natfonolcn Speichellecker stürzen, nicht einbringen, und lann die Arbeiterschaft sowie die Arbeiterpresse nur bestärken, in ihrer Art der Jugendpflege noch tatkräftiger als bisher vor- zugehen._ Aus der Heimslättcnvcrwaltung. Unter dem Vorsitz des Ge- heimrals Marggrafs fand eine Sitzung des Kuratoriums der städti- schen Heimstätten statt, in der an Sielle des verstorbenen Professors Bernhard Frankel der leitende Arzt der Tuberkulinstation in Lichtenberg, Professor Artur Kayserling, als Bürgerdeputicrter in sein Amt eingeführt wurde. In der Sitzung wurde besonders die- Erage erörtert, ob eine dreiwöchige Kur der Schulkinder in der eimstätie Hcinerödorf in den meisten Fällen genügt. Es wurde beschlossen, daß nach einem Aufenthalt von zunächst 3 Wochen von den Aerzten festgestellt werden soll, ob die Kur noch ö— 8 Wochen verlängert werden soll, um eine wesentliche Besserung für die Kinder zu sichern. Nach einer Denkschrift betreffend die Einrichtung elektrischer Zugförderung auf den Berliner Stadt-, Ring- und Borortbahnen, die dem Abgeordnetenhause zugegangen ist, werden sich die Kosten für die Elektrisierung aus insgesamt l23 3Sc><XX) M. belaufen, als erste Rate werden durch das Eisenbahnanleihegesetz SO Miüioneiv Mark gefordert, und zivar für die Fahrleitung, Aendeyung der Bahnsteiganlagen, Herstellung von Abstellgleisen, Werkstätten, Schwachstromleitungen. Der Rest von 7g35älKX> M. soll zur Be- schaffung von neuen Fahrzeugen dienen.� Erforderlich ist die Be-' schafsung von 557 elektrischen Lokomotiven, 090 Personenwagen und 29 Ilntersuchungstixigen. Zur anderweitigen Verwendung werden 573 Dampflokomotiven frei. Für den Umbau der Stadtbahn sind 4H Jahre in Aussicht genommen. Die Züge werden auf der Stadt- und Ringbahn aus 13 dreiachsigen Personenwagen bestehen, auf den Vorortstreckcn aus 12 solcher Wagen und einem Gepäck« lvagen. Sie haben an jedem Ende eine elektrische Lokomotive. In den Stunden deS schwächeren Verkehrs werden die Züge geteilt und ohne Verlängerung der Fahrzeit mit nur einer Lokomotive gefahren werden. Der auf der Strecke Berlin Potsdamer Bahnhof— Groß- Lichierfelde-Ost seit einer Reihe von Jahren bestehende Triebwagen- dienst mit Gleichstrombetrieb soll beibehalten werden. Die vor- handenen Personenwagen sollen weiter benutzt werden. Die Türen der Personenwagen werden Türschlösser mit selbsttätigem Doppel- Verschluß erhalten. Es wird beabsichtigt, die elektrische Arbeit aus zwei Kraftwerken zu beziehen, das eine wird bei Bitterfeld , das andere bei Berlin liegen. Spater sollen auch die Fernzüge durch elektrische Lokomotiven über die Stadtbahn befördert werden. Die Tarife auf der Berliner Stadtbahn und den Vorortbahnen werden nach der Elektrisierung eine Erhöhung erfahren. Ein Polizeibezirksamt Bcrlin-Mitte wird zum 1. Mai d. I. «ingerichtet. Mit der Leitung ist bis auf weiteres der Regisrungs- rat Dr. Lindenau beauftragt. Das Bezirksamt erhält seine Dienst- räume im alten Polizeigebäude am Molkenmarkt 1. Die örtliche Zuständigkeit umfaßt die Polizeihauptmannschaften I tind kl sowie daS 13. Polizeirevier, also die sogenannte Eith von Berlin . Dem Bezirksamt lvcrdcn vorläufig zugeteilt ein'Büreouvorstcher, 1! Sekretäre, A Kriminalkommissare. 