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jfelen werde. Für eine Gemeinde allein sei eK auch sehr geivayi, die Steuern zu erhöhen, da damit gerechnet werden müsse, dass die fteuerkräftigen Bürger wegziehen. Was dem Arbeiter durch die erböhte Steuer genommen werde, solle ihm sa in anderer Form wiedergegeben werden, denn gute Schulen, Krankenhäuser, Bade­anstalten usw. lägen doch gerade im Interesse der minderbemittelten Bevölkerung. Scholz geht in seinem Schlusswort ebenfalls auf diese De- lxitte ein. Der jetzige Moment sei der geeignetste, um über diese Frage zu diskutieren, da die Genossen bei der Hausagitation zu den Stadtv�rordnetenwahleu vielfach darüber befragt werden wür- den. Um dje Reichen mehr zu besteuern, werde von der sozial- demokratischen Stadtverordnetenfraktion alles mögliche getan. Die Stadt habe verschiedene Fonds, die eigentlich nicht angegriffen werden sollen, aber die Bürgerlichen tun eS doch, nur um einer Erhöhung der Steuern aus dem Wege zu gehen. Als Kandidaten für die Stadtverordneten- Wahlen stellte die Versammlung folgende Genossen auf: für die dritte Abteilung: Mermuth , Thurow, Groger, Heit- mann, Schuch, B o e s k e, Iben, Bytomsli, Jaeck und Polen s ke; für die zweite Abteilung im 1. Bezirk Dichte und A l i ch e r, im 2. Bezirk P r e n z e l und F e I s ch, im 3. Bezirk S: uch, im 4. Bezirk Vogel . Rohr mrd Z e p m e i s e l, im 5. Bezirk Dr. Fürs!, im 6. Bezirk Röhl u;ii) Wilde. UnterVerschiedenes" wurde ein Antrag des Porstandes, die Karenzen für Grabständchen von 3 auf 5 Jahre, diejenigen für Kransspenden von 6 Monate auf l Jahr zu erhöhen, nach längerer Debatte an den Vorstand zurückverwiefcn. Poschmann for­derte nochmals zu reger Agitation unter den Jugendlichen auf und verwies auf eine Versammlung derselben, die am Sonntag nach- mittag um 2 Uhr stattfindet. Eckert richtete an alle Genossen. die nicht preussischc Staatsangehörige find, das Ersuchen, die nöti- gen Schritte zur Erlangung der Staatsangehörigkeit zu tun, um dadurch auch ein Wahlrecht zu erlangen. Charlottenburg . Ein schwerer Strahenunfall ereignete sich gestern nachmittag an der Wilmersdorfer Strasse . Ecke der Grünstrass«. Dort wurde der Laufbursche Eberhard Petrzik, Königsweg 7 wohnbvft, von einem Vlattenwagcn der Firma Bloch aus der Köthener Strasse 30 über- fahren. Die Räder des schweren Wagens gingen dem unglücklichen jungen Manne Über beioe Beine; ausserdem erlitt er noch Haut- abschürfungen. In schwerverletztem Zustande wurde der Verun- glückte zunächst nach der Unfallstation in der Berliner Strasse und von dort mittels Krankenauromobils nach dem Krankenhaus Westend übergeführt. Tempelhof . Für die Jugendpflege bewilligte die Gemeindevertretung in diesem Jahre zum ersten Male IlKXt M. Es bat sich auch bereits ein Jugendausschuh der Gemeinde Tempelhof gegründet, der nun der proletarischen Jugendbewegung Abbruch tun soll. Durch eine vom Rechnungsrat Gemeindefchöfien Jung unterzeichnete Bekannt- machung werden die schulentlassenen jungen Leute sowie deren Eltern zu einem BolkSunterhaltungSabend nach einem Lokale ein- geladen, dessen Wirt sonst von der Arbeiterschaft nichts wissen will. Unsere Arbeiterschaft wird verständig genug sein, den aus öffent- lichen Mitteln gespeisten UnterhaltungSabend zu meiden, der nur bestimmt ist, die Bestrebungen der Arbeiterschaft zu bekämpfen. Will die Gemeinde sich in Jugendpflege betätigen, so bietet sich ihr ein großes und dankbares Feld in anderer