Verhältnisse 5er Arbeiter Mb HMMberter bei Set 31 e 5 Eh I sPost.Abg. Zubeil(Soz.):Noch nie war bie Unzufriebcaheit unter den Postbeamtenso groß wie jetzt nach der angeblich so segensreichen Besoldungs-reform. Selbst in Zentrumskreisen beginnt es jetzt zudämmern und man sieht ein, welche große politische Dumm-heit man mit der ganz unzulänglichen Besoldungsreform gemachthat. Vor allem die U n t e r b e a m t e n sind schlecht weggekommen.— Nun zu den einzelnen Klagen und Beschwerden. Die Bezügeder D i ä t a r e sind in Anbetracht der jetzigen teuren Zeit v i e l z uniedrig und zwar nicht nur für Berlin. Um zu erkennen, obein Diätar sich zur Anstellung als Beamter eignet oder nicht, ge-braucht die Postverwaltung ein Probejahr und drei Diätarjahre.Diese Jahre werden nicht einmal angerechnet. Der Post-etat bietet ja ein erfreuliches Bild, rein vom fiskalischen Stand-punkt betrachtet. Aber es ist kein Kunststück, Ueberschüsse zu er-zielen, wenn man einen Druck nach unten ausübt unddie Beamten kärglich besoldet.Wir haben uns seinerzeit gegen das System der gehobenen Stellengewandt, weil wir gegen Streberei und Korruption sind.Nun ist das System geschaffen worden und wir haben auch gehobeneIlnterbeamtenstellen bekommen. Aber es gibt 17 000 gehobeneUnterbeamte, die noch keinen Pfennig aus dem dafür geschaffenenFonds bekommen haben.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.)Man muß sich wohl bei den Vorgesetzten lieb Kind machen,um aus diesem Fonds bedacht zu werden?? Es ist die alte Ge-schichte. Vor den Wahlen wird von den bürgerlichen Parteien denPostbeamten das Blaue vom Himmel versprochen undTausende von Beamten erwarten von diesem Reichstag Unterstützung in ihrem Kampf um eine angemessene Besoldung. Imvorigen Jahre habe ich auch eine Reihe von Klagen vortragenniüssen. Es ist auch eine Untersuchung eingeleitet worden, abernicht um die Mißstände zu beseitigen, sondern umfestzustellen, wer mir das Material zur Verfügung gestellt hat.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Prinzipiell sind wirgegen das Gratifikationsunwesen. Aber wenn esGratifikationen nun einmal gibt, dann müssen sie nach gerechtenMundsätzen verteilt werden undnicht nach der Willkür der Lorgesetzte«.Wenn durchaus gespart werden soll, dann möge oben gespartwerden, aber nicht bei den Unterbeamten. Weniger Faulenzer, aber»ichr angemessene besoldete Arbeitskräfte. Die Geldbestellungam Sonntag ist ja glücklicherweise beseitigt. Aber die Geldbrief-träger haben nicht etwa einen freien Tag bekommen, sondern werdenani Sonntag mit anderen Llrbeiten beschäftigt.(Hört!hört! bei den Sozialdemokraten.) In vielen Fällen beträgt die Ar-beitszeit der unteren Beamten mehr als 69 Stundenloöch entlich. Die Beamtenschaft hegt aber den dringendenWunsch daß die Arbeitszeit in der Woche niemals über S7 Stundenhinausgehen möge. Wie ruinös die lange Dienstzeit für die Unter-bcamten ist, beweist die Ste r b e sta t i st i k. Die meisten st e r b e nzwischen dem 3 0. und SO. Jahre. Daher ist es so wichtig,die Ansangsgehälter zu erhöhen, da die Unterbeamten in den Ge-nuß des Höchstgehalts selten kommen. Die häufigsten Krank-heiten der Postbeamten sind