eint fünf. b?S z-Hnprozentigs Lohnerhöhung, die fteilfich bei dendort herrschenden niedrigen Söhne» völlig unzureichend' ist.— ImBecken von L ii t t i ch, wo sich, angeregt durch die Vorgänge inEngland, eine starke Tendenz für einen Streik geltend inachte,hat man indes auf friedlichem Wege eine fünfprozentige Erhöhungbewirkt.Ueber die Verhältnisse im B o r i n a g e berichtet der SekretärLobbe insofern günstig, als die dortigen, sonst nicht eben in gutemRufe stehenden Unternehmer die Lohnforderungen mit dem Ver-sprechen, sie zu berücksichtigen, aufnahmen. Dies knapp nach demgroßen Streik in einem jener Bassins, in dem man ehedem Ar-beiterdelegationen überhaupt nicht anzugehören geruhte.... Auchfür das S a m b r c decken wurden den Arbeitern Lohnerhöhun-gen vom l. April ab z u g e f a g t. In M a r i e m o n t haben dieBergarbeiter ebenfalls eine fünfprozentige Lohnerhöhung— gegenüber einem zweiprozentigen Angebot der Unternehmer— erhalten.Auch die Arbeiter von C o ck e u l l erhalten vom 25. März eineLohnerhöhung von ll) Proz. Von dem Berichterstatter. Piettewurde konstatiert, daß es in Herstal bei Lüttich noch Haucrlöhnevon 3 Fr. gäbe.In seinem Resümee stellte der Vorsitzende, der DeputierteD e j a r d i n. fest, daß sich die Zahl der dem Landesverband an-geschlossenen Mitglieder seit einigen Monaten von 35 OOl) auf 42 000erhöht habe. Ta§ seien von den beschäftigten 148 000 Mann40 Proz.— also eine allzu geringe Zahl.— Dejardin vermerktdie Lohnerhöhungen, die allenthalben erreicht wurden. EinGeneralstreik sei im gegebenen Augenblick mit Rücksicht auf dieLage in England und Deutschland nicht möglich. ES werdennoch weitere Erhöhungen zu holen sein, wenn die Gewerkschaftenihre Kräfte stärken und den Kampf fortsetzen. Der Streik bleibein Berechnung— als Damoklesschwert, das nur nach gründlichemVorbedacht fallen dürfe.— Ueber die Minimalloh n� ragehat Hector Denis auf Wunsch des Zentralkomitees eine Arbeitverfertigt, die von der Föderation als Broschüre verbreitet werdenwird.Bezüglich der Lohnfrage nimmt der Kongreß fast einstimmigein« Tagesordnung an, die die erhaltenen Lohnerhöhungen, sowiedie in Aussicht gestellten registriert und sich für die F o r t s e tz n n gdes K a mp fe s a u ß sp r i ch t, um die geforderte fünfzehn-prozentig« Lohnerhöhung durchzusetzen. Tie Födc-rationen werden aufgefordert, zum Zwecke der Kontrolle über dieEinhaltung der Versprechungen, ihre Agitation?- und Organisa-tionsarbeit fortzusetzen. Die regionalen Föderationen haben fernerdem Landesverband über die künftigen Vereinbarungen betreffenddie Lohnerhöhungen Bericht zu erstatten. TaS Zentralkomiteewird dann auf Grund der vorhandenen Resultate die Eventualitäteines außerordentlichen Kongresses prüfen.Eine weitere Tagesordnung konstatiert den in ganz Belgienzutage tretenden gewerkschaftlichen Aufschwung, er-klärt jedoch als dringende Notwendigkeit den weiteren Aus-bau der Organisation im Interesse der Durchführung derReform der M i n i m a l l ö h n e. In diesem Sinne wird dasLandeSkomitec aufgefordert, die entsprechenden organisatorischenMaßnahmen zu ergreifen, um die Zusammenfassung der Berg-arbeiter in gewerkschaftlicher Beziehung durchzuführen.Der Gewerkschaftssekretär Bergmans gibt im Anschluß andie Anregung dcS BergarbeitersekretärS Lombards, einen Kongreß zur Beratung der Organisationsform der Bergarbeiter