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sagen, daß M Krieg zwischen europäischen   Großmächten� unmöglich erscheine? ... In erner Nn�epanse der Geschichte sind SvztattvberattSrnnS und Mevistoniemus entstanden. Sie meinten, die Weltgeschichte sei ab* geschlossen. Kein großes Geschehen harre unser mehr. Kein Kampf der Klassen mehr nur friedlicher Handel zwischen Gewerkschafts- und Umernehmervertretern am grünen Tisch im Schiedsgericht. Kein Umsturz politischer Machtverhältnisse mehr ein parlamen« tari scher Bund der Arbeiterpartei mit bürgerlichen Parteien werde die Staaten gemächlich umgestalten. Kein Krieg der Völker mehr das Schiedsgericht im Haag werde jeden Streit schlichten. Keine Revolutionen mehr friedlicheAushöhlung der Kapitalismus  ", allmähliches»Hineinwachsen" in das sozialistische Gemeinlvescnl Äl�r die Geschichte geht einen anderen Weg. Achtzig Jahre gewaltigster Umwälzungen von 1789 bis 1871 waren nötig. die bürgerliche Welt zu schaffen. Es ivar eine Zeit blutiger Böller» kriege, furchtbarer Revolutionen, eine Zeit, in der alte Staaten verschwunden und neue Reiche entstanden sind, eine Zeit schnellen Umsturzes jeder Verfassung. Solchen Weg mußte die Menschheit gehen, an die Stelle der feudalen die kapitalistische Welt zu setzen. Wirb es anders gehe», wenn auf den Trümmern des Kapitalismus der Sozialismus entstehen muß? Sie Kerprbeitei'bewgiiiig. Die niedergerungenen Bergarbeiter. Der Zwetbund, Zechenbesitzer und Christliche, versucht mit vereinten Kräften auch nach dem Streik, die niedergerungenen Bergleute weiter zu befehden, zu strafen und die vereinigten drei Verbände zu zerstören. Die Grubenherren lassen manchen liichtigen Bergmann   vergebens nach Arbeit anfragen. Wer irgendwie im Verdacht steht, für die Organisation besonders tätig zu sein, erhielt seine Abkehr. Wenn die Bcrgherren dabei nicht zu große Auslese halten können, so liegt das daran, daß die günstige Konjunktur eS ihnen unmöglich macht, alle tüchtigen Bergleute entbehren zu können. Wer aber seine Abkehr hat, fragt vergebens auf anderen Zechen nach Arbeit an. Einigen Anfragenden wurde der Bescheid, wenn sie nicht auf ihren alten Zechen Arbeit bekämen, würden sie wohl mindestens ein Vierteljahr vergebens wo anders um Arbeit nachsuchen können. DaS sei die Folge des Streiks. Die deutschen   Grubenbesitzer aber würden sich nie dazu bringen lassen, mit den Arbeiterorganisationen zu der- handeln. Statt der versprochenen Lohnzulagen werden Lohn- a b z ü g c gemeldet. Die Christlichen hatten ja auf diese Zusagen ihre Hoffnungen aufgebaut, die sie jetzt mehr und mehr schwinden sehen. Von Lohnzulagen ist natürlich nirgends die Rede. Die Christlichen   fetzen ihren Verleumdungs- seldzug gegen die Streikenden fort. Dabei macht das ebenso niedrige wie alberne Vorbild der Brustschen Verleumdungsrede jm preußischen Abgeordnetenhause immer mehr Schule. Als Dritte im Bunde gegen die Bergarbeiter arbeitet die preußische Justiz. Gegen das abgekürzte Verfahren. daS jetzt von den Strafkammern in Bochum  , Dortmund   und Essen gegen Streiksünder betrieben wird, hatte der Vorstand des Bergarbeiterverbandes bekanntlich telcgraphifch Beschwerde beim Justtzmintster eingelegt. Nicht vom Justtzmtnister, aber von den nachgeordneten Behörden, von den Ober- staatsanwältcn in Hamm   und Düsseldorf  , sind Ant- Worten