irnb materielle Unterstützung bei Streiks, Fernhalten von Zu- zug, Beihilfe aus der internationalen Unterstütznngskasse— ja." was bleibt denn da noch übrig bis zur Verweigerung von Streikarbeit und, wenn die Not an den Mann geht, bis zum Sympathiestreik. Grundsätzlich können die Christlichen , die sich ihren ausländischen Bruderorganisationen zu moralischer und materieller Unterstützung bei Arbeitskämpfen verpflichtet haben, doch auch gegen einen Sympathiestreik nichts ein- wenden. Es sei noch daran erinnert, daß die christlichen Berg- arbeiter sich 1906 und 1907 an den allgemeinen internatio- nalen Bergarbetterkongressen und die christlichen Textil- arbeiter sich 1906 am internationalen Textilarbeiterkongreß in Züri chbeteiligt haben, bis ihnen hier begreiflich gemacht wurde, daß man mit Organisationen, die der Arbeiterzer- splitterung wegen geschaffen seien, nichts zu tun haben wolle. Die christlichen Textilarbeiterverbände haben dann ihre eige- nen internationalen Kongresse abgehalten. 1903 fand in Zürich die bekannte internationale Konferenz christlicher Gewerkschaftsführer statt, wo Herr Schiffer den Bischöfen sein:„Bis hierher und nicht weiter!" entgegenrief. Er hat nachher Abbitte für das Wort getan. Die Christlichen haben sich, um der Aufhebung zu entgehen, den Jesuiten in Rom unterworfen. Und ihr schäbiges Verhalten den Ruhr» bergleuten gegenüber bringt den Nachweis, daß sie nichts sind als die getreuen Knechte des Zentrums und der Kirche. Zur Bergarbeiterbewegung in Frankreich . Aus Paris wird uns unterm 21. März berichtet: Von 6308 Bergleuten im Becken von Anzin sind heute noch 4182 ausständig: der Streik ist also in der Abnahme be- griffen und wir gehen wohl nicht fehl in der Annahme, daß ihm keine lange Tauer mehr beschieden sein wird. Der allge- meine Wirrwarr spiegelt sich in zwei Aufrufen wieder, die der Exekutivausschuß auf der einen Seite und das Syndikat von Anzin auf der anderen Seite erlassen hat. In dem Auf- ruf, den der Exekutivausschuß der nationalen Föderation per- öfsentlicht bat, heißt es: .Die Bergarberter von ganz Fvankreich haben ihr« Taktik auf einem gemeinsamen Kongreß festgelegt. Wenn sie sich jetzt un- fähig erweisen, die in voller Freiheit gefaßten Beschlüsse zu halten, so geben sie damit ein trostloses Beispiel der Schwäche und des Mangels an Zielbewutztsein. Alle ihre Kraftanstrengungen in der Zukunft würden vergeblich sein, ihre Feinde hätten daS Recht, ihrer Belanglosigkeit zu spotten, und man kann sicher sein, daß sie von diesem Recht rücksichtslos Gebrauch machen werden. Auf keinen Fall werden daher die Bergarbeiter wollen, daß an ihrer Unfähigkeit und Disziplinlosigkeit dereinst das große Be- freiungSwerk scheitert. Wie eS seiner Pflicht entspricht, fordert der ExekutivauSscbuß die Bergarbeiter auf, sich nach den in Angers gefaßten Beschlüssen zu richten und daS AbstimmungS- resultat, das den Ausstand in der gegenwärtigen Zeit verwirrt, zu respektieren. Kein Bergarbeiter darf dem Referendum ent- gegenhandeln." Aus der Antwort, die hierauf daS Syndikat des Beckens von Anzin veröffentlicht hat, geben wir folgende Stelle wieder: „Was werden die Bergarbeiter in diesem Zeitpunkte tun? »■»Sind sie nicht gleich un« von demStreben durchdrungen, sich mit den Kameraden der übrigen Kulturländer solidarisch zu erklären und j jicgen ihre Unterdrücker, gegen Regierung und Kapitalismus , den