einzu-berufen, die Erklärung ab, daß die G e w c r k sch a f t S k o m-Mission den lokalen Gruppen Redner zur Verfügung stellenwerde, um das Prinzip der Zentralisation zur Diskussionzu stellen.Der Kongreß war von 113 Gruppen beschickt, die mit 142 Dele-gierten vertreten waren. Auffallend stark war der Borinage ver.treten— ein gutes Zeichen für die EntWickelung der dortigen Or-ganisation.Der Streik in Böhmen.Prag, 27. März. Im Braunkohle nreviec istdie Lays seit gestern nahezu unverändert. Tie Zahl derStreikenden hat nur wenig zugenommen. Unter derArbeiterschaft aber macht sich eine schärfere Bewegung be-merkbar, die namentlich darauf abzielt, im Falkenau-Elbogener Revier den Streik zu einem allge-meinen zu machen.Tie Bergarbeiterdebatte im österreichischen Parlament.Wien, 27. März. Abgeordnetenhaus. Während der weiterenVerhandlung über die Anträge betreffend die Lohnzahlungen imBergbau erklärte Abgeordneter Benkovic. im gegenwärtigenMoment, wo eine Lohnbewegung durch die ganze Bergarbeiter-schaft Oesterreichs gehe, müsse verlangt werden, daß alle maß-gebenden Faktoren, namentlich die Regierung, den Bergarbeiternmöglich st weit entgegenkämen, um zu verhindern,daß die gesamte Volkswirtschaft schweren Schaden leide. Der Red.ner unterstützte daS MinoritätSbotum des Abgeordneten C i n g r(Sozialdemokrat) über eine achttägige Lohnzahlung und trat fürdie unentgeltliche Lieferung der Sprengmittel an die Arbeiter-schaft ein. Der Abgeordnete Reger(Sozialdemokrat) trat fürdie gesetzliche Fe st legung vo» Mini mallöhnen für dieBergarbeiter ein. P i k(tschcch. Sozialdemokrat) beantragte eineResolution, in der die Regierung aufgefordert wird, spätestensbis Ende 1912 eine GefetzcSvorlage über die Minimallöhneim Bergbau zu unterbreiten und eine Enquete über die Minimal-lohnfrage zu veranstalten. Er forderte die Regierung auf, fürdie Forderungen der Bergarbeiter einzutreten, indem er daraufhinwies, daß eS sich in Böhmen um eine große Bewegung von177 000 Bergarbeitern handle. Der deutsch« Sozialdemokrat Se-l i g e r besprach den Kohlenarbeiterstreik in Böhmen, der durchauskein Sympathiestreik für die englischen Bergarbeiter sei. Oester-reich stehe vor der Gefahr eines allgemeinen Berg-arbeiter st reiks, dessen Folgen für die wirtschaftliche LageOesterreichs unübersehbar wären. Hierauf wurde die Debatte ge-schlössen. Generalredner Abg. F r e S l trat für die Ueberweisungder Streikfälle an die ordentlichen Gerichte ein, da die Bergarbeiterzu den Bergämtern kein Vertrauen mehr hätten. Die Anträge desAusschusses, in denen eine vierzehntägige Lohnzahlung beim Berg-bau vorgeschrieben wird, wurden darauf angenommen. AlleMinoritätSanträge, welche eine achttägige Lohnzahlung fordern,wurden abgelehnt. Die Resolution des Abg. Pik wurde abgelehnt,dagegen sein Antrag auf Veranstaltung einer Enquete zum Stu-dium der Frage des MinimullohnS angenommen. Ebenso wurdeein Antrag, in dem die Regierung aufgefordert wird, zur Bei.legung deS Streiks in Böhmen vermittelnd einzugrei-f e n, angenommen.SttelkjiiM.Dortmund, 26. März.