4 Kriminalwachtmeister und 14 Kriminalschutzmänner nebst dem erforderlichen Kanzlei- und Unterpersonal. Im Dienstbereiche deS Polizeibezirksamtes bleiben die Polizeireviere als Exekutivdienststellen tätig. Jedoch werden die Reviere 26, 29 und 55 sowie 13, 14 und 15 zu je einem Kroßrevier zusammengelegt, bei dem die gesamten Perwaltungsgeschäfte für diese drei Reviere einschließlich des Meldewesens geführt-werden. Die ganze Einrichtung bezweckt, im praktischen Versuche fest- zustellen, wie weit eine Entlastung des Polizeipräsidiums von der großen Menge der täglichen ortspolizeilichcn Geschäfte möglich ist, um den im Hauptdienstgcbäude am Alexandecplatz vereinigten Dienststellen Zeit und Raum zu schaffen kür die wichtigeren und einheitlicher Behandlung bedürftigen Angelegenhaten. Zugleich wird den Beamten in dem selbständigen abgezwerstan Bezirksamte �Gelegenheit geboten zu engerer persönlicher Fühlung mit dem Publikum und den örtlichen Verhälmissen. Die dem Bezirksamt zur Erledigung überwiesenen GeschäftSzweme werden im einzelnen noch bekannt gegeben iverden. Von dem Ergebnisse des Versuches wird es abhängen, wie weit auf dem damit betretenen Wege der polizeilichen Dezentralisierung fortgeschritten werden und damit eine stärkere Zentralisierung einzelner geeigneter Dienstzweige per- Kunden werden kann. Ein tödlicher Strahenunfnll ereignete sich gestern nachmittag in der Eldenaer Straße. Dort wurde gegen 2 Uhr der 7 Jahre alte Schüler Willi Maaß aus der Mirbachstratze von einem Kohlen- wagen überfahren. Ehe der Kutscher des Wagens diesen zum Stehen bringen konnte, waren die Räder über den Knaben hinweg- gegangen und hatten ihn auf der Stelle getötet. Die Leickie wurde beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. Ein Raubanfall auf der Südringbahn, der der Ileberfallenen und Beraubten leicht das Leben hätte kosten können, beschäftigt die Kriminalbehörden von Groß-Berün. Er erinnert an frühere Ueberfälle, über die wir zu ihrer Zeit berichteten, weicht aber insofern von ihnen ab, als der Räuber jetzt sein Opfer auch noch aus dem Zuge hinauswarf. Die 18 Jahre alte Kontoristin Frida Bürger aus der Sedanstraße 40 zu Schöneberg , die in Berlin in der Heiligegeiststraße beschäftigt ist. fährt jeden Abend mit der Straßenbahn nach dem Potsdamer Bahnhof und von dort mit der Ringbahn nach dem Bahnhof Schöneberg. Als sie Dienstag abend um Uhr ein Abteil III. Klasse, das vorletzte des Zuges, be- stieg, faß darin nur ein einziger Fahrgast, seinem Aeußeren nach ein Arbeiter. Keiner kümmerte sich um den anderen, bis vor dem Bahnhof Groß-Görfchenstraß« der Wann seebahn, an dem der Zug vorbeiführt, der Mann plötzlich aufsprang, der Kontoristin nach der Handtasche griff, und sie zu entreißen versuchte. Nachoem ihm daS trotz ihrer heftigen Wehr gelungen war, packte der Räuber sein Opfer sofort, um eS durch daS offene Fenster aus dem Abteil hinauszuwerfen. DaS gelang ihm aber nicht, weil daS Mädchen sich verzweifelt wehrte und sich festhielt. Jetzt öffnete der Räuber die Abteiltiuv-iun durch.diese, die Beraubte hinauszustoßen. Sie. hielt sich auch jetzt noch«ine Zeitlang fest, bis ihre Kräfte erschöpft waren. Dann fiel sie unter dem Druck der Stöße des Räubers auf die Nebengleise. Fahrgäste der Wannseebahn , die auf dem Bahnsteig der Haltestelle Groß-Görschenstratze standen, sahen den grausigen Vorgang, während der Zug an ihnen vorüberfuhr, konnten aber nicht helfen. Bahnarbeiter liefen gleich hinzu und fanden die Beraubte bei Bewußtsein, aber ganz erschöpft daliegen, ES ergab sich, daß sie zum Glück unverletzt geblieben war. Bevor die Ueberfallene, die gleich nach Hause gebracht wurde, noch schil- dern konnte, waS vorgefallen war, ivar der Räuber längst der- schwundeir. Das