Weise, wo die Mühe- waltung und die 1000 M. besser angewandt sind. Proletarische Eltern und ihre schulentlassenen Söhne und Töchter werden schon setzt darauf aufmerksam gemacht, dah der Jugend- und Bildungs- ausschuh Tempelbof-Mariendorf am Sonnabend, den 20. April, im Lokale von Grassl, Mariendorf , einen LichtbilderabeNd mit Vortrag veranstaltet. Der TouristenvereinDie Naturfreunde" wird.Eine Wanderung durch die Mark Brandenburg" zur An- schauung bringen. Gedichte von Wilhelm Busch werden den heiteren Tüil ausfüllen. Der Arbeitergesangverein hat gleichfalls seine Mit- Wirkung zugesagt. Gemütliche? Beisammensein und Tanz werden den Abend beschließen. Erwachsene zahlen 20 Pf. Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Zutritt. Banmschnlcnmcg. In einer öffentlichen Proiestversammlung referierte am DienS. togabend Genosse Fr. Schulze über die geplante AuSnahmebesteue- rung der Konsumvereine. Die Versammlung stimmte der borge- schlagenen Protestresolution einmütig zu und klang aüS in der Aufforderung an die Einwohnerschaft, die Pläne der arbeiter. feindlichen Mittelständler durch um so regere Beteiligung am gc- lwsscnschaftlichen Warenbezug zu durchkreuzen. Lankwitz . Am nächsten Sonntag, Palmsonntag, nachmittags 5 Uhr, ftndet bei Schulz, Mühlenstrasse, die Schulentlassungsfeier statt. ES wird bei freiem Eintritt ein schönes, künstlerisches Programm ge- boten. Die Festrede hält Dr. Jul. Moses. ES ist Pflicht oller Genossen, dafür zu sorgen, daß alle Jugendlichen, besonder» die» jeuigen, die eingesegnet werden, auch an der Feier teilnehmen. Der Jugend- und BildungSausschuss. Lichtenrade . Tie am Senntag stattgesundene Stichwahl in der 3. Abteilung brachte uns nicht den erhofften Erfolg. ES erhielten unsere Kandi. Daten Lier 124, Nowigt 137 Stimmen gegen 178 resp. 195 der Gegner. Worunter sich zirka 30 Papierstimmen befanden. der Gegner, worunter sich zirka 30 Papierstimmen befanden. Biraa� Den GeschästSwuten drohten diejenigen, die nie genug über TerrorismuS der Sozialdemokraten reden können, mit Entzug ihrer Aufträge resp. Kundschaft, sobald dieselben den sozialdemo- lratischen Kandidaten ihre Stimme geben. Ausflügler, die am Sonntagmittag in Lichtenrade ausstiegen, wurden an ameriianilche Verhältnisse gemahnt. Durch einen an den Seiten mit grossen Pla. kalen bedeckten Viehwagen wurden die Namen der gegnerischen Kandidaten bekanntgegeben. Bier Pferde und der»usputz der Kutscher sorgten für genügende Aufmerksamkeit der Kinder. Noch in letzter Stunde verbreiteten die Gegner ein Flugblatt, da» voll unslatiger Angriffe aus unsere Kandidaten und faustdicker Lügen strotzte. Wie bitterer Hohn mutete daS Geschreibsel derLichten. rader Zeitung" bis zum Tage der Hauptwahl über die Alicin. gesessenen an. Nach der Wahl fanden sich die Herren jedoch gegen die Umstürzler zusammen. Nun werden die Gegner zu beweisen haben, wieweit sie cS ernst nehmen mit der Vertretung der Jnter. csscn der Allgemeinheit. Wenn es uns diesmal nicht gelungen ist, die Gegner zu werfen, so dürften unS dieselben bei der nächsten Wahl noch stärker auf dem Plan wiederfinden. Mariendors. Eine für die BerkehrScntwickelung Mariendorfs wichtige Frage war Gegenstand zweier kurz hintereinander folgenden Vertreter. Htzungen. iser Verhandlung zugrunde lag ein Bertrag des Teltower KreiSausschusseS wonach die Gemeinde Mariendorf ersucht wurde, als Jntereffenglied der Gemeinden Steglitz , Lankwitz und Gross- Lichterselde in bezug auf die