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st. 6» 39. wtW 3. Keilte desNsmiiets" Kerliner NslkslilM. 22** m- IProtcftvcrfammlungcn gegen die Ausnahmebesteuerung der Konsumvereine. Dienstag, den 26. März 1912, abends 8Vz Uhr, in Adlershof , Lehmgruber, Bismarckstr. 60; Baumschulenweg, Serpentin-Festsäle, Baumschulcnstr. 79; Grünau , Bellevue, Medrichstr. 22; Hermsdorf , Forsthaus, Auguste-Viktoria- Straße 18; Johannisthal , Bürgergarten, Parkstr. 9; Reinicken­ dorf -Ost, Seebad, Residenzstraße; Tempelhof , Wilhelmsgarten, Berliner Str. 9; Treptow , Viktoriagarten, Köpenicker Land- straße. Mittwoch, de» 27. März 1912, abends 8'/, Uhr, in Friedenau , Kaiser-Wilhelms-Garten, Rheinstr. 61. Tagesordnung:Die neue Einkommensteuergesetz- Novelle eine indirekte Lebensmittelverteuerung". Referenten: Frl. A. Dietz, K. Giebel(M. d. R.), G. Kegel, W. Lamm, �H. Lamme, Frau G. Lodahl, A. Nollstadt, K. Schu- bart, Fr. Schulze. Arbeiter und Arbeiterfrauen! Protestiert durch Massen- besuch der Versammlungen gegen die neue Belastung, die Euch die preußische Regierung auferlegen will. Flugblattverbreitung hierzu am Sonntag, den 2 4. März, früh 8 Uhr. Die Propagandakommission für das Genossenschaftswesen Groß-Berlins. Für die Gewerkschaften: E. Brückner, K. Giebel, K. Hetz- schold, K. Ritter. E. Wutzke. Für die Genossenschaften: K. Hildebrandt, R. Junger, M. Lichtenberg, A. Mirus, P. Müller. Für die sozialdemokratische Partei: E. Böske, P. Brühl, A. Stadthagen, O. Wels. 'tiltD parte!- Hncfelecfenbeiten. Charlottcnburg. Sonntag früh 8 Uhr von den bekannten Stellen auS: Wichtige Flugblatlverbreitung. Steglitz - Friedenau . Heute Freitag, abends S'/a Uhr, findet bei Schellhase. Steglitz , Ahornstr. loa, der fünfte Vortragsabend des Genossen E. D ä u m i g überDeutsche Literatur- geschichte" statt. Der Bildungsausschuß. Groh-Lichterfelde . Freitag, den 23. d. M., abends 8!4 Uhr, bei Wahvendorf, Bäkestraße 7: Mitgliederversammlung. Tages- ordnung: Gemeindevertreterwahl. Um zahlreichen Besuch ersucht Der Vorstand. Pankow . Parteigenosse», welche noch an der am Sonntag, den 24. März, stattfindenden Besichtigung der.Vorwärts"-Druckerei teil- nehmen wollen, treffen sich ftüh 8 Uhr bei Gaßmann. Schmidtftr. 19. Die Bezirksleitung. Hermsdorf, WaidmannSlufi und Glienicke . Sonntag, den 24. März, früh 8 Uhr, von den bekannten Lokalen aus: Flugblattverbreitung. Die Bezirksleitung. Bernau . Sonnabend, den 23. März er., abends 81/, Uhr: Mit­gliederversammlung bei Salzmann, BaSdorfer Straße. Tagesordnung: 1. Bericht von der Kreis- und Verbandsgeneralversammlung. 2. Be- ?> t fchluß über die Maifeier. 3. Partciangelegenheiten. Die Bezirksleitung. Birkeuwerder. Heute, Freitag, abends'/,S Uhr, findet beim Ge- nassen Feuerstack ein Extrazahlabend statt. Tagesordnung: Stellung- nähme zu der am Sonntag, den 24. März, stattfindenden Ersatzwahl zur Gemeindevertretung. Die Gruppenführer. Berliner JVacbricbteno Tie Stadtverordnetenversammlung fuhr gestern fort in der zweiten Beratung des S t a d t h a u s- Haltetats für 1912 und führte sie in ziemlich flottem Tempo zu Ende. Beim Etat der Gemeindeschulen kam es zu einem Meinungsaustausch über einige oft erörterte Mängel, auf die Genosse Wey! wieder einmal hinwies. Er beklagte, daß die Zahl der Sch u l ä r z t e zu gering ist und das Uebel der M i e