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Nr. 75. 29. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Abgeordnetenbaus.

47. Sigung. Donnerstag, ben 28. März 1912, bormittags 10 Uhr.

Am Ministertisch: b. Trott zu Solz, Naumann. Präsident Dr. Freiherr v. Erffa teilt mit, daß der Antrag auf Einstellung eines Strafverfahrens gegen den Abg. Korfanth( Bole) zurüdgezogen fei. Abg. v. Windler( t.) bedauert, daß das Haus nicht in der Lage ist, vor den Osterferien die Lage der Altpensionäre im Plenum zu behandeln. Die Beratung über die

Gründung der Universität in Frankfurt a. M.

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Die Angst vor dem Bildungsproletariat!

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Freitag, 29. März 1912.

vorschlag der Universität gebunden zu sein. Keine Selbstverwaltung das Wort abzuschneiden. Aber wir wissen ja längst, daß Herr der Universität vollen Absolutismus der Krone b. Pappenheim den Oberpräsidenten dieses bezw. des Ministerium 3, das wollen Sie!( Sehr Hauses macht.( Lachen rechts.) wahr! b. d. Soz.) So gut wir Universitäten haben, in denen Abg. Dr. Liebknecht( Soz.): Wir werden die Geduld des andere Fakultäten fehlen, so gut darf die theologische fehlen. Hauses auch weiter in Anspruch nehmen und sind nicht Sie gehört durchaus nicht unbedingt zum Normaltyp der preußischen gewillt, uns von Ihnen auch nur im geringsten vorschreiben zu Universität. Die Forderung nach der unbedingten theologischen lassen, was wir zu tun haben und was nicht.( Sehr wahr! bei den Fakultät soll nur, wohlberechnet auf dieses Haus, den Haß gegen Sozialdemokraten.) Zur Frankfurter Universitätsfrage habe ich die Frankfurter Universität steigern.( Sehr wahr! b. d. Soz.) Und nicht einmal die Hälfte so lange gesprochen wie Dr. Bell, und als entseßlich und grauenhaft wird es hier hingestellt, wenn noch dabei nehmen wir in dieser Frage einen prinzipiell anderen Stand­mehr preußische Universitäten gegründet werden sollten. Welche puntt ein, wie alle anderen Parteien. Es ist aber gar Angit, welches Grausen! Abg. Frhr. v. 3edli hat ja den nicht die Länge der Reden, die Sie zu Ihrem Verhalten veranlaßt, Grund enthüllt: sondern der Inhalt der Reden und die Furcht vor der Wahrheit, die wir Ihnen ins Gesicht sagen.( Bravo ! bei den Sie fürchten, daß Bildung und Kultur die Sozialdemokratie Sozialdemokraten Lachen rechts.) Abg. v. Pappenheim ( f.): Ich stelle fest, daß ich ausdrüdlich wird fortgesetzt. Ein Antrag Dr. Friedberg( natl.) wünscht fördernda kommt Ihre prinzipielle Kulturfeindlichkeit die Zustimmung zur Gründung der Universität nur unter der Be zutage!( Zustimmung b. d. Soz.) Dabei ist diese Angst unberechtigt gesagt habe, mich veranlaßten zur Stellung des Schlußantrags die dingung, daß der Charakter dieser Universität als einer Staats- und unaufrichtig, denn die deutschen Mäzene sind gar nicht so zahl- Ausführungen des Präsidenten über die Geschäftslage( daß näm­veranstaltung im Sinne des preußischen Landesrechts gewährleistet reich, daß das Frankfurter Beispiel allzuviel Nachahmung finden lich vor den Ferien wenigstens noch die Universitäten erledigt wer­ist, daß Staatsmittel für die Universität nicht in Anspruch ge- würde. Von den Universitäten in Großstädten fürchten Sie eben den follen). Ich habe nur hinzugefeßt, daß allerdings Rück­nommen werden und daß die mit den Frankfurter Geldgebern den Einfluß des modernen Lebens auf die Studenten, die sie am ſichten auf die Person des Abg. Liebknecht uns nicht abgeschlossenen Verträge dem Abgeordnetenhause vorgelegt werden. liebsten vom Leben der Gegenwart fernhalten möchten. Die Au 3- beranlassen fönnten, von diesem Antrag abzusehen. Der Antrag Eidhoff wird der Unterrichtskommission über Ein ähnlicher Antrag liegt vor vom Abg. Graf Clairon schweifungen der Großstadt" schützen Sie nur vor, wiesen. d'Haussonville( f.). gegen alkoholische und andere Erzesse der Studenten sind Sie gar Beim Titel nicht. Ihnen gilt es nur die Fernhaltung der Studenten Sie vom Leben des sozialistischen Proletariats. wissen, daß der Berliner Student doch nicht so sozialistenfeindlich der Bonner Borusse.( Sehr gut! erzogen werden kann als bei den Sozialdemokraten.) die Affäre des Selbstmordes des russischen Studenten Due Wir haben im deutschen Volke so viele bildungsdürftige Ele- browsky. Die Mitteilungen des Ministers über die Gründe mente, daß das Argument der Konkurrenz der Frankfurter Univer- dieses Selbstmordes haben sich längst als unrichtig heraus­fität gegen Marburg gar nicht wert ist, widerlegt zu werden. gestellt. Selbst in der russischen Duma hat die Art, in der der Wir fordern viele Universitäten, freilich unter der Voraussetzung, Fall hier behandelt wurde, Unwillen erregt. Das zeigt deutlich, daß jedem Fähigen die Möglichkeit zu ihrem Be- daß das preußische Abgeordnetenhaus das rüd ständigste fuch gegeben wird. Wenn die Frankfurter Universität in diesem Parlament der Welt ist.( Sehr richtig! bei den Sozial­Sinne sozial ausgestaltet wird, so wird sie Marburg erst recht keine demokraten.) Die Lehren des Falles Dubromafy sollten wir nicht Konkurrenz machen. vergessen. In der Tat steht die Polizei über der Uni­Wenn unsere Freunde in der Frankfurter Stadtvertretung bersität und die ausländischen Studenten werden, wenn sie gegen diese Gründung stimmten, so deshalb, weil sie die Preis- überhaupt zugelassen werden, zu Studenten zweiter Klasse de­gebung der Rechte Frankfurts an den Staat, trotzdem Frankfurt gradiert. Minister und Rektor haben ja erklärt, daß der Selbst­alles bezahlt, nicht mitmachen; aus Protest gegen den preußi- mord schließlich ein Erfolg der geheimen leber­schen Unterrichtsabfolutismus, der der Verwirklichung wa chungsverordnungen ist, die natürlich die Billigung des Ideals einer sozialen Universität, die mit dem Volke Fühlung dieses Hauses finden, statt daß es den Minister zwänge, mit diesen hat und der Volksbildung nüßt, im Wege steht. Wir wollen nicht, Buständen ein Ende zu machen.( Sehr wahr! bei den Sozial­daß diese Universität nach dem berüchtigten Typ der jeder Selbst- demokraten.) verwaltung entbehrenden preußischen Normaluniversität eingerichtet wird. Es gibt keinen Rechtsweg gegen die Entscheidungen des Kultusministeriums, die Universität wird sich allen absolutistischen Geboten fügen müssen, um so notwendiger ist die