Lungenkrankheiten, Magen- und Darm-tatarrhe. Die Ursache der letzteren insbesondere liegt in der U n-rcgelmäßigkeit der Pausen, wodurch die Bcamten viel-fach gezwungen sind, ihr Mittagessen herunterzuschlingen.Also in derBesoldung und Dienstzeit der Uuterboamtenmüssen andere Zustände geschaffen werden. Das wird dieDienstfreudigkeit der Beamter« erhöhen. Mit der Teuerung stehtdie Erhöhung der Beamtengehälter in gar keinem Verhältnis. DasHot selbst ein hoher Beamter zugegeben. 24 Proz. des Einkommensmüssen die B«lmten vielfach für ihre Wohnungen ausgeben.Die kleinsten Wohnungen find bekanntlich die teuersten. Daher finddie Wohnungsgeldzuschüsse für die Unterbeamten vielzu gering. Der größte Teil der Frauen der Postunterbeamtenmuß bis in die Nacht arbeiten, um einen Ausgleich zwischen Ein-nahmen und Ausgaben der Familie herbeizuführen. Infolge dieserZustände ist die Zahl der Erkrankungsfälle sehr groß.Besonders wird darüber von denBeamten deS Amte» C 1 und 2geklagt. Der Postdirektor dieses Amtes kann Kranke offen-bar nicht leiden. Ein Postbeamter Schulenburg meldetesich wiederholt krank, wurde aber von dem liebenswürdigen Direktorimmer abgewiesen. Als er endlich den erbetenen Urlauberhielt, war er bor Beendigung des Urlaubs eine Leiche.(Hört!hört! bei den Sozialdemokraten.) Die Postillone sind imAugust, September und Oktober so angestrengt, daß sieinnerhalb 24 Stunden nur 3 Stunden Pausehaben. Manchen Postdirektoren und Oberpostsekretären sollteDies Ziel hat Herzen wie ein Bahnbrecher verwirklichen sollen.Seine Arbeit— eine Tat von Belang in der revolutionären Bewe-gung Rußlands— setzte 18S4 unter polnischer Beihilfe mit derGründung einer ersten russischen Druckerei«n London ein, die mitder Herstellung zenfurfreier politischer Flugschriften für den Ver.trieb in Rußland begann und nach ein paar Jahren zu europäischerBedeutung gelangte durch die Begründung der Wochenschrift K o lo-iol— Tie Glocke.— Wanderjahre in Frankreich, der Schweiz,Italien waren dieser Londoner Arbeit vorausgegangen. Herzenhatte revolutionäre Erhebungen in unmittelbarer Nähe erlebt: inRom den Anfang, in Paris das Ende. Die russisch« Regierunghatte 1848 Herzens Heimkehr gefordert: Er gehorchte aber nicht.Den Versuch der Regierung, ihn durch Beschlagnahme seiner Güterzu ruinieren, durchkreuzt« er mit Hilfe des internationalen HausesRothschild, aber die von Rußland geförderte Ausweisung aus Paris,war nicht zu hindern. Schweres persönliches Schicksal brach überihn herein, und zwei seiner Kinder gingen bei einer Schiffskata-strophe zwischen Marseille und Nizza zugrunde, und auch seineFrau starb. Ten Ertrag seiner Erfahrungen in den Revolutions-jähren hatte Herzen in dem 1359 erschienenen Buche»Vomandern Ufer" niedergelegt. In dieser Schrift vollzog er, ent-mutigt durch die Ereignisse, den Bruch mit dem lange gehegtenGlauben an die Führerschaft des westlichen Europa im Kampf umdie neue freiheitliche Kultur: hier nun stellte er Rußland als dasHeilsland der europäischen Berjüngung dar.Die Bedeutung des Kolokol, der 18S7 gegründet wurde, hingeng zusammen mit den Hoffnungen, die nach dein Tode Nikolaus l.18ö5 und dein Ausgange des 5lrimkrieges au