eingetroffen. Darin wird dem Bergarbeiterverband zunächst bestritten, daß er zur Einreichung der Beschwerde für die Angeklagten legitimiert sei. Weiter wird darauf ver- wiesen, daß den Staatsanwälten in Bochum  . Düsseldorf   und Essen von den unter Anklage gestellten Personen in keinem einzigen Falle Beschwerde darüber zugegangen sei, daß sie in ihrer Verteidigung irgendwie beschrankt und insbesondere ver- hindert worden seien, die nötigen Schritts zur Bestellung eines Verteidigers zu stellen. ES sei im Gegenteil vor- gekommen, daß von den Verhafteten auS freiem Antriebe die Erklärung abgegeben worden sei, sie bäten um schleunige Ab- urteilung und verzichteten auf Einhaltung der Ladungsfrist. Die Beschleunigung deS Strafverfahrens liege nicht allein im öffentlichen, sondern ganz besonders auch im Interesse der verhafteten Angeklagten, was von ihnen selbst in vielen Fällen anerkannt sei. Selbstverständlich wird jemand, der wegen Beleidigung in Untersuchungshaft sitzt, nicht das Verlangen haben, durch Anfechtung des Termins seine Haft wochenlang zu verlängern. Und als ob der gesetzesunkundige Arbeiter überhaupt etwas vom Rechte deS Angeklagten wüßte! So geht die Aburteilung per Streiksünder zur höheren Ehre der preußischen Rechtspflege im abgekürzten Verfahren munter weiter. Wegen der ein- fachsten Beleidigungen hagelt es monatelange Gefängnisstrafen. Ist doch am Sonnabend ein Streiksünder zu einer Woche Ge- fängnis verurteilt worden, weil er zu einem Arbeitswilligen gesagt haben soll:Junge, Junge!"... Alle diese Bekämpfungsmcthoden wurden den Ruhrberg- leuten am Sonntagnachmittag in 70 Versammlun gen vorgetragen. Es herrschte in den Versammlungen durchaus keine niedergedrückte oder etwa elegische Stimmung. Es kommt den Bergleuten jetzt doppelt zum Bewußtsein, daß sie sich gegen eine Welt von Feinden zu wehren haben. Die Christlichen haben keine Aussicht, daß ihrchristlicher Wunsch" in Erfüllung geht, daß die Mitglieder des alten Verbandes ihre Mitgliedsbücher abgeben und zum geheiligten Zweibund übertreten. Nichts von Vorwürfen wurde laut gegen die Leitung des Verbandes. Klar erkannten die Bergleute, wem sie es zu danken haben, daß der Streik verloren ging. In einigen Versammlungen traten christliche Diskussionsredner auf. In Hattingen   erklärte ein Redner, daß die Christlichen  auch in Zukunft so handeln werden wie jetzt. Ueberall waren die Versammlungen gut besucht, und all- gemein gewinnt die Stimmung die Oberhand, den K r i e g S- f o n d s z u stärken und sich z u n e u e n K ä m P f e n z u rüsten. Allen Versammlungen lag eine Resolution vor. in der der organisierte Streikbruch der Christlichen als eine frivole Schädigung der Arbeiterklasse bezeichnet wurde. Es wurde energischer Protest erhoben gegen die Streik- j u st i z, deren Handhabung das Rechtsempfinden des Volkes tief verletzt und das Gefühl der Rechtsunsicherheit außer- ordentlich verstärkt. Die Versammlungen erwarten, daß die Perstöße gegen das Vereins- und Versammlungsrecht und die an einen ausnahmegesetzlichen Zustand erinnernde Streik- justiz im Reichstage und Landtage zur Sprache gebracht und die Regierung zur Rechenschaft gezogen wird. Zum Schluß fordert die Resolution die Bergarbeiter auf, die Mit- glieder der christlichen Gewerkschaft über die arbeiterverräterische Haltung der Gewerkvereinsleitcr aufzuklären und sie ersucht, solchen Organisationen den Rücken zu kehren und sich einer Organisation anzuschließen, die die Interessen der Arbeiter energisch vertritt. Wenn so die Organisationen geeint, verstärkt und ge- rüstet dasteheu, dann wird den Bergarbeitern ein Auf- erstehungsfest blühen, an dem die Scharfmacher im Zechen- verband und die christlichen Landsknechte keine Freude erleben werden. 