Kampf aufzunehmen? ES ist in hohem Grade zu bedauern, daß der ExekutivauSschuh sich weigert, den Nationalen Ausschuß zu- kammenzuberufen. wo doch mit Sicherheit anzunehmen ist, daß dieser Ausschuß die durch den Streik von Anzin geschaffene Lage berücksichtigen und die in Angers gehaßten Beschlüsse aufheben wird... Treten wir erst nach einigen Monaten in den Kampf, dann wird«S zu spät sein, weil dann die englischen und die deut. schen Bergarbeiter längst die Arbeit wieder aufgenommen haben." So daS Syndikat von Anzin . Erwähnt sei noch, daß der Vorsitzende der Gewerkschaft von Anzin, Genosse Lef6vre, der gleichzeitig Bürgermeister von Denain ist, sich geweigert hat, für die ins Streikgebiet entsandten Truppen Quartier zu besorgen. Pari«, 23. März. M. T. 99.) Der Vollzugsausschuß des inter - nationalen Bergarbeiterverbande» richtete an die Bergleute von Anzin die Aufforderung, den gegenwärtigen Streik aufzu- geben, da aus ihm keinerlei Borteile erwachsen könnten. Wie au« C a r m a u x gemeldet wird, beschäftigte sich das Bergarbeiter. syndikat mit dem Plan, den Gesamtausstand für deu 1. Mai zu proklamieren, um die Deputiertenkammer zu zwingen. die Forderungen der Bergleute noch bor den Ostcrferien in Beratung zu ziehen. ES heißt, die eingeschriebenen Seeleute und Hafenarbeiter hätten beschlossen, die Streikbewegung dadurch zu unterstützen, daß sie da» Löschen ausländischer Kohle verhinderten. Tie Streiks in Böhmen . Prag , 23. März. Gestern nachmittag ist ein R ü ck g a n g d e r Streikbewegung infolge von Zugeständnissen der Grubenbesitzer eingetreten. Der Ausstand im Teplitzer Re- vier dürfte bereits beendet sein. Alle anderen Gewerkschaften er. klären sich zu den w e i t e st g e h e n d e n Zugeständnisse« bereit. Die Gewerkschaft Brucher Werke, wo sich der Herd des AuSstondSgebieteS befindet, erklärte sich in einer Kundgebung zu Zugeständnissen bereit, falls in allen Schichten die Arbeit bis Dienstag wieder aufgenommen wird. In Steiermark . Die Direktion der Oesterreichischen Alpinen Moniangesellschaft hat beschlossen, den Arbeitern eine Lohnerhöhung von unge- fähr 5 Proz. zuzugestehen. Tie Entscheidung darüber, ob die Ar- beiter mit diesem Zugeständnis«inverstandcn sind, wird in den heute und Montag stattfindenden Bergarbeiterversammlungen fallen. Bevorstehender Streik in Spanien . Madrid , 23. März. In Bilbao macht sich Kohlen- mangel bei den Hochöfen fühlbar. Man hat beschlossen, den Betrieb einzuschränken, was eine Verringerung des Ar- beitspersonals zur Folge habe« würde. Die Bergwerks- bcsitzcr von Astatrien teilten der Regierung mit, daß sie die von den Bergarbeitern geforderten L o h n e r h ö h n n- gen nicht bewilligen könnten. Ter G e s a m t a u s- st and scheint unmittelbar bevorzustehen. Vor dem Streik in den Vereinigten Staaten . New S«rk, 23. März. Die Kohlenpreise steigen weiaer, da zum 1. April eine Arbeitsein st ellung der Anthracit- und der Weichkohlengruben erwartet wird. Nach einer Meldung auS Chicago stellen Agenten der Bundes- regierung Untersuchungen an über einen angeblichen Kohlentrust in Illinois . Rem Kork, Pcnnsylvanien und ande- ren südlichen Staaten. Da» hat auch Roosevell bei dem letzten großen Streik getan, und e» wird als ein Mittel angesehen, das der Regierung die Möglichkeit zum Einschreiten geben werde. Eleveland(Ohio ), 23. März. Den Zechenbesihern und den Grubenarbeitern ist es bisher nicht gelungen, eine Einigung zu erzielen. Die Verhandlungen sind auf Dienstag ver- tagt worden. Die Angestellten haben bis jetzt alle von den Minen- besitzern vorgeschlagenen Vergleiche abgelehnt. Sei' Krieg. Die gesperrten Dardanellea. Konstantinopcl, 23. März.