die Herrschaft desneuen Zaren Alexander geknüpft wurden. Die russische Autokratiewar damals in ihren Grundfesten gefährdet und begann ein Pack-tieren. Mit Ogarew an der Seite begann Herzen«inen schonungs-losen Krieg gegen den Sttllstand und die Verrottung, die in allihren Betrügereien, Nichtswürdigkeiten. Verbrechen mit furchtbarerOffenheit enthüllt und gebrandmarkt wurde. Die Verbreitung derWochenschrift in Rußland geschah am hellen Tage, und man ließ ihrvon oben her freies Spiel. Die zanstische Regierung duldete dasOrgan, weil sie nicht imstande war. der wogenden Bewegung zutrotzen und dann noch au» dem ganz besonderen Grunde, weil ihrfinanzieller Bankerott sie zwang, hie Hauptforderung, die Auf-Hebung der Leibeigenschaft, auS eigenstem Bedürfnis zu unter-stützen.Herzen hing dieser Forderung seit seinen Moskauer Tagen an.Der preußische Regierungsrat Haxthausen hatte damals in diehegelianisch kämpfenden Gruppen des jungen Rußlands seine Ent-deckung des auf Selbstverwaltung beruhende» Urprinzips der rusfi-schen Landgemeinde getragen. Er selbst sah dar«» ein Bolliverkgegen das Vordringen revolutionärer Ideen, aber Herzen beuteteSie Entdeckung für seine sozialistischen Zukunftswünsch« auS. Jetztbrachte er auch dies alte Ziel in den Kämpfen des Tage».energischin S«n Vordergrund, und fein Ungestüm, das auch Bakuninj M;t,die Vetlssallung KniggesUmgängmitMenschenzur Ver-fügung stellen(Heiterkeit, damit sie lernen, mit den Beamteni» höflicheren Formen umzugehen. Der Staatssekretär und seineRäte sollten häufiger unangemeldet die Postämter inspi-zieren. Die Berechtigung meiner Klagen wird ja immer obgestritten. Ich toeiß genau, daß, wenn ich nachher fertig bin, wiederder Herr Staatssekretär hier auftreten wird, oder seine rechteHand(große Heiterkeit) und sich gegen mich wenden wird. Aberich habe doch die Genugtuung erlebt, daß im Laufe der Jahre somanche meiner Beschwerden Erfolg gehabt haben. An manchenStellen scheint allerdings alles spurlos vorüberzugehen. So sinddie alten Klagen aus den Posläiuter« SW. 68 und in der KöpenickerStraße immer noch nicht verstummt. Anstatt die Unterbeamtenmenschenwürdig zu behandeln, verlangen die Vorgesetzten, daßihnen alle Meldungenin streng militärischer Haltung erstattetwerden. Das scheint ja notwendiger zu sein. Besonders kraß sinddie Mißstände auf dem Postamt SW. 48. Es sollte in ein Postamt2. Klaffe umgewandelt werden und da Häven sich der Postdirektorund der Postinspektor dieses Amts so weit erniedrigt, zurGeschäftswelt zu gehen und sie zu bitten, möglichst vielBriefe auf dem Postamt 48 aufzugeben. Vier höhereBeamte haben eine halbe Etage für sich und nichts zu tun. DerPostdirektor besieht sich meistens das Leben auf derFriedrichstraße.(Unruhe rechts.) Es ist meine Pflicht.die Klagen der llnterbeamien hier vorzutragen und ich tue es, auchwenn es Ihnen unangenehm ist, mit der erforderlichen Gründlich-keit.