Ein Antrag Borchardt( Soz.) verlangt dagegen, der in Frankfurt geplanten Stiftungsuniversität mit Rücksicht darauf, daß Stiftungen und Stadtgemeinde alle Mittel für Gründung und Unterhaltung aufbringen, bolle Selbstverwaltung und Freiheit in der Berufung und Beauftragung der Do­zenten zu gewähren und eine entsprechende Vorlage dem Landtage borzulegen.

Ein Antrag Schmedding( 3.) will dem konservativen An­trag das Ersuchen hinzufügen, daß der Ausbau der Universität Münster zu einer vollen Universität, sowie der weitere Ausbau der Universität Marburg mit tunlichster Beschleunigung ge­fördert wird.

Abg. Fund( Vp.) bedauert, daß die Opferwilligkeit der Frank­ furter Stifter nicht mehr Anerkennung gefunden hat. Die gegen die Gründung der Universität vorgebrachten Bedenken seien nicht stichhaltig. Abg. Dr. v. Campe( natl.) wendet sich gegen die Ausführungen des Abg. Dr. Bell( 8.) und erklärt sich gegen den sozialdemo­fratischen Antrag und gegen eine Ueberweisung an die Kommission, während er dem Zentrumsantrag und dem ersten Teil des tonser vativen Antrags zustimmt.

