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Verhältnisse 5er Arbeiter Mb HMMberter bei Set 31 e 5 Eh I s Post. Abg. Zubeil(Soz.): Noch nie war bie Unzufriebcaheit unter den Postbeamten so groß wie jetzt nach der angeblich so segensreichen Besoldungs- reform. Selbst in Zentrumskreisen beginnt es jetzt zu dämmern und man sieht ein, welche große politische Dumm- heit man mit der ganz unzulänglichen Besoldungsreform gemacht hat. Vor allem die U n t e r b e a m t e n sind schlecht weggekommen. Nun zu den einzelnen Klagen und Beschwerden. Die Bezüge der D i ä t a r e sind in Anbetracht der jetzigen teuren Zeit v i e l z u niedrig und zwar nicht nur für Berlin  . Um zu erkennen, ob ein Diätar sich zur Anstellung als Beamter eignet oder nicht, ge- braucht die Postverwaltung ein Probejahr und drei Diätarjahre. Diese Jahre werden nicht einmal angerechnet. Der Post- etat bietet ja ein erfreuliches Bild, rein vom fiskalischen Stand- punkt betrachtet. Aber es ist kein Kunststück, Ueberschüsse zu er- zielen, wenn man einen Druck nach unten ausübt und die Beamten kärglich besoldet. Wir haben uns seinerzeit gegen das System der gehobenen Stellen gewandt, weil wir gegen Streberei und Korruption sind. Nun ist das System geschaffen worden und wir haben auch gehobene Ilnterbeamtenstellen bekommen. Aber es gibt 17 000 gehobene Unterbeamte, die noch keinen Pfennig aus dem dafür geschaffenen Fonds bekommen haben.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Man muß sich wohl bei den Vorgesetzten lieb Kind machen, um aus diesem Fonds bedacht zu werden?? Es ist die alte Ge- schichte. Vor den Wahlen wird von den bürgerlichen Parteien den Postbeamten das Blaue vom Himmel versprochen und Tausende von Beamten erwarten von diesem Reichstag Unter stützung in ihrem Kampf um eine angemessene Besoldung. Im vorigen Jahre habe ich auch eine Reihe von Klagen vortragen niüssen. Es ist auch eine Untersuchung eingeleitet worden, aber nicht um die Mißstände zu beseitigen, sondern um festzustellen, wer mir das Material zur Verfügung gestellt hat. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Prinzipiell sind wir gegen das Gratifikationsunwesen. Aber wenn es Gratifikationen nun einmal gibt, dann müssen sie nach gerechten Mundsätzen verteilt werden und nicht nach der Willkür der Lorgesetzte«. Wenn durchaus gespart werden soll, dann möge oben gespart werden, aber nicht bei den Unterbeamten. Weniger Faulenzer, aber »ichr angemessene besoldete Arbeitskräfte. Die Geldbestellung am Sonntag ist ja glücklicherweise beseitigt. Aber die Geldbrief- träger haben nicht etwa einen freien Tag bekommen, sondern werden ani Sonntag mit anderen Llrbeiten beschäftigt.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) In vielen Fällen beträgt die Ar- beitszeit der unteren Beamten mehr als 69 Stunden loöch entlich. Die Beamtenschaft hegt aber den dringenden Wunsch daß die Arbeitszeit in der Woche niemals über S7 Stunden hinausgehen möge. Wie ruinös die lange Dienstzeit für die Unter- bcamten ist, beweist die Ste r b e sta t i st i k. Die meisten st e r b e n zwischen dem 3 0. und SO. Jahre. Daher ist es so wichtig, die Ansangsgehälter zu erhöhen, da die Unterbeamten in den Ge- nuß des Höchstgehalts selten kommen. Die häufigsten