t s ch u l e n noch immer fortdauert. Gegen seine Aus- führnngen erhoben sich nicht weniger als drei Mogistrats- mitgliedr, aber was sie zur Entgegnung vorbrachten, wirkte keineswegs überzeugend. Festnageln wollen wir die stolze Erklärung des Stadtrats S e l b e r g, daß Berlin durch seine Schulärzte ganze 50 für 306 Schulen ein TZ o r b i l d für andere Städte fei. Ten Etar der P o l i z e r k o st e n nahm Genosse Rosen» seid zum Anlaß, erneut darauf hinzuweisen, wie wenig in Berlin die Polizei durch ihr Verhalten sich die Sympathien der Bevölkerung erwirbt. Auch die Rolle, die sie in neuerer Zeit in dem Kampf um die Arbeiterjugend spielt, wurde von ihm beleuchtet. Im Anschluß an die Geißelung der Spitzelwirtschaft überreichte Rosenfeld die Photo- graphie des neuesten Spitzels, der das Pech gehabt hat,- ent- larvt zu werden. Von den Freisinnigen ging auf das ganze Thema niemand ein; sie fürchteten wohl, durch eine Kritik der Polizeioben" anzustoßen. Im weiteren Verlaus der Etatsberatung brachte beiin Etat der R i e s e l g ü t e r unser Genosse Mann zur Sprache. daß den Gutsarbeitern die Teuerungszulage ver- sagt worden ist. weil sie einen Teil ihres Lohnes in Form von Deputat erhalten. Er bat. eine nachträgliche Gewährung zu bewilligen. Auch bezeichnete er es als notwendig, den Rieselwärtern die Löhne aufzubessern. Oberbürgermeister K i r s ch n e r antwortete kühl ablehnend. Er stellte sich hier- mit in schroffen Gegensatz zu dem, was in der vorletzten Stadtverordnetensitzung der Bürgermeister Reicke auf eine ähnliche Anregung bezüglich der Teuerungszulage erwidert Vor der Schlußabstimmung über den gesamten Stadthaushaltsetat erklärte Genosse Bruns für die sozial- demokratische Fraktion, daß sie auch diesmal sich zu einem ablehnenden Votum genötigt sehe. Dieser Etat ver- körpcre wie die früheren, Prinzipien der Verwaltung, mit denen die Fraktion nicht einverstanden sein könne. Wieder seien in ihm die Interessen der minderbemit- leiten Bevölkerung nicht hinreichend berück- s i ch t i g t. Tie Freisinnigen begleiteten diese Erklärung mit höhnischen Zwischenrufen und nahmen dann in der Schluß- abstimmung den gesamten Etat an. Das üblicheBravo ", das sie sonst als Siegel dahinter zu setzen pflegten, blieb dies- mal aus. Ucbrigens war auch die Festsetzung der Gemeinde- Einkommen st euer auf nur 100 Pro z. eine Leistung, auf die die Freisinnigen sonst immer ganz besonders stolz waren diesmal sang- und klanglos vorübergegangen. Viel Freude haben sie wohl nicht mehr daran gehabt; sie fürchten nun selber, daß es das letzte Mal war. Berliner Verkehr: Post, Eisenbahn , Straßenbahn. Das Post- amt 7S wird am 23. März nach Dienstschluß aus dem Hause Rrausenstr. 31 nach den neuen Diensträumen im Hause Schützen- straße 53 verlegt. Osterzüge gehen vom Siettiner Bahnhof vom 30. März bis 15. April nach Neustrelitz Stralsund , Angermünde Pasewalk Stralsund , Eberswalde Wriezen , Stettin Belgard, vom Schlesischen Bahnhof nach Wriezen Jädickendorf als Borzüge zu Schnell-, Eil- und Personenzügen. Sie verkehren in der Regel 10 Minuten vor den Hauptzügen und erreichen auf den Uebergangs- stationen die �Anschlüsse sicherer wie die Hauptzüge. Außerdem gehen Personenzüge an verschiedenen Tagen vom Stettiner Bahnhof um 10.45 nach Belgard und 11.24 nach Belgard, Stolp und Danzig. Die