(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Auf dem Bahn-Postamt in Straßburg wird über einelöftüudige Arbeitszeitgeklagt. Die Markenberkäuferinnen auf den großen Postämternwünschen, daß ihre Bezüge von 2,75 M. aus 3 M. den Tag erhöhtwerden. Es ist unwidersprochen durch die Presse gegangen, daßPostbeamte in Prozessen gegen die Postverwaltung sich, solange sieim Dienstverhältnis stehen, keines Rechtsanwalts bedienendürfen. Ist das richtig? Wenn es der Fall wäre, wäre das Unter-beamtentum ja vogelfrei. Weiter eine heikle Frage an denStaatssekretär. Eine Reihe von Postbeamten find wegenAnnahme van Schmiergelder«bestraft worden. Trotzdem werden heute noch der betreffen-den Firma Lieferungen übertragen.Ein bitteres Unrecht ist 40 Wagenbegleitern gesöhehen,indem ihnen 15 M., die sie zwei Jahre hindurch pro Monat bezogenhatten, bei Inkrafttreten der Beamtenbesoldungserhöhung in Höhrvon 270 M. wieder abgezogen wurden. Wir müssen verlangen,daß diese zu Unrecht abgezogenen 270 M. den 40 Beamten wiederausgezahlt werden.— Viel geklagt wird über die Qualität derKleider der Unterbeamten, die einem Kommerzien-rat Sachs zur Anfertigung übergeben werden, der sie aber allein der Heimindustrie herstellen läßt. Hier hätten die Herrender Rechten Gelegenheit, ihre Mittelstandsfr«undlich-k e i t zu beweisen, indem sie dafür eintreten, daß die Kleider anHandwerker gegeben werden.— Für Durchführung der Vor-schriften sorgt angeblich ein großes Auftichtspersonal. Wie es da-mit in Wirklichkeit bestellt ist, habe ich neulich selbst auf einemPaketamt beobachtet. Die Bcamten spielten Fangball mit denPaketen. An der Wand hing ein Plakat: Pakete dürfen nicht ge-warfen werden. Aber der zur Kontrolle anwesende Postdirektornahm einem Beamten ein Paket aus der Hand und sagte:.Achwas, nicht geben, immer schmeißen, schmeißen!"(Heiterkeit und Hört! hört!) Dann nochei« Postkuriosum.Ein Kollege von uns verzog von Berlin nach Steglitz.Er wunderte sich, daß er von da ab lein« Postsachen mehr erhielt.Schließlich stellte sich heraus, daß die Sachen als unbestellbarzurückgingen, trotzdem sie nach Steglitz, wo et wirklich wohnte,adressiert waren, nur weil sein Postbezirk zu Friedenau gehört.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Redner tritt des weiterendafür ein, daß die aufstrebende Stadt Beeskow besserePostbestellung erhalten möge.— Damit sind die Wünscheund Beschwerden erledigt, die ich vorzubringen hatte. Solange derjetzige Staatssekretär an seiner Stelle steht, wird freilich für dieUnterbeamtenschast nicht viel Gutes herauskommen. Er hates in seiner Dienstzeit bis heute nicht verstanden, sich die� Liebeseiner Unterbeamten zu erwerben. Seine einzige Tätig-keit ist, nach oben zu blicken und dort den Dankfür seine Sparsamkeit entgegenzunehmen.(Lachen rechts.) Wenn Sie(nach rechts) gerecht fein würden,würden Sie die Briefe, die auch Ihnen sicher von Po st unter-beamten zugchen, einer eingehenderen Durchsichtunterziehen. Aber freilich, Sie brauchen die Unterbeamtenschastnur bei den Wahlen.