(Meldung des Wiener k. k. Telegr.» Korresp.- Bureaus.) Bisher sind in den Dardanellen zwei Reihen von je 40 Kontaktminen gelegt worden. Wie verlautet, sind gleich noch dem Legen der Minen vier explodiert, ohne jedoch Schaden anzurichten. Konstantinopel , 23. März. Die Hamburg- Amerika- Linie hat ihren Dampfer.Cincinnati ' angewiesen, vor der Einfahrt in die Dardanellen umzukehren, weil sie die an Bord befind- lichen Passagiere nicht der Minengefahr aussetzen will. Rußland und die Türkei . Konstantinopel , 23. März. Die Minister berieten gestern bei dem Großwestr über die Lage.— Infolge Erklärungen zwischen dem russischen Minister des Auswärtigen Ssasonom und dem türkischen Botschafter in Petersburg wurden, wie die Zeitungen melden, die türkischen Truppen au« dem von den Türken Nivahiicharkie benannten persischen Gebiet zurückgezogen. Auch die russischen Ab- teilungen sollen auS dieser Gegend zurückgezogen sein. Der Grund der russischen Konzentrationen habe darin gelegen, daß die Türken in Revahncharkie eine Volkszählung begonnen haben. Kriegskouterbande. Rom , 20. März.(Eig. Ver.) Der vor einiger Zeit im Hafen von Trapani beschlagnahmte englische Dampfer.ReScuer" ist am 18. d. M. durch eine besondere Kommission daraufhin untersucht worden, ob seine Ladung als Kriegsmaterial im Sinne der inter - nationalen Abmachungen zu betrachten sei oder nicht. In dem außerordentlich umfassenden Raum des Schiffes wurden zwei Ge- birgskanonen gefunden, vier Mitraillekanonen, 1000 Mausergewehre. 1300 Gewehre der Fabrik Martini. 1130 Bajonette, 3 Millionen Kar« tatschen für die Mitrailleusen, 8000 Schrapnell». 4 Kisten mit Balistiti» und viel anderes Material. Außerdem transportierte der Dampfer 80000 Unterhosen und Hemden, 30 000 Paar Strümpfe, 4 Nähmaschinen usw. Der Kommandant hat erklärt, daß bei einer englischen Bank 400 000 Lire deponiert worden find, um den Besitzer de» Dampfers im Falle des Untergangs oder der Kaperung des Schiffs zu ent« schädigen. Weiter hatte die türkische Regierung 52 000 Lire für den Transport bezahlt. Das Material sollte auf der Küste zwischen Sliten und Misurata ausgeschifft werden, wo man auf die Empfang- nähme vorbereitet war. Der Plan scheiterte an der Ueberwachung der Küste durch italienische Kreuzer. Sie Revolution In China . Kampf der Fremde» für das Frauenwahlrecht. Schanghai , 23. März. In Schanghai ist man über daS lang- käme Arbeiten der Nationalversammlung sehr verstimmt. Namentlich der Frauen hat sich eine bedenkliche Erregung er- griffen, da da» F r a u e n st i m m r e ch t noch immer nicht Gesey geworden ist. Gestern drangen zahlreiche Frauen in den Palast, in dem die Nationalversammlung ihre Sitzungen abhält, ein, zerbrachen die Fensterscheiben und jagten auch den Mitgliedern der höchsten Gesetzgebung einen großen Schrecken ein, indem sie sie zwangen, die Sitzung fortzusetzen. Erst nachdem da» sofort requirierte M i l i t ä r eingetroffen war, konnte die Ruhe wieder hergestellt und in die Be« ratung eingetreten werden. poUtifcke deberficbt, Berlin , den 28. März 1912. Abschluß der sozialpolitischen Debatte«. Aus dem