Mädchen schildert ihn als einen Mann von etwa 24 bis 25 Jahren. Er ist etwa 1,80 Meter, also über mittelgroß und kräftig, hat dunkles Haar und kurzen, englisch geschnittenen Schnurrbart und trug einen dunklen Arbeitsanzug und einen Stehkragen. Seiner Kopfbedeckung erinnert sich die Beraubte nicht mehr. Das Mädchen hat gestern morgen«inen Arzt aufsuchen müssen. ES hat blau« Flecken am Rücken und klagt über Rücken- schmerzen. Di« geraubte Tasche ist auS schwarzem Leder gefertigt und enthielt 4 bis 5 M. Kleingeld. Schlüssel, ein Taschentuch und die Eisenbahnfahrkart« der Beraubten. Der Räuber ist noch nicht ermittelt. Dagegen ist die Tasche wieder zum Borschein gekommen. Sie lag leer in dem Abteil. daS. später ein anderer Fahrgast be- stieg. Dieser lieferte sie ab. ohne daß er von dem Vorfall Kennt- nis hatte. Alle Zeugen, die irgend etwaS zu der Sacke mitteilen können, werden gebeten, sich schleunigst bei der Sck'öneberger Kri- minalpolizei zu melden. Ein Zeuge hat bereits bekundet, daß er Hilferufe gehört habe. Di« Ueberfallene selbst weiß- nicht mehr/ ob sie um Hilfe gerufen hat oder nicht. Da? ist nach den Vor» gstngen Wohl erklärlich. Der Kamps zwischen der Beraubten und dem Räuber muß sehr heftig gewesen sein, denn der Arzt bat nicht nur blutunterlaufene Stellen am Rücken, sondern auch noch Kratzwunden am Gesicht und vor allem auch Würgemale am Halse gefunden. Trotz alledem ist das Allgemeinbefinden des Mädchens heute gut. Tausend Mark Belohnung. Anläßlich deS gestern auf dem Südring ausgeführten Ueberfalles hat die Königliche Eisenbahndirektion Berlin auf die Ergreifung des Täters eine Belohnung von tausend Mark ausgesetzt. Im weiteren hat sie die bisher schon bestehende Zugüberwachung von heute ab noch weiter verstärkt. Seiner Frau in den Tod gefolgt ist wenige Stunden nach ihrem Ableben der 64 Jahre alte frühere Bauarbeiter August Reb- l?an aus der Novalisstraße 7, ein Veteran des Feldzuges von 1870/71. Rebhan, der mit. seiner vier Jahre älteren Frau Auguste, geb. Zimmermanm, seit 38 Jahren kinderlos, aber glücklich der- heiratet war, erhielt seit 10 Jahren Invalidenrente und außerdem einen Ehrcnsolo. Seine Frau betrieb eine kleine Plätterei. Die Leute konnten sorgenfrei leben und fühlten sich ganz glücklich. bis die Frau am Magenkrebs erkrankte. Seit 7 Wochen lag sie im Hedwigskrankenhause. Rebhan besuchte sie dort Tag für Tag. Gestern vormittag um 11 Uhr«ehielt er die Nachricht, daß seine Lebensgefährtin um-6 Uhr morgens gestorben war. Man bat ihn/, nach dem Krankenhaus« zu kommen. Statt dessen aber griff er zum Strick, um sich im Tode mit der Abgeschiedenen wieder zu vereinigen. Weil, er nicht? von sich hären ließ, schickte die Kranken- Hausverwaltung zu seiner Nichte, und als diese nun um 6 Uhr nachmittags nach dem Rechten sehen wollte, fand man die Wohnung verschlossen und den Veteran tot an der Türklinke hängen. Bilderdiebstahl im Märkischen Museum. Wahrscheinlich von emem gewerbsmäßigen MuseumSdieb od r von einem Besucher ge- stöhlen worden ist aus dem Zimmer 33, dem sogenannten Berliner Zimmer, des Märkischen Museums eine Handzeichnung des Malers Papien, die das Brustbild des Ofensabrikanten Feilner darstellt. Bereits am Montag wurde das Fehlen des Bildes gemerkt und Nachforschungen nach seinem Verbleib angestellt. Man nahm an, daß es mit Genehmigung der Verwaltung verliehen worden sei, dies bestätigte sich aber nicht. Als man jetzt die Stelle, an der daS Bild vorher hing, genauer