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)Damals haben Sie die Unterbeamten auf den E i d verwiesen, densie dem Kaiser geleistet haben. Aber die Postunterbeamten stehenheute auf dem Standpunkt, daß sie gegenüber einer Verwaltung.arbeit verspüren ließ, wuchs, je mehr der Reformeifer de» Zaris-mus sich auf der ganzen Linie der Aufgaben verringerte. AlsStaat, Adel und Bourgeoisie hatten, was sie haben wollten, wandtesich das Blatt. Der Kolokol verlor die Gunst der„öffentlichenMeinung", und als er 1863 begeistert für die Sache der aufständi.schen Polen eintrat, schlug eine nationalistische Hetze seinen Ein-fluß zu Boden. Ein Hinsiedjen trat ein; 1865 wurde er nach Genfverlegt und wenig später ging er ein.Als Herzen 1870, erst 58 Jahre alt, starb, war er ein auch inRußland von der Entwicklung der revolutionären Anschauungenüberholter Mann. In der sozialistischen Bewegung des westlichenEuropa» hatte er nie eine Rolle gespielt. Karl Marx wieS ihn abals den„Halbrussen und ganzen Moskowiter Herzen", der den„russischen Kommunismus nicht in Rußland entdeckt habe, sondernin dem Werke d«S preußischen RegierungSratS Haxthausen". InRußland aber begann schon in den Jahren des Kolokol-Kampfesdie ökonomisch tiefer dringende Kritik der jungen Generation sichin gewissenhaftem Prüfen von seinen utopisttschen Ansichten undZielen abzulösen. Tschernischewsky war damals an derArbeit, und dieser vom Zarismus schmählich unterdrückte Kämpfer-geist hat den Grund bereitet, auf dem die revolutionäre BewegungRußlands weiter wuchs. D.Kleines feuitteton.Theater.Schillertheater 0.: Lady WindermereS Fächer,Drania von Oskar Wilde. Die« Drama, mit dem Wilde vorzwanzig Jabren al« Bühnenschriflsteller erfolgreich debütierte, segelt.wenn auch die paradoxe Eigenart d«S Wildefchen Witze» im Dialogsich schon kräftig regt, ivaS die Koinpontion anlangt, noch ganz imFahrwasser deS Sardouschen Komödienstils. Raffiniert erklügelt, wiedie Voraussetzungen der Situation, ist auch die mit einem beträcht-lichen Einschuß Won Tbeatersentimentalität versetzte Lösung. EineDame der englische»«ristokralie, die nach einem Eheslandal einpaar Jahrzehnte in Europa herumabenleuerte. kehrt auf die Nachricht von der Heirat ihrer Tochter nach London zurück in der Hoffnung, durch vermittelung des reichen Schwiegersohnes unter anderemNamen sich in den feinen Kreisen zu rehabilinerm. Sie schröpftden Lord nach Kräften; und da er hohe Summen sür sie zahlt, gilter als Liebhaber. Seine tugcndstreng« Frau, die ihre Mutter längstgestorben glaubt, erfährt von diesem Klatsch, und dennochtrotz ihrer zitternden Empörung besteht der Lord, deraus lauter Zartgesiihl(!) den Sachverhalt nicht klarlegt, darauf,die Fremde einznladen. Die erst so unnahbare Ladywill fich rächen für diesen Schimpf, indem sie Untreue mit Untreuevergilt. Aber die, die sie sür ihre Rivalin hält, wird plötzlich ihreBeschützerin und lenkt den verdacht de« Gatten, der den Fächerfeiner Frau im Zimmer eine» seiner Freunde findet, höchst effektvolldie fük die Nnferbeawtei keick Herz hak, nrchk der-pflichtet sind, ihren Eid zu holten(Unruhe rechtssi siewissen, daß sie die besten Vertreter ihrer Interessen beider So-zialdemokratie finden.(Bravol bei den Sozialdemo-kraten.).Präsident Kaempf: Ich glaube. Sie oe leidigen die ge-samte Unterbeamtensdjaft, wenn Sie ausführen, daß dieie uichtLust habe, ihren Eid zu halten. Wegen dieser Aeußerung rufe lajSie zur Ordnung.(Bravo! rechts.)Das Haus vertagt die Weiterberatung auf Dienstag 1 Uhr.(Vorher Wahlprüfungen.)' Schluß 5 Uhr._Hus der parte!