Elwas Wasser goß in den Wein dieser Begeisterung der Berliner Gemeindeschulrektor Z e I l m e r, der seit sieben Jahren einen Jugendklub für Mädchen hat. Gerade d i e Kinder, die wir— so sagte er— haben möchten, kriegen wir nich�t l Auch er wünschte, daß von den Jugendklubs möglichst wenig geredet würde. Kreisschulinspektor Häusler wieS hin auf die Schädigung der bisher von der Kirche und andererseits von den Turnern betriebenen Jugendpflege durch die sich plötzlich mehrenden Jugendklubs und empfahl gemeinsame? Vorgehen. Bitter sei ihm von kirchlicher Seite gesagt worden, jetzt solle wohl die Schule den Karren aus dem Dreck ziehen. Wenig hoffnungsvoll klang auch, was der Berliner Gemeinde- schulrektor Günther über die den Jugendklubs drohenden Schwierigkeiten sagte. Die Mädchen seien schon durch ihre Erwerbs- tätigkeit überlange in Anspruch genommen; die Hauptschwierigkeit sei aber der Wider st and derFamilien. Schon habe der„Vor- wärt?" die Eltern gewarnt, und vielleicht werde man erleben, daß es zu einem StreikderJugendlichen gegen die Jugendklubs komme. Daß die Jugendpflege jetzt bei den Reichen und sogar bei den Ofsizieren so viel Teilnahme findet, freut den Rektor Günther, weil er nach diesem„Schwinden des bisherigen Vorurteils gegen das Volk" eine bessere Würdigung auch der Volksschule erwartet. Die Klage, daß die Arbeiterfamilien vor den Jugendklubs gewarnt werden, wurde unterstützt von Fräu- lein S t e i n i ck, der Vorsitzenden des Verein? Berliner VolkSschul- lehrerinnen. Seien doch ganz planmäßig„sogar Flug- b l ä t t e r" zu diesem Zweck verbreitet worden.„Und die 23 V e r- sammlungen l" fügte ein entrüsteter Zuhörer hinzu. AuS der weiteren Diskussion, die sich noch geraume Zeit hinzog, seien hier nur noch zwei Proben wiedergegeben. Die Lehrerin K u h l k e will durch die Klubs die Mädchen auch dazu bringen, sich zur Wahrung ihrer wirtschaftlichen Interessen zu organisieren. Wir müssen, sagte sie, sie hieran gewöhnen, sonst werden sie von anderer Seite hineingezogen. Wird das nicht als ein Mißbrauch der Jugendklubs zu„politischen" Zwecken angesehen wer- den? Ja, wenn es Unternehmungen von Sozialdemokraten wären! Eine andere Lehrerin rühmte die Bedeutung der Mutter. abende für das Gedeihen der Jugendklubs. Sie teilte mit, daß nach ihren Erfahrungen da, wo man Mutterabende habe, auch die Fugen dklubs Anklang finden.„W ir brauchen die Mütter!" rief sie aus. Hoffentlich werden die Mütter aus der Arbeiterklasse erkennen, wozu sie gebraucht werden. Man sieht jetzt mit aller nur wün- schenSwerten Deutlichkeit, in welchen Bahnen die Lehrer- schaftsichbewegt. Daß sie von allen diesen Bemühungen nicht viel Freude hat, dafür werden die Väter und Mütter der Arbeiter- familien sorgen. Ne werden ihre Töchrer wie ihre Söhne zu be- wahren wissen vor jeder von dort kommenden Beeinflussung, deren Wirkung die sein müßte, die Kinder den Eltern zu entfremden. Mütter und Väter, hütet Eure Kinder, schützt sie vor der Jugendpflege der besitzenden und Herr- schendenKlasse! An unsere Abonnenten. Wir bitten diejenigen unserer Abonnenten, die ihre Wohnung wechseln, dies rechtzeitig dem Spediteur oder der Botenfrau schriftlich unter genauer Angabe der neuen Wohnung mitzuteilen, damit in der Zu- ftellung des„Vorwärts" keine Unterbrechung eintritt. Die Hauptexpedition. Zur Errichtung de» Hagenbeckschen Tierparks in der Jungfern» Heide will der Berliner Magistrat«ine Million al» Darlehen geben, das hinter einer fiskalischen Hypothek eingetragen werden soll. ' DaS Geld soll unter bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen hergegeben werden, zunächst, daß bei mäßigen Eintrittspreisen auch dem Erholungs- und Bildungsbedürfnis der großen Menge Rech- nung getragen wird; daß der Tierpark innerhalb vier Jahren er- öffnet wird; daß dies Darlehen mit 4 Proz. verzinst wird; daß den Zöglingen aller städtischen Anstalten der Eintritt für 10 Pf.