(Eig. Ber.) Am Dortmunder Land-gerickt ist ein« besondere Strafkammer(I») zur Ab-urteilung der Streik,.Verbrecher" gebildet worden.. Es wird vonmehr als hundert Stafsachen gesprochen. Am Montag waren eszehn.Fälle". In einem Fall sollte nach einem Schutzmann miteinem Stein geworfen worden sein, getroffen war er nicht. DerAngeklagte wollte nach dem Polizeihund geworfen haben, wasbhm nicht geglaubt wurde, obs-hvn der Schutzmann selbst erklärte,daß der Nein in der Höhe des Hundes und an der Seite, wo derHund lies, geflogen sei. Ter Staatsanwalt beantagte 4, das Ge-richt erkannte auf 3 Monate Gefängnis. Bei jedem Urteil wurdedarauf verwiesen, daß die Arbeitswilligen besonders geschütztwerden müßten.In einer anderen Sache sollte ein Streikender„Dick köpf"und„Streikbrecher" zu einigen Arbeitswilligen gesagt haben.Zu Beginn der Verhandlung wollten die beireffenden zwei Brüderden Strafantrag zurücknehmen, der Staatsanwalts erklärte ihnenaber, daß sie dann die„ganzen Kosten tragen" müßten. So beein-flußt. hielten die Zeugen dann den Strafantrag aufrecht! DerStaatsanwalt beantragte 3, das Gericht erkannte auf 4 WochenGefängnis! Für ein Wort also, daS bis vor einigen Jahren nochgar nicht als Beleidigung galt!In einem weiteren Fast sollte ein Sireikbrecber auf Schutzleutegeschossen haben. Die Beamten konnten aber selbst nicht bekunden.,daß die Schüsse auf sie abgegeben worden seien. Der Angeklagtegab an, daß er einmal in die Luft geschossen habe, da ihm einanderer Mann seinen Revolver zum Kauf angeboten habe. TerStaatsanwalt ließ die Hauptanklage fallen, er beantragte vierWochen Haft und 50 M. Geldstrafe. Das Gericht crkapnte so. TerAngeklagte b'l i e b in Haft!In der letzten am Montag verhandelten Sackse lautete die An-klage auf Nötigung, W i d c r'si a n d und Beleidigung.Ter Angeklagte gab an, daß er im Gegenteil die Menge aufgefor-dert habe, still zu sein und von der Straße zu gehen, damit diePolizei nicht scharf vorgehe. Der Staatsanwalt beantragte 4 Mo-naie Gefängnis, der Angeklagte, der ohne Verteidiger war undschlecht deutsch verstand, wünschte einen Dolmetscher, was nichtweiter beachtet wurde. Das Gericht erkannte auf 3 Monate Ge-fängnis.Eine Reihe anderer Fälle mußte vertagt werden.Am Dienstag ging die Justizarbeit munter fort. Der Berg-mann Job. Kacmicrczak aus Hombruch sollte zu einigen Streik-blechern gesagt haben:„Sie kriegen auch noch was mit dem Gummi-schlauch." Zwei katholische Zeugen unterstutzten die Anklage undsagten gegen den katholischen Angeklagten aus, ein gleichfallskatholischer Zeuge bekundete nur eine unverfängliche Aeußerung,die der Angeklagte zugab. Ter Staatsanwalt sprach von„grund-loser Beleidigung" und beantragte 6 Wochen Gefängnis. Das Ge-richt erkannte so.Dann nahm ein Ehepaar in der Anklagebank Platz. Die Frausollte das Wort„Streikbrecher", gebraucht haben. Der Mann sollteeinen Streikbrecher bedroht haben. Das wurde zügegeben, es sollaber aus dem Grunde geschehen sein, weil der Arbeitswillige durchden Garten des Streikenden gekommen war, was verboten wurde.Der Staatsanwalt beantragte bei der Frau 1 Monat, bei demMann 4 Monate Gefängnis, das Gericht erkannte auf 3 Monatebzw. 2 W o ch e n.— In einer weiteren Sache hatte ein Bergmann,der noch unschlüssig war, ob er mitstrKkcn wollte oder nicht,„Deutschland, D e u t s ch'l a n d über alles" gesungen,deutsch und polnisch. Er wurde wegen groben Unfugs verhaftet und dann gefesselt. Er sollte auch Widerstand verübthaben. Es gab e i'n e n Monat Gefängnis und 10 TageHaft.— Ein« andere Sache, in der 8 Zeugen geladen waren,wurde auf Antrag der Verteidigung vertagt, weil die LadungZfristnicht gewahrt worden war.