entwurf fehlt. Das felbst solche bildlichen Darstellungen aufgenommen werden, die den die an der Eisenkonstruktion beteiligten Arbeiter gefährdet wurden, Fehlen dieser Bestimmung ist nur eine Einzelerscheinung in der Bauarbeitern auf der Arbeitsstelle viel anschaulicher die Unfallsondern alle in der Nähe befindlichen Arbeiter, und auch ein ganzen Tendenz des Hemmens, des Zurückhaltens, des Bremsens gefahren vor Augen zu führen geeignet sind. Ferner sollten in die Eisenbahnzug mit Passagieren. Die Bauberufs- gegenüber einem ausreichenden Arbeiter schuß, infallverhütungsvorschriften auch Bestimmungen aufgenommen werden genossenschaft hat vor einigen Jahren schon den Erlaß besonderer die seit einiger Zeit in allen Bauberufsgenossenschaften zu ver- über die hygiene an den Arbeitsstätten. Unfallverhütungsvorschriften für die mit Eisenkonstruktion beschäftigten zeichnen ist, und der bedauerlicherweise das Reichsversicherungsamt Ich will aber auch nicht unterlassen, zu betonen, daß gewisse Arbeiter angeregt. Jm Bericht des Reichsversicherungsamtes von nachgibt. Bis 1908 hielt das Reichsversicherungsamt Schutz- Fortschritte im Bauarbeiterschuh immerhin zu ver1909 heißt es: die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen. vorschriften gegen die Gefahren des lleberdiehandmauerns für not zeichnen find. Das hat auch das Organ des Deutschen Bauarbeiter Jetzt, nach drei Jahren, ist man auch noch nicht weitergekommen. wendig. Ja, man dachte sogar an ein Verbot des leberdiehand- verbandes anerkannt. Es wird da ein Zurückgehen der UnDie Reichsregierung möge sich doch endlich beeilen, damit diese mauerns. Inzwischen ist das Reichsversicherungsamt aber zu der An- fälle, besonders der Todesfälle fonstatiert und hervor Arbeiter zu dem notwendigen Schug kommen.( Zustimmung bei den ficht gekommen, daß die Gefahren nicht so groß find. Ein Beweis für gehoben, daß dies ein erfreulicher Erfolg der BauarbeiterschutzSozialdemokraten.) die Aenderung in den Anschauungen ist, daß zum Beispiel in bewegung ist. Besonders weist das Blatt darauf hin, daß dieser An den Sträuchern sproßte schon Grün, wie man es in Berlin noch nicht sah. Und eine Herde Schafe mit einem friedlichen Hirten und einem wachsamen Hund zog über eins der Felder. Hurra, der Lenz! Hurra, der junge Sommer!... In all der Frische und Munterfeit war uns fast der Zweck unseres Ausflugs entfallen es geht doch nichts über das erste Frühlingsgrün, nichts über die lieben Mähschnütchen" hunderter folgsamer, sich gegen feine Will für auflehnender Schafe!-, als wir die Haltestelle erreichten. Wirklich ereichten. Man brauchte den Schaffner nicht danach zu fragen, man brauchte sich nicht als Fremder in der Gegend erkennen Heute morgen ganz früh machte ich in der Nähe der Marken- zu geben: an einem Baum hielten vierundzwanzig Infanteristen fontrolle einer großen Beche, aber nicht zu nahe, weil in diesem mit zwei Unteroffizieren, und an diesem Baum stiegen wohlgeBelagerungszustand das Terrain einer jeden Grube dem einer zählte einundzwanzig Christliche" oder" Arbeitswillige" Grenzfestung gleich zu achten ist und man bei zu neugieriger Be- oder, um es in gutem Deutsch zu sagen, 21 Streifbrecher aus. In obachtung Gefahr läuft, als Spion verhaftet zu werden heute der Elektrischen waren sie infognito gewesen, hatten sie keine Abmorgen also machte ich, sagen wir mal, in einem von gefunden Ver- zeichen oder andere Eitelkeitsbeweise getragen; sobald sie das stand und bürgerlicher Höflichkeit vorgeschriebenen Abstand, zum Straßenpflaster beschritten, traten sie offiziell, jedoch lieblich- distret, erstenmal in meinem Leben mit der gesellschaftlichen Bedeutung, auf. Die paar Mann Streikposten der Organisierten wichen ehrder Größe, der Unantastbarkeit und der niemals vermuteten Wür- erbietigst zur Seite, ein Schußmann stand stramm und zugleich digkeit des Streitbrechers Bekanntschaft. Ich kann nur, seit mir unser Militär ist für Empfangsfeierlichkeiten, wie diese, ausgezeichdiefe Erfahrung geworden, jedem Genossen, dessen Eitelkeit bis net vorgebildet rief der längste Unteroffizier mit einer Stimme, heute nicht befriedigt wurde und der das stille Verlangen hegt, die die singenden Vögel zum Schweigen brachte:„ Antreten! Gees nach dieser oder jener Richtung hin zu