*Gemeindewahlsiege in Westpreuße«.In K r a k a u und W e ß l i n k e n bei Danzig eroberlen unsereGenossen bei der Gemeindevertreterwahl je ein Mandat in der3. Abteilung, ebenso in Neudorf bei Graudenz. Außergewöhnlichgut schnitten die Genossen in W e i ch s e l m ü n d e ab. Sie ge-wannen mit großer Mehrheit sowohl das Mandat der 3. wie dasder 2. Abteilung. Da sich einer der dortigen Gemeindevertreterunlängst unserer Partei anschloß, zählt Weichselmünde drei Sozial-dcmokraten in der Gemeindeverwaltung.Die deutsche Sozialdemokratie Böhmen»hält Sonntag ihren Landesparteitag in Bodenbach ast. DemTätigkeitsbericht entnehmen wir folgende Angaben: Die Reichs-ratswahlen von 1911 ergaben für die Kandidaten der deutsch-böhmischen Sozialdemokratie 165 515 Stimmen gegen 168 818 imJahre 1907. Der Verlust lastet vollständig auf dem Gebiet östlichder Elbe. Bei 40 Proz. der gültigen Stimmen erhielt die Parteinur 16 Proz. der Mandate! Es sind Ende 1911 vorhanden 34 122Parteimitglieder gegen 29 195 in 1910, das sind 15,5 Proz. dersi aldemokratischen Wähler. Sowohl die Gewerkschaften als dieGenossenschaften haben doppelt soviel Mitglieder als die politischePartei. Die Mitgliederzahl der Frauenorganisation be-trägt 6298 gegen 4157 Mitglieder, die der Jugendorganisation6201 gegen 6014 im Vorjahre. Das Bildungswesen leidet sehrunter dem Mangel größerer Städte und der Zersplitterung desVolkes in zahllose Jndustriedörfer. Die Parteipresse um-faßt ein Tageblatt(den„Vorwärts" in Reichenberg), zwei dreimalwöchentlich erscheinende Blätter in Aussig und Teplitz, vier zwei-mal wöchentlich herausgegebene in Warnsdorf, Bodenbach, Karls-bad und Asch und drei Wochenblätter in Trautenau, Saaz undKrumau im Böhmerwold. In den Gemeindevertretungen der Dorf-und Marktgemeinden hat die Partei 956 Vertreter sitzen.Gegen de« Anarchosoziolismus hat fich das National-komitee der nordamerikanischen Partei aus-gesprochen, indem es mit 43 gegen 6 Stimmen entschied, daß nie-inand, der die Taktil der direkten Aktion befürwortet, als Organi-sator oder Redner der Partei dienen könne. Der Beschluß dürftewohl das Ausscheiden Haywoods, gegen dessen anti-parlamentarische Taktik mehrere Mitgliedschaften Stellung genommenhalten, auS dem Nationalkomitee zur Folge haben.Die«eue Stadtverordnetenversammlung von Kopenhagen, inder die Sozialdemokratie mit ihren 21 Vertretern genau die Hälfteder Mandate in Händen hat, trat in der verflossenen Woche zuihrer ersten Sitzung zusammen und wählte gegen die Stimmen derAntisozialisten unseren Parteigenossen Lamm zu ihrem erstenBorsitzenden._poUzcUUhea, öerCditllche« ukw«Breslauer Justiz.In drei aufeinander folgenden Prozessen stand am Donners-tag Genosse Darf als Verantwortlicher der Breslauer„Volks-wacht" vor der durck ihre harten Urteile bekannten 1. BreSlauerStrafkammer, deren Vorsitzender der schon öfter im Reichstage ge-nannte Landgerichtsrat M u n d r y ist. Im ersten Fall fühltesich der Amtsvorstehcr von Deutsö�Lissa beleidigt durch eine„Volks-wacht"-Notiz. Dieser hatte einen Vortrag der Genossin War-t-enberg über:„Frauenleiden und deren Verhütung" verboten,mußte aber da? Verbot später auf erhobene Beschwerde zurück-nehmen. Weil nun die„Bolkswacht" der Notiz