— Weil er einen Fahrstciger durchdas Wort„Streikbrecher" beleidigt haben sollte, erhielt der HauerJlotzak 4 Wochen Gefängnis. Ein Gendarm hatte gesehen, daßder Streikende„den Mund geöffnet" hatte!.Der Krieg.Tie Friedensbemühungen.Paris, 27. März. Wie der Agence Hadas aus besondererLondoner Quelle gemeldet wird, fetzen die Mächte denMeinungsaustausch über einen in Konstantinopel zuunternehmenden Schritt, wie sie ihn auch in Rom unter-nommen haben, fort._Tie Agitation der italienischen Sozialisten gegen den Krieg.Rom, 25. März.(Eig. Ber.) Das vom Parteivorstand er«nannte Agitationskomitee gegen den Krieg hat bereits in vielenStädten große Protestversammlungen abgehalten. So hat inEorato«ine große öffentliche Versammlung stattgesunden, zu derBertrerer auS ganz Apulien erschienen waren. Die Versammlungunter freiem Himmel war von der Polizei verboten worden. GenosseGiovanni Lerda sprach vor einem vorwiegend au» Land-arbeiten, bestehenden Publikum von über 10 000 Personen. Luch inSestri Ponente und Llessandria. Pavia und vielenanderen Orten haben Protestversammlungen stattgefunden, die allestark besucht waren. Je mehr sich der wirtschaftliche Rückschlag desKriege? geltend macht, um so schlaffer reagieren die bürgerlichenKreise gegen die Agitation._politische(Übersicht.Berlin, den 27. März 1912.Postetat.Aus dem Reichstag. 27. März. Genosse Wendelwollte sich in seiner sehr beachteten„Jungfernrede"—wundern, daß in den Gebieten des Reichspostamtes die frischeZugluft des Weltverkehrs gar nicht zu spüren wäre, in derTat ist man diesen Bureaukratismus sdhon gewohnt, der inkeiner Verwaltung so mächtig ist, wie� gerade im Reichfreiester internationaler Beziehungen! So war es— wieGenosse Wendel hervorhob vor Podbielski, und so ist esjetzt noch. Und wie in jedem Jahr, so muß auch diesmal dieSozialdemokratie gegen einen Staatssekretär kämpfen, derimmer wieder mit demselben unerschüttlichen Gleichmut die-selben Grundsätze eines unantastbaren Verwaltungsabsolu-tismns proklamiert.So war es auch heute wieder.Zuerst wurden— ohne jegliche Diskusston— die Per-längerung des bulgariscken Handelsvertrages und des Etatsnotgesetzes in der Fassung der Budgetkoinmission ange-nommen. Tann wurde die Generaldebatte des Postetats mitBemerkungen der Abgeordneten Dr. Werner�(Gießen),Dr. Will und B r u h n wieder aufgenommen, während derSaal immer leere und leerer wurde.Tie Aufmerksamkeit des Hauses erwarb sich erst unserGenosse Wendel, der mit gutem Humor das ganzeKraetke-System einer sehr präsizen und scharfen Kritikunterwarf. Der Staatssekretär und seine zahlreichen Räte,die ihrer Verwaltung nur in bureaukratischer Sachkundenähergekommen sind, kamen ans dem Erstaunen gar nichtmehr heraus: über Postwesen läßt sich geistreich reden! Ja,auf diesem Gebiet der Verkehrsordnung können sogarlebendige, moderne Anregungen entstehen! Und die Zöpfewurden geschüttelt....Mit besonderer Energie wandte sich am Schluß seinerRede Genosse Wendel der Einrichtung der Ostmarken-Zulagen zu, die er zum Entsetzen ängstlicher Gemüter einenKorruptionsfonds nannte.Was sollte Herr Kraetke gegen diesen Angriff sogen?Er befestigte seinen Zwicker, erhob sich und erklärte mit un-nachahmlicher Würde, daß er Sozialdemokraten in seiner Ver-waltung nicht dulde. Man kann sich denken, daß auf dieseHarmlosigkeit ein lustiges Lachen antwortete. übrigenversuchte