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Nr. 74. 29. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Burstag, 28. März 1912.

86. Situng. Mittwoch, den 27. März 1912, nachmittags 1 Uhr.

Am Bundesratstische: Straette.

Sie wird debattelos beschlossen.

Es folgt die zweite Beratung des Etatnotgesezes. Die Kommission hat die Begrenzung des Gesetzes auf 3 Monate beschlossen und daher die geforderten Säge durchweg um 50 Prozent erhöht. Das Gesetz wird debattelos angenommen. Dann wird die

fortgesetzt.

zweite Beratung des Postetats

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Abg. Dr. Will( Elsasser) wünscht im Interesse einzelner Beamten fategorien entsprechend den Resolutionen der Budgetkommission eine Aenderung der Besoldungsordnung, und bittet, die Dienstverhältnisse der Arbeiter und Handwerker bei der Bost und Telegraphenverwaltung günstiger zu gestalten. Den reichsländischen Bostbeamten sollte man diefelben Bulagen ge­währen wie den reichsländischen Eisenbahnbeamten.

Donnerstag,

teine monarchischen Eroberungen.( Große Heiterfeit.) treter an; das hieße nicht von der Moral, aber von der Selbst ein Sozialdemokrat fann monarchische Anwandlungen haben Intelligenz der Postbeamten und Unterbeamten und den Kopf des bayrischen Prinzregenten auf den Marken an eine sehr geringe Meinung haben.( Gr. Heiterk.) Wir find ziehender finden als die Dame auf der deutschen Reichsmarte. überzeugt, daß unter den 4 Millionen Stimmen, von denen der Reichs­( Heiterkeit.) fanzler verächtlich gesprochen hat, viele Stimmen von Beamten sich finden, Wir sind keineswegs eingeschworene Bureaukraten, wie uns zu und wenn der Staatssekretär alle diese Wähler aus seiner Beamten­weilen nachgesagt mird. Wenn wir einmal in die Lage fommen, ichaft und Unterbeamtenschaft ausmerzen wollte, würden wohl sehr Auf der Tagesordnung steht zunächst die Verlängerung die Staatsgewalt zu expropriieren, so könnte sich der erhebliche Leitungsstörungen vorkommen.( Heiterkeit.) bes Handels- und Schiffartsvertrages mit Bul- Herr Staatssekretär, der dann freilich a. D. fein wird, ruhig Wir haben aber nicht um diese Stimmen gebuhlt, sondern die Be­garien. ichlafen legen, in dem großen Räderwerk des Postwesens wird amten haben für uns gestimmt, weil sie wissen, daß wir für doch kein Rädchen stille stehen.( Sehr richtig! bei den Sozial- Recht und Billigkeit eintreten.( Lebhafte Zustimmung demokraten.) 1871 schleppte die Regierung des Herrn Thiers den bei den Sozialdemokraten.) Ich sehe allerdings nicht ein, warum ganzen Beamtenapparat nach Versailles , in der Hoffnung, in die Postbeamten der Verwaltung ihre Unentbehrlichkeit nicht mög­Paris würde dann alles drunter und drüber gehen. Es ging aber lichst deutlich machen sollen. Mit Vereinsgründung allein ist es alles wie am Schnürchen.( Abg. Erzberger ruft: Jawohl, mit nicht getan und papierene Resolutionen fallen in der Welt der Tat­Kopf ab 1) Herr Kollege Erzberger, Sie brauchen feine Angst sachen sehr leicht in die Wagschale. Daß dem Staatssekretär der zu haben, bei Ihnen lohnt das nicht!( Große Heiter Gedanke einer passiven Resistenz oder eines Streits ein feit.) Der Postverkehr wurde von Arbeitern erledigt, die Scheuel und Greuel ist, ist sehr verständlich, aber daß die Beamten vom Examen eines Postassessors keine Ahnung haben. Wir wissen selbst vor diesem Gedanken entsetzt ein Kreuz schlagen, ist schon Abg. Dr. Werner- Gießen( Wirtsch. Vg.) regt an, die Alters- und ja auch, wie die Anregungen von Laien stets in den Wind ge- viel weniger verständlich, und doch sehen wir, daß die Invalidenrenten durch die Post an die Bezugsberechtigten aus- fchlagen werden, bis sie sich durch die harte Notwendigkeit der Postbeamten feine Gelegenheit vorübergehen lassen, ohne mit Stolz zahlen zu lassen. Redner begründet des weiteren eine Resolution, Pragis durchsetzen. Schon zu Beginn der 80er Jahre wurde von zu betonen, daß sie durch den preußischen Drill zu einem ernsten die Erwägungen darüber verlangt, ob es möglich ist, Arbeiter und aufleuten in Frankfurt a. M. die Schaffung der Widerstand durchaus unfähig sind. Der berufene Vertreter der Postbeamten in der Budget­Handwerker in ein ständiges Arbeitsverhältnis aufzunehmen, Briefausgabefächer vorgeschlagen. Die Reichspostverwaltung Sie erwog und erwog und erteilte 1894 fommission hat dort eine schmetternde Fanfare