(ein- schließlich der geplanten größeren Schaustellungen) gestattet wird; daß der Stadt eine Beteiligung am Gewinn garantiert wird, falls eine spekulative Ausnutzung de? Unternehmens erfolgt. In diesem Falle soll Berlin nach IL Jahren IS Proz. deS Gewinns erhalten. Zur Bedingung ist ferner gemacht, daß die Jungfernheide, einschließ- lich deS Tierparks, nach Berlin umgemeindet wird. Unseres Wissens ist die Eingemeindung Plötzensees nach Berlin beschlossene Sache. DU Genehmigung des Hagenbeckschen Tier- parkS auf dem Terrain hatte Hagenbeck schon in der Tasche, als die Eingemeindung erfolgte. Berlin hatte da nichts mehr hineinzu- reden, nicht einmal darüber hatte es etwas zu sagen, auf welcher Stelle der Park errichtet werden soll. Hagendeck erfreut sich be- kanntlich der Fürsprache des Kaisers. Man darf es wohl auch auf diesen Umstand zurückführen, wenn der Staat zu dem Unternehmen Geld gibt und wenn nun die Stadt Berlin auch noch in den Beutel greift und hilft. Ter verschwundene Taubstumme, über den wir in Nr. 68 berich- teten, ist inzwischen zu seinen Angehörigen zurückgekehrt. Noch am Abend desselben Tage», an dem wir über das Verschwinden dieses Mannes, des Arbeiters Paul Krause, eine Notiz ver- öffentlicht hatten, fand ei sich in seiner Wohnung bei seinem Schwager Janicke(Kameruner Stragc 18) wieder ein. Krause selber kann unsere Notiz nicht gelesen haben, denn er vermag weder zu lesen noch zu schreiben. Auch eine andere Person kann ihm den Inhalt nicht mitgeteilt haben, denn Krause kennt nicht die übliche Taubstummensprache und nur seine nächsten Angehörigen wissen sich mit ihm zu verständigen. ES ist also, muß man an- nehmen, ein Zufall, daß Krause sofort nach Veröffentlichung unserer Notiz heimgekehrt ist. Die Kleidung, die er angehabt hatte, als ihn 14 Tage vorher die Polizei aus der Wohnung seines Schwagers herausholte, war jetzt beschmutzt und arg z e r- rissen, und der Hut fehlte. Krause hatte an den Handgelenken und auf den Handrücken sowie auf der Nase und an einem Ohr und an der Hinterseite des Halses Abschürfungen, die nicht mehr frisch waren. Er gab zu verstehen, daß er geschlagen worden sei. DaS Pergamentpapier mit seiner Adresse, das Frau Janicke ihm innen an seine Joppe angenäht hatte, war verschwunden. Krause wurde von ihr dahin verstanden, daß eS ihm abgerissen worden sei. In seinem Besitz fand sich jetzt ein Stück Brot und ein Tassenkopf. Rätselhaft ist, wo er inzwischen geweilt haben mag. Am zweiten Tage nach seiner Sistierung hatte man dem Vater auf dem Polizeipräsidium zunächst gesagt, der Sohn sei schon an das Untersuchungsgefängnis abgeliefert worden. Als aber diese Angabe sich als unzutreffend herausgestellt hatte, wurde eine Woche später dem Vater auf dem Polizeipräsidium die Aus- kunft gegeben, der Sohn sei schon am Tage nach seiner Sistierung wieder entlassen worden. Von dieser Eni- lassung an hat eS dann b i« zu seiner Heimkehr