ein Zitat desMinisters des Innern bei Beratung des Vereinsgesetzesvoransetzte, wonach er jede schikanöse Auslegung des-selben durch Beamte für strafbar erklärte, ver-urteilte die Strafkammer Genossen Darf zu 5 0 M. Geldstrafe.Der Vertreter der objektivsten Behörde der Welt hatte sogarzwei Monate Gefängnis beantragt. Demnach ist es inBreslau strafbar, Ministerworte zu zitteren.Im zweiten Fall war in der„Bolkswacht" dem Magistratvon L a n d ei h u t ein leiser Vorwurf gemacht worden, daß et füreinen alten Arbeiter, dem die Invalidenrente verfagt worden war,überraschend auf fich selbst. Sie opfeN die zurückeroberte Situation,damit der Tochter der Weg, den sie einst gegangen, erspart bleibe.und scheidet von der Dankbaren, die beschämt erfahren, wie wenigihre eigene Tugend gegen Anfechtung gesichert ist, ohne daß sie sichihr als Mutter zu erkennen gibt.DaS Drama, das unter Lindaus Direktton im Deutschen Theatergespielt wurde, schien trotz aller Unnatürlichkeiten das Publikumb'er stark zu interessieren. Hervorragend war Else W a s a in derTitelrolle, während Gertrud Dettmann mit der Figur der mütter-lichen Demimondaine nicht viel anzufangen wußte. Unter denwitzelnden Salonleuten zeichnete sich Reinhold Kästlint sehr ge-schickt in guter Haltung durchgeführter Darlington au». duHumor und Satire.Dreiklassenorthographie. Die Reden des Zentrums-abgeordneten Heß zum KultuSetat haben mehrere Mitglieder ver-schiedener Parteien veranlaßt, das Wort gehässig von nun anmit e zu schreiben.Die Tücke de» Objekts. Im Vestibül de» Abgeordneten-haufeS ist eine Tafel, an der die KommiffionSs«Hungenangeschrieben werden. Während alle anderen Kommissionen allepaar Tage sitzen, liest man da, daß sich die Kommission für daSGesetz über die S r b e i t S s ch e u e n bis zum— 18. April vertagt bat und das gleich nach der Konstituierung.DaS wehrfähige Zentrum. Der neuen Wehrvorlagewird unter der Bedingung zugestimmt, daß einige der neuen Panzer«schiffe nach den größten Ruhrzechen, einige der neuen Reginienteraber Stinne«, Kirdorf, Thyssen genannt werden und für die Maschinen-Sewebrabteilungen die öl» suite- Stellung der Abgg. Behrens» Becker-rnsderg und Brust zugesagt wird.Notize«.— Die Freie Hochschule Berlin gibt soeben ihr neuesProgramm für das FiühjahtS-Ouartal heraus, daS in 58 Vortrags-reiben von zumeist 5 oder S Doppelstunden wieder Fragen derWettanschauung. Kunst, Literatur. Volkswirtschaft, Naturwissenschaft,Medizin, Technik u. a. behandelt. Die Vorlesungen beginnensämtlich in der Woche nach Ostern. DaS Programm wird kostenlosausgegeben in allen städtischen Leseballen, in öffentlichen Bibliothekenund in sämtlichen Filialen von Loeser u. Wolff.— Vorträge. In der Urania in der Tanbenstraße wirdam Donnerstag, abends 8 Uhr. Herr Dr. Edw. Hennig. einerder Teilnehnrer der Tendaguru-Expedilion über die„AuS-grabungen vorweltlicher" Riesenreptilicn inDeutsch-Ostafrika" einen Vortrag mit Lichtbildern halten.ES bandelt sich um die vom Berliner geologisch-paläontologischcnMuseum entsandte Expedition, die seit drei Jahren im Südenunserer afnka«nschen Kolonien Ausgrabungen der dort entdecktenfossilen Dinosaurier der Kreidezeit ausgeführt hat,