jetzige Teltower Kreisbahn, die die Verkehrsverbindung zwischen Steglitz-Gross-Lichterfeldr und Steglitz - Südende herstellt, beizutreten. Ein Stück der Bahn Steglitz Süd- ende wird aus Mariendorfer Gebiet geführt, dessen Wegebenutzung in einem ftühcren Vertrag in bezug auf Herstellung. Instand- lmttung usw. festgelegt ist. Zunächst wird nun in dem zur Ber- bandlung stehenden Vertrag vom KreiöauSschuss ausgesprochen, daß mit dem Beitritt der Gemeinde Mariendorf diese als berechtigtes und verpflichtetes Glied der obengenannten Gemeinden gilt, d. h. Mariendorf soll für die Schulden und Lasten als jetzt beitretendes, aber an dem Verkehr am wenigsten interessiertes Glied zu gleichen Teilen mittragen. Bekanntlich besteht nun aber zwischen der Telkower Kreisbahn bezw. dem KreiSauZschuß und ber Gemeinde Mariendorf ein besonderer Vertrag, nach welchem die Kreisbahn nach Fertigstellung der Unterführung am Bahnhos Mariendorf von Steglitz über Südende bis Mariendorf , Kaiserstratzc, Ecke Cbaussee- ftrahe, geführt wird, wofür Mariendorf neben einigen Klauseln in bezug aus Instandhaltung bei der Fertigstellung 100 000 M. zahlt. Dies ist die Strecke, an der Mariendorf nur interessiert ist. Während in diesem Vertrage keine Klauseln für die Zulassung und den Bau von Konkurrenzbahnen vorhanden sind, verlangt der neue Vertrag, daß der Kreis bei solchen Fragen stets die Eni- scheidung bat und sich auch jedes Vorrecht auf weiteren Bahnbau sichert. Ddr Endeffekt wäre also die Auslieferung der gesamten VerkehrSverhältnisse an den Kreis. Als Vorteil soll gelten die Ver- pflichtung des Kreisausschusseß einen ermäßigten Tarif einzuführen, sofern nicht Zuschüsse notwendig sind. Und dann wird die Gemeinde 1944 Mitbesitzerin der Kreisbahn mit einer eventl. schuldenfreien Uebernahme, wenn weniger als 1 103 000 M. Schulden vorhanden sind, die darüber hinausgehenden Summen müssen die Gemeinden zahlen. Der Teltower Kreis als Besitzer der Teltower Kreisbahn tritt hier als Unternehmer sonderbarer Art auf. Um die durch den immer stärker weidenden Verkehr notwendigen Kosten für den Umbau aller Strecken von Schmalspur- und Vollspurbahnen nicht allein tragen zu müssen, bietet er den Gemeinden Verträge an, die für sie ein grosses Hindernis sind. Nach langer, eingehender Debatte beschloß die Vertretung einstimmig, den Vertrag abzulehnen. Hierauf verlangte Genosse Reichardt Auskunft, wer als Dele- gierter nach dem im April stattfindenden Kreistag gehe. Ihm wurde der Bescheid, daß der frühere Gemeindevorsteher Wcstphal als solcher gelte. Allgemein wurde der Wunsch ausgesprochen, daß in der Delegation ein Personenwechsel stattfinden müsse. Johannisthal . In einer Dauersitzung bis 12 Uhr nachts wurde am letzten Donnerstag der Voranschlag für daS Jahr 1912 durchberaten. Die Beschlussfassung über die Höhe der direkten Steuern wurde auf Antrag des Gemeindevorstehers von der Tagesordnung abgesetzt, um weitere Informationen über die Zulässigkeit der Höhe der Realsteuern bei der Regierung einzuholen. Die Ausstellung des Boranschlages zeigt da» Bild einer Armengemeinde mit äußerster Sparsamkeit. Die Einnahmen aus indirekten Steuern sollen er- geben: Umsatzsteuer 6000 M., Wertzuwachssteuer 2000 M., Lust- barkeitssteuer 3000 M., Hundesteuer 1125 M., Biersteuer 3000 Vi., zusammen 15 125 M. Die Ausgaben für die allgemeine Verwal- tung belaufen sich auf 46 925 M gegen 35 904 M. im Borjahre. Für die Schule sind 61 037 M. in Ansatz gebracht, hiervon werden