Krank- heiten der Postbeamten sind Lungenkrankheiten, Magen- und Darm- tatarrhe. Die Ursache der letzteren insbesondere liegt in der U n- rcgelmäßigkeit der Pausen, wodurch die Bcamten viel- fach gezwungen sind, ihr Mittagessen herunterzuschlingen. Also in der Besoldung und Dienstzeit der Uuterboamten müssen andere Zustände geschaffen werden. Das wird die Dienstfreudigkeit der Beamter« erhöhen. Mit der Teuerung steht die Erhöhung der Beamtengehälter in gar keinem Verhältnis. Das Hot selbst ein hoher Beamter zugegeben. 24 Proz. des Einkommens müssen die B«lmten vielfach für ihre Wohnungen ausgeben. Die kleinsten Wohnungen find bekanntlich die teuersten. Daher find die Wohnungsgeldzuschüsse für die Unterbeamten viel zu gering. Der größte Teil der Frauen der Postunterbeamten muß bis in die Nacht arbeiten, um einen Ausgleich zwischen Ein- nahmen und Ausgaben der Familie herbeizuführen. Infolge dieser Zustände ist die Zahl der Erkrankungsfälle sehr groß. Besonders wird darüber von den Beamten deS Amte» C 1 und 2 geklagt. Der Postdirektor dieses Amtes kann Kranke offen- bar nicht leiden. Ein Postbeamter Schulenburg meldete sich wiederholt krank, wurde aber von dem liebenswürdigen Direktor immer abgewiesen. Als er endlich den erbetenen Urlaub erhielt, war er bor Beendigung des Urlaubs eine Leiche.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Die Postillone sind im August, September und Oktober so angestrengt, daß sie innerhalb 24 Stunden nur 3 Stunden Pause haben. Manchen Postdirektoren und Oberpostsekretären sollte Dies Ziel hat Herzen wie ein Bahnbrecher verwirklichen sollen. Seine Arbeit eine Tat von Belang in der revolutionären Bewe- gung Rußlands   setzte 18S4 unter polnischer Beihilfe mit der Gründung einer ersten russischen Druckerei«n London   ein, die mit der Herstellung zenfurfreier politischer Flugschriften für den Ver. trieb in Rußland   begann und nach ein paar Jahren zu europäischer Bedeutung gelangte durch die Begründung der Wochenschrift K o lo- iol Tie Glocke. Wanderjahre in Frankreich  , der Schweiz  , Italien   waren dieser Londoner   Arbeit vorausgegangen. Herzen hatte revolutionäre Erhebungen in unmittelbarer Nähe erlebt: in Rom   den Anfang, in Paris   das Ende. Die russisch« Regierung hatte 1848 Herzens Heimkehr gefordert: Er gehorchte aber nicht. Den Versuch der Regierung, ihn durch Beschlagnahme seiner Güter zu ruinieren, durchkreuzt« er mit Hilfe des internationalen Hauses Rothschild  , aber die von Rußland   geförderte Ausweisung aus Paris  , war nicht zu hindern. Schweres persönliches Schicksal brach über ihn herein, und zwei seiner Kinder gingen bei einer Schiffskata- strophe zwischen Marseille   und Nizza   zugrunde, und auch seine Frau starb. Ten Ertrag seiner Erfahrungen in den Revolutions  - jähren hatte Herzen in dem 1359 erschienenen Buche»Vom andern Ufer" niedergelegt. In dieser Schrift vollzog er, ent- mutigt durch die Ereignisse, den Bruch mit dem lange gehegten Glauben an die Führerschaft des westlichen Europa   im Kampf um die neue freiheitliche Kultur: hier nun stellte er Rußland   als das Heilsland der europäischen   Berjüngung dar. Die Bedeutung des Kolokol, der 18S7 gegründet wurde, hing eng zusammen mit den Hoffnungen, die nach dein Tode