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bayerischen Minisier b. AnMng und Sode« und bringen bei dieser Kemuniz einen Vorfall zur Sprache, der deutlich zeigt, wie sich das ge klerikale bayerisch  - Ministerium über die Reichsgesetze hinweg- . Da» Blatt erzählt: Es gibt aber noch eine dritte Hrt von Ordenstätigkeit der Jesuiten  , die nach dem Reichsgesetz gleichfalls verboten ist: die iogenannien Exerzitien. Von diesen sagt die Entschließung der beiden Ministerien nichts. Dadurch aber wird eine Unklarhett geschaffen, die von den Jesuiten   benützt werden kann und tatsächlich benützl wird, um die verbotenen Missionen unter dem Decknamen von Exerzitien doch abzuhalten. In München   hatten wir dafür in den letzten Tagen ein lehrreiches Beispiel: In der Stadtpfarr- kirche in Haidbausen fand. wie das Stadlpfarramt, gez. Möns. Widmann. bekanntgab, in der Zeit vom PassionSsonntag bis Palmsonntag, 24. bis S1. März, eine »heilige Mission* statt, bei welcher die sämtlichen Predigten der Jesuitenpater Professor Franz Taver Hayler hielt. Nachdem in der Presse auf diese Verletzung deS Reichsgesetze» über den Jesuitenorden aufmerksam gemacht worden war. wurden in der Bekanntmachung des Stadt« Pfarramts von Haidhausen   die Worte»heilige Mission' durch »heilige Exerzitien' ersetzt. Im übrigen blieb der Inhalt der Bekanntmachung der gleiche. So Ivurden aus einer verbotenen .Mission' durch einen Federstrich»Exerzitien', die, wahrscheinlich schon unter der Wirkung der neuen, bisher geheim gehaltenen Ministerialentschließung, unbeanstandet ge« blieben sind. Nach unserer Meinung mögen die Jesuitenpater« nach Belieben »Misstonen',.Exerzitien' oder»Konferenzen' abhalten; aber vor« läufig ist das Jesuilengesetz noch Reichsgesetz, und auch die neue klerikale bayerische   Regierung ist verpflichtet, Reichsgesetze«inzuhalten und nicht zu dulden, daß unter ihren Lugen solche Gesetze offen- kundig verletzt werden.__ TaS bundesrätliche Einverständnis über die Deckungsfrage. Die..Nordd. All gem. Ztg.» veröffentlicht halb­amtlich das Folgende: »Der Bundesrat ist vor seinem Eintritt in die Osterpause zu einem Einverständnis auch über die DeckungSvorlage für die neuen Wehrforderungen gelangt. Der hiernach aufzustellende Gesetzentwurf zur Abänderung der Kontingentsbestimmungen des BranniweinsteuergesetzeS wird binnen kurzem seine formale Ausgestaltung erhalten, und cS ist mit Sicherheit zu erwarten, doh er dem Reichstag bei seinem Wieder- zusammentritt nach Ostern gleichzeitig mit den Wehrvorlagen zu- gehen wird.' f Die»National-Ztg.» bemerkt da�u, daß diesEin­verständnis' hoffentlich nicht wieder so unerquickliche Aus- etnandersctzungen der beteiligten Regierungen nach sich ziehen werde, wie die berühmteEinmütigkeit' in der Frage des Verzichtes auf die Erbanfallsteuer. Diese nationalliberale Anmerkung ist durchaus begründet. wen» man sich erinnert, baff ja auch dieNordd. Allgem. Ztg.' beysuptet hatte, daß man im Bundesrat einstimmig der Ansicht gewesen sei, daß eine erneute Einbringung der Erbschaftssteuer einen politischen Fehler darstellen würde. Hatten doch un­mittelbar nach dieser offiziösen Erklärung derNordd. Allgem. Zeitung' verschiedene Bundesstaaten nichts eiligeres zu tun, als diese Darstellung für unrichtig zu erklären. So die sächsische, die württembergische, die braun- s ch w e i g i s ch e und bis zu einem gewissen Grade auch die arrh altische Regierung! Sollte eS also diesmal wirklich zu einem