noch 12 Tage gedauert. Geld hatte Krause nicht bei sich, als er sistiert wurde. Wovon er inzwischen gelebt hat, ist unklar. Er gibt an, er habe Holz gesägt, aber kein Geld erhalten. Sonst pflegte er an der Zentralmarkthalle allnächtlich seinen Stand' ein- zunehmen, um sich gegen ein paar Nickel den Handlern nützlich zu machen. Man muß vermuten, daß er in dreser ganzen Zeit von dort weggeblieben ist. Ein Schankwirt, bei dem er sonst jeden Morgen nach Beendigung der Arbeit eine Tasse Kaffee trank, hat ihn die zwei Wochen hindurch nicht gesehen. Interessant ist. daß Krause, sowie er zu Hause eingetroffen war, zu verstehen gab. er werde am anderen Morgen in der Frühe wieder zur Markthalle gehen. Es scheint, daß er tatsächlich in der ganzen Zeit semes Fernbleibens gehindert war, diesem Erwerb nachzugehen. Den Taubstummen hierüber mit Erfolg zu befragen, ist sehr schwer, weil er nur ganz bestimmte Begriffe auezudrücken vermag. Eine peinliche Verwechselung ist dieser Tage im Virchow-Kran- kenhause passiert. Der Sattler G. aus der Neuen Hochstraße hatte am 6. März sein 2� Jahre altes Söhnchen ins Krankenhaus ge- bracht. Am Dienstag abend erhielt er durch einen Boten des Krankenhauses die Nachricht, daß der Knabe am Abend zuvor ge- storben sei. Die Eltern hegaben sich alsbald nach dem Krankenhause, um den zur Beerdigung erforderlichen Totenschein in Empfang zu nehmen. Der diensttuende Beamte konnte den Schein aber nicht inden und nach längerem vergeblichen Suchen stellte es sich heraus, aß ein solcher für einen 2�j(ihrigen Knaben Paul Gast gar nicht existierte, daß vielmehr ein anderer Patient gleichen Namens, ein 7gjähriger Wilhelm Gast, gestorben war. Durch ein„Versehen" waren in die Benachrichtigung von dem Ableben des Greises Alter und Vorname des Knaben eingetragen, und die Mitteilung dann statt an die Hinterbliebenen des Toten an die Eltern des Kindes adressiert worden. Die Verzweiflung schlug nun hell in jähe Freude um, als sie ihr Kind fast völlig wiederhergestellt gleich in Empfang nehmen konnten. Und auf dem Weg nach dem Krankenhaus hatten die Eltern schon erwogen, ob sie nicht gleich ein Särglein mitbringen sollten. Em schwerer Unglücksfall ereignete sich gestern in der Oranien- straße 73. Dort waren Arbeiter einer Schilderfirma mit dem An- dringen eines GcfchäftsschildeS beschäftigt. Dabei stürzte der Ar- heiter Reinhold, in Baumschulenweg wohnhaft, rücklings von der Leiter und blieb blutüberströmt liegen. Er wurde nach einem Krankenhause gebracht. In voller Uniform aus dem Wasser gelandet wurde gestern' vor- mittag die Leiche eines Schutztruppensoldaten. Der Ertrunkene, der ein Taschentuch lose um den Hals geknüpft hatte, wurde fest- gestellt als der Gefreite Robert Gartmann von der 9. Kompagnie der Schutztruppe für Südwestafrika. Ob der Ertrunkene hierher kommandiert oder beurlaubt war, weiß man noch nicht, ebensowenig auch, ob ein Selbstmord oder ein Unglücksfall vorliegt. Der tote Gefreite hatte den Säbel umgeschnallt. eS fehlte nur die Kopf- bedeckung. Die Leiche wurde nach dem Garnisonlazarett in Tempel- Hof gebracht. Schon wieder wird uns der Selbstmord eines Zwölfjährigen gemeldet. In der vergangenen Nacht erhängte sich der Schüler Ernst Reinhardt, der Sohn des Gastwirts R. aus der Bellermannstr. 