an Gehältern für 14 Lehrer und Echuldiener 33 887 M. gezahlt. Tie Gehälter für die Gemeindebeamten belaufen sich auf 25 500 M. Die abzuführenden Polizeikosten auf 5315 M. An Zinsen und Til- gung für eine Schuldenlast von 557 799 M. hat die Gemeinde 24 280 M. aufzubringen. DaS Feuerlöschwesen erfordert 3200 M., WohlfährtS- und Gesundheitspflege 1254 M. Die Ausgaben für die öffentliche Bibllotbek betragen nach Abzug der Beihilfe de? Staates und des Kreises von 250 M-, 500 M. Die Ausgaben siir Armenpflege belaufen sich nach Abzug von Leistungen aus anderen Armenverbanden und zur Unterstützung verpflichteten auf 2780 M. Die Beratung des Entwurfes ging im ganzen ruhig von statten. Herr Rehbein bemängelte die durchaus dürftige Ansammlung� des Fonds für Gemcindeanlagen. Redner wollte diese für die weitere Herabsetzung der Steuerzuschläge verwendet wissen, fand aber keine Gegenlieb«. Von unseren Genossen wurde verschiedentlich in den Gang der Verhandlungen eingegriffen. Zunächst forderten sie die Bereitstellung von Mitteln zum Bau der Turnhalle. Des wci- teren protestierten sie gegen die Verwendung öffentlicher Mittel zu Illuminationen und forderten eine weitere Erhöhung der Mittel für Armenpslege. Eine eigenartige Begründung gab der Ge- meindevorsteher für die Zurechtweisung, die Mitglieder der Feuer- wehr über sich ergehen lassen mußten, weil dieselben bei der Ge- meindewahl sozialdemokratisch gestimmt haben. Ter Herr meinte, cS bestehe die Gefahr, daß der der Feuerwehr verliehene polizeiliche Charakter durch eine solche Haltung wieder abgenommen werde. Ober-Schönctveide. Di« Be- und Entwässerung de» OrteS wird in der nächsten Zeit eine wesentliche Umgestaltung- erfahren. Für das neu- erschlossene Gemeindegebirt, für welches der Monopolwasser- lieferungsvcrtrag mit dem Gemeindewasscrwerk RummelSburg keine Geltung hat, ist das Wasserwerk im OrtSteil Ostend bald am Ende seiner Leistungsfähigkeit angelangt. Türaus entstände der Ge- meinde die Ausgabe, unter Aufwendung grosser Mittel eine wcsent- liche Erweiterung vorzunehmen. Es besteht nun die Aussicht, daß in der nächsten Zeit ein Vertrag mit der Stadt Berlin abgeschlossen wird, wonach die Wasscrlicferung aus dem im Bau begriffenen Werk in der Wuhlheide ab 1914 erfolgen soll. Die Beseitigung der Schmutzwässer bedarf ebenfalls einer anderweitigen Regelung. Das angewandte Kohlebreivcrfahren weist einerseits wesentliche Mängel auf, und andererseits wird eine Erweiterung des KlärwcrkeS nicht zu umgehen sein; abgesehen davon, daß die ungeheuren Abwässermengen der industriellen Werke den Klärprozess äusserst erschweren. Auch hier ist«in Vertrag mit der Stadt Berlin in Vorbereitung, wonach die Abwässer den Rieselfeldern in HellerSdorf zugeführt werden sollen. ES besteht die Aussicht, daß trotz der vorzunehmenden Druckrohrverlegung eine Mehrbelastung der Gemeinde durch die von der Stadt Berlin zu erlangende'Bühren festsetzung vermieden wird. Die Gemeindevertretung wird sich jedenfalls in ihrer nächsten Tagung mit diesen Projekten zu befassen haben. Spandan. Die Spaiidauer Genossen und der Ankauf der Rustwicseu. Eine ausserordentliche Generalversammlung de« Wahlvereins fand am DienSrag bei Borchardt in der Seeburger Strasse statt. Den ersten Punkl der Tagesordnima bildete ein Bortrag des Berliner Stadt- verordneten Genossen Karl Leid über Kommunalpolitik. Der Redner lvieS zunächst auf die Gegensätze hin. die, wie in Reich und Staat, so auch in den Gemeinden zwischen