Straßenbahn muß wegen Asphalnerungsarbeiten ihre Linien 58, 05, 00 und 07 vom 25. März an für etwa 3 Wochen vom Molkenmarkt durch die Spandauer Straße und Königstraße umleiten. Die betriebslos werdende Strecke ist ohne Haltestellen. Au uusere Abonnenten. Wir bitten diejenigen unserer Abonnenten, die ihre Wohnung wechseln, dies rechtzeitig dem zuständigen Spediteur oder der Botenfrau mitzuteilen, damit in der Zustellung desVorwärts" keine Unterbrechung eintritt. Die Hauptexpeditton. Die Benutzung von Diktiermaschineu empfiehlt das Eisenbahn- Zentralamt, welches diese Maschine mit gutem Erfolge versucht hat. In dem Bericht darüber heißt es: In erster Linie bieten die Diktier- Maschinen den Vorteil, daß die Aufnahme eines Diktats nicht mehr von dem Vorhandensein und der Bereitschaft eines Stenographen abhängig ist. Weiterhin gestatten sie eine jederzeitige Unterbrechung des Diktats und seine Fortsetzung nach beliebig langer Zeit. Aus letzterem Grunde dürften sich die Maschinen namentlich für die An- fertigung solcher größeren Schriftsätze fNiederschriften usw.) eignen. bei deren Feststellung auf Akten und sonstige Unterlagen zurück- gegriffen werden muß. Infolge dieses günstigen Ergebnisses hat Minister v. Breitenbach den Eisenbahndireklionen nahegelegt, Versuche mit Kr Diktiermaschine zu machen. Die umgetaufte Hempelstraße. An die Unterschlagungen bei der Borfigwalder Terrain-Aktiengesellschaft erinnert eine amtliche Bekannt machung des Amtsvorstehers von Wittenau . Bekanntlich hatte der Direktor Hempel von der genannten Gesellschaft große Unterschla gungen begangen und sich dann das Leben genommen. Nach H. war aber seinerzeit eine Straße in Wittenau benannt worden und nach Bekanntwerden wurde allgemein der Wunsch laut, die Hempelstraße umzutaufen. Dies ist nunmehr geschehen und der Amtsvorsteher von Wittenau teilt mit, daß die ehemalige Hempelstraße nunmehr Ernst- straße heißt. Der Jahrmarkt in der Petersburger und Warschauer Straße ist auch in diesem Jahre reichlich beschickt. Vor allem haben Böttcher, Stellmacher und Thüringer Steingutwarenhändler ihre Waren auf- gestellt. Bon einem Eisenbahnzug iberfahren und getötet. Beim Aus- steigen auf der Strecke wurde in der vergangenen Nacht ein noch unbekannter Mann von einem Eisenbahnzug überfahren und getötet. Ein Zug. in dem unter anderem auch mehrere Sachiengänger fuhren, blieb in der Höhe des Wilhelmufers auf der Ueberführung stehen, weil er keine Einfahrt in den Lehrter Bahnhos haue. Einer der Leute glaubte, daß er schon eingelaufen sei und aus dem Bahnhof halte. Er stieg aus und war gerade dabei, sein Gepäck aus dem Abteil herauszuziehen, als sich der Zug wieder in Bewegung setzte. Der Mann erkanllte jetzt seinen Irrtum und lief neben dem Zug her, um ihn auf dem Bahnhof wieder einzuholen. Hierbei aber wurde er von einem anderen Zuge gefaßt, überfahren und auf der Stelle getötet. Die Leiche wurde beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. Die Persönlichkeit des Verunglückten konnte noch nicht festgestellt werden. Zn vergifte» versuchten sich gestern infolge finanzieller Bedräng- nisse der Musiker Paul Pietsch und seine Geliebte, eine Arbeiterfrau Schulz, in der Gartenstr. 