Ansehen zu bringen, den wehr über!", und nachdem er die einundzwanzig Streifbrecher hatte wohlgemeinten Rat geben, es bei einem Streit im Ruhrrevier ein vorbeischreiten lassen, rief er noch einmal:" Vorwärts! Marsch!", paar Wochen als Streifbrecher zu versuchen. Hier harrt wirklich was die Infanteristen mit einem Schwung, der an den Paradeein ganz neues Feld der Befriedigung und Belohnung der an- marsch erinnerte, hinter die einundzwanzig herschreiten ließ. Mit ständigen arbeitender Klasse, die zufrieden ihre Pflicht erfüllt und der Begeisterung von Schulbuben gingen auch wir in gehöriger die auf einige größere Auszeichnungen, als sie bis heute Brauch Entfernung mit. ind, ein Recht besitzt. Zu den unvergänglichen Vorgängen dieses Es war, wie ich schon sagte fann man jemals genug von Streits wird der tommende Geschichtsschreiber unweigerlich die der schönen Natur da draußen erzählen? ein ruhiger Frühlings taftvolle Tat der preußischen Regierung zu rechnen haben, die zwar morgen. Wir zogen unter einem Eisenbahnviadukt hindurch und hinter spät, aber nicht zu spät das Versäumte gut zu machen suchte. Den einer schwarzen Strecke Erdboden, worüber ein Taubenschwarm auf und langen Titelreihen, wie„ Herr Geheimrat"," Herr Wirklicher Inten- nieder flatterte, lam die Zeche mit ihrem Fahrstuhlgetüm in Sicht. danturrat"," Herr Stommerzienrat"," Herr Geheimer Regierungs- Aber auch noch über einen anderen Landweg her nahten zehn rat",„ Herr Hofat" usw., die mit vollem Recht- denn der Klassen- Streifbrecher, von einer zweiten Infanteristentruppe esfortiert. tampi tann doch nicht alles wegmähen den allerintelligentesten Weil am Eingang zum Bechenterrain Schildwachen auf und ab Vertretern der Bourgeoisie verliehen werden, ist jetzt für den besten schritten, weil mitten auf dem Fahrweg ein berittener Offizier Teil der Arbeiterschaft der beneidenswerte Titel" Herr Streit angesetzt fam, einen Moment später wieder acht Mann Infanterie brecher" oder„ Herr Arbeitswilliger" hinzugefügt worden. Und erschienen und an einer Wegkrümmung die kleinen Flaggen der diesmal hat die Obrigkeit keine halbe Arbeit geleistet; denn, wenn Lanzen von neun Kürassieren sichtbar wurden, wähnte man einen Sie mich auf Ehre und Gewissen fragen: der Herr Streifbrecher" Augenblick, törichterweise, daß man sich auf einem Manöverterrain Der Niese von einem Schußmann zog mit dem kleinen, ist von dem Moment an, wo er seinen Titel erobert, ein Mann, befände. Aber keineswegs! Dies alles, diese ganze Heeresmacht, mageren, scheuen Arbeitswilligen ins Dorf. Wir taten dasselbe. der, wo er sich in der Oeffentlichkeit zeigt, mit Prunt und Ehren Infanterie und Kavallerie, war zur Ehre der einunddreißig Ar- Denn vor dem dortigen Wirtshaus wartete unsere Elektrische. Es empfangen wird, wie man sie sonst nur fürstlichen Besuchern zu beitswilligen" zusammengebracht. Als der Offizier an den wurde ein kurzer eigenartiger Spaziergang, ein Epaziergang in erweisen pflegt. Wenn man in Berlin den Presseball besucht, kann Truppen vorbeiritt, riefen diese und es erklang hell und fröhlich freundlich- blinkender Sonne, an Sträuchern entlang, die ihre man Hunderten von Herren begegnen, die unter der Last ihrer durch den Lenzmorgen-:" Hurra!" und die christlichen Kumpels Lenzesfreude ausschrien, an Häuschen tenlang, deren Scheiben das Orden nicht mehr aufrecht gehen können. Diese Herren bilden die faluterten allergnädiglicht. Langjam zogen sie in den Zechenein- junge Sonnenlicht widerspiegelten, an Böglein vorbei, die auf Zierde des Staates. Aber weil wir so viele dieser Zierden sehen, gang, und ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß die Schildwachen schwarzen Baumzweigen tfchilpten, pfiffen, spektakelten, zwitscherlachen wir darüber. Und schließlich werden diese Abzeichen doch aus Freude über den hohen Besuch die Gewehre präsentierten. ten, und schon Zweiglein und Federchen im Schnabel trugen für nur an Ausnahmetagen getragen. Bei dem Titel„ Herr Streit Etwas später tauchte wieder der Schafhirt mit seinem Hund und die Nester, die sie irgendwo in Gottes schöner Welt bauen wollten. brecher" lacht man nicht, so wenig wie man lacht, wenn der Kron- seiner Schafherde vor uns auf. Der Hund fläffte. Die Schafe Es war ein Spaziergang, um vor Behagen zu summen