Nikolaus l. 18ö5 und dein Ausgange des 5lrimkrieges au die Herrschaft des neuen Zaren Alexander geknüpft wurden. Die russische Autokratie war damals in ihren Grundfesten gefährdet und begann ein Pack- tieren. Mit Ogarew an der Seite begann Herzen«inen schonungs- losen Krieg gegen den Sttllstand und die Verrottung, die in all ihren Betrügereien, Nichtswürdigkeiten. Verbrechen mit furchtbarer Offenheit enthüllt und gebrandmarkt wurde. Die Verbreitung der Wochenschrift in Rußland   geschah am hellen Tage, und man ließ ihr von oben her freies Spiel. Die zanstische Regierung duldete das Organ, weil sie nicht imstande war. der wogenden Bewegung zu trotzen und dann noch au» dem ganz besonderen Grunde, weil ihr finanzieller Bankerott sie zwang, hie Hauptforderung, die Auf- Hebung der Leibeigenschaft, auS eigenstem Bedürfnis zu unter- stützen. Herzen hing dieser Forderung seit seinen Moskauer   Tagen an. Der preußische Regierungsrat Haxthausen hatte damals in die hegelianisch kämpfenden Gruppen des jungen Rußlands   seine Ent- deckung des auf Selbstverwaltung beruhende» Urprinzips der rusfi- schen Landgemeinde getragen. Er selbst sah dar«» ein Bolliverk gegen das Vordringen revolutionärer Ideen, aber Herzen beutete Sie Entdeckung für seine sozialistischen Zukunftswünsch« auS. Jetzt brachte er auch dies alte Ziel in den Kämpfen des Tage».energisch in S«n Vordergrund, und fein Ungestüm, das auch Bakuninj M;t, die Vetlssallung KniggesUmgängmitMenschenzur Ver- fügung stellen(Heiterkeit, damit sie lernen, mit den Beamten i» höflicheren Formen umzugehen. Der Staatssekretär und seine Räte sollten häufiger unangemeldet die Postämter inspi- zieren. Die Berechtigung meiner Klagen wird ja immer obge stritten. Ich toeiß genau, daß, wenn ich nachher fertig bin, wieder der Herr Staatssekretär hier auftreten wird, oder seine rechte Hand(große Heiterkeit) und sich gegen mich wenden wird. Aber ich habe doch die Genugtuung erlebt, daß im Laufe der Jahre so manche meiner Beschwerden Erfolg gehabt haben. An manchen Stellen scheint allerdings alles spurlos vorüberzugehen. So sind die alten Klagen aus den Posläiuter« SW. 68 und in der Köpenicker Straße   immer noch nicht verstummt. Anstatt die Unterbeamten menschenwürdig zu behandeln, verlangen die Vorgesetzten, daß ihnen alle Meldungen in streng militärischer Haltung erstattet werden. Das scheint ja notwendiger zu sein. Besonders kraß sind die Mißstände auf dem Postamt SW. 48. Es sollte in ein Postamt 2. Klaffe umgewandelt werden und da Häven sich der Postdirektor und der Postinspektor dieses Amts so weit erniedrigt, zur Geschäftswelt zu gehen und sie zu bitten, möglichst viel Briefe auf dem Postamt 48 aufzugeben. Vier höhere Beamte haben eine halbe Etage für sich und nichts zu tun. Der Postdirektor besieht sich meistens das Leben auf der Friedrichstraße.(Unruhe rechts.) Es ist meine Pflicht. die Klagen der llnterbeamien hier vorzutragen und ich tue es, auch wenn es Ihnen unangenehm ist, mit der erforderlichen Gründlich- keit.