faktischen Ein- jpcxständnis der bundesstaatlichen Regierungen über dieDeckungS- frage für die neuen Militärvorlagen gekommen sein, so wäre eS schon dringend wünschenswert gewesen, auch gleichzeitig Mit- teilung über das einmütig geplante Deckungsmtttel zu machen' Darüber nähere Auskunft zu geben, wäre eigentlich unter solchen Umständen diePflicht des offizlösenBlattes gewesen. Denn je früher eine Diskussion über die Deckungsabsichten der Verbündeten Regierungen eingesetzt hätte, desto gründlicher hätten die Steuerprojekte erörtert werden können. Aber auf eine solck gründliche Behandlung der Steuer- plane kommt es dem offiziösen Organ offenbar viel weniger an, als auf die Konstatierung, daß die bundesstaatlichen Regierungen unter sich einig sind über die nächste Steuer- schröpfung. Wie die V o l k s m a s s e darüber denkt, ist den Bundesstaatsvertretern anscheinend außerordentlich gleich- gültig!_ Die Bachemite« unter sich. Die»Köln  . VolkSztg.' stellt sich höchst erfreut über das Aus- scheiden des bisherigen Reichstagsabgeordneten Hermann Roeren   aus der Zentrumsfraklion. Sie schreibt: »Wie glücklich würden die Nationalliberalen sein, wenn st« so einig und geschlossen wären, wie das Zentrum. Die Einigkeit und Geschlostenheir des Zentrum» läßt letzt gar nicht« mehr zu wünschen übrig, nachdem die Abgeordnelen Bitter und Fle»scher nicht wiedergewählt worden sind, der Abgeordnete Graf OpperS- dorff in da« Zentrum nicht aufgenommen wurde und der Ab- geordnete Roeren seinen Austritt au« den beiden Zentrum«- fraktionen vollzogen hat. Was außerhalb der Fraktionen und überhaupt außerhalb der großen Organisationen der Zentrums« Partei jetzt etwa noch spielt, ist für das Zentrum als solche« be- langloS. Danach rechnet die»Köln  . BolkSztg'' alle jetzigen Zentrums- abgeordnete des Reichstages zur Gefolgschaft der Bachemilen. Hamburger Fleischpirate«. Aus Hamburg   wird uns geschrieben: In der Budgetberatung der Hamburger Bürgerschaft kam eS am Montagabend in einer Extrasitzung beim ArtikelSchlachthof und Viehmärite" zu �regten Auseinandersetzungen über das rigorose Vorgehen der Schlächterinnung. Im Vorjahre haben Senat und Bürgerschaft beschloffen, eine Statistik über.Ham« burger gleischpreise herauszugeben; jedoch hat die Schlächter- innung den Meistern auf» strengste untersagt, ihre Detailpreise der Schlachthofdeputation mitzuteilen, angeblich, weil es nicht möglich sein soll, eine einlvandfreie Liste der Fleischpreise auf» zustellen. In Wirklichkeit will die Innung natürlich unser Ge. uosse Krause sowie Vertreter anderer Parteien wiesen nach- drücklich darauf hin, die Preistreibereien und die zeitweiligen gewaltigen Spannungen zwischen Engros- und Detailpreisen der- schleiern Zur Agrarpolitik gesellt sich so die ebenso rücksichtslose Profitmqcherei de« Detaillistentums und der Konsument. ist der Leidtragende dabei. Disziplinarverfahren gegen de» Borstand des Leipziger Lehrervereins. Im Mai vorigen Jahres hielt Rechtsanwalt Dr. Schiller im Leipziger   Lehrervercin einen Vortrag, in dem er die Schmerze» der sächsischen Lehrerschaft zum Ausdruck brachte. Dr. Schiller nahm die Schulinspcktion und die leidige Schulburcaukratie unter die Lupe, kritisierte das Verfahren gegen einige Dresdner   Lehrer, die eine sozialdemokratische Versammlung besucht hatten, und da» Chemnitzer   Verbot, nach dem Lehrer nicht Mitglieder drS Vor­stand«» eine» Wirtschaftsvercins sein dürfen. Gegen den ersten unk ftn