Reichstag , 23. März. Der Etatsnot soll durch ein besonderes Gesetz abgeholfen werden, das den Reichshaushalt vorläufig regelt, ehe das neue Rechnungsjahr beginnt. Aber der Notgesetzentwurf ist nicht ganz so harmlos formaler Natur, wie es heute der neue Staatssekretär des Reichsschatzamtes glauben machen wollte. Herr Kühn kün- digte in diesem Zusammenhang die grundsätzlichen finanz- politischen Erörterungen für die Beratung der Rllstungsvor- lagen an, und er benutzte die Gelegenheit, um seinem Vor- gänger eitrige Worte der Erinnerung zu widmen. Da in- dessen der Entwurf der Regierung eine allgemeine Er- mächtigung zu Ausgaben geben will, so ivurde auf Antrag der Fortschrittler, dem Genosse Molkenbuhr ausdrücklich beitrat, die Vorlage zunächst an die Budgetkommission ver- wiesen. Die Zuckerkonvention hingegen wurde sofort in zwei Lesungen erledigt, nachdem sie noch eine interessante Debatte veranlaßt hatte. Gras Schwerin - Läwitz ver- trat die ablehnende Haltung der unentwegten und nimmer- satten Agrarier. Demgegenüber konnte Genosse B e r n st e i n zahlernnäßig nachweisen, tvas von der angeblichen Schädigung und Opferfreudigkeit der Zuckerindustrie zu halten ist. Unsere Zustimmung zur Konvention erklärte er aus dein Grunde, weil wir unter keinen Umständen die Rückkehr der alten ver- traglosen Zeit und der Prämienwirtschaft wollen. Unsere Forderung auf Herabsetzung der Zucker st euer wurde auch von dem Nationalliberalen Sieg und vom Fortschrittler Dr. D o o r m a n n nnterstiitzt. Herrn Dr. Arendt ist die Konvention nahezu so unannehmbar wie seinem gräflichen Nachbarn. Aber seine Anregung, die zweite Lesung und damit die Wirksamkeit der Konvention noch aufzuschieben, hat wenig Erfolg. Er findet zwar noch einige Unterstützuirg bei dem Welsen M e d i n g und bei dem Nationalliberalen Kley«, aber Abgeordneter Dr. Spahn sprach die Zustimmung des Zentrums aus. Der vom Grafen ä ch w e r i ir unternommene Versuch einer Polemik gegen die Sozialdemokratie wurde vom Genossen Wurm unschwer zurückgewiesen. Tann wurde endlich und wirklich der Etat des Reichs- amts des Innern erledigt. Herr Dr. F a e g e r vom Zentrum verlangte ein Reichswohnungsgesctz. das die Einzelstaaten zu lebhafter Tätigkeit zwingen soll. Der Staatssekretär Dr. Delbrück erklärte sich bereit, an den Arbeiten einer Kommission energisch mitzuarbeiten, deren Einsetzung be- antragt ist. In der weiteren Debatte macht Genosse Fischer- Hameln noch aus besonders schlimme Fälle im Wohnungs- elend aufmerksam. Alle Anträge und Resolutionen gehen an eine besondere Kommission, in der die Regierung»un ihren. Willen zur Tat bekunden kann. Die Generaldebatte des P o st e t a t S beginnt mit einer Rede des Genossen Z u b e i l. Der Redner unserer Fraktion brachte in ausführlicher Rede die zahllosen Beschwerden und I Klagen der Postbeamten und Postunterbeamten bor . An vielen Einzelfällen konnte er nachweisen, wie unsozial, un- gerecht und willkürlich die Postverwaltung verfährt. Es war eine deutliche Sprache, in der Genosse Zubeil redete! � Die Fortsetzung der Generaldebatte findet am Dienstag statt, nachdem zuvor die Zuckerkonvention und einige Wahl- Prüfungen erledigt sind._ Die geistige Höhe des Junkerparlaments. Die Verhandlungen über den Kullusetat, die am Sonnabend fortgesetzt wurden, zeigen wieder einmal, aus einer wie erstaunlich geistigen Tiefe das preußische