(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Auf dem Bahn- Postamt in Straßburg   wird über eine löftüudige Arbeitszeit geklagt. Die Markenberkäuferinnen auf den großen Postämtern wünschen, daß ihre Bezüge von 2,75 M. aus 3 M. den Tag erhöht werden. Es ist unwidersprochen durch die Presse gegangen, daß Postbeamte in Prozessen gegen die Postverwaltung sich, solange sie im Dienstverhältnis stehen, keines Rechtsanwalts bedienen dürfen. Ist das richtig? Wenn es der Fall wäre, wäre das Unter- beamtentum ja vogelfrei. Weiter eine heikle Frage an den Staatssekretär. Eine Reihe von Postbeamten find wegen Annahme van Schmiergelder« bestraft worden. Trotzdem werden heute noch der betreffen- den Firma Lieferungen übertragen. Ein bitteres Unrecht ist 40 Wagenbegleitern gesöhehen, indem ihnen 15 M., die sie zwei Jahre hindurch pro Monat bezogen hatten, bei Inkrafttreten der Beamtenbesoldungserhöhung in Höhr  von 270 M. wieder abgezogen wurden. Wir müssen verlangen, daß diese zu Unrecht abgezogenen 270 M. den 40 Beamten wieder ausgezahlt werden. Viel geklagt wird über die Qualität der Kleider der Unterbeamten, die einem Kommerzien- rat Sachs zur Anfertigung übergeben werden, der sie aber alle in der Heimindustrie herstellen läßt. Hier hätten die Herren der Rechten Gelegenheit, ihre Mittelstandsfr«undlich- k e i t zu beweisen, indem sie dafür eintreten, daß die Kleider an Handwerker gegeben werden. Für Durchführung der Vor- schriften sorgt angeblich ein großes Auftichtspersonal. Wie es da- mit in Wirklichkeit bestellt ist, habe ich neulich selbst auf einem Paketamt beobachtet. Die Bcamten spielten Fangball mit den Paketen. An der Wand hing ein Plakat: Pakete dürfen nicht ge- warfen werden. Aber der zur Kontrolle anwesende Postdirektor nahm einem Beamten ein Paket aus der Hand und sagte:.Ach was, nicht geben, immer schmeißen, schmeißen!" (Heiterkeit und Hört! hört!) Dann noch ei« Postkuriosum. Ein Kollege von uns verzog von Berlin   nach Steglitz  . Er wunderte sich, daß er von da ab lein« Postsachen mehr erhielt. Schließlich stellte sich heraus, daß die Sachen als unbestellbar zurückgingen, trotzdem sie nach Steglitz  , wo et wirklich wohnte, adressiert waren, nur weil sein Postbezirk zu Friedenau   gehört. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Redner tritt des weiteren dafür ein, daß die aufstrebende Stadt Beeskow   bessere Postbestellung erhalten möge. Damit sind die Wünsche und Beschwerden erledigt, die ich vorzubringen hatte. Solange der jetzige Staatssekretär an seiner Stelle steht, wird freilich für die Unterbeamtenschast nicht viel Gutes herauskommen. Er hat es in seiner Dienstzeit bis heute nicht verstanden, sich die� Liebe seiner Unterbeamten zu erwerben. Seine einzige Tätig- keit ist, nach oben zu blicken und dort den Dank für seine Sparsamkeit entgegenzunehmen. (Lachen rechts.) Wenn Sie(nach rechts) gerecht fein würden, würden Sie die Briefe, die auch Ihnen sicher von Po st unter- beamten zugchen, einer eingehenderen Durchsicht unterziehen. Aber freilich, Sie brauchen die Unterbeamtenschast nur bei den Wahlen.