untersuchte, stellte man fest, daß es gewaltsam mit dem Pappkarton, mit dem es an der Wand ange- schraubt war, heruntergerissen worden ist. Ob es nun von einem gewerbsmäßigen MufeumSdieb gestohlen worden ist oder ob eS sich ein Besucher aus Sammelwur angeeignet bat. weiß man natürlich nicht. Jedenfalls sind Annquitäten- und Altwarenhändler vor seinem Ankauf gewarnt worden. ES ist 17x22 Zentimeter groß. Ein Gewitter, zog gestern üachmitiag über Berlin herauf, das von einem heftigest Regenguß begleitet war. Vorort- 1>fodmcbten. Neukölln.(Rixdorf) Stadtverordnetenversammlung.(Fortsetzung der Etätsbcra- tung,) Das Kapitel Armen- und Waisenpflege, Für- sSrgeerziehung wird in Einnahme mit 188 000 M. und Aus- gäbe mit 761 600 M. festgestellt; eS erfordert einen Zuschuß von 573 600 M. Stadtv. Heller(Soz.) rügt die rücksichtslose Praxis, welche die Verlvaltung bei Einziehung von Erstattungen übt. Der jungen Tochter eines Armen-UnterjtützungSempjängerS sei z. B. sofort ein höherer erstattungspflichtiger Betrag auserlegt worden, als dieser dur.jtz einen neuen Zarifabschluß in ihrem Gewerbe ein kleiner Lohnänfschlag zufiel. AngesichtS der verteuerten Existenz- bedingungeit, welche döch durch solcbe Tarifverbesserungen, etwas erleichtert werden sollen, müsse daS Vorgehen der Verwaltung als unsozial bezeichnet werden. Stadtrat Dr. Mann sagt Nachprü- fung der Sache zu. Stadtv. Scholz(Soz.) befürwortet die An- legung eines besonderen Fonds, um daraus die Unterstützung Un- bemittelter im Falle von KrankenhauSbehandlung zu bewirken. Jetzt trete hier dm Armsnverwaltung ein. so daß selbst denjenigen, welche die Krankenhauskosten in Raten abzahlen, ihr Wahlrecht ge- nommen wird. Dieses krasse Unrecht müsse beseitigt werden. Stadtrat M i e r meint, daß der Verlust des Wahlrechts nur bei Verzögerung der Ratenzahlungen eintrete; die Armendeputation prüfe im übrigen jetzt die Frage und werde später über daS Resultat Bericht erstatten. Beim Kapitel Krankenpflege wird auf Vorschlag de» Magistrats eine Vermehrung des Personals im neuen Kranken- Haufe in Buckow beschlossen. Ter Gesamtausgabe von 691 500 Mark steht eine Einnahme von nur 389 300 M. gegenüber, so daß ein Zuschuß von 302 200 M. zu leisten ist. Für das Kapitel O e f f e n t l i ch e Straßen usw., das deren Unterhaltung. Reinigung. Besprengung. Beleuchtung, Ausschmückung mit gärtnerischen Anlagen umfaßt, ist ein Auflvand von 985 000 Mark nötig, dem 182 900 M. an Einnahmen gegenüberstehen; der Zuschuß beziffert sich demnach auf 802 100 M. Die Kapital- und Schuldenverwaltung fordert einen Zuschuß von 1900 900 M. und balanciert mit 3955 000 M. Im Haupt-Extraordinarium sind größere Summen für N e u p f l a st e r u n g e n vorgesehen, so 101 000 M. für die Pannierstraße, 21600 M. für die Emserstraße, 150 000 M. für die Hermannstratze, 250 000 M. für die Kaiser-Friedrichirraße; in den beiden letzteren Fällen kommt Asphaltierung in Betracht. Zur Herstellung des Körncrparks sind 283 500 M. eingestellt. Auch der Richardplatz soll endlich weiter ausgestaltet werden, indem die auf demselben am hinteren Teile stehenden Häuser einem Spiel- platz weichen sollen. Namens der Anlieger vom Richardplatz klagte der selbst als solcher in Betracht kommende Stadtv. W a n z l i k darüber, daß die dortigen Alteingesessenen stets und immer von der Stadtgcmeind« stiefmütterlich behandelt würden; jetzt wolle man ihnen nun noch einen Spielplatz vor ihre Grundstücke legen. Tie Stadtvv. Heller(Soz.) und W u tz k y fSoz.) setzten diesem über die Matzen„notleidenden Alteingesessenen" aber auseinander, wie wenig gerade er und seinesgleichen Ansaß zur Beschwerde haben, deren Vorfahren ihre Ländereien für ein Butterbrot einst erstan- den und später dafür erkleckliche Verkaufspreise einheimsten. Trotz- dem haben sich diese lieben Mitbürger— so stellte noch Stadtrat Dr. GlückSmann fest— dem billigen Ersuchen des Magistrats nm Beiträge jür die Regulierung des Platze» gegenüber völlig zu- geknöpft verhalten.