35. Beide nahmen beträchtliche Mengen Sublimat und wurden in besinnungslosem Zustande aufgefunden. Man schaffte sie nach einer Unfallstation und pumpte ihnen den Magen aus. Jetzt liegen sie im Krankenhaus Moabit in bedenk- lichem Zustande danieder. Eine Straßenräubcrin treibt gegenwärtig im Südosten der Stadt ihr Unwesen. Die Unbekannte, eine etwa 18jährige FrauenS Person, macht sich an Kinder, die zum Einholen fortgeschickt worden sind, heran und beraubt sie in der raffiniertesten Weise. Unter anderem sprach sie die achtjährige Tochter des Gastwirts Noack, Wesersir. 41. die sechs Mark in Papier eingewickelt in der rechte» Hand hielt, an. Sie fragte die Kleine, was sie in der Hand trage, und als das Kind Auskunft gab, überreichte sie ihm eine Handlasche und ließ sich das Geld geben. Nur eine Mark gab sie dem Mädchen wieder zurück. Die Tasche, die die RäuMrin einem anderen Kinde sortgenommen hatte, enthielt ein leeres Portemonnaie Die dreiste Diebin hatte sich auf diese Weise der verräterischen Tasche aufs einfachste entledigt. Im FeuerungSkessel verbrannt. DaS Opfer eines schrecklichen Um glücksfalleS wurde der Maschinenheizer Robert Felsch, Weißensee, Elsaß straße 08 wohnhaft. F. war bei der A. E.-G. in der Huttenstraße beschäftigt. Er hatte am Feucrraum zu tun und wollte den Feuerungskessel reinigen. Von unten rief er seinen Kollegen zu, nicht einzufeuern, doch war die Warnung nicht gehört worden. Während F. nun im Kessel reinigte, wurden oben glühende Kohlen eingeschüttet. Sie fielen auf F. und dieser wurde am ganzen Körper schwer verbrannt. Der Kopf, paS Geficht und die Brust wurden dem Aermsten fürchterlich zugerichtet. In bedenklichem Zustande mußte der Schwerverwundete nach dem Krankenhaus ge bracht werden. Beim Ziehen tödlich verunglückt ist der 59 Jahre alte Packer Wilhelm Grulms aus der Vlumcnstr. 40. Grulms half vor einigen Tagen bei einem Umzug in der Kaiserstr. 41. Als ein Wagen zum Torweg hinausfuhr, beging er die Unvorsichtigkeit, neben ihm her- zugehen, anstatt das Pferd vorn am Zügel zu führen. So geriet er zwischen Wand und Wagen und wurde so stark gequetscht, daß er jetzt im Krankenhause am Friedrichshain seinen Verletzungen er- legen ist. Ein KindeSmord ist in Groß-Lichterfelde entdeckt worden. Beim Passieren der Steglitzer Straße fand ein Invalide vor dem Grund- stück Nr. 77 mitten auf dem Bürgersteig ein Paket. Er öffnete es und fand zu seinem Entsetzen die stark mit Blut besudelte Leiche eines neugeborenen Kindes darin vor. Er inachte sofort der Polizei von seinem Fund Mitteilung. Die Untersuchung der Leiche durch den Polizeiarzt ergab, daß daS Kind ermordet worden ist Im Munde des Kindes steckten mehrere blutdurchtränkte Wattebausche und am HalS waren Würgmerkmale deutlich fichtbar. Ferner wurden an der Leiche Spuren, die von einem stumpfen, schweren Instrument herzurühren scheinen, wahrgenommen. Demnach ist daS Kind er­würgt und erschlagen worden. Die Nachforschungen nach der Mör- derin waren bisher ergebnislos. Der Karton kann nur wenige Minuten vor der Ausstndnng am Fundort niedergelegt worden sein. Das Palet enthielt außer der Leiche ein Stück graue Packleinwand, eine Damenreformhose und etwas graues Packpapier. Die Polizei vermutet, daß das Paket mit der Leiche von außerhalb nach Groß- Lichterfelde gebracht worden ist. Bon der Anklage wegen Vergehens wider die Sittlichkeit frei- gesprochen wurde der längere Zeit verhaftete Werkmeister Dohle. D. war angeklagt