den verschiedenen Klanen der Bevölkerung bestehen, und die es für die Arbeiter­schaft zur Notwendigkeit machen, auch hier für eine eigene Vertretung ihrer Interessen zu sorgen. Sodann zeigte Redner an einer Reihe von Beispielen aus dem umfangreichen und so viel- gestaltigen Gebiet der Gemeindepolitik, welche Forderungen und Grundsätze für die sozialdemokratischen Stadtverordneten und Ge- meindevertreter maßgebend sind. Unter anderem betonte Genosse Leid, daß die Grund- und Bodenfrage sowie die Wohnungsfrage von außerordentlich großer Wichtigkeit für die Gemeinden ist, und zeigte, welche großen Schwierigkeiten einer vernünftigen und zweck- mäßigen Lösung dieser Fragen entgegenstehen, weil da» Terrain- spekulantentum alle Mittel aufwendet, um hier seine kapi- ralistischen Interessen zur Geltung zu bringen. DaS schändliche Dreillassenwahlrecht, und dazu noch daS HauSbefitzerpnvileg, machen eS den Vertretern de«"arbeitenden Volke« um so schwerer, Beschlüsse herbeizufLbren, die dem Wohle der Allgemeinheit entsprechen. Tie Gemeinden haben das größte Interesse daran, daß ihr eigener Grund und Boden nicht vermindert, sondern vermehr! wird. Natürlich wird man nicht unier ollen Umständen Grundstücke ankaufen, sondern nur, wenn man günstig kaufen kann und et zum Vorteil der Ge- meinde gereicht. Da die sozialdemokratische Vertretung in den Gemeinden nur eine Minderheit bildet, also ihre Forderungen nicht voll zur Geltung bringen kann, wird sie sich bei solchen vorlagen, die irgendwelchen Nutzen für die Allgemeinheit bringen, immer fragen müssen, ob damit mchi Nachteile verbunden sind, die die Borteile überwiegen. Da» ist oft eine sehr schwer zu entscheidende Frage. In der Spandauer Stadt« verordnetenversoinmlung sitzen bekanntlich ganz besonders enragierte Vertreter der Grundstücksinteressenten, wodurch es unseren Genossen besonder« schwer gemacht wird, in der Grund- und Bodenpolitik immer das Rechte zu treffen. Darum gilt es um so mehr, die hier vorliegende Frag« ruhig und leidenschaftslos zu prüfen. Unsere Endziele können ja innerhalb der Gemeinden nicht erreicht werden. Aber eS kommt für uns in den Gemeinden darauf an. den Gegnern immer weitere Konzessionen abzutrotzen, Vorteile für die Allgemeinheit zu erringen, die als Abschlagszahlung zu betrachten sind. Handeln wir so im Sinne unseres Programms, so wird auch unsere Gemeindepolitik zum Segen ausschlagen. In der Diskussion über den Vortrag iprach Genosse Pieper und betonte, daß die sozialdemokratische Fraktion in Spandau die vom Genossen Leid ausgeiprochenen Grundsätze immer befolgt habe und daß sie auch die einzige Partei war, die sich bei den bekannten Enthüllungen durch Professor Eberstadt ans dessen Seite stellte. Der zweite Punkt der Tagesordnung war der Ankauf!) e r Ru st wiesen und der Verkauf deSStadtwaldes sowie die Stellung der Genossen zu dieser Angelegenheit. Der Vor- sitzende Genosse S c i o r legte kurz dar, um was es sich handelte. Auf Drängen einzelner Genossen und auf Antrag von Mitgliedern habe der Vorstand sich veranlaßt gefühlt, die Stadtverordneten zu einer Aussprache über die Angelegenheit zu laden. Die Gründe, die ihrer- seitS für den Ankauf der Rustwiesen vorgebracht wurden, hätten den Borstand nicht befriedigt; der Vorstand sei zu der Ansicht gekommen, daß der Ankauf beschlossen wurde, um die Firma Meyer u. Söhne zu retten, und weil unsere Stadtverordneten dafür stimmten, ohne mit dieser Frage erst an den Vorstand heranzutreten, habe