geblasen und ver­wenn fie länger als zwei Jahre im Dienste der Post be- trat in Erwägungen ein. schäftigt sind; Arbeiter und Handwerker, die nach zehnjähriger ein- einen ablehnenden Bescheid voller väterlicher Ermahnungen, sichert, daß die deutschen Beamten nie daran dächten, dem bösen wandsfreier Dienstzeit nicht etatsmäßig angestellt, sind in ein geder auf den Ton gestimmt war: Kinder, Jhr verlangt etwas ganz Beispiel ihrer Kollegen in Frankreich zu folgen. Das mag sichertes Arbeitsverhältnis( Diplomverhältnis) zu überführen, Unsinniges, seid doch nicht so töricht, wir meinen es ja so gut mit sehr gemütvoll sein, aber auch sehr unklug, dem Herrn Staats­die Tagelöhne in Wochenlöhne umzuwandeln. Ferner verlangt Euch. Sieben Jahre darauf wurden diese Briefausgabefächer a II- fefretär gegenüber diese Trene bis zum Hungertode die Resolution Einleitung der erforderlichen Maßnahmen, um den gemein eingeführt und haben sich sehr gut bewährt. Da ich etatsmäßig angestellten Arbeitern und Handverkern einen angemessenen gerade bei Frankfurt a. M. bin, will ich erwähnen, daß man dort( Seiterkeit und Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) zu betonen, Zeil ihrer vorherigen Dienstjahre auf das Besoldungsdienstalter an- dringend die Einbeziehung von Offenbach in die Orts- denn das heißt nichts weiter als, wir haben Forderungen an die zurechnen, und endlich eine Dentschrift über die Möglichkeit tage wünscht. Verwaltung, aber wir denken nicht im Traum daran, diesen Forde­der Errichtung einer Pensionskasse für diese Arbeiter und In England ist jetzt eine außerordentlich wichtige rungen auch den nötigen Nachdruck zu verleihen.( Sehr Handwerker. Vereinfachung und Verbilligung des Telegrammverkehrs wahr bei den Sozialdemokraten.) Wir treten jedenfalls ohne eigen­ins Leben getreten, indem nämlich die Telephonnummer als Tele- füchtige Gründe für die berechtigten Forderungen der Postbeamten grammadresse benutzt werden kann. Binnen furzem soll ferner die ein. In den Reden über die Reichsfinanzreform hat Herr Duffner Gebühr für Telephongesprüche zwischen England und Frank- gestern den Vogel abgeschossen, als er behauptete, dies volksfeind­reich auf die Hälfte herabgesezt werden; auch für die Preffe liche Machterk des schwarzblauen Blocks sei die Ursache für den existieren in England erhebliche Ermäßigungen der Telephone wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre, denn sie habe Ruhe gebühren. In solchen Dingen sollten wir von England lernen, nicht in die Kontors getragen. Das Gegenteil ist richtig: die aber, wie man Millionen für gepanzerte Ungetüme Berteuerung aller wichtigen Lebensmittel hat ausgibt.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) die Unruhe in die Bureaus der Beamten hinein­In der Budgetkommission sprach der Staatssekretär von Spar getragen.( Sehr richtig! links.) Und auch die Hydra mit 1000 samteit. Er meinte, die Luft sei geschwängert mit dem Spar- Köpfen, von der der Staatssekretär gestern sprach, haust lediglich auf famkeitsprinzip.( Heiterkeit.) Gewiß fann gespart werden. So be- dem Felde der durch die Wirtschaftspolitik gefäten Unzufrieden­Aus dem Bericht über die Ergebnisse der Postverwaltung haben schweren sich die Beamten vielfach über die große Zahl der heit. Eine Resolution der Kommission berlangt für Oberpost­die Herren Duffner und Bed gestern mit Genugtuung fest- Aufsichtsbeamten, die nur die Arbeit hindern. In manchen stellen wollen, wie wir es im Postwesen so herrlich weit gebracht Bostämtern sieht es aus wie in den südamerikanischen telegraphenassistenten sowie für Vorsteher für Postämter dritter haben. Man tann auch aus dem Bericht unschwer herauslesen, daß Raub staaten, wo mehr Generale sind als Soldaten. Aber Klaffe, die vor dem 1. Januar 1900 in den Postdienst eingetreten das Reichspostamt einen nicht unbeträchtlichen Dank für die Ver- wenn wir auch für Sparsamkeit sind, so wollen wir die Post doch sind, eine persönliche Zulage von 300 Mart. Meine tehrssteigerung für sich in Anspruch nimmt, weil die Genialität des nicht zu einer Ueberschußquelle machen. Seit Bismard hier Freunde haben im vergangenen Jahre gegen diesen Antrag ge­Staatssekretärs an diesem Aufschwung nicht unbeteiligt sei. Das Ueberschüsse wünschte, möchte jeder Staatssekretär ein Bismard im stimmt, aber lediglich deshalb, weil unsere Resolution, die für eine ist natürlich ein Irrtum. Der Götterbote mit den geflügelten Kleinen sein und ist stolz auf die Ueberschüsse. Sie haben aber schlechter entlohnte Beamtentategorie eine Aufbesserung verlangte, Wir wollten erit für die Un= Sandalen, den man als Sinnbild auf den Postgebäuden antreffen doch etwas sehr Bedenkliches, denn entweder bezahlt das abgelehnt worden war. fann, ist tein schöpferischer Geist, sondern nur ein Ver- Publikum die Leistungen der Post zu hoch oder die An- gefättigten trodenes Brot bereiten, ehe wir den Halb­mittler; die Post übt nur Handlangerdienste aus und in den gestellten werden zu niedrig entlohnt.