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Damals haben Sie die Unterbeamten auf den E i d verwiesen, den sie dem Kaiser geleistet haben. Aber die Postunterbeamten stehen heute auf dem Standpunkt, daß sie gegenüber einer Verwaltung. arbeit verspüren ließ, wuchs, je mehr der Reformeifer de» Zaris- mus sich auf der ganzen Linie der Aufgaben verringerte. Als Staat, Adel und Bourgeoisie hatten, was sie haben wollten, wandte sich das Blatt. Der Kolokol verlor die Gunst deröffentlichen Meinung", und als er 1863 begeistert für die Sache der aufständi. schen Polen   eintrat, schlug eine nationalistische Hetze seinen Ein- fluß zu Boden. Ein Hinsiedjen trat ein; 1865 wurde er nach Genf  verlegt und wenig später ging er ein. Als Herzen 1870, erst 58 Jahre alt, starb, war er ein auch in Rußland   von der Entwicklung der revolutionären Anschauungen überholter Mann. In der sozialistischen   Bewegung des westlichen Europa  » hatte er nie eine Rolle gespielt. Karl Marx   wieS ihn ab als denHalbrussen und ganzen Moskowiter Herzen", der den russischen Kommunismus nicht in Rußland   entdeckt habe, sondern in dem Werke d«S preußischen RegierungSratS Haxthausen". In Rußland   aber begann schon in den Jahren des Kolokol-Kampfes die ökonomisch tiefer dringende Kritik der jungen Generation sich in gewissenhaftem Prüfen von seinen utopisttschen Ansichten und Zielen abzulösen. Tschernischewsky war damals an der Arbeit, und dieser vom Zarismus schmählich unterdrückte Kämpfer- geist hat den Grund bereitet, auf dem die revolutionäre Bewegung Rußlands   weiter wuchs. D. Kleines feuitteton. Theater. Schillertheater 0.: Lady WindermereS Fächer  , Drania von Oskar Wilde  . Die« Drama, mit dem Wilde vor zwanzig Jabren al« Bühnenschriflsteller erfolgreich debütierte, segelt. wenn auch die paradoxe Eigenart d«S Wildefchen Witze» im Dialog sich schon kräftig regt, ivaS die Koinpontion anlangt, noch ganz im Fahrwasser deS Sardouschen Komödienstils. Raffiniert erklügelt, wie die Voraussetzungen der Situation, ist auch die mit einem beträcht- lichen Einschuß Won Tbeatersentimentalität versetzte Lösung. Eine Dame der englische  »«ristokralie, die nach einem Eheslandal ein paar Jahrzehnte in Europa   herumabenleuerte. kehrt auf die Nach­richt von der Heirat ihrer Tochter nach London   zurück in der Hoff­nung, durch vermittelung des reichen Schwiegersohnes unter anderem Namen sich in den feinen Kreisen zu rehabilinerm. Sie schröpft den Lord nach Kräften; und da er hohe Summen sür sie zahlt, gilt er als Liebhaber. Seine tugcndstreng« Frau, die ihre Mutter längst gestorben glaubt, erfährt von diesem Klatsch, und dennoch trotz ihrer zitternden Empörung besteht der Lord  , der aus lauter Zartgesiihl(!) den Sachverhalt nicht klarlegt, darauf, die Fremde einznladen. Die erst so unnahbare Lady will fich rächen für diesen Schimpf, indem sie Untreue mit Untreue vergilt. Aber die, die sie sür ihre Rivalin hält, wird plötzlich ihre Beschützerin und lenkt den verdacht de« Gatten, der den Fächer feiner Frau im Zimmer eine» seiner Freunde findet, höchst effektvoll die fük die Nnferbeawtei keick Herz hak, nrchk der- pflichtet sind, ihren Eid zu holten(Unruhe rechtssi sie wissen, daß sie die besten Vertreter ihrer Interessen beider So- zialdemokratie finden.(Bravol bei den Sozialdemo- kraten.). Präsident Kaempf: Ich glaube. Sie oe leidigen die ge- samte Unterbeamtensdjaft, wenn Sie ausführen, daß dieie uicht Lust habe, ihren Eid zu halten. Wegen dieser Aeußerung rufe laj Sie zur Ordnung.(Bravo  ! rechts.) Das Haus vertagt die Weiterberatung auf Dienstag 1 Uhr. (Vorher Wahlprüfungen.) ' Schluß 5 Uhr._ Hus der parte!