er eine Attacke gegen unseren Genossen Sachse.die noch im Laufe der zahlreichen persönlichen Bemerkungenmühelos zurückgewiesen wurde.Der umfangreiche Führer der agrarischen Unentwegten,Herr Dr. O e r t e l. gehört zu den Rednern, die das bekannte„Ohr des Hauses" habem Aber heute verließ ihn sogar seinesonst witzige Bonhomie, und es waren allenfalls plumpeScherze, mit denen er sich helfen wollte. Zeitweise bekam erAnfälle von Entrüstung und redete sich in ein Pathos hinein,das absolut nicht zu seiner Figur paßt.Einzelne Wünsche wurden noch vorgebracht von demNationalliberalen List, und vor allein von dem Fort-schrittler H u b r i ch. der als Leiter des Verbandes mittlererPostbeamten deren Beschwerden und die Lage der Unter-beaniten sachkundig zu schildern wußte. Seme Verteidigungdes unangreifbaren Patriotismus seiner früheren Kollegenhat ihm sicherlich den Beifall des Staatssekretärs eingebracht,indessen ist die Frage wohl berechtigt, ob die starke Betonung,mit der er sie vorbrachte, den Forderungen der Postbeamtenviel helfen wird.Nach einigen Bemerkungen des Polen CzarlinSkiund des Welsen v. Scheele wurde die Generaldebatte ge-schlössen! die Spezialdebatte beginnt morgen und soll zuEnde geführt werden, da das Haus sich nach den Osterferiensehnt._Etatsnot im Dreiklaffenhause.Jede? Fahr fordern alle Parteien de? Geldsackparlament« dieRegierung deutlicher auf, den Landtag früher einzuberufen, schon da-mit er den Etat rechtzeitig erledigen kann. Aber die Regierungweiß sehr gut, daß mehr Etatsberatung mehr Verwaltungskontrollebedeutet und darum pfeift sie auf die Wünsche der Erlauchten,Edlen und Geehrten von beiden Häusern de« Landtages. Sie hatauch genug daran, daß ihr die Dreiklaffenmehrheit in fünf Monatenim Jahr ihre Macht zeigen kann und wünscht nicht, sie durch nochlängere Zeit im Jahre kennen zu lernen.So kommt es, daß der Etat nie rechtzeitig, also vor demt. April fertig wird. Am gestrigen Mittwoch wurde ein Antragaller bürgerlichen Parteien auf Beschließung eines Etats-notparagraphsn der Budgetkommiffion überwiesen. Herr Pachnickemachte gegen diese Form, die man dem im Reiche üblichen Etats-n o t g e s e tz vorzieht, ganz gewichtige konstitutionelle Bedenkengeltend, obgleich auch seine Partei den Antrag unterschrieben hat.Wohl um nicht— Gott behüte!-- in den Verdacht der»unfrucht-baren Negation" zu kommen.Genosse Hoffmann erklärte, daß die Sozialdemokraten denAntrag ablehnen. In der Tat ist es so, daß der Landtag seinenDruck auf die Regierung verschärfen müßte, wenn er die rechtzeitigeEinberufung erzwingen will. So aber gibt er selbst den Ministerndas Mittel in die Hand, das die frühere Einberufung entbehrlichmacht.—Die fortgesetzte Beratung deS KultuSetatS brachte keine größerenDebatten. In Uebereinstimmung mit allen Parteien de» Hausestrat auch Genosse Dr. L i e b k n e ch t für einen Antrag des imRiefcngebirge gewählten Fortschrittlers W e n k e für einen gesetzlichenNaturschutz ein.Am Schluß der Sitzung erwähnte Gmosse Hoffmann dievon der heiligen Allianz gegen die proletarische Jugendbewegung ge«glante Massenverbreitung der Trottrede ohne Salz über die könig«lich preußische wirkliche geheime Jugendpflege und bot den Herr-schaften die tatkräftig« und erfahrene Mithilfe der Sozialdemolrati«bei dieser Flugblattvcrbreitung an.In einer Abendsitzung ging die Beratung de» Kultui-etats