Kultusminister v. Trott zu Solz: Mit den Anträgen der Nationalliberalen und der Konservativen bin ich einverstanden. Die Universität muß auf denselben Grundlagen wie die anderen errichtet werden. Die Krone muß zuerst ihre Zustimmung geben und vorher können wir die Abmachungen dem Abgeordnetenhauſe nicht vorlegen.

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

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Schaffung eines Universitätsgefehes.

Unsere Genossen in Frankfurt haben den Weg gewiesen, dem allem zu entgehen, durch Vereinigung und Ausbau der bestehenden wissenschaftlichen Institute.

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Kultusminister v. Trott zu Solz erklärt, daß jeder Einfluß der Kuratoren auf die Frankfurter Universität ausgeschlossen fei und diese nur die Finanzverwaltung zu beforgen haben werden. Ein Schlußantrag wird angenommen.

Der freitonservative Rüd verweisungsantrag wird gegen die Freikonservativen und das Zentrum abgelehnt; der Antrag Friedberg ( natl.) angenommen, der Antrag Bor­chardt( Soz.) als hierdurch erledigt erklärt, der Antrag Clairon d'Haufsonville( tons.) abgelehnt, der Bentrums antrag wird angenommen.

Die Universitäten,

bespricht

Universität Berlin

Abg. Liebknecht( Soz.)

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Bezeichnend für die Zustände an der Berliner Universität ist das rücksichtslose Vorgehen gegen die frei studentische Be­wegung, die weit entfernt ist von Politik oder gar Sozialismus. Sie will nur, daß sich die Studenten über die Zustände im Staate unterrichten fönnen, über die politischen Parteien usw. Das ist doch böllig einwandsfrei.

Bizepräs. Dr. Krause untersagt dem Redner, allgemeine Uni­versitätsangelegenheiten zu besprechen.