worden, sich an seinem eigenen jetzt zwölfjährigen Mädchen seit Jahren vergangen zu haben. Durch einen Sturz vom Gerüst schwer verunglückt ist gestern nachmittag der 51 Jahre alte Arbeiter Wilhelm Keppner aus der Proskauer Str. 43. K. arbeitete auf einem Neubau am Küstriner Platz, und hatte aus dem Gerüst am Hofe im ersten Stock zu tun. Infolge eine» Fehltritts fiel er in die Tiefe und zog sich einen Bruch des reckten Beines und schwere innere Verletzungen zu. Man brachte ihn nach der RettungSwacke in der Koppenstraße und von dort nach dem Krankenhause am Friedrichshain . Der PolizeiprSsidrnt macht bekannt: Das Fundbureau wird von Abteilung V und die Bearbeitung der Generalien der Fund- fachen von Abteilung I vom 1. April 1912 ab abgetrennt. Von diesem Tage ab werden das auf den LandeSpolizeibezirk Berlin ausgedehnte Fundbureau(Zentralfundbureau) und die Bearbeitung der Generalien der Fundsachen der Abteilung X zugeteilt. Wegen einer Gasvergiftung wurde der 1. Löschzug nach der Lindenstr. 8 gerufen. Bei Ankunft der Feuerwehr war der Mann schon tot. In einem zweiten Fall, der auS der Melchiorstr. 15 ge- meldet wurde, gelang es durch Einflößen von Sauerstoff die Person zu retten. Wegen eines größeren Preßkohlenbrandes wurde die Feuerwehr nach der Pintschstr. 10 alarmiert. Dort mußte kräftig ge- löscht werden._ Vorort- JNacbricbten* Charlottenburg. Eine Rede gegen die Sozialdemokratie hat, wie uns mitgeteilt wird, Professor Dr. Georg Dubislav. der Direktor der jungen Herderschule, am Donnerstag, den 14. d. M. bei der Feier der Abiturientenentlassultg und bei dem damit ver- bundenen Eintritt des Gymnasiums in eine Vollanstalt vor der ganzen Schule gehalten, deren Anfang etwa wie folgt gelautet haben soll: Meine lieben Schüler! Zum erstenmal werden aus dieser Anstalt an dem heutigen Tage Abiturienten entlassen, die nun in das Leben treten und nicht mehr im Schutze der Schule stehen. Das ist ein ernster und bedeutender Augenblick, und da möchte ich Ihnen noch einmal an das Herz legen, daß gerade in der Groß- stadt tausend große Gefahren der jungen Menschen harren. Da sind vor allen Dingen die Sozialdemokraten, jene vaterlandsloscn Gesellen, die die heiligsten Güter unserer Nation verachten, und die für die Taten und das Schaffen unserer Väter nur Spott übrig haben. Schämen und verachten müßte ich mich, wenn ich mit einem Sozialdemokraten an einem Tisch sitzen würde. Die Luft, die sie atmen, ist verpestet...." Welchen Widerhall diese Worte bei einem Teil seiner Schüler gefnnden haben mögen, zeigt am besten die Kritik, die einer der- selben an die Bemerkung seines ehemaligen Lehrers knüpft. Der junge Mann schreibt uns: Hunderte von Schülern lauschten andächtig den«regten Worten des kleinen, alten Herrn, der dann noch vom Rednerpult aus Eugen Richters Ansichten über die Sozialdemokratie zitterte. Hunderte von jungen, begeisterungsfähigen und warm schlagenden Herzen nahmen gläubig auf, was ihr verehrter Direktor sagte. Und doch da war etwas, was sie nicht verstehen konnten. Stimm- ten denn die Worte des Direktors überein mit den Lehren jenes Nazareners, von dem ihnen immer so viel in der Religionsstunde erzählt wurde und der doch sagte:Liebe Deinen Nächsten"? In einer Stunde, in der zum letztenmal der Lehrer zum Schüler spricht, in der junge Menschen aus dem sicheren