* Gemeindewahlsiege in Westpreuße«. In K r a k a u und W e ß l i n k e n bei Danzig   eroberlen unsere Genossen bei der Gemeindevertreterwahl je ein Mandat in der 3. Abteilung, ebenso in Neudorf bei Graudenz  . Außergewöhnlich gut schnitten die Genossen in W e i ch s e l m ü n d e ab. Sie ge- wannen mit großer Mehrheit sowohl das Mandat der 3. wie das der 2. Abteilung. Da sich einer der dortigen Gemeindevertreter unlängst unserer Partei anschloß, zählt Weichselmünde drei Sozial- dcmokraten in der Gemeindeverwaltung. Die deutsche Sozialdemokratie Böhmen  » hält Sonntag ihren Landesparteitag in Bodenbach ast. Dem Tätigkeitsbericht entnehmen wir folgende Angaben: Die Reichs- ratswahlen von 1911 ergaben für die Kandidaten der deutsch  - böhmischen Sozialdemokratie 165 515 Stimmen gegen 168 818 im Jahre 1907. Der Verlust lastet vollständig auf dem Gebiet östlich der Elbe  . Bei 40 Proz. der gültigen Stimmen erhielt die Partei nur 16 Proz. der Mandate! Es sind Ende 1911 vorhanden 34 122 Parteimitglieder gegen 29 195 in 1910, das sind 15,5 Proz. der si aldemokratischen Wähler. Sowohl die Gewerkschaften als die Genossenschaften haben doppelt soviel Mitglieder als die politische Partei. Die Mitgliederzahl der Frauenorganisation be- trägt 6298 gegen 4157 Mitglieder, die der Jugendorganisation 6201 gegen 6014 im Vorjahre. Das Bildungswesen leidet sehr unter dem Mangel größerer Städte und der Zersplitterung des Volkes in zahllose Jndustriedörfer. Die Parteipresse um- faßt ein Tageblatt(denVorwärts" in Reichenberg), zwei dreimal wöchentlich erscheinende Blätter in Aussig   und Teplitz  , vier zwei- mal wöchentlich herausgegebene in Warnsdorf, Bodenbach, Karls- bad und Asch und drei Wochenblätter in Trautenau  , Saaz   und Krumau   im Böhmerwold. In den Gemeindevertretungen der Dorf- und Marktgemeinden hat die Partei 956 Vertreter sitzen. Gegen de« Anarchosoziolismus hat fich das National- komitee der nordamerikanischen Partei aus- gesprochen, indem es mit 43 gegen 6 Stimmen entschied, daß nie- inand, der die Taktil der direkten Aktion befürwortet, als Organi- sator oder Redner der Partei dienen könne. Der Beschluß dürfte wohl das Ausscheiden Haywoods, gegen dessen anti- parlamentarische Taktik mehrere Mitgliedschaften Stellung genommen halten, auS dem Nationalkomitee zur Folge haben. Die«eue Stadtverordnetenversammlung von Kopenhagen  , in der die Sozialdemokratie mit ihren 21 Vertretern genau die Hälfte der Mandate in Händen hat, trat in der verflossenen Woche zu ihrer ersten Sitzung zusammen und wählte gegen die Stimmen der Antisozialisten unseren Parteigenossen Lamm zu ihrem ersten Borsitzenden._ poUzcUUhea, öerCditllche« ukw  « Breslauer Justiz. In drei aufeinander folgenden Prozessen stand am Donners- tag Genosse Darf als Verantwortlicher der BreslauerVolks- wacht" vor der durck ihre harten Urteile bekannten 1. BreSlauer Strafkammer, deren Vorsitzender der schon öfter im Reichstage ge- nannte Landgerichtsrat M u n d r y ist. Im ersten Fall fühlte sich der Amtsvorstehcr von Deutsö�Lissa beleidigt durch eineVolks- wacht"-Notiz. Dieser hatte einen Vortrag der Genossin War- t-enberg über:Frauenleiden und deren Verhütung" verboten, mußte aber da? Verbot später auf erhobene Beschwerde zurück- nehmen. Weil nun