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

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Unser Antrag stellt durchaus teine so absurde Forderung, wie es hier dargestellt wurde. Es ist ja gar nicht so lange her, daß Der nationalliberale Antrag Staatsuniversität freie For­die Universitäten noch vollkommen freie Selbstverwal­schung und Lehre" ist ein Widerspruch in sich! Unser Antrag Ich spreche doch von den Bestrebungen der Berliner frei­tungsförper waren und in anderen Ländern unterstehen noch will von vornherein der Usurpation, der Herrschaft über die studentischen Bewegung, die die politischen Parteien durch Infor­heute vielfach die Universitäten einer staatlichen Auf- Universität durch den Unterrichtsabsolutismus vorbeugen. Er mation von Politikern der betreffenden Parteien kennen lernen ficht. Nirgends ist freilich eine solche ist notwendig im Interesse der Universität, die doch nicht den 3wed wolle. Das wird aber verboten. So hat man dem Dr. Breite dagegen Vesiklavung der Universitäten durch den Staat haben soll, vor allem durch rechtsgültige Zeugnisse die Bourgeois- scheid einen Vortrag über die Demokratie verboten eingetreten, wie in Preußen.( Bustimmung bei den Sozialdemo- föhne in Stellungen unterzubringen, sondern den, das Wissen wollte man den Syndikus des Zentralverbandes traten.) Bei der Art Parlamentarismus, wie wir ihn in Preußen unserer Zeit zu sammeln und den Studenten zu ver- deutscher Industrieller sprechen lassen. Nachdem man haben, muß man wirklich zweifeln, ob nicht vielleicht die Grün- mitteln. Wenn auch wir allein für unseren Antrag stimmen sollten, den Abg. b. Heydebrand u. d as a batte sprechen lassen, ber­dung der Frankfurter Universität durch die Krone noch der durch und die Mehrheit darüber lachen wird, so wissen wir, daß jeder, bot man das Auftreten aktiver Politiker.( Hört! hört! b. d. Soz.) diese Gesetzgebung hier vorzuziehen sein würde. Es ist gar nicht der das wahre Wesen der Universitäten richtig erfaßt, mit uns sein Die Universitätsverwaltung läßt eben jeben Reaktionär ausgeschloffen, daß an der derjenigen Stelle, die nach der Er- und nur über Sie( zur Mehrheit) lachen wird.( Bravo ! bei den prechen, Sozialdemokraten und Demokraten aber nicht! Ja fogar die alte studentische Sitte der freien Verteilung von Flug flärung des Ministers das ausschließliche Recht zur Begrlindung Sozialdemokraten.) der Universität in Anspruch nimmt, eine viel vorurteilslosere Be­aus sanitären Gründen. zeiteln usw. wird nicht mehr gestattet urteilung der Sache Platz greift als bei der Mehrheit dieses Hauses. Die beziehen sich wohl mehr auf die Gesundheit der Seele Und dag, wenn die Frankfurter Universität einigermaßen erträg Sört! hört! b. b. Soz.) So, Gie geben also zu, daß der Berliner der Studenten.( Abg. Wagner( ft.): Sehr richtig! liche Zustände aufweisen soll, sie das vielleicht eher noch durch einen Akt der Krone, als durch einen Akt des Landtages Reftor mit einer unwahrheit gegen die freistudentische Be­erreichen könnte. Wir befinden uns in der eigentümlichen Situ­wegung operiert. Er gestattet aber ruhig weiter die Verbreitung ation, daß wir, die wir doch in allen Fragen das gesetzgebe­antisemitischer und nationaler" Flugzettel im parteipolitischen In­rische techt für das Parlament fordern, bei diesem teresse der Werdummung der studierenden Jugend preußischen Parlamentarismus in die schwierigsten Konflitte tom­und der Bekämpfung der von allem Sozialismus weit entfernten Freistudentenschaft; sogar ihren alten Herren nur ihren hat men, ob wir mithelfen sollen, die Kompetenz dieses Parlaments zu erweitern.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Eigen­man die Flugblattverbreitung verboten und nur ihren Sandwich­männern das Platatcherumtragen. Das war der Gipfel. Gleich tümlich ist überhaupt diese ganze Debatte. Das Zentrum ist für Falstaff verstand es die Berliner Universitätsverwaltung, sich selbst das Kronrecht deshalb, weil es dort doch noch am besten seine da noch zu übertreffen. Man schnitt aus einem eft platat reaktionären 8wede aufgehoben wähnt. Andere Bar­wei teien wiederum wünschen ein Gesez aus den gleichen Gründen. Babys wegen Unjittlichkeit heraus.( Heiterkeit b. 5. Soz.) Und diese Schild bürger sind die Leitung der ersten Die Freikonservativen, die sonst doch die am wenig­Abg. Dr. Bell( 8.): Es darf nicht mehr vorkommen, daß ein deutschen Universität, bei deren Nennung Sie schon geneigt sind, ften parlamentarische Partei sind, fordern durchaus das Gesez, mitten in der Praris stehender Jurist sich in der Kenntnis des den Kotau zu machen. Sie sollten sich doch fragen, ob nicht diese weil sie meinen, dadurch die Frankfurter Universität zu ver sozialen Rechts von einem Arbeiterfekretär über- ftidige Polizeiluft durch frische ersetzt werden soll. Wir hindern. Die Parteien fordern eben jeweils das Kronrecht treffen läßt. Wir stimmen dem Antrag Eickhoff zu. Die brauchen ein Universitätsgesetz, das allerdings, wenn es irgend er­oder das Gesez, um die Universität am sichersten umzubringen. Ueberfüllung der Universitäten, auch des Frauenstudiums, ist zu sprießlich sein soll, nicht in diesem Hause gemacht werden darf. ( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Ein wahres 3irtu 3- bedauern. ( Lebhafter Beifall b. d. Soz.) tunst st üd ist es, wie sich das Zentrum hier wieder mal als Abg. Eickhoff( Vp.) begründet seinen Antrag und wünscht auch Abg Dr. Wagner( ff.): Bielleicht ist im Fall Dubrowsky Lehrstühle für Kolonialrecht und Kolonialwirt- lein bebauerlicher Mißgriff untergeordneter Behörden vor­schaft. gefommen; das darf man nicht verallgemeinern. Hoffentlich treten Dr. Liebknechts Freunde in der russischen Duma ebenso energisch auf, wenn etwa ein deutscher Student mißhandelt wird, ebenso wie Abg. Dr. Liebknecht hier für einen Ausländer eingetreten ist.( Burufe b. d. Soz.: Da fönnen Sie sicher sein!) Beim Titel Universität Halle danti Abg. Graf Wartensleben- Rogasen ( fons.) für die Errichtung der Musikprofessur an der Universität Halle. Abg. Delins( Bp.): Erregung hat es wachgerufen, daß die Uni­bersitätsbehörde der Organisation der freien Studentenschaft in alle Schwierigkeiten macht. Der Minister sorge für beschleu nigte Prüfung. Die neubegründete akademische Lesehalle bewährt sich. In ihre Angelegenheiten sollte der Streit zwischen Inforporier­ten und Nichtinkorporierten nicht hineinspielen. Unsere Universität Halle- Wittenberg hat sich glänzend entwickelt. Möge da die Für­forge des Staates auch in Zukunft nicht erkalten.