81o. Der Knabe hatte sich eines kleinen Vergehens schuldig gemacht und er befürchtete, dafür vom Vater hart bestraft zu werden. In seiner Angst beging er Selbstmord. Während die Eltern vorn im Schank- lokal die Gäste bedienten, schloß sich der lebensmüde Knabe im Wohnzimmer ein und erhängte sich am Bettpfosten. Als einige Zeit darauf die Mutter nach der Stube wollte und dies« verschlossen vor- fand, schöpfte man Verdacht und ließ die Tür gewaltsam öffnen.' Zum Entsetzen der Eltern fand man nun den Knaben tot auf. Ein hinzugerufener Arzt vermochte nichts mehr auszurichten. Zusammengebrochen ist die Zigarettensirma Koghen. Der In- Haber der Firma ist seit einigen Tagen verschwunden. Die Passiven betragen nach vorläufiger Schätzung 1 209 000 M., denen so gut wie gar keine Aktiven gegenüberstehen. Ein geheimnisvoller Leichenfnnd beschäftigt seit gestern Morgen die Schöneberger Kriminalpolizei. Gegen 6 Uhr fand ein Kutscher der Firma Köhn in der Rudolstädterstraße, die einen Teil der früheren Ringbahnstraße bildet, auf dem Bürgersteig nahe dem Holzzaun, der den Lagerplatz der Firma Köhn umfriedet, den Leich- nam eines jungen Mädchens im Blute schwimmend auf. Der Kutscher benachrichtigte unverzüglich da» 8. Polizeirevier, dessen Vorsteher nach Prüfung der Sachlage die Mordkommission alarmierte. In kurzer Zeit erschienen der Vorsteher der Schöne- berger Kriminalpolizei, Steinmetz, mit den Kommissaren Sanders und Schmidt. Auch der Vertreter d«S Polizeipräsidenten v. Lüding hausen , Regierungsrat v. Le Coq, begab sich auf die Meldung hin sofort an den Tatort. Die Ermittelungen, die sich sehr schwierig gestalteten, konnten bis zur Stunde noch kein ganz genaue» Re- sultat erzielen. Die Tote zeigt in der linken Schläfe ein« Schuß. wunde. Die Kugel hat die hintere Schädeldecke durchschlagen und ist dann in den Bretterzaun«ingedrungen. B»i der Leiche wurde ein mit fünf Kugeln geladener Revolver gefunden. Die Tote, die keinerlei Papiere bei sich führte, gehört offenbar den besseren Ständen an. Sie ist 1,70 Meter groß, hat blonde Haare und trug einen dunkelblauen Rock und Tmlle, sowie«in schwarz-weiß ge- musterteS Jackett. In der Tasche fand man ein Schlüsselbund mit zwei Schlüsseln für Schubschlösser. Bisher gelang es noch nicht fest. zustellen, wer die Tote ist. Für die Annahme, daß ein Selbstmord vorliegt, spricht der Umstand, daß di« rechte Hand den Revolver fest umklammert hielt. Außerdem zeigt die Richtung des Schußkanals, daß die Kugel von der rechten Schläfe aus in der Richtung nach oben durch den Hinterkopf wieder hinausführt, woraus hervorgeht, daß der Schuß in allernächster Nähe adgeieuert worden ist. DaS Haar an den Schläfen ist etwa» versengt, folglich muhte die Unbe- kannte aller Wahrscheinlichkeit nach die Tat selbst ausgeführt haben. Nach einer weiteren Mitteilung liegt zweifellos Selbstmord vor. Die Aufgefundene ist als das 25 Jahre alte, aus Klein-Wanzleben gebürtige Dienstmädchen Margarete Rosenberg festgestellt worden. daS bei einer Rentiere in der Auguste-Viktoria-Straße zu Schmargen- dorf beschäftigt war. DaS Mädchen unterhielt seit einiger Zeit ein Verhältnis mit einem Mechaniker. Weil ihr Geliebter zuletzt wenig Arbeit hatte, unterstützte sie ihn. so viel fie konnte. Um so schmerz. licher war eS für sie, als sie jetzt erfuhr, daß dieser ihre Opfer- Willigkeit nicht zu schätzen wußte, sondern eine Liebschaft neben ihr hatte. Seitdem sie dies gehört hatte, war fie sehr niedergeschlagen und ohne Zweifel hat dieser LiebeSgram ihr auch die Waffe in die Hand gedrückt. Ein