fort. Fertig muß der Kultus werden; frisch Gesellen, seid zurHand'»»»Die Frankfurter Universität bei Rocht.Die Stadt Frankfurt a. M. und ihre reichen Bürger wolleneine Universität errichten, ohne einen Pfennig vom Staat zu ver-langen. Ein anderer, ein Kulturstaat würde sich freuen und nurSicherstellung der Freiheit der Wissenschaft und ihrer Lehre fordern.Aber Preußen denkt daran, daß dieses Malefizneft am Main schoneine glanzerfüllte fröhliche Freistadt war, als da oben in denTundren Borussiens erst halbwilde Junker den Markgrafen daSLeben sauer machten, daß Frankfurt frei blieb bis 1866, und daßes trotz äußerljcher Schwarziveiße bis heute nicht vergaß daß eSunter anderem auch der Sitz der ersten großdeutschen VolkSver«tretung war. Darum wird Frankfurt eben gezwiebelt!Das Zentrum vor allem ist gegen diese Universität, die dieGotteSgelahrtheit nicht in den Lehrplan aufnehmen will. Nachtmuß es sein, wo die Sterne deS Essener ZentrumsabgeordnetenDr. Bell, dieses Pariser Cabarctiertho», strahlen: Nacht-sitzung des Dreiklassenhauses! Hier auf einmal istdas Zentrum gegen den Einfluß der Geldmenschen auf die Hoch-schulen— wie'S trefft.Der Minister erklärt vor allem, daß der Landtag nicht«hineinzureden hat; nur der König kann die Errichtung genehmigen.Und nur wenn dem König die Statuten fassen, wird sie errichtet.Da sie völlig dey TtaatSumversitäten entsprechen soll, kann man. sichschon denken, wa« das für Bedingungen sein werden. Freiheit, dieIch meine....Der Marburger Professor Brett(sk.) ist absolut gegen dieKonkurrenz-Universität, der konservativ« Graf C l a i r o nd'H au s s o n v i l l e nicht einmal so sehr. Beide vermissen schmerz-lich— leider ach!— die Theologie.Heute, Donnerstag, geht die Debatte um 10 Uhr weiter.Dauersitzung im Herrenhaus.Alte Herren reden viel, reden lang, reden gern. Alte Herrenwerden immer älter, und je länger das HerrenbauS besteht, destolänger werden die Reden und Sitzungen in ihm. Wenn das Herren-haus nicht rechtzeitig abgeschafft wird, wird man noch einen Maxi-malarbeitStag für die geborenen und ernannten Gesetzgeber ersterGüte einführen müssen.Gestern, Mitttvoch. debattierte man geschlagene fünf Stundenallgemein über das Gesetz, durch das die Sparkassen gezwungenwerden sollen. 20 bis SO Proz. ihres Vermögen« in auf den In-baber lautende», mündelsicheren Schuldverschreibungen anzulegen.Drei Fünftel davon in preußischen oder ReichSpapiercn. Wenndieser Besitz zur Aufreckiterhaltung des Geschäftsbetriebes veräußertwird, soll er binnen zwei Jahren wieder hergestellt sein müssen.Die Regierung erwartet von dem Ge'etz nicht nur eine Ver-arößerung der Festigkeit der Sparkassen im Falle von Runs beiKriegsgefahr und Mobilisierung, da die SiaatSpapicre der Spar-kassen von der Reichsbank belehnt werden sollen— wenn die dasGeld dazu haben wird!—, sondern sie erhofft insbesondere eineHebung deS Kurse« der StaatSpapiere von der durch den Kauftzwang künstlich gesteigerten Nachfrage nach den StaatSpapieren.Wenn man Herrn Lentze sagt, daß dies« Wirkung nicht ein-treten tvird, weil die Kapitalisten die StaatSpapicre doch wegender geringeren Verzinsung bovkottieren und durch den geringenTeil des Sparkastenvermögcns, der in Türe» angelegt werden soll,die stärkere Nachfrage kaum eintreten wird.— dann„antwortet"Herr Lentze einfach: Ja, das Publikum will nur höhere Zinsen