— Beim Titel Bade» und Schwimm an- st a l t rügt Stadtv. W u tz k y(Soz.) die unglaubliche Verschleopung des Bauprojekts. Die 5. Bauvate sei jetzt bereits im Etat enthalten und noch immer kein Anfang gemacht. Der VolkSwitz habe sich dieser Tragikomödie bereis bemächtigt; erzählt man sich doch lächelnd, daß da? schon lange mit Bauzaun umfriedigte und ans- geschachtet« Grundstück wieder zum Verkauf stände und der Ma- gistrat einen Fuhrunternehmer bereits suche, der die Baugrube wieder auffüllt.(Heiterkeit.) Dem Schlendrian müsse doch ein Ende gemacht und mit dem Bau endlich begonnen werden. Stadt- haurat Kiehl versichert, daß neue Umprojcktierungen notwendig gewesen und auch schon mündlich genehmigt seien; es würde in Kürze gebaut werden.(Zurufe und Heiterkeit.)— Der Abschluß des Haupt-Extraordinariums beziffert sich auf rund 4 886 500 M. Der Etat der Schulverwaltung enthält im Titel G e- mein beschulen für die Erhöhung deS Diensteinkommens der Lshrperscmen ein« Summ« von 50 000 M. Die zahnärztliche Behandlung bedürftiger Schulkinder soll neu ein- geführt werden; eS.sind dafür vom Magistrat 2400 M. eingesetzt worden, welcher Betrag aber auf Antrag unserer Genossen bereits im Rechnung-ausschuß auf 3600 M. erhöht wurde. Für Bereit- stellung von Schulräumen zur Anfertigung häuslicher Arbeiten durch ärmere Kinder in den Wintcrmonaten und zu deren Beaufsichtigung sind 1200 M. vorgesehen. Die vom Magi- strät beabsichtigte Herabsetzung deö Postens für die Gewährung von Brausebädern in den Schulen von 8000 auf 1200 M., konnte schon im Ausschuß von den sozialdcmo�atischen Mitgliedern verhindert werden. Da bcliauptet wurde, daß sich die Schulbrause- bäder merkwürdigerweise bei Kindern und Eltern keiner Beliebt heit erfreuen, sollen die vorhandenen Bäder an den Nachmittagen den Kindern der Schulen, welche eine solche Einrichtung nicht haben, zugängig gemacht werden. Die Gesamtausgaben für die Gemeinde- schulen betragen 2 274 500 M., gegen das Vorjahr 175 800 M. mehr.— Zu den Etats der höheren Lehranstalten hatte der Magistrat beantragt, die Pftichtsttlnden der Vorschullchrer vom 21. Dienstjahre ab von wöcheplich 28 auf 26 Stunden zu crmäßi- gen. Der Ausschutz lebnte das ab. Bürgermeister Ttt Wein- reich nahm den Magistratsantrag wieder auf und befürwortete ihn, indem er die Vorschullehrer als stark überlastet bezeichnete, was aus dem mangelnden Gesundheitszustaird derselben und den dadurch entstehenden vielen Vertretungen hervorgehe.� stadtv. Conrad(Soz.) bestritt eine Mehrbelastung der Vorschullehrer gegenüber den Volksschullehrern, welche letztere noch zwei Pflicht- stunden mehr, 30 nämlich, erteilen müßten, die ihnen erst im 25. Dienstjahre auf 28 ermäßigt würden. Stadtv. Winter bean- tragt«, den Magistratsvorschlag dahin abzuändern, daß nicht vom 21., sondern vom 25. Dienstjahre ab die Ermäßigung aus 26 Stun- den eintritt. Die Stadtvv. Dr. Maaß und Koye traten eben» falls für die Herabsetzung ein. Der Antrag Winter wurde schließlich angenommen.