besteht prinz der Türkei eine Ehrenkompagnie abschreitet. Das ist ein blärrten. Ein Duhend von ihnen sträubte sich dagegen, bei der nicht der Grundton unserer Lebensanschauung aus unverwüstlichem Beremoniell, wobei das aynischeste Individuum den Hut zieht Serde zu bleiben. Der Hirt winkte mit dem Stab. Der Hund Optimismus, aus nicht zu zerstörenden Idealen? und ergriffen ist. rafte darauf zu, jagte fie beißend und knurrend zurüd. Diese fummte nicht und fühlte sich nicht ganz wohl neben dem mageren Schafe... doch ich möchte lieber nicht abirren und zu meinem Streifbrecher und dem forpulenten Schußmann auf der sonniger Thema, dem christlichen Streifbrecher, zurüdkehren. Landstraße. Auf dem Streitbureau hatte ich gestern abend erst das Plakat gelesen:" Das Ansammeln oder Stehenbleiben auf der Straße von mehr als drei Mann ist polizeilich verboten. Dies ist streng zu beachten. Die Streilleitung." Wo nun der christliche Rumpel mit seiner uniformierten Begleitung erschien, wichen die streifenden Kumpel, die miteinander im Sonnenschein plauderten, in den Schatten der Häuser zurück. Sie sagten nichts. Sie riefen nichts. Sie blickten nur. Und die Frauen blickten. Und die Kinder blieben mit den Murmeln in der Hand stehen und blickten. und ein altes Frauchen mit weißen Haaren stand in der Haustür und blickte. Alles blickte. Jeder blickte. Es war, als ob es in diesem Augenblick feine junge Lenzessonne, tein neues Lenzesgrün,
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Um fieben Ihr an diesem Montagmorgen sollte eine Elektrische eine Anzahl„ Arbeitswilliger" nach einer der Zechen fahren. Weil in der Zeche feine Mittagschicht und keine Nachtschicht arbeitete die Zahl der Arbeitswilligen genügte faum, um die Morgenschicht einfahren zu lassen- und weil wir versuchen wollten, die offie ziellen" Zahlen zu kontrollieren, fuhren wir mit derselben Elektrischen mit. Der Motorwagen und der Anhänger waren voll von verschiedenen Arten von Arbeitern. Erst an der Haltestelle, am Bechenterrain, würden wir sie zählen können.
Wir hatten die Stadt schnell hinter uns und glitten auf dem Bandweg mit seinen blätterlosen Bäumen dahin. Es war ein stiller Frühjahrsmorgen. Ueber den Weiden hing ein silberner Hauch,
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Als sie in der Zeche verschwunden waren, schossen plötzlich drei Herren mit Stöcken auf mich und meinen Führer zu. Wer sind Sie? Was wollen Sie hier?", schnauzte uns einer ihnen ungemütlich an.
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Warum fragen Sie uns danach?" antwortete ich. " Sind Sie Arbeitswilliger?", examinierte er streng. ,, Nein, Privatier.
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" Dann fordere ich Sie auf, sofort dieses Terrain zu verlassen! Sier ist Zechenterrain!" Und noch ehe wir ein Wort antworten konnten, kommandierte er noch einmal:" Ich fordere Sie zum zweiten Mal auf!"
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An der anderen Seite des Viadukts begegneten wir den neun Sürassieren, deren Fähnchen wir gesehen hatten. Die Sonne ließ die Helme aufflammen, als ob Hochöfenfeuer darin glühten, der Wind blies in die kleinen Flaggen, daß es eine Lust war. hatten vermutlich die paar Mann Streifposten der Organisierten vom„ öffentlichen" Wege vertrieben, ritten nun in die Rechenfeituna zurück.
„ Ich glaube," sagte mein Kamerad, der sogar zu dieser frühen Morgenstunde mit Herz und Seele über die strategischen Interessen der deutschen Armee nachdachte:„ ich glaube, daß unser Generalstab nicht dankbar genug für diesen Streit sein kann. Denn nun, wo das Militär erst einmal in den Zechen gewesen ist, werden die Vorteile für Kriegszeiten nie mehr vergessen werden. Nehmen Sie doch mal an, Sperber, daß eine Schildwache da oben vom Fahrstuhl aus die ganze Gegend überschauen kann, während ganze Regimenter auf der ersten oder zweiten Sohle verborgen liegen..
,, Geben Sie lieber acht," fiel ich ihm in die Rede:„ da wird. ein Organisierter oder ein Verbrecher von der Polizei transportiert!" „ Nein," sprach er lachend:„ das ist so ficher wie zweimal zwei vier, ein Christ, der heute nacht unten gearbeitet hat und nun unter Bedeckung in seine Wohnung gebracht wird..."
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