treuer Schildhalter der Krone

produziert. Mit einer wahren Berserkerwut verbeißt sich das Zentrum hier in den Gedanken, daß die staatliche Aufsicht nur ja nicht abgeschwächt werden dürfe, dasselbe Zentrum, das doch sonst überall die staatliche Aufsicht durch die kirchliche ersehen möchte. Das Zentrum vertritt diesen Standpunkt aus Kulturfeind lichkeit und um der berhaßten Frankfurter Universität ent­gegentreten zu können.

Ein Antrag Eickhoff( Bp.) will, daß auf allen deutschen Unis versitäten Lehrstühle für soziale Medizin errichtet wer­ben, um die Aerzte und Juristen mit der Sozialversicherung bekannt zu machen.

Abg. Graf Clairon d'Haussonville( f.) wünscht auch für Berlin einen Lehrstuhl für protestantische Mission, da er fich in Halle bewährt habe. Er spricht sich auch für einen Antrag des Abg. b. Schendendorff( natl.) aus, den Universitäten Gelder für akademische Jugendspiele zur Verfügung zu stellen. Der An­trag Eidhoff erscheint uns bedenklich. Es wird an dem nötigen Lehrpersonal fehlen.

Abg. Dr. Friedberg( natl.) hat auch Bedenken gegen den Antrag Eickhoff. Die neuen Bestimmungen über die Entziehung der Lehrbefugnis( veniger legendi) der Privatdozenten scheinen mit dem Disziplinargesez in Widerspruch zu stehen, so wenn einem Dozenten nur wegen der Ernennung zum Leiter eines größeren städtischen Krankenhauses die Lehrbefugnis entzogen wurde. Stultusminister v. Trott zu Solz führt aus, daß der vom Ab­geordneten Friedberg vermutete Widerspruch nicht bestehe.

Geheimrat Elster vom Kultusministerium: Die Unterrichts­verwaltung wünscht durchaus, daß die Aerzte die soziale Geſetz­gebung genau fennen. Ich glaube aber nicht, daß ein Bedürfnis für einen besonderen Lehrstuhl der sozialen Medizin vorliegt. Ein Schlußantrag des Abg. v. Pappenheim ( f.) wird an genom me it.

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Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

Ich kann diesen begeisterten Lobgesang auf die Fürsorge des Staates nicht verstehen angesichts der Verfolgung der freien Stu­dentenschaft in alle. Der Kampf gegen die freie Studenten­schaft ist bis zur Spike getrieben worden. Auch das Vorgehen in Halle bildet in der Tat ein Zeugnis dafür, daß systematisch vorgegangen wird von der Universitätsverwaltung mit der ausge­