— Die_ Gesamtausgaben der_ höheren Schulen stellen sich wie folgt: Kaiser-Friedrich-Realgymnasium und Vorschule 217 900 M.; Albrecht-Dürcr-Oberrealschul- 148 400 M.; Realschule i. E. 111900 M.; Höhere Mädchenschule und Lehrerin- nen-Seminar 127 300 M.; 1. Mädchen-Mittelschule 97 600 M.; 2. Mädckcn-Mittelschule(vorn 1. Oktober 1912 ab zu errichten« 4000 Mark; Knabew-Mittelschule(vom 1. April 1912 ab zu errichten) 13000 M.; Evangelische Präparandenanstalt 16 600 M.— Insgesamt schließt die Schulverwaltung mit einem Betrage von 3 030 900 Mark ab. Ter Wahlvcrein hielt am DienZiag in Hoppes Festsälen seine Generalversammlung ab. Den Geschäfrsbericht für das .Halbjahr Juli-Dezember gab Genosse Scholz. Ihre Haupttätig. teit hatten der Vorstand und die Funktionäre den ReichstagSwahlen zugewendet. Das gute Resultat derselben habe wohl niemand vor- ausgeahnt. Es habe sogar Stimmen von gut unterrichteten Ge- nossen gegeben, die im Kreise Teltow -Beeskow mit einer Stichtvahl rechneten. Um so erfreulicher sei der Erfolg gewesen, der besonders für Neukölln zu buchen war. Von 65 401 eingeschriebenen Wählern haben 57 361~ 88,6 Proz. ihr Wahlrecht ausgeübt, eine Wahlbe- tciligung, tvie sie vordem nicht zu verzeichnen war. Von den Wäh- lern haben 83,6 Proz. ihre Stimmen der Sozialdemokratie gegeben. Trotz der veränderten Struktur, die Neukölln in den letzten Jahren durch den Zuzug besser situierter Leute erfahren habe, konnte eine Steigerung der sozialdemokratischen Stimmen von 29 339 im Jahre 1907 auf 47 997 bei der diesjährigen Wahl, also um rund 18000 Stimmen konstatiert iverden. Die Gegner zusammen haben nur eine Zunahme von 7000 Stimmen auftveisen können, darunter be- finden sich aber noch die auf den Demokraten gesallienen 1845 Stim» men, die 1907 zum Teil wohl noch mangels eines eigenen Kandi- baten kür die Sozialdemokratie abgegeben worden waren. Tie Er- folge der Organisation k�ben den gehegten Erwartungen aber nickt entsprochen. Es sind im ganzen bis jetzt nur 700 männliche Mit- glieder hinzugekommen. Da» Verhältnis der Mitglieder zu den abgegebenen sozialdemoirattschen Stimmen ist in Neukölln ein be- sonders krasses. Nur 25 Proz. sozialdemokratischer ReichStagSwäh- ler gehören dem Wahlverein an. DaS mutz für Funktionäre und Mitglieder ein Ansporn sein, fleißiger in der Agitation für den Wahlverein zu sein. Während der ReichstagSwahlen habe noch die Gefahr nahegelegen, daß die Organisation sich auch mit den Stadtverordnetenwahlen beschäftigen mutzte; glücklicherweise trat dies aber nicht ein. Der Erfolg, der mit dem Einspruch gegen die gesetzwidrige Aufstellung der Wählerlisten errungen worden ist. aeige sich jetzt schon darin, daß die Zahl der Wäbler der zweiten Abteilung von 2400 auf OÖOO gestiegen ist. Diese Tatsache sei den Bürgerlichen schon schwer auf die?kcrven gefallen. Es mutzte dann noch die Frage erwogen werden, ob mit den Demokraten wieder ein Bündnis geschlossen werden solle. Diesmal wäre ein Zusam. mengehen eine Torheit, denn bei 9000 Wählern könne erst jede Partei einmal zeigen, ob sie auch Soldaten hinter den Offizieren zu stehen habe.