tödlicher Automvbilunfall ereignete sich am Freitagabend im Osten Berlins . Gegen �8 Uhr verließ ein unbekannte» etwa 23jährig«S Mädchen in der Ebertystraße«inen haltenden Wagen der städtischen Straßenbahnlinie Görlitzer Bahnhof— Rudolf-Virchow» Krankenhaus und wollte sich nach dem Bürgersterg begeben, als ein Droschkenautomobil herannahte. Der Chauffeur vermochte den Kraftwagen nicht mehr rechtzeitig zum Stehen zu bringen, da» Mädchen wurde umgerissen und geriet unter das Auto, dessen Räder über die Unglücklich hinweggingen. Die Verunglückt« trug einen Schädelbruch und schwere innere Verletzungen davon. Nach Anle- gung von Notverbänden auf der Unfallstatlon in der Warschauer- straße sollte die Sehwerverletzte nach dem Krankenhause Friedrichs- Hain üoerführt werden, starb aber bereit» auf dem Transport dort- hin. Die Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht. Die Perso- nalien des Mädchens, das anscheinend dem Arbeiterstande ange. hört, konnten bisher noch nicht festgestellt werden. Ein schwerer Automobilunfall ereignete sich am Sonnabend- nachmittag gegen 2 Uhr vor dem Haust Langestr. 32. Dort spielte daS vierjährige Töchterchen Klara des im obengenannten Hause wohnen- den ScbneiderS Böttcher auf dem Fahrdamm. DaS Kind bemerkte nicht, daß eine«utodroschke herannahte. Die lleine B. wurde zu Boden gerissen und vom rechten Borderrad überfahren. DaS Kind wurde nach der Unfallstation am Grünen Weg übergeführt, wo der Arzt eine schwere Verlesung de« Unterleibes, innere Verletzungen sowie einen Bruch de« linken Oberschenkel« konstatierte. Die Kleine wurde dann nach dem Krankenhaus am Friedrichshain gebracht. BrtriebS-Erweiterung. Die Konsumgenossenschast Berlin und Umgegend hat mit dem heutigen Tage ihre zweite Bäckerei in Betrieb genommen. Als im April v. I. die Betrieb« eröffnet wurden, war allgemein die Auf- ässung vertreten, daß damit den Anforderungen, welche an die Konsumgenossenschaft gestellt werden, für eine längere Zeit voll- tändig genügt werden könnte. Die Entwicklung ging jedoch schneller vor sich als damals die größten Optimisten annahmen und schon nach wenigen Monaten stellte sich heraus, daß die Leistungsfähig- keit des Betriebes vollständig ausgenutzt würde. Es mußte deshalb ür die kommende Zeit auf Ersatz Bedacht genommen werden. Im Herbst wurden für die Bäckerei und das Zentrallager Erweite- rungSbaute-n in Angriff genommen, die jetzt so weit fertig sind, daß die Bäckerei in Betrieb gefegt werden kann. An ewigen Zahlen wollen wir unseren Lesern dce Entwicklung de» Bäckerei-Betriebes vor Augen führen: Im EröffnungSmonat— April 1911— wurden für 46 046 M. Brot und Backwaren hergestellt. Im Mai betrug der Umsatz schon 80 000 M.. im Februar d. I. 152 963 M. Im laufenden Monat wird der Umsatz noch etwas höher fem; damit wäre aber dann die Höchstgrenze der Leistungsfähigkeit er- reicht und könnten weitere Anforderungen nicht befriedigt werden, wenn jetzt nicht die zweite Bäckerei in Betrieb gesetzt würde. Seit Eröffnung der Bäckerei wurden für 1189523 Ma r k Brot und Backwaren hergestellt. Nunmehr stehen stir die Brot-Produktion 18 Doppelauszugöfen zur Verfügung. Für Konditoreiwaren werden außerdem in den nächsten Tagen noch einige Oefen aufgestellt, so daß dann die Mitglieder der Konsumgenossenschaft auch diese Waren aus ihren eigenen Betrieben beziehen können. In der Bäckerei werden zurzeit dauernd 42 Personen beschäftigt, außerdem