( Sehr wahr! bei den fatten eine Wurst bieten wollten, die sie an sich gewiß redlich vers ( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Nachdem Bahlen des Berichtes spiegelt sich der Aufschwung des Sozialdemokraten.) Man soll auch nicht die Funktionen der mittleren dient haben. deutschen Wirtschaftslebens wider, der nicht in legter Beamten durch gehobene Unterbeamten ausführen lassen. Entweder aber jetzt Aussicht besteht, daß diesmal diese sogenannte Unter­Linie zu danken ist der Tüchtigkeit der deutschen sind die mittleren Beamten bisher für die Leistung zu hoch bezahlt beamten- Resolution mit angenommen werden wird, werden wir Arbeiter.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Auch die worden, was ich keineswegs behaupte, oder die gehobenen Unter- auch für Resolution stimmen, denn rbie Bostaffiftenten- R Steigerung des internationalen Verkehrs tommt in diefen Zahlen beamten werden für dieselben Leistungen zu niedrig bezahlt. Wir es handelt sich da in der Tat um eine Schicht älterer Beamten, die zum Ausdruck. Von allen Reichsbehörden macht die Postverwaltung haben uns gegen die Einrichtung der gehobenen Unterbeamtenstellen durch die Personalreform schwer geschädigt worden sind. Ueberhaupt werden wir jederzeit für durchgreifende Besoldungsverbesserungen am wenigsten an den Landesgrenzen halt, und in ihren Bureau- gewendet, da sie wie stimmen. Die Erhöhung des Unterstützungsfonds räumen sollte man daher statt der dumpfen Bureauluft die etwas durch die Postbehörde ist die beste Anerkennung für die frischere Zugluft des Weltverkehrs vermuten. Aber das ist nicht der wirken müssen. Wesentlicher und wichtiger scheint es uns, daß Notlage weiter Beamtenschichten! Wie allerdings das Zentrum Fall. Schon bevor ein Husarengeneral auf den Kutschbock des Reichs die Unterbeamten besser entlohnt werden. Wir nehmen uns sein Wohlwollen für die Beamten verbinden will mit poftwagens gesezt wurde und auch nachher herrschte dort ein mili ber Beamten ohne jeden Hintergedanken an.( Sehr richtig! bei den der ängstlichen Scheu, die Besoldungsordnung aufzurollen, bleibt tärischer Geist. Seit 40 Jahren haben wir ein einheitliches Sozialdemokraten.) Auf Dankbarkeit rechnen, ist in der Politik ein Rätsel. In der Budgetfommission hat das Zentrum angeregt, Wirtschaftsgebiet, aber noch kein einheitliches Postgebiet. Bayern fast schon ein Laster. Die Jagd auf die Beamten überlassen poft lagernde Briefe mit höherem Porto zu be berharrt auf seinem Sonderrecht, und seit die einflußreichste wir den anderen Parteien. Herr Pauli und Herr Bed haben es tegen, mit dem Hinweis darauf, daß in erster Linie der Partei in diesem Hause eine so hingestellt, als ob die Beamten und Unterbeamten, die an einen Pflanzschule für bayrische Minister fozialdemokratischen Abgeordneten mit Beschwerden und Wünschen Liebesbriefverkehr geworden ist( Heiterkeit), wird es wohl so schnell nicht anders werden. herantreten, gewissermaßen mit einem moralischen Defett dadurch getroffen wird. Es ist also gewissermaßen der Geist Wir hätten gar nichts dagegen, wenn das Reich auf postalischem Ge- behaftet wären. Wir brauchen uns gegen eine solche Insinuation Stoerens, der aus diesem Antrag spricht.( Heiterkeit bei den biete eine Annegion von Bayern vornehme. Dem stehen nicht zu verwahren. Aber wir würden es für eine Beleidigung Sozialdemokraten.) Die Post sollte dadurch zu dem gemacht werden, aber auch ästhetische Bedenken entgegen. Mit dem flachen Busen, der Postbeamten halten, wenn man ihnen nachsagte, sie sähen was Schiller von der Schaubühne fordert, den die Dame auf den Reichspostmarken aufweist, macht man die Herren Bauli und Bed als ihre berufenen Ber - moralischen Anstalt.( Heiterkeit.) In Belgien haben