dieser einstimmig beschlossen, daß ihnen eine Rüge zu erteilen sei. Hieraus nahm Genosse Pieper das Wort. Seine Ausführungen entsprechen dem, was bereits in Nr. 65 desBorwärts" dargelegt wurde. Schon vor Jahresfrist habe er in der Stadtverordnetenversammlung erklärt, daß die Fraktion nie- malS abgeneigt sei, das Glinde zu kaufen, wenn es unter günstigen Bedingungen geschehen könne. Daß die Sache jetzt abermals auf die Tagesordnung kam, dazu habe allerdings der Bank« krach beigetragen. Er, Redner, verstehe nicht, warum die Sache nun mit einem Male so viel Staub aufwirble. Die Rustwiesen lägen sehr günstig, und man habe auch ehe der Entschluß zum Ankauf gefaßt wurde, Bohrungen vornehmen lassen, und zwar mit dem Ergebnis, daß der Bautechnik auf dem Gelände keine Schwierigkeiten erwüchsen. Die Finna Meyer u. Söhne gehe die Fraktion gar nichts an. Er, Redner, sei der Ucberzeugung, daß man zugunsten der Stadt gekaust habe, und übrigens fei es leichter zu kritisieren, als in. der Stadtverordnetenversammlung selbst Stellung zu nehmen. Genosse Schubert führte demgegenüber aus, daß die bürgerlichen Stadtverordneten und der Magistrat bei der Sache lediglich im Interesse einer kapitalistischen Firma gearbeitet hätten. Schon der Umstand, daß der Magistrat dieselbe Vorlage siebenmal hintereinander einbrachte, zeige deutlich, daß kapitalistische Interessen dahinterstecken. Die Ruft- wiesen seien ein Sumpfgelände und für die Stadt zu teuer gekauft. Niemand hätte emcn Vorwurf erhoben, wenn die Stadl infolge des Krache? zu billigem Preise gekauft hätte. Aber daS sei hier nicht der Fall. Man habe überdies einer einzelnen Firma noch 440 000 M. in den Schoß geworfen, und unsere Genossen hätten gleichzeitig dafür gestimmt, daS gute Waldgelände der Stadt für 4 M. den Quadratmeter loszuschlagen.(Zwischenruf:.Nicht wahr I") Wenn durch Ablehnung des Ankaufs in Spandau einmal eine gründliche Reinigung eingetreten wäre, so hätten sich sicherlich an Stelle der zugrunde gegangenen, größere, kapitalkräftige Institute� gefunden, um die Funktionen zu übernehmen. Genosse Piek äußert sich im Sinne seines Fraktionskollegen Pieper. Er wohne seit 30 Jahren in Spandau und wisse, waö der Grund und Boden hier wert sei. Die Fraktion habe sich von den Grundsätzen unseres Kommunal« Programm« leiten lassen und danach gehandelt. Wenn das Gelände jetzt wieder verkauft werden sollte, so sei das nicht ihre Schuld. Im weiteren Verlauf der Debatte sprechen die Genossen A b b o l d. Stahl, Reichardt, Tromplcr, Wolf und Hinze sich aus den oben schon angeführten Gründen gegen die Haltung der Fraktion ans, wobei der Wunsch laut wird, die Fraktion möge erklären, eingesehen zu haben, daß sie verkehrt� gehandelt habe; damit werde man dann die Sache für erledigt ansehen können. �Die Genossen Grögerchen und Peczielles sprechen demgegenüber im Sinne der Genossen Pieper und Piek. Sodann nimmt Genosse Leid daS Wort und weist auf die Schwierigkeiten der Entschei- düngen hin, vor die die Genossen in der Gemeindevertretung oft gestellt werden. ES könne ja vorkommen, wie z. B. in Berlin bei der im Jahrs 1907 durch eine Kommission verhunzten Wertzuwachs- steuervorlage, daß sie eine im Prinzip gute Sache ablehnen, und mit ihren ärgsten Gegnern stimnien müßten, allerdings aus entgegengesetzten Gründen. Was nun die hier in Spandau vorliegende Angelegenheit angebe, so könne es allerdings den Anschein erwecken, als hätten unfere Genossen dafür gestimmt, uin