dieBolkswacht" der Notiz ein Zitat des Ministers des Innern bei Beratung des Vereinsgesetzes voransetzte, wonach er jede schikanöse Auslegung des- selben durch Beamte für strafbar erklärte, ver- urteilte die Strafkammer Genossen Darf zu 5 0 M. Geldstrafe. Der Vertreter der objektivsten Behörde der Welt hatte sogar zwei Monate Gefängnis beantragt. Demnach ist es in Breslau   strafbar, Ministerworte zu zitteren. Im zweiten Fall war in derBolkswacht" dem Magistrat von L a n d ei h u t ein leiser Vorwurf gemacht worden, daß et für einen alten Arbeiter, dem die Invalidenrente verfagt worden war, überraschend auf fich selbst. Sie opfeN die zurückeroberte Situation, damit der Tochter der Weg, den sie einst gegangen, erspart bleibe. und scheidet von der Dankbaren, die beschämt erfahren, wie wenig ihre eigene Tugend gegen Anfechtung gesichert ist, ohne daß sie sich ihr als Mutter zu erkennen gibt. DaS Drama, das unter Lindaus Direktton im Deutschen   Theater gespielt wurde, schien trotz aller Unnatürlichkeiten das Publikum b'er stark zu interessieren. Hervorragend war Else W a s a in der Titelrolle, während Gertrud Dettmann mit der Figur der mütter  - lichen Demimondaine nicht viel anzufangen wußte. Unter den witzelnden Salonleuten zeichnete sich Reinhold Kästlint sehr ge- schickt in guter Haltung durchgeführter Darlington au». du Humor und Satire. Dreiklassenorthographie. Die Reden des Zentrums- abgeordneten Heß zum KultuSetat haben mehrere Mitglieder ver- schiedener Parteien veranlaßt, das Wort gehässig von nun an mit e zu schreiben. Die Tücke de» Objekts. Im Vestibül de» Abgeordneten- haufeS ist eine Tafel, an der die KommiffionSs«Hungen  angeschrieben werden. Während alle anderen Kommissionen alle paar Tage sitzen, liest man da, daß sich die Kommission für daS Gesetz über die S r b e i t S s ch e u e n bis zum 18. April ver­tagt bat und das gleich nach der Konstituierung. DaS wehrfähige Zentrum. Der neuen Wehrvorlage wird unter der Bedingung zugestimmt, daß einige der neuen Panzer« schiffe nach den größten Ruhrzechen, einige der neuen Reginienter aber Stinne«, Kirdorf  , Thyssen genannt werden und für die Maschinen- Sewebrabteilungen die öl» suite- Stellung der Abgg. Behrens» Becker- rnsderg und Brust zugesagt wird. Notize«. Die Freie Hochschule Berlin   gibt soeben ihr neues Programm für das FiühjahtS-Ouartal heraus, daS in 58 Vortrags- reiben von zumeist 5 oder S Doppelstunden wieder Fragen der Wettanschauung. Kunst, Literatur. Volkswirtschaft, Naturwissenschaft, Medizin, Technik u. a. behandelt. Die Vorlesungen beginnen sämtlich in der Woche nach Ostern. DaS Programm wird kostenlos ausgegeben in allen städtischen Leseballen, in öffentlichen Bibliotheken und in sämtlichen Filialen von Loeser u. Wolff. Vorträge. In der Urania   in der Tanbenstraße wird am Donnerstag, abends 8 Uhr. Herr Dr. Edw. Hennig. einer der Teilnehnrer der Tendaguru-Expedilion über dieAuS- grabungen vorweltlicher" Riesenreptilicn in Deutsch-Ostafrika  " einen Vortrag mit Lichtbildern halten. ES bandelt sich um die vom Berliner   geologisch-paläontologischcn Museum entsandte Expedition, die seit drei Jahren im Süden unserer afnka«nschen Kolonien Ausgrabungen der dort entdeckten fossilen Dinosaurier der Kreidezeit ausgeführt hat,