— Ueber die Mitgliederbewegung seien folgende Zahlen hervorgehoben: iim I. Juli 1911 Ivaren 14 340, am 31. Dezember 1911 14 756 Mitglieder; im neuen Kalenderjahr ist die Zahl der Mitglieder bis jetzt auf 15 687 gestiegen. Der Red- ner wies dann noch auf die bevorstehenden staotverordnetenwählen hin, die am 14. April für die dritte, am 10. April für die zweite und am 19. April für die erste Abteilung sttttfinden. Jeder einzelne müsse dabei seine Schuldigkeit im voll- sten Maße tun, denn ivenn sich die Gegner jetzt auch noch in den Haaren lägen, so würden sich dieselben bei der Wahl doch gemein» sam gegen unsere Partei wenden. Den Kassenbericht gab Huber. Vom 1. Juli bis 81. Dezember 1912 wurden vereinnahmt 28 754,27 M., verausgabt 28 224,05 M. Es verblieb also ein Kassenbestand von 530,22 M. Außerdem wurden für die Kreiskasse vereinnahmt: für Broschüren 1027,80 M. und durch Tellersammlung 1177,40 M. Den Bericht der Bibliothekskommission gab Wall. mann. In den 5 Monaten August bis Dezember wurden zusam- men 6444 Bücher auSgeliehen, und zwar an 1240 Leser. Der Bücherbestand wurde von 2298 auf 2584 erhöht. Auf ein« Anfrage wurde mitgeteilt, daß die in Aussicht gestellten Kataloge wegen Geldmangels noch nicht angescbafft werden konnten. In der Diskussion erhob Gen. Hermann gegen die sozial- demokratische Stadtverordnetenfrakiion den Vorwurf, nicht im In- teresse der ärmeren Bevölkerung gehandelt zu haben, indem sie für die Erhöhung der Gemeindeeinkommensteuer auf 110 Proz. ein- getreten sei. Das werde von der Bevölkerung nicht verstanden wer- den, die jetzt schon unter hohen Lasten zu leiden habe. Es gebe noch andere Steuern, die man den Befitzenden auferlegen könne, so die WertzuwacbSsteuer. Conrad trat diesen Ausführungen entgegen. Er bedauert. daß es nickt schon diesmal zu erreichen war, den Steuerzuschlag auf 110 Proz. zu erhöhen, denn im nächsten Jahre werde es un. bedingt notwendig sein, und wenn dann die. sozialdemokratische Fraktion die Mehrheit haben sollte, dann werden die Bürgerlichen diese Erhöhung als sozialdemokratische Mißwirtschaft bezeichnen. Wenn die Kulturaufgaben der Stadt nickt leiden sollen, wenn Kran- kcnhäuser, Schulen, Badeanstalten gebaut und gemeinnützige Ein- richtunge» geschaffen werden sollen, so müssen'Steueroucllcn ge- sucht werden; und da die Sozialdemokratie jede indirekte Steuer bekämpfe, bleibe nur die direkte Steuer übrig. An direkten Steuern entfallen in Neukölln auf den Kopf der Bevölkerung nur 8 M., auf den Kopf der Zensiten 24 M.(in anderen Orten dagegen 48 bis 100 M.); ein Zuschlag von 10 Proz. der Gemeindeeinkommensteuer würde also nur 1,20 M. pro Kopf der Zensiten betragen. V e i t h unterstützt diese Ausführungen. Eine Opposition gegen eine notwendige Erhöhung der direkten Steuern sollte man in Parteikreisen nicht erwarten. Hanno verlangt, daß die Lasten auf die Schultern der Reichen gelegt und die Zuschläge auf die Einkommen bis 2000 W. nicht ev. hoben werden. Heller betont, wenn man die indirekten Steuern, die Lust. barkeits-, die Schanksteuer und andere Steuern beseitigen wolle und damit ein Loch von rund einer halben Million in den Stadt- sackel reiße, dann müsse man dieses mit anderen Mitteln wieder zustopfen. Die Gemeinden allein haben nicht die Macht, die Reichen gehörig zu besteuern, die Gesetzgebung des Staates steht dem entgegen. K l o t h ist derselben Ansicht. Ehe man nicht die Klinke der Gesetzgebung in Händen habe, könne man seine Ziele nicht ver- wirklichen. Erst wenn die Sozialdemokratie mehr Einfluß im Land. tag errungen haben werde, könne sie auch die Politik in den Ge- meinden mehr beeinflussen. Die Befürchtung, daß man noch über 110 Pröz� hinausgehen müsse, teilt Redner nicht, sondern hofft, daß die»tadt aus eigenen Unternehmungen mehr Ncberschüssc er-
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