Dreiklassenparlament steht, eine geistige Tiefe, die nur noch durch die Brutalilät übertroffen wird, mit der man die Slimine der Wahrheit, die Stimme des Sozialismus, zu unterdrücken bemüht ist. Zur Debalte stand zunächst ein nationalliberaler Antrag, der die Aufwendung höherer Mittel zur Beseitigung der über- füllten Klassen fordert, und ein fortschrittlicher Antrag, der die Beseitigung der Halbtagsschulen verlangt. Nichts wäre natür- licher gewesen, als daß sich die Beratung dieser Anträge zu einer Kritik unseres gesamten Volksschulwesens gestaltet hätte. Da» war auch die Absicht des von der Sozialdemokratie be- stimmten Redners, des Genossen Borchardt, der um so mehr Grund dazu hatte, weil an den Tagen vorher die Mehrheit uns das Wort abgeschnitten hatte, nachdem eine Reihe von Abgeordneten das sozialdemokratische Schulideal lächerlich zu machen sich bemüht hatten. Herr v. E r f f a, der neue Präsident, den anscheinend der Ruhm KrvckierS nicht schlafen läßt, war anderer Meinung, er ver- tritt die Ansicht, daß eine solche Debatte unzulässig ist. Genosse Borchardt ließ sich nicht irre machen, er versuchte, da» zu sagen, was zu sagen ihm nötig schien. Aber schließlich mußte er der präsi - dialen Gewalt weichen. Herr v. Erffa entzog ihm nach drei- maligem Ruf zur Sache das Wort und die Mehrheit billigte dies Verhalten ihres Präsidenten— ein neuer Beitrag zum Kapitel der Redefreiheit im Junkerhause. In der Sache selbst lehnte daS HauS den fortschrittlichen An- trag ab, den nationalliberalen überwies eS der Budgetkommission. Weitere Anträge, die die Erleichterung deS Universitätsbesuchs der Volisschullehrer bezwecke», gingen an die Unterrichtskommission. Den Clou des TageS bildete die Besprechung der staatlichen Jugendpflege nebst den dazu vorliegenden Anträgen auf Ausgestaltung dieses neuen Systems der Sozialistentötung. Die sozialdemokratische Fraktion hatte beantragt, daß das Geld ohne Rücksicht auf die poli- tische Stellung verwendet werden soll zum Schutz von Kindern gegen Mißbrauch. Ausbeutung und Mißhandlung, insbesondere aber auch zugunsten der fteien Jugendbewegung. Dieser Antrag erschien den Gegnern fast als Hochverrat. Einer nach dem andern wettert gegen die böse Sozialdemokratie, die den Kindern die Religion und die Vaterlandsliebe au« dem Herzen reißen wolle: alle Fälschungen des Reichsverbandes wurden gegen uns in» Feld geführt, im KriegervereinSton ging es gegen den.Erzfeind", die.Umstürzler", die„Vaterlandsverräter" und wie die geschmackvollen Namen sonst noch heißen, lo». Den Bogel schoß der Zentrumsabgeordnete Kesternich ab, der alle Nummern der„Arbeiterjugend" einer eingehenden Prüfung auf ihren gefährlichen Inhalt hin unterzogen hat und einen Zitatcnsack auf den Tisch des HauseS legte, der an den bekannten Zitatensack des Herrn v. Köller erinnert. Abgeordneter Kesternich ist zwar von Beruf Lehrer, aber daS hindert ihn nicht, Heine. Schubart. Bischer und andere Gerstesheroen nicht zu kennen und deren Geistesprodukte als von der Sozialdemokratie bestellt und für die Sozialdemokratie geschrieben zu bezeichnen. Der Vertreter der Sozialdemokratie wird erst am Dienstag zu Worte kommen._ Bayerns Anteil au der HeereSvermehruug. Wie Wolffs Telegraphenbureau aus München meldet, be- absucht igt die bayerische Heeresverwaltung anläßlich der HeereSver» stärkung die nachstehenden Maßnahmen auszuführen: Bei der In- fanterie