zEeiten Vorsitzenden de« Leipziger LehrervereinS wurde dann von der Leipziger   Bezirksschulinspektion ein Disziplinarverfahren eingeleitet, da beide den Vortrag im Berein geduldet, ja ihn sogar vorher gelesen und dem Referenten nachher den Dank des Vereins abgestattet hatten. Da eine Berufung gegen die Entscheidung der Schulinspektion unstatthaft ist, ließen die beiden Lehrer durch Rechtsanwalt Dr. Steckner die Nichtigkeitsbeschwerde beim Sächsischen   Kultus­ministerium einreichen. Diese Beschwerde hat nach einer Meldung derLeipziger Neuesten Nachrichten' das KulwSmimsterium jetzt zurückgewiesen, da die Beschwerdeführer sich durch Duldung des Vortrages eines achtungswidrigen Benehmens gegen die Schul- behörde im allgemeinen und gegen ihre dienstlichen Vorgesetzten im besonderen schuldig gemacht haben. Gänzlich unbegründet sei ihre Berufung auf das Vereinsgesetz. Dieses laste solche Beschränkun- gen des Rechtes, Vereine zu bilden und sich zu versammeln, unbe- rührt, die sich aus den besonderen Pflichtbeziehungen zwischen Be- Hörden und Beamten ergeben, und die jeder Beamte und jeder Lehrer bei Ausübung seiner staatsbürgerlichen Rechte zu berück- sichtigen verbunden fei._ Eine neueChebrufe". Ein Unternehmer, der für eine von der Reichswcrft in Kiel  ausgeschriebene Submission eingereicht hatte, erhielt folgenden Brief: Ich habe in Erfahrung gebracht, daß Sie sich an der Sub- Mission der Kaiserlichen Werft in Kiel   beteiligt haben. Die von Ihnen angegebenen Preise sind aber bedeutend billiger als diejenigen, welche die Vereinten deutschen   Großhändler für die Submission festgesetzt haben. Ich gestatte mir, Ihnen nach- stehend die festgesetzten Preise zur gefl. Kenntnisnahme zu unterbreiten mit der höflichen Bitte, Ihre Offerte doch cnt- sprechend berichtigen zu wollen. Ich nehme an. daß eS Ihnen nicht darum zu tun ist, unsere Bestrebungen zu stören, sondern daß Sie in dem vorliegenden Falle nur aus Unkenntnis so billige Preise offeriert haben. Unter Benutzung des beiliegenden Freikuvertö bleibe ich, Ihre Bestätigung erwartend, daß Sie Ihre Offerte zurückgezogen bezw. meinen heutigen Angaben ge- inäß berichtigt haben, wofür ich Ihnen im voraus im Namen der Vereinigten Grohbändlcr verbindlichsten Dank sage.' Der Unternehmer bekam später noch einen zweiten Brief von der Vereinigung der Großhändler, worin angefragt wurde, ob er die Berichtigung schon abgesandt habe. Das ReichSmarincamt dürfte sich für folgend« Fragen interessieren: 1. Wer hat der Ver- einigung der Großhändler die Mitteilung gemacht, wie hoch die Offerte deS Unternehmer» war? Die eingereichten Offerten muffen doch vor der amtlichen Oefftiung geheim gehalten werden. 2. Wer hat dem Verein der Großhändler die Mitteilung gemacht, daß der Unternehmer eine Berichtigung seiner Offerte im Sinne der For- derungen der Großhändler noch nicht abgesandt hatte? Aus dem großen Kieler Werstprozeß ist die berüchtigteChebruse" bekannt; besteht ebenso wie damals für den Althondel mit der Werft auch eine solche.Chebruse' für Arbeiten und Lieferungen für die Werf» Vielleicht läßt dem Staatssekretär des ReichSmarineomtS die Ver­tretung der Flottenvorlage doch noch soviel Zeit, sich auch einmal mit der Vergebung der Arbeiten und Lieserungen durch die Reichs- werft zu beschäftigen._ Ocftemlcb. Gleiches Recht für die Konsumvereine. Da« Abgeordnetenhaus hat in seiner letzten vierzehn- sillndigen! Sitzung vor den Osterscrien das Gesetz verabschiedet, da« alle