1500 Anflog«*. Dortmund, 2. April. fPrivalte legramm.) Die Streikjustiz im Rubrgebiet nimmt ungeahnten Umfang an. Jetzt sollen bereits mehr als<)0 Anklagen wegen Streikvergehens erhoben worden sein, und täglich laufen noch weitere Anzeigen ein. Sine Hochflut der Denunziation ist die Wirkung derchristlichen" Hetzarbeit. Ver Streik im bLkmilcben ßraunfeoblengebwt Teplw, 1. April. Mg. Ber.) Der Stand des Streiks ist unverändert. Die für den 2. April anberaumten Verhandlungen des EinigungSamteS, die in Brüx   beim Revierbergamt beginnen sollten, sind telegraphisch abgesagl worden; ein anderer Tag, an dem sie stattfinden sollen, ist bis jetzt nicht ge- nannt. ES ist wahrscheinlich, daß diese Vertagung in irgend einem Zusammenhange der heute in Aussig   abgehaltenen Beratung der Ministeriolsekretäre mit den Werksbefitzcrn steht. Die Zugeständnisse derRegierung für die Belegschaft der staatlichen Schächte beschäftigten mehrere Versammlungen im B r ü x e r B e z i r k e. In den massenhaft besuchten Versammlungen wurde über die Zugeständnisse berichtet. Schließlich erklärten die Streikenden, trotz der Zugeständnisse in die Gruben nicht ein- fahren zu wollen, so lange nicht der Streik auf allen Schächten beigelegt ist. Die Bergarbeiter dieser Schächte wollen den anderen Solidarität erweisen. Streik-Ende? Teplitz  , 2. April.  (W. T. B.) Die s o z i a l b e m o k r a t l s ch e Bergarbeiterunion hat in ihrer heutigen Sitzung, in der die Zugeständnisie der Zechenbesitzer mitgeteilt wurden, beschloffen, den Streik abzubrechen. Die Zugeständnisse der Braunkohlengrubenbesitzer bestehen in einer durchschnittlichen Erhöhung der Löhne um acht Prozent, in einer monatlichen Alterszulage für ledige und einer doppelt so großen für verheiratete Arbeiter und außerdem in der Beibehaltung des erhöhten Kohlendeputats. Der sächsische Streik. Zwickau  , 2. April.  (Privattelegramm.) Im sächsischen Kohlengebiet ist noch kein Anzeichen vorhanden, daß eine Aenderung der Situation eintreten könnte. Die Bcrgherren scheinen allerdings das Gefährliche ihrer ferneren Ablehnung jeder Vermittelung mit den Bergarbeitern einzusehen. Denn wenn nicht noch weitere unterirdische Betriebsteile zu Bruch gehen sollen, muß eS zu einem Ende kommen. Einige Gruben- direktorcn sind geneigt, den Streikenden entgegen- zukommen, jedoch die Mehrzahl ist trotz der selbst in der bürgerlichen Presse bemerkten empfindlichen Beschädigungen der Betriebe noch halsstarrig. Dennoch scheint ein in der bürger- lichen Presse veröffentlichter Artikel des bergbaulichen Vereins. der in einem auffällig versöhnlichen Tone gehalten ist, auf eine andere Behandlung des Streiks berechnet zu sein. Darum haben die Bergarbeiter des Zwickauer   und Lugau- Oelsnitzer Reviers in einer Dienstagvormittag abgehaltenen gemeinsamen Revierkonferenz beschlossen, nochmals das Einigungsamt anzurufen, um ihren Willen zum Frieden kundzugeben. Der Direktor eines großen Werkes hat seinem ArbeiterauSschutz gesagt, daß er selbst keinerlei Ver- fügung treffen dürfe, well der bergbauliche Verein die Sache in Händen habe. Daraufhin hat sich die Leitung der Berg- arbciter weiter entschloffen, auch bei dem bergbaulichen Verein anzufragen, ob er geneigt sei, von Organisation zu Organt- sation zu verhandeln. Die Abstimmung der englische» Bergarbeiter. Manchester  , 2. April.  (Privattelegramm deSVorwärts".) Die Behauptungen der bürgerlichen Presse, daß die große Mehrheit der Bergarbeiter sich für die Beendigung des Kampfes entscheiden werde, sind irreführend. Die Situation ist folgende: Die Bergleute Lancashtres folgen dem Ratschlag ihres Präsidenten Greenall und stimmen gegen die Wiederaufnahme der Arbeit. Andere englische Reviere folgen der Führung LancashireS und weisen große Mehrheiten für die Fortsetzung des Kampfes auf; so Iorkshire, Derbyshire  , Northumberland  , Durham   und die schottische Grasschaft Fife  . In einigen Revieren weigern sich viele Arbeiter zu stimmen und erklären bei der Abstimmung, sie hätten bereits bei Beginn deS Streiks ihre Meinung zum Ausdruck gebracht. Bis jetzt sind folgende Ziffern bekannt: 122072 Arbeiter haben für, 107 907 gegen die Fort- setzung des Streiks gestimmt. Das Endresultat ist noch ungewiß.__ Das luitizocrfcrcchcn des Zarismus an den Armeniern. Genosse P a rv u S schreibt unS: In Petersburg   spielt sich jetzt der Prozeß der armen i- s ch e n ParteiD a s ch n a I z u t j u n" ab. Diese Partei wird von der russischen   Regierung doppelt g«. haßt: weil sie eine Stütze der Revolution in Rußland   war und eine Stütze des Parlamentarismus in der Türkei   und in Persicn ge- worden ist. Der Prozeß gehört also zum Teil in das Kapitel der russischen   Orientpolitik. Während der Revolution haben die Schergen deS ZarentumS die tatarischen   Maffen aufgehetzt und ArmeniermassakreS ver- anstaltet nach türkischem Porbild wie sie ja auch nach demselben Vorbild Pogroms der Inden und der Intelligenz arrangierten. Dann kamen die Strafexpcditioncn mit der Brandfackel, die ganze Dörfer einäscherte, blühende Besitzungen in Staub verwandelte, und der Orgie der Soldateska, die alles niedertrat und in Blut ertränkte. Und jetzt als Abschluß des Rachewerkes der Monstre- Prozeß gegen die ParteiDaschnakzutjun". AuS Anlaß dieses Prozesses wurden mehr als 2900 Personen in Untersuchungshaft genommen, von denen 899 längere Zeit zurückgehalten wurden: von diesen wieder wurden 159 auSgc- schiede», gegen die Anklage erhoben wurde und jetzt der Prozeß geführt wird. Von den 159 Angeklagten hat einer bereits 5 Jahre Untersuchungshaft hinter sich, S9 je 4 Jahre. 39 je 2 Jahre, 48 je 1 Jahr das sind zusammen 433 Jahre Untersuchungshaft. Dabei wurde noch ein Teil der Angeklagten einige Monate vor dem Prozeh gegen Kaution freigelaffen, wofür in Summa 799 999 Rubel Kaution zu stellen waren. Die lange Untersuchungshaft hatte zum Zweck, die Angeklagten mürbe zu machen und ihre Qualen zu vermehren. Trotzdem aber die Anklage jahrelang geführt wurde, ergibt sich jetzt, daß der An- klagoakt sich auf g-e fälschte Dokumente stützt. Rur   ein- zelne dieser Fälschungen mögen hier zur Charakteristil der russi« schen Justiz angeführt werden. Denn, wenn man alleS anführen wollte, so würde daS zahllose Zeitungsspalten füllen. Der Angeklagte Talgodschijeff wirb beschuldig!, einen Mutb- «Uschlag auf einen gewissen