soll eine Anzahl von Bataillonen auf höhere Etat» gebracht werden. Zwei Bataillone werden auS dem diesseitigen Bayern in die Pfalz verlegt. Die der Grenze benachbarte dritte Division wird dadurch schon im Frieden auf ihre volle Anzahl von Bataillonen gebracht. Bei sämtlichen Jnfanterieregimentern, denen bisher noch keine Maschirrengewehrkoinpagnie zugeteilt war, sollen Maschinen- gewehrkoinpagnien errichtet werden. Die Zahl der Stellen für Majore und Hauptleute beim Stabe von Jnfan- terieregimcntern soll vermehrt werden, um über die, zur Besetzung von Stabsoffizierstellen bei MobilmachungSsorma- tion benötigten Offizier« zu verfügen. Beim fünften Chevaux- legerS-Regiment in Saargemünd wird eine fünfte Eskadron er- richtet. Die fünf Artillerieregimenter sollen die zurzeit noch fehlenden sechsten Batterien erhalten, die Batterien niederen Etats auf mittlere Etats gebracht werden,. Mit Rücksicht auf den 99edarf an Offizieren im Mobilmachungsfall ist beabsichtigt, bei der Feldartillerie die Stellen für sechs Oberstleut- nants und für sechs weitere Hauptleute beim Stabe zu etatifieren. Die Futzartilleriebrigade wird in drei Re. gimenter zu je zwei Bataillonen gegliedert. AIS Standorte sollen zugewiesen werden: dem ersten Regiment München und Neuulm, dem zweiten Regiment Metz , dem dritten Regiment Ingolstadt . Jede? Regiment erhält eine Bespannungiabteilung. Die Etat» der schon bestehenden Bespannungsabteilungen werden erhöht. Bei den Pionieren wird ein viertes Bataillon gebildet. Zwei Kompagnien werden neu errichtet. Außerdem tritt je eine Kom- pagnie de» 1. und 2. Pionierbataillons zum vierten über. Als Standort ist zunächst Ingolstadt und später Bermersheim in Aus- ficht genommen. Bei den Verkehrstruppen werden die Etat» erhöht. Das Telegraphenbataillon erhält eine 3. Kompagnie und eine eigene BespannungSabteilung. Eine Fliegerkompagnie wird neu errichtet. Bei den Pionierbataillonen sollen vier Kompagnien auf- gestellt werden. Endlich werden vier Landwehrinspektio. nen errichtet mit den Sitzen in München , Nürnberg , Würzbnrg und Landau . Die Verhandlungen über die durch die geplanten Maßnahmen bedingten weiteren Aenderungen in der Unterbrin- gung der Truppen sind noch nicht abgeschlossen. Die Durchführung der beabsichtigten organisatorischen Maßnahmen verteilt sich aus die Jahre 1Sl2 bis 1914. Diese Angaben, die etwas detaillierter sind, als die gestrigen summarischen Mitteilungen der„Norddeutschen Allgemeinen Ztg.", lassen schon eher einen Schluß zu auf den Umfang der Berstärkun- gen und die Art, wie die Truppenorganisationen ausgebaut oder durch neue Formationen ergänzt werden soll. Ein allerdings sorg- sam verschwiegener Hauptgrund für die Neugestaltung der Dinge ist, wie au» den Angaben für daS bayrische Kontingent hervorgeht. die Verbesserung der AvaneementSverhält- nisse im Offizierkorps. Die jetzig« Vorlag« sieht eine ganze Anzahl höherer Kommandostellen, dann aber sehr zahlreiche Stabsoffizier- und Haiiptmannsstcllen bor. Damit soll wieder ein- mal ein kräftiger Zug in die stockende Beförderungsmaschine gc- bracht werden. DaS Ganz« läuft also aus die Vermehrung der Ver- sorgungSstellen für die Söhne-ine» hohen Adels und für die de« Offizierrocks für würdig erachteten Bourgeoissprößlinge hinaus, wa» sich noch genauer nachweisen lassen wird, wenn die Wehrvor.
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