Hafen der Schule und des Elternhauses auf das ungewisse, stürmische Meer hinaussegeln, und die ihip daher heilig sein müßte, hält er eine konservative Agita- tionsrcbe! Man denke sich nur in die Seele der Abiturienten hinein, denen diese Feier eine Weihestunde ihres Lebens bedeutet. Im goldigsten Lichte erstrahlt ihnen die Zukunft: sie möchten so gern einige freundliche Worte darüber hören. Anstatt sie beim Lebewohl noch herzlich zu ermahnen, tüchtige Männer zu werden, die ihren Platz im Leben ausfüllen, beschimpft der Direktor seine politischen Gegner. Natürlich wurde auch hier der alte Advokaten- kniff wieder benutzt, die Hypothesen von Eugen Richter als Tat- fachen hinzustellen und sie als Grundlage für Folgerungen zu be- nutzen. Der Herr Direktor kann sich das leisten, denn die Schüler, die ja noch kein eigenes Urteil haben können, glauben eS bedin­gungslos. Wie kann es auch möglich sein, daß der Direktor ihnen etwas Falsches sagen kann?I Amüsant ist es, wenn Herr Professor Dubislav die Sozialdemo- kratenvatorlandslose Gesellen" nennt; er, der das weit verbreitete Elementarbuch der ftanzösischen Sprache, Ausgabe B" mit Bock verfaßt hat. das im Zeichen der Franzosenschwärmerei steht. In ihm wird Frankreich und sein Patriotismus verherrlicht; ja. es enthält sogar Gedichte, die die Kinder auffordern, für Frankreich zu leben und die sich für französischen Kanonendonner begeistern. Solche Herren pachten den Patriotismus nur dann, Weng es nötig ist, während die Sozialdemokraten, die das Nibelungengold der heiligsten Güter unserer Nation" heben und wahren wollen, ihn besitzen I" Es bedurfte also nicht erst des reifen Urteils eines im Sturm des Lebens erprobten Mannes, um die Mahnworte des Professors Dr. Georg Dubislav an seine Schüler richtig zu bewerten. Daß des Herrn Rektors Worte eine solche Entgegnung von einem seiner Schüler ausgelöst haben, wird den Herrn gerade nicht befriedigen. Die Charlottenburger Stadtverordnetenversammlung geneh- migte in ihrer Sitzung vom Mittwoch zunächst entsprechend dem Antrage des Ausschusses die Vorlage betreffend Uebernahme einer Garantie für den Krüppel-, Heil- und Fürsorgeverein für Berlin- Brandenburg . Es handelt sich um die Uebernahme einer Garantie für die Verzinsung und Tilgung einer Amortisationshhpothek von 1 350 000 M-, welche der Verein aufgenommen bat, im Verhältnis von 8000 zu 02 500 M. Einen großen Teil der Sitzung füllte die Besprechung von Peil- tionen aus. Die Petitionen sind meist rein persönlicher Art. Bon allgemeinem Interesse ist eine Petition betreffend Errichtung eines Pfandbriefamtes, die dem Magistrat als Material überwiesen wurdx, eine Petition des Verbandes für handwerksmäßige und fach- gewerbliche Ausbildung der Frau betreffend Gewährung eines Bei- träges, und eine Petition von Hausbesitzervereinen gegen den Straßenhondel. Auch diese Petitionen gingen als Material an den Magistrat. Von den Vorlagen interessiert besonders die be- treffend Bewilligung von Beiträgen für die Jjugend- pflege, der die Versammlung mit Ausnahme der Sozialdemo- kraten zustimmt'-. Für unsere Fraktion erklärte Genosse Richter, daß v'i'- nack>r>i<- vor Gegner der Vorlage sind, da es sich nach einer Erklärung des Kultusministers nur um die Unterstützung von solchen Vereinigungen handele, die auf nationalem Boden standen. Wir