Keschitnjan und einen gewiß en Muchtaroff verübt zu haben. Der Anklageakt stützt sich auf die Bekundung der. Angefallenen, die protokollarisch erklärt haben sollen, daß sie in dem Angeklagten den Angreiferdesgleichen erkennen", daß er ihmsehr ähnlick," sei. Die photographische Expertise hat aber erwiesen, daß es im Protokoll vielmehr hieß:nicht er» kenneu",nicht ähnlich" und daß diese Worte von anderer Hand indesgleichen erkennen" undsehr ähnlich" umgeändert wurden! In einem anderen Dokument, das denselben Angeklagten betrifft, wurde der NameDolgori" in den NamenDolgodschijeff" gefälscht. Damit nicht genug! Es wurde ein gefälschtes Protokoll produziert, das den echten Namen, des Untersuchungsrichters Lischt« und den gefälschten Namen des V i ze p ro I u r o r s Alexe- j e w z e f f trug. Herr Lischin hat also in einem amtlichen Dokument den Namen seines eigenen Kollegen gefälscht, um einen Unschuldigen an den Galgen zu bringen. Um den Angeklagten Arakeljian zu treffen, benutzt der Unter- suchungsrichtcr ein Dokument, das von einem Areweljian herrührt: er ändert bloß dasw" in eink". Eine Kleinigkeit, nicht wahr? Und das bringt dem Manne Zwangsarbeit! Die Anklage gegen Davidjanz stützt sich auf einen Brief, der vom 14. August 1997 datiert ist. Der Angeklagte wurde aber schon am 11. August 1997 verhaftet. Er konnte aber nicht eine Handlung begehen, zu der er erst drei Tage später aufgefordert wurde. Wie hilft sich der Anklageakt? Er ändert die Zahl 14 in die Zahl 7, und nun klappt die Geschichte. Eine Eintragung im Notizbuch deS Angeklagten Sawrijeff: Müsch 5909 R.", d. h. 5999 Rubel für das Krankenhaus in der Stadt Müsch, wird wie folgt umgefälscht:Eriwan Muschegjan 6999 Rub.". Aus..Amassija" wird ,.G. MenjaS" gemacht. Aus Dato" wirdDawtjanz Charkoff" usw. ' Der Angeklagte Danieljan wird des Mordes beschuldigt. Die Anklage stützt sich auf einen Brief, der angeblich in der Tasche deS Ermordeten gefunden wurde, von ihm selbst herrührt und lautet: Wenn ich getötet werde, so hat es kein anderer getan als Danieljan." Der Angeklagte und seine Freunde konnten es sich nicht erklären, wie der Ermordete zu dieser Anschuldigung kommen konnte. Man forschte nach und verschaffte sich Briefe des Ermor» deten, die er an seine Frau und Fmnilie schrieb. Sofort ergab es sich, daß die Handschrift eine ganz andere ist, daß der angeblich in der Tasche des Ermordeten gefundene Brief eine dreiste und plumpe Fälschung war. Der Gerichtshof selbst hat, trotzdem er völlig unter ber Fuchtel der Regierung steht, über 79 solcher Fälschungen zugeben und die betreffenden Akte annullieren müssen. Wieviele Fälschungen sind aber unberücksichtigt geblieben? Denn der Prozeß, der unter AuS- schluß der Oeffentlichkeit geführt wird, wird so geleitet, daß es den Verteidigern fast unmöglicb ist, mit ihren Anträgen durchzudringen. Wieviele Fälschungen konnten bei dem Riesenumfange deS Pro- zesses überhaupt nicht zur Evidenz gebracht werden. Denn Fälschungen zu machen, ist viel leichter, als sie aufzudecken, und der Verteidigung stehen weder so viel Zeit noch solche Riesemnittel zur Verfügung, als die zarischen Beamten anwandten, um diesen gor- dischen Knoten zusammenzuknüpfen. Der Anklageakt allein umfaßt 499 Druckseiten in Folio, zweispaltig gedruckt; der Auszug auS dem Material umfaßt 6999 Druckseiten in Folio, zweispaltig; die