jede Woche 20 Aushilfen. Gearbeitet wird in orei Schichten zu je acht Stunden. Zur Beförderung der Backwaren von der Zentrale nach den einzelnen Verkaufsstellen stehen sechs Automobile zur Ver- fügung. Am vorigen Sonntag fand eine Besichtigung der gesamten Be- triebsanlagen statt. Gegen 3000 Personen fanden sich ein die sich allgemein anerkennend über die Einrichtungen aussprachen und Förderung des Unternehmens gelobten. Ein Teil der Besucher wurde fosort im Kontor Mitglied der Genossenschaft, andere er- klärten ihren Beitritt im Laufe der Woche in den Äerkaufsstellen. Tie Versammlung des Verbandes der Laubenkolonien Berlins und Umgegend in den Sophien-Sälen Sophienftr. 18, beschloß, nach Anhörung des Lichtbilder-Vortragcs oeS Herrn Dr. Werner Hege- mann, nachstehende Resolution:„Die am 21. März 1912 in den Sophien-Sälen von zirka 1000 Personen besuchte Versammlung deS „Verbandes der Laubenkolonisten Berlins und Umgegend" schließt sich den Ausführungen des Referenten Herrn Dr. Werner Hege- mann an. Sie erachtet es für nötig: 1. daß der in Groß-Berlin durchgeführten verhängnisvollen Trennung zwischen Wohnung und Hausgarten m Zukunft durch geeignete Bebauungspläne und Bodenpolitik entgegengearbeitet wird, 2. daß, solange das Ziel der Bereinigung von Wohnung und Hausgarteu nicht erreicht ist, durch Bereitstellung sticht erreichbaren Laubenkolonie-LandeS zu billigen Bedingungen und durch ausreichend« Spiel- und Sportplätze der Lusthunger der Groß-Berliner Bevölkerung befriedigt wird. Die Versammlung erwartet vom Zweckverband und den Kommunen Grotz-BerlinS, daß diese Forderungen anerkannt, aber auch erfüllt werden." Oeffenttiche Bibliothek und Lesehalle zu unentgeltlicher Be- Nutzung für jedermann, SO., Adalbertstraße 41. Geöffnet werktäglich von 5>4— 10 Uhr abends, an Sonn- und Feiertagen von 9— 1 und 3— 6 Uhr. In dem Lesesaal liegen zurzeit 557 Zeitungen und Zeitschriften jeder Art und Richtung aus. Fünftes Berliner SechStage-Rennen vom 22. bis 28. März im Sportpalast, Potsdamer Straße . Auch diese Veranstaltung hat, wie alle seine Vorgänger,«ine nicht besonders erfreuliche Vorgeschichte. Schon im Januar geplant, wurde der Termin immer wieder ver- schoben und noch in den letzten Tagen war das Schicksal deS Rennen? unentschieden, da der Verband deutscher Radrennbahnen wiederum ein Verbot erließ und sich streng« an seine Statuten hielt. Gegen den Hauptteilnehmer des Rennen», Rütt, war Dis- qualistkation bis zum 23. März verhängt und wegen der fehlenden 24 Stunden droh:e die ganze Sache zu scheitern; doch konnte in letzter Stunde eine Einigung erzielt werden, so daß auch dieses Rennen seinen Anfang nehmen kann. Al» Teilnehmer sind 16 Paare zugelassen, die zum Teil aus alten Sechstage-Fahrern be- stehen, ja sogar erst vor ein paar Wochen ein solches in Brüssel bezw. Dresden beendet haben, lomst also den Beweis erbringen, daß ein SechStage-Rennen nicht diese übermenschliche Leistung sein kann, als welche sie von den Anhängern dargestellt wird. Da» Haupt- interesse der Besucher und Sportenthusiasten gilt den Mannschaften Rütt-Stol, Saldow-Lorenz und Moran-Root, die als Favoriten gefeiert und von ihrem Anhang als Sieger bezeichnet werden.— Die Bahn hat eine Länge von 166)4 Meter und scheint ßut fahr- bar zu sein. Nach der Vorstellung der Paare und«lner Be- grüßungsrunde begann um 12 Uhr nacht? da? Rennen. Der Anfang des Rennens war in bezug auf die Schnelligkeit der Bahn und die gute Zusammensetzung der Paare recht Viewer- sprechend. Ein flottes Temoo brachte die bisherigen Rekorde zu Fall.