Nach meiner Ansicht müßte es sich hier in der Tat handeln um einen Kampf um die Erweiterung des Einflusses des Parla­ments bezw. der Strone. Man kann das allgemeine Landrecht nicht, wie Abg. Bell und der Minister getan haben, dahin interpretieren, daß Staat und Krone auch heute noch identisch seien. Das war schon zur absolutistischen Zeit nicht der Fall, froßdem die gesetz­gebende und die ausführende Gewalt noch völlig eins waren. Und es ist schon gar nicht mehr der Fall nach der Einführung des Parla­mentarismus, wenn auch eines solchen.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Oft genug schon ist durch den Staat das Recht der Errichtung von Lehranstalten ganz dem gesetzgeberischen Wege übertragen worden. Ueberhaupt hat das Parlament gar nicht nötig, seine Berechtigung zu beweisen, denn es ist zustän­dig und die Strone hat nur, wie bei allen Gesezen, das Recht der Mitbestimmung, ohne die ein Gefeß nicht zustande kommen kann. Die Verwaltung aber hat weiter nichts zu fun, als die ordnungs- Abg. Dr. Liebknecht( Soz." zur Geschäftsordnung): Das gemäß zustande gekommenen Gesetze auszuführen. Die Mehrheit Kapitel der Universitäten ist von großer Bedeutung. Noch niemals Dieses Hauses, Konservative, Freitonservative und Zentrum stehen hat dieses Haus uns dabei das Wort abgeschnitten. Daß sprochenen Absicht, die freistudentische Bewegung nach dem Rezept: ja auf dem Standpunkt, daß ein Gesetz nicht notwendig fei. Die es jest geschieht, beweist, wie außerordentlich gering Sie Ihre Friß Vogel oder stirb! zu behandeln. Die Freie Studentenschaft Konsequenzen daraus können Ihnen in Zukunft vielleicht noch un- Pflicht der parlamentarischen Kontrolle einschäben, und wie sehr hat nur die Wahl, auf alle Bewegungsfreiheit gänzlich zu ber angenehm werden. Aber es ist Ihre Sache, mit diesen Schwierig. Sie die prinzipielle Kritik fürchten, die, wie Sie wiffen, aussichten oder vernichtet zu werden. Der Fall, wie man in Salle feiten, wie mit allen Schwierigkeiten Ihres Parlamentarismus schließlich von unserer Partei ausgeübt wird.( Sehr praktisch die Auflösung der freien Studentenschaft fertig zu werden.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Ganz wahr! bei den Sozialdemokraten- Lachen bei der Mehrheit.) verfügt hat, ist in der Tat außerordentlich bedauerlich und es wäre zweifellos aber ist mir, daß der Landtag aus budgetrecht. Abg. v. Pappenheim ( f.): Jch habe den Schlußantrag gestellt, dringend zu wünschen, daß der Minister sich zu dieser Angelegen­lichen Gründen zuständig ist, denn wenn auch die Mittel nachdem der Präsident über die Geschäftslage des Hauses heit äußern möchte. Ich bin fest überzeugt, daß es sich hier nicht von privater Seite aufgebracht werden, so werden doch auch Staats- berichtet hatte. Aber ich muß sagen, daß mich allerdings zu dem handelt um die Aftion einzelner Universitäten, sondern daß das ausgaben durch die Aufsicht usw. nötig, die vom Landtag be- Schlußantrag der Umstand mitbewogen hat, daß Abg. Lieb. Vorgehen zurüdzuführen ist auf eine generelle Anweisung willigt werden müssen knecht der nächste Redner sein sollte. Er hat in den der Verwaltung.( Geheimrat Ister nickt.) Das wird mir Der Minister hat gestern über seine schwere Verantwortung lebten Tagen unsere Geduld durch stundenlange Reden von Geheimrat Elster bestätigt.( Geheimrat Ister macht ver­bei der Errichtung der Universität geklagt. Er laffe die Geseb- und unzählige Wiederholungen derart in Anspruch ge- neinende Gesten.) Geheimrat Elster ist noch so jung in seiner gebung doch mitwirken dann wird ihm die Bürde gleich leichter nommen, daß er der letzte ist, der hier im Hause das Recht hat, Stellung, daß er unwillkürlich die Wahrheit durch sein Nicken be­fein! Er hat erklärt, daß ce fich nicht um bloße Staatsaufsicht Rücksicht von der Mehrheit zu verlangen.( Bravo ! rechts.), stätigt hat.( Sehr gut! b. d. Soz.) Bis zum Beweise des Gegen­handle, sondern daß die Universität eine Staatseinrichtung sei, Abg. Hoffmann( Soz.) knüpft an eine persönliche Bemerkung teils muß unterstellt werden, daß das Vorgehen gegen die Freie also der Staat biel hähere Mechte hat. Die Berufung der des Abg. Nosenow( Vp.) an, daß es ungerecht sei, wenn man gegen Studentenschaft auf einer generellen Verfügung beruht. Lehrer soll durch die Krone erfolgen können, ohne an den Terno- l einen Redner etwas habe, allen noch zu Worte meldenden Rednern Ich habe noch einen anderen Fall anzuführen, der ein eigentüm