Hand» schriftlichen Grundlagen dieses Materials umfassen 135 Bände mit 44 000 Foliobogem Gerade dieser Ricsennmfang deS Prozesses war es, der die Fälscher besonder? dreist macht«. Selbst amtliche Berichte der Jen- tralleitung der politischen Gendarmerie wurden in ihr Gegenteil umgelogen. So wurde von dieser der Angeklagte Chaschak als der hauptsächliche Theoretiker" der Partei charakterisiert der An. klageakt machte daraus denhauptsächlichen Terroristen". Organ!» satilmen wurden erfunden, die niemals existierten. So z. B. ein Erkundungsbureau", das nur in der Phantasie des Untersuchungs- richters bestand; eine geheimnisvolleErfchreckungSkommission", ebenfalls ein Wahnsinnsprodukt der kriminellen Phantasie der Ber- fasser der Anklageschrift. Als Vorsitzender dieser erschwindelten ErfchreckungSkommission" bezeichnet der Anklageakt den armem- schen Dichter Aharonianz, dessen Schriften übrigens auch dem deutschen   Publikum durch eine Retlamsche Ausgabe bekannt geworden find. Die zarische Regierung bedient sich in diesem Prozeß der Fäl. scher von Beruf und der Verbrecher aus Anlage, die. geleitet von ihrer kriminellen Phantasie und angespornt von der Jagd nach Aus­zeichnungen ein Lügengewebe geschaffen haben, das ebenso grotesk wie fürchterlich ist, und ein Richterspruch wird gefällt werden, dessen einziges Gefühl die Rache, einzige Räson der Schrecken ist. Und dieses Verbrechen, dem wackere Menschen, begeisterte Führer des Volkes, Denker und Dichter zum Opfer fallen, voll- zieht sich ungestraft vor den Augen der ganzen zivilisierten Welt! Der lirleg. Die Tätigkeit der italienischen Rote Meer-Flottr. Perim, 2. April.  (Meldung deS Reuterschen BureauS.) DaS italienische KriegsschiffPiemonte" hat offiziell vom 1. April an die Blockade für die Häfen Löheia und Kamara, zwei bedeutende internationale Pilgerstationen, und S a l i f, wo sich türkische Salzwerke befinden, angekündigt. Die Italiener haben den britischen DampferW o o d c o ck" in der Nähe von Loheia angehalten und nach Massaua   gebracht. Die Italiener haben da? Kabel zwischen der Insel Kamara und dem arabischen  Festland zerschnitten. Vom tripolitanischen Kriegsschauplatz. Tobrnk, 2. April. Auch gestern machten die Türken und Araber wiederholt den Versuch, die Italiener bei ihren Arbeiten an einem neuen Fort durch Gewehrfeuer zu hindern, wurden durch das Artillerie- und Gewehrfeuer der italienischen DeckungStruppeu zurückgewiesen und hatten Verluste zu verzeichnen, trotzdem sie sich in gedeckten Stellungen zu halten bemühten. Auf italienischer Seite wurde ein Soldat leicht verletzt. Die Bauarbeiten konnte» ohne Unterbrechung weitergeführt werden. Tripolis  , 2. April. In der gestrigen Nacht rückte eine etwa hundert Mann starke Abteilung Araber gegen Ainzara vor und beschoß daS Fort, wurde aber beim Licht der Scheinwerfer durch einige Kanonenschüsse verjagt. Bcschlagnalime eines Schiffes. Rom  , 2. April. Heute haben zwei italienische Torpedoboote auf der Höhe der Küste von Sizilien   den DampferElpiS" an­gehalten, der im Verdacht stand, Kriegskonterbande an Bord zu führen. politische üebcrftcht. Berlin  , den 2 April 1912. Der klerikale Kurs in Bayern  . DieMünchener Neuesten Nachr." beschästigen sich in einem Leitartikel mit der in gestriger Nummer desVorwärts" berichtete» kuriosen Interpretation des Jesuitengesetzes durch die beide»