— Ueber den Verlauf oeS Rennen» werden wir am Schluß- tage einen weiteren Bericht geben. Gartenstadtsiedelung bei Berlin . Den Bemühungen der Deut- fchen Gartenstadt-Gesellfchaft ist eS endlich gelungen, alle Bedin- gungen für ein gemeinnütziges Gartenstadtunternehmen in un- mittelbarer Nähe Berlin » zu schaffen. TS ist daS Gut Falkenberg, dicht am Bahnhof Grünau , durch Option zu sehr günstigen Bedin- gungen gesichert worden. Ein Teil davon lst gleich fest gekaust worden, und eS soll noch in diesem Jahre in Genossenschaftsregie mit Einfamilienhäusern überbaut werden. Der Bebauungsplan. der die sehr verschiedenen Niveauverhältnisse deS Geländes in tech- nischer wie ästhetischer Beziehung geschickt ausnutzt und Wohnviertel für alle Bedürfnisse schafft, stammt vom Architekten HanS Ber- noulli. ES ist gedacht, genossenschaftliche MietSwohnungen, sowie Eigenbesitz unier Ausschluß von Spekulation zu scharfen. Anfragen beantwortet die Geschäftsstelle in Berlin -Schlachlenfee. An unsere Abonnenten! Am Dienstag, den 26. März, verleaen wir unsere Zeitungöspedition von der Etetttner Straße 10 nach der Bastianstr. 6. im Laden. Di« Hauptexpedition. Wer ist der Tote? DaS Polizeipräsidium teilt mit: Am 20. d. MtS. wurde am Mühlendammwehr die Leiche eines etwa sechzig Jahre alten ManneS gelandet. Er ist etwa 1,70 Meter groß. untersetzt, hat graueS Haar und ergrauten Vollbart, und war be- kleidet mit schwarzem Jackett, blaugestreiftem Sweater, zwei grauen Hosen, gelblichem wollenen Hemde und Unterhosen, grauen Strümpfen, Schnür, und Gummischuhen. Die Holen waren mit einem Strick um den Leib befestigt. Der Tote, der offenbar dem Arbeiterstande angehörte, hat mehrere Monate im Wasser gelegen. Die Leiche befindet sich im Schauhaus«, Hannoverschestraße 6. Arbciter-BilbungSschule. Der am 1. April fällige Unterricht in NaiurerkenntniS wird bereit« am 26. März abgehalten. Der am 17. März ausgefallene Unterricht in Rednerschule wird am 2. April nachgeholt. Zeugen, die gesehen haben, wie am 29. Februar, abend» 6'/� Uhr. auf dem Moritzplatz ein Radfahrer von der Straßenbahn. Linie 47. umgestoßen wurde, insbesondere der Droschkenführer, der Augenzeuge war. werden gebeten, ihre Adresse an Paul Stephan. Neukölln, Warthestt. 64, abzugeben. Verloren gegangen ist am Donnerstagabend eine Abrechnung für Arbeiterjugend und ein Wildlederbeutel mit 56,40 M. Inhalt entweder in der Andreasstraße oder in der Frankfurter Straße. Verlierer ist für Schaden haftbar. Der Finder wird um Abgabe im Jugendheim, Gr. Frankfurter Str. 126, gebeten. Vorort- JN aebriebtem Lichtenberg . Stadtverordnetensitzung. Schon bor Jahren ist von unseren Genossen beantragt. worden, ein OrtSstatut betreffend die K ra n k e n ve rs ich e r u n gSp f licht der Hausgewerbe» treibenden zu erlassen; eS sind auch bereit» von der Stadt. verordnetenverfammlung dahingehende Beschlüsse gefaßt worden, wonach der Magistrat ersucht wird, eine Vorlage zu machen. Trotz» dem ist diese besonders stir die weibliche Bevölkerung so außer- ordentlich wichtige Angelegenheit verschleppt worden� bis endlich jetzt durch die bevorstehende- Eingemeindung Rummels'burgs es sich notwendig macht, zu dieser Sache erneut Stellung zu nehmen, da «
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