die betreffende Finna zu retten. Aber über die Motive werde ja nie abgestimmt, und man könne ans sehr verschiedenen Gründen zu ein und demselben Resultat konrmen. Sei allerdings von vorn- herein ausgemacht gewesen, das Gelände weiter zu verkaufen, so scheide damit das Interesse der Stadt an dein Erwerb eigenen Grund und BodenS auS. Die ganze Sache liege aber offenbar so verzwickt, daß er, Redner, der Versammlung nur den Rat geben könne, keine unnötige Schärfe hineinzulegen. Am besten wäre eS, die Sache so zu erledigen, daß man sage: Wir haben unS ausgesprochen und lassen es dabei bewenden; es wäre erwünscht gewesen, wenn sich unsere Stadtverordneten wegen dieser Win?! neu Frage mit der Organisationsleitung vorher in Beziehung gefttz. hätte» und boffen, daß in Zukunft gceignctenfallS eme bessere Fübluno gesucht wird. Nachdem die Debatte um 1/3i Uhr ihr Enoe erreicht hatte, erklärte die Versammlung sich mit dem Vor- schlage deS Genossen Leid einverstanden und verzichtete auf die Ab- stimmung über den VorstandSantrag. Genosse Schubert betonte noch gegenüber einer Bemerkung deS Genossen Piek, daß er hftr in der Venammlung lediglich als Mitglied des WahlvcreinS und nicht als KreiSvocsitzender gesprochen habe. Mühlenbeck. In den letzten kurz aufeinanderfolgenden Sitzungen der Ge- meindcvertrehing wurde zunächst der Posten de» StcuererheberS vergeben; natürlich fiel dieser Posten wieder dem Herrn zu, der sowieso durch seine Beamtenqualifikation schon genügend Pension bekommt, trotzdem sich auch hiesige Bürger darum beworben hatten. Dos Gut Feldheim soll in Bälde von der Gemeinde Frohnau käuflich erworben werden und teilweise zu Riesclzweckcn Verwcn- dung finden, wozu die Genehmigung der Regierung schon erteilt sein soll. Dos Gesuch der Firma Worch u. Co., um Pflasterung der Strasse von Mühlenbcck nach MönchSmühIe wurde abgelehnt, da die Nordberliner Hartsteinwcrke für unentgeltliche Abtretung und Auflassung ihres Anteil« zu Straß. nland noch nicht zu haben sind. Der Boranschlag für 1912 beläuft sich in Ausgaben und Ein. nahmen auf 26 189,64 M. An Kommunalzuschlag zur Einkommen­steuer sollen 180 Proz. und an Grund- und Gebäudefteucr 270 Pro- zent für das kommende Jahr erhoben werden. Ein Antrag des Altsitzers Wortenberg auf Ankauf eines Stück Gemeindelandes wurde abgelehnt, da die Gemeinde noch möglichst hinzuzukaufen gedenkt. An Umsatzsteuer wird wie bisher für unbebaute Grund­stücke Proz. erhoben. Der Dorfpfuhl soll in Zukunft zur Karpfenzucht Verwendung finden; momentan ist schon mit einem Versuch begonnen worden. Nieoer-Schönhaufen, Nordend. Schon lange war eS von den Mitgliedern der Konsum-Genossen. schaft Berlin und Umgegend am hiesigen Orte schmerzlich emp- funden worden, daß hier keine Verkaufsstelle ist. so daß sie daraus angewiesen sind, ihren Bedarf ausserhalb zu decken. Um diesen, Uebelstande abzuhelfen, wurde eine Kommission gebildet, welche die Errichtung einer Verkaufsstelle in die Wege leiten soll. Dem gleichen Zwecke sollte eine öffentliche Versammlung dienen, die am DienStag imSchwarzen Adler" stattfand. Genosse Stürmer batte das Referat über das Thema:Der Kampf gegen die Wirtschaft- liche Ausbeutung" übernommen. Äer Redner verstand eS. seine Zuhörer von der wirtschaftlichen Notwendigkeit deS gcnossenschaft» lichen Zusammenschlusses für die Arbeiterschaft zu überzeugen. Seine Ausführungen wurden in der Diskussion durch Genossen Kahl(Pankow ) in wirkungsvoller Weise ergänzt, während Genosse