Abg. Bruhn( Ant.) behauptet, die Sozialdemokratie habe fein Herz für die Beamten, auch nicht für die Unter­beamten. Abg. Wendel( Soz.):

Kleines feuilleton.

In die Heidelberger Universitätszeit führt ein Schreiben Hebbels an den Wesselburener Jugendfreund Jakob Franz. Es heißt darin unter anderem: " Heidelberg , den 18. July 1836.

Lieber Franz!

ein Keil in die Solidarität der Beamten

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Notizen.

8 u

einer

dt.

S. Fischers Verlag.) Wie bei seiner früher aufgeführten Komödie Kunde bringt, daß Tuzio der uneheliche Sohn ihres eigenen Vaters Joachim von Brandt" hat man bei dieser im Kostüm der italieni - sei, in ihrer Liebe und in dem Glauben an ihren Wert keinen schen Renaissancezeit einherschreitenden Tragödie wieder den Eindruck Augenblick erschüttert. Das ist psychologisch verständlich. Judes, Neues vom jungen Hebbel . In der nächsten Nummer der einer nachdenklich eigenartigen dichterischen Persönlichkeit, die aber daß sie den Boten vergiftet, damit ihr Liebster nichts von der Blut­Grenzboten" veröffentlicht Dr. Paul Bornstein Briefe, die der in ihrem Schaffen einstweilen von bedeutsamen aphoristischen An- schande erfahre, wirkt wie der Mord und Selbstmord am Schluß junge Friedrich Hebbel zu Beginn und während seiner Studienzeit fägen nicht zu dem Ebenmaß eines wirklichen dramatischen Ganzen als talter Bühnentrick, der ohne rechte Motivierung, den bloßen vornehmlich an Bekannte und Freunde aus der holsteinischen Heimat vorzubringen vermag. Die Kraft der Phantasie berausgabt Schein von Handlung vorzutäuschen sucht. gerichtet hat. Diese bisher unbekannten Dokumente aus den sich in beziehungsreicher Aufrollung, von Motiven, vermag Gina Mayer, eine junge, noch unbekannte Schauspielerin, Werdejahren des Dichters bilden eine wertvolle Ergänzung zu jedoch das so erregte Interesse nicht bis zum Ausgange überraschte als Ballas durch die Intensität sehnsüchtiger Leidenschaft. dem Charakterbilde des eigenwillig und mit zäher Beharrlichkeit festzuhalten. Am Schlusse stedt sich Enttäuschung ein. Während Großartig war Mary Dietrich in der Rolle der Mutter; ihre borwärtsstrebenden jungen Mannes, der allen pekuniären die Masse nichtssagender Dugendfabrikate die Bühne ohne Protest Leistung gipfelte in der Szene der Gerichtsverhandlung. Von den Schwierigkeiten zum Troß seine Ziele verfolgte und vor allen passiert, erhob sich diesmal, als der Dichter zu guterlegt in ficht- männlichen Darstellern einige ließen viel zu wünschen übrig Dingen, unbeschadet der ungenügenden Vorbildung des Auto- barer Berlegenheit Helden und Liebhaber durch Dolchstöße erledigt wären namentlich Herr Wörz als jugendlich liebenswürdiger Tuzio, Didakten, das Universitätsstudium durchseßte. hatte, mit dem Applaus zugleich ein lautes Zischen. Henrich als Stephan und Karl Ebert als Doge zu erwähnen. Ein träumerisch eraltiertes Mädchen, das eingeborene dunkle Das Verständnis der mit Gedanken und Gleichnissen start befrachteten Instinkte zu verwandtem Blute treiben, steht in dem Mittelpunkte Berfe wurde vielfach