nicht auf. Gewinn. berechneten Genossenschaften der gleichen Besteuerung unterwirft und den Konsumvereinen und Arbeiter- produktivgenoffenschaften die gleiche Behandlung garantiert wie Mittelstands- oder LandwirtSgenoffenschaften. Der fanalisch« Arbeiter- haß deS Deutschen Nationalverbandes äußerte sich in einem gemeinsam mit der christlichsozialen Krämerpartei gestellten Rück- verwcisungSantrag. Er wurde aber mit den Stimmen der Sozial- demokraten und der slawischen Parteien abgelehnt und da« Gesetz mit der gleichen Mehrheit beschloffen. In der gleichen Sitzung wurde auch die im Herrenhaus schon einmal versandete Vorlage angenommen, durch die die strafrechtliche Verfolgung de« Kontrakt- bruch« der Arbeiter beseitigt wird. Die 17. September-Justiz. Der Oberste Gerichtshof   hat die Bluturteile, die das Landes- gericht Wien   gegen die wegen der Teuerungskrawalle vom 17. Erp- tember 1911 Verhafteten fällte, ein» nach dem anderen als recht«- widrige Tendenz. Wahlsprüche' gekennzeichnet. Nun ist im Wieder­aufnahmeverfahren auch da» allererste jener Schreckensurteile gebrantmarkt worden. Ein jetzt al« völlig schwachfinnig erkannter armer Teufel war wegen Einwerfen« einer Laterne zu einem Jahr schweren Kerker« sZuchthau«) verurteilt worden. Jetzt, nachdem er vier Monate verbüßt, kam er mit drei Tagen Arrest davon I Die Laudtagswahlreform iu Böhmen  . Noch heute sind die Arbeiter im Landtag des industriellsten Landes der Monarchie dank dem schandvollen Geldsackswahlrecht un- vertreten. Die Deutsch.freiheitlichen' verschleppen seit Jahren selbst die bescheidene Vorlage der Regierung, die zu den 242 GeldsackS- Vertretern 43 Mandate der bisher vom Wahlrecht Ausgeschlossenen hinzufüge» will. Da? geht den Deutsch.freiheitlichen' zu weit und sie wollen es arbeiterfreundlich reduzieren. Einer sozialdemokrati- scheu Abordnung unter der Führung de« Landesvertrauensmannes für Deutschböhmen, Abg. Genoffe Seliger, erklärte nun der Ministerpräsident Graf Stürgkh. daß die Regierung an ihrer Vor- läge festhalten werde. Das gleiche Wahlrecht lehnt sie für die Land- tage prinzipiell ab. Snglatid. Das Frauenwahlrccht. Au« London   wird uns geschrieben: Mit der Ablehnung der sogenannten Versöhnungsvorlage der Frauenrechtlerinnen durch da« Unterhaus ist nicht nur diese besondere Maßregel wahrscheinlich für immer abgetan, sonder» hat auch die Sache de» FrauenstimmrcchtS im allgemeinen einen empfindlichen Schlag erlitten. Ein größerer Umfall war kaum denkbar. Dieselbe Vorlage, die im vorigen Jahr mit Söä gegen 88 Stimmen die zweite Lesung passierte, ist jetzt von demselben Untcrhause mit 222 gegen 298 Stimmen in zweiter Lesung verworfen worden. Eine Reihe von Umständen haben zu diesem Ergebnis beigetragen. Eine Analyse der Stimmen zeigt, daß die Mehrheit gegen die Vorlage sich aus 114 konservativen, 78 liberalen und 36 irischen Stimmen zusammensetzte, während 117 Liberale, 63 Konservative, 26 Arbeitervertreter und 8 unabhängige Iren für die Bill stimmten. Im vorigen Jahre hatte die Arbeiterfraktion fast vollzählig für die Vorlage gestimmt, und der diesjährige Abfall erklärt sich wohl hauptsächlich au« der Abwesenheit der fünfzehn Bergarbeitervertreter in den Streikgebieten. Wären sie anwesend gewesen, dann hätten sie wahrscheinlich auch, diesmal für die zweite Lesung gestimmt, obickion bekanntlich gerade die Berg- arbeiter einem beschränkten Frauen Wahlrecht stark ab- geneigt sind. Von den Iren, die jetzt