noch besonders durch leises und zu rasches des Stücks. Vortrefflich heben sich in dem Gemälde des ersten Sprechen erschwert. Aftes die Gestalten von einander ab. Die aus Venedig verbannte Witwe des großen von der Republik mit Undant belohnten Feldherrn Tuzio ... Du hast Dich allerdings gehörig mit Collegien be- Badoer, die grollend ihren Sohn nicht für den Staatsdienst hergeben will padt. Ich hab's mir bequemer gemacht und nur zwei belegt, und in dem angekündigten Besuch des Grafen Barbaro Gefahren Berliner Konzerte in Fürstenwalde . Felig wovon ich noch das Eine, da ich kein leeres Stroh dreschen mag, wittert, spricht flug und würdig mit ihren Kindern. Als sie die Weingartner darf infolge der Sperre, die die Generalinten­schwänze. Lächeln hab' ich müssen, als ich in Deinem Brief Möglichkeit erwähnt, daß man ihr Stephan nehmen werde, schleicht danz über ihn verhängt hat, in Berlin und in einem Umkreise von mit Bezug auf Literairgeschichte und Anthropologie las, Du Pallas, unfähig, ihre Bewegung länger zu verbergen, aus dem 30 Kilometern von Berlin nicht als Dirigent auftreten. Wein­hättest in der kurzen Zeit doch auch für allgemeine Bildung Bimmer, und von der Matter zur Rede gestellt, gesteht der Sohn, partner gedenkt aber, diesem Bann zum Trotz mit seinen Berliner was tun wollen. Lieber Junge, die holst Du nicht von der daß die Schwester mit mehr als schwesterlicher Liebe an ihm hänge. Verehrern in Konner zu bleiben. In der Zeit von Oktober tis Universität und nicht von den Professoren; da lernst Du nichts, Die Mutter dankt ihm sein Vertrauen. Eine mächtige Erschütterung Dezember 1912 wird er einige große Sinfoniekonzerte in Fürsten­als wie Du's nicht machen mußt. Ein Knabe, der Berge ver- reißt Pallas dann in andere Bahnen. Barbaros Erscheinung, die walde( Spree ) und zwar im Festsaal des Gesellschaftshauses leiten. sehen will und ein Professor, der die Literatur analysiert Künste, mit denen er sein verliebtes Werben unterstützt, peitschen die Die Weingartnergemeinde wird in Sonderzügen dahin und zurüd­ich weiß nicht, was sich possirlicher ausnimmt. schlafenden Sinne des Mädchens zu jähem Tumult auf. Der befördert, zu deren Benüßung die Konzertbillette berechtigen. Wie es mit meinen Gedichten wird, weiß ich noch Rausch jagt sie in Scham und Entsetzen. Lieber den Tod als diese Fürstenwalde liegt zwar noch im Bereich des Vorortverkehrs aber nicht. Es liegt so viel an Stoff vor mir, was ich behandeln und Erniedrigung! Und doch nimmt sie den Antrag des Mannes, den doch 51 Kilometer Bahnstrecke von Berlin C. entfernt, also außer= der Sammlung noch einverleiben mögte, und dies zieht ein Ge- fie in allen Fafern ihres Wesens als Feind empfindet, an. Auch halb des gesperrten Gebiets. schäft in die Länge, was nie genug in die Länge gezogen werden die folgenden Bilder: das Erwachen ihrer Liebe zu dem Gefolgs­Die Humboldt- Akademie veröffentlicht soeben fann. Du wirst sehr wenig Gedichte finden, die Du schon mann ihres Gatten, dem jugendlichen Tuzio Tuzi, deffen Züge sie ihr Vorlesungsverzeichnis für das zweite Vierteljahr 1912. Die kennst; ich bin außerordentlich streng gegen meine Produkte an den fernen Bruder erinnern, und das Dogengericht, vor das Vorlesungen umfassen wie früher die Gebiete sämtlicher Wissen­aus früheren Zeiten, bin aber dafür auch überzeugt, daß jelten nach der Flucht der beiden die Mutter zitiert wird, sind von ein- fchaften und ihre praktische Anwendung. Das Lehrvierteljahr be­ein Dichter mit meiner Klarheit, Sicherheit und Bewußtseyn drucksvoller Plastik. Die Sprache rauscht in Versen beschwingten ginnt am Montag, den 15. April. Vorlesungsverzeichnisse und feiner Individualität aufgetreten ist, wie ich. Das Schicksal der Wohlklangs und quellender, zuweilen überquellender Bildlich- Hörerkarten sind im Hauptbureau, Kurfürstenstr. 166( 1-3), und Gedichte kümmert mich wenig; die deutsche Kritik ist heutzutage teit." Aber freilich wird die Spannung in der Gerichts- in zahlreichen Bureaus und Buchhandlungen erhältlich. eine alte Vettel, die nur ihre eigenen Basen und Tanten be- verhandlung nur durch Hineinziehen eines neuen, mit dem Bauarbeiten am Straßburger Münster . günstigt und ich gebe nichts um die saubere Verwandtschaft. psychologischen Grundthema gar nicht mehr zusammenhängenden Schon seit mehreren Jahren konnte man an dem großen Turm Was lebt, das wirkt; und was wirkt, das lebt; dies Evangelium Moments gewonnen. Heimann stellt hier dem Staatsinteresse, des Straßburger Münsters die Zeichen gefährlicher Senkungen be­bewahrheitet sich alle Tage." in den Reden der unglücklichen und unversöhnlichen Mutter den obachten. Kanalisationsarbeiten hatten das Niveau des Grund­Ausdruck einer ganz auf das Individuelle gestellten Lebensauffassung wassers verändert und die Pfähle und Balken der Münsterfunda­wuchtig gegenüber. Ein Gegensaß, der ebenso unvermittelt, wie er mente waren zerstörenden Einflüssen ausgesetzt. Vor furzem ist im Stücke auftaucht, wieder verschwindet. Sehr fein ist in der nun der Beschluß gefaßt worden, die alten Fundamente, die aus Schilderung der auf eine einsame Insel geflüchteten Liebenden die dem Jahre 1277 stammen, zu erneuern. Während dieser Arbeiten Darstellung, wie Pallas' verzehrende Eifersucht den Jüngling Tuzio, wird der Turm des Münsters auf einer gezimmerten Decke aus der den Treubruch nicht so leicht vergessen kann, befremdend abstößt, massiven Eichenbalken ruhen, die einen Durchmesser von 70 Zenti­und wie Pallas darunter leidet. Sie, die Barbaros Liebkojungen meter haben. Die Kosten dieser Erneuerung der Münsterfunda­für Befleckung hielt, wird, als ein nachgesandter Bote ihr die mente werden auf nahezu eine Million Mark geschätzt.

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Derselbe Hebbel, der damals in bitterer Not ins Tagebuch schrieb, sein Leben sei nur noch ein Kampf für Mutter und Leichenstein, reckt sich hier auf in gespanntem Selbstgefühl, in unerschüttertem Glauben an sein können und seine Zukunft. Theater.

"

Kammerspiele : Der Feind und der Bruder". Tragödie von Moriz Heimann.( Die Buchausgabe erschien in

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