geschlossen gegen die Vorlage stimmten, hatten im letzten Jahre 31 dafür und nur 9 dagegen ge- stimmt. Sie gingen jetzt deshalb gegen die Vorloge vor, weil die Pasfierung der zweiten Lesung diesmal auch die weiteren Stadien der Verhandlung nach sich gezogen Hütt«, z« welchem Zwecke der Ministerpräsident den Frauenrechtlerinnen eine volle parlamentarische Woche zur Verfügung gestellt hat. Herr ASquitH   Blieb bei diesem Versprechen, ob schon er je'Udem sich zur Eindringung einer allgemeinen Wahlrechtsreformbill verpflichtet hat, bei deren Verhandlung die Frage des Frauenwahl« rechts in Form eines Amendements zur Entscheidung kommen soll. Unter diesen Umständen wollten die Iren die Zeit für die weitere Verhandlung der BersöhnungSvorlage nicht opfern, die die» die Aus« sichten der Homerulebill beeinträchtigt hätte. Die Aussichten der Gesetzwerdung der Versöhnungsvorlage waren übrigens ohnehin sehr gering, da sie nicht nur mit der Feindseligkeit der Gegner de« Frauenstimmrechts wie deS Ministerpräsidenten, sondern auch vieler grundsätzlicher Anhänger, wie Lloyd George   und Churchill  , die aber ein demokratisches Frauenwahlrecht wollen, zu rechnen gehabt hätte. Endlich zeigt eS sich, daß 16 Liberale und 19 Uniomsten, die im vorigen Jahre für die Vorlag« stimmten, jetzt gegen dieselbe stimmten und'daß eine viel größere Zahl von Abgeordneten beider Parteien, die in der letzten Session die Bill unterstützten, sich jetzt der Abstimmung enthielten. ES kann keinem Zweifel unterliegen. daß die hysterischen Kapriolen und Fensterdemolierungen der Suffragette  » teilweise den Vorwand zu djesem Umfall en gros ab« gegeben haben. So lange die SuffragetteS sich damit begnügten, die Zylinderhüte von Ministern und die Fensterscheiben der Regierung«- gebäude einzuschlagen, ließ man sich eS gutmütig gefallen und be« handelte sie, wenn sie verurteilt wurden, als privilegierte Gefangene. Seitdem sie sich aber durch die Deinolierung von Ladenfenfter» an dem heiligen Privateigentum vergriffen haben, haben sie die sbopooroczr" und da» allgemeine Philistertum gegen sich aus- gebracht. Jetzt haben sie zu büßen, wenn auch natürlich noch lange nicht in dem Maße und der Weise, wie Arbeiter es müßten, die sich etwa Sehnliches erlaubten. ES ist anzunehmen, daß die be- liebtenKampfeSmethoden' der Suffragette« unter solchen Umstände» wenigstens für einige Zeit aus der Mode kommen werden. Viel ernster aber ist, daß die grundsätzlichen Gegner jede« Frauenwahlrechts aus der Ablehnung der Versöhnungsvorlage neuen Mut schöpfen werden. Die Hoffnung, daß eS ans Anlaß der ver- sprochenen Reformbill zur Verwirklichung deS Fraurnwahlrecht» kommen wird, hat sich jedenfalls stark verringert. Lloyd George   über das Budget. London  , 2. April. Unterhaus. Bei der Einbringung des Budgets führte der Söhatzkanzler Lloyd George   aus, der erzielte Ueberschuß von 6 646 999 Pfund Sterling sei der größte jemals verzeichnete. Der Voranschlag der Ausgaben für 1912/13 betrage 186 886 999 Pfund Sterling. Die Steigerung von 6 819 999 Pfund Sterling gegenüber dem Budget von 1911/12 fei hauptsäch- lich zurückzuführen auf das VersicherungSgesctz und die Bevstaat- lichung deS Telephondienstcs. Die günstige Entwickclung von Handel und Wandel hätte all« Erwartungen übertroffen. Die Hauptsteuern hätten ein günstiges Ergebnis gehabt, ungeachtet de» Streiks, der bis zum 31. März eine Minderung der Einkünfte um 490 999 Pfund verursacht hätte. Der Minister verweilte hierauf lange bei den Wirkungen de» Budgets von 1999. Er erklärte, die wirtschaftliche Lage habe sich seither stetig gebessert und die Arbeitslosigkeit abgenommen. Der Minffter sprach hierauf über die Verwendung der erzielten Ueber- schüsse. Mancherlei Umstände mühten aber berücksichtigt werden. So stellten zum Beispiel 1 699 999 Pfund der erzielten Ueberschüsse Geld dar, das im letzten Jahre nicht für die Flotte verwendet wor- den sei, obschon es zu diesem Zweck vorgesehen war, das aber dieses oder das nächste Jahr dafür verwendet werden würde. Ob« schon er erwartete, daß der Kohlen streik diese Woche bei» gelegt werden würde, müßte er doch seine Wirkungen auf Handel und Wandel und die Staatseinkünfte im Auge behalten. Er müßte auch mit der Möglichkeit rechnen, daß jene erhöhten Ausgaben nötig werden würden, auf die von Churchill   in seiner machtvollen Red« hingewiesen worden sei. Keiner bedauere mehr als er die ungeheuren Ausgaben für Rüstun» gen; aber soviel hänge von der Sicherung der ab- soluten Unverletzlichkeit derKüsten Englands« b, daß, wenn wir uns irren sollten, wir uns nur irren dürften, indem wir zuviel tun. Der Minister schlug vor, für den Augenblick den gesamten Ueberschuß zur Stär, kung de« Staatsschatzes zu bestimmen. 6chwecl(ti. Das Frauenwahlrecht. Stockholm  , 2. April. Dem Reichstage wurde haute ein Gesetzentwurf der Regierung über das politische Wahlrecht der Frauen unterbreitet. Der Gesetzentwurf be- zweckt die Verleihung des aktiven und passiven Wahlrecht» an die Frauen in gleichem Maße wie an die Männer. Verheiratete Frauen, deren Männer in den letzten drei Jahren keine Steuern bezahlt haben, sollen kein Wahlrecht haben. Marokko. Der Sultan   mußte sich füge«. Paris  , 2. April. Au» Fes wird unter dem 1. April gemeldet: Der ProtektoratS-Vertrag umfaßt 7 oder 8 Artikel. Der Sultan   unterzeichnete den Vertrag eigenhändig. E» geht da» Ge» rächt, daß der Sultan   am ersten Tag« nicht geneigt schien, zu unterzeichnen, daß er aber später keine Schwie- rigkeiten gemacht habe. Der Text, den Regnault au» Pari» mit» gebracht hatte, blieb unverändert. Paris  . 2. April.Matin" schreibt: Der Widerstand, den Sultan   Mulay Hafid   anfänglich der Unterzeichnung de» ProtcktoratsvertragS entgegensetzte, bezog sich fast ausschließlich auf die Vertragsklausel, die Bestimmungen über die Rechte Spanien  » und die Jnternationalität Tanger  » enthält. Frankreich   hat, indem eS mit Nachdruck diese beiden Bestimmungen aufrecht erhielt, einen neuen Bcwei» seiner Redlichkeit Spanien   und England gegenüber gegeben. Hoffentlich wird die Madrider Regierung die von Frank» reich bei dieser Gelegenheit bewiesene freundschaftliche Haltung an- erkennen. Aegypten  . Ein Gefecht am vbereu Nil. Kairo  , 2. April.  (Meldung des Reutcrschen Bureau».) Wie datz Kriegsamt bekannt gibt, stieß eine kleine, von einem britischen Offi- zier befehligte Expedition, die in das Gebiet der A n h u a k am oberen Nil entsandt tvar, um diesen Stamm für von ihm unternommene Raubzüge zu bestrafen, am 16. März auf starke feindliche Streitkräfte. Der Kampf fand im dichten Busch statt. Tie AnYuäk wurden zum Rückzug gezwungen und die Dörfer in der Nachbarschaft von Odonga eingenommen und zerstört. Von den Truppen wurden zwei britische und drei ägyptische Offiziere sowie zwciundvierzig sudanesische S